Besprechung mit dem Trecenarius

  • Damit war der offizielle Teil beendet. "Doch, mein Kaiser, ich habe noch ein Geschenk für dich," wollte sich Verus erkenntlich bei seinem Meister zeigen, und hatte ihm ein wertvolles Geschenk bringen lassen. "Eine Eule," sagte der trecenarius mit einem schelmischen Grinsen, als man einen Vorhang unweit zur Seite zog und ein goldener Käfig zum Vorschein kam. In diesem großen Käfig saß eine schöne Eule auf einer Stange und blickte den Kaiser mit einem schiefen Kopf an und gab den typischen Ton von sich. Ein Sklave fütterte sie mit einem Stück Fleisch, welches über einen Spieß hinein gehalten wurde. "Eulen stehen für Weisheit und als Dank für deine Weisheit, die uns alle anleitet, war es für mich ein Anliegen diesen Dank auszudrücken." Verus senkte - nicht als Vorbeugung - sein Haupt.

  • Dass der Tiberier plötzlich noch ein Geschenk überreichte, machte sein Verhalten für den Kaiser nicht besser einzuschätzen. Nicht, dass ein Kaiser nicht ständig Geschenke bekam. Aber normalerweise geschah so etwas am Anfang einer Audienz, um das Wohlwollen des Kaisers zu gewinnen. Außerdem war eine Eule natürlich doch... extravagant.


    Trotzdem erhob er sich und musterte das Tier genauer. "Ein sehr hübsches Ding. Hat sie einen Namen?" fragte er dann. Dabei fragte er sich, was der Trecenarius mit dieser Eule sonst noch ausdrücken wollte. Die Weisheit des Kaisers, die alle anleitete... das klang doch ein bisschen schwülstig für diesen vielschrötigen Offizier.

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  • Welche Absichten hatte ein Mann, der die Welt fürchtete? Verus schlenderte genügsam neben seinen Imperator. "Die Namensgebung obliegt dir, Imperator. Es handelt sich um männliches Tier," vermeldete Verus und deutete auf den Käfig. "Es ist Geschenk, welches nichts verlangt. Ich erwarte mir keine Gunst oder Zuwendung," sagte der trecenarius. "Nur eines, wenn mir etwas zustößt, dass du für ein geeignetes Begräbnis meiner Person sorgst. Ich habe die Sorge, dass mir etwas zustoßen könnte, da ich in Bereichen ermittle, die überaus gefährlich sind. Zwar halten wir eine Sterbekasse vor aber die Ehrung und Begleitung des Toten durch den Augustus würde zumindest meinem Tode etwas Würde geben," teilte Verus seine Sorge offen mit.

  • Einen Augenblick betrachtete der Kaiser das Tier schweigend. Es war wirklich hübsch. "Ich werde ihn Orestes nennen." entschied er dann. Nach dem Schützling der Athene.


    Als der Tiberier dann explizit betonte, dass er keine Gegenleistung erwartete, schmunzelte Severus. Wer so begann, meinte in aller Regel genau das, was er verneinte. Und so war es auch diesmal. "Deinem Tod zumindest etwas Würde?" fragte er überrascht. Es klang fast so, als hätte sein Leben keine Würde. Dabei war er der Spross eines edlen Hauses. Die Tiberier hatten sicherlich genügend Geld, um einen der ihren angemessen zu bestatten. Selbst wenn er eine etwas... unorthodoxe Karriere gewählt hatte. "Vermisst du in deinem Leben Würde?"

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  • Würde. Eine Definitionsfrage. Für einige war sie ohne Bedeutung und für andere überlebenswichtig. Die Frage der Würde beschäftigte den trecenarius recht lange. Nicht, weil er plötzlich in anderen würdevoller Existenzen sah, sondern viel mehr, weil er sein eigenes Leben bedauerte. Er war gefangen in seinen Kreisen, die immer enger wurden. Eine fremde Art der Hysterie überfiel ihn, die offen und gleichsam verschlagen, zu entfremdeten Wahrnehmungen führte. Wahrnehmungen, die in seiner Welt durchaus echten Bestand hatten aber für die Außenwelt grausame Höllenbilder der Paranoia waren. Angst war sein Machtinstrument, welches gutes Gift war. Aber Giftmischer verstarben oft selbst an ihrem eigenen Gift. Um die Menge an Gift zu dosieren, trank Verus sein eigenes Gift, um sich mitunter dagegen zu immunisieren. Doch die Immunität stellte sich nur in Form einer seelischen Taubheit ein. Seine Zeit lieb ab. Nicht schnell aber beständig. Er war hier in dieser Stadt ein Fürst, einer der Mächtigen, die etwas an sich gerissen hatten, um es zu verwenden. Es ging für den trecenarius schon lange nicht mehr allein um sich selbst, sondern um sein Rom, welches durchsetzt war mit augenscheinlichen Feinden. Seine Macht benutzte der würdelose Meuchelmeister getrieben von dieser Idee. Rom war alles, was er erbetete und doch war diese Idee so furchtbar kalt und hinterließ ihm nicht einmal eine Würde. Sie nahm diese sogar im Gegenteil mit jeder Handlung, die er mit dieser Idee rechtfertigte. Die Rechtfertigung Rom hielt nicht immer, was sie versprach. Manchmal war sie auch schlicht eine Lüge, um die Sachzwänge erträglich zu machen, die mit Gewalt und Macht kamen. Verus war in eine morbide Falle getappt. Oder die Gesellschaft brauchte diese Falle und die Leute, die in diese hineintappten. Was war schon Gesellschaft? Eine Konstruktion von Gewalt und Abhängigkeiten. Verus war zynsich und blickte seinen Imperator müde an. "Ich habe keine Würde," versicherte Verus enttäuscht.


    "Als dein trecenarius kann ich auf Ehre und Anstand keine Rücksicht nehmen, sondern muss Rom und deine Wünsche mit erheblicher Macht schützen. Dennoch, nach all dem, was ich für Rom durchlebt habe, scheint mir selbst die Würde der Anerkennung verwehrt. Ich habe in Dakien gekämpft, wurde nach Germanien versetzt, habe dort gekämpft und grausame Dinge für Rom ertragen. Ich habe sie für eine stabile Ordnung ertragen und nun ertrage ich sie erneut und werde dennoch nicht beachtet. Duccius Vala verordnete einst aus Gehässigkeit eine gleichsame Auszeichnung an, wie ein Soldat, der an einem Feldzug schlicht teilgenommen hatte. In Dakien erhielt ich nicht einmal eine Auszeichnung für die Beseitigung tausender Aufständischer. Selbst hier in Rom, nach all der Arbeit und dem Geschäft als trecenarius, fühle ich mich ohne jede Würde," erklärte der um seine Seele besorgte Mann.


    "Falls ich sterben sollte und die Gefahr besteht, weil ich gegen viele Christen ermittle und diese befinden sich sogar in höchsten Kreisen, werde ich würdelos sterben und meine Familie, die mich ebenso für meinen Lebensweg verachtet, wird mich schlicht als Asche verstreuen lassen. Dabei verkennen sie, dass ich nie eine Wahl hatte. Salinator hat mir jedweden anderen Weg verbaut. Erst jetzt kann mein Bruder wieder den standeswürdigen Weg gehen. Ich stehe allein mit meinen loyalen Männern. Alles, was ich habe, ist dieses Kommando. Und wenn wir ehrlich sind, kann mit dem Amt eines Vollstreckers und Meuchlers nicht viel Würde errungen werden, da die Gesellschaft dieses Amt zwar fürchtet aber auch verachtet. Der einzige, der mir meine Würde in Form einer Anerkennung zurückgeben kann, bist du, Imperator. Ich diene dir und wünsche mir schlicht, dass mir erlaubst, mich und meine Männer zu ehren, die soviel für dich tun," offenbarte der Tiberius mit wehklagender Stimme. "Ich möchte dir weiter als trecenarius tapfer dienen und dir in privater Zeremonie mitsamt meiner Einheit einen vollständigen Treueeid in persona stellen," ergänzte er die Anforderung, die auch seine Soldaten gestellt hatten.

  • Der Kaiser machte große Augen, als Verus antwortete. Würde war jedem Römer wichtig. Einem Patrizier allemal. Was sagte es über einen Mann aus, dass er sich als würdelos betrachtete? Die Erklärung zeigte aber, was er meinte. Er fühlte sich in seiner Ehre verletzt!


    Natürlich hatte Severus nicht jede einzelne Auszeichnung seines Trecenarius parat. Aber manches wunderte ihn doch. So war ihm neu, dass der Tiberier in Dacia gekämpft hatte. Dabei hatte er eine sehr enge Beziehung zu dem Land, in dem er seine Ovatio errungen hatte. "In Dacia?" fragte er daher verwirrt.
    Der vermeintliche Hass des Ducciers gegenüber Verus war ihm dagegen ein Begriff. Die Augusta hatte diese Sache selbst angesprochen. Und Severus hatte sich informiert: "Wurdest du für deinen Mut nicht mit der Torques ausgezeichnet? Das ist doch schon ein bisschen mehr als eine Phalera." Prinzipiell konnte der Kaiser daran zumindest nichts Anstößiges finden. "Aber sei unbesorgt: Die Augusta selbst wird den Ereignissen in Germania auf den Grund gehen. Wie du weißt, ist sie bereits auf Truppenbesuch im Norden."


    Würdelos erschien dem Kaiser somit als das falsche Wort. Trotzdem konnte er den Trecenarius beruhigen: "Natürlich werde ich gern euren Treueeid abnehmen." Es war sogar beruhigend, sich der Treue dieser finsteren Einheit zu vergewissern. "Und auch für eine angemessene Bestattung werde ich Sorge tragen, mache dir da keine Sorgen." Immerhin war Verus ein enger Mitarbeiter von ihm. Ein schändlicher Umgang mit seinem Leichnam würde auch auf seinen ehemaligen Dienstherrn zurückfallen. Für ein Staatsbegräbnis taugte er vielleicht nicht. Dafür war das Amt nicht angesehen genug, wie der Tiberier ja selbst wusste. Aber auch an einem privaten Begräbnis konnte ein Kaiser teilnehmen. Das würde sicherlich auch gut für die Moral der Prätorianer insgesamt sein.

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  • "Danke," versuchte sich Verus an einer alten Höflichkeit. Trotz der Versicherung seines Kaisers, war Verus unsicher. Seine Würde war nur schwierig wieder herzustellen. Immerhin hatte er sich selbst mit Gefühlen der Reue belastet. Nicht einmal eine größere Heldentat konnte seine gefühlte Schuld aufwiegen, die er mit sich trug. Eine Schuld, die in ihrer Natur den Soldaten nicht fremd war. Verus war ein Meister seines Faches und gerade diese Meisterschaft war mit dieser unlösbaren Schuld verbunden, dass er wusste, wie man Menschen tötete und es bereits mehrfach im Namen seines Rom getan hatte. Im Krieg war er eine Bestie und im Frieden ein Gefangener. Nicht einmal die Quelle der Vergebung konnte sein stetiges Leid lindern, welches diese Seele gefangen hielt. Das dunkle Licht schien endlos und somit konnte er nur auf die Erinnerung setzen. Eine Erinnerung durch andere, die seine Taten beurteilen würden. Ein Urteil der Zeit, welches ihm vielleicht die Schuld abnehmen konnte oder ihn endgültig zu Grunde richten, indem man ihn vergaß und verdammte.


    "Ja, Dacia," wiederholte Verus abwesend, seine eigenen Erinnerungen pflegend. "Auszeichnungen sind ohne Anstand wertlos. Sie sind nur Metallgegenstände, wenn man sie nicht mit Herz und Verstand vergibt," kommentierte der trecenarius schnell aber unterließ eine Ausführung, da diese den Kaiser verunsichern konnte. Und Verus zumindest erneut in eine unangemessen fordernde Position brachte. "Deine Versicherung, dass die Augusta sich dieser Sache annimmt, ehrt mich," sagte der Mann nun wieder aufmerksamer und dies auch in der Gewissheit, ein enges Band zur Kaiserin zu unterhalten. Immerhin gab es auch an diesem Hofe Querverbindungen und Netzwerke. "Vielleicht klärt sich endlich dieser anstandslose Zustand auf," teilte Verus seine Hoffnungen mit und blickte den Kaiser wieder mit seinen ihm eigenen zynisch-kalten Augen an. "Die Männer werden dir dafür danken. Wir dienen dir und werden es weiterhin tun. Dieser Eid hilft uns sehr, mein Imperator," gab der trecenarius seinem "Supreme Leader" ebenso eine Versicherung, auch in der Gewissheit, dass er wenigstens durch den Kaiser eine Bestattung erhalten würde.


    Seine kümmerlichen Sorgen waren damit vorerst beruhigt, dass zumindest etwas von ihm Bedeutung hatte. Etwas in dieser Welt blieb, die er nicht immer besser machte. Vielleicht war nun die Gelegenheit gekommen, eine alte Bitte wieder aufkeimen zu lassen? Eine zusätzliche Versicherung für Verus Handlungen als trecenarius und auch ein Zeichen, welches Verus benötigen konnte, um sich auch intern gegen Intrigen abzusichern? Verus war vorsichtig aber in dieser Sache lange Zeit zu ruhig gewesen. Wie einst unter Caligula und Nero wollte er als trecenarius ins Klientel des Augustus aufgenommen werden, damit dieser zumindest ein enges Vertrauensverhältnis pflegen konnte und Verus in seinem Amt in direkter Befehlsweisung des Kaisers agieren konnte; stets gebunden an den Namen des Hauses. Auch war es dadurch leichter Geheimnisse zu bewahren oder merkwürdige Aktionen abzudecken, wenn man als Klient des Kaisers agierte. Es war einst üblich gewesen und Verus wollte diese Üblichkeit wieder etablieren, damit er freier agieren konnte; für sein Rom.


    "Ich habe noch eine persönliche Bitte, mein Imperator," leitete der trecenarius höflich ein und senkte dabei leicht sein Haupt. "In meiner Dienstbarkeit, meiner Treue zu Rom und dir, möchte ich dich bitten, mich als deinen Klienten zu akzeptieren, damit du auch meiner Person stets sicher sein kannst. Ich habe bemerkt, dass du emotionale Reaktionen auf meine Anwesendheit gezeigt hast, die auf eine gewisse Diskrepanz hindeuten und vielleicht sogar Unwohlsein aber dies entspricht nicht meinem Anspruch an meine Dienstbarkeit dir gegenüber. Ich verlange keine besondere Förderung, sondern möchte schlicht deinem Hause dienen, nicht nur in meinem Amt, sondern auch als Person als dein Klient," erklärte der trecenarius ruhig und betont.

  • Der Kaiser runzelte die Stirn zu dem Kommentar des Tiberiers. Was er sagte, klang ganz danach, als unterstelle er ihm selbst, dass er unverständig Orden verlieh. Dann gab er aber doch noch einen Hinweis, dass diese Aussage wohl auf den Duccier bezogen war, was Severus ein wenig beruhigte. Trotzdem blieb ein schaler Beigeschmack zurück.


    Als dann die nächste Frage kam, horchte Severus wieder auf. Die Bitte um das Patronat des Kaisers war ein kühner Schachzug, selbst für einen Trecenarius. Nachdem er geendet hatte, schwieg Severus eine Weile und fuhr sich nachdenklich durch den Bart. Er schien abwägen zu müssen.
    "Wir hatten es gerade noch von Auszeichnungen." begann er schließlich und seufzte tief. "Mein Patronat zählt wohl unter den meisten Bürgern Roms als die höchste Auszeichnung, die es zu erringen gibt: Ein direkter Zugang zu mir und meine besondere Gunst." Das war es, was jeder darunter verstand. Da sich im Grunde jeder Staatsdiener als Diener des Kaisers verstand, waren die Pflichten ja kaum größer.
    Der Kaiser setzte erneut an. "Deine Beobachtungen sind nicht ganz falsch, das will ich zugeben: Obwohl wir nun schon eine Weile zusammenarbeiten, habe ich nicht das Gefühl, dir vollauf vertrauen zu können." Das war wohl eine gefährliche Aussage für einen Geheimdienstchef. Immerhin lebte er vom Vertrauen des Kaisers. Sonst konnte er schnell weg vom Fenster sein. "Die Entscheidung etwa, ohne meine Zustimmung eine Hetzjagd auf die Christen zu beginnen, hat mich tatsächlich irritiert. Du magst deine Gründe dafür haben, aber ich hatte in dieser Sache den Eindruck, als würdest du mich nicht ins Vertrauen ziehen, was wiederum mein Vertrauen in dich erschüttern musste."
    Wieder fuhr er sich durch den Bart. "Wäre ich ein einfacher Senator, würde mich deine Bitte ehren und ich würde sie freimütig annehmen. Doch ich bin kein einfacher Senator, sondern der Imperator Caesar Augustus. Genauso groß wie meine Macht ist auch meine Bürde, den Erwartungen des Senates und des Volkes zu entsprechen. Wen ich als meinen Klienten annehme, der gilt in der Gesellschaft als ausgezeichnet. Ihm gegenüber bin ich verpflichtet, ob ich will oder nicht." Immerhin lebte auch der Kaiser davon, dass der Senat und das Volk von Rom seine Herrschaft akzeptierten. "Kurzum: Ein Patronat bei mir erscheint mir nicht geeignet, eine Beziehung zu stärken, sondern kann nur die öffentliche Bestätigung einer gestärkten Beziehung sein. Die Stärke dieser Beziehung sehe ich in unserem Fall nicht gegeben."


    Er richtete sich ein wenig auf. "Nichtsdestotrotz sehe ich mich wie alle Imperatoren als Patron aller Soldaten, besonders meiner Prätorianer. Ihr habt mir die Treue geschworen und wollt sie mir wieder schwören. Ich baue darauf, dass ihr bereit seid, diesem Eid zu folgen, so wie ich bereit bin, für euch zu sorgen und euch zu fördern, wie es einem Vater ansteht. Ich sehe hier keine Trennung zwischen einem Amt und einer Person: Euer Eid bezieht sich auf eure gesamte Person, ebenso wie ich mit all meinen Möglichkeiten für euch da bin." Immerhin erhielten die Prätorianer ja auch zusätzliche Gelder und wurden oft auch nach ihrer Dienstzeit bevorzugt behandelt. "Wenn du diesem Eid folgst und mir mit aller Kraft dienst, wenn du dich meines Vertrauens als würdig erweist." Er machte eine kurze Pause. "Dann sehe ich die Möglichkeit, dich eines Tages als meinen Klienten anzunehmen. Andernfalls fürchte ich" Wieder machte er eine kurze Pause und sah den Tiberier etwas bedauernd an. "dass sich unsere Wege trennen werden."

  • Die Sachlage war erörtert. Verus zog seine Schlüsse und beließ dieses Unterfangen als gescheitert. Vielleicht lag die wahre Macht ja nicht in der Würde, sondern in der Unwürde. Verus war unwürdig, gescheitert und hatten nur seine Machenschaften und Intrigen. Die Lügen und die Schutzburg seiner Geheimnisse, die ihm seine Männer gaben. Als Trecenarius hatte er die Macht der Dunkelheit, des Misstrauens und der Angst. Er würde nie mehr zu den großen Lichtern gehören und wollte es vielleicht auch nicht mehr. Verus musste in dieser Sekunde akzeptieren, dass dieser Kampf um das Licht verloren war. "Gut, ich danke für deine Worte, Imperator," schloss der trecenarius enttäuscht ab. Jetzt galt es bis zum endgültigen Untergang die Geheimnisse und Pflichten zu wahren. "Du hast für Klarheit gesorgt und ich werde dies berücksichtigen," deutete Verus an und seine Augen bekamen diesen heimtückischen Glanz der Leere. "Ich bedanke mich und werde nun zu meinen Dienstpflichten zurückkehren," sagte er und trat wortlos mit lautloser Bewegung ab. Es schien fast so, als ob er in den Schatten verschwand.

  • Einige Tage später, tat Verus erneut seine Pflicht und tauchte im Geleit von seinen zwei engsten Leibwächtern auf. Er durchquerte die Hallen unberührt, ungestört und eiligst. Diese Pflicht hatte ihn leer gemacht. Es blieb nicht mehr viel, außer dieser Pflicht. Getrieben von einem militärischem Eifer und einem prätorianischen Fanatismus, wollte er den Kaiser im Rahmen seiner Möglichkeiten informieren. Obwohl sein Wunsch gegenüber der Pflicht geringer war. Verus, als trecenarius, übersah viele Operationen und Einsätze des Reiches, so dass seine Zeit auch für eine solche Unterredung begrenzt war. "Imperator," grüßte Verus, flankiert von seinen Loyalisten. "Ich habe einen mündlichen Bericht über die aktuelle lage vorzubringen. Er betrifft die Nachverfolgung der Aufständischen, das Christenproblem, und erheblich den Mord an jenem Senator." Der Kaiser sollte zumindest den Fokus des Gespräches einordnen können, damit man sich nicht unsinnig verlor und sich nicht gegenseitig die Zeit stahl. Verus hatte sich den Ruf eines kalten Rationalisten erarbeitet, der wenig übrig hatte, für Höflichkeiten oder soziale Protokolle. Er war ein harter Kämpfer des Imperiums und zeigte dies auch im Umgang, der stets geprägt war von dieser abweisenden Sachlichkeit und dieser düsteren Aura eines Schattenmannes.

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