Voreheliche Vorbereitungen

  • Ich war durchaus verblüfft, als Axilla nach der Kenntnisnahme der Überraschung im Freudentaumel ihre Kreise zog. Für mich war es nur ein Gefallen gewesen, mein Teil einer geschäftlichen Vereinbarung, die sich allmählich zu einer persönlicheren Beziehung zu entwickeln schien. Für sie schien es sich um etwas Großes zu handeln, was es zweifellos auch war. Allerdings war ich wohl schlichtweg von nüchternerem Gemüt, sodass ich meinen Gefühlen in vergleichbarer Situation kaum auf diese Weise Ausdruck verliehen hätte. Nichtsdestotrotz war ich erfreut sie so zu sehen und fühlte mich bestätigt, immerhin hatte ich ihr gegeben wonach sie sich gesehnt hatte. Ich lächelte zufrieden, nicht nur aufgrund von Axillas Freude, sondern auch weil sich die Gewissheit in mir breit machte, dass ich kein kleines Rädchen im Zahnrad der Zeit mehr war. Ganz im Gegenteil, ich war nun in einer Position, um mein Leben und das meiner Familie nach Belieben zu gestalten. Die Möglichkeiten schienen mir in diesem Moment grenzenlos zu sein und ich war mir sicher, dass mein Weg noch lange nicht am Ende war. Manch einer mochte mir vielleicht einen gewissen Größenwahn oder Hochmut attestieren, ich hingegen betrachtete dies als meine Stärke. Sollten die Neider nur denken, was sie wollten, früher oder später würden sie alle mein Officium als Bittsteller betreten und als Speichellecker verlassen!


    Versunken in meinen Vorstellungen nahm ich ihren zweiten Tanz nicht mehr wirklich wahr und fand mich erst wieder in der Realität zurück, als sie sich an mich lehnend eine Belohnung in Aussicht stellte. Es bedurfte keiner großen Vorstellungskraft, um beim Anblick dieser Frau eine Belohnung zu ersinnen. Andererseits war dies etwas, was ich von nun an immer haben konnte. Außerdem war es im Garten recht frisch, sodass ich meinen Appetit, den mir Axillas Schauspiel zum einen und ihre generelle Wirkung zum anderen natürlich gemacht hatten, ohnehin erst im warmen Cubiculum stillen konnte. Und vielleicht war es nun auch an der Zeit zwischenmenschliche Begehrlichkeiten für einen Moment zurückzustellen. Vielleicht konnte sie mir ja auch etwas bieten, von dem ich noch nichts wusste. "Ein vorzeitiges Hochzeitsgeschenk des Kaisers, wie er es selbst bezeichnete", entgegnete ich zunächst. Angeblich mahlten die Mühlen der Bürokratie ja langsam - was in den meisten Fällen wohl auch seine Richtigkeit hatte. In wenigen Fällen konnte das Verfahren allerdings beschleunigt werden, was ich letztlich von rein persönlichen Interessen abhängig machte - und dieses persönliche Interesse war hier natürlich gegeben. "Was gedenkst du denn dem Mann zu bieten, der dir deinen Wunsch erfüllt hat?", sprach ich und lächelte dabei verschmitzt. Mir gefiel dieses Spiel und ich wollte natürlich herausfinden, was Axilla mir zu geben bereit war.

  • Wenn Torquatus dem Kaiser von der Hochzeit berichtet hatte, erklärte das zumindest, warum es so schnell gegangen war. Offenbar hieß der Kaiser diese Hochzeit ebenfalls gut, und selbst wenn Axilla die Absicht gehegt hätte, doch nicht zu heiraten, wäre es nach dieser Offenbarung wohl äußerst unklug gewesen – also noch dümmer als an und für sich schon – die Sache platzen zu lassen. Vielleicht überzeugte das ja dann schlussendlich ihren Sohn?
    Aber nein, Axilla wollte jetzt nicht wieder an Atticus denken. Sie verscheuchte die Gedanken und konzentrierte sich lieber auf das hier und jetzt. Das hatte ohnehin genug Freude zu bieten, die ausgekostet werden wollte.


    Bei Torquatus' Rückfrage war sich Axilla nicht ganz sicher, ob dies eine ehrliche Frage oder doch nur Teil des Spiels war. Sie hatte durchaus damit gerechnet, mit einem speziellen Wunsch konfrontiert zu werden, oder aber mit jovialer Großzügigkeit. Eine Rückfrage hatte irgendwie nicht auf dem Plan gestanden. Aber das machte nichts. Man war ja flexibel.
    Axilla strich also mit einem Finger spielerisch über die Wange ihres Verlobten und grinste dabei frech. “Hm, ich fürchte ja, ich kenne dich noch nicht gut genug, um zu wissen, was dir eine Freude machen könnte. Aber ich habe vor, das schnell zu ändern. Und bis dahin...“ ließ sie ihren Finger über seine Brust tiefer gleiten, um ihre Hand dann mit leichtem Druck auf eine südliche Körperstelle zu legen “...improvisier ich einfach. Aber vielleicht nicht hier draußen“, fügte sie lachend an. Ein tänzelnder Schritt, und Torquatus stand schon wieder frei.
    “Überhaupt muss ich dir ja noch den Rest zeigen. Hier direkt in der Ecke geht es in unsere Bibliothek. Dort daneben ist das große Triclinium, aber für uns beide ist das etwas überdimensioniert. Wir speisen gleich im kleinen Triclinium, hier schräg hinter uns. Außer natürlich, du möchtest davor noch ins Bad, durch die Tür dort drüben.“ Bei diesem letzten Satz wurde Axillas Stimme wieder etwas verheißungsvoller. “Ich habe schon einmal vorheizen und frisches Wasser auffüllen lassen. Für den Fall, dass einer von uns beiden... sich schmutzig fühlt.“

  • Tatsächlich hatte ich im Moment keine Vorstellung, was Axilla mir geben konnte, wenn nicht das, was sie ohnehin willig zu geben bereit war. Ich hatte ein lukratives Amt, ich hatte einflussreiche Fürsprecher und ich hatte Pläne für die Zukunft. Eine vorzeigbare und geachtete Frau an meiner Seite, das war das bisher fehlende Puzzlestück gewesen - und genau dieses Stück hatte ich nun in einer Weise bekommen, die ich mir bei all meiner Vorstellungskraft nicht erträumt hätte. Axilla war mehr als vorzeigbar und war nun auch noch - dank meiner Einflussnahme - eine der wenigen Ritterinnen Roms. Was also sollte ich begehren, wenn nicht die intimen Momente, die sie mir ohnehin schenken wollte? Ich genoss also ihre Berührungen und fühlte mich wohl bei dem Gedanken, nach all den kurzen Vergnügungen und wechselnden Partnerinnen der letzten Jahre, wieder auf eine Frau zurückgreifen zu können, wann immer ich wollte. Meine Frau.


    Als sie sich wieder von mir löste und sie den Rundgang durch das Anwesen imaginär fortführte, kam mir ein Gedanke. "Es gibt etwas, das du mir geben kannst.", deutete ich zunächst vage an. "Du kannst mir etwas geben, das nicht käuflich ist. Rom ist verseucht von Korruption, Intriganz und Arglist.", stellte ich dann fest. Ich musste es ja wissen, immerhin war ich ein Teil davon und griff gerne auf diese bewährte Methodik zurück. "Mein Weg ist hier noch nicht am Ende - und ich glaube deiner und der deiner Söhne ist es ebenso wenig. Jeder braucht Verbündete, denen er trauen kann - auch ich. Du kannst meine Verbündete sein und ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, um für dich und deine Kinder einzustehen. Gemeinsam können wir viel bewegen, Axilla", sprach ich ernst und blickte ihr dabei tief in die Augen. "Es gibt also etwas, dass du mir geben kannst: Bedingungslose Loyalität", betonte ich mit Nachdruck, gefolgt von einem knappen Lächeln. "Wenn du bereit bist, mir das zu geben...dann würde ich gerne ein Bad mit dir nehmen." Axilla war eine gerissene Frau und ich hatte ja am eigenen Leib erlebt, welche Methoden sie bereit war anzuwenden, wenn es um ihre eigenen Ziele ging. Ich vertraute allerdings auf meine gute Menschenkenntnis und würde schon an ihrer Reaktion feststellen können, wie ernst sie es mit uns meinte. Ich war hungrig, hungrig und begierig nach mehr - und wenn ich den Kuchen schon teilte, dann wollte ich mir sicher sein, dass ich ihn mit der richtigen Person teilte.

  • Anscheinend formierte sich nun doch ein Wunsch, und Axilla lauschte der Rede, die Torquatus um eben jenen geradezu herum hielt. Am liebsten hätte sie lachen mögen. Konnte eine Ehe denn anders funktionieren, anders gelingen, als durch gegenseitige Loyalität? Wenn man sich auf den Menschen, mit dem man Bett, Wohnung, Ressourcen, ja Kinder teilte, nicht verlassen konnte, auf wen denn dann? Gut, Axilla hatte dahingehend ihre Lektion mit Imperiosus gelernt, denn sie hatte sich auf ihn letzten Ende nicht verlassen können. Dennoch blieb sie der festen Überzeugung, dass zu einer Ehe, sollte sie den landläufigen Maßstäben nach als glücklich gelten, Loyalität dazugehörte. Und Axilla hatte nicht vor, eine weitere, unglückliche Ehe zu führen.
    Überhaupt war ihre Loyalität eindeutig gegliedert: Zuerst kamen ihre Kinder. Für diese würde Axilla notfalls auch den Olymp besteigen und Iuppiter zu einem Boxkampf herausfordern, wenn es sein musste. Direkt danach kam ihre eigene Familie. An dritter Stelle dann ein Ehepartner, danach dessen Familie. Dann ihre Freunde und Nachbarn. Danach Rom, dann Alexandria, und erst danach der ganze Rest. Solange ihr Mann also nicht gegen ihre Kinder oder ihre Familie intrigierte, konnte er sich ihrer Loyalität absolut sicher sein. Insbesondere, sollten sie gemeinsame Kinder haben.


    Aber Torquatus war es ernst, und weil Axilla das merkte, lachte sie auch nicht. Sie würde nie über ihren Ehemann lachen bei Dingen, die ihm offenbar wichtig waren. Zumindest nicht, solange sie dieses bemerkte. Daher lächelte sie nur, kam wieder auf ihn zu und schlang ihm die Arme locker um den Hals, um ihn zu küssen. “Wir müssen uns wirklich besser kennen lernen, du und ich“, stellte sie flüsternd vertraut fest. Kurz fragte sie sich, welche Enttäuschung er wohl mit seiner ersten Ehefrau hatte erleben müssen, dass er dieses Thema jetzt ansprach. Sie musste ihn wohl schwer verletzt haben. Aber dies herauszufinden blieb auch noch viel Zeit, jetzt und hier würde Torquatus eine bessere Antwort wollen als die, die er erhalten hatte.
    “Ich schwöre dir, und Pan neben mir soll mein Zeuge sein: Solange du mir, meinen Kindern und meiner Familie loyal bist, wirst du niemals Grund haben, an meiner Loyalität gegenüber dir, deinen Kindern und deiner Familie zu zweifeln. Oh, ich werde dir sicher nicht immer gehorchen. Ich werde dir auch das ein oder andere Mal offen widersprechen, wenn ich eine andere Meinung habe. Und wenn du mich sehr ärgerst, kann es auch vorkommen, dass ich etwas nach dir werfe. Und wenn der Zufall es will, treffe ich vielleicht sogar. Aber deine Geheimnisse werden meine Geheimnisse sein, und du wirst nie daran zweifeln müssen, dass alles, was ich tue, zum Wohl von uns und unseren Familien ist.“ Und um ihren Schwur zu besiegeln, gab sie ihm einen Kuss. “Und wenn dir das gut genug ist, dann gehen wir jetzt baden. Ich freue mich nämlich schon die letzten zwei Tage darauf, dich wieder nackt zu sehen.“

  • Axilla schien eine Loyalitätsbekundung recht leicht über die Lippen zu gehen. Zumindest stellte sie diese Loyalität als fast selbstverständlich dar und zögerte nicht, diese auch vor Pan, dem Hirtengott, mit dem sie offensichtlich schon die ein oder andere einsame Stunde geteilt hatte, zu bezeugen. Offenbar war ich es nicht mehr gewohnt, eine Person an meiner Seite zu haben, mit der ich vertraut und innig lebte. Überhaupt fiel mir keine Person ein, mit der ich je meine Geheimnisse geteilt hätte. Wer sollte dies auch sein? Meinen Vater hatte ich verlassen, nachdem ich in Rom meine Karriere begonnen hatte und nie mehr etwas von ihm gehört. Meinen Onkel hatte ich vor etlichen Jahren in Mantua gesprochen, noch vor dem Bürgerkrieg, und seither nie mehr etwas von ihm gehört. Und meine erste Frau Calvia? Nun, das war eine andere Geschichte. Selbst wenn ich etwas mit ihr teilen hätte wollen, hätte es ihr beschränkter Geist wohl nicht erfassen können. Sie war ein einfaches Mädchen vom Lande gewesen, das sowohl Verstand als auch Schönheit vermissen ließ. Ein Arrangement meines Vaters, das ihm wohl für seine Verhältnisse einen Vorteil eingebracht hatte, für mich aber nichts als ein Ärgernis gewesen war. Ich hatte sie dementsprechend mit Verachtung gestraft und ihr gar gelegentlich den Tod gewünscht - und da ich dafür von den Göttern bisher nicht zur Rechenschaft gezogen worden war, schien es mir nur allzu gerecht gewesen zu sein. Vermutlich würde ich auch Axilla nie die schonungslose Wahrheit anvertrauen, denn wem nützte schon die Wahrheit über ein Kapitel der Vergangenheit? Am liebsten vertraute ich also mir selbst, denn so verfügte ich über Kontrolle.


    Dennoch war ich überzeugt, dass Axilla ihre Worte ernst meinte. Und auch wenn ich im Moment nicht beabsichtigte, meine Verlobte in jedes meiner Geheimnisse einzuweihen, so verspürte ich doch ein mir fast fremdartiges Gefühl der Nähe. Ihre recht eigenwillige Art ihre gelegentlichen Gefühlsausbrüche zu beschreiben, trug dann nur noch zu meiner Erheiterung bei. Gerade dass sie mir zu widersprechen gedachte barg eine gewisse Aufregung und bestärkte mich in dem Gefühl, die richtige Frau an meiner Seite zu wissen. Was sollte ein Löwe auch mit einem Lämmchen anfangen? "Das genügt mir vollkommen", entgegnete ich zufrieden lächelnd und ließ Axilla den Vortritt, den Abend im Balneum fortzuführen.

  • Offenbar musste ihm diese Angelegenheit wirklich sehr ernst gewesen sein, da er sich von ihrem kleinen Flirt am Ende nicht wirklich beeindruckt zeigte. Sie mussten anscheinend wirklich noch so einiges übereinander lernen. Aber gut, dafür hatten sie ja noch genügend Zeit, und Axilla würde Torquatus schon wieder in bessere Laune versetzen, da war sie sich sehr sicher.
    Sie nahm ihn einfach beim Arm, indem sie sich wieder unterhakte, und führte ihn den Weg in Richtung Bad. Sobald sie Corinna zwischen den Säulen erspähte, gab sie der Sklavin einen kurzen Wink, dass diese die Kerzen im Balneum schon einmal entzündete, während sie und Torquatus noch dahin schlenderten. Sie selbst war bester Laune, hatte sie doch nun alles, was sie gewollt hatte. Nungut, fast alles. Noch schöner wäre es gewesen, wenn ihr Sohn nicht so einen Aufstand deswegen geprobt hätte. Wenn er wirklich ausziehen und allein in der Casa Pompeia leben wollte...


    Nein, Axilla wollte jetzt nicht daran denken! Das hier und jetzt, das war wichtig. Sie würde sich nicht die Laune verderben lassen. Immerhin war sie jetzt Ritterin! Sie hatte die Urkunde hier in der Hand, die das bewies! “Oh, die Urkunde!“ entfuhr es Axilla kurz, als ihr einfiel, dass es wohl keine besonders clevere Idee wäre, diese mit ins Balneum zu nehmen. Blitzschnell löste sie sich aus Torquatus Arm und flitzte kurz noch zur Tür der Bibliothek, um dahinter die Schriftrolle auf den nächsten Tisch zu legen. Hier würde die Urkunde ohnehin aufbewahrt werden, verräumen konnte sie sie aber später.
    Sogleich war sie wieder bei Torquatus mit einem entschuldigenden Lächeln und sie konnten schließlich das Balneum betreten. Corinna hatte schon zwei dutzend Kerzen angezündet, die in dem Gewölberaum ihr goldenes Licht verbreiteten, in der Luft hingen warme Dampfschwaden vom gut geheizten Bad, das geradezu heiß war im Vergleich zum winterlichen Garten draußen. Grinsend löste sich Axilla von Torquatus und tänzelte ein paar Schritte von ihm weg. Kurz gab sie Corinna noch ein Zeichen, dass sie Getränke ins Bad holen sollte. Vielleicht würden sie auch gleich hier essen, je nachdem, wie sich die Situation entwickelte. Jetzt und hier galt es aber, an die letzte Verführung anzuknüpfen.
    Also schenkte Axilla ihrem Verlobten ihren verruchtesten Blick über die Schulter, während sie ihre Fibeln an den Schultern geschickt löste und einfach zu Boden Fallen ließ. In der warmfeuchten Luft hielt der Stoff noch an ihrer Haut auch ohne den zusätzlichen Halt durch den Schmuck. Begleitet von ein paar tänzelnden Bewegungen zu einer unhörbaren Musik öffnete sich auch der Gürtel und wurde gleichgültig davon geworfen. Von schmeichelnden Bewegungen ihrer Hände über ihren Körper begleitet tanzte Axilla leise summend weiter, drehte sich Torquatus wieder zu, und schließlich fiel auch der Stoff des Kleides nach unten. Nur noch in die hohen, geschnürten Sandalae gekleidet kam sie schließlich wieder auf ihn zu. Ihre Frisur war wohl leider nicht mehr ganz so kunstvoll wie zu beginn, da die freien Locken in der feuchten Luft sich aufgelöst hatten und auch eng an ihrer nackten Haut klebten.
    “Willst du mir mit den Schuhen helfen?“ schnurrte Axilla Torquatus verführerisch entgegen. Immerhin meinte sie aufgrund ihrer letzten Begegnung mit Torquatus zu wissen, dass er ihre Beine sehr verführerisch fand.

  • Als ich mit Axilla das Balneum betrat, verspürte ich bereits instinktiv den Drang mich meiner Kleidung zu entledigen. Offenbar hatte sich mein Körper tatsächlich schon wieder an die römische Frische zur winterlichen Jahreszeit gewöhnt, denn die alexandrinische Wärme im Baderaum führte bei mir just zu unangenehmen Schweißausbrüchen. Der Anblick, der sich mir sogleich darbot, trug natürlich nicht zu einem schnellen Auskühlen bei. Im Gegenteil, Axillas verführerische Schritte und ihre tänzelnden Bewegungen ließen mich sichtlich erstaunt zurück und brachten mich äußerlich und innerlich zum Kochen. Ich verspürte den Drang, auf sie zu zu gehen und unvermittelt dort weiterzumachen, wo wir in meinem Officium aufgehört hatten. Andererseits wollte ich ihr dieses Mal nicht die Schau stehlen und genoss ihre reizvolle Vorstellung in vollen Zügen - immerhin schien es auch ihr viel Freude zu bereiten, ihre Vorzüge ausgiebig und lasziv zu präsentieren.


    Einen Moment lang stockte mir der Atem und ich kostete ihren Anblick voll und ganz aus. Ich war zweifellos das Gegenteil eines unbescholtenen Bürgers, aber Axilla war etwas besonderes. In mir machte sich ein wohliges Gefühl breit, als ich lächelnd auf sie zuschritt. "Ich...aber sicher", entgegnete ich und fühlte mich dabei entwaffnet. Kaum eine Frau zuvor hatte bei mir in solch wenigen Augenblicken eine solch große Wirkung entfaltet. Ich beugte mich leicht nach unten und löste den Knoten ihrer Sandalae, ehe ich langsam mit meinen Händen an ihren Beinen von unten nach oben strich. Wieder auf Augenhöhe angekommen küsste ich sie innig und löste dann auch meinen Gürtel. Unachtsam warf ich ihn beiseite und zog sogleich auch meine wertvolle Tunica kopfüber aus, um sie dann ebenso sorglos auf dem feuchten Boden zu platzieren. Einen Moment lang war fühlte ich mich gezwungen, sie an den Hüften zu packen und ins dampfende Wasser zu tragen, doch dann erschien es mir reizvoll ihr den nächsten Schritt zu überlassen. Immerhin hatte ich schon in meinem Officium die Initiative ergriffen und wollte die Spannung, die in der Luft lag, nicht abrupt auflösen.

  • Ein breites Lächeln zog sich über Axillas Gesicht, während sie Torquatus beobachtete, als er ihr aus den Sandalae half. Da war er also, der Procurator a memoria, einer der mächtigsten Ritter des Landes, der das Ohr des Kaisers hatte, und kniete vor ihr, einfach, weil sie ihn gebeten hatte. Es war immer wieder ein erbaulicher Gedanke, dass die Männer wohl nach außen den Staat leiteten und über die Welt herrschten, aber ein wohlplatzierter Blick und eine kleine Geste einer Frau deren Welt dennoch ins Wanken bringen konnte. Macht war letztendlich Ansichtssache.
    Auch wuchs deutlich seine Ungeduld, da er sich sogleich selbst Gürtel und Tunika entledigte, wie zwei Tage zuvor in seinem Büro. Eigentlich rechnete Axilla schon damit, dass er sie wieder an sich ziehen und das weitere Geschehen vorgeben würde, aber offenbar bremste er sich. Wenngleich sie wahrlich kein Haruspex sein musste, um zu erkennen, dass es ihm wohl schwer fiel. Also ging sie auf ihn zu, schmiegte sich nackt an ihn und küsste ihn leidenschaftlich. Sie genoss seine körperlichen Reaktionen auf ihr Handeln, den Geruch seiner Haut, den Geschmack seiner Lippen., das Geräusch seines Atems. Kurz überlegte sie, ob sie ihm den Gefallen erwidern sollte und nun ihrerseits auf die Knie gehen, um ihm aus den Schuhen zu helfen – und bei der Gelegenheit gleich etwas tun, von dem die ganze Welt behauptete, eine feine, römische Dame würde es niemals tun. Sicherlich hätte es seinen Reiz, und höchstwahrscheinlich würde Torquatus dies mehr als nur zu schätzen wissen.
    Dennoch entschied Axilla sich anders. Mit einem frechen Grinsen löste sie sich von ihrem Liebhaber, hielt mit den Händen dabei so lang wie möglich Körperkontakt, und stieg die Stufen im Wasser langsam nach unten. “Vergiss deine Schuhe nicht“, meinte sie keck über die Schulter zurück zu ihm und schenkte ihm dabei einen herausfordernden Blick, während sie selbst in das warme Wasser stieg. An der tiefsten Stelle ging ihr das Wasser bis knapp unter die Rippen, Torquatus würde es wohl nur knapp über die Hüften gehen. Aber für allerlei Spielereien im Wasser war das mehr als ausreichend. Und man konnte sich ja auch auf die steinernen Bänke am Rand setzen, wenn man denn wollte.

  • Ich war spürbar erregt, als sich Axilla eng an mich schmiegte und hatte nun immer mehr Schwierigkeiten damit, mich zurückzuhalten. Andererseits wollte ich die Zweisamkeit dieses Mal voll und ganz auskosten, nachdem beim letzten Mal doch alles allzu schnell vorbei gewesen war. Und immerhin hatten wir hier im Balneum unsere Ruhe, niemand würde uns stören und es bestand auch nicht die Gefahr, dass ein Notarius ins Zimmer platzen würde. Und vor allem hatten wir eines: Zeit.


    Als sie sich von mir löste und mich verführerisch umgarnend das Becken hinunterstieg, blickte ich ihr sehnsüchtig nach. Sie wollte also Katz und Maus spielen? Das konnte sie haben. Zunächst entledigte ich auch ich mich meiner Schuhe und folgte ihr dann gemächlich ins Becken. Langsam stieg ich die Stufen hinab und atmete genussvoll aus, als mich das dampfende Wasser bis über die Hüfte umklammerte. Dann wurde ich aktiver, lächelte herausfordernd und pirschte mich wie ein Jäger an meine Beute heran. Offenbar bevorzugte es Axilla ohnehin, wenn ich dominierte - davon abgesehen gefiel es auch mir besser, wenn ich meine Stärke präsentieren konnte.


    Nun schmiegte ich mich ganz nah an sie und packte sie mit der linken Hand an der Schulter, während meine rechte Hand von der Hüfte aus immer tiefer wanderte und sich in den unteren Regionen schließlich fest griff. Ganz sanft drängte ich sie Richtung Beckenrand, während ich sie innig küsste. Dort angekommen war ich des Wartens überdrüssig und begann begierig in rhythmischen Bewegungen dort anzuknüpfen, wo wir am Schreibtisch meines Officiums aufgehört hatten.

  • Das warme Wasser prickelte auf der Haut. Axilla genoss dieses Gefühl gemeinsam mit der Vorfreude auf Torquatus, während dieser ihr folgte und zu ihr herankam. In seinem Blick lag etwas gefährliches, und so zog er sie auch schnell an sich heran, um sie zu küssen und sich an sie zu schmiegen. Das Wasser machte das Gefühl seiner Haut irgendwie noch aufregender, und sie drängte sich ebenso eng an ihn.
    Doch dann beschleunigte Torquatus die Situation etwas zu sehr. Axilla mochte es durchaus, wenn ein Mann zeigte, was er wollte, und sie hatte durchaus auch nichts gegen eine etwas härtere Gangart. Allerdings benötigte sie doch ein klein wenig mehr Vorbereitung, als Torquatus ihr gerade geboten hatte. “Warte“ keuchte sie noch hilflos, als Torquatus voranschritt, und wand sich leicht, in seinem Arm.
    Schwer atmend zog sie sich leicht an ihm hoch – man war ja beweglich – und küsste ihn noch einmal, während sie mit in den letzten Jahren sehr geübten Händen noch für die fehlende Bereitschaft sorgte. Nicht lange, und sie schmiegte sich wieder an ihn und ließ ihn mehr als gerne gewähren in seinem Tun.


    Für später aber, das nahm sich Axilla fest vor, würde sie ihn wohl ans Bett fesseln um sicherzustellen, dass er sich die Zeit nahm, die sie brauchte.

  • In meinem Übereifer gab ich Axilla erst auf ihre Worte hin die Zeit, die sie benötigte und war so meiner Dominanz verfallen, dass ich kaum feststellen konnte, ob es ihr nun gefiel oder ob ihr alles zu schnell ging. Zwei Tage hatte ich gewartet, nachdem sie mich in meinem Officium so überrumpelt hatte. Zwei lange Tage, an denen ich kaum an etwas anderes denken konnte als an unsere nächste Begegnung. Umso forscher und gieriger ging ich diese Situation an, denn ich nahm mir gerne was ich begehrte. Mit ihren verführerischen Spielchen hatte Axilla mich herausgefordert, meinen Jagdtrieb angesprochen - und ich war keineswegs gewillt, meine Beute vorzeitig ziehen zu lassen. Ohnehin hatte ich Axilla als eine Frau kennengelernt, die sich ebenso nahm, was sie wollte - und da sie keine Anstalten machte, mich in meinem Rausch zu bremsen, wähnte ich mich auf dem richtigen Weg.


    Für mich dauerte es gerade lang genug, für Axilla war es wohl etwas zu schnell zu Ende gegangen, als ich nach dem Akt erschöpft von ihr abließ und mich langsam bis zur Schulter ins dampfende Wasser zurückfallen ließ. Dann suchte ich den Beckenrand der gegenüberliegenden Seite, stützte meine beiden Arme dort ab und lächelte zufrieden. Einen Moment lang überlegte ich, was ich sagen sollte, aber da ich keine passenden Worte parat hatte, beobachtete ich sie eindringlich. So recht konnte ich noch nicht deuten, welches Gefühl bei ihr nun Überhand hatte. War sie enttäuscht oder zufrieden? Sicherlich, ich hatte mein eigenes Vergnügen wohl etwas in den Vordergrund gedrängt, aber immerhin war der Abend noch lang und in Zukunft würden wir sicherlich noch zahlreiche zweisame Stunden verbringen.

  • Das... war kurz. Axilla hatte in ihrem Leben ja schon einige Liebhaber gehabt, vor allen Dingen vor ihrer ersten Ehe. Zwei davon hatten sie sogar betrunken gemacht, nur um sie ins Bett zu bekommen. Einige waren gut, andere waren schlecht, ein paar Begegnungen waren absolut großartig gewesen. Aber kein einziger davon hatte sich nach so kurzer Zeit mit einem so zufriedenen Gesichtsausdruck zurückgezogen und sie sich selbst überlassen.
    Oh Axilla war nicht enttäuscht. Das wäre das falsche Wort. Enttäuscht würde bedeuten, dass sie sich damit abfand und mit sich selbst leidend zurückzog, um die Sache mit sich selbst auszumachen. Und genau das traf nicht zu. Axilla hatte nun zu viele Jahre damit zugebracht, sexuell frustriert darauf zu warten, dass ihr Mann wiederkäme. Sie hatte keine Lust, das nun zu tauschen gegen einen Mann, der sie zwar beglücke, aber nur seine eigene Lust dabei im Blick hatte.
    Axilla war nicht enttäuscht. Axilla war sauer.


    “Beim letzten Mal hast du dir aber mehr Mühe gegeben“, meinte sie recht trocken. Es hatte keinen Sinn, ihm irgendwie vorzuspielen, wie glücklich sie mit der Sache hier wäre. Sie liebten einander nicht, und Axilla hatte ihre Erhebung zum Ritter erhalten. Sie war auch nach wie vor gewillt, Torquatus zu heiraten und ihr Wort zu halten. Aber sollte sich diese Ebene einer möglichen Beziehung nicht auf Dauer verbessern, würde sie es wohl auch nicht allzu abwegig finden, sich doch noch einmal nach einem weiteren Mann umzusehen. Oder einem Liebhaber. Oder beidem.


    Hier und jetzt war sie allerdings weder in Kuschelstimmung noch so entspannt, dass sie sich damit begnügt hätte, einfach im Wasser zu sein. Also begab sie sich zum Rand, wo Corinna gerade mit einem Tablett mit Bechern und ein paar kleinen Krügen kam. Sie gab der Sklavin Zeichen, es abzustellen, und goss sich aus Wasser und Essig einen Posca ein. “Möchtest du im Balneum im Wasser essen, oder trocknen wir uns ab und gehen ins triclinum?“, fragte sie Torquatus. Entsprechend seiner Antwort würde sie Corinna weitere Anweisungen mitgeben.

  • Meine tiefe Zufriedenheit wich schnell der Gewissheit, dass Axilla nicht ganz zufrieden mit unserer schnellen Vereinigung war. Immerhin brachte sie offen zum Ausdruck, dass sie sich nach mehr gesehnt hatte. Einen kurzen Moment blickte ich etwas verdutzt drein, da sie wohl die erste Frau war, die mir gegenüber diesbezüglich einen solch offenen Vorwurf formulierte. Dann versuchte ich mit einem zurückhaltenden Lächeln die Situation etwas zu lockern. "Ich verspreche dir, mich beim nächsten Mal wieder mehr anzustrengen." Ich konnte selbst nicht glauben, dass diese Worte aus meinem Mund kamen. Jede andere Frau hätte ich wohl harsch zurecht gewiesen und ihr ihre Stellung vor Augen geführt. Aber Axilla war nicht jede andere Frau und hatte mich mit ihrer Direktheit auf eine Weise herausgefordert, die ich zuvor noch nicht erlebt hatte. Ich konnte diesem Spiel auf jeden Fall etwas abgewinnen und mich reizte die Vorstellung, sie beim nächsten Mal ebenfalls zufrieden zu sehen. "Es waren leider zwei lange Tage nach unserer ersten Begegnung und mich hat wohl meine...Lust übermannt." Im wahrsten Sinne des Wortes. "Du bist zweifellos die attraktivste Frau, mit der ich jemals zusammen war", sprach ich dann ein Kompliment aus, um Axilla wieder etwas auf meine Seite zu ziehen. Vielleicht würde sie das ja milde stimmen. Welche Frau war nicht empfänglich für Schmeicheleien? Zumindest, wenn sie einen gewissen Wahrheitsgehalt hatten.


    Es war mir gerade recht, dass sogleich die Sklavin das Tablett mit Getränken reichte und von dieser ersten unangenehmen Situation unserer recht kurzen Beziehung ablenkte. Gleichzeitig schien es mir vorteilhaft, die Chance zu nutzen und einen Wechsel der Räumlichkeiten anzuregen, um sie schnell vergessen zu lassen. "Ich denke das Triclinium ist der geeignetere Ort für ein gemeinsames Abendessen." Die Betonung ihrer Frage legte auch nahe, dass es auch Axilla ganz recht war, wenn wir das Balneum schnell hinter uns ließen.

  • Sein Versprechen stimmte Axilla etwas gnädiger, wenngleich seine Erklärung bei ihr einen etwas fragenden Gesichtsausdruck hinterließ. Zwei Tage Enthaltsamkeit führten gleich zu so einem Ergebnis? Was würde wohl in der Woche passieren, in der Axilla blutete? Axilla hatte durchaus Gefallen an Sex, selbst an viel Sex, aber zum einen ging Qualität über Quantität, und zum anderen war auch der willigste Körper irgendwann einmal einfach wund. Sollte diese Erklärung also Torquatus' Ernst sein und dieser Zustand so dauerhaft sein, würde Axilla einige Zeit dafür aufwenden, eine unfruchtbare, junge Sklavin zu suchen, die für sie einspringen konnte, wenn Axilla mal doch keine Lust hatte.
    Das Kompliment schließlich ließ sie wissend lächeln. “Schmeichler“, meinte sie amüsiert und spritzte ganz leicht mit ein wenig Wasser in seine Richtung. Axilla war sich durchaus der Tatsache bewusst, dass sie nach landläufigen Maßstäben als schön galt. Aber sie war ganz sicher nicht die schönste Frau im Imperium, ja, noch nicht einmal in Roma. Vielleicht war sie das einmal gewesen, als sie jung gewesen war. Bevor Atticus geboren worden war. Damals war sie schlank wie eine Gerte gewesen, ihr Bauch flach und hart, ihre Brüste zwei feste, kleine Knospen und ihre Haut komplett ohne den kleinsten Makel. Jetzt war sie über dreißig und hatte zwei Kinder geboren. Ihre Hüfte war etwas breiter, ihr Bauch zwar immer noch flach, aber weicher, ihre Brüste größer und definitiv nicht mehr so straff wie früher und wenn sie in etwas weniger vorteilhaftem Licht ihre Haut untersuchen würde, fände sich definitiv der ein oder andere kleine Riss von der Schwangerschaft.


    Dass er lieber ins triclinum gehen wollte, nahm Axilla ebenfalls mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis. Im Grunde waren sie hier ja gerade eben erst fünf Minuten im Balneum. Man konnte sagen, sie waren nicht einmal richtig nass. Für diese kurze Zeit in Kauf genommen zu haben, dass ihre kunstvolle Frisur sich im Wasserdampf aufgelöst hatte und nun an ihr klebte, war eine weniger erfreuliche Erkenntnis. Aber vermutlich waren die Einzelheiten des Ehevertrages im Triclinum tatsächlich besser zu verhandeln, insbesondere, sollte etwas schriftlich gemacht werden. Und für die Sklaven war es definitiv so einfacher, für sie aufzuwarten.
    “Na gut“, zuckte Axilla also die Schultern und begab sich zu der Stelle am Becken, wo die Stufen nach draußen führten. “Der Mantel“, wies sie – überflüssiger Weise – Corinna an. Diese hüllte ihre Herrin in einen Bademantel aus weicher Wolle und legte für Torquatus auch ein großes Handtuch bereit. Axilla setzte sich auf die kleine, steinerne Bank im Balneum und zog sich ihre Sandalae wieder an. Das Kleid wieder anzuziehen kam ihr albern vor. Der Bademantel war genauso praktisch wie verheißungsvoll und für das Abendessen definitiv warm genug.
    “Stört es dich, schon beim Essen über den Ehevertrag zu reden?“ wechselte Axilla dann auch sogleich das Thema. Eigentlich sprach man während des Essens nicht über geschäftliches, aber Axilla fand diese Anstandsregel reichlich albern und war da doch eher von praktischer Natur. Über das Wetter konnte sie noch häufig genug reden.

  • Mit meinem Kompliment schien ich Axilla zumindest für den Moment milde gestimmt zu haben, wenngleich ich ihre Erwartungshaltung für das nächste Mal damit wohl kaum schmälern konnte. Aber gut, ich war bereit für diese Frau mehr zu geben als ich bisher für andere Frauen gegeben hatte - und dazu gehörte sicherlich auch eine gesteigerte Aufmerksamkeit für ihre Bedürfnisse im Ehebett. Wenn ich eine leere Hülle ohne Wünsche und Verlangen haben wollte, konnte ich genauso gut eine Sklavin zur Frau nehmen. Aber abgesehen davon, dass dies wohl keinesfalls eine angemessene Alternative war, verspürte ich bei Axilla einen gewissen Reiz, der mich auch für die Zukunft lockte. Und so beließ ich es für den Moment bei diesem einen Rettungsversuch und hoffte, dass das gemeinsame Abendessen und die Gespräche über den Ehevertrag auch die letzten Überreste der angeschlagenen Stimmung zu Grabe tragen würden.


    Den Wunsch nach einem Ortswechsel, der mir in diesem Moment so verheißungsvoll erschien, nahm Axilla nach meinem Empfinden mit einer gewissen Gleichgültigkeit auf. Ich selbst war froh darüber, dass wir den kurzen Ausflug in das Balneum auf diese Weise hinter uns lassen konnten. Außerdem verspürte ich auch das Verlangen nach Wein und einer gepflegten Mahlzeit, nachdem ich mich - bei diesem Gedanken musste ich gar selbst schmunzeln - so verausgabt hatte. Mein Blick folgte Axilla, während sie aus dem Wasser stieg, ehe ich ihr zufrieden folgte und mir von der Sklavin das Handtuch reichen ließ. Dann schnürte auch ich meine Sandalae und zog mir meine Tunika über. "Nein, wir sollten diese bürokratischen Dinge schnell hinter uns bringen", entgegnete ich bestimmt. Ich hatte noch nie viel von irgendwelchen Anstandsregeln gehalten, vor allem nicht wenn es um geschäftliche Angelegenheiten beim Essen ging. Nach meiner Auffassung konnte man über Geschäfte, die auch Aussicht auf Erfolg hatten, zu jeder Stunde und zu jedem Anlass sprechen.

  • Sim-Off:

    Sorry, irgendwie hatte ich gedacht, ich hätte schon geantwortet...


    Dass Torquatus in solchen Dingen auch eher praktisch veranlagt war, war ein weiterer Pluspunkt. Oh, Axilla konnte sich inzwischen perfekt den gesellschaftlichen Zwängen angepasst verhalten. Aber wer wollte das schon ernsthaft? Vor allen Dingen, wenn es um so lächerliche Kleinigkeiten ging, wie wann man was sagen durfte und wann nicht?
    Nachdem sie beide also wieder mit Schuhen gegen den kalten Boden bewaffnet waren und Torquatus sich angezogen hatte, konnten sie also ins kleine Triclinum wechseln. Axilla in ihrem losen Überwurf ging voran. Nach der Wärme des Bades erschien die winterliche Luft im Peristyl geradezu eisig, also zog sie den Mantel etwas enger um ihre Brust und eilte etwas schneller zu der Tür des Tricliniums, wo es etwas wärmer war.


    Hier drinnen war schon alles vorbereitet. An der Wand stand der Tisch, auf dem schon die ersten Vorspeisen auf Platten warteten, die von den Sklaven dann der Einfachheit halber angereicht werden würden, ebenso wie Wein, Essig und Wasser. Auf den Klinen warteten bequeme Kissen darauf, benutzt zu werden, und in der Ecke verbreitete eine Kohlepfanne schummeriges Licht. Um den Raum zu erhellen waren einige Öllampen entzündet.
    Axilla also begab sich zu der nächstliegenden Kline und krabbelte mit betont aufreizenden Bewegungen darauf, um sich nieder zu legen. Bei gerade einmal zwei Gästen war eine Sitzordnung obsolet, und Axilla glaubte nicht, dass ihr Zukünftiger sich daran stören würde, dass auch sie auf einer Kline liegen würde, anstatt sittsam in einem Korbsessel zu sitzen. Sie spekulierte ja durchaus darauf, dass er sich einfach auf dieselbe Kline zu ihr legen würde, so dass sie sich richtig unterhalten konnten. Und vielleicht noch mehr.
    “Ich hoffe, das Essen hier findet deinen Geschmack“, meinte sie also vieldeutig und sah ihn herausfordernd an, ehe sie sich etwas Posca anreichen ließ und auf den kleinen Tisch vor sich stellte.

  • Langsamen Schrittes folgte ich Axilla durch das winterliche Peristyl in das Triclinium. Erwartungsvoll erblickte ich sodann die aufgetischten Speisen, die zwar einerseits nur Nebensache waren, andererseits aber gleichsam Vorfreude in mir wecken konnten. Ich wollte schnell wieder zu Kräften kommen, um Axilla vielleicht beim zweiten Versuch des Abends zufriedenzustellen - aber mit hungrigem Magen schien mir ein solches Unterfangen aussichtslos. Außerdem dürstete es mich nach Wein, den ich eigentlich zu jeder Stunde und zu jedem Anlass genießen konnte.
    "Daran habe ich keinen Zweifel", entgegnete ich lächelnd, nachdem ich durchaus begeistert beobachtet hatte, wie Axilla gekonnt die Kline bestieg. Ihr herausfordernder Blick war mir nicht verborgen geblieben und ich lag bei der Deutung ihrer Wünsche wohl zum ersten Mal am Abend richtig, als ich mich ohne Umwege zu ihr auf die Kline gesellte. Ich spürte ihre Nähe und zwischen uns standen nur wenige Zentimeter, allerdings überließ ich es ihr, sich enger an mich zu schmiegen. Vom Sklaven ließ ich mir sodann Wein reichen und nahm einen kräftigen Schluck. Gleichzeitig wurden die ersten Speisen angereicht, derer ich mich genüsslich bediente.
    "Nun, da du ja bereits den Ehevertrag angesprochen hast: Hast du eine Vorlage hierfür erstellen lassen?" So hatte ich es mit Axilla abgesprochen, wenn ich mich richtig an unsere erste Zusammenkunft erinnerte.

  • Ans Kuscheln dachte Axilla momentan nicht, und sie dachte auch nicht, dass Torquatus dies erwartete. Also wurde er in der Hinsicht wohl enttäuscht, als sie selbst einfach nach den Stückchen geschmorter und scharf eingelegter Gurke griff, die es neben Eiern und Käse zur Vorspeise gab.


    “Ja, habe ich. An einigen Stellen musst du noch ergänzen, ich habe keine Ahnung, in welcher Tribus du eingetragen bist, und was du mir als donatio übertragen willst, musst du natürlich auch selber angeben. Aber einen ersten Entwurf habe ich.“
    Axilla gab Corinna einen Wink, und die stille Sklavin eilte davon, um das Schriftstück zu besorgen. Kurz darauf war sie damit auch schon zurück und übergab es an ihre Herrin, die es aufrollte und an Torquatus schob.



    Pactum Nuptialium


    PARS PRIMA – Allgemeiner Eheteil
    (1) Dieser Vertrag ist eine schriftliche Aufstellung Ehevertrags zwischen den Eheleuten


    Fabius Torquatus aus der Gens der Fabier, Sohn von Quintus Fabius Vibulanus, aus dem tribus im weiteren Vertrag als Ehemann, Bräutigam oder Mann bezeichnet;


    und


    Axilla aus der Gens der Iunier, Tochter von Atticus Iunius Cassiodor, aus dem tribus Esquilina, im weiteren Vertrag auch als Ehefrau, Braut, Mutter oder Frau bezeichnet.


    (2) Beide Parteien erklärten vor Eheschließung, dass
    alpha) sie sui iuris sind und keine anderen Rechte an ihre Person geltend gemacht werden können, die diese Ehe ungültig sein lassen könnten. Dies beinhaltet im Speziellen, aber nicht ausschließlich, patria potestas, Verlöbnisse oder bereits gültig geschlossene Ehen.
    Beta) sie und ihre Verwandten, insbesondere die Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, keiner Infamie unterlegen waren. Weiter erklären sie, dass auch keine anderen Ehehindernisse vorliegen, die die Ehe für ungültig erklären könnten.
    Gamma) sie die Ehe aus eigenem Willen schließen.


    (3) Eine Sponsalia wurde nicht bekannt gegeben.


    (4) Die Ehe wird sine manu geschlossen. Ein Gewaltübergang auf den Ehemann durch usucapio wird ausdrücklich ausgeschlossen. Selbst im Fall, dass das trinoctium nicht durchgeführt wurde, sollen dennoch keine Rechte, weder über Person noch über Vermögen der Braut auf den Bräutigam übergehen.


    (5) Wohnsitz ist die zum Zeitpunkt der Eheschließung noch zu errichtende Domus Fabia.
    alpha) Die Braut behält sich ein zeitweiliges Wohnrecht in der Domus Iunia in Roma vor, dessen Inanspruchnahme die Ehe weder auflöst noch unterbricht.


    PARS SECUNDA – Dos und donatio
    (1) Die donatio ante nuptias besteht aus


    Die Braut darf diese nach ihrem Ermessen verwenden, aber nicht verkaufen oder verschenken. Bei Beendigung der Ehe durch Scheidung sind diese Geschenke in jedem Fall zurückzugeben, unabhängig von der Schuld einer der Parteien.


    (2) Die Dos wird von der Braut selbst gestellt.
    alpha) Die Braut übergibt dem Bräutigam das Eigentum an einem Landstück sechs leuga südwestlich von Misenum von der Größe von anderthalb heredia, abgegrenzt durch Begrenzungssteine. Dieses darf er bewirtschaften und bebauen, aber nicht veräußern, verschenken oder beleihen. Ebenso darf er dieses Land nicht an andere Personen vererben als die Braut oder gemeinsame Kinder.
    beta) Bei Beendigung der Ehe durch Scheidung erhält die Braut das Eigentum an dem Grundstück zurück. Dem Ehemann steht eine Kompensation des Wertes nach dem Gesetz in Geld zu für die Zeit der Ehe, aber nicht mehr als vier sechstel des Grundstückswertes insgesamt. Aus der Dos kann kein fortführendes Anrecht auf Wege, Dienstleistungen oder Absatzplätze durch den Ehemann gestellt werden.
    gamma) Bei Beendigung der Ehe durch Tod der Ehefrau geht das Eigentum des Grundstückes über an den ältesten, gemeinsamen Sohn beider Parteien. So dieser nicht vorhanden ist, an das älteste, gemeinsame, andere Kind. Ist auch dieses nicht gegeben, dann geht das Eigentum über an den ältesten, Lebenden Sohn der Braut aus früherer Ehe.


    PARS TERTIA – Kinder
    (1) Beide Parteien erklärten, dass sie fruchtbar sind und gemeinsam Nachkommen zeugen möchten. Bei Unfruchtbarkeit eines Teiles hat der andere Ehepartner das Recht zur Scheidung, ohne dass ihm daraus Nachteile entstehen. Dies schließt insbesondere eine Schmälerung bei Herausgabe von Dos oder Donatio mit ein.


    (2) Söhne aus dieser Verbindung sollten nicht nur, wie es Sitte und Brauch ist, den Ahnen der Fabii ihren Respekt und ihre Ehre erweisen, sondern auch denen der Iunii. Insbesondere sollten sie zu den Parentalia an den Gräbern der Iunii Opfer bringen und diesen Brauch auch an ihre Kinder weitergeben.


    (3) Über Maßnahmen zur Erziehung der Kinder bis zum Alter von sieben Jahren kann die Ehefrau selbständig entscheiden. Der Ehemann erhält bei allen Entscheidungen ein Einspruchsrecht. Dies schränkt seine Rechte durch Patria Potestas NICHT ein.


    (4) Auch im Falle einer Scheidung verbleiben Kinder unter 7 Jahren in der Obhut ihrer Mutter. Kinder zwischen 7 und 14 Jahren sollen entweder an vier Tagen im Monat, oder, falls dies aufgrund von Reisetätigkeit unpraktikabel ist, an 45 direkt aufeinanderfolgenden Tagen eines Jahres in der Obhut ihrer Mutter verbringen.




    PARS QUARTA – Eigentum


    (1) Jeder Ehegatte behält sein Eigentum. Durch die Ehe finden keine Vermischungen der beiden Eigentumsteile statt.
    alpha) Jeder Ehepartner behält seine eigenen Sklaven. Der andere Ehepartner kann diesen zwar Befehle erteilen, ihre Treuepflicht gilt allerdings nur demjenigen Ehepartner, dem sie gehören. Auch nur derjenige Ehepartner kann sie bestrafen oder verkaufen.


    (2) Wie es Recht und Sitte ist, sind Schenkungen während der Ehe unter den Ehepartnern nicht zulässig und verbleiben rechtlich im Eigentum des Schenkenden.


    PARS QUINTA – Rechtsklauseln
    (1) Sollten einzelne Bestandteile dieses Vertrages nicht, nicht mehr oder künftig nicht dem geltenden Gesetz entsprechen, so wird dadurch die Wirksamkeit der übrigen Vertragsbestandteile nicht berührt. Unwirksame Klauseln sollen durch solche ersetzt werden, die ihrem Sinn nach den jetzigen entsprechen und vor dem Gesetz Bestand haben.



    Zeugen dieser Verbindung und einzelner Punkte dieser Vereinbarung sind:




    Während er las, beobachtete Axilla ihren Zukünftigen von der Seite. Dass er schon wieder Wein trank, war ihr nicht entgangen. Und sie konnte nicht sagen, dass ihr das wirklich gefiel. Das war eine Sache, die sie im Auge behalten musste.

  • Ganz offensichtlich hatte auch Axilla erst einmal genug von körperlicher Nähe und Zuwendung, sodass ich mich voll und ganz auf das Schriftstück konzentrieren konnte, das sich Ehevertrag schimpfte. Ich las den Vertrag genau, ohne aber irgendwelche Überraschungen zu erwarten - immerhin hatten wir die meisten Details schon abgesprochen.
    Einen Moment später hatte ich die Lektüre beendet und blickte zu Axilla, der ich mit einem Nicken meine Zustimmung signalisierte. "Ich bin mit dem Vertrag einverstanden, allerdings sollten wir unsere Wohnsituation noch genauer klären, bis die Domus Fabia errichtet ist - mündlich versteht sich." Ich hatte ja bereits angedeutet, dass die Casa Fabia aktuell wohl keine wirklich in Betracht zu ziehende Möglichkeit war - und warum sollte man auch, übertrieben gesprochen, in eine Höhle ziehen, wenn eine Villa die Alternative war? "Ich gehe davon aus, dass du gerne in der Domus Iunia verbleiben würdest, bis die Domus Fabia errichtet ist. Ich könnte mir auch vorstellen, hier solange mit dir zu wohnen. Natürlich nur, wenn genug Platz für mich und meinen Sohn ist und wir erwünscht sind", sprach ich offen heraus. Ich wusste nicht, wie es um die Belegung der Zimmer stand - immerhin benötigte ich auch einen Arbeitsraum - aber Axilla hatte ja bereits angedeutet, dass viele ihrer Verwandten im Moment fern von Rom lebten.
    Schließlich wollte ich noch auf die offenen Punkte eingehen, die meine Zukünftige bereits angesprochen hatte. "Ich bin im Tribus Fabia eingetragen. Die Donatio...", begann ich und überlegte einen Moment. "Gibt es etwas, das ich dir schenken kann und das dir auch wirklich hilft?" Ich hatte ein oder zwei Gedanken, aber mir schien es an dieser Stelle auch richtig Axilla einen möglichen Wunsch zu erfüllen. Immerhin waren wir keine Heranwachsenden mehr und konnten uns bei solchen Sachen - zumindest nach meinem Verständnis - auch am Nutzen orientieren.

  • Torquatus hatte ja schon mehrfach angedeutet, dass seine momentane Behausung mehr als inadäquat war, daher war seine neuerliche Beteuerung des ganzen keine große Überraschung mehr. Trotzdem machte es Axilla langsam aber sicher neugierig, ob es denn wirklich SO schrecklich war. Nicht, dass sie es deswegen ausprobieren wollte, aber einmal nachsehen wollte sie schon.
    “Ach, Platz ist nicht das Problem, wir haben hier unten drei leere Gästezimmer. Da würden wir dich und deinen Sohn schon unterkriegen, und natürlich wärt ihr als Gäste auch willkommen. Aber – das verstehst du sicher – sollten wir dann schon auch einmal besprechen, bis wann die Domus Fabia dann fertig gestellt sein wird. Nicht, dass der Eindruck entsteht, die vorübergehende Lösung wäre doch eine endgültige.“
    Axilla hatte zwar nichts dagegen, auch bis in alle Ewigkeit in der Domus Iunia zu wohnen, allerdings sähe das schon sehr seltsam aus und hatte auch etwas leicht peinliches, wenn ein römischer Procurator nicht einmal in einem eigenen Haus wohnen konnte.


    Zu der Frage der Donatio zuckte Axilla leichthin die Schultern. “Was ich mir wünsche, kaufe ich mir normalerweise dann auch gleich. Von daher benötige ich nicht wirklich etwas. Überrasch mich einfach.“

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