Tablinum | Sitzungsort der Ermittlungskommission - Teil II

  • Zitat

    Original von Quintilia Pina
    Weil Pina keine Blöße zeigen wollte, unterdrückte sie ihr aufatmen. Sie hatte genug von diesem Raum, genug von den Menschen und vor allem genug von der selbstgerechten Art von Rom, sprich seinem Militär. Niemals hätte sie gedacht, dass sie so enttäuscht werden konnte von denen die sie in ihrer Naivität so großes Vertrauen entgegen gebracht hatte. Sie waren und zu diesem Ergebnis war sie hier endgültig gebracht worden, ein Haufen selbstverliebter, selbstgerechter Sturköpfe die nicht Rom sahen sondern nur sich selber und ihre Gier nach Macht. Sie zankten sich um Kompetenzen und vergaßen wofür sie da waren. Zum Schutz der Römer und nicht zum Schutz nur einiger weniger, von denen sie sich bestimmt persönlichen Profit erhofften.


    Der Consul bewertete die Situation - ohne zu wissen, dass Pina dies am Vortag ebenfalls vornahm - gänzlich anders. Er beglückwünschte sich zu seinem Entschluss, Vertreter der Stadteinheiten als Mitglieder der Ermittlungskommission berufen zu haben. Wäre er einzig auf die Senatoren angewiesen, würde sich hier gar nichts bewegen. Dieses vorläufige Resümee erstaunte ihn, denn es zeigte die Interesselosigkeit der Senatoren. Es bedurfte keiner Erfahrung in Ermittlungen, wie es die CP und die CU besaßen, und es bedurfte auch keiner Erfahrung aus einer Praetorentätigkeit, um Schlüsse ziehen zu können und diese zu äußern. Es reichte ein durchschnittliches Maß an Aufmerksamkeit, an gesundem Menschenverstand und der Fähigkeit, das Gehörte gegenüberzustellen, abzuwägen, Gemeinsamkeiten oder Ausschlüsse festzustellen.


    "Meine Herren, den neuen Sitzungstag möchte ich mit einem Lob beginnen. Ich danke den Vertretern der Cohortes Urbanae und der Cohortes Preatoriae für ihre bisherige aktive Mitarbeit. Vor allem SIE gewährleisten, dass die Kommission Fortschritte zu verzeichnen hat. Ich hoffe, dass dies so bleibt und sich eventuell der eine oder andere stille Zuhörer ebenfalls einbringt. Wir können davon nur profitieren." Der Consul sandte ein dankbares Nicken an Petronius, Tiberius und Octavius. Da die Geste nichts mit der Kommissionsarbeit zu tun hatte, beachtete der Consul ausnahmsweise den jeweiligen Rang.

    "So... gehen wir zum Tagesprogramm über. Ich wollte gestern am Abend noch eine Einladung an Sergia Fausta versenden, als ich davon unterrichtet wurde, dass sie seit Jahren nicht mehr in Rom weilt. Wir haben jetzt bereits die dritte untergetauchte und gleichzeitig relevante Person, wobei ich mir von Helvetius Varus und Commodus keine weiteren relevanten Informationen zum Aufstand verspreche. Die Zeugin Qintilia hat uns glaubhaft vermittelt, dass Varia kein gutes Verhältnis zu beiden pflegte.
    Über Sergia Fausta wissen wir nichts, weswegen ich interessiert wäre, näheres zu erfahren. Tiberius"
    , der Consul blickte zum Trecenarius, "du hast in deinem Bericht erwähnt, dass die beiden Helvetier untergetaucht sind, woraus ich schließe, dass es diesbezüglich Nachforschungen gab. Bei Sergia Fausta habe ich hingegen keinen Hinweis auf ihren Verbleib gelesen. Klärst du die Kommission bitte diesbezüglich auf."

  • Versunken in seinen Gedanken, vernahm der Prätorianer die Lobesworte nicht. Ihm war Lob nicht wichtig. Es behinderte nur und verwöhnte ein Ego. In seiner Arbeit ging es nicht um Egos, oder Selbstdarstellung, sondern vielmehr um die Arbeit als solche. Vielleicht nutzte man die Egos und die verfallenen Psychen anderer für diese ungesunde Arbeit. Man selbst tat es nicht für Lob oder Tadel, sondern schlicht, weil man es tat. Die Entscheidung lag nicht mehr in der Wahl, sondern schlicht in dem Wie. Verus konnte nicht mehr frei über seine Wahlmöglichkeiten verfügen, denn er war längst durch seine Zwänge und Umstände gezwungen. Vielleicht war er längst auf der richtigen Seite der Hölle oder auf der falschen Seite des Himmels. Die Grenzen verschwommen. Alles bekam diesen stichigen Glanz, verlor sich in der fürchterlichen Gleichgültigkeit und der Angst, welche aufsprudelte, wie eine kalte Quelle.


    Mit jedem Atemzug in diesem Dilemma verlor auch Verus einen Kampf. Und zwar den Kampf gegen sich selbst. Er war zynisch gewurden. Der Soldat begann Werte, Ideale und Vorstellungen über eine gerechte Welt abzutun; sie verließen ihn, wie flüchtige Seelen und er belächelte Moralisten, die ein Statut erhoben, obwohl diese Welt, die er kannte, seltsam leer war. Sie waren für ihn reine Heuchelei. Selbstgerecht bis ins Mark war für ihn Moral, und doch konnte er sich selbst nicht davon freimachen, nach Moral und Werten zu suchen. Gerade, weil er sie verloren glaubte, wog das Gewicht ihres Schatzes umso größer. In seiner Welt gab es nur Sachzwänge und diese verdammte Ratio, frei von Werten und Vorstellungen, die allein sich selbst und einer Funktion diente. Man war die Funktion geworden; sicherlich kein Held und mit Sicherheit auch kein Teufel, da eine Person unter diesen Umständen keine Beteiligung daran empfand. Verus spürte, wie sich seine Werte verflüchtigten, wie ein Atemzug. Sein Rom war leer, wie diese Welt.


    Er näherte sich seinem Grab, jeden Tag kam er näher auf dieses zu und ein Teil, der nicht an das Leben klammerte, freute sich auf die Erleichterung dieses Zustandes. Richtig und Falsch waren nicht mehr zu trennen, selbst in diesem Gedanken. Todessehnsucht, kalte Vernunft und ein Lebenshunger verbanden sich zu einem Kampf der widerstreitenden Interessen. Verus konnte diesen Wahnsinn spüren, erleben und sichtbar machen. Er hatte es bereits oft getan. Ein Staat war Widerspruch. Sein Imperium war Widerspruch und der Versuch diesen aufzulösen, zerstörte den Mann, der sicher treu und tapfer war. Der Trecenarius verstand, dass er nicht entkommen konnte. Niemals würde er seiner Rolle entkommen können; nicht nach all dem. Nicht nach Dakien, Germanien und seinen Erlebnissen in dieser schmutzigen Stadt der Lügen, Intrigen und des Machthungers. Ein Soldat marschierte weiter. Soweit die Füße tragen. Schließlich sprach der Konsul wieder sachliche Themen an, die Verus veranlassten seine eigene Leere zu verlassen.


    "Wir kennen den Aufenthaltsort von Sergia Fausta," erklärte Verus offen und zeigte dabei keinerlei Regung, nicht einmal ein Zucken eines Augenlides. "Wir werden uns darum kümmern," deutete er an und machte damit klar, dass sich der Prätorianer dieser Frau annehmen würden. "Sie wird eine Aussage machen," versicherte der Trecenarius.

  • Eine erfreuliche Auskunft, wie der Consul fand. Allerdings konnte er ihr nicht entnehmen, wo die Aussage gemacht werden sollte. Zur Wahl standen die Castra der Prätorianer und der Kommissionstagungsort. Der Consul ging zunächst davon aus, dass die Kommission hier die Befragung vornehmen konnte, allerdings ohne Zweifel nicht heute.
    "Ich bitte darum, mir zumindest einen Tag im Voraus Bescheid zu geben, damit ich die Befragung in meine Planung aufnehmen kann." Schließlich war seine Arbeit nicht zu Ende, wenn der letzte Tagungsgast ging, sondern erst dann, wenn er die vergangene Sitzung nachbereitet und die zukünftige vorbereitet hatte.


    "Ja, meine Herren, dann gehen wir also zurück zur Schnittstelle von vorhin ..."

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    "Für mich deutet bisher nichts auf eine Verschwörung unter Beteiligung römischer Bürger hin, aber um sicher zu gehen, halte ich es für notwendig, sowohl die erwähnte Sergia Fausta vorzuladen als auch Helevetiana Morrigan zu befragen."


    "... und beginnen mit der Befragung von Helvetiana Morrigan."

  • Der Consul entschied sich dazu, Livianus gleich nach ihrem Gespräch zur nachfolgenden Sitzung in die Kommissionsarbeit einzuführen. Sie betraten gemeinsam das Tablinum, in das bereits ein zusätzlicher Korbsessel gebracht wurde, auf den Menecrates einladend wies. Er selbst blieb stehen und eröffnete die Sitzung, nachdem die Mitglieder Platz genommen hatten.


    "Guten Morgen, meine Herren. Ich habe zwei Neuigkeiten für die heutige Sitzung. Fangen wir mit der ersten an. Da seit einiger Zeit einige Sitze vakant sind und einzelne Mitglieder die Arbeit gar nicht erst aufgenommen haben, wird ab heute der Consular Decimus Livianus unsere Reihen verstärken. Ich glaube zwar nicht, dass er irgendjemandem unbekannt ist, aber da wir uns alle zu Beginn unserer Arbeit gegenseitig vorgestellt haben, wäre es schön, wenn du ein paar Worte über dich verlierst." Menecrates nickte Livianus zu, fügte aber noch eine Information für die anderen Teilnehmer an.


    "Decimus hat alle Protokolle studiert und befindet sich zumindest von den Fakten her auf aktuellem Stand." Sein Blick wanderte zu Livianus. "In diesem Raum soll es des besseren Zusammenwirkens keinerlei Rangordnung geben. Wir lassen deswegen auch Titel und Ränge bei der Anrede weg. Es gibt auch keine zu beachtende Reihenfolge bei den Wortmeldungen."

  • Beim Betreten des Sitzungsraumes grüßte Livianus die Anwesenden mit einem Kopfnicken und einigen eher daher gemurmelten Begrüßungsfloskeln und nahm auf dem angebotenen Korbsessel Platz. Erst als er von Menecrates aufgefordert wurde sich vorzustellen erhob er sich erneut kurz und tat es gleich, wie er es aus den Protokollen zuvor entnommen hatte.


    "Ich bin Decimus Livianus, amtierender Curator rei publicae und war amtsbedingt die letzten Monate auf ausgedehnter Dienstreise durch Italia. Auf dieser habe ich auch vom bereits verhinderten Aufstand erfahren. Allerdings alles nur von Hörensagen und dem Getrasche gänzlich Unbeteiligter."


    Dann setzte er sich wieder.

  • Verus blickte mit gemäßigter Miene zum auftretenden Decimus. Innerlich ging er bekannte Fakten durch, die durch das Überfliegen der senatorischen Listen in seinem Verstand haften geblieben waren. Er war immer vorbereitet und beschäftigte sich den Großteil des Tages mit Überwachung und Kontrolle. Verus war ungehalten über diesen spontanen Gast, so dass er diesem kalt zu nickte und sich nicht vorstellte. Das würde der Konsul schon übernehmen.

  • Magrus klopfte an die Tür, nach Aufforderung trat er ein und kündigte die eingeladenen Besucher an.


    „Dominus, hier sind Greta, Dedina und Ines aus dem Lupanar, die du eingeladen hast.“

  • Nachdem sich Livianus der Runde vorgestellt hatte, nannte der Consul die Namen und Position der restlichen Anwesenden, bei denen er nicht sicher sein konnte, dass der Consular sie kannte.
    Anschließend öffnete sich die Tür und die Ankunft der heutigen Zeugen wurde gemeldet.
    "Sie können eintreten", erwiderte er Magrus und nahm sich vor, als erstes die Bemerkung 'Lupanar' den Kommissionsmitgliedern zu erklären.


    Als die drei Frauen im Raum standen, musterte er sie kurz, bevor er sie begrüßte.
    "Salvete. Ich freue mich, dass ihr pünktlich erschienen seid." Menecrates wusste nicht einzuschätzen, zu welcher Tages- und Nachtzeit Frauen dieses Gewerbes schlafen.
    "Für uns wäre hilfreich, wenn ihr euch kurz vorstellen könntet, damit wir wissen, wer von euch Greta, Dedina oder Ines ist. Außerdem möchten wir heute ein paar Fragen an euch stellen. Zuerst möchten wir wissen, wo ihr euch zum Zeitpunkt des Überfalls bei den Spielen aufgehalten habt."


    Der Consul nahm Platz und schaute von einer zur anderen..

  • [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/k2r8-4-a87f.jpg]
    Ines / Greta /Dedina
    Was ein Prunk hier in diesem Haus. Sie hatten ja schon einiges gesehen, aber der Reichtum, der ihnen hier entgegen sprang war ja schon fast erdrückend. Nicht anders ging es den Frauen, als sie nun das Zimmer betraten und die vielen Anwesenden sagen. Den ein oder anderen kannte man. Doch die drei Frauen ließen sich nichts anmerken. Niemals über Kunden sprechen und wenn man sie außerhalb traf niemals ein Erkennen zeigen, dass war seit Morrigan den Laden übernommen hatte die Maxime und daran hielten sie sich immer nicht strickt.


    „Salve.“ Sagte die blonde Frau. „Mein Name ist Greta, das hier neben mir...“ Sie zeigte auf die rothaarige „...ist Dedina und neben ihr steht Ines. Wir sind Angestellte des Aedes iste Laetitia. Zum Zeitpunkt des Aufstandes befanden wir uns alle im Geschäft.“ Sagte Greta, die eindeutig das Reden übernommen hatte. Und auch wenn der Claudier, zumindest nahm sie an das der Fragensteller der Claudoer war nur wissen wollte wo sie gewesen waren, fügte sie noch hinzu. „Wir hatten verdammte Angst, dass diese Verrückten auch uns aus dem Haus zerren und töten. Wir haben die Türen verbarrikadiert und gehoft, dass es schnell vorbei ist, dass die Truppen dafür sorgen, dass ein normales Leben wieder möglich ist.“


    Sim-Off:

    *das Bild poste ich nun nicht mehr mit die Frauen werden anhand der Farbcodes kenntlich gemacht

  • Da sich die Aussage nachprüfen ließ, ging Menecrates davon aus, dass sie der Richtigkeit entsprach. Er nickte und stellte sich in seinen Überlegungen auf die geschilderte Lage ein. Zuvor wollte er den Frauen noch den Hintergrund für die Befragung erläutern, damit sie auch für sie zunächst unbedeutend erscheinende Details zur Sprache bringen konnten, wenn sie einen Zusammenhang erkannten.
    "Wir ermitteln hier, um die Ursache für den Aufstand herauszufinden. Das soll uns im Nachhinein ermöglichen, einem nächsten Aufstand vorzubeugen, damit Rom wieder ein sicheres Pflaster wird. Ich gehe davon aus, dass auch ihr daran interessiert seid."


    Er blickte von den Frauen in die Runde.
    "Meine Herren, jeder darf Fragen stellen, die Reihenfolge ist beliebig. Ich für meinen Teil wüsste gerne, ob ihr aus dem Geschäft heraus Aufständische sehen und eventuell sogar erkennen konntet. Falls ja, könnt ihr Auskunft über diese Personen geben?"

  • Die drei Frauen sahen sich an und dann nickten sie. Dieses Mal war es Ines die das Wort ergriff. „Wir hatten Angst und zwar verdammt große. Nicht einen Fuß haben wir vor die Tür gesetzt. Ich glaube kaum, dass jemand der nicht gerade lebensmüde ist in diesen Tagen sich auf die Straßen gewagt hätte. Wer also in der Straße vor unserem Geschäft gewütet hat können wir nicht sagen.“
    Greta fiel Ines fast ins Wort. „Genau. Was wir aber wissen, dass diese Amazonenbraut die wohl angeführt hat. Die soll sich aufgespielt haben zum Retter der Entrechteten. So ein Scheiß. Aber ihre Worte und Taten fielen in der Subura auf fruchtbaren Boden. Den Leuten da geht’s echt beschissen. Seit dem Bürgerkrieg kümmert es doch keinen mehr wie es da läuft. Die Leute hungern, es wird gemordet und gestohlen was das Zeug hält und Soldaten siehst da selten bis gar nicht. Und wenn dann kommen die auch nur um einen schnelle kostenlose Nummer zu schieben und verdrücken sich wieder. Naja die Varia die kannten wir. Ihr Dominus so ein Helvetier hat die mal mit geschleppt. Die kamen ja öfter, hatten ja Sonderkonditionen bei uns. Brachten auch ihre Freunde mit, damit wir die umsonst ranlassen und so.“ Nun mischte sich die Rothaarige auch ein. „Die soll Frauen, die schlecht behandelt worden sind geholfen haben. Hat wohl etliche Römer gekillt. Und wie Greta schon sagt, weil man sich in der Subura auch erzählt sie sei eine Tochter eines Gottes, haben wohl viele in ihr was gesehen eine Retterin aus dem Elend oder so. Es hat sich dann wohl auch ein Haufen Kroppzeug denen Angeschlossen. Mörder, Diebe.. der ganze Scheiß eben. Die haben ihre Chance gesehen mal so richtig groß abzusahnen in Rom. Es gab sogar so Bekloppte, die ham in der ne Göttin oder so was gesehen. Verdammte Scheiße ne verfluchte beschissenen Mörderin ist die gewesen.“

  • Verdammt. Verus fiel nun auf, dass er diese Damen aus einem ihm dargebrachten Bericht kannte. Seine Spione hatten ihm von diesen Frauen berichtet, weil man einer Person, die man als Borkan erachtete, gefolgt war. Sie hausten und arbeiteten im selben Lupanar, welches er aufgesucht hatte und welches einst Morrigan unterstand. Scheinbar zogen die Seilschaften der Morrigan auf und bedrohten diesen merkwürdigen Komplex, den Verus steuern musste. Hoffentlich wurde nicht sofort nach Morrigan gefragt, denn dann brauchte der Trecenarius eine Notlösung, um dieses Relikt von Problem zu lösen. Zumindest wusste er bereits, dass diese Frauen besonders von seinen Männern umsorgt werden mussten. Man musste sich um sie kümmern, damit keine weiteren Probleme entstanden. Der Komplex musste stehen. Insofern schwieg er und machte eine Geste, dass er mit einer Frage warten würde.

  • Dass noch ein weiteres Kommissionsmitglied berufen wurde, begeisterte den Petronier nicht - scheinbar noch so ein Zivilist, der sich wichtig machte! Er ahnte ja nicht, dass er es mit einem ehemaligen Praefectus Urbi zu tun hatte! Insgesamt verfolgte er deshalb eher desinteressiert die Vorstellung.


    Als dann aber die Lupae eintraten, erkannte er eine von ihnen sofort wieder - dieser Greta hatte er es ja selbst schonmal besorgt! Damals, als er ganz neu gewesen war in Rom... er grinste bei dem Gedanken, wie er sie gewürgt hatte - ob sie ihn auch erkannte? Wahrscheinlich nicht bei der großen Zahl von Freiern, die seither dort gewesen sein mussten...


    "Gab es aufrührerische Reden in der Subura vor dem Aufstand? Und wenn ja, seit wann?"
    mischte er sich dann doch eher sachbezogen in die Debatte ein - wenn der Consul schon einmal direkte Nachfragen erlaubte...

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  • Aufmerksam verfolgte der Consular die Ausführungen der drei jungen Damen und fuhr sich nachdenklich durch den Bart nachdem sie geendet hatten. Er war neu in der Runde und wollte daher den anderen aus Höflichkeit den Vortritt lassen. Der anwesende Urbaner stellte gleich darauf eine gute und wichtige Frage und der Decimer konnte sich nicht weiter zurückhalten gleich eine weitere wesentliche Konkretisierung hinterher zu schicken.


    "Und um die Frage des Kollegen noch weiter zu präzisieren.... Habt ihr diese auch selbst gehört?


    Denn wenn ich euch richtig verstanden habe wisst ihr all eure eben mitgeteilten Erkenntnisse nur vom Hörensagen. Das meiste und wesentliche habt ihr also nicht mit euren eigenen Augen gesehen oder direkt von der Betroffenen gehört. Sehe ich das Richtig?"

  • Greta hatte den Mann sehr wohl erkannt, sie erinnerte sich immer noch ungern an jene Begegnung. Aber wie war die Maxime? Genau niemals ein Erkennen außerhalb des Lupanar zeigen. "Ja es gab Parolen. Einige an den Wänden. Einige wurden von Mund zu Mund getragen. Es war so etwas wie Herr Sklaven aufwachen oder so." Greta überlegte einen Moment. "Sicher bin ich mir nicht mehr, aber ich meine das erste mal so einen oder waren es zwei Monate vor dem Aufstand diese Parolen gehört und gelesen zu haben. Aber wie gesagt. Sicher bin ich mir nicht. Also es können auch ein paar Tage mehr oder ein paar weniger gewesen sein." Genau, schließlich führte sie ja auch nicht Buch über so was. Die Schmierereien hatte sie mal auf dem weg zum Markt gesehen, gesehen ja, aber nicht für voll genommen, wer konnte denn auch ahnen, dass es genug Deppen in der Stadt gab, die sich von so was beeindrucken lassen? „Aber Reden selbst habe ich keine gehört. Es hat mich ja auch nicht interessiert. Mir .. uns ging es gut. Warum also bei allen Göttern sollte ich mir Reden anhören wo zum Aufstand aufgerufen wird gegen die die uns das Geld bringen und uns damit unserer Ein- und Auskommen sicher?“ Ines war es die sich dem Mann zuwandte, der die Frage konkretisiert hatte. „Ja Hören sagen. Wie so vieles in der Subura. Man hört und sieht viel. Ein direkt Betroffener. Von den die bei dem Aufstand mitgemacht habe? Bei den Götter nein! Wir wollten mit denen nichts zu tun haben! Wie Greta schon sagt, wir leben vom Geld der Römer, warum sollten wir sie bekämpfen. Aber was beim Aufstand direkt bei uns vor der Tür los war, dass haben wir aus erster Hand. Der Tolmides das ist der Typ, dem neben Morrigan das Lupanar gehört. Der musste ja unbedingt da raus gehen. Hat's nur knapp überlebt. Morrigan hat ihn wieder zusammengeflickt...hätte ihn besser verrecken lassen sollen, dass wäre wohl besser für sie und für uns alle gewesen. “ Auch die anderen beiden Frauen nickten und und jeder Blinde konnte sehen, dass die Frauen auf Tolmides nicht wirklich gut ztu sprechen waren.

  • Menecrates ging sogleich auf die letzte Bemerkung ein, bevor er seine eigenen Gedanken äußerte.


    "Wie steht die Kommission dazu, jenen Tolmides vorzuladen?"


    Er ließ die Frage im Raum stehen, weil er den Aussagen der Frauen Gewicht beimaß und sie näher erörtern wollte. Sie ließen Rückschlüsse auf den Auslöser zu, der so viele der einst friedlichen Bewohner Roms dazu veranlasst hatte, sich den Aufständischen anzuschließen.
    "Meine Herren, ich fürchte, wir werden hier niemand befragen können, der Augenzeuge war oder Einzelheiten selbst gehört hat, denn diese Personen sind aller Wahrscheinlichkeit nach unmittelbar in den Aufstand verwickelt, getötet oder verhaftet. Uns bleibt - so glaube ich - nur die Möglichkeit, Personen zu befragen, die bestenfalls mittelbare Einblicke vorweisen können. Varia selbst bildet wohl die Ausnahme.
    Ich möchte daher schauen, ob uns die Aussagen der Frauen weiterhelfen können."


    Er wandte sich an Greta, deren Aussage ihn besonders beschäftigte.


    "Du sagst, dass sich diese Varia als Retterin der Entrechteten gesehen hat. Sind mit Entrechteten generell alle Sklaven gemeint und außerdem Frauen, denen Gewalt entgegengebracht wurde? Von Römern? Von Männern? Oder ist das anders zu verstehen?" Er blickte zur Rothaarigen, denn die letzte Aussage kam von ihr. Er musste an die Morde denken, bei denen Bürgern Ringe in den Hals gesteckt wurden. Dieser persönliche Beweggrund der Varia schien sich - den Aussagen zufolge - aber nicht mit dem anderer Beteiligter am Aufstand zu decken. Daher hakte er nach.


    "Und habe ich es richtig verstanden, dass sich den Aufständischen weitere Schichten erst im Nachhinein angeschlossen haben? Mittellose, Vergessene, aber auch Mörder und Diebe aus den Armenvierteln?"


    Er blickte zum Protokollant und überzeugte sich, dass der mitschrieb. Er wollte nicht in Anwesenheit der Zeuginnen die Schlagworte Hunger und Unsicherheit wiederholen. Sie könnten die Frauen beeinflussen und Menecrates hielt nicht viel von beeinflussten Zeugenaussagen.

  • "Tolmides, na viel Glück. Der hat sich doch verdrückt. Unauffindbar ist der Scheißkerl.“ Echauffierte sich nun die Rothaarige. „Erst rennt er während des Aufstandes raus, lässt sich zusammenhauen. Dann lässt er sich von Morrigan zusammenflicken. Und war macht der Decksack zum Dank? Verrät sie an die Prätorianer. Wer weiß was der denen für Lügen aufgetischt hat. Der wollte sich das Lupanar doch schon immer unter den Nagel reißen. Nun hat der Decksack seine Chance gesehen und genutzt. Kurz nach der Entführung von Morrigan verschwand auch er.“ Oh ja man konnte deutlich sehen, wem die Frauen die Schuld an Morrigans Verhaftung gaben. Denn auch die beiden Anderen nickten zustimmend bei den Worten.
    „Woher soll ich wissen wen die gemeint hat? Ich habe selbst nie mit ihr gesprochen. Ich bin doch nicht total irre. Mit so was geben ich mich nicht ab. Wenn die meinen das sie sich mit den Soldaten anlegen wollen, dann sollen sie das tun. Aber ich halte mich von so was fern. Ich habe keinen Bock auf Ärger. Ich habe es ja auch nur gehört, dass einige die so genannt haben. Ich weiß nicht mal ob sie sich selbst so bezeichnet hat.“ Greta sah den Konsul an. Sie konnte nun wahrlich nicht sagen welche Beweggründe diese Frau hatte.
    Ines war es die die nächste Frage beantwortete „Na klar haben sie die Gauner, Diebe und sonstiges Geschmeiß der angeschlossen. Was habt ihr denn gedacht? Das waren drei tage ohne jegliches Recht und Ordnung. Die haben geplündert und gemordet was das Zeug hält. So einfach kommen die doch sonst nie an Beute. Die Tavernenbedinung, von der Taverne bei uns ums Eck. Die Magda die hat mir erzähl, dass die sogar einige von denen erkannt hat. Die hat auch gesagt, das viele von denen sich ganz schnell in der Subura versteckt haben. Also viel von denen treiben immer noch ihr Unwesen in der Subura. Denen war der Aufstand vollkommen egal. Die wollten nur ordentlich beute machen. Magda hat auch gehört, wie die sich gebrüstet haben, dass sie einige der Villen von dem ganz Reichen aufs Korn genommen die geplündert und abgefackelt habe.Die waren da wohl richtig stolz drauf. Son Geschmeiß ist doch immer da wo es was zu holen gibt.“

  • Macer hörte aufmerksam zu, was die Zeuginnen zu sagen hatten. Nicht alles erschien ihm nützlich, aber manches schon. Bei einigen Punkten hakte er dann nach.


    "Ich würde gerne noch einmal auf die Parolen an den Wänden und auch auf euer Befinden zurückkommen. Du sagtest, euch ging es gut", sprach er diejenige an, die sich zu beiden geäußert hatte. "Ist das ein Gefühl, das sich auf euch drei beschränkt, oder ging es allgemein vielen eurer Nachbarn, Freunden, anderen Menschen in der Subura ähnlich gut? Und waren die Parolen, die dir irgendwann aufgefallen waren, in irgendeiner Art und Weise etwas besonderes, oder waren sie so wie viele andere Graffiti an den Wänden, die man immer wieder findet? Inhaltlich, meine ich. Waren sie besonders radikal? War das Thema ungewöhnlich?"

  • Seine Frage hatte eigentlich nicht auf die Parolen gezielt - diese Nutten lebten ja in der Subura, da sprachen sie bestimmt auch ab und zu mit ganz normalen Nachbarn und Bekannten.
    "Euch ist also niemand persönlich bekannt, der aufrührerische Reden geschwungen hat oder sich dem Aufstand angeschlossen hat?"
    warf er deshalb noch einmal ein, um sicher zu gehen.

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Er ließ die Frage im Raum stehen, weil er den Aussagen der Frauen Gewicht beimaß und sie näher erörtern wollte. Sie ließen Rückschlüsse auf den Auslöser zu, der so viele der einst friedlichen Bewohner Roms dazu veranlasst hatte, sich den Aufständischen anzuschließen.
    "Meine Herren, ich fürchte, wir werden hier niemand befragen können, der Augenzeuge war oder Einzelheiten selbst gehört hat, denn diese Personen sind aller Wahrscheinlichkeit nach unmittelbar in den Aufstand verwickelt, getötet oder verhaftet. Uns bleibt - so glaube ich - nur die Möglichkeit, Personen zu befragen, die bestenfalls mittelbare Einblicke vorweisen können. Varia selbst bildet wohl die Ausnahme.
    Ich möchte daher schauen, ob uns die Aussagen der Frauen weiterhelfen können."


    Als Menecrates dieses Resümee zog, konnte der Tribun sich auch nicht zurückhalten:
    "Was ist mit den ganzen Gefangenen im Kerker der Prätorianer? Wir haben doch beim Kampf um die Subura nicht nur diese Varia dingfest gemacht!"
    Er sah lauernd zu Verus hinüber.
    "Oder wurden alle anderen wohl direkt liquidiert?"

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  • Die rothaarige verdrehte die Augen. Irgendwie schienen die hier alle bissen schwer von Begriff zu ein. Sie wandte sich zurrst an jene den man schon aus dem Lupanar kannte. Er war ein Arsch vor dem Herren und so schwand auch etwas Aggression in ihrer Stimme mit „Wir kannten die Varia. Wie wir schon sagten, als sie noch Sklavin war, war sie mit ihrem Herren öfter in unserem Lupanar. Sonst ist uns keiner bekannt, der Reden geschwungen hat. Einige Bekannt, sind seit dem Aufstand verschwunden, ob die sich nun dem Aufstand angeschlossen, während des Aufstandes ermordet oder einfach nur geflüchtet sind können wir nicht sagen.“ Ines wandte sich dem anderen zu. „Uns ging es gut, weil Morrigan uns gut bezahlt hat. Sie hat immer für faire Arbeitsbedingen gesorgt. Deshalb haben wir auch alle gern bei ihr gearbeitet. Uns mangelte es an nicht. Wir wohnen ja auch nur am Rand der Subura. Aber im Elendsviertel selbst herrscht Hunger, Elend und Not. Wann waren denn die hier anwesenden denn das letzten Mal dort? Wisst ihr überhaupt was dort los ist? Es stinkt, es ist dreckig. Krankheiten greifen um sich. Der Hunger kommt dazu. Viele Sterben aufgrund des Hungers oder an einer Krankheit, weil selbst der Zugang zu einem Arzt nicht gegeben ist.Geht in die Subura und macht euch selbst ein Bild, dann müsstet ihr hier nicht fragen, warum ein Aufstand ausgebrochen ist. Es war nur einen frage der Zeit, bis dieses Fass zum bersten gebracht wird. Die Parolen riefen dazu auf das ein Sklavenheer erwache und das man sich von den Unterdrücken befreien soll. An eine Passage erinnere ich mich noch genau. Heer der Sklaven, wache auf! Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger. Alles zu werden, strömt zuhauf!“

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