Da stand ich nun. Zugeschnürt wie ein Paket. Mir tat alles weh und ich war durstig. Nelia holte ein scharfes Messer, um mich von meinen Fesseln zu befreien. Meine beiden Handgelenke waren ganz wundgescheuert.
Als erstes fiel ich ihr um den Hals und fing an zu heulen. Als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, bereitete sie einen Kessel warmes Wasser zu, damit ich mich waschen konnte. Sie holte aus meiner Kammer frische Sachen zum Anziehen und kämmte mein Haar. Ich war ihr dankbar, dass sie mich nicht drängte, zu erzählen, was passiert war.
„Auf dem Markt… ich wurde entführt, Nelia,“ begann ich nach einiger Zeit, als sie begonnen hatte, sich um meine Wunden kümmern. „Das musst du mir glauben! Ich bin nicht fortgelaufen… Warum hätte ich denn fortlaufen sollen?“, schluchzte ich. „Ist schon gut, Liebes!“, tröstete sie mich.
„War er sehr sauer, als ihr gemerkt habt, dass ich nicht zurückkomme?“, fragte ich nach einiger Zeit.
„Es hat ihn sehr getroffen! Anfangs glaubte er, du hättest dich aus dem Staub gemacht. Aber Amir konnte einen Bettler aus der Stadt auftreiben, der gesehen hatte, dass du mit ein paar Germanen gesprochen hattest. Jedoch konnte er nicht sagen, ob du freiwillig mit ihnen gegangen bist,“ antwortete Nelia. Ich wich zurück und riss die Augen auf. „Aber ich bin nicht freiwillig mit ihnen gegangen!“, donnerte ich ihr entgegen. Ich merkte leider zu spät, wie aufbrausend ich geworden war.
Dann plötzlich hörte ich, wie jemand die Haustür aufriss und ins Atrium gepoltert kam. Die Köchin spritzte auf und eilte ihrem Dominus entgegen. Er verlor nicht viel Worte. An seiner Stimme konnte ich schon hören, wie wütend er sein musste. Ich trat aus der Culina hinaus zum Atrium. In meiner Hand hielt ich den Geldbeutel den mir Massa vor einer gefühlten Ewigkeit gegeben hatte, weil er mir damit sein Vertrauen hatte zeigen wollen.
„Hier bin ich, Dominus,“ sagte ich leise mit zittriger Stimme. Ich konnte nicht verhindern, dass mir einige Tränen über das Gesicht kullerten.