Wasser hat keine Balken

  • Gracchus hörte nicht auf, Prisca mit Küssen zu bedecken, denn wie hätte er ihren Wünschen widerstehen können? Seine Lippen berührten die weiche Haut, erspürten gleich seinen Fingerkuppen die winzigen Veränderungen auf jedem digitus ihres Leibes, während seine Augen sich wieder schlossen. Schimmernd lag der azurblaue Fleck aus formgewordener Götterkraft vor ihm, scharfkantig gesäumt von porösem, alabasterfarbenem Fels. Der filigrane Körper einer Libelle zog seine Kreise, changierend von Violett zu Erosin, ihre transluzenten Flügel flirrend im Licht der von den Wänden gespiegelten Reflexionen einer goldfarbenen Sonne, umfangen von einem weichen Netz aus Morgentau. Mit den Füßen voran tauchte er ab in die kühle Gewissheit, hielt den Atem an vor Spannung bis dass die Schlingen der grünfarbenen Jungfrauen seine Beine umfassten und hinabzogen in eine Welt umgarnenden Zaubers, bis dass eingerahmt in eine Symphonie aus rotfarbenen Wellen alles Schimmern erlosch, alle Welt entbrannte in einem Feuer aus Sternenglut wie zwei glimmende Augen in endloser Nacht, in welcher ein leichtes es war, sich zu verlieren.
    Prisca.
    Stille.
    Prisca.
    Der güldene Glanz verwitterte in Rost.
    Prisca.
    Ein letztes Sandkorn tropfte über die gläserne Schwelle.
    Prisca.
    Stille.
    Erschrocken einatmend öffnete Gracchus seine Augen, doch sie lag noch immer in seinen Armen, begierig verlangend. Er hielt sie fest, und doch hielt er inne, wollte sie nicht loslassen und doch nicht halten, in Furcht er könne sie zerbrechen.
    "Ich ... ich kann nicht"
    , gestand er leise, beschämt, zerrissen von seinem tiefen Bestreben Prisca zu genügen und dem Fluch seiner Existenz.

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  • Endlich! Der Bann schien zunächst gebrochen, nun, da Gracchus augenscheinlich alles daran setzte um sein Versprechen einzulösen. Zu lernen seine Gemahlin zu lieben, um ihr das zu geben, was ihr zu stand. Ja, das tat er gerade, mit seinen Lippen und seinen Händen, mit denen er ihren Leib nun erkundete, liebkosend und kostend zugleich Oh ja, mach weiter so … !!! , gab Prisca ihrem Gemahl mit lustvollem Stöhnen zu verstehen, dass er auf dem richtigen Weg war und nie hatte sie sich ihrem Ziel näher gewähnt als in diesem Augenblick, da sie ihren - vor Erregung bebenden - Leib an den ihres Gatten schmiegte. Gracchus´ Bemühungen zeigten eindeutig Wirkung. Zumindest bei Prisca, wohingegen die gewünschte Reaktion bei ihm nach wie vor auf sich warten ließ.


    Prisca bemerkte dies zwar, doch ließ sie sich davon nicht beirren. Sie war überzeugt, dass irgendwann auch ein flavischer Eisberg zu schmelzen beginnen würde, wenn die Hitze erst groß genug wäre. Nur leider schien dieser Eisberg noch derart weit entfernt von jeglicher wärmenden Strömung zu treiben, dass selbst das Feuer einer Aurelia ihm nichts anhaben konnte. Die Ernüchterung folgte auch sogleich in Form eines einzigen Satzes, mit dem Gracchus das Scheitern seiner Bemühungen und seines Lernwillen eingestand und der somit dem Bestreben nach körperlicher Vereinigung ein jähes Ende setzte.


    Prisca erstarrte regelrecht in seinen Armen, denn was hätte es auch gebracht ihren erhitzten Körper weiter an eine massive Gletscherwand zu reiben. Prisca drehte den Kopf und sie blickte verdutzt in die Augen ihres Mannes, in denen sie deutlich die Enttäuschung über das eigene Versagen und die Scham zu erkennen glaubte. Prisca erschrak darüber, denn einerseits saß die Enttäuschung tief und andererseits tat es ihr leid, ihren Mann so verzweifelt zu sehen. Es blieben ihr nur Bruchteile von Sekunden um zu entscheiden, ob sie ihm für sein Versagen - bildlich gesprochen - den Dolchstoß versetzen sollte, oder eben nicht und einen Atemzug später hatte Prisca ihre Entscheidung getroffen.


    "Schhhhhhh .... Halt mich einfach noch ein bisschen in deinen Armen. Lass uns kuscheln, den Himmel betrachten und ein wenig plaudern, ja?", entgegnete Prisca schließlich ebenso leise und mit einem erwärmenden Lächeln auf den Lippen, welches zwar gespielt war, aber durchaus echt wirkte. Keine Szene, keine Fragen, keine Floskeln á la das macht doch nichts. Nicht heute! Prisca wollte sich nichts anmerken lassen, obgleich es tief in ihr nagte. Wie, in aller Welt, hatte es die Claudia nur geschafft, mit ihm Kinder zu zeugen? Hatte der Vollzug dieses Aktes gar ein derart bleibendes Trauma hinterlassen, welches ihrem Gemahl nun die Fähigkeit - eine Frau zu lieben - gänzlich nahm? Oder lag es an diesem Ort? Lag es an seinen Pflichten und Aufgaben, die ihn tagtäglich belasteten? … oder aber … lag es gar an ihr? An was liegt es nur??? Bei allen Göttern es ist zum verzweifeln!!!


    Nein! Schon gut, es bringt nichts … , rief Prisca sich selbst zur Ruhe und sie wollte nicht weiter darüber nachdenken. Nicht jetzt, sonst lief sie Gefahr, dass das dumpfe Brodeln in ihr am Ende doch noch zu einem wahren Vulkanausbruch geführt hätte.


    "Hatte ich dir eigentlich schon davon erzählt, dass es auf meinem Landsitz in Antium ein Feuer gegeben hat? Ich überlege nun, ob ich nicht die nächsten Wochen dort verbringen soll. So könnte ich die Bauarbeiten beaufsichtigen und gleichzeitig die warmen Sommertage am Meer verbringen. … Was meinst du?" Unvermittelt lenkte Prisca auf ein ganz anderes Thema, über das sie laut zu denken begann. Dass Gracchus sie eventuell nach Antium begleiten könnte, ließ sie dabei unausgesprochen obgleich ihr die Idee durchaus in den Sinn gekommen war. Denn vielleicht würde eine ungezwungene Atmosphäre seiner Libido zuträglich sein, sodass endlich ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung gehen könnte. Ja, vielleicht, … aber so recht wollte Prisca nicht mehr daran glauben …

  • Gracchus hielt Prisca in seinen Armen, denn was sonst hätte er tun können, war eine Flucht in diesem Augenblicke doch unmöglich, wenngleich dies viel eher seiner Wahl hätte entsprochen. Zweifelsohne hätte die destruktive Maschinerie seiner Gedanken augenblicklich sich in Bewegung gesetzt, doch seine Gemahlin kam dem zuvor, indem sie seine Aufmerksamkeit durch ein Gespräch band.
    "Ein Feuer? Ich hoffe, der Schaden ist nicht allzu groß?"
    fragte er beunruhigt und gleichsam sinnierend, ob Prisca dies bereits einmal erwähnt hatte. Üblicherweise hätte sein Blick nun zu Sciurus sich gewandt, welcher mit einer unscheinbaren Geste ihm hätte ausgeholfen, doch für diesen Abend hatte er seinen Leibsklaven in seinem Cubiculum zurück gelassen.
    "Es scheint mir nur recht, dass du solch unerquickli'he Obliegenheiten mit ein wenig Vergnügen garnieren kannst."
    Innerhalb von wenigen Herzschlägen traf er eine Entscheidung.
    "Ich werde dich begleiten."
    Nach einem kurzen Zögern fügte er hinzu:
    "Zumindest so lange bis du dir ge..wiss bist, dass dort alles seinen rechten Gang nimmt."
    Obgleich seine Stimme fest war suchte er zaghaft Priscas Blick. Gracchus war sich nicht sicher, ob seine Gemahlin diese Idee würde gutheißen - insbesondere nach dem heutigen Abend. Doch ein wenig Zeit zu zweit, ein wenig mehr Nähe würde ihm allfällig sogar helfen können, ihren Wünschen in allen Belangen zu entsprechen. Weitaus dräuender indes waren ihm zudem die Versäumnisse seiner Vergangenheit. Er hatte Antonia zu lange allein auf dem Lande gelassen, von welchem sie letztendlich nie mehr war zurückgekehrt. Dass Prisca im Frühling bereits allein zu einer Bekannten aufs Land war aufgebrochen hatte ihm nicht behagt, doch er hätte ihr unmöglich diese Reise abschlagen können, zudem war sie dort schlussendlich nicht allein gewesen. Roms Pflichten mochten auf ihn warten, denn er würde nicht noch einmal seine familiären Pflichten ignorieren und seine Gemahlin einer Gefahr aussetzen. Nach ein oder zwei Wochen würde er sie immer noch drängen können, mit ihm zurück zu kehren und die Aufsicht über den Fortschritt der Bauarbeiten einem Verwalter zu überlassen und den wundervollen Herbst mit ihm im Herzen der Welt zu genießen.

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