Schuld hin oder her, sie wollte ihren Teil für sich beanspruchen. Vielleicht um es mir ein wenig leichter zu machen. Damit ich mir nicht die volle Last aufbürdete. Aber auch das änderte nichts an meiner Verantwortung, die ich glaubte, ihr gegenüber zu haben. Womöglich war es ein Wink des Schicksals gewesen, der uns auf diese Weise zusammengebracht hatte. Irgendein Gott, vielleicht einer der römischen, erlaubte sich einen Spaß mit uns.
Ich vertrieb Morrigan nun endgültig aus meinen Gedanken. Sie war zu einem Schatten geworden. So wie all die anderen, die einst für mich eine große Bedeutung hatten. Sicher, sie würde immer ein Teil meines Lebens bleiben. Jedoch glaubte ich, stark genug zu sein, um mich von ihrem Andenken nicht lenken zu lassen. Als sie meinte, es könne mir zu viel werden, vertrieb sie endgültig meine ernste Miene. „Du wirst mir nicht zu viel! Ich möchte, dass du bleibst… für immer… vorausgesetzt du hältst es so lange mit mir aus.“ Ein Schmunzeln trat wieder zu Tage.
Ich zog sie nun ganz eng an mich heran. Sie genoss es sichtlich, was für mich nur eine Bestätigung war, weiterzumachen. Oder waren da doch noch Zweifel oder gar Ängste? Ich würde ganz behutsam mit ihr umgehen, sie zu nichts zwingen oder drängen, was sie selbst nicht wollte. „Shhh!“, entgegnete ich ihr leise, als sie meinen Namen flüsterte. Dann hob ich sie vorsichtig auf meine Arme und bettete sie auf die Stofffetzen, die auf dem Boden lagen und die nun unser Lager werden sollten.
„Hab keine Angst, Kleines! Ich werde dir nicht wehtun!“, flüsterte ich ihr zu, als die nun so dalag, wie ein Geschenk, das darauf wartete, ausgepackt zu werden. Ich hielt mich nicht lange auf und begann an ihrer Tunika zu nesteln. Dabei stellte ich mich etwas ungeschickt an. Besser war es, wenn sie mir dabei half.