Rückblende - einige Tage, bevor Scato in der Castra Praetoria vorspricht
Bevor Scato sich auf den Weg zu seiner Verwandtschaft machen würde, ehe er zur Castra Praetoria weiterzog, kam ihm eine andere Idee dazwischen. Bei seinem chaotischen Naturell war das kein Wunder.
Der Blitz der Erkenntnis traf ihn mitten auf dem Forum Romanum, wo er eine Pause einlegte. Er belauschte zum Zeitvertreib zwei kichernde Frauen. Die eine erhoffte eine Segnung der Luperci, damit sich ihr Kinderwunsch endlich erfüllte, die andere freute sich einfach auf die fast nackten Männer, die am Tage der Lupercalia mit blutigen Peitschen aus der Haut eines Opfertieres durch die Stadt liefen und die Passanten schlugen.
Ihre Worte stimmten Scato nachdenklich. Der unruhige Bursche hielt einen Moment inne, während seine Hand unbewusst die Tunika über dem Herzen kratzte.
Scato war nach Rom gekommen, um sich bei den Cohortes Urbanae einschreiben zu lassen. Doch wenn er genauer darüber nachdachte, sollte er nicht gerade mit einem solchen Wunsch den wohlwollenden Blick der Götter bewusst auf sich lenken? Alltagsrituale und Gebete reichten da vielleicht nicht. Als Soldat brauchte es bekanntlich mehr als nur die körperlichen und geistigen Voraussetzungen, um zu überleben. Man benötigte auch gewogene Götter.
Während viele Soldaten sich Iuppiter oder Mars zuwandten, fühlte Scato sich einem völlig anderen Gott nahe, der auf den ersten Blick nichts mit seinem Berufswunsch zu tun hatte. Faunus. Jener Gott, für dessen Ehrung die Luperci zuständig waren. Die Gründe für Scatos Affinität zu Faunus waren sehr persönlicher Natur und normalerweise behielt er sie für sich. Ob Faunus etwas für seine Sicherheit tun konnte, wusste er nicht, doch wenn er einem Gott über das alltägliche Maß hinaus Ehre erweisen wollte, dann ihm.
Ja, vielleicht war es ein Wink des Bocksbeinigen, dass die Frauen hier vor Scatos Ohren darüber gesprochen hatten ... er würde dem Wink folgen. So fragte er die beiden Damen nach dem Weg zum Zentrum jenes alten Kultes und wurde zur Casa Lupae geschickt, dem Haus der Wölfin.
Und dort klopfte er an.