Kandidatur zum Cursus Honorum [07/18] Lucius Annaeus Florus Minor

  • Es war mal wieder so weit und der Wahlkampf ging in die heiße Phase. Gleich mehrere Sitzungstage des Senates waren nun für Kandidaturreden reserviert und die Consuln hatten eine ganze Liste von Kandidaten abzuarbeiten, die sich vorstellen wollten. Den Anfang machten die Vigintiviri.


    "Wir hören nun die Kandidaturrede von Lucius Annaeus Florus Minor zum Vigintivirat."

  • Heute war also der grosse Tag. Mit meinem ganzen Gefolge, allen die es sich irgendwie einrichten konnten, war ich zum Senat gezogen. Gekleidet in meine beste Toga, jede Falte äusserst sorgfältig nochmals von den Sklaven überprüft, bevor ich die heilige Halle betreten hatte. Kein Staubfleck, nichts sollte die Senatoren von meiner Rede und von meinem Wunsch dem Staat zu dienen ablenken.


    Als ich dann hörte, dass ich aufgerufen wurde, trat ich vor, würdevoll aber nicht überlegen oder hochnäsig, gelassen aber nicht gelangweilt, genau so, wie ich es in Athen viele Tage lang immer wieder üben musste, bis schliesslich die Lehrer zufrieden gewesen waren.


    Mein Kaiser, Herren Consuln und gewesene Consuln, Patres Conscripti,


    Es ist mir eine grosse Ehre, heute meine Kandidatur für das Vigintivirat vor dem Senat vorstellen zu dürfen. Viele von euch haben meinen Vater gekannt, ein Mann, dessen Taten bis heute für ihn sprechen und dessen grosse Spuren mich lange eingeschüchtert haben. Heute jedoch stehe ich vor euch um diesen Spuren zu folgen.


    Ich habe mich entschlossen, den Sitz meines Vaters im Senat mit meinen eigenen Taten wieder zurück in die Familie zu holen. Aus diesem Grund bewerbe ich mich für einen Posten im Vigintivirat. Der Cursus Honorum ist seit je her eine Leiter an EHRENämtern und es ist mir eine Ehre, meine Dienste dem Kaiser ... hier neigte ich mein Haupt zum Imperator und dem Senat ich schaute entsprechend in die Runde der vor mir sitzenden und weiter hinten stehenden Senatoren anzubieten.


    Nun liess ich diese Einleitung einen kurzen Moment wirken, denn es war mir wichtig, dass ich es als Ehre empfand und nicht als Pflicht oder gar als lästige Aufgabe, auch dieses, das unterste Amt in der Laufbahn ausfüllen zu dürfen.


    Es ist eine Tradition, dass die Bewerber für das Vigintivirat in dieser Rede hier eine Vorliebe für die Eine oder Andere Tätigkeit nennen dürfen. Ich habe aus diesem Grund viel und lange über die verschiedenen Positionen nachgedacht und bin zum Schluss gekommen, dass für mich das Amt als Quattuorvir viis in urbe purgandis den höchsten Stellenwert besitzt.


    Obwohl diese Position vielleicht in den Augen Vieler nur wenig prestigeträchtig sein mag, bin ich der Meinung, dass es von den zur Auswahl stehenden doch eher eines der wichtigeren Ämter ist. Patres, jede Nacht fahren tausende von Wagen durch unsere Stadt, der Pferde ihre Bedürfnisse ohne Rücksicht auf die Sauberkeit unserer Strassen erledigen. Am nächsten Tag steht vielleicht auf derselben Strasse eine grosse öffentliche Opferprozession auf dem Plan. Ich kann mir kaum vorstellen, wie das aussehen und riechen würde, wenn die Reinigung unserer Strassen nicht konstant und konsequent durchgeführt würde. Das entworfene Bild liess ich wiederum einen kurzen Moment wirken.


    In einigen Teilen unserer Stadt scheinen wir jedoch zuweilen genau dieses Problem zu haben. Zumindest hat mir dies ein persönlicher Augenschein in den letzten Tagen bestätigt. Strassen die kaum nutzbar sind weil tierischer und menschlicher Unrat liegen bleibt, Menschen, die nur mit zugehaltener Nase gewisse Teile unserer Stadt betreten können, das habe ich selbst gesehen. Ich weiss nicht, ob ich in der Lage sein werde, diese Situation zu ändern, aber wenn ihr mir die Chance geben wollt, dann werde ich mein Bestes versuchen, um auch in der Subura und Transtiberim wieder geregelte Verhältnisse zu erstellen. Eine nächste kurze Pause diente nun eher mir, um wieder Luft zu holen, denn ich hatte meine ganze Energie in die letzten Worte gelegt, um sie wirklich überzeugend klingen zu lassen.


    Solltet ihr, patres conscripti, in eurer Weisheit jedoch entscheiden, dass meine Kräfte besser an einem anderen Ort gebraucht werden, dann bin ich sofort und ohne eine Sekunde zu zögern oder meinem Wunsch nachzutrauern bereit, auch diese Aufgabe zu übernehmen und dort ebenfalls mein Bestes zu geben. Es heisst Dienst am Vaterland und Dienst kommt von dienen. Ich bin bereit ein Diener Roms zu werden.


    Damit schloss ich meine Rede und senkte Blick und Kopf als Zeichen, dass ich bereit war, meinem Vaterland zu dienen.

  • Macer folgte der Rede etwas aufmerksamer als anderen, da er dem Kandidaten ja seine Unterstützung versprochen hatte, sofern er dies durch seine Rede nicht unmöglich machte. Dies war in Macer Augen nicht der Fall, so dass er sich nach einer Weile, in denen er möglichen Fragestellern gerne den Vortritt ließ, zu einer kurzen Wortmeldung erhob. "Ich unterstütze die Kandidatur des Annaeus Florus Minor", teilte er sodann seinen Senatskollegen mit. "Ich habe seinen Vater gut gekannt und ich hatte in den letzten Wochen mehrfach Gelegenheit, ihn selbst näher kennenzulernen. Ich kann euch versichern, dass er die richtigen Schritte geht und seinem Vater ein würdiger Nachfolger sein wird, der es wert ist, dass man ihm seine Stimme gibt." Damit hatte Macer nun nicht nur sein Versprechen erfüllt, sondern auch seiner Überzeugung Ausdruck verliehen, denn tatsächlich freute er sich schon darauf, mehr Taten dieses Mannes zu erleben.

  • Als zuerst keiner der anwesenden Senatoren eine Frage zu meiner Kandidaturrede hatte, war ich schon leicht nervös geworden.


    Dann erhob sich aber Senator Purgitius Macer und sprach sich für meine Wahl aus. Mit einem dezenten Kopfnicken bedankte ich mich bei diesem für seine Unterstützung und wartete dann, ob nicht doch noch jemand eine Frage hätte.

  • Menecrates erhob sich als nächster.
    "Auch ich habe den Vater des Kandidaten gekannt und geschätzt. Das allein reicht oft, aber nicht für mich, denn der Sohn könnte ja abseits der Wege des Vaters gehen und ich bräuchte ein wenig Zeit des Beobachtens auf dem Werdegang des Kandidaten, um mir ein klares Bild zu machen." Die Grundsituation sah wenig vielversprechend aus, aber Menecrates legte nach.


    "Im Gegensatz dazu steht auf meiner Agenda seit langem, die ganz jungen Männer auf den Startblock zu stellen. Natürlich müssen sie einen guten Eindruck bei mir hinterlassen und mich überzeugt haben. Das trifft im Fall des Kandidaten Annaeus zu.
    Hinzu kommt und das mag für viele nicht wichtig sein, für mich ist es aber entscheidend, dass er der Klient meines Freundes Livianus ist. Senator Decimus würde ihn im Wahlkampf unterstützen, kann es aber nicht, weil er die Interessen unseres Kaisers in Germanien vertritt. Ich bitte daher an seiner Statt: Gebt dem Annaeus Florus Minor eine Chance, uns zu zeigen, was in ihm steckt. Meine Stimme erhält er auf jeden Fall."

  • Auch der nächste Senator der sich erhob und äusserte, tat dies zu meinen Gunsten, was mich sehr freute! Senator Claudius Menecrates erwähnte dazu auch noch meinen Patron und dessen Stationierung in Germania. Das konnte für mich ja wirklich nur positiv sein.


    Daher dankte ich auch ihm mit einem Nicken und wartete weiter, ob nicht doch jemand auch eine Frage hätte.

  • Wie immer verfolgte der Kaiser die Kandidaturreden für die kommenden Wahlen. Diesmal war ein bekannter Name dabei. Severus hatte den Vater des jungen Mannes selbst ins Ulpianum aufgenommen. Jetzt wollte er offensichtlich selbst den Cursus Honorum beschreiten.


    Dafür hatte er erwartungsgemäß zahlreiche Unterstützer. Trotzdem wollte der Kaiser dem Annaeer etwas auf den Zahn fühlen. Das tat er immerhin bei jedem. "Ich teile deine Ansicht, dass die Sauberkeit unserer Straßen ein wichtiges Thema ist." erklärte er deshalb einleitend. "Umso wichtiger ist es, wem wir es anvertrauen. Mich würde daher interessieren, welche Stationen du in deinem bisherigen Leben gemacht hast. Wo hast du nach dem Tod deines Vaters gelebt? Hast du ein Tirocinium Fori absolviert? Oder verfügst du vielleicht sonst über besondere Erfahrungen, die dich für den Staatsdienst qualifizieren?" Bei jemandem, der ganz am Beginn seiner Karriere stand, konnte man das nicht unbedingt erwarten. Aber man durfte ja doch danach fragen.

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  • Es war dann der Kaiser persönlich, der sich mit einer ersten Frage an mich wandte. Und diese Frage hatte ich von jemandem erwartet, denn in meiner Rede hatte ich dazu nichts gesagt.


    Mein Kaiser, da mein Vater verstarb als ich noch ein ganz kleiner Junge war, konnte er leider meine Ausbildung nur sehr eingeschränkt selbst in die Hand nehmen. Trotzdem hatte er vor seinem Tode noch Arrangements gemacht, damit ich an verschiedenen Orten eine umfassende Ausbildung erhalten würde.


    Begonnen wurde diese in Mantua bei verschiedenen Lehrern, welche noch mein Vater für mich ausgesucht hatte.


    Danach habe ich auch in Athen mehrere Jahre verbracht und hatte dort die Chance verschiedenen Magistraten bei ihren Arbeiten helfen zu dürfen. Ob dies vergleichbar ist mit einem Tirocinium Fori kann ich nicht beurteilen, aber es hatte den Vorteil, dass ich nicht bloss bei einer Person Erfahrungen sammeln konnte, sondern dies gleich bei 3 Magistraten in verschiedenen Bereichen tun durfte.


    Danach kehrte ich nach Mantua zurück, wo ich mich um die Angelegenheiten der Familie kümmerte, bis ich vor einigen Monaten hierher nach Rom umgezogen bin. Seither war ich jeden Tag auf dem Forum, versuchte mir ein Netzwerk aufzubauen und habe schlussendlich den Entschluss gefasst, dass ich bereits nach so kurzer Zeit eine Kandidatur wagen möchte.


    Weitere Erfahrungen, welche mich speziell befähigen würden, kann ich nicht vorweisen.


    Ich war mir sehr bewusst, dass mein Werdegang lange nicht der Beste war, aber ich konnte mich daran erinnern, dass mir immer wieder gesagt wurde, auch eine Schwäche könne eine Stärke sein.

  • Der Kaiser hörte interessiert zu. Mal eine Abwechslung von der oft so einförmigen Aristokraten-Ausbildung, die die meisten Senatorensprösslinge hier in Rom genossen. Obwohl sie auch wieder nicht so extravagant war.


    "Nun, dieses Amt ist ja auch dafür da, Erfahrung zu sammeln." stellte Severus schließlich zufrieden fest. "Ich danke dir jedoch für die Erläuterungen."

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