[Sklavenunterkunft] Eine Überraschung kommt selten alleine [Iduna et Angus]

  • Seit ihrer letzten Begegnung mit Angus waren einige Wochen vergangen. Ihr Dominus verweilte mit seiner Angetrauten auf seinem Sommersitz. Wieso er die Rothaarige nicht mitgenommen hatte war Iduna noch immer ein Rätsel. Ein Rätsel welches sie eigentlich entschlüsseln wollte. Wären da nicht diese merkwürdigen Bauchschmerzen die Iduna seit einigen Tagen quälten.


    Auch wirkte die Cheruskerin mitunter erschöpft und äußerst blass ums Näschen. Dieses Unwohlsein hielt sie jedoch nicht davon ab ihrer täglichen Arbeit nachzugehen. Auch wenn sich ihr Dominus außerhalb der Villa aufhielt. Wie lange Scato auf dem Landgut seines Verwandten verweilte wusste Iduna nicht. Woher denn auch? Sie war doch lediglich eine Sklavin.


    Auch an diesem morgen überkam sie erneut dieses merkwürdige Unwohlsein, sodass sie sich taumelnd auf ihrer Bettstatt in der flavischen Sklavenunterkunft niedersinken ließ. Durch langsames ein- und wieder ausatmen gelang es Iduna ihren hastig pochenden Herzschlag halbwegs unter Kontrolle zu bekommen. Ihre schweißfeuchten Hände wischte sie unbewusst an ihrer Tunika ab und holte langsam tief Luft. Ja. Jetzt müsste es wieder funktionieren. Vorsichtig erhob sie sich und presste dabei ihre Lippen fest aufeinander. Nein. Sie würde nicht jammern und Mitleid wollte sie ohnehin nicht.

  • [Blockierte Grafik: https://thumb.ibb.co/bHBXp8/image_2018_07_07.jpg|Cungah



    Die alte nubische Sklavin, die alle nur Mama Cungah riefen, war zufällig vorbeigeschuscht und hatte dabei einen Blick in jenen Raum geworfen, in dem die rothaarige Cheruskerin zu nächtigen pflegte. Dabei war ihrem aufmerksamen Auge natürlich nicht entgangen, dass die junge Frau sich sichtlich nicht wohlfühlte. Sofort blieb sie stehen, trat näher und berührte Iduna sachte an ihrer Schulter.
    "Is dir nich gut, Mädchen?", fragte sie mit ihrer tiefen aber gutmütigen Stimme. "Brauchste was? Kann ich dir helfen?" Die korpulente Alte war schon seit ewigen Zeiten im Besitz der Gens Flavia und hatte unzähligen flavischen Kindern auf die Welt geholfen, ganz zu schweigen vom Nachwuchs der Sklaven. Der Nubierin konnte man also nichts vormachen. Sie roch es förmlich, wenn eine Frau in gewissen Umständen war.

  • Mit jedem Atemzug den die Rothaarige tat wurde sie blasser und blasser. Und dennoch versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen. Wie gut das sich ihr Dominus nicht in Rom befand. Denn ihm würde es garantiert nicht gefallen, Iduna in diesem Zustand zu erblicken. Und auch die anderen Sklaven sollten sie, wenn möglich, nicht in diesem Zustand bemerken.
    Nachdem die Rothaarige erneut langsam ein- und wieder ausgeatmet hatte, stemmte sie sich schließlich von ihrer Bettstatt empor. Jetzt musste sie nur noch diese krampfartigen Bauchschmerzen unter Kontrolle bekommen. Aber vielleicht würde ihr ein kurzer Spaziergang im Hortus ganz gut tun. Unter keinen Umständen sollte Angus darüber in Kenntnis gesetzt werden. Denn der Kelte würde sich nur wieder unnötige Sorgen machen.


    Doch bevor Iduna einen Schritt hinaus auf den Gang vor den Sklavenunterkünften setzen konnte, spürte sie eine Berührung an der Schulter. Erschrocken schnappte sie nach Luft; entspannte sich dann allerdings im nächsten moment als sie in das gutmütige Gesicht der alten Cungah blickte. ”Musste du mich so erschrecken.” Versuchte sich die rothaarige Cheruskerin an einem Scherz, als sich ihr Bauch erneut verkrampfte und sie aufstöhnend ihre Hände dagegen presste. ”Ich habe seit ein paar Tagen Bauchschmerzen und weiß nicht woher.” Murmelte Iduna mit leiser Stimme und ließ sich erneut auf ihre Bettstatt zurück sinken.


    ”Ich wollte gerade an die frische Luft, hinaus in den Hortus.” Erklärte sie sich und verkrallte ihre Finger in ihrer Tunika. ”Das ist nur ein Schwächeanfall. Bitte sag niemandem etwas davon. Und schon gar nicht Angus.” Beschwor Iduna die alte Sklavin und blickte sie zugleich bittend an.

  • [Blockierte Grafik: https://thumb.ibb.co/bHBXp8/image_2018_07_07.jpg|Cungah


    Innerhalb der Sklavenschaft war es kein Geheimnis gewesen, dass die Germanin bei ihrem Dominus und insbesondere bei dessen Gemahlin in Ungnade gefallen war. Cungah war zwar nicht Zeugin der entwürdigenden Bestrafung Idunas geworden, doch sie hatte genug erfahren, um zu wissen, was man der jungen Frau angetan hatte. Inwieweit sie diese harte Strafe verdient hatte, bildete sich die Nubierin dazu keine Meinung. Eine Vergewaltigung war mit Sicherheit das Schlimmste, was einer Frau passieren konnte.


    Sobald Iduna auch nur den Mund aufgemacht hatte und ihr von ihren Beschwerden berichtete, begann es in Kopf der alten Nubierin zu rattern. Seit Tagen Bauchschmerzen… sie weiß nicht, woher… Ein erster Verdacht manifestierte sich in ihrem Kopf.
    „Haste was Schlechtes gegessen?“, war ihre erste Frage. Aber dabei blieb es nicht. „Is dir auch übel, Kindchen?“ Mama Cungah musterte das junge Ding von Kopf bis Fuß. Sie war sehr blass im Gesicht und sie hielt ihren Bauch. Frische Luft war sicher hilfreich in diesem Fall. Doch die Nubierin hatte bereits eine Vermutung, die sie vorerst noch für sich behielt.


    Die Germanin beschwor sie, über die Sache Stillschweigen zu bewahren. Meistens gelang das ja der Nubierin. Gelegentlich aber passierte es schon mal, dass sie sich verplapperte. Aber dem Kelten würde sie sicher nichts von Idunas Leiden berichten. Sie mochte Angus nicht besonders. Der Kerl hatte schon früher nichts anbrennen lassen. Dass Iduna sich nun ausgerechnet mit ihm einließ, konnte sie gar nicht nachvollziehen. „Schätzchen, von mir erfährt keiner was und schon gar nich dieser überhebliche Gockel!“


    Eigentlich war ich auf dem Weg zu Iduna gewesen, um nach ihr zu sehen. Mir war am Tag zuvor aufgefallen, wie blass sie gewesen war. Als ich die Nubierin und Iduna im Gang vor mir erblickte, verbarg ich mich kurzerhand in einer Nische, um zu hören, was die beiden miteinander zu bereden hatten. Als mein Name gefallen war, hielt mich nichts mehr. Auch wenn ich meine Kleine nun erschreckte, nahm ich das in Kauf. Schließlich war ich doch für sie verantwortlich!
    „Wovon soll ich nichts erfahren?!“ , hörte ich mich plötzlich mit Nachdruck fragen. Dabei bedachte ich die alte Nubierin mit einem scharfen Blick. Hatte sie mich eben einen überheblichen Gockel genannt!?

  • Und da war er wieder. Dieser stechende Schmerz der Iduna am liebsten in die Knie hätte sinken lassen. Verzweifelt jedoch hielt sie sich aufrecht. Und das obwohl sich ihr Bauch anfühlte, als würde sich in ihrem Innersten kein Blut, sondern Lava befinden. Am liebsten hätte sie nach den Händen der alten Nubierin gegriffen. Stattdessen verkrallte sie diese in ihrer Tunika und presste ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen.


    Als Cungah dann schließlich Fragen zu stellen begann, hatte Iduna das Gefühl als würde sich der Raum um sie herum drehen. Erst nachdem die Rothaarige langsam ein- und wieder ausgeatmet hatte, verschwand dieses merkwürdige Gefühl und sie konnte sich vollständig auf Cungahs Worte konzentrieren. ”Nein. Ich ha.. habe nichts schlechtes gegessen. Ich habe das gleiche wie die anderen Sklaven gegessen. Und den anderen geht es doch auch nicht so schlecht wie mir, oder?” Aus großen Augen blinzelte die Cheruskerin zu der Nubierin empor und wimmerte leise, als sich der stechende Schmerz in ihrem Bauch erneut zu Wort meldete.


    ”Ich habe Bauchschmerzen und schlecht ist mir auch.” Wimmerte Iduna und blickte mit einem zutiefst unglücklichen Gesichtsausdruck zu der älteren Sklavin empor. Als dann jedoch die Stimme des Kelten an ihr Ohr drang, zuckte die Rothaarige abrupt zusammen und wirbelte zu Angus herum. Wie lange stand er schon dort? Was hatte er alles mit angehört? ”Angus, mir.. mir geht es nicht so gut. Ich wollte nicht das du dir Sorgen machst, deswegen habe ich dir nichts gesagt.” Dabei trat die Cheruskerin auf den Kelten zu und versuchte vorsichtig nach seinen Händen zu greifen.

  • [Blockierte Grafik: https://thumb.ibb.co/bHBXp8/image_2018_07_07.jpg|Cungah


    Mit jeder von Idunas Antwort, schienen sich Cungahs Vermutungen mehr und mehr zu bestätigen. Sie hatte sich nicht den Magen verdorben, sonst hätte es sicher noch mehr Fälle dieser Art gegeben. Außerdem war ihr übel. Zwar ein häufiger Begleitumstand, wenn man unter Bauchschmerzen litt, wenn man jedoch wusste, was der Germanin vor mehreren Wochen widerfahren war (die Gerüchteküche der flavischen Sklaven brodelte diesbezüglich regelrecht) und dass nun eben jener Kelte auch noch ihr „Gefährte“ war, konnte man ganz leicht eins und eins zusammenzählen!
    „Sach ma, Schätzchen wann hatteste denn deine letzte Blutung?“, fragte die Nubierin ganz unverblümt, noch bevor Angus in Sichtweite gekommen war. Schließlich war das das Natürlichste auf der Welt!
    Als der Kelten sich dann schließlich vor den beiden Frauen aufgebaut hatte, musterte ihn die Alte mit einem argwöhnischen Blick. Kaum zu glauben, dass ausgerechnet er nun Verantwortung übernehmen wollte!



    Natürlich war sie wieder zusammengezuckt. Sie war einfach zu sensibel, zu zart besaitet, zu grazil für mein überschäumendes Gemüt. Ich musste lernen, noch vorsichtiger mit ihr umzugehen. Doch meine Sorge um sie hatten alle Vorsichtsmaßnahmen über Bord gekippt.
    „Dir geht es nicht gut, Kleines? Aber wieso, was ist passiert? Hat dir jemand etwas zuleide getan? Sag mir, wer es war und ich nehme ihn mir vor und schlag ihn zu Brei!“
    Die Farbe in meinem Gesicht hatte einen gefährlich roten Teint angenommen. Sie war mein und wer sich an ihr vergriff, würde sich nie wieder an etwas vergreifen!
    Wie süß! Sie wollte nicht, dass ich mir Sorgen machte. Wer, wenn nicht ich sollte sich Sorgen um sie machen?! „Liebes, dein Wohlergehen steht für mich an erster Stelle. Bitte versprich mir, dass du mir nichts verschweigst! Wie soll ich denn sonst auf dich aufpassen?“
    Sie ergriff vorsichtig meine Hand und ich führte ihre mit meiner Hand zu meinem Mund und küsste die Ihre, als Zeichen meiner Zuneigung, die ich für sie empfand.

  • Die Bestrafung der Rothaarigen durch die Claudia hatte sich wie ein Lauffeuer in der flavischen Villa verbreitet. Schließlich hatten sämtliche Sklaven dem Schauspiel beiwohnen müssen, so wollte es das rothaarige Biest. Ihre Hände hatte Iduna noch immer gegen ihren Bauch gepresst, während sie zugleich äußerst flach atmete. Vielleicht konnte sie diese Schmerzen irgendwie wegatmen.


    Und dann durchbrach erneut die Stimme der alten Nubierin das entstandene Schweigen mit einer Frage, die Iduna die Röte ins Gesicht zauberte. ”Meine.. meine Blu.. Blutung? Ich.. ich weiß nicht.” Murmelte Iduna verwirrt und biss sich unwohl auf die Unterlippe.


    Regelmäßig waren ihre Blutungen nach eben jenem Vorfall ohnehin nicht mehr. Doch noch bevor Cungah auf Idunas Worte reagieren konnte, erschien Angus und ließ Iduna unwillkürlich zusammen zucken. Hatte der Kelte etwa gelauscht? ”A.. Angus. Ich.. ich habe nur Bauchschmerzen.” Versuchte die Cheruskerin den Älteren zu beschwichtigen und spielte zugleich ihre Schmerzen herunter.


    Der Kelte sollte sich keine Sorgen machen müssen. ”Cungah.. sie hat.. sie wollte.. mir nur erwas gegen meine Bauchschmerzen geben.” Whisperte Iduna mit leiser Stimme, bevor sie sich gegen Angus lehnte und ihren Kopf an seiner Schulter vebarg. ”Angus.. ich glaube, ich bekomme ein Kind.” Ein Kind, dessen Vater unbekannt war. Äußerst leise hatte sie diese Worte über ihre Lippen hervorgestoßen ohne ihren Kopf anzuheben.

  • [Blockierte Grafik: https://thumb.ibb.co/bHBXp8/image_2018_07_07.jpg|Cungah


    Na da ham wir´s ja!, lag auf Cungahs Zunge, jedoch verkniff sie sich, den Satz laut auszusprechen, denn die Kleine hatte genau gewusst, worauf sie mit ihrer Frage hinaus wollte. „Tja, in dem Fall hilft ein Aufguss mit Ingwer, den du am Morgen trinken kannst. Zumindest am Anfang. Später hinaus solltest du die Finger vom Ingwer lassen, es sei denn, du willst das Kind nicht.“, riet sie der Germanin.



    Natürlich hatte ich einige Wortfetzen von dem Gespräch der beiden aufgreifen können, hatte aber nicht wirklich den Sinn dahinter sehen können. Nun, da Iduna mir ihr Geständnis offenbarte, begriff ich endlich. Jedoch traf mich diese Neuigkeit sehr unvorbereitet. Selbstredend war mir bewusst, wie eine Frau schwanger wurde und auch, dass ich einen nicht ganz unerheblichen Teil dazu beigetragen hatte. Was mich aber grämte, war der Gedanke, dass sie jeder andere Kerl in diesem Haus auch geschwängert haben könnte! Vielleicht war es dann gar nicht mein Kind, um das ich mir Sorgen machen musste.


    Ich ließ ganz abrupt ihre Hand los, als ob ich mich vor einer gefährlichen Krankheit in Acht nehmen musste. In meinem Kopf arbeitete es. Meine Hände ballten sich schließlich zu Fäusten. Ich musste nun unbedingt etwas von mir geben. Ein überraschtes Lächeln vielleicht? Nein, danach war mir ganz und gar nicht zumute. Sollte ich sie mit Vorwürfen überschütten? Nein, dazu hatte ich kein Recht! Was also, sollte ich sagen? Wie sollte ich mich verhalten? Und was noch wichtiger war, welche Konsequenzen brachte ihr Umstand mit sich?

  • Immer wieder spürte Iduna wie sich Hitzewellen mit eisiger Kälte abwechselten. Vielleicht war es gar keine Schwangerschaft, sondern lediglich eine Erkältung? Aber wieso hätte sie Cungah dann derart kritisch gemustert? Unwillkürlich zuckte die Rothaarige abermals zusammen als die Stimme der Nubierin erneut erklang und Iduna ihre Finger fester in ihrer Tunika verkrallte. ”Wenn ich mehr von dem Tee trinke dann... dann verliere ich mein.. mein Baby?” Mit großen Augen und mit hastigem schütteln ihres Kopfes besiegelte die Cheruskerin ihr zukünftiges Schicksal.


    Ein Schicksal welches sie selbst tragen müsste. Denn auch wenn sich der Kelte als ihr Beschützer berufen fühlte, so wollte sie ihn dort nicht mit hinein ziehen. Was aber wenn Angus der Vater des Ungeborenen war? Ein Gedanke der Iduna nicht mehr losließ. Auch wenn sie wusste das sie Angus unter keinen Umständen diese eine bestimmte Frage stellen konnte. Als dann der Kelte seine Stimme erklingen ließ hatte Iduna das Gefühl als würde man ihr den Boden unter den Füßen wegziehen.


    Vielleicht sollte sie einfach ihre Augen schließen und sich wünschen, dass dieser Moment einfach nicht existierte. Doch nichts dergleichen geschah, stattdessen hatte sie nach den Händen ihres Beschützers gegriffen. Eine Geste die Angus offensichtlich zuwider war und Iduna verwirrt zu ihm empor blinzelte. ”Aber Angus.. ich.. es tut mir Leid. Ich.. wollte nicht das dies geschieht.” Abermals suchte die Rothaarige die Schuld bei sich und senkte auch schon ihren Kopf.

  • [Blockierte Grafik: https://thumb.ibb.co/bHBXp8/image_2018_07_07.jpg|Cungah


    Mit einem forschenden Blick bedachte die alte Nubierin die junge Sklavin. Es hätte sie nicht verwundert, wenn die Kleine das Kind nicht haben wollte – nach allem, was sie so gehört hatte. Allerdings handelte sie sich auch gehörigen Ärger ein, wenn sie absichtlich die Schwangerschaft beendete und ihre neue Domina, die Claudia, Wind davon bekam. So oder so, die kleine Germanin steckte ganz schön in der Klemme! „Du willst doch dein Kind behalten, oder?“, fragte sie mit großen Augen. Eifrig schüttelte ihr Gegenüber ihr rotes Köpfchen. Cungah nickte zufrieden. Wie man so hörte, hatte Iduna genug Sorgen, da war ein Kind auszutragen sicher die Geringste. „Gutes Mädchen!“ Die Pranke der Nubierin strich ihr sanft über die Schulter.


    „Ähm…“ Na bravo! War das alles, was ich sagen konnte. Doch bevor mir noch mehr Geistreiches über die Lippen kam, hatte Iduna die Initiative im wahrsten Sinne des Wortes ergriffen. Sie nahm meine Hand, blinzelte mich mit ihren unschuldigen Äuglein an und begann zu lamentieren, so wie sie es fast immer zu tun pflegte, wenn sie glaubte, etwas falsch gemacht zu haben.
    „Ja… äh nein! Aber Kleines, es ist doch nicht deine Schuld!“, versuchte ich auf sie einzureden. „Es wird unser Kind sein!“, fügte ich noch schnell hinzu. Allerdings war ich davon nicht wirklich überzeugt. War es wirklich meins? Aber was spieltes es auch für eine Rolle? Ich fühlte mich für sie verantwortlich und falls das Kind tatsächlich nicht von mir war, dann war dies eben das Sühneopfer, welches ich erbringen musste. „Es ist unseres! Deins und meins!“, fügte ich dann wesentlich überzeugter hinzu und nahm sie sanft in den Arm.

  • Unter Cungahs forschenden Blick spürte Iduna wie ihre Knie weich wurden. Und wenn sie nicht aufpasste, würde sie vor der alten Nubierin zu Boden sinken. Ein Gedanke mit dem sich die Rothaarige nicht anfreunden wollte. Sodass sie ihre Fingerchen fester in ihre Tunika krallte und langsam ein- und wieder ausatmete. Denn im moment quälte sie nur diese Übelkeit. Die Schmerzen ihres Bauches waren in den Hintergrund gerückt. Zumindest für diesen Augenblick.


    Als Cungah dann nachzuforschen begann und Fragen stellte, färbten sich Idunas Wangen rötlich und konkurrierten mit ihren ebenfalls rötlichen Flechten. ”Aber ich... kenne mich doch gar nicht aus. Und... weiß nicht was ich machen soll. Wenn das Baby geboren ist... ich muss doch den Flaviern dienen.” Sprudelte es über Idunas Lippen, wobei sie zu Boden blickte und versuchte den musternden Blicken auf ihrer Person auszuweichen.


    Dann jedoch war es Angus dem Iduna ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte. Schließlich hatte man sie dem Kelten quasi geschenkt. Ein Umstand mit dem sie sich beide erst vertraut machen mussten, nicht wahr? Mit bang pochendem Herzschlag blickte die Sklavin zu dem Älteren empor und benetzte unbewusst ihre Unterlippe. ”Wir werden gemeinsam auf das Kind aufpassen. Damit ihm keiner der Flavier etwas böses antun kann.” Leise whisperte Iduna diese Worte. Auch wenn sie wusste, dass ihr Kind als ein Sklavenkind der Flavier aufwachsen würde.


    ”Danke Angus.” Murmelte Iduna an seiner Schulter und schmiegte ihr Köpfchen dagegen.

  • [Blockierte Grafik: https://thumb.ibb.co/bHBXp8/image_2018_07_07.jpg|Cungah


    Ach ja, diese jungen Dinger, dachte die alte Nubierin bei sich. Ganz gleich ob sie nun feine flavische Damen waren oder einfache Sklavenmädchen – es war immer das Gleiche, wenn sie zum ersten Mal schwanger wurden! „Ach Schätzchen, mach dir da mal keine Gedanken! Dein Dominus wäre ein Narr, wenn er dich nicht etwas schonen würde, sobald er weiß, wie´s um dich steht.“ Schließlich bedeutete Idunas Schwangerschaft die Geburt eines weiteren Sklaven! Cungahs Pranke strich sanft über ihre Wange. „Außerdem kannste immer zu mir kommen, wenn was ist!“ fügte sie noch lächelnd hinzu.
    Als der Blick der Nubierin schließlich auf Angus fiel, gefror ihr Lächeln zu Eis. Hoffentlich waren das diesmal nicht nur leere Versprechungen, die der Kerl von sich gab. Sie kannte Angus inzwischen zur Genüge. Als der strafender Blick des britannischen Sklaven schließlich die Nubierin traf, hatte sie es plötzlich ganz eilig. Wahrscheinlich wollte er jetzt mit der Kleinen alleine sein. Da war sie fehl am Platz. „Tja, ich geh dann mal besser und lass euch beide allein!“ Damit stampfte sie aus dem Raum und warf noch einmal einen Blick zurück, bevor sie um die Ecke verschwand.



    Endlich allein, dachte ich, nachdem die alte Fettel verschwunden war. Ich spürte den warmen Körper Idunas an mir. Kaum zu glauben, dass nun auch noch ein kleines Leben in ihr heranreifte. Langsam schwanden meine Zweifel, die ich soeben noch hatte. Wahrscheinlich war es einfach nur die Überraschung gewesen, die mich überrannt hatte. Sicher konnte ich mich auch mit dem Gedanken anfreunden, Vater zu werden, solange ich die Möglichkeit ausblendete, dass vielleicht ein Anderer der eigentliche Vater war. Ich kannte das Gefühl von Glück und Stolz, wenn man für ein kleines Leben Verantwortung zu tragen hatte. Vor langer Zeit war ich ja schon einmal Vater gewesen. Mein armer kleiner Sohn! Sie hatten ihn umgebracht!
    Für einen kurzen Moment ergriff mich die Trauer wieder. Umso fester hielt ich Iduna in meinen Armen. Diesmal werden sie meinem Kind nichts antun. Sie werden ihm nicht das kleinste Haar krümmen! Das schwor ich mir.


    Auch Iduna machte sich Sorgen um ihr ungeborenes Kind, das konnte ich ganz deutlich aus ihren Worten heraushören. Doch sie sollte nicht sorgenvoll in die Zukunft blicken! Ich war nicht nur für ihr körperliches Wohlergehen verantwortlich, nein auch für ihr Seelisches! Weder Angst noch Sorgen sollten sie quälen!
    Ich lockerte meine Umarmung ein wenig, schob ihr Kinn mir meinen Fingern ein wenig nach oben, so dass ich in ihre Augen schauen konnte.
    „Bei all meinen Göttern, die mir heilig sind, ich werde nicht zulassen, dass dir oder dem Kind etwas geschieht! Das musst du mir glauben, Kleines!“ Kein Zögern war mehr in meiner Stimme nur noch kühne Entschlossenheit. Ich musste mir einen Plan zurechtlegen, wie ich meine Gefährtin und mein Kind schützen konnte! Nur das Wie... das war mir im Augenblick noch völlig schleierhaft.

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