Der Tag begann wie so viele Tage in Rom in dieser Jahreszeit - es war schwülwarm auf dem ausgetrockneten Campus der Castra Praetoria. Um diese Uhrzeit lag er allerdings noch eher still da - erst nach dem Morgenappell schleppten sich die Tirones und Milites auf den Platz, um bei steigender Hitze ihre Übungen zu vollziehen. Einsam zeichnete sich das Tribunal vor der aufgehenden Sonne ab, während in Rom und der Castra geschäftiges Treiben aufkam.
Doch erst zur zweiten Stunde öffnete sich die Porta und die Feldzeichen der Cohortes Urbanae zogen an der Spitze der gesamten Mannschaft - immerhin knapp 1500 Mann - auf dem Exerzierplatz ein. Direkt hinter den Signa spielten die Feldmusiker einen leichten Marsch, der den Männern den Takt ihrer Schritte vorgab. Tribunus Lucius Petronius Crispus folgte dem Zug hoch zu Ross direkt hinter der Cohors X gemeinsam mit seinem Amtskollegen Lucius Pinarius Pegasus und natürlich dem Oberkommandierenden Publius Stertinius Quartus, der heute aus dem Amt scheiden würde. Lucius war darüber nicht unbedingt glücklich - er hatte den Neuen Claudius Menecrates als Verbündeten dieses verrückten Tiberiers in Erinnerung. Und wenn man Wahrscheinlichkeiten berücksichtigte, würde er die Zügel enger fassen als der Stertinier - lockerer konnte man sie ja kaum führen! Immerhin war der Claudier ein Soldat, soweit er wusste - wie nützlich das sein würde, würde sich zeigen.
Trotzdem war es rational, sich lieber bei dem neuen Präfekten beliebt zu machen - immerhin hatte sich gezeigt, dass es günstiger war, sich mit seinen Vorgesetzten gut zu stellen! Also hatte der Petronier sich Mühe gegeben, diese Veranstaltung ordentlich zu organisieren. In Reih und Glied marschierten die drei Kohorten deshalb auf und stellten sich in großen Karrés vor dem Tribunal auf. Dieses betrat der Stab und als Stertinius Quartus in seiner Felduniform die Treppe erklommen hatte, erklärte Pegasus als dienstältester Tribun:
"Nuntio: Cohortes Urbanae angetreten!"
Jetzt fehlte nur noch der Neue... und natürlich der Oberoberkommandierende, der Kaiser persönlich!