Taverne "Zum blinden Esel" gegenüber der neuen Urbanerstation

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    Es blieb nicht bei den sechs Urbanern, welche die Taberna betraten: Zwei weitere folgten, einen etwas heruntergekommenen älteren Sklaven im Schlepptau, der nach der langen Reise auch ein wenig müffelte. "Salvete", grüßte Scato in den Raum. Er hielt Ausschau nach dem Wirt, um ein Zimmer und ein Bad für Terpander in Auftrag zu geben. Wenn es sich einrichten ließ, auch gleich noch eine Rasur und die Reinigung seiner Kleider. Damit wäre Terpander vermutlich der einzige Sklave in Roma, der von anderen Sklaven bedient wurde, aber er war alt, müde von der Reise und hatte es sich in Scatos Augen verdient.


    Einen der anwesenden Milites erkannte er, als er sich umschaute. Das war Cerretanus. Der hatte ihn und Tarpa gezwungen, die Latrinen zu schrubben, weil er es nicht ertrug, wenn jemand bessere Argumente hatte. Da Scato nun allerdings selber Miles war, wenngleich die Ergebnisse noch nicht offiziell verkündet worden waren, fiel das Verdonnern zu Strafarbeiten von dieser Seite fortan flach. Die nächste Generation gepeinigter Tirones würde nachrücken. Scato war ihm nicht böse, so lief das eben. Er grinste ihm kurz zu, krähte "Na, ihr Säcke?" und hielt dann weiter nach dem Wirt oder einem zuständigen Sklaven Ausschau, der seine Bestellung entgegennehmen würde.

  • Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesoninus
    Caesoninus richtete sich zu seiner vollen Größe auf. "Spar dir deinen Fraß, du hast jetzt ganz andere Probleme!" stellte Caesoninus gleich von vornherein das Niveau dieser Unterhaltung klar und schritt noch ein wenig näher zu Archias.


    "Mir ist zu Ohren gekommen, dass du gestern diese Sklavin" er ruckte mit dem Kopf in Richtung Eireann "für Arbeit in dieser Taverne eingespannt hast, obwohl sie dir gar nicht gehört. Wer oder was gibt dir das Recht sich ungefragt an iulischem Eigentum zu vergreifen? Sprich und erkläre dich!"
    Bestimmt würde jetzt wieder die gleiche Geschichte kommen die er auch schon von Livia gehört hatte, doch alles zu seiner Zeit wie er fand.


    Trotz all seiner langjährigen Erfahrung konnte Archias gerade überhaupt nicht einschätzen in welcher akuter Gefahr er sich gerade befand. Sollte er sich auf eine Flucht vorbereiten, oder war die Sache mit Worten alleine zu schaffen? Blitzartig fuhr sein Blick durch den Raum auf der Suche nach einem der beiden Bluthunde, die sich immer abwechselnd als harmlose Gäste unter die Leute mischten. Zu Blöd, gerade vorher erst hatte er Bursa mit einem Auftrag zu Ferox in die Casa geschickt. Sollte jetzt wirklich etwas passieren, dann war er alleine.
    Wie akut war die Gefahr jetzt? Auf der einen Seite hatte der Iulier sechs Männer mitgebracht, die hinter ihm standen, andererseits hatte er aus den Spionageberichten der Vögelchen von der Baustelle bisher nur von einem sanften Wesen des Mannes gehört. Archias gab zu, dass ihn diese unerwartete Situation ein wenig mulmig werden ließ.


    Bei der Erwähnung des Caesoninus bzgl. des Mädchens, das gestern diesen furischen Sklavenjungen begleitet hatte, warf er Eireann einen kurzen und giftigen Blick zu. Sie hatte ihm das eingebrockt!
    Doch schnell hatte ihr Besitzer seine Aufmerksamkeit wieder, denn nun sollte es an Archias sein sich zu erklären. Vermutlich war es wohl das ungefährlichste, wenn er einfach den schwachen verängstigten Wirt mimte, also warf er sich sein Putztuch über die Schulter und faltete bittend die Hände vor dem Iulier zusammen und deutete eine leichte Verbeugung an, ehe er mit unterwürfiger Stimme sagte: "Ich bitte tausendfach um Vergebung, hoher Herr! Ich hatte ja keine Ahnung, dass das Mädchen einer so noblen und wichtigen Familie der Gesellschaft gehört! Nichts wusste ich, sonst hätte ich mich nicht an ihr vergriffen! Die Götter selbst mögen meine Zeugen sein und wenn ich lüge soll mich auf der Stelle der Blitz treffen!"
    Er verbeugte sich noch tiefer in der Hoffnung so eine besonders reuige und verängstigte Haltung zu zeigen. "Ich weiß nicht was über mich kam, vergib mir Dominus, ich bin den Staub unter deinen Füßen nicht wert!"
    Zugegeben, sein Dargebotenes mochte jetzt mehr schon wie ein parthischer Speichellecker am Hof des Großkönigs wirken, als ein freier und ebenbürtiger Römer im Angesicht zu einem anderen, aber besser, wenn er in die eine Richtung übertrieb, als in die andere.

  • Caesoninus bekam doch nicht das geboten, was er erwartet hatte. Eigentlich hatte er mit allen möglichen Ausflüchten gerechnet, oder mit der gleichen Geschichte die ihm auch schon Livia aufgetischt hatte.
    Am liebsten hätte er den Wirt eine gehörige Tracht Prügel angedeihen lassen, doch das ging natürlich nicht. Das würde ein schlechtes Licht auf seine dignitas werfen, wenn man sich in Rom herumerzählen würde, dass Gaius Iulius Caesoninus schlechter gestellte Leute, die aber trotzdem freie römische Bürger waren, wie einen gemeinen Sklaven prügeln ließ. Vielleicht konnte man sich das als Angehöriger der Oberschicht noch bei einem Peregrinus erlauben, aber bei einem anderen Römer war das ausgeschlossen. Glück für ihn.
    Außerdem würde es umso schändlicher wirken aufgrund dieser selbsterniedrigenden Art des Wirtes, wie er da vor ihm bittend und flehend buckelte. Ärgerlich knirschte Caesoninus mit den Zähnen...gut gespielt, alter Mann.


    Er straffte seine Haltung und richtete sich eine Falte seiner Toga mit jener Hand an der er den Latus Clavus trug, damit der Wirt nochmal deutlich sehen konnte mit welcher Gesellschaftsschicht er es sich verscherzt hatte. Als Archias zu Ende gesprochen hatte fegte er dessen Bitten und Flehen mit einer unwirschen Handbewegung von sich. "Das bist du in der Tat nicht und du sollst lernen, dass man sich nicht an anderer Leute Eigentum vergreift!" dröhnte er laut. "Helvetius Archias, ich fordere den Stundenlohn für Livia von dir zurück als Ausgleich für deine Tat, außerdem sei versichert, dass du und dein Lokal von Stunde an in Ungnade bei der Gens Iulia gefallen seid und niemand aus dieser Gens mehr diese Taverne betreten wird. Jeder in Rom wird von deinen linkischen Methoden erfahren, dich an den Sklaven anderer Leute zu vergreifen! Bezahle bis morgen Mittag, ansonsten sehe ich mich gezwungen doch noch einmal deine Gegenwart aufsuchen zu müssen, so wider sie mir auch ist! Ich habe gesprochen, Vale!" Und damit wandte sich Caesoninus um und rauschte aus der Taverne, gefolgt von den iulischen Beimännern und dem Rest seines Gefolges. Im Vorbeigehen knurrte er auch Livia zu: "Keine Besuche mehr hier, verstanden? Zuhause meldest du dich gleich beim Maiordomus und dann ab in die Sklavenunterkunft."
    Es würde wohl eine Weile dauern bis er sich wieder beruhigt hatte. Caesoninus bestieg wieder seine Sänfte und ließ sich zurück auf den Esquilin tragen.

  • Archias' Schauspiel hatte gewirkt, er war doch ohne einen einzigen Kratzer davongekommen. Schnell beeilte er sich gleich noch ein wenig tiefer zu buckeln, währenddessen er stammelte: "Hab Dank, Herr, du bist zu gütig! Natürlich, ich zahle so schnell ich kann!" Dann richtete er sich wieder auf und verfolgte mit schon wieder wesentlich düstererem Gesichtsausdruck, wie sich der "erlauchte iulische Rücken" immer weiter bis zur Tür von ihm entfernte. Am Ende war nichts als blanker Hass in einem wahrhaften Raubtiergesicht in Archias' Zügen zu finden.
    Mochte der geforderte finanzielle Ausgleich wegen der paar Sesterze läppisch und nicht weiter der Rede wert sein, so würde es wohl doch einen ganz empfindlichen Rufschaden für seine bis dato ach so tadellose Fassade als braver Haus- und Hofwirt der Urbaner von gegenüber bedeuten, wenn der Iulier seine Drohung wahr machen und die Geschichte mit Eireann weiterverbreiten würde.


    Das würde noch ein ganz empfindliches Nachspiel geben, das neunmalkluge Bürschchen hatte sich heute mit dem falschen Mann angelegt.

  • Wie erstarrt verharrte die Dunkelhaarige und starrte noch immer die Männet an, die soeben die Taverne betreten hatten. Sechs an der Zahl wenn sich Eireann nicht verzählt hatte. Allzu neugierig konnte Eireann jedoch nicht sein. Denn da erschien auch schon der vermeintliche Wirt jener Taverne und antwortete auf die Worte des Iuliers. Aber in welchem Tonfall antwortete er? Demütig und unterwürfig. Ob dieser Tonlage hob die junge Silurerin dann doch ihren Kopf an. Zu spät. Denn in diesem Augenblick kollidierte sie mit dem giftigen Blick des Tavernenbesitzers. Sodass Eireanns Herz viel zu hastig in ihrer Brust pochte und sie sich an einen anderen Ort wünschte.


    Den Wortwechsel zwischen ihrem Dominus und dem Wirt lauschte sie weiterhin mit gespitzten Ohren. Auch wenn sie ihren Blick gesenkt hielt und den Boden zu ihren Füßen anstarrte. Soso? Der Wirt musste ihren Stundenlohn an die Domus Iulia ausbezahlen? Würde er dies wirklich machen, oder sich quer stellen? Jetzt musterte Eireann den Wirt nun doch aufmerksamer. Wenngleich ihr Blick lediglich aus dem Augenwinkel in seine Richtung wanderte.


    Dann jedoch setzte sich Dominus Caeslninus auch schon in Bewegung und Eireann vernahm seine mahnenden Worte. Kaum merklich zuckte die Dunkelhaarige zusammen. Bevor sie auf seine Worte nickte und der Sänfte des Römers aus der Gens Iulia folgte. Zurück in die Domus.

  • Zitat

    Original von Sisenna Iunius Scato
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    Es blieb nicht bei den sechs Urbanern, welche die Taberna betraten: Zwei weitere folgten, einen etwas heruntergekommenen älteren Sklaven im Schlepptau, der nach der langen Reise auch ein wenig müffelte. "Salvete", grüßte Scato in den Raum. Er hielt Ausschau nach dem Wirt, um ein Zimmer und ein Bad für Terpander in Auftrag zu geben. Wenn es sich einrichten ließ, auch gleich noch eine Rasur und die Reinigung seiner Kleider. Damit wäre Terpander vermutlich der einzige Sklave in Roma, der von anderen Sklaven bedient wurde, aber er war alt, müde von der Reise und hatte es sich in Scatos Augen verdient.


    Einen der anwesenden Milites erkannte er, als er sich umschaute. Das war Cerretanus. Der hatte ihn und Tarpa gezwungen, die Latrinen zu schrubben, weil er es nicht ertrug, wenn jemand bessere Argumente hatte. Da Scato nun allerdings selber Miles war, wenngleich die Ergebnisse noch nicht offiziell verkündet worden waren, fiel das Verdonnern zu Strafarbeiten von dieser Seite fortan flach. Die nächste Generation gepeinigter Tirones würde nachrücken. Scato war ihm nicht böse, so lief das eben. Er grinste ihm kurz zu, krähte "Na, ihr Säcke?" und hielt dann weiter nach dem Wirt oder einem zuständigen Sklaven Ausschau, der seine Bestellung entgegennehmen würde.


    Archias hatte sich nach dem Verschwinden des Iuliers nicht wirklich beruhigt. Innerlich kochte er vor Wut und war neben der wiederaufgenommenen Tätigkeit des Becherwischens schon mitten im Ersinnen der grausamsten Mordpläne für den iulischen Gockel, derer er fähig war. Er würde das Bürschchen leiden lassen, oh ja so sehr leiden...
    Er sollte um den Tod betteln, mit Tränen in den durchstochenen Augen sollte er um die Gnade flehen endlich sterben zu dürfen, wenn...


    Archias sah auf. Zwei hereingekommene Urbaner hatten sich nicht gesetzt, sondern standen immer noch mitten im Raum zusammen mit einem älteren Mann. Vielleicht hatten sie ein anderes Anliegen, als bloß ein Getränk, wenn sie stehen blieben, so stellte er also Becher und Wischtuch wieder weg und atmete nochmal tief durch, um sich ein wenig mehr zu beruhigen. Noch einmal die Schultern straffen und dann ging es auch schon hinüber zu den dreien.
    "Salvete, was wollt ihr?"
    fragte er kurz angebunden.

  • "Salve, guter Wirt. Wir suchen ein Zimmer zu längerfristigen Unterbringung für diesen Mann, einschließlich Vollverpflegung. Er möchte zudem gern ein Bad nehmen und benötigt eine Rasur und einen Haarschnitt. Es wäre auch gut, wenn jemand ihm die Kleider in der Zwischenzeit waschen könnte, während er sein Bad nimmt. Lässt sich da etwas einrichten?"


    Dass Terpander ein Sklave war, verschwieg er, das war unwichtig.

  • Archias legte den Kopf schräg.


    "Sehe ich vielleicht wie eine Poststation aus? Ich habe keine Zimmer! Setzt euch, esst und trinkt, aber mit mehr kann ich nicht dienen. Wenn euer Freund unbedingt eine Unterbringung braucht, dann fragt doch in der Taverna Apicia nach, die werden eher Zimmer haben."


    Brummend entfernte er sich wieder, da in diesem Moment ein anderer Urbaner an einem der Tische mit seinem Becher gewunken hatte, um zu signalisieren, dass er noch gern eine Cervisia hätte.
    Während Archias den Becher des Soldaten nachfüllte, war er gedanklich schon wieder bei diesem Iulier, der sein Blut neuerlich kochen ließ.
    Beim Weg zurück zum Tisch seines Gastes machte er einen kurzen Kontrollblick, ob die drei schon die Höflichkeit gehabt hatten zu verschwinden, oder sich wenigstens zu setzen, damit er anschließend ihre Bestellung aufnehmen könnte.

  • Scato merkte mal wieder, dass er als Einwohner von Mantua ein ziemlicher Hinterweltler war, was römische Sitten und Kultur betraf. Das war ihm jetzt doch ein wenig peinlich. "Dann danke ich für die Information." Scato legte dem Wirt, der nach dem Disput verständlicherweise noch angefressen wirkte, einige Münzen auf den Tisch und begab sich mit Lurco und Terpander zur besagten Taverna Apica.

  • Während Eireann verkauft wurde, arbeitete Tiberios'Verstand fieberhaft. Er hatte noch gehofft, Iulius Caesoninus würde seine Freundin an eine römische Familie weiter geben, aber sie stand nun auf dem Sklavenmarkt und wurde an den Höchstbietenden versteigert.
    Der Höchstbietende konnte jeder schmierige Kerl oder Lupanarbesitzer sein, Tiberios machte sich da nichts vor.


    Aber es gab vielleicht eine letzte Möglichkeit - Ausweg wollte Tiberios das nicht nennen, denn er wußte schon , dass es für ihn selbst schlecht enden würde.


    Doch er dachte an Nero Helvetius Archias, der nach dem, wie ihn Iulius Caesoninus behandelt hatte - das wußte er von Eireann - nicht gut auf die gens Iulia zu sprechen war. Vielleicht würde der ihm, gegen eine Provision natürlich, helfen. Er brauchte einen freien Römer.



    Tiberios trat in die Taverne ein und suchte sich einen Platz. Er wußte nicht, ob Helvetius Archias ihn wieder erkennen würde, denn der furische Sklave sah anders aus, seit er sich - die Kleidung eines römischen Bürgers war für ihn verboten - wie ein respektabler Grieche kleidete.


    Tiberios wartete, in sich gekehrt und nervös.

  • In der Zeit die seit dem letzten Zwischenfall in dieser Taverne vergangen war, hatte sich Archias' Gemüt doch ein wenig abkühlen können, auch wenn es ihn immer noch mächtig wurmte, dass seine Fassade als Tavernenwirt einen Kratzer abbekommen hatte. Auch wenn der Vulkan in ihm erloschen war, so stand es für ihn immer noch fest, dass er den Iulier töten lassen wollte, wie und wann das war noch unklar, aber irgendwann würden seine Schergen ihn erwischen. Es war nur eine Frage der Zeit.
    Jetzt natürlich noch nicht, es wäre mehr als töricht, wenn der Iulier innerhalb der nächsten Wochen plötzlich einen "Unfall" erleiden würde, wo all das noch frisch war. Es waren genug Urbaner in der Schenke gesessen, bestimmt würden die dann auch schnell auf die Idee kommen mal an seine Tür zu klopfen und nachzufragen wo Archias zum betreffenden Zeitpunkt des Mordes gewesen war. Nein zuerst musste Gras über die Sache wachsen...


    Heute war ein mittel arbeitsintensiver Arbeitstag in der Taverne und so kam er gut mit den Bestellungen hinterher. Heute waren eher mehr Einheimische statt Urbaner bei ihm zu Gast, auch solche Tage gab es. Sogar Planta saß wieder an der Schank und knirschte in seine Cervisia hinein, als da die Tür aufging und neue Kundschaft eintrat. Archias zwängte die Augen zusammen, um besser sehen zu können. War das nicht ein bekanntes Gesicht? Das war doch dieser Junge von vor ein paar Tagen (oder doch erst vorgestern?), der seine Rechnung nicht bezahlen hatte können. Anscheinend hatte ihm das Angebot des Blinden Esels doch besser gefallen als vermutet (abgesehen vom unerfreulichen Ende natürlich), denn Archias hätte ihn nicht so bald wieder zurückerwartet. Ein wenig neugierig schulterte er wieder sein Wischtuch und trat auf den Burschen zu.
    "Willkommen zurück im Blinden Esel, junger Freund! Was darf es sein? Gerstenpuls ist heute im Tagesangebot, verfeinert mit geschmolzenem Hartkäse und einer Prise Petersilie."

  • Tiberios fasste Mut, weil Helvetius Archias ihn so freundlich empfing. Den Göttern sei dank war seine Person so unwichtig , dass der Wirt schon längst wieder vergessen zu haben schien, was an der Lupercalia geschehen war,.
    Der furische vilicus hatte jedoch tastsächlich eine Lektion gelernt und legte vorsichtshalber die 5 Sesterzen , die er von Scatos Geld an sich genommen hatte, vor sich auf den Tisch. :
    „Salve dominus Nero Helvetius Archias, bitte sag mir, was ich für diese Summe bestellen kann.“, sprach er:
    "Wenn es ein guter Wein ist, hätte ich gerne davon . Und…..“
    Jetzt ließ der Grieche die Regel, nach der er erzogen worden war, dass er nämlich freie Menschen, die ihn nichts angingen, um nichts zu bitten hatte , beiseite:
    „Und wenn du mir die Ehre erweist, nimm dir bitte auch einen Becher, dominus Nero Helvetius Archias . Ich würde gerne etwas Geschäftliches mit dir besprechen und hoffe, dass ein erfahrener Herr wie du mir weiter helfen kann.“
    Tiberios' Stimme klang höflich und ruhig, nur wer ihn kannte, wäre aufgefallen, wie angespannt er war.

  • Der Sklavenjunge hatte offensichtlich aus dem letzten Besuch gelernt, was Archias ein wenig amüsierte, denn dieses Mal kam zuerst das Geld auf den Tisch und danach erst die Bestellung.
    Er gluckste beim Blick auf die Tischplatte. "Damit geht sich leicht das Tagesangebot und zwei Becher Wein aus. Nun gut, also dann Gerstenpuls mit Hartkäse und Petersilie und einmal Wein? Meinen Becher brauchst du nicht zu bezahlen, bestimmt hast du das Geld nötiger als ich." meinte er in gütigem Ton.


    Danach deutete er seinem Hilfskellner, damit der die Bestellung in Bearbeitung nahm und setzte sich zu seinem Gast. Ein wenig neugierig war er ja schon darauf was ein fast mittelloser Sklave ihm geschäftlich anzubieten hatte. Ein Einfall war ihm zwar sofort gekommen, doch natürlich war dieser lächerlich. Auß Jux und einer Laune heraus fragte er aber trotzdem: "Geschäftliches haben wir also zu besprechen so so, das klingt interessant. Hat es dir denn hier bei mir so gut gefallen, dass du Vollzeit hinter der Schank anfangen willst? Für helfende Hände bin ich immer dankbar. Ich hab es etwas im Kreuz und bin ja auch nicht mehr der Jüngste wie du unschwer sehen kannst." Der Hilfskellner kam zurück mit zwei Becher Wein und Tiberios' Bestellung. Währendessen versuchte es sich Archias auf seinem Sitzplatz etwas bequem zu machen. Waren die Holzstühle für die Gäste immer schon so hart gewesen?

  • „Du bist zu gütig, dominus Nero Helvetius Archias “, antwortete Tiberios , wobei nicht klar wurde, ob es sich auf den Wein oder auf das Arbeitsangebot bezog :
    Leider kann ich die Stelle hinter dem Schank nicht annehmen , da ich schon als vilicus des Handelshauses Furii in Portus Ostiensis beschäftigt bin.
    Aber ich habe die Stunden in deiner Taverne in Erinnerung behalten..“

    Tiberios empfing seinen puls und den Wein. Das Essen roch ausgezeichnet – wer auch immer kochte, verstand seine Arbeit: :


    Die Nacht, als wir die Schulden abgearbeitet haben, hatte für das Mädchen - Eireann - böse Folgen: : Sie wurde von dominus Gaius Iulius Caesoninus verkauft. Heute haben sie sie auf dem Sklavenmarkt angeboten, und ich weiß nicht , in welche Hände sie gefallen ist !"


    Trotz seiner Erbitterung hütete Tiberios sich, den ehemaligen dominus von Eireann offen zu kritisieren. Das stand ihm als Unfreien nicht zu, aber sein Blick sagte genug : Mochten die Erinnyen den Iulier holen !


    Tiberios nahm einen Schluck Wein und fuhr fort:
    Falls Eireann nun wirklich in üble Umstände geraten ist, hätte ich durchaus die Mittel, sie freizukaufen. Doch bin ich auf die Hilfe eines freien Mannes angewiesen.“


    Er wartete Archias' Reaktion ab und versuchte einstweilen den puls. Das Essen schmeckte so gut wie es roch., der Käse war goldgelb geschmolzen, die Petersilie knackig und frisch, der Puls ohne Spelzen oder ungeöffnete Körner.

  • "Sieh einer an, ein verantwortungsvoller Posten", nickte Archias anerkennend bei der Nennung von Tiberios' konkretem Arbeitsplatz. Dass die angebotene Stelle abgelehnt worden war hatte er auch vorher schon gewusst, außerdem wäre sie sowieso nicht frei gewesen. Er hatte ja zwei Hilfskellner für besonders arbeitsintensive Tage (z.B. Festtage) und das Alltagsgeschäft schaffte Archias durchaus noch gut alleine, oder eben mit jemand zweites wie heute. Tage wie diese ließen ihn zeitweise sein eigentliches kriminelles Leben vergessen, wenn fünf Gäste auf einmal nach ihrem Getränk verlangten, während am Herd ein Essen anbrannte, aber das war nur gut und positiv für seine Tarnung.


    Wie es der Zufall so wollte kam ihm genau diese und deren Kratzer wieder in Erinnerung beim Gedanken an den Iulier und just in diesem Moment sprach sein Gegenüber dessen Namen sogar laut aus! Fast hätte Archias dabei zusammengezuckt, aber er hatte sich im Griff. Gerade mal die rechte Augenbraue tanzte ganz kurz. Das Gesicht selbst blieb aber maskenhaft neutral. "Verkauft sagst du..."
    Auch wenn es ihn reflexartig zuerst nicht interessierte, so war das doch irgendwie ein Widerspruch in sich, dass der Kerl extra wegen ihr hier im Blinden Esel antanzte und ihn zur Schnecke machte, nur um sie direkt danach zu verkaufen. Ob da an der Sache mehr drann war? Archias ertappte sich dabei, wie er sich tatsächlich diese Frage stellte, trotz seines ersten desinteressierten Impulses.


    Aber was wohl dieser Junge damit zu tun hatte? Diese Frage beantwortete sich in der Weise, dass er jetzt von ihm hörte, dass er das Mädchen freikaufen wollte, es aber anscheinend alleine nicht könnte. Das warf seinerseits wieder einige Fragen auf.
    "Ein interessantes Szenario, zugegeben, aber warum möchtest du sie freikaufen? Es ehrt mich, dass du damit zu mir kommst, aber wieso gerade ich und nicht z.B. dein Herr, oder jemand aus dessen Familie? Welche Rolle denkst du mir hier zu?"

  • Tiberios überlegte, wie er sein Anliegen am besten ausdrücken konnte. Schon die Tatsache, dass ihm Archias zuhörte, anstatt ihn zu verhöhnen : Was geht mich irgendeine Sklavin an ! zeigte ihm, dass er zumindest Interesse geweckt hatte:
    „Freikaufen, wenn Eireann in einem Lupanar oder einer Spelunke gelandet sein sollte“, präzisierte er:


    Aber dann muss es schnell gehen, deshalb wollte ich jetzt schon mit dir sprechen, dominus. Eireann ist meine Freundin und nur ihre Zuneigung mir gegenüber hat sie überhaupt in diese Lage gebracht.
    Ich suche wenn der obengenannte Fall eintritt, einen freien Mann, der eine Ware für mich verkauft und dann mit dem Verkaufserlös die Angelegenheit mit Eireann regelt, beides gegen Provision selbstverständlich.
    Nachdem was mir Eireann von dem Tag erzählt hat, als Iulius Caesoninus mit seinen Leuten hier herkam, hoffte ich, dass dir die Idee, eine Sklavin , die er bestrafen wollte, einfach freizulassen, gefallen würde. Die gens Furia hat weder etwas damit zu tun, noch dürfte sie je davon erfahren.".


    Tiberios nahm noch einen Schluck Wein. Er wußte , dass es, je weiter er redete, immer gefährlicher für ihn wurde.
    Nicht wegen Helvetius Archias, der war nur ein Tavernenwirt , wenn er auch seine dunklen Seiten haben mochte, wie ein ausgesprochenes Vergnügen am Missgeschick anderer Leute. Aber der Römer würde sich nun so langsam zusammenreimen, um was es ging,
    und dann würde seine Reaktion darüber entscheiden, ob er- Tiberiios – auch noch die letzte Katze aus dem Sack lassen musste..
    Tiberios schloss einen Moment die Augen, um sich zu sammeln. Er fühlte sich nicht halb so sicher , wie er tat, er fühlte sich sogar ausgesprochen schlecht. Die ganze letzte Zeit war eine Katastrophe gewesen, eine Verkettung unglücklicher Umstände, als hätten die Götter Unheil für ihn beschlossen.. Dunkle Geschäfte, Andeutungen, Erpressung, Unterschlagung – das war nicht seine Welt. Nun war er mittendrin , und es blieb ihm nur noch übrig, einen Schritt nach dem anderen zu machen – wie auf einem Seil über dem Abgrund.

  • Selbstlose Hilfe, um jemand Wichtiges aus einer misslichen Lage zu retten. Das war ein Konzept, mit dem Archias in den letzten Jahrzehnten nicht wirklich in Berührung gekommen war und entsprechend fremd wirkte es auch gerade auf ihn. Ganz seiner Natur gemäß musste er sich automatisch dabei nach der Motivation des Jungen fragen, nach dem „Warum“. Was hatte er davon, wenn er dem Mädchen half? Welchen Vorteil bekam er dadurch? Wollte er sie damit beeindrucken und für sich einnehmen? Versprach er sich vielleicht eine Belohnung von ihrem... ach nein, eben von ihrem Herrn wollte er sie ja freikaufen. Ein egoistischer Grund wäre für ihn auf jeden Fall natürlicher und leichter verständlich.
    Dagegen jemanden selbstlos ohne Gegenleistung zu helfen, das erschien ihm merkwürdig, so als ob nur Verrückte und Sonderlinge so etwas wirres tun würden.


    Mir sind die Sklaven anderer Leute herzlich egal, das darf ich dir versichern, mein Junge“, antwortete Archias eine Spur ernster geworden, als Tiberios schon wieder den Namen des Iuliers in den Mund genommen hatte, um zu erklären wo der Spaß für Archias bei dieser Sache liegen würde. Auch mochte sich dieser kühlere Ton aus einer leichten Verunsicherung speisen wie er diese Lage wegen dieser inkludierten selbstlosen Note des furischen Sklaven darin einzuschätzen hatte. Wie gesagt keine ihm besonders vertraute Motivation.
    Man sah ihm an, dass er über die ganze Sache sehr grübelte, während er mit leichten Augenbewegungen abwechselnd mal ins Leere und dann wieder den Jungen anstarrte.
    Mal angenommen ich lasse mich auf diese Sache ein, von welcher Ware reden wir hier die zu verkaufen wäre? Und was habe ich von all dem? Du hattest schon einmal eine Provision erwähnt, wie hoch wäre die?
    Mal sehen was sich auf diese Fragen hin ergab, alles weitere konnte man ja immer noch besprechen. Über das Thema, mit dem Tiberios den Wirt so unverhofft gefangen hatte, hatte dieser seinen Wein vor sich vollkommen vergessen.

  • Tiberios merkte, dass der Wirt grübelte, aber solange er das Gespräch nicht abbrach , war nichts verloren.
    Er nahm noch einen Schluck Wein und fuhr fort :
    „Bei der Ware handelt es sich um Seide. Die Höhe der Provision kannst du selbst bestimmen . Du würdest von mir eine fiktive Rechnung über einen regulären Erwerb bekommen, aber in Wahrheit würdest du nichts bezahlen.“
    Tiberios sagte nicht dazu, dass es um „tote Ware“ ging, also Dinge, die bestellt, bezahlt, aber nie abgeholt worden waren. Er sagte auch nicht, dass er die Sache sofort Gnaeus Furius Philus gemeldet hatte, wie sich das gehörte und dass ihm lediglich ein Zeitfenster von wenigen Monaten bleiben würde, bis man die Unterschlagung entdecken würde – wenn es eine Probe gewesen war, dann auch früher. *


    Er fragte sich , wie es so weit hatte kommen können, dass er nur hier saß und über Dinge redete, die nicht zu ihm passten, die er bei jedem anderen verabscheut hätte – und für die er sich selbst hasste.
    Fortuna hatte ihn verlassen.
    Er war zutiefst unglücklich.
    Erst hatte er selbst dafür gesorgt, Scato zu verlieren ** und als wollten die Götter ihn dafür bestrafen , nahmen sie ihm auch Eireann weg.


    Der Alexandriner Tiberos war nur noch weit maßloser als Scato , der an ihn nur das Geld aus der Stubenkasse verschleudert hatt, denn er verschleuderte gleich seine gesamte Existenz.


    Für Scato würde er nie mehr etwas tun können. Für Eireann blieb der letzte Dienst, sie vor Schande und einem üblen Leben zu retten.


    Nachdem ich das für mich klären konnte, zurück zum Geschäft, dachte Tiberios . Den Göttern sei Dank kann der Wirt keine Gedanken lesen.:


    Der Rest des Verkauferlöses ist dann für mich. selbst “, sagte er : „ Es sei denn, du entscheidest, Eireann Liberta auch noch gut auszustatten, damit es ihr wohl ergeht und sie sichtbar in der Suburra erscheint , dann geht diese Summe noch ab, dominus Helvetius Archias."



  • Der Junge war noch verschlagener, als Archias anfangs angenommen hatte, eine fingierte Rechnung also nach der sowieso nie jemand fragen würde für Seide. Eine unheimlich teure Ware! Wie war er nur daran gekommen? Ob er sie aus diesem vorhin erwähnten Handelshaus gestohlen hatte? Vermutlich musste man sich vor dem Jungchen doch etwas mehr in Acht nehmen.


    Nun gut, also da war ein zu verkaufendes Stück Seide, deren Erlös das Mädchen freikaufen sollte, abzüglich der Summe für eine Provision für Archias. Der Rest wäre für Tiberios selbst. Ob das auch den Tatbestand der Unterschlagung erfüllte? Archias war sich da nicht so sicher, aber wieder lernte man einmal mehr wozu die Leute so in der Lage waren, wenn sie wirklich wollten.


    Sollte er sich darauf einlassen, oder nicht? Natürlich, es versprach ein wenig zusätzliches Kleingeld in der Kasse, aber andererseits würde er in dieser Angelegenheit persönlich mitdrinn stecken, offen im Licht als Helvetius Archias der Wirt und nicht als die hinter Nebelwänden verborgene Krähe, die lieber ihre Lakaien vorschickte für die Drecksarbeit. Aber nochmal andererseits...der Junge.
    Er schien etwas im Kopf zu haben und bereit Risiken einzugehen, vielleicht würde ihm eines Tages Tiberios in einem seiner fein verwobenen Pläne und Ränkespiele von Nutzen sein, da wäre es natürlich gut, wenn der Junge ihm einen Gefallen schuldig war. Ja, dafür wäre es die Sache wert.


    "Also... wie heißt du nochmal? Tiberius? Also ich habe es mir überlegt und ich werde dir helfen. Meine Provision beläuft sich auf 8% und außerdem wirst du mir unabhängig vom Ausgang dieser Unternehmung einen Gefallen schuldig sein. Irgendwann wird der Tag kommen, wo ich vielleicht etwas von dir brauchen könnte und dann bist du da, oder aber natürlich dieser Tag kommt nicht, dann ist es auch gut und du wirst nichts weiter von mir hören. 8% und egal wie es ausgeht einen Gefallen. Das sind meine Bedingungen, schlägst du ein?"


    Die weitere Ausstattung von Eireann interessierte Archias nicht weiter, das sollte dann Tiberios von seinem Anteil des Gewinns übernehmen.


    Sim-Off:

    Witzig, wie sich Tiberios und Archias gegenseitig in ihre Pläne einzuspannen versuchen :D

  • Tiberios sah den Wirt aufmerksam an und nickte bei jedem Wort, das er sprach :
    „Du kannst mich Tiberius nennen, und Ich schlage ein.“, sagte er : „Acht Prozent für dich. Es handelt sich um eine Semilibra sehr guter Qualität., Wert 20 Aurei."


    Für diese Summe hätte man vermutlich ein Dutzend Sklavinnen frei kaufen können.
    Tiberios fuhr fort :


    „ Das Geschäft findet ohnehin nur statt, wenn Eireann denn in schlechte Umstände geraten ist, was ich noch herausfinden muss. .
    Aber der Gefallen, den ich dir eines Tages tun oder nicht tun soll, der ist bereits für dein Stillschweigen über dieses Gespräch, das verstehe ich doch richtig?
    Ich bin mit allem einverstanden, dominus Helvetius Archias ,und ich bin dir sehr dankbar.“

    Er lächelte nun und wirkte ruhiger als zu Beginn des Gesprächs:


    "Ich müsste leider auch eine Bedingung stellen: Der Gefallen darf nicht ihrgendwie gegen die Furier gehen ,ich bin der gens meines dominus verpflichtet.
    Und -“


    Tiberios machte eine kleine Pause :
    „ES könnte geschehen, dominus Helvetius Archias , dass es dir einfällt , den Erlös der Seide für dich zu behalten und Eireann dort zu lassen, wo sie ist. Du weißt, dass ich in deiner Hand bin und dich nicht verklagen könnte. Daher möchte ich dich einfach bitten: Tu so etwas nicht .“


    Sim-Off:

    :D

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