Taverne "Zum blinden Esel" gegenüber der neuen Urbanerstation

  • "Ich halte mich an das was ich sage", (oder auch nicht), "sei also versichert, dass ich es nicht tun werde", meinte Archias auf den letzten Satz des furischen Sklaven hin und hielt ihm die Hand entgegen zum Abschluss ihres kleinen Geschäfts.


    "Ich hege keinerlei Interessen für oder gegen die Gens Furia, sei also abermals versichert, dass ich dich nie um so eine Art Gefallen gegen sie bitten und dass ich mein Schweigen bewahren werde", was dieses Mal sogar der Wahrheit entsprach. Er kannte nicht einmal einen ihrer Familienmitglieder und in den Berichten seiner Hauptmänner war ihm auch bislang noch nie ein furisches Opfer aufgefallen. Sollten die Parzen diesen Faden also nicht doch noch anders spinnen, so würden sich die Wege der Furier und die der Krähe wohl auch in Zukunft nicht kreuzen. Jetzt wo diese Sache geklärt war fiel Archias' Blick wieder auf den Wein vor ihm. "Ach, der steht ja auch noch da..." murmelte der Wirt in seinen Bart und ergriff das Trinkgefäß. Mit wenigen mächtigen Schlucken wurde der Becher geleert, dann stand er auf.
    "Wir sind uns einig, junger Freund, doch bitte entschuldige mich, ich muss jetzt weitermachen. Solltest du später dann bezahlen, oder noch etwas für deinen letzten Sesterz haben wollen sage es mir gerne, oder dem Hilfskellner und bis dahin wünsche ich einen guten Apetitt" mit Blick auf den Puls, ehe Archias sich zurück zur Schank machte, um bei seinen Bechern weiter zu wischen.


    Heute also hatte er sich eine neue Option geschaffen auf die er in Zukunft vielleicht einmal zurückgreifen konnte. Wie und wo wusste er noch nicht, außerdem, weil er bei dieser Option besonders vorsichtig würde vorgehen müssen. Der Bursche war nicht dumm und es sollte zumindest Archias' Verbindung zur Krähe allzu offensichtlich werden, wenn es einmal so weit sein würde, um den Gefallen an Tiberios einzufordern. Falls er eines Tages eingefordert werden würde.

  • Es wird um Gelder gehen , die Archias am Fiscus vorbei schmuggeln möchte oder ähnliches, dachte Tiberios, was sonst könnte ein Tavernenwirt von einem Scriba wollen ? Griechische Liebesgedichte für eine Schöne ?- das käme natürlich auch in Frage


    Nun gut, das sind Gefallen, mit denen ich leben kann, außerdem hat der Wirt mir im Gegensatz zum letzten Mal explizit Stillschweigen zugesagt, demnach wird er keinen Brief an meinen dominus schicken.


    Der junge Vilicus schlug ein und nun lächelte er : „Ich danke dir, dominus Helvetius Archias , für deine Hilfe. Wenn du mich brauchst, lass es mich wissen, du findest mich meistens in Portus im Handelshaus Furii oder du kannst mir eine Nachricht in die Casa Furia senden. Wenn ich darf, bezahle ich gleich, esse zu Ende und gehe dann. Ich komme zu dir, falls für Eireann schlechte Umstände eingetreten sind. Vale Bene – Möge Mercurius über dein Geschäft seine Hand halten!“


    Tiberios verbeugte sich kurz und schob vier Sesterzen – so hatte er seine Schuld verstanden – in die Mitte des Tisches. Dann aß er den puls zu Ende. Er war kalt geworden , aber schmeckte immer noch köstlich und der Wein war auch gut.
    Er blieb noch sitzen, weil es warm und angenehm war und weil seine Rückfahrtgelegenheit nach Ostia erst spät fahren würde , und er wollte sich nicht in der Suburra herumtreiben . Mittlerweile waren viele Urbaner gekommen, und Tiberios beobachtete sie aus seiner Einsamkeit heraus. Es musste schön sein, Kameraden und Gemeinschaft zu haben.
    Aber dann dachte er, dass auch wenn er alleine war, Fortuna mit ihm war und sein Glück ihn nicht in Stich gelassen hatte.
    Tiberios' fröhliches Naturell gewann langsam wieder die Oberhand.




    Sim-Off:

    Tiberios hat wirklich keine Ahnung, wer Archias ist ;)

  • >>> Auf dunklen Pfaden


    Terpander und Tiberios traten in die Taberna ein. Der Spartiate hatte ihm den Arm geboten; Tiberios zeigte keinerlei Verlegenheit, er trug den Kopf hoch und raffte den Rock mit einer Hand.


    Terpander war es auch, der den Weg durch den vollen „Blinden Esel“ bahnte und einen Platz in einer Nische fand, die drei Urbaner gerade verließen, um sich auf den Weg zur Castra machen.


    Tiberios lächelte Terpander an, fast strahlte er:
    „Möchtest du warmen mulsum? Hier ist er hervorragend.“


    Und um seinen Begleiter zu unterhalten, plauderte er davon, wie der Wirt Archias ihn einmal als Schankjungen verpflichtet hatte, um seine Schulden abzubezahlen, aber er erzählte nichts von seiner Angst und dem Brief an seinen dominus,
    er erzählte das Ganze so leichthin, als wäre es ein großer Spaß gewesen. *


  • Hingabe und Stolz schlossen einander keineswegs aus. Spartiaten bewiesen es jeden Tag, indem sie sich dem Kollektiv mit Körper und Geist vollkommen unterwarfen. Und selbst Tiberios zeigte nun, dass es möglich war, dem höheren Wohl zu dienen und dabei noch zu glänzen. In dem Falle war es Terpanders Wohl. Der fühlte sich gut mit dem lebenden Kleinod an seiner Seite, das so manche Blicke auf sich zog, einige neugierig, andere begehrlich. Er zog für Tiberios den Stuhl zurück und rückte ihn unter ihm wieder heran, dann setzte er selbst sich mit dem Rücken zur Wand, so dass er den Raum und die Tür im Blick behalten konnte.


    "Ich trinke keinen Alkohol, Briseis. Mein Geist muss klar sein zu jedem Augenblick. Aber lass dich nicht hindern, ich nehme Wasser. Das Kleid schmeichelt dir, ich würde mir wünschen, dass du es öfter trägst zu unseren Treffen."


    Er hob die Hand und schnipste in Richtung der Bedienung, um ihr Erscheinen ein wenig zu beschleunigen. Die Geschichte, die Tiberios ihm während der Wartezeit erzählte, fand Terpander allerdings nicht so lustig, wie der Jüngling es sich erhoffte. Stattdessen wurde der Blick des Älteren bohrend.


    "Die Waage zwischen Demut und Dummheit ist bei dir zur falschen Seite gekippt. Niemand hat eine Handhabe gegen dich, nur deine Herren, von den Urbanern und Prätorianern abgesehen, für die nur das Kriegsrecht gilt. Ein Wirt gehört nicht dazu. Das Verhältnis zwischen dir und den Furiern ist gut, also solltest du ihnen auch vertrauen. Und wenn du sie fürchtest, so fragst du das nächste Mal zumindest mich, bevor du Unsinn verzapfst."


    Tiberios hatte ihm jedoch noch eine sehr viel wichtigere Information preisgegeben, als die, dass er vor lauter Selbstlosigkeit manchmal ein Dummkopf war. Der Wirt, Helvetius Archias, war ein ausgemachtes Schlitzohr, das eine diebische Freude daran empfand, Leute nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Tiberios war ihm freudig mit beiden Füßen in die Falle gehüpft. Selbst jetzt erkannte er nicht, dass mit ihm gespielt worden war. So, so. Der Blick des alten Jägers wanderte über die Anwesenden in Richtung des Tresens, um den Mann zu betrachten. Offenbar hatten sie dort einen zweiten Wolf. Terpander musste Scato, der zu seinem Leidwesen anfällig für Manipulationsversuche war, unbedingt warnen. Scato kehrte gern hier ein und sollte sich von dem Wirt nicht um den Finger wickeln lassen.


    Terpanders Blick richtete sich wieder auf Tiberios, wie er strahlte. Fast hätte ihm seine Rüge leid getan. Aber nur fast.


    "Nimm mir meine Maßregelungen nicht übel", sagte er. "Du hast sie nötig. Ich möchte, dass es dir gut geht. Manchmal geht das nur über Schmerz." Er lächelte und ließ diese Aussage einen Moment im Raum stehen. "Aber ich hoffe, meine Worte waren nicht zu schmerzhaft für dich", fügte er dann hinzu, als hätte er nie etwas anderes als Worte gemeint.

  • Tiberios bedankte sich artig für das Kompliment über sein Aussehen, fand im Stillen, dass Terpander mit der Abstinenz übertrieb; ein Becher Muslum würde zumindest seinen eigenen Geist nicht beeinträchtigen.


    „Wenn es dir gefällt, trage ich das Kleid gerne für dich, wenn wir uns sehen. Es hat leider schon einen Fleck, wenn auch an einer wenig sichtbaren Stelle, aber du könntest mich ja neu einkleiden.“, er legte den Kopf schief und war in diesem Moment ganz der junge Sklave, der sehen musste, wo er blieb: „Auch andere Dinge mag ich; unser Küchenmädchen hat mir nur Billigkram ausgeliehen.“
    Er legte Rheas Schminksachen auf den Tisch, Lippenrot und Tusche für die Augen, aber er hatte recht; das alles war mit der Ware beispielsweise eines Viridomarus nicht zu vergleichen.


    Als Terpander ihn wegen der Geschichte mit Archias maßregelte, wurde Tiberios rot.
    Ich lasse zwischen mich und die Furier nichts und niemanden kommen.“, erklärte er und dachte an beide Briefe, die er unterschlagen hatte:
    „Ich will eines Tages mit ihrer Hilfe etwas werden hier in Roma.“, gestand er:
    „Du verstehst mich - oder auch nicht, da du ja schon der bist, der du werden kannst.“


    Tiberios nahm die letzte Aussage dadurch zurück, dass er Terpander wieder anlächelte und anfing, die kräftige Hand seines Gegenübers zu streicheln.
    „Ich möchte, dass es dir gut geht. Manchmal geht das nur über Schmerz. Aber ich hoffe, meine Worte waren nicht zu schmerzhaft für dich" , sagte der.


    Admoneri bonus gaudet, pessimus quisque rectorem aperrime patitur.“*, zitierte der junge Grieche Seneca auf Terpanders Worte.


    Beide Griechen lächelten nun, und wer sie von außen gesehen hätte, hätte ihre Zusammenkunft für harmlos gehalten.
    Terpander ist wie ein daimon, der mich wie seine einundachzig Hunde den Aktaion hetzt und vor dem ich ständig auf der Hut sein muss, dachte Tiberios.
    Terpanders Angriffe hatten die Präzision eines Automata und waren kaum zu parieren. Und dennoch wich Tiberios nicht. Er blieb, wo er war, lächelte sanft, zitierte Philosophen und war eine hingebungsvolle Briseis.


    „Und wie geht es dir, mein Lieber?“, erkundigte er sich und führte seine Fingerkuppen in kreisenden Bewegungen über die Schwielen der Kriegerhand:
    „Desweiteren alle wohlauf in der Casa Leonis?“
    In Wirklichkeit fragte er nach Sisenna Iunius Scato, doch das hätte er nicht zugegeben.




    Sim-Off:

    * Der Gute freut sich, ermahnt zu werden, gerade die Schlechtesten ertragen den, der sie belehrt, nur sehr schwer.

  • Es war die Nacht nach dem Anschlag auf die Stationsbaustelle gegenüber.
    Wie dieser genau verlaufen war wusste Archias noch nicht. Fest stand nur, dass er am späten Nachmittag plötzlich großen Lärm vor der Haustür gehört hatte, als der Laden rechts vom Blinden Esel von den Banditen in seine Einzelteile zerlegt worden war. Natürlich war Archias danach so wie alle Leute in der direkten Umgebung ganz erschrocken und bestürzt auf die Straße gerannt, um sich ein Bild vom Chaos zu machen, doch den Rest des Tages dann hatte er wieder in seiner Taverne verbracht, um die paar Leute zu bedienen die nicht geschockt auf der Straße standen. So war mittlerweile das Dunkel der Göttin Nox über Rom gekommen, nachdem Helios seinen Sonnenwagen vom Firmament weggelenkt hatte. Mittlerweile war wieder Ruhe im Blinden Esel eingekehrt und die Leute saßen überaus zahlreich in seiner Taverne, um die neuesten Entwicklungen zu besprechen. Alles schien fast so wie gewöhnlich, nur war heute die allgemeine Stimmung gedrückter und weit angespannter als normalerweise.


    Archias stand an seiner Schank und wischte Gläser. Er konnte es nicht erwarten endlich den Blinden Esel zu schließen (auch wenn das erst nach Mitternacht der Fall wäre), um nachhause zu eilen und sich von Ferox unterrichten zu lassen wie erfolgreich (oder auch nicht) der Anschlag verlaufen war. Doch es war eine der Sicherheitsvorkehrungen, dass während der laufenden Aktion keinerlei Kontakt mit dem Chef aufgenommen wurde, damit Archias ganz unbehelligt den besorgten Bürger und braven Wirt spielen konnte, solange die Augen der Öffentlichkeit auf ihn gerichtet waren. Urbaner waren nach diesem Tag natürlich auch eher Mangelware in seiner Gaststätte gewesen, wo ja alle im Einsatz waren. Nur vorhin hatten kurz drei Soldaten zur Tür hereingeschaut und etwas getrunken. Sie waren die ersten bei der Verfolgung gewesen, die so jetzt wenigstens ein winziges Stückchen Feierabend versucht hatten einzufangen, auch wenn es nicht besonders geglückt war. Bald schon verließen sie die Taverne wieder, doch nicht lange und ihre Nische wurde von zwei neuen Gästen eingenommen. Archias erhob die Augenbrauen etwas, als er erkannte, dass es dieser ihm schon geläufige junge Mann namens Tiberios war, der da mit jemand Fremdes eingehakt zur Tür hereingekommen war. Doch Archias ließ sich Zeit mit seinen Gläsern. Die beiden neuen Gäste unterhielten sich und der Fremde sah auch einmal kurz zu ihm herüber. Endlich dann, als auch das letzte Glas seiner aktuellen Fuhre sauber war (natürlich stand schon längst wieder ein neuer Trog schmutziger Gläser in der Nähe bei all den anwesenden Leuten), schulterte er sich sein Geschirrtuch und machte sich auf den Weg zum Tisch der beiden. "Salve, Willkommen im Blinden Esel ihr zwei. Was darf ich euch bringen?" Tiberios nickte er kurz zu zum Zeichen der Begrüßung, wo sie sich ja schon persönlich kannten.

  • "Wasser für mich, Mulsum für meine Begleiterin", bat Terpander. "Einen Krug für Erwachsene." Nicht, dass Helvetius Archias so einen Fingerhut anbrachte.


    Wann immer der Blickwinkel es ausschloss, dass der Wirt ihn aus den Augenwinkeln beobachten konnte, musterte Terpander dessen Bewegungen. Der Mann war beherrscht, die Ruhe in Person, sich seiner Sache sicher. Mehr als ein alter Grauwolf, hier hatte Terpander einen Alpha vor sich. Interessant. Terpander, der in einer Gesellschaft aufgewachsen war, in der solche Dinge entscheidend waren, hatte keinen Zweifel an der Richtigkeit seiner Einschätzung: Dieser Mann konnte gefährlich werden. Ob Archias daran überhaupt Interesse hatte, während seine gut laufende Taberna auf dem Spiel stand, das stand auf einem anderen Blatt. Aber das Potenzial lag in seinem Blut.


    Nachdem seine Einschätzung feststand, widmete Terpander sein Augenmerk wieder ganz Briseis. Dass diese in der Öffentlichkeit seine Hand liebkoste, schmeichelte ihm. Er schätzte es, wenn man um seine Gunst warb. Er erwiderte die Zärtlichkeit mit einem leichten Spiel seiner Finger.


    "Mir geht es gut, Briseis. In der Casa Leonis läuft alles seinen gewohnten Gang. Lurco ist die gute Seele des Hauses, Scato sorgt dafür, dass es nicht zu langweilig wird" - indem er sinnlose Streits vom Zaun brach - "und Satibarzanes ist so überflüssig wie eh und je. Der Kräutergarten gedeiht und der Pfau stiehlt die Himbeeren. Und du, meine Schöne, hängst in einer Gedankenschleife fest. Wenn du mir vorwirfst, ich würde dein Verhalten gegenüber den Furiern nicht verstehen, weil ich schon dort bin, wo ich sein will, vergisst du, dir eine wichtige Frage zu stellen: Wie bin ich dahin gekommen? Lerne von den Besten, Briseis. Man erreicht nichts, indem man wie ein Bittsteller bei den Göttern weinerlich um ein wenig Glück ersucht. Man muss seinem Glück mit dem Knüppel hinterher rennen und es sich mit aller Macht nehmen. Dann sind die Götter einem hold."


    Aber das würde Tiberios schon noch lernen. So oder so.


    "Dich neu einkleiden? Gut." Terpander hatte schon recht genaue Vorstellungen, er würde Briseis dermaßen in Schale werfen, dass man sie nicht mehr von einem verkleideten Mann unterscheiden konnte. Tiberios würde lernen, Briseis nicht nur für ihn zu spielen - er würde Briseis für ihn werden, wann immer er ihr Gewand anlegte. "Aber nicht heute Nacht." Ein hornhautbewehrter Zeigefinger rieb sanft über die weiche Haut an der Stelle, wo zwischen zwei Fingern von Briseis eine kleine Haut sich spannte. "Aber warum hast du die Schminke nicht aufgetragen, wenn du sie besitzt?"

    ir-servus.png

    SKLAVE - SISENNA IUNIUS SCATO

    Einmal editiert, zuletzt von Terpander ()

  • Auch Tiberios grüßte den Wirt:
    „Salve, dominus Helvetius Archias“, sagte er und lächelte ihn an. Der Eigentümer des Blinden Esels schien sich über Tiberios‘ Kleidung nicht zu wundern, aber das hier war die Subura, und bestimmt war so ein Tavernenwirt gewohnt, über alles Mögliche bei seinen Gästen hinwegzusehen.


    Der furische Sklave merkte, dass Terpander Archias beobachtete.
    Er würde ihm keinesfalls erzählen, dass er Archias noch einen Gefallen schuldete. Den Hohn und den Spott, der sich über ihn ergießen würde, konnte er sich lebhaft vorstellen. Es war nicht angenehm, ein Dummkopf genannt zu werden, schon gar nicht für Tiberios, der seit Alexandria nur noch seinen Verstand besaß, auf den er sich verlassen konnte.
    (Und wenn er analysierte, in welcher Situation er sich gerade befand, dann nicht einmal mehr auf den)


    Als Terpander von der Casa Leonis und dem Pfau erzählte, lächelte Tiberios einen Moment lang verträumt, bevor er sich zusammen nahm. Es war schön gewesen wie ein von gütigen oneiroi gesendeter Traum und würde sich keinesfalls wiederholen.
    Dennoch konnte er nicht verhindern, dass er errötete.


    „Ich bevorzuge den stilus vor dem Knüppel das sieht eleganter aus und entstellt auch den Gegner nicht so sehr.“, antwortete er in leichtem Plauderton:
    „Ich bin auch ohne Macht weit gekommen, Terpander für mein Alter. Ich wurde zum Maiordomus ernannt. Zehn Sklaven unterstehen meiner Aufsicht. Wie viele waren das nochmal in der Casa Leonis?“, der junge Alexandriner lächelte lieb:
    „Nur dominus Sati, nicht wahr? Aber er untersteht dir nicht, er ist ein freier Mann.“,


    War der Hochmut in den Worten des jungen Griechen nun noch stilus oder schon Knüppel?; Tiberios jedenfalls zuckte bedauernd die bloßen Schultern.


    Auf Terpanders Frage mit der Schminke schob er Rheas Beutelchen zu Terpander hinüber:
    Ich hatte Angst, schön zurecht gemacht alleine durch die Subura zu gehen.“, gestand er:
    „Der Dienst an Aphrodite findet durchaus mein Gefallen, aber ich bevorzuge dabei Freiwilligkeit .“


    Als er Terpanders raue Fingerkuppen zwischen seinen Fingern fühlte, übergoss ihn diese Berührung mit noch mehr Röte, so dass er aussah, als hätte er Fieber. Er atmete einen Moment schneller, auch wenn er wusste, dass er, Terpander, niemals ihn, Tiberios, meinte, sondern immer nur Briseis.


    „Du darfst mich schminken, wenn du möchtest.“, sagte er leise und senkte die Lider:
    „Ich habe gehört, du verstehst dich darauf. Schon domina Seia bist du behilflich gewesen.“


    Jeglicher Hochmut war aus seiner Stimme verschwunden. Vielleicht war der auch nur dagewesen, um einem alten Wolf zu demonstrieren, dass er, Tiberios, lohnende Beute war.


    Tiberios erhob sich und nahm nun neben Terpander auf der Bank Platz.
    Die Wärme des älteren Spartiaten drang an seine kühle, blasse Haut, als er sich so setzte, dass er Schulter an Schulter den Anderen berührte. Die Wärme des immer noch ansehnlichen Körpers des Kriegers war das einzige, das er – vielleicht - jemals bekommen konnte; der junge Grieche wusste das genau, und es war ihm gleich.

  • Hatte Terpander tatsächlich erzählt, dass er Seia Sanga geschminkt hatte? Offenbar ja. Er hatte sich stets um das Wohl ihres Körpers gekümmert, wenngleich natürlich geeigneteres Personal vorhanden gewesen war. Aber seine Herrin hatte am liebsten Terpanders Dienste in Anspruch genommen, dessen charmante Gegenwart sie schätzte, so dass dieser alles Mögliche an merkwürdigen Dingen hatte lernen müssen. Gut konnte er nichts davon - bis auf die eine Sache. Terpander griff nach der Schminke. Briseis wollte ihm unbedingt gefallen. Er konnte es ihr nicht verdenken, sie war nicht die Erste, aber die Erste nach langer Zeit. Die Nacht war lang. Hairan konnte warten.


    Terpander benutzte die bloßen Finger. Mit streichelnden Bewegungen massierte er das Bleiweiß bis zu Briseis´ Haaransatz auf ihre Haut. Die roten Wangen verschwanden unter vornehmer Blässe. Nachdem er seine Finger an einem Lappen abgewischt hatte, nahm er nun doch einen Pinsel, um diesen nass zu machen und mit dem Tuschestein die Brauen in elegantem Schwung nachzuziehen. Vorsichtig umrandete er hernach die Augen, versah sie mit einem Lidstrich, der bis zur Hälfte der Schläfen reichte. Am Ende folgte das Lippenrot. Der hübsche Kussmund wartete nur darauf, geküsst zu werden. Doch Terpander hatte nicht vor, aus der Taberna geschmissen zu werden.


    Terpander schlug den Pinsel in den Lappen und schob alles wieder hinüber zu Briseis, während er verzückt das zarte Gesicht betrachtete, das nun wahrlich mädchenhaft wirkte. Er küsste die schlanke Hand und schenkte ihr einen innigen Blick.


    "Die Toten werden heute einiges zu sehen haben", flüsterte er. "Wir suchen uns ein frisches Kreuz mit einem schönen Jüngling oder einem drallen Mädchen - wer auch immer bei der letzten Fuhre gekreuzigt wurde. Vielleicht leben sie noch, dann haben wir Publikum."

  • Tiberios spürte, wie Terpander mit seinen Fingerkuppen die Linien seines Gesichtes nachzog; und er schloss die Augen.
    Er hatte nicht gewusst, wieviel Vertrauen es kostete, sich einem anderen auf diese Weise auszuliefern und sich verwandeln zu lassen wie die Elfenbeinstatue, die Pygmalion in Galatea verwandelte. Kaum wagte Tiberios zu atmen.
    Dann musste er für den Lidstrich die Augen öffnen und sah Terpanders Hand vor sich, der trotz der ungewohnten Tätigkeit keine unangemessene oder fahrige Bewegung machte, während der junge Grieche ein Zittern unterdrücken musste. Nachdem die Brauen und der Lidstrich gezogen waren, versuchte Tiberios Terpanders Blick einzufangen, doch nun trug der Mann Rot auf seine Lippen auf, und der Alexandriner hielt ganz still, die Lider gesenkt, bis Terpander ihn entließ.


    Tiberios erwartete fast, dass Terpander ihn küssen würde, aber das tat er nicht; er gab ihm lediglich Rheas Schminkzeug zurück – und küsste seine Hand.


    Jetzt erst schenkte er ihm einen Blick und sprach von den Gekreuzigten, einem schönen Jüngling oder eine dralle Maid, die vielleicht noch lebten – bei den Göttern, an diese Möglichkeit, an Schreien und Stöhnen der Gekreuzigten hatte Tiberios überhaupt nicht gedacht; er war davon ausgegangen, dass sie alle bereits tot waren.


    Gleichzeitig ahnte Tiberios ,dass er die cthonischen Götter anziehen würde durch den mundus inversus, die verkehrte Welt, die er als Briseis verkörperte; wie die Saturnalien, die galloi, die Bacchanalien,die daimones, die alle einer Zeit entstammten, in der es weder Oben noch Unten, Vergangenheit noch Zukunft, Mann oder Frau gab, sondern nur ein gerade erwachendes Bewusstsein im Morgenlicht des Eisernen Zeitalters. Die Auflösung schien näher zu rücken, und Tiberios fasste nach Terpanders Hand, die Hand des Kriegers gab ihm Halt.
    Er lehnte seinen Kopf an dessen Schulter und wartete auf den Mulsum, der hoffentlich heiß und süß sein würde, ungeduldig wartete er. Seine Hand streichelte unter dem Tisch Terpanders Oberschenkel, spürte den Muskelsträngen nach; die sich so fest und unnachgiebig anfühlten als wären sie selbst aus Eisen.



    "Der Magus, wer ist er ?", fragte er:
    "Und was werden wir bei ihm tun?"

  • "Sein Name ist Anis von Alexandria", raunte Terpander und Ehrfurcht schwang im Klang seiner Stimme mit. "Aus seinem Mund sprechen die Götter, er kennt die Antworten auf alle Fragen. Ich habe eine Botschaft für einen Toten, die muss er an meiner Stelle übermitteln. Aber bei unserem letzten Treffen warnte Anis mich auch. Ich hätte einen lebendigen Feind, sagte er, viel näher als ich glauben würde. Dafür fertigte er mir einen Glücksbringer, den ich abholen will."


    Dass es sich um einen Fluch handelte, konnte er in der Öffentlichkeit nicht aussprechen.


    "Ich muss Anis noch etwas vorbeibringen und den Glücksbringer abholen. Außerdem jagen mich die Erinyen mit Fackeln und Schlangen in ihren Händen. Um sie zu verwirren, benötigte ich dein Blut. Wir werden den damit beschriebenen magischen Papyrus unter Mondschein zerreißen und die Fetzen zerstreuen. Dann müssen die Erinyen die Stückchen suchen."


    Der Wirt dieser Taberna war indes weniger geschäftstüchtig als der Magus - er hatte ihnen noch immer nichts zu trinken bringen lassen. Vielleicht war es zu faszinierend gewesen, zu beobachten, wie Terpander Briseis mithilfe der Schminke in ein noch schöneres Mädchen verwandelte. Ihre Hand hatte sein Gewand nach oben geschoben und ruhte nun zart auf seinem Oberschenkel. Zwar vermochte nicht einmal Terpander einen Krieger oder auch nur einen Mann aus Tiberios zu machen - anders sah es scheinbar damit aus, das Mädchen in ihm zu wecken. Das fiel erstaunlich leicht. Terpander könnte nicht mehr aufstehen, ohne sich zu blamieren. Zumindest vermutete er, dass die prüden Römer mit der Antwort seines Körpers auf die nun schon eine Weile stattfindende Balz ihre Probleme hätten.


    Indem Terpander den Arm um Briseis legte, erwiderte er ihre Suche nach Nähe. Seine Hand massierte sanft die schmale Flanke, an der er jede Rippe spürte. "Briseis hat all die Zeit in dir geschlummert", raunte Terpander in ihr Haar. "Weder Angst noch Schmerz waren notwendig, dies war dein innerer Wunsch. Es sei denn, die Angst und der Schmerz sind längst da."

  • Der Wirt war sogar noch weit geschäftstüchtiger als der Magus, sehr sehr viel mehr, doch es gab als Geschäftsführer eben auch andere Dinge zu regeln, da mussten gewisse Gäste eben manches Mal ein wenig länger warten, doch unfreie Sklaven waren es ja gewohnt, dass man nicht viel auf sie gab. Nachdem Archias nämlich zurück zur Schank gekommen war und gerade mit der Bestellung anfangen wollte, zeigte sich eines der Vögelchen, das in dem Durchgang zu den hinteren Zimmern stand und ihn anblickte. Es war Noctua, das Mädchen von den dreien. Nachdem sie registrierte, dass der Wirt sie bemerkt hatte verschwand sie nach hinten in den Lagerraum. Archias folgte ihr. "Was gibt es? Du weißt, dass ich es nicht schätze die Geschäfte zu vermischen", knurrte er. Damit meinte er seine Tarnung als Wirt und seine übrigen Operationen als Krähe. Solange er sich in der einen Welt bewegte, wollte er von der anderen nichts wissen. So war es am sichersten. Doch Noctua blieb unbeirrt


    | Noctua


    "Silius plant einen Anschlag auf dich. Noch heute Nacht sollst du sterben." Silius war einer der anderen Unterweltbosse Roms mit dem Archias einst einen Handel getroffen hatte, um sich seiner Untätigkeit zu versichern, wenn er gegen Silius' Verbündeten, dem Boss Egilius, vorgehen und dessen Revier übernehmen würde. Dabei hatte Archias jedoch mit gefälschten Beweisen und Behauptungen gearbeitet, um den anderen Boss gegen Egilius aufzustacheln. Scheinbar war jetzt Silius dahintergekommen und rasend vor Wut. Archias nickte. Dann würde er heute eben nicht nachhause gehen, sondern hier übernachten. "Gut. Benachrichtige die Bluthunde. Nasica soll sich als Gast getarnt in die Taverne setzen und Bursa setzt du auf die Sache an, verstanden?" Das Vögelchen nickte.


    Mit prüfendem Blick sah sich Archias um. "Hier, nimm diese drei Weinamphoren und trage sie nach vorne an die Schank, dann kannst du über den Hinterausgang gehen." Auch Archias schnappte sich zwei frische Wein- und zwei Cervisiaamphoren. Derlei bepackt kamen sie wieder nach vorne in den Gastraum. Für eventuelle Beobachter würde es so jetzt aussehen, als ob Archias nur kurz nach hinten ins Lager gegangen wäre, um frischen Getränkenachschub für die dürstenden Gäste zu holen. Die fünf Wein- und die beiden Cervisiaamphoren wurden unter die Theke zu den anderen dort stehenden Getränken gestellt und gleich danach hüpfte das kleine Mädchen spielerisch wie ein Pferd nach hinten und verschwand. Archias machte sich jetzt an die Bestellung der beiden Sklaven. Als sie auslieferungsbereit war nahm er das gleich selbst in die Hand. Innerlich ärgerte er sich etwas. Er war zu nachlässig geworden. Schon die ganze letzte Woche hatte er alleine hier in der Taverne gearbeitet ohne dass Bursa oder Nasica zu seinem Schutz im Gastraum gehockt hätten. Er musste seine Sicherheitsbarrieren um sich herum wieder schärfer hochziehen! Silius war auf jeden Fall kein so kleiner Fisch wie Egilius es damals gewesen war.


    Zurück am Tisch stellte er die Getränke ab, dabei ruhte sein Blick einen Moment auf Tiberios (der zusätzlich zu der Frauentunika auch plötzlich Schminke im Gesicht hatte), dann wandte er sich wieder um und ging zurück zur Schank. Wäre Tiberios nicht ohnehin nur ein unwichtiges Staubkorn auf seinem Radar gewesen, in diesem Moment wäre der furische Sklave wohl sehr in Archias Ansehen gesunken. Doch was man nicht hatte konnte man auch nicht verlieren.

  • Tiberios, der nichts von Archias‘ Problemen wußte, nahm dem Wirt das Mulsum und das Wasser ab; eigenhändig stellte er den Becher vor Terpander hin, wie um den älteren Sklaven zu bedienen.


    Danke, dominus Archias“, sagte er, und dann merkte er doch, dass Archias in Gedanken war, denn an anderen Tagen hatten sie mehr als nur die nötigsten Worte gewechselt.


    Vielleicht verachtete der Römer ihn auch gerade als kinaidos, einen weibischen Mann, der Frauenkleider trug; Roma war, obwohl Hauptstadt des Imperiums, konservativer als das freizügige Alexandria.


    Terpander hatte den Arm um Tiberios' Schulter gelegt, und der junge Grieche saß hocherhobenen Hauptes an seiner Seite; eine Art trotziger Stolz bemächtigte sich seiner, jetzt gerade recht, dachte er und beschloss, sich aus nichts und niemandem etwas zu machen, außer aus Terpander, dem er gefallen wollte.


    Er nahm den Becher Mulsum, der genauso süß und wärmend war, wie er gehofft hatte und trank ihn schnell, zu schnell, denn er hatte zuvor nichts gegessen.


    Der Honigwein war stärker als er gedacht hatte, fast als würde er wie die germanischen Barbaren unvermischten Wein trinken, und er fühlte dass er ihm zu Kopf stieg und seinen Magen wärmte.


    Als Terpander an seinem Ohr flüsterte:"Briseis hat all die Zeit in dir geschlummert .Weder Angst noch Schmerz waren notwendig, dies war dein innerer Wunsch. Es sei denn, die Angst und der Schmerz sind längst da.", da bekam Tiberios es wirklich mit der Furcht zu tun, sich aufzulösen und zu verschwinden, und dass an seiner Stelle Briseis zurückbleiben würde, ganz und gar, und für immer.
    nox inversa, dachte er, alles ist umgekehrt und verdreht, ganz und gar verdreht, und er leerte den Becher zur Neige und schaute nun Terpander herausfordernd an:


    Die Angst und der Schmerz waren da, aber nun sind sie weg. Wäre jetzt nicht Zeit für Liebe und Freude, mein Terpander?!
    Krank bin ich, doch worin meine Krankheit besteht, weiß ich nicht. Ich fühle Schmerzen und habe doch keine Wunde, ich bin traurig. Ich glühe und friere doch hier in der Nacht. Wie oft schon wurde ich verwundet und habe nicht geweint.
    Mein Atem drängt sich hastig heraus, mein Herz schlägt gewaltsam, meine Seele zerrinnt, und ich habe das Verlangen, geküsst zu werden.
    Ich bin stumm, als wäre ich tot. Ich möchte schreien, als ob ich geschlagen werde.
    ...ni te perdite amo atque amare porro,
    omnes sum assidue paratus annos,
    quantum qui pote plurimum perire,
    solus in Libya Indiaque tosta
    caesio veniam obvius leoni...."
    , sprach er und endete deklamierend:


    "Ich rufe die Götter an, und ich frage dich Terpander: Liebst du mich?
    Ich möchte auch dominus Archias fragen, ob er jemanden liebt? Eros, das Kind von Aphrodite, ist mächtiger als Zeus."


    Tiberios erhob sich nun und lächelte Terpander liebevoll an:
    "Ich hole mir noch einen Becher mulsum bei dominus Archias!", sagte er:
    "Ich glaube, das brauche ich jetzt! Soll ich dir auch etwas mitbringen, mein Terpander...der der Freude bringt, was für ein wunderschöner, passender Name!"


    Sim-Off:

    * Übermäßig hab ich dich lieb und will auch Jahr für Jahr dich beständig also lieben, so sehr, wie nur ein Mensch jemals im Stand ist; Sieh! sonst mag mir geschehn, dass ich, ganz einsam, sei es in Libyen, sei es im heißen Indien, dem tödlichen Blick des Löwen begegne!", Catull Carmen 45

  • Nun war Briseis entzückend betrunken und alles, was ihr gerade durch den Kopf schoss, sprudelte zwischen ihren rot bemalten Lippen hervor, die vom Mulsum feucht glänzten. Sanft griff Terpander nach ihren Händen und zog sie wieder neben sich. Etliche Köpfe hatten sich bei ihrem bühnenreifen Vortrag in ihre Richtung gedreht. Das störte Terpander nicht. Aber wenn er über solche Dinge sprach, dann wollte er es auf Augenhöhe tun. Und in die Augen sah er ihr auch.


    "Du bist liebeskrank, Briseis. Doch es sind nicht meine Küsse, nach denen es dich verlangt. Den Kummer kann ich nicht von dir nehmen, nur deinen Schmerz lindern. Die Frage ist, ob du das unter diesen Voraussetzungen willst."


    Ihm selbst war es gleich, ob er nur ein Ersatz war. Nichts anderes war er seit jeher gewohnt. Was andere gekränkt hätte, sah er pragmatisch. Er genoss die Stunden der Zweisamkeit, die sich daraus ergaben. Aber die gebrochenen Herzen zu heilen - das lag nicht in seiner Macht.


    "Den Namen Terpander suchte Scato für mich aus", erklärte er. "Er fand ihn gut für einen Lehrer aus Athen. Verkauft wurde ich als Satyros, aber so darf ein Lehrer nicht heißen. Der älteste bekannte Terpander war übrigens bekannt für seine Musik - und er diente als Streitschlichter in Sparta."


    Ein Umstand, den Terpander ausgesprochen komisch fand. Aber all das interessierte Briseis vermutlich gerade nicht. Er gab ihr einen Klaps auf den Po.


    "Jetzt geh dir deinen Mulsum holen. Ich habe noch Wasser."

  • „Anis von Alexandria? Ich kenne den Mann, der sich so nennt. Es ist sogar möglich, dass er wirklich ein Magos ist, denn er stammt von weit her aus dem Osten.“, sagte Tiberios:


    „Ich werde dich begleiten, wohin du auch gehst, das habe ich dir versprochen. Selbst in den Hades gehe ich mit dir wie eine Eurydike. Da dominus Scato dich Terpander genannt hat und du mich Briseis, wollen wir es auf immer und ewig so halten, dass wir Terpander und Briseis sind, nicht wahr? Satyros – was für ein Name, oft wird Sklaven ein Name gegeben, der ihre Fähigkeiten beschreiben soll; so wird Briseis herausfinden ob er gut gewählt wurde.
    Seltsamerweise haben mich die Sklavenhändler auch anders genannt, sie hießen mich Telemachos, aber ich war nie Telemachos.
    Wenn das die Liebeskrankheit ist, so gilt amantes amentes,Liebende sind Wahnsinnige, das schreiben zumindest Terentius und Plautus, und beide werden sich nicht irren. Lindere meinen Schmerz, Terpander, mein schöner Freund...“

    Tiberios fuhr mit den Fingerspitzen die Nackenlinie des Mannes entlang:


    „Deine Küsse sind mir willkommen,
    vivamus, mi Terpander, atque amemus, lass uns leben und lieben!“


    Er ging hüfteschwingend und mit kleinen Schritten davon und kam wenig später mit einem Becher zurück, winkte noch einmal nach hinter sich in eine unbestimmte Richtung:
    „Ich musste gar nicht so weit gehen, freundliche Herren da hinten haben mir einen Becher spendiert und mir gesagt, wo sie sind, gäbe es noch mehr davon, und ich solle doch später mit ihnen kommen. Ich wußte doch, dass die Antwort auf Liebenswürdigkeit Freundlichkeit ist; so bin ich bisher immer gut gefahren in der Welt.“


    Tiberios stellte den Becher Mulsum auf den Tisch und nahm seinen Platz neben Terpander wieder ein.
    „Aber der Wirt dominus Archias ist heute nicht sehr freundlich; vielleicht hat er Kummer, vielleicht ist er nur einfach arrogant.“, stellte er fest:
    „Auch Sklaven sollte man gut behandeln, meinst du nicht?, denn wir sind klug und können viel Unheil anrichten. Schau her, Terpander, was ich tun kann!“


    Tiberios nahm aus seinem Beutel sein Schreibzeug, das er immer dabei hatte und schrieb höchst konzentriert, in dem er seine Schrift verstellte, auf eine Tabula:



    Abyssus abyssum invocat*

    N. Helvetius Archias



    Tiberios lächelte noch immer, aber seine Augen glitzerten,und das war nicht nur die Wirkung des Muslums:


    „So schreibt der Alte! Ich kann dominus Archias' Handschrift nachahmen, wie ich das bei jedem kann, wenn ich eine Vorlage habe und genug Zeit zu üben. Und eine Vorlage hat er mir gegeben, denn damals nach der Schuldengeschichte hat er doch einen Brief an meinen Herren geschrieben, aus keinem anderen Grund heraus, als mir zu schaden. Ich jedoch habe diesen Brief einbehalten. **
    Dominus Archias hatte Streit mit dominus Caesoninus wegen Livia; wie würde es ihm gefallen, wenn ich in seinem Namen einen Drohbrief an die Julier schreibe?
    Nun, wenn er mich nochmal von oben herab behandelt, knall ich ihm diese tabula auf den Schank, dann wird er schon sehen, was er davon hat!“


    Tiberios trank noch einen Schluck Mulsum; auch der wieder stark und honigsüß und blickte Terpander mit schräg gelegtem Kopf an.



    Sim-Off:

    * Ein Abgrund zieht den anderen nach sich.
    ** Verpetzung beim Chef

  • Mit gerunzelter Stirn sah Terpander seiner Begleiterin nach. In vino veritas*, so sagte man. Es war einer der Gründe, warum Terpander keinen Alkohol anrührte und auch seine Schüler ermahnte, es nicht zu tun. Briseis war keine Schülerin, sie war dazu da, sein Gemüt und seinen Körper zu erfreuen, ohne dass er andere Ansprüche als diese an sie stellte. Und sein Wohlgefallen weckte sie wahrlich. Er rückte ihr den Stuhl zurecht, als sie trunken wieder neben ihm platznahm.


    "Die Antwort auf Freundlichkeit ist Gewalt. Diese Herren führen nichts Gutes im Schilde. Halt dich von ihnen fern, sonst muss ich sie verprügeln."


    Dabei blinzelte er freundlich. Dass er das als Sklave keinen Freien anrühren durfte, stand auf einem anderen Blatt, aber woher sollten die Gäste wissen, dass er Sklave war? Nichts an ihm deutete darauf hin, weder trug er ein Brandmahl noch ein Halseiesen, denn sein Herr vertraute ihm. Die Herren würden auf dem Heimweg in einer dunklen Gasse die Tracht Prügel ihres Lebens von einem Unbekannten erhalten, den sie nicht einmal zu Gesicht bekommen würden. Terpander war kein Geizhals, aber er bestimmte selbst, mit wem er seine Liebchen teilte - und wie. Er wollte nicht, dass sie Schaden nahm, weil jemand sie falsch behandelte. Er küsste ihren Hals.


    "Vertrau einem alten Jäger, Briseis: Der Wirt ist nicht arrogant", sagte er hernach leise. "Der Wolf wittert etwas, das ihm nicht behagt und er fokussiert seine Aufmerksamkeit. Darum hat er für dich und mich keinen Funken Aufmerksamkeit zu viel übrig. Was umgekehrt heißt, das nicht wir die Ursache seines Unbehagens sind." Was im Falle Briseis durchaus hätte sein können. Aber die heutige Laune von Archias war nichts, was sie persönlich zu nehmen brauchten.


    Was Briseis dann an Kunstfertigkeit mit dem Schreibgerät offenbarte, ließ Terpander breit grinsen. Er streichelte ihr Gesäß. "Archias mag ein Wolf sein, du bist eine Natter. Überleg dir deine Idee noch einmal, wenn du wieder nüchtern bist. Gefälschte Liebesbriefe von einem Fremden an die Liebste, Drohbriefe vom Rivalen, unbezahlte Rechnungen eines Haushaltsmitglieds, Kündigungen von Verträgen ... es gibt viele Möglichkeiten, jemanden mit deinen Fähigkeiten zu ärgern."


    Terpander würde überlegen, ob Briseis ihm nicht auf diese Weise helfen könnte ... zum Beispiel, um sich Viridomarus vom Hals zu schaffen. Oder den Wohlstand von Lurco und Scato zu mehren, wovon letztendlich auch Terpander profitieren würde. Vielleicht konnte er mit der Hilfe von Briseis auch Satibarzanes loswerden. Er nahm den Becher und drückte ihn Briseis in die Hände.


    "Trink aus, meine Hübsche. Die Nacht ist lang, doch sie währt nicht ewig. Auf uns warten die Toten. Du wirst deinen Trost bekommen."



    Sim-Off:

    *Im Wein liegt die Wahrheit.

    ir-servus.png

    SKLAVE - SISENNA IUNIUS SCATO

    Einmal editiert, zuletzt von Terpander ()

  • Archias arbeitete normal weiter, von Zeit zu Zeit hörte er natürlich mal mehr, mal weniger Aufruhr von der Straße und es gab auch genug Leute die an den Fenstern klebten, oder immer wieder hinausliefen, doch der Großteil blieb sitzen und wollte bedient werden und so tat der Wirt des Blinden Esels das und warf selbst hin und wieder einen Blick in Richtung der Fenster in der Hoffnung eine Kleinigkeit vom Geschehen mitbekommen zu können, doch zu viele Menschen versperrten den Blick.


    Heute schloss er erst weit nach Mitternacht sein Lokal. Niemand war mehr da außer Archias und Nasica, sein Leibwächter, der an der Schank saß mit einem Krug Cervisia vor sich. Die erste Gefahr war also schon mal gebannt. Archias hatte nämlich fast schon darauf gewartet, dass sich Silius' Häscher im Tummel der Menschenmassen im Blinden Esel an ihn heranmachen und gleich an Ort und Stelle niederstechen würden, doch nichts dergleichen war passiert. Nachdem jetzt endlich keine unerwünschte Seele mehr anwesend war ging Archias zur Eingangstür und schloss sie ab und verriegelte sie. Auch die Fenster verrammelte er so wie immer mit Holzbrettern von innen, um eventuelle Einbrecher gar nicht erst auf die Idee kommen zu lassen es mit dem Einschlagen der Scheiben zu versuchen. Heute jedoch dienten sie zusätzlich als Schutz seines Lebens nach Noctuas Neuigkeiten. Nachdem alles derart gesichert war löschte Archias das Licht und begab sich mit Nasica in die Hinterzimmer. Dort wartete er vor der Hintertür auf seinen nächtlichen Gast. Nicht viel später und es klopfte wirklich. "Wer ist da?" fragte Archias. "Tod der Natter!" war durch die Tür hindurch zu hören. Die Losung war korrekt und so entriegelte Nasica und ließ Ferox ein. Archias wartete drei Schritt vom Eingang entfernt.


    | Ferox


    "Salve, Corvus", grüßte Ferox Archias mit einem leichten Nicken. Archias begrüßte ihn seinerseits: "Salve Ferox, komm." Er wandte sich um und ging mit seiner Rechten Hand in sein Privatzimmer, während Nasica die Hintertür wieder verriegelte und dann hier am Korridor verweilte, um so die Tür wie auch das Privatzimmer seines Meisters gut im Auge zu haben. Im Zimmer angekommen schloß Ferox hinter sich die Tür. "Was kannst du mir berichten?" wollte Corvus natürlich gleich wissen. "Der Anschlag ist geglückt. Genügend Schaden, um die Baustelle um Monate nach hinten zu werfen, nur sehr wenig Verluste an Männern." Zufrieden nickte Archias. Das hörte sich sehr gut an. Also war ihr Plan voll aufgegangen und die Urbaner würden endlich gemerkt haben, dass die Subura sich ihre Diktate nicht einfach gefallen lassen, sondern sich wehren würde. Wer sich mit einem Wolfsrudel in dessen Revier anlegte musste damit rechnen zerissen zu werden. "Ich bin zufrieden mit dem Resultat. Sorg dafür dass ab diesem Tage die Arbeiten laufend behindert werden. Das hat hohe Priorität, immerhin schulde ich dem Imperator noch einen Krieg. Abwechselnde Banden bei direktem Feindkontakt. Welche war heute beteiligt?"
    "Es waren Männer der Hauptmänner Babilus, Calvisius und Hemina beteiligt."
    "Gut, dann sorg dafür, dass diese drei Banden für die nächste Zeit nicht aktiv in Rom agieren. Wenn, dann nur Außeneinsätze an den Ausfallstraßen, oder in Ostia. Für direkten Feindkontakt in Zukunft immer wieder verschiedene Gruppen einsetzen, verstanden?" Ferox nickte nach dieser eindrücklichen Wiederholung.
    "Kommen wir zu Silius. Was gibt es Neues? Hat ihn Bursa schon?" Dieses Mal musste Ferox mit dem Kopf schütteln.
    "Nein, ich habe noch nichts von ihm gehört. Nachdem Noctua von dir zurückgekommen ist, habe ich gleich alles nötige veranlasst. Bekannte Kontakte aus Silius' Organisation zu kontaktieren versucht, Bursa losgeschickt und bekannte Schlüsselpunkte seines Reviers unter ständige Beobachtung gesetzt. Nichts jedoch. Es wirkt, als wäre Silius gar nicht in Rom anwesend."
    Archias hatte nichts anderes erwartet. Es war die Ruhe vor dem Sturm, das sich zurückziehende Meerwasser, bevor die brüllenden Wellen einer Flutwelle über die Küste hereinbrachen. Eine Weile lang war die Krähe still. "Ich sehe einen neuerlichen Bandenkrieg vorraus. Gerade jetzt, wo ich eigentlich so etwas verhindern wollte..." Ferox zuckte mit den Schultern. "Auch ich halte das für sehr wahrscheinlich. Wir haben Silius getäuscht, um gegen dessen Verbündeten aggressiv vorgehen und dessen Revier übernehmen zu können. Wir haben mit dem ersten Stein geworfen. Jetzt wo er erkennt, dass er betrogen und zu Unrecht Egilius verraten hat, wird er Rache wollen. Da ein schneller, stiller Anschlag gegen dich nicht mehr möglich ist, da du heute noch rechtzeitig gewarnt werden konntest, wird diese Sache wohl größere Kreise ziehen, wenn sie sich nicht sogar auf die anderen Bosse auswirken mag." Ein Umstand den es unter allen Umständen zu verhindern galt. Zumindest für die Gegenseite. Sein eigentliches Anliegen, der Angriff auf die Urbaner, hatte sich ja gerade deswegen so lange verschoben, weil Archias sich um die anderen Bosse kümmern hatte müssen, da sein schnelles Vorgehen bei der Rückeroberung seines alten Reviers für Unruhe in der Unterwelt gesorgt hatte und trotz all dieser Vorbereitungen und Vorkehrungen, um einen Bandenkrieg zum jetzigen Zeitpunkt zu verhindern, waren sie alle anscheinend doch obsolet geworden und die Sache versprach heiß zu werden. "Wie steht es mit unseren Verbündeten?" Eine gequälte Grimasse seines Beraters.
    "Die Diplomatie ist eine Sache die wir in letzter Zeit zu sehr vernachlässigt haben. Dieses Mal heißt unser Feind nicht Egilius, daher werden die anderen eher gegen, als für uns sein, im besten Fall vielleicht neutral. Aber ansonsten stehen wir alleine dar." Noch ein Punkt um den er sich zuletzt zu wenig gekümmert hatte, abgesehen von seiner persönlichen Sicherheit. Wer könnte für sie stehen? Pedanius schon mal jedenfalls nicht, wo dieser ja schon mal aktiv gegen ihn vorgegangen war. Blieben nur noch Decrius und Raecius. Decrius hatte damals bei Archias' Rückeroberung seines angestammten Territoriums eine besorgte, jedoch weitgehend passive Haltung gezeigt und von Raecius hatte man gar nichts gehört. Es galt zu ergründen wie beide zu Silius standen, doch dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung hatte Archias schon ein ungefähres Gefühl wie sich beide verhalten könnten. Er seufzte. "Versuchen wir uns so gut es geht im Vorhinein zu schützen. Setze Treffen mit Decrius und Raecius zu zwei verschiedenen Terminen an. Am üblichen Treffort in den Katakomben. Übrige Angelegenheiten in Bezug auf Silius überlasse ich vorerst dir. Die Angriffe auf die Baustelle sollen so lange wie möglich trotzdem fortgeführt werden. Auch dafür wirst du Sorge tragen."
    "Verstanden, Corvus." Seine Rechte Hand wusste schon warum sich Archias so sehr aus den beiden aktuell heißesten Eisen seiner Geschäfte zurückzog. Im Grunde tat er genau das gleiche wie Silius. Das Alltagsgeschäft von sich streifen, um den Generalplan für den kommenden Krieg auszuarbeiten und sich so gut es ging zu wappnen.

  • Tiberios‘ Verstand funktionierte durchaus, es war ihm nur so, als würde sich alles nur sehr langsam in seinem Ohr zu sinnvollen Sätzen zusammenfinden, und er brauchte länger als gewöhnlich, um darauf zu reagieren.


    Als Terpander ihm gebot, den freundlichen Männern, die ihm Mulsum ausgegeben hatten, fern zu bleiben, nickte Tiberios sehr, sehr ernst, und als Terpander ihm sagte, er müsse sie sonst verprügeln, erschrak er zu Tode:
    „Bitte, mein Terpander, bring dich nicht in Gefahr meinetwillen!“, sagte er kläglich und schlang die Arme um ihn, und Terpander küsste ihn auf den Hals, was Tiberios schwindlig werden ließ vor lauter Liebe;
    als aber Terpander seine Fähigkeiten im Nachahmen von fremden Handschriften lobte und meinte, damit könne man noch mehr anfangen, schloss er die Augen zum Zeichen der Verneinung:


    „Ich schwöre bei der Tyche und der Allat, die auch Minerva ist, dass ich diese Fähigkeit noch nie für eigennützige Zwecke verwendet habe!“, sagte Tiberios und legte eine Hand auf sein Herz:
    „Ich habe diese Kunst überhaupt nur gelernt, weil mein kyrios oft wenig Zeit hatte – sogar die Briefe an seine Frau musste ich zuweilen schreiben. Doch Scriba ist ein ehrenwerter Beruf.“
    Zur Bekräftigung verbeugte er sich leicht, worauf er beinahe vom Sitz rutschte;
    dann trank er wie von Terpander geheißen den Becher aus:


    "Doch für dich will ich gerne Briefe schreiben, mein Terpander, wenn ich dich damit erfreuen kann, denn
    merálwi diuté m' Eros
    ekoupsen oueste chalkeus...


    Mit schwerwuchtendem Hammerschlag,
    Wie die glühende Stange ein Schmied,
    Trifft mich Eros und taucht mich dann
    In eiskaltes Gewässer *…."


    Tiberios nickte bekräftigend und erhob sich langsam.
    Die Laterne, die ihn auf dem Hinweg nur behindert hatte, schob er mit einem Fuß unter die Bank. Er wollte das schwere Ding nicht mitnehmen. Terpander hatte ihm auch gesagt, das sei unnötig. Vielleicht würde der furische Sklave sie dann die nächsten Tage wieder holen, falls sie bis dahin nicht verschwunden war.


    Tiberios schwankte ein wenig beim Aufstehen, nicht viel, aber dann ging es gut, und er hatte das Gefühl, als würde er über den Dingen schweben; heiß und kalt war es ihm wie in dem ionischen Gedicht von Eros, dem Schmied, und das lag an Terpanders - seines Terpanders - Gegenwart.


    Graziös raffte Tiberios seinen Rock, und als er einen Schritt tat, hörte er die Stimmen der Männer: „Na, da bist du ja? Komm rüber!“ Sie waren zu dritt und vielleicht nicht einmal aus der Subura, sondern anständige Römer, die etwas erleben wollten.


    Tiberios schüttelte den Kopf, hakte sich bei Terpander ein und nestelte nach seinem Beutel:
    „Ich muss bezahlen, sonst heißt es wieder Becher spülen“, murmelte er:
    „Ich hätte ihm aber auch etwas aufsagen können; kürzlich hat mich sogar ein römischer Ritter gelobt, und ich hatte die Gedichte nur aus Freude an ihrem Klang aufgesagt, aber dann doch Trinkgelder bekommen, das hat mir gefallen.* Aber der dominus hier hat kein Ohr für Poesie, das ist so bedauerlich.
    Vielleicht liegt das aber auch an der Subura, andauernd brennt etwas, Menschen sterben ,oder es fliegt etwas in die Luft, da kann sich niemand recht auf Schönheit und Eleganz konzentrieren.


    `Und in Tränen brech ich oft aus,
    Vor dem Tartaros geängstigt.
    Denn im Hades ist leidvoll
    der Abgrund, und schwer dahin auch
    Ist die Straße: wer hinabging,
    Ist gewiss des Nicht - Heraufgehns.`
    **"


    Tiberios sah auf die Gäste des Blinden Esels und warf den freundlichen Herren doch noch eine Kusshand zu:„Chairete und Vale Bene, alle zusammen!“


    Dann lehnte er seinen Kopf an Terpanders Schulter.
    „Habe ich die Tabula eigentlich wieder eingepackt? Sonst wundert sich dominus Archias doch noch?", fragte er.


    >>> Auf dunklen Pfaden


    Sim-Off:


    * Anakreon , Eros, der Schmied
    ** Werkausstellung Dolios
    *** auch Anakreon, Das Graue Alter

  • Briseis machte sich Sorgen? Um ihn? Terpander lächelte mitleidig. Seine Begleiterin wusste, dass er nicht Athener, sondern Spartiate war und in Wahrheit Lysander hieß. Doch was das bedeutete, entging ihr völlig. Dass diese Männer bereits als Kinder lernten, Heloten zu quälen und zu töten, wann immer ihnen danach war, damit sie als Erwachsene bei ihren Gegnern keine Hemmungen empfanden, das wusste sie augenscheinlich nicht. Für Terpander war alles, was kein Spartiate war, minderwertig und seiner Willkür ausgeliefert. Allein den Göttern zollte er Respekt und im gewissen Maße auch fähigen Gegnern. Die Welt war seine Spielwiese und die Menschen seine Puppen. Wenn er sich umgänglich zeigte, dann weil er es gerade wollte und nicht, weil er es nötig hätte, freundlich zu sein. Und doch war Terpander nicht völlig ohne Gefühl. Vor allem litt er unter der ihm auferzwungenen Einsamkeit.


    "Ich werde auf mich aufpassen", versprach er. "Und ich werde mich an dein Wort erinnern, für mich Briefe zu schreiben, wann immer mir danach ist."


    Ganz wie ein Ehemann, der seiner Frau ein Versprechen machte, küsste er sie nun auf den Mund, um sein Wort zu besiegeln. Vorsichtig nur, denn er wollte kein Rot auf seinen Lippen tragen, es sei denn, es wäre Blut. Nun wollte Briseis ihn sogar einladen und er widersprach nicht. Terpander trank sein Wasser und erhob sich. Allein der optische Kontrast zwischen den beiden Sklaven war extrem. Auf Briseis´ Erinnerung hin, griff Terpander nach der Tabula und gab sie ihr zurück.


    "Du wandelst nicht allein durch den Tartaros, wir gehen gemeinsam. Und glaube mir, wenn ich dir sage, dass es hier unten gar nicht so übel ist, wenn man die Regeln durchschaut hat und weiß, wie man sie sich nutzbar machen kann, Schattenbraut."


    Nachdem Briseis bezahlt und sich von den Herren, die sie für freundlich hielt, verabschiedet hatte (nicht ohne dass Terpander diesen einen deutlichen Blick zuwarf), bot er ihr seinen Arm, damit sie auf ihren unsicheren Füßchen nicht strauchelte, und führte sie wieder hinaus in die Nacht.


    Anis von Alexandria - Auf dunklen Pfaden II >>

    ir-servus.png

    SKLAVE - SISENNA IUNIUS SCATO

    Einmal editiert, zuletzt von Terpander ()

  • | Faustus Laberius Atimetus


    Nachdem die beiden aufgestanden und gegangen waren, erhob sich auch der alte Mann direkt vom Nebentisch, um mit seinem Getränk an die Bar zu schlurfen. Es war Faustus Laberius Atimetus, der Leibsklavenhändler der Krähe und er hatte alles mitangehört. Er wusste jetzt um die Fähigkeiten des Mannweibs, Archias' Schrift fälschen zu können.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!