[Blockierte Grafik: https://www.bilder-hochladen.net/files/m625-5-f16f.jpg]| Viriates, der Karawanengehilfe
Reqmu. Hoch über den roten Felsen flirrte die Hitze, doch im Schatten der hochaufragenden Felswände war der Weg erträglich. Aus den in den Stein geschlagenen Türen und Toren der Höhlen-Geschäfte, -Tempel und -Wohnungen war sogar dann und wann ein kühler Hauch spürbar. Weiter draussen, auf den umliegenden Terassen, drängten sich die kuppeligen Dächer der Steinhäuser, die noch immer an Nomadenzelte erinnerten.
Oder an Maulwurfshügel. Und wie schon so oft, geriet ich darüber in das alte Grübeln: Wir müssen einen Maulwurf gehabt haben. Oder war es doch einfach nur verdammtes, exorbitantes Pech gewesen? Fortunas übellaunigster Tag? Die Pfeile waren parthischer Machart. Hatten zumindest genauso ausgesehen. Wie auch immer. Die Mission war gegen die Wand gefahren, gute Männer über dem Styx, Gamilat und Obodas wahrscheinlich längst "Gäste" in Ktesiphon, und ich....
... ich führte soeben einen Esel am Strick, von der Karawanserei aus über die Kolonnadenstraße, mitten durch das Menschengewühl aus aller Herren Länder, das sich hier in der Hauptverkehrsader drängte, flanierte, hastete, handelte, schwatzte, grüßte, schimpfte, sattbunt gekleidete Städter, hellenistisch drapierte Damen, sehnige Reiter im ausgebleicht wallenden Burnus, Mohren von nahe-des-Feuergürtel, Händler aus Punt, deren Kopfschmuck hell klimperte, bei jedem auf und ab ihrer ornamentalen Sänften.
Phlegmatisch trottete das Tier hinter mir her. Ich behielt die Packtaschen im Blick. Unter meinen weiten Gewändern, die sich in ihren Ocker- und Rostfarben kaum vom Gestein abhoben, trug ich das kurze Krummschwert, ganz ähnlich wie eine Falcata, ein vertrautes Gewicht an meinem Rücken. Ein Leinentuch hatte ich um den Kopf gewunden, darunter quollen Haar und Bart lang, dabei sorgfältig geölt, hervor. Ich fügte mich hier mittlerweile nahtlos ein. Das Langohr fester fassend wich ich einem Kamelwagen aus, verharrte dabei kurz neben einer Baustelle, wo schneeweiße, offenbar importierte, Mamorblöcke neben einem festen Bambusgerüst aufgetürmt waren.
Man hätte fast glauben können, in Antiochia oder in Alexandria zu sein (wenn man sich die Felswände wegdachte) an Warenvielfalt und Reichtum stand Reqmu diesen nicht nach. Kostbare Spezereien, Weihrauch, Myrrhe, Seide, Silber und Juwelen, Wagemut und Investitionsfreude waren das Blut, das kraftvoll durch die Adern dieser Stadt pulste.
...Und an ein Adergeflecht erinnerten natürlich auch die ausgeklügelten Bewässerungssysteme, Zisternen, Hoch- und Tiefleitungen und Brunnen die es erlaubten in dieser sonnenverbrannten Hügelöde zu existieren, ja nicht nur den Durst von Mensch und Tier zu stillen, auch luxuriöse Wasserspiele, Bäder und märchenhafte hängende Gärten (in den Anwesen der reichen Handelsherren, versteht sich) zu versorgen.