Lupercalia DCCCLXX A.U.C.

  • Heute herrschte Feststimmung in der ganzen Stadt, denn es waren wieder einmal Lupercalia in Rom!
    In den Straßen rund um dem Palatin herrschte schon dichtes Gedränge, da genau dort die Laufstrecke lag, an der die Luperci vorbeikommen würden.
    Besonders diejenigen -Männer wie Frauen- die einen Kinderwunsch hegten, waren schon besonders gespannt auf das Ereignis, hofften sie doch einen Schlag von einem Lupercus zu erhalten, was Fruchtbarkeit versprach.
    Zuerst würden die Luperci die Opferriten am Lupercal vollziehen, ehe sie zu ihrem Lauf durch die Stadt aufbrachen.


    Karte der Laufroute:


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    Sim-Off:

    Ein paar Spielhinweise:


    Ich weiß nicht, ob so ein langer Lauf (2 römische Meilen bzw. 3 Kilometer) je schon einmal im IR ausgespielt wurde, aber ich habe mir das folgendermaßen überlegt: Es wird 6 Stationen geben, an denen jeder Lupercus vorbeikommen und auch etwas posten wird, diese da sind:


    - Cacustreppe
    - Straße beim Circus Maximus
    - Via Triumphalis
    - Kolosseum (bzw. dessen Vorplatz)
    - Forum Romanum bis zur Rostra (Forum Romanum I)
    - Forum Romanum zurück bis zur Regia (Forum Romanum II)


    Ihr könnt euch eine dieser Stationen als den Ort aussuchen, an dem eure ID steht und zusieht, weil klar ist, dass nicht alle Zuseher an einem Fleck stehen werden. Natürlich sind eigene kleine Geschichten, bzw. Plaudereien unter den Zusehern untereinander ausdrücklich erwünscht, also lasst eure Figuren vor die Tür und etwas schönes an diesem Festtag erleben! :D

  • Die Augen der Bevölkerung waren auf das obere Ende der Cacustreppe gerichtet. Von dort würden die Luperci kommen. Der Tag war kühl, aber das Wetter blendend und der erste süße Hauch von Frühling lag in der Luft. Die meisten Anwesenden waren schon lange vor Beginn des Rituals eingetroffen, um sich einen Platz in der ersten Reihe zu sichern. Entsprechend dicht war das Gedränge nun. Es wurde noch dichter, als anhand des Gelächters in der Grotte das Nahen der Läufer bald zu erwarten war.


    Und tatsächlich sollte das Warten nicht mehr lange dauern. Noch bevor man sie sah, hörte man sie schon.


    Unter lautem Gelächter rannten die Luperci aus dem Inneren der Lupercal-Höhle. Scato wurde rechts und links angerempelt und rempelte zurück, während er nicht aufhören konnte, zu lachen. Nach dem Dämmerlicht der Grotte schlug ihm das Sonnenlicht gleißend hell entgegen, genau wie der Lärm der Zuschauer, welche die Luperci lautstark begrüßten. Mit langen Schritten hielten die nur mit blutigen Fellen umwickelten Männer auf die Scalae Caci zu, die blutigen Hautstreifen als Peitschen in den Händen. Noch liefen sie ihn einem dichten Pulk, erwartet von Jubelrufen jener, die den Segen erhofften.


    Scato blieb nur ein winziger Moment, um das Panorama von Hausdächern, Köpfen und bunten Tunikas zu bewundern, als er im schnellen Lauf die oberste Stufe erreichte. Wenige Augenblicke später waren die Umstehenden bereits in geeigneter Reichweite. Die ersten blutigen Schläge der Segnung sausten unter lautem Johlen nieder, als der vorderste Lupercus seiner Aufgabe nachkam. Es konnte nicht jeder gesegnet werden, der Lauf musste flüssig bleiben, so dass nur wenigen von allen der Segen zuteil wurde. Die Luperci mussten wählen. Blutspritzer trafen Scatos Gesicht und Brust, während er die Stufen der Cacustreppe hinuntersprang, als sein Vordermann ausholte. Auch er selbst hob den Arm und riss den noch körperwarmen Streifen von Tierhaut in die Luft, mit den Augen auf der Suche nach einer Person, welche den Segen im Namen des Faunus empfangen sollte.

  • „He, Timaia! Hast du schon mal `nen nackten Typen gesehen?“ Die prüde deciminische Sklavin lief sofort rot an. Na klar hatte sie noch keinen nackten Kerl gesehen! Welcher Idiot hätte sich auch freiwillig mit ihr eingelassen? Nun ja, die Luperci waren ja nicht ganz nackt, nur fast. Normalerweise bedecktes eine Stück Fell ihre intimsten Stellen. Aber das musste Timaia nicht schon vorher wissen.
    „Können wir nicht einfach gehen, Grian? Einfach nach Hause gehen?“ Timaias Stimme hatte inzwischen schon etwas Weinerliches an sich. Sicher heulte sie gleich los. Wenn es nach ihr gegangen wäre, dann hätten wir beide niemals Spaß und alles wäre nur trostlos und grau gewesen.


    „Na komm schon! Nun hab dich nicht so!“, rief ich und zog sie weiter mit. Wenn wir uns nicht beeilten, dann verpassten wir sie am Ende noch, die Luperci! Und das wollte ich auf keinen Fall riskieren.
    Also mal ehrlich, ich glaubte ja nicht an den Scheiß, dass es gut für die Fruchtbarkeit sei, wenn mir einer von diesen Bekloppten eines mit einem Riemen überzog. Alles Blödsinn! Aber ein lustiger Blödsinn! Und deshalb wollte ich ja auch unbedingt dort hin! Nur Timaia, die Spaßbremse nervte mich ständig damit, dass wir beide wieder zurück müssten und dass wir Ärger bekämen, wenn wir uns verspäteten.
    „Blablabla! Du kannst ja alleine zurück, wenn´s dich so sehr zu den Decimern zieht!“, blaffte ich zurück, denn ich wusste genau, dass Timaia sich das niemals trauen würde. Also blieb ihr nichts anderen übrig und so fügte sie sich ihrem Schicksal.
    Wir stellten uns also am Straßenrand auf und warteten. Und dann kamen sie auch schon. Die Leute begannen zu johlen und ich ließ mich auch nicht großartig bitten und machte mit. Wir alle johlten, außer Timaia. Sie schämte sich gerade in den Erdboden und wäre am liebsten unsichtbar gewesen.

  • Lupercalia DCCCLXX A.U.C. - Cacustreppe



    Die Grotte und die Opfergaben lagen hinter ihnen, genauso wie das schummrige Licht und die tanzenden Schatten. Lucro rannte nur mit dem Lendenschurz bekleidet wie es Brauch mit den anderen Luperci lachend hinaus, beschwingt als könnte er die Welt umarmen. Dabei hielt er die Fellpeitsche in der Hand und ließ sie locker schwingen.


    Der Jubel der Menge war frenetisch, begeisterte Jubelrufe schlugen ihnen aus der Masse entgegen, die eng die Straße säumte. Die Cacustreppe! Für einen Moment stand Lurco oben und blickte auf das Volk herab, sein Volk, dass seinen Segen erwartete. Nun vielleicht nicht so, wie es jetzt in seinen Gedanken klang, aber das Fest stachelte seine aufgepeitschten Sinne an, ganz im Sinne der Feierlichkeit und schon rannte er die Treppe hinab.


    Die ersten Segnungsschläge wurden verteilt, der Jubel wurde lauter, das Gedränge wurde enger. Die Straßen waren dicht gesäumt von Schaulustigen und Menschen die sich den Segen erhofften. Männer und Frauen jeden Alters, wo sich Lurco bei einigen fragte, weshalb sie noch auf Fruchtbarkeitssegen hofften. Möglicherweise für andere, oder einfach weil sie sich nicht eingestehen wollten, dass die Zeit erbarmungslos voranschritt.


    Aber heute war kein Tag für trübe Gedanken, kein Segen war verschenkt, der göttliche Wille würde sich vielleicht auf andere Weise manifestieren, als in einem Kind. Denn das Fest war mehr, es war auch ein Ritus der Reinigung.
    Lurco versuchte so gut es ging im Gedränge nach jungen Frauen und Männern Ausschau zu halten, die im passenden Alter für die Segnung waren, oder die Zeit der Furchtbarkeit bald hinter sich gelassen hatten.


    Es war nicht nötig, dennoch lief er so nah wie möglich an einer Zuschauerreihe entlang, damit die Leute etwas zu gucken hatten und er noch besser Ausschau halten konnte. Hände streiften seine Oberarme oder klopften ihm auf den Rücken. Er hörte glückliche Ausrufe, Bitten, Schmeicheleien, Angebote - wovon einige sogar unter seinen knappen Lendenschurz gingen. Die losen Enden ihrer Lendenschurze knallten nach allen Seiten und Lurco tat es seinen Kultbrüdern gleich.


    Eine Frau lief ein Stück neben ihm her und wedelte wie wild mit den Armen. Ein Stück schaffte sie es, aber sie konnte mit ihm durch die Menge nicht Schritt halten. Die Leute standen zu dicht. Viele wollten einen direkten Blick auf das festliche Spektakel haben, andere wiederum erhoffen sich den Segen.



    Asinia Indaletia hatte es geschafft! Schon Tage vor dem Fest, hatte sie dem Freuden- und Fruchtbarkeitsfest entgegengefiebert. Aufgeregt wie selten im Jahr, hatte sie sich für die Feier herausgeputzt. Sie war nicht reich, aber sie achtete auf sich und zum Lupercalia wollte sie unbedingt gut aussehen.


    Rom war ihre Heimat, eine Ort der scheinbar niemals ruhte, stetiger Trubel und Leute hasteten von einem Ort zum anderen. Ein Ort der so vieles miteinander verband, dass man ihn gar nicht in Worte fassen konnte. Fragte man drei Bewohner nach Rom und die Gefühle die er mit der Stadt verband, konnten die Antworten so unterschiedlich ausfallen, als handelte es sich um völlig verschiedene Orte.


    Heute war es endlich soweit! Als sie vor die Tür trat, waren schon derart viele Menschen unterwegs, dass sie sich fragte, woher all diese Leute gekommen waren. Sie beeilte sich um so nah wie möglich einen Platz in der Nähe der Cacustreppe zu ergattern.


    Alles war in Festlaune, es wurde geschubst und gedrängelt, das es nicht mehr heilig war. Nachdem Asinia sich gefasst hatte, mischte sie mit. Immerhin ging es hier um ihr Familienglück! Da durfte sie sich nicht von ein paar groben Kerlen und Weibsbildern abhalten lassen. Sie kämpften in Feierstimmung um die besten Plätze.


    Dieses Jahr würde sie den Segen und ein Kind empfangen. Ein Kind, dass stark wie ein Wolf war und jeder Krankheit die Zähne zeigte. Diesmal würde alles gut werden, dass spürte sie.


    Das Gedränge wurde enger, die Menschen standen immer dichter. Ein Freudenfest für die Feiernden und vermutlich für die Taschendiebe.


    Dann endlich kamen sie! Asinia konnte die Luperci noch nicht sehen, aber sie hörte ihr Lachen und der Jubel der Menge brach los. Sie jubelte mit und stellte sich auf die Zehenspitzen, um die jungen, athletischen Männer in ihren Lendenschurzen so früh wie möglich zu erspähen.


    Die ersten waren schon vorbei, so schnell waren sie. Asinia hörte die ersten Segnungen klatschen und betete zu Faunus, dass doch auch einer seiner Gesandten ihr nahe genug kommen möge. Da bogen zwei weitere um die Ecke. Sie liefen fast auf gleicher Höhe, so als ob sie bewusst zusammenliefen. Der eine von schmalerer Statur, der andere breiter, muskulöser. Der schmächtigere bekam gerade etwas Blut ins Gesicht, während sein Begleiter nah an der Zuschauerreihe vorbeilief und zwar auf ihrer Seite!


    Faunus hatte sie erhört, das war ihre Gelegenheit!


    Sie rief, aber der Tumult um sie herum war zu laut. Andere schrien, jubelten, tätschelten den jungen Mann und manche warfen im Angebote zu. Asinia bat und flehte, aber das Gedränge wurde dichter und keiner schien ihre Bitten ernst zu nehmen. Andere Methoden mussten her und zwar schnell. Sie setzte die Ellenbogen ein um sich noch weiter nach vorne durchzukämpfen. Wenn sie einen Wolf als Sohn wollte, dann durfte sie sich nicht wie ein Lamm von der Masse umher schubsen lassen.


    Ihr Einsatz zeigte Erfolg und sie schaffte es ein Stück gleichauf mit dem jungen Mann zu laufen, der so nah an der Zuschauerreihe entlang lief.


    "Luperci, bitte segnet mich!", rief sie mit freundlichem Lächeln.



    Lurco drehte sich zu der Frau um, die gleichauf mit ihm ein Stück gelaufen war. Das Lächeln verschwand und machte Verzweiflung Platz, als die Menge ihren Lauf ausbremste. Ihre Blicke trafen sich. In den einen Augen ein stummes Flehen, in den anderen Verständnis.


    Lurco griff in die johlende Menge und zerrte die Frau durch die Masse zu sich nach vorne. Sie klammerte sich an seinem Arm fest, vermutlich damit sie nicht von anderen zurückgehalten wurde. Lurco streifte ihren Griff ab und verpasste ihr einen Hieb mit dem blutigen Riemen.


    "Mit den besten Wünschen", raunte er ihr zu, schob sich an ihr vorbei und rannte weiter.



    Asinia blieb einen Moment gerührt stehen, viele Umstehende jubelten lautstark als sie gesegnet wurde. Sie schaute dem Läufer nach der sie so bewusst gesegnet hatte, ehe die Masse der Feiernden sie wieder verschluckte.



    Lurco schloss wieder zu seinem Kumpel auf, während er den Riemen auf die jungen Frauen und Männer knallen ließ, die sich nach ihnen streckten, oder ihnen sogar in den Weg sprangen.

  • Was für ein Fest! Bereits jetzt war Scato erfüllt von Euphorie, fast als hätte er zu viel des Weins zugesprochen, nur ohne dessen unangenehme Nebenwirkungen. Er lachte, was das Zeug hielt, während er die letzten fünf Stufen der Treppe auf einmal hinuntersprang. Laut klatschten seine Füße auf den Steinplatten, als er unten aufkam. "Segen des Faunus", brüllte er und rannte weiter. Doch er musste seinen Lauf etwas verlangsamen, da die Traube dichter rückte. Das drohende Schwingen der Peitsche sorgte dafür, dass sie noch näher kamen, worüber er noch mehr lachen musste.


    In der Menschenmasse fiel ihm unter hunderten Gesichtern eine blonde Sklavin aufgrund ihres durchdringenden Blickes auf. Sie war etwa in seinem Alter und blickte für seine Begriffe ziemlich neugierig auf die rennenden Luperci, die in alle Richtungen peitschten. Ihre Begleiterin hingegen schien sich in Luft auflösen zu wollen. Scatos ohnehin schon übler Lachanfall wurde durch den Anblick dieses schrägen Kontrasts noch gesteigert. Am Ende des Laufs hatte er vermutlich nicht nur in den Beinen Muskelkater, sondern vielmehr noch im Zwerchfell. Er kämpfte sich zu den beiden heran.


    "Mehrt euch", kreischte er und verpasste erst der schüchternen Sklavin, dann ihrer Begleiterin einen blutigen Hieb. Da der Streifen noch nicht benutzt worden war, ergab das eine herrlich matschige Segnung, die besonders wirkungsvoll sein würde. "Gereicht eurem Herrn zur Ehre! Flutet das Haus mit Nachkommen!" Dann rannte er weiter.


    Scato registrierte, dass Lurco extra etwas langsamer lief, damit er mit ihm Schritt halten konnte. Dabei übersah Lurco, dass sein Kumpel das in den Beinen hatte, was ihm in den Armen fehlte. Rennen konnte Scato, und wie! Er durfte dabei nur nichts Schweres schleppen. Bestens gelaunt überholte er Lurco und zeigte ihm eine lange Nase, ehe er sich wieder nach vorn drehte, die Peitsche schwingend und blutigen Segen verteilend.

  • Da kamen sie auch schon! Wild ausgelassen sprangen sie umher und schwangen dabei ihre blutigen Peitschen. Dabei suchten sie sich ihre „Opfer“ unter den Zuschauern, die sie segnen konnten. Doch manch junge Frau stürzte sich regelrecht auf die jungen Männer, um sich selbst ihren Segen abzuholen. Am liebsten wäre ich auch in die Menge gesprungen. Aber wenn ich das Timaia zugemutet hätte, dann wäre das sicher zu viel für sie gewesen. Dann hätte sie mich garantiert verpetzt und ich hätte mal wieder Ärger bekommen.


    Doch auch meine scheue Begleiterin war vom Segen der Luperci nicht gefeit. Zwar hatte sie sich so unauffällig wie möglich neben mich gestellt und vermied jeglichen Blickkontakt zu den umherspringenden Männern. Aber das alles hatte sie nicht vor diesem einen Luperci geschützt, der es auf uns beide abgesehen hatte. Kreischend und Peitsche schwingend war er direkt vor uns aufgetaucht und zögerte keinen Augenblick. Zuerst traf es Timaia und dann mich. Meine Begleiterin schrie vor Angst und hielt schützend ihre Hände vors Gesicht, als die blutige Peitsche sie traf. Sofort holte der Luperci erneut aus. Diesmal traf es mich, so dass sich ein blutiger Streifen quer über meinem Gesicht abzeichnete, der sich auf meiner Tunika fortsetzte. Lachend sah ich dem jungen Mann, der gar nicht mal so schlecht ausgesehen hatte, nach.


    „Was hat er geschrien?“, fragte Timaia schüchtern, als sie aus ihrer Deckung herausgekommen war. „Wehret euch!“, antwortete ich kichernd und hielt meinen Bauch vor Lachen. "Hä?!" Die Sklavin sah mich verständnislos an. Sollte das etwa ein Aufruf zur Rebellion gewesen sein?
    „Nein, Quatsch! Mehret euch, hat er gerufen. Du sollst einen Haufen Kinder in die Welt setzen. Das hat er gemeint. Lauter kleine süße Sklavenbabies für die Decimer. Verstehst du?“ Timaia sah mich entsetzt an. „Mit wem denn?“ fragte sie. Genau dasselbe fragte ich mich im Stillen allerdings auch. Aber natürlich zeigte ich das nicht so. „Ach Timaia, eines Tages kommt bestimmt auch für dich der Richtige vorbei.“, meinte ich großspurig. „Im Notfall springt vielleicht auch Dominus Serapio ein. Allerdings nur, wenn er im Vollrausch ist,“ rief ich lachend und kriegte mich kaum mehr ein. Timaia war gar nicht zum Lachen zu Mute. „Du bist blöd, Grian!“, sagte sie. „Ich will jetzt endlich nach Hause!“


    Ich musste mich richtig zwingen nicht mehr weiter zu lachen. Vielleicht hatte meine Begleiterin ja Recht. Bestimmt wäre es besser gewesen, nach Hause zu gehen. Aber gerade jetzt, wo es doch so lustig gewesen war, wollte ich noch nicht gehen. „Jetzt sei doch nicht so ungeduldig! Wir gehen ja bald.“, ermahnte ich sie. Wobei 'bald' ziemlich relativ war. Ich streckte meinen Kopf aus, um Ausschau zu halten. Nach was, wusste ich selbst nicht so genau.

  • Lupercalia DCCCLXX A.U.C. - Cacustreppe


    Auch die Lupercalia hatten in der Domus Iulia Einzug gehalten. Nachdem Eireann von ihrem Ausflug mit Tiberios zu den Christen zurück in der Domus Iulia erschienen war, wurde sie sogleich von einigen anderen Sklaven umringt. Es ging um die Lupercali. Natürlich würde sie dabei sein wollen. Und tatsächlich wurde dieser Wunsch der Keltin gewährt. Mit einem strahlen in ihren Augen öffnete die Dunkelhaarige die Hintertüre und entschwand hinaus auf die Straßen Roms. Ob ihr noch andere Sklaven folgten blieb der Keltin verborgen. Denn Eireann setzte ihre Schritte gezielt voran. Schließlich hatte sie Tiberios Stimme noch deutlich in ihrem Ohr. Er würde sich mit ihr an der Cacustreppe treffen.


    Je näher Eireann dem Ort des Geschehens kam, desto langsamer wurden ihre Schritte. Zugleich weiteten sich Eireanns Augen deutlich, als sie der Menschenmassen gewahr wurde. So viele Menschen an einem Ort, durchzuckte es die Gedanken der iulischen Sklavin. Und so ließ sie sich mitreißen. Hinein in den Taumel der Menschenmasse. Nur wie sollte sie hier Tiberios finden? Bei den Cacustreppen verlangsamte sie ihre Schritte und versuchte sich so zu positionieren, dass sie von Tiberios entdeckt wurde.

  • Lupercalia DCCCLXX A.U.C. - Cacustreppe


    Einige Tage zuvor schon hatte man Tiberios in der casa Furia gesagt, dass alle nicht dringend benötigten Sklaven frei bekommen würden, um bei der Lupercalia zuzusehen . Daher hatte er mit Eireann beim Abschied am Tiberufer ausgemacht , sie könnten sich während des Laufes an der Cacustreppe treffen .
    Tiberios hatte diesen Umstand ausgenutzt, um zu verschleiern, dass er in der Nacht gar nicht dagewesen war , sondern sich gleich wieder seinen Mitsklaven angeschlossen - um dann abermals zu verschwinden.
    Die Sklaven stießen sich an und spotteten gutmütig : "Der graeculus , der kleine Grieche, wird irgendwo ein Mädchen haben !"
    Tiberios hatte zwar kein Mädchen, doch gleich würde er sich mit einem treffen - und mit was für einem !


    Er stand inmitten der aufgeregten, fröhlich gestimmten Menge . Er war gespannt auf dieses Ritual , das er aus Alexandria nicht kannte, das dem alten italischen Gott Faunus gehörte.
    Einige Männer versuchten , den jungen Frauen Witzworte zuzurufen : „ Möchtest du einen strammen Sohn? Dann lass dich von den Luperci schlagen und komm hinterher zu mir !“, doch die Mädchen taten so, als würden sie nicht hören. Die Leute waren zwar fröhlich, aber auch ehrfurchtsvoll. Es war eine ganz besondere Stimmung.
    Einige Römerinnen traten in die erste Reihe der Zuschauer , von verschiedenem Stand, was Tiberios an ihrer Kleidung erkannte. Aber beinahe alle trugen die Stola, die die Matrona, die verheiratete Hausherrin auszeichnete. Ihr Gesichtsausdruck war entschlossen, ein paar der ganz jungen Frauen schauten ängstlich.
    Das sind bestimmt die Ehefrauen, die sich Kinder wünschen, dachte Tiberios.
    Und : Wenn meine ehemalige Herrin Alexandra dieses Fest hätte mitmachen können – vielleicht hätte sie dann schon viel eher enen Sohn geboren. Vielleicht wäre ihr Leben glücklicher verlaufen , vielleicht das meines ehemaligen Herren, vielleicht das meiner Mutter und vielleicht das meine…..
    er unterbrach diesen Gedankengang : Vielleicht würde ich dann gar nicht existieren.
    Es war nicht angemessen für einen Stoiker, über Möglichkeiten der Vergangenheit nachzugrübeln.



    Der Tag war jetzt!
    Tiberios hatte Freizeit, wartete auf Eireann - wo steckte sie nur ? - es war Frühling, und er befand sich in der erstaunlichsten Stadt der Erde ( nach Alexandria!) - ROMA !
    Das war kein schlechtes Leben.


    Vor ihm standen zwei Sklavinnen, die eine hell, die andere dunkel. Eireann , dachte Tiberios und tippte der Dunkelhaargen auf die Schulter. Ein fremdes Mädchengesicht sah ihn an.
    Tiberios wurde rot :
    "Das war ein Irrtum, entschuldige", sagte er : Aber wo war die Gallierin ? Hoffentlich hatte sie die Erlaubnis bekommen, herzukommen .



    Ein Raunen ging durch die Menge : Sie kommen !

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    SKLAVE - IUNIA PROXIMA

    Einmal editiert, zuletzt von Tiberios ()

  • Die Menschen drängten sich dicht an dicht. So dass Eireann spürte wie ihr Herz hastiger in der Brust zu pochen begann. Wie sollte sie in diesem Menschengedränge den Sklaven nur ausfindig machen? Und wieso hatten sie eigentlich keinen genauen Treffpunkt ausgemacht? Bei diesen Gedanken schalt sich die iulische Sklavin innerlich selbst eine Närrin. Leicht biss sie sich auf die Unterlippe und stellte sich im nächsten Moment auf ihre Zehenspitzen. Doch selbst die paar Zentimeter mehr brachten rein gar nichts. So würde sie Tiberios definitiv nicht entdecken können. Ob dieses Gedankengangs entfloh ein leises Seufzen den Lippen der Keltin. Wie also sollte sie den Lockenkopf ausfindig machen? Vielleicht wenn sie sich erhöht postierte. Da wäre jetzt eine Treppe oder ähnliches gut. Doch überall hatten sich Menschen postiert. So dass Eireann leise, wenngleich leicht frustriert vor sich hin knurrte. Bis sie schließlich einen Entschluss fasste und sich ihren Weg durch die Menschenmenge bahnte. Irgendwann würde sie dann schon auf Tiberios treffen, schwor sie sich gedanklich.
    Dann ging schließlich ein raunen durch die Umstehenden und die Menge rückte nur noch enger zusammen. So dass Eireann unbewusst in vorderste Reihe geschoben wurde. Und gar nicht wusste wie ihr geschah. Denn fliehen konnte sie jetzt auch nicht mehr. Schließlich drückten und schoben die Umstehenden. Um einen besonders guten Blick zu erhaschen.

  • Lupercalia DCCCLXX A.U.C. - Cacustreppe


    Tiberios wollte nicht schon wieder ein fremdes Mädchen ansprechen. Er musste sich umbedingt einen besseren Überblick verschaffen. Die Menge drängte nach vorne, um besser sehen zu können, er jedoch
    drängte nach hinten - die Treppe hinauf. Nun stand er etwas erhöht - und da .... wer war das unverkennbar
    in der ersten Reihe ? Tiberios sah ihren bronzefarbigen Nacken, das dunkle Haar, die ganze Anmut der jungen Gallierin. Wie hatte er sie jemals verwechseln können ?!


    Er sprang wieder hinunter, schob sich unter fremden Achseln und Schultern durch. Den Göttern sei Dank
    war er schmal und wendig. Dennoch hielt ihn einmal eine Faust an der Tunika fest:
    "Was drängelst du ......", fragte ihn jemand , und Tiberios erwiderte so niedergeschlagen wie er konnte : "Ich muss zu meiner domina. Finde ich sie nicht, wird mich mein Herr gewiss schlagen."
    "Na, dann such sie !", erwiderte der Mann und ließ ihn durch.
    Tiberios blieb nun neben Eireann stehen, zwinkerte ihr zu und sagte laut :
    " Salve, meine liebe domina, ich hätte mir denken können, dich auf dem besten Zuschauerplatz zu finden. "

  • Im Laufen drehte Scato sich nach den hinter ihm rennenden Luperci um. Da die Zuschauer keine gerade Gasse bildten, sondern manche kreuz und quer standen, suchte er den Blondschopf von Caesoninus vergebens. Egal, er würde schon zu ihnen aufschließen. Oder vielleicht war er auch schon längst vor ihnen? Scato drehte sich wieder nach vorn und spähte. Statt des Caesoninus waren zwei Sklaven vor ihm, die regelrecht nach einer Segnung schrien, wirkten sie doch auf ihn, wie ein junges Pärchen. Irgendwie schienen es die Sklaven zu sein, welche seiner segnenden Geißel heute am meisten bedurften.


    Johlend holte er aus - nur um von einem stolpernden Lupercus an ihnen vorbeigerissen zu werden. Der Segen verfehlte Mann und Frau, von ein paar Blutsspritzern abgesehen.


    "Oh, nein!" Trotz seines Gelächters hinterließ die verfehlte Segnung ein unschönes Gefühl bei ihm. Nicht, dass er den beiden damit am Ende das Gegenteil brachte? Da Scato es aber auch unelegant gefunden hätte, in die falsche Richtung zu rennen, blieb ihm nur, rücklings mit der Hand mit der blutigen Geißel zu fuchteln und zu schreien: "Eine der nächsten Stationen dann!"


    Die Menschen standen dicht, aber nicht so dicht, dass man nirgendswo mehr durchkommen konnte. Und wenn er sich ein wenig Zeit ließ und seinen Segen noch eine Nummer spendabler verteilte, würden die zwei ebenso wie andere, die den Segen bitter nötig hatten, sich ausreichend schnell in die passende Richtung drängen können. Vielleicht fand der eine oder andere auch eine Abkürzung quer über den Mons Palatinus, dann wäre es ein leichtes, die Läufer zu überholen, die sicher früher oder später in einen Stau gerieten. Manche jener, die gesegnet werden wollten, waren ziemlich zudringlich. Eine Frau hatte sich sogar an Lurcos Arm gehängt, wenn sie das bei Scato versucht hätte, hätte sie ihn vermutlich zu Boden gerissen. Feixend bei dem Gedanken rannte er weiter und verteilte einen besonders schmerzhaften und daher wirkungsvollen Segen an einen Mann, der aussah, als ob er diesen Hieb abhalten würde.

  • Sie kommen, pflanzte sich der Ruf fort , und
    Tiberios erblickte die ersten Luperci, die ihm direkt aus dem längst vergangenen Zeitalter entsprungen schienen, als Romulus und Remus die Stadt am Tiber gründeten.


    Ein großer stolzer Wolfsläufer kam direkt auf ihn zu , und Tiberios schloss einen Moment die Augen, Ehrfurcht ergriff ihn , der göttliche Segen war ganz nahe..
    Aber der Läufer wurde durch einen anderen Lupercus an ihm vorbeigerissen , und der Schlag mit dem Riemen ging an dem Sklaven des Furius Philus vorbei , nur einige Blutstropfen benetzten sein Gesicht und seine Tunika.


    Da rief ihm der Lupercus zu : " "Eine der nächsten Stationen dann!"
    "und diese Stimme drang an sein Ohr wie ein Befehl des Gottes Faunus selbst.
    Tiberios griff nach Eireanns Hand : " Komm, wir nehmen eine Abkürzung zum Forum , !"
    rief er aus :
    "Wenn wir rennen, sind wir vor den Luperci dort , und dort werden wir gesegnet werden !"

  • Nachdem Scato die Cacustreppe hinuntergerannt war, ging es die Straße beim Circus Maximus entlang. Zu seiner Rechten erhob sich in imposanter Höhe die Flanke des monumentalen Bauwerks, das seinen kalten Schatten auf Läufer und Zuschauer warf. Unter den Arkaden am Fuße stand man um diese Tageszeit noch in Finsternis. 600 Meter lang war dieses Bauwerk und genau so lang war die Straße, welche die Luperci nun entlangliefen. Zu Scatos Linken erhob sich sonnenbeschienen der Palatin, der älteste bebaute Teil der Stadt. Seine Prachtbauten, deren Säulen und Fassaden das Licht reflektierten, wirkten, als würden sie aus eigener Kraft leuchten und bildeten einen merkwürdigen Kontrast zur anderen Straßenseite. Zwischen den Zacken spitzer Lebensbäumen prangten die immergrünen Kronen von Schirmpinien empor. Das Grün der Pflanzen und die intensive Sonne täuschten über den Winter hinweg, genau wie die nackte Haut der Läufer.


    Das Kältegefühl war für Scato noch deutlich wahrnehmbar, besonders in den Gelenken, doch je länger er lief, je mehr er die Arme schwang, um den Segen des Faunus unters Volk zu bringen, umso wärmer wurde ihm. Am Ende würde er vermutlich sogar schwitzen, so wie er sich ins Zeug legte. Jetzt, da der Schatten des Circus Maximus kalt und dunkel auf ihm lag, gab er sich noch tüchtiger als zuvor. Sein Lachen half ihm, das klamme Gefühl zu vertreiben, was der plötzliche Wechsel zur Dunkelheit ausgelöst hatte. Scato war offenbar gerade ein wenig dünnhäutig, denn sonst schreckte ihn die Finsternis nicht, aber das war kein Wunder, wo er doch gerade in direkter Verbindung zu höheren Mächten stand, deren irdischer segnender Arm er war.

  • Lupercalia DCCCLXX A.U.C. - Straße beim Circus Maximus



    Lurco rannte lachend weiter, er wollte wieder zu seinem Kumpel Scato aufschließen. Der Bursche war erstaunlich schnell, flink und agil. Er schlängelte sich regelrecht durch die Zuschauermassen, welche die Laufstrecke säumten und einengten.


    Lurco sah wie Sacto zwei Frauen segnete, die eine freudig erregt, die andere tja was? Geradezu bestürzt? Größer konnte der Kontrast der beiden Frauen nicht sein.


    Lurco verteilte links und rechts den Segen, während es an einer Engstelle etwas langsamer voran ging. Scato vor ihm verfehlte ein Pärchen, fing sich und rannte weiter.


    Die nächste Station war der Circus Maximus, die größte Arena in Rom. Falls nicht sogar der gesamten bekannten Welt. Lurco wusste es nicht genau, aber eines wusste er der Circus Maximus hatte gewaltige Ausmaße.


    Die Arena kam in Sicht, auch hier herrschte ein reger Andrang. Die Zuschauer standen in dichten Reihen um die Laufstrecke. Während sie den Segen des Lebens verteilten, rannten sie an der Arena vorbei, in der es oft um Leben und Tod ging. Wollte man Wagenrennen, Tierhetzen oder andere Kämpfe sehen, dann war man im Circus Maximus richtig. Ebenso suchte man die Arena auf, wenn man exotische Tiere sehen wollte. Jene Tiere die hier in der Arena um ihr Leben kämpften, kamen aus allen Teilen des Landes.


    In den Reihen sah man immer wieder Männer wie Frauen, die versuchten sich nach vorne durchzukämpfen. Manchen gelang es, anderen nicht. Hier und dort sprangen Zuschauer mitten auf die Laufstrecke, um sich so ihre Segnung zu sichern.



    Opiter Mamilius Cordus saß mit seinen Freunden in der Taverne. So selbstbewusst wie er sich sonst gab, hier war er unter jenen Männern, die von seinem Problem wussten. Cordus war immer noch unberührt. Weshalb? Das wussten die Götter allein.


    Wie oft hatten ihm seine Freunde beigestanden? Sie waren sogar im Lupanar, das Angebot war exquisit und jeder seiner Freunde war schnell mit der Auswahl dabei. Nur er hatte hier wie immer so kurz vor dem Erfolg gekniffen.


    Waren es vielleicht keine Frauen? Waren es Männer? Aber gleich bei wem, gleich wo, war die körperliche Liebe zum Greifen nah - war Cordus verschwunden. Was war nur los mit ihm? Wie sollte er es schaffen, eine Familie zu gründen? Der wesentliche Teil der dazu beitrug würde fehlen.


    Seine Freunde waren der festen Überzeug, bei einem derart hartnäckigen Fall konnten nur noch die Götter helfen und eine Wette!


    So hatte sich Cordus mit ihnen in der Taverne getroffen und sich etwas Mut angetrunken. Mit einigen Umdrehungen mehr als gut für ihn war im Blut machte er sich auf zum Fest. Er wusste selbst nicht wie er es geschafft hatte, sich nach ganz vorne durchzudrängeln. Jetzt oder nie, lachte er und sprang einem der Luperci in den Weg. Die Wette stand, er musste die Segnung erhalten, oder einen der Läufer festhalten. Wenigstens für einen winzigen Moment!



    Ein junger Bursche tauchte unmittelbar lachend vor Lurco auf und erhob seine Hände als wollte er ihn ausbremsen. Die Herausforderung nahm Lurco an. Er täuschte nach links an, zog rechts an dem jungen Kerl vorbei und verpasste ihm dabei die Segnung. Etwas Spaß musste sein.


    Lucro schloss zu Scato auf und grinste seinen Kumpel an.


    "Scato, ehe ich es vergesse...", prustete Lurco und verpasste seinem Freund einen Hieb mit dem Riemen, ehe er an ihm vorbeizog.

  • Zitat

    Original von Tiberios
    Da rief ihm der Lupercus zu : " "Eine der nächsten Stationen dann!"
    "und diese Stimme drang an sein Ohr wie ein Befehl des Gottes Faunus selbst.
    Tiberios griff nach Eireanns Hand : " Komm, wir nehmen eine Abkürzung zum Forum , !"
    rief er aus :
    "Wenn wir rennen, sind wir vor den Luperci dort , und dort werden wir gesegnet werden !"


    Aus dem Augenwinkel beäugte die Silurerin den Blonden, wie Tiberios die Augen schloss und offensichtlich auf die Segnung des Luperci wartete. Dann stellte sich Eireann auf die Zehenspitzen um einen besseren Blick auf die ihr dargebotene Szenerie erhaschen zu können.
    Als Tiberios nach ihrer Hand griff, wandte Eireann ihren Kopf in seine Richtung.
    “Und was geschieht dann wenn wir gesegnet werden?“
    Wollte die Dunkelhaarige wissen. Ihre Finger verschränkte sie mit denen des Blondschopfs und folgte ihm schnellen Schrittes. Schließlich verfiel Tiberios in einen schnellen Laufschritt und Eireann begann neben ihn her zu rennen. Denn sonst könnte sie mit den langen Schritten Tiberios nicht mithalten.

  • Lupercalia DCCCLXX A.U.C.- Forum Romanum bis zur Rostra (Forum Romanum I)


    Und was geschieht dann wenn wir gesegnet werden?“", fragte Eireann und Tiberios antwortete voller Übermut : "Dann wird jeder von uns eine glückliche Zukunft haben ! "
    Es machte ihm Spaß , zusammen mit Eireann einfach darauf loszulaufen , um die Zuschauer herum, die sich erstaunt umschauten und ein - oder zweimal stießen sie auch mit einem Bürger zusammen, "Verzeih meine Ungeschicklichkeit!", sagte Tiberios dann und bevor der Mann wütend werden konnte, waren sie schon weg.
    Die Steigung des Mons Palatinus begann , und Tiberios wählte einen kleinen ungepflasterten angiportus , der an der Seite des Villenkomplexes , den die früheren Imperatoren Roma hinterlassen hatte , entlangführte,
    Dort stellte Tiberios fest, dass die Gallierin sehr schnell laufen konnte. Nun musste er sich anstrengen, mit ihr mitzuhalten. Ihr dunkles Haar flog nur so im Wind.
    Es ging wieder ein Stück abwärts, der Senke zu, in der sich das Forum Romanum ausdehnte.
    Hier waren wieder mehr Zuschauer und es war schlechter durchzukommen.
    Tiberios japste nach Luft und musste lachen :
    "Ich bin nicht mehr in Form! Das Leben eines Scriba hat mich faul gemacht !"
    Eireann und er überquerten das Forum mit großen Sprüngen und stellten sich direkt vor der Rostra auf , in die erste Reihe, vor diejenigen, die länger gewartet hatten.
    Ein Mann griff seine Tunika : "WAs bist du ein unverschämter Sklave !", wetterte er.
    Tiberios drehte sich um und legte einen Finger vor die Lippen:
    "Aber nein. Der Gott Faunus selbst hat gewollt, dass wir hier stehen. "
    "Dir gebe ich gleich .....", brummte der Mann .
    "Dir wünsche ich das Gleiche ", gab Tiberios zurück , und jetzt lachten ein paar Leute , und jemand sagte :
    "Lass sie, die jungen Menschen, Ist das nicht schön, ein verliebtes Paar zu sehen, auch wenn es nur Sklaven sind. Sie können den Kindersegen bestimmt brauchen ! "
    Jetzt wurde Tiberios einen Moment lang ziemlich rot im Gesicht.


    "Immerhin haben wir wieder die besten Plätze", flüsterte er Eireann zu : "Von hier aus können wir alles sehen. "

  • Unter den Zuschauern auf dem Forum Romanum war auch ein ganz besonderer Gast, ein Mitglied der kaiserlichen Familie: der Caesar Aquilius Bala. In Vertretung seines Vaters hatte er den Platz auf der Rostra eingenommen, um von dort den Festzug zu verfolgen. Auch wenn die Öffentlichkeit zum Glück von seinem nur mäßig erfolgreichen, diplomatischem Aufenthalt im Osten wenig Notiz genommen hatte, war der heutige Feiertag ein willkommener Anlass, dem Caesar wieder in einem unbeschwerten Kontext in Rom buchstäblich eine Bühne zu bieten. Und auch wenn der Caesar akut keinen Kindersegen benötigte, passte er als junger Mann doch deutlich besser hierher als sein Vater, dem man zwar gutmütigen, väterlichen Wohlwollen zu einem solchen Spektakel abnehmen würde, aber kaum echte Begeisterung.


    Noch war es etwas Zeit, bis die Lupercii hier ankommen würden, so dass der Caesar seinen Blick lässig über die Zuschauer gleiten ließ und sich die Zeit mit Plaudereien mit seinen Begleitern vertrieb.

  • “Du glaubst wirklich an eine bessere Zukunft?“
    Fragend wehren diese Worte an des Tiberios Gehörgang. Eine bessere Zukunft in Rom als Sklavin? Was für ein wahnwitziger Gedanke, geisterte es der Dunkelhaarigen durch den Kopf. Dann jedoch verwischten sich Eireanns Gedanken. Schließlich musste sie darauf achten mit Tiberios Schritt zu halten. Denn der Blonde legte ein äußerst schnelles Tempo voran.
    Mit der Zeit jedoch konnte man erkennen das die Dunkelhaarige dem Blonden einige Schritte voraus war. Und sie nun auf Tiberios warten musste. Kichernd hüpften die beiden Sklaven durch die engen Gässchen. Bis sie schließlich auf der Rostra ankamen.
    Geschwind schmuggelten sich die beiden Sklaven wieder an vorderste Front. Das murren der Umstehenden dabei ignorierend.
    “Das sind super Plätze.“
    Kicherte die Gallierin und verstummte augenblicklich. Mit großen Augen blickte sie zu Tiberios und zupfte umgehend an seiner Tunika. Denn niemand geringerer als Appius Aquilius Bala hatte sich neben sie geschoben. Unwillkürlich bekam Eireann weiche Knie und streckte haltesuchend ihre schmale Hand aus.
    “Ein.. ein Mitglied der kaiserlichen Familie.“
    Stammelte die Dunkelhaarige und starrte ihn noch immer ungeniert und mit großen Augen an.

  • Du glaubst wirklich an eine bessere Zukunft?“, hatte Eireann gefragt.
    " Nun , wir können bei guter Arbeit belohnt werden . ", sagte Tiberios : " Oder wir werden eines Tages freigelassen - die Römer tun das andauernd . Ich finde mein Leben übrigens gar nicht schlecht .
    Du siehst ja, ich bin so fett und faul geworden, dass selbst ein Mädchen mich im Rennen besiegt !"

    Er zwinkerte Eireann zu und lachte.


    Aber die Gallierin hatte mit ihrem scharfen Blick schon längst etwas Neues, viel Interessanteres
    entdeckt : Ein Mitglied der kaiserlichen Familie befand sich ganz in ihrer Nähe.
    Sie zupfte an Tiberios' Tunika ,und der junge Sklave reckte gehörig den Kopf, um die Berühmtheit auch zu sehen.


    Er erkannte den jungen Mann auf Grund seines Bildes auf einigen Münzen und von den Statuen, die man ihm zu Ehren aufgestellt hatte :
    Aber ja doch, dass war APPIUS AQUILIUS BALA CAESAR , der Sohn des Augustus , der diese Lupercalia besuchte.
    Das schwarze Haar, die blauen Augen, die ganze aristokratische Gestalt, erlesene Gewänder - Tiberios, dessen Herr ja unter anderem mit Seide handelte , registrierte die ausgezeichnete Qualität und Verarbeitung - und als der Sohn des TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS auf die Rostra trat , erkannten ihn natürlich alle und jubelten ihm zu : "Caesar ! Caesar!"


    Tiberios war der Macht in Roma noch nie so nahe gewesen. Mittlerweile hatte er gelernt, dass sich die Römer beim Anblick ihrer Herrscher nicht auf den Boden warfen, sonst hätte er es getan.
    Er bekam aber genauso weiche Knie wie Eireann.



    Viel wußte er nicht über den jungen Caesar, irgendeine Mission bei den Armeniern oder Parthern oder bei beiden? hatte er kürzlich geführt, etwas so Wichtiges, dass der Princeps seinen eigenen Sohn geschickt hatte.
    ( Der alexandrinische Sklave , der früher einem Palmyrener als Sekretär gedient hatte ,wußte, wie schwierig es war, im Osten erfolgreiche Diplomatie zu betreiben)



    Er stupste Eireann an und flüsterte : "Der erhabene junge Caesar sieht sehr gut aus , nicht wahr ? "

  • Schweigend und mit gerunzelter Stirn lauschte die Silurerin den Worten Tiberios. Schon wieder jemand der erklärte, dass sie bei guter Arbeit belohnt werdrn. Oder freigelassen und das dies die Römer ständig taten. Doch selbst wenn Eireann freigelassen werden würde. Wohin sollte sie gehen? Ihr Dorf war dem Erdboden gleich gemacht. Ihr Volk nicht mehr am Leben. “Wir haben Glück Tiberios. Wir haben alle ein Dach über dem Kopf und tragen warme Kleidung am Körper.“ Dabei blickte Eireann zu dem Blonden empor und neigte leicht ihren Kopf auf die Seite. Als Tiberios dann zu lachen begann, musste auch die junge Gallierin leicht vor sich hin schmunzeln.


    Dann plötzlich wurde es unruhig in der Menge als der Sohn des Augustus erschien. Sogleich skandierten die Menschen "Heil dir Cäsar"-Rufe. Eireann jedoch blieb stumm. Beugte sich jedoch unwillkürlich näher, um einen besseren Blick auf Appius Aquilius Bala erhaschen zu könnnen.
    Als Tiberios sie anstubbste, drehte Eireann ihren Kopf in seine Richtung. Widerwillig geschah dies. Denn die Dunkelhaarige hatte den Sohn des Augustus beinahe ununterbrochen angestarrt. “Er sieht wirklich gut aus.“ Hauchte Eireann beinahe. Während sie ihre Wangen röteten und sie spürte wie sich ihr Herzschlag verdoppelte, nein gar verdreifachte.

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