• Lurco grinste breit.
    "Rammy Du hattest zwar keinen Platz mehr auf dem Blatt Papier, dafür hast Du immer einen Platz in meinem Herzen. Gleich wie fett Du wirst. Das hat uns beim Schwimmen durch den Tiber schließlich den Arsch gerettet, also lästere nicht über Deine rettenden Rettungsringe", antwortete Lurco und machte es sich auch wieder bequem auf seinem Bett.


    Als Rammy von der Befehlsverweigerung sprach, konnte Lurco ihm nur zustimmen.
    "Danke für die Aufmunterung. Du hast Recht, sie sind keine Arschlöcher und blöde sind die beiden auch nicht. Bis jetzt hat es keiner mehr erwähnt, außer ich Trottel selbst. Ich sollte mir angewöhnen permanent die Klappe zu halten, was solche Dinge betrifft. Dann kommt auch nicht so ein Unsinn dabei heraus. Wollten die beiden mich bestrafen, hätten sie es wohl schon. Eben, sollten sie mich rauswerfen wollen hätten sie es wohl schon und daran hätte ich auch nichts ändern können", stimmte Lurco gut gelaunt zu.


    Lurco schaute zu Rammy rüber und schmunzelte.
    "Gut ich entspanne mich, hast Du Lust dabei zu helfen? Kurzum hast Du Bock eine Bratwurst essen zu gehen? Ich gebe einen aus", bot Lurco an, rollte sich auf die Beine und zog sich an.

  • [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90a/cxkenRamnus


    Ramnus grunzte amüsiert ob dieses Kompliments. Mit der Pranke schlug er mehrmals auf Lurcos Schulter.


    "Du hast das Herz auf dem rechten Fleck. Mögest du zehn Kinder in die Welt setzen und hundert Jahre alt werden, damit Roma möglichst viel von dir hat. Die Einladung nehme ich gerne an. Nicht, dass ich noch dünn werde."

  • "Für die zehn Kinder benötige ich eine passende Frau und ich müsste sie ernähren. Na ob ich das hinbekomme? Darüber mache ich mir Gedanken, sobald ich den Dienst hinter mir habe und nicht mehr verlängern kann. Aber trotzdem Danke, dass Du gerne mehr von mir in der Welt hättest. Ich von Dir auch, kannst Du jetzt so oder so sehen. Sprich Kinder oder einiges auf den Rippen.


    Lass die anderen reden, Du hast eine gute Figur und Dich hebt so leicht keiner aus den Angeln. Auch das kann nützlich sein. Zudem bemisst man Freundschaft nicht an Äußerlichkeiten. Los komm, ehe noch die anderen angeschissen kommen und sich an uns dran klemmen. Bedenke so können wir bei Hunger noch eine zweite Wurst vertilgen, bei Mitessern ist das nicht drin", lachte Lurco und zog Rammy hinter sich her und aus der Baracke.


    "Rammy weißt Du was ich Dir sagen muss? Wir haben ein eigenes Haus! Genau genommen habe ich ein eigenes Haus, aber Scato und ich haben eine Wohngemeinschaft gegründet mit einem Kumpel. Direkt an unserem Haus, das Casa Leonis heißt, liegt unsere Taberna der lallende Löwe. Scatos Sklave Terpander lebt auch bei uns. Ich hatte mir überlegt mit den Jungs aus unserer Baracke eine kleine Einweihungsfeier zu veranstalten. Was meinst Du dazu? Gemütlich rumliegen und Bratwurst über einer Feuerschale rösten. Bist Du dabei?", fragte Lurco und verließ gemeinsam mit seinem Barackenbruder die Castra um zum Bratwurststand zu laufen.


    Neben ihnen am Stand kaufte sich gerade eine Frau für sich und ihre Begleitung eine Bratwurst. Als sie Lurco und Ramnus erblickte, orderte sie zwei mehr und drückte den beiden Urbanern die Bratwurst in die Hand.


    "Damit Ihr die Sicherheit Roms auch gestärkt beschützen könnt. Mars segne Euch", sagte sie freundlich und wandte sich zum Gehen.
    "Warte, bevor Du diesmal wieder verschwindest, wie ist Dein Name? Ich schließe Dich in meine Gebete nur mit "die Bratwurstfrau" ein. Verrate mir Deinen Namen, Du warst von Scato und mir eine der ersten Segnungen des Faunus. Mein Name ist Lurco, jetzt sag mir Deinen", bat Lurco.


    Die Frau wurde rot bis über beide Ohren.
    "Die Bratwurstfrau? Nun wieso nicht. Mein Name ist Asinia Indaletia Urbaner Lurco. Ich weiß Deinen Segen zu schätzen. Ich werde Euch, also Dich und Deinen Kameraden ebenso namentlich vor den Göttern erwähnen. Nun lasst es Euch schmecken, Ihr beiden seht hungrig aus. Scato, Lurco", sagte sie freundlich und zog mit ihrer Begleiterin von dannen.


    "Scato?", grinste Lurco Rammy an, "Du hast Dich doch etwas verändert".

  • Die Tür öffnete sich und ein frischer Hauch von Nachtluft kam hinein. Eine Gestalt trat ins Licht der Öllampen, mit der niemand gerechnet hatte.


    "Tarpa!", kreischte Scato dermaßen schrill, dass Asper im Bett hochfuhr und sich den Schädel stieß. Alle Gesichter wendeten sich zum Vorraum, durch den Tarpa blass, aber quietschfidel marschierte, um dann in der Tür zum Schlafraum stehen zu bleiben und sich grinsend umzuschauen.


    Fröhlich stakste Scato auf Tarpa zu. Herzlich wie er war, drückte den Kameraden, der lange krank darniedergelegen hatte und nun endlich genesen war. Von allen Seiten langten Hände zu Tarpa, um ihn zu klopfen und zu tätscheln und ihre Freude auszudrücken. Nur Ramnus hielt sich im Hintergrund.


    Als Tarpa an der Tunika ins Innere gezogen wurde, erhob Ramnus sich langsam und mächtig wie ein Bär. Schweigen senkte sich auf die Stube. Sein riesiger Schatten fiel auf Tarpa, der unweigerlich schluckte. Ramnus schlang die Arme ganz vorsichtig um ihn, grunzte etwas, das nur sie beide verstanden und genau so leise antwortete Tarpa. Und damit schien der wochenlange Streit endlich beendet zu sein. Ramnus schob Tarpa endgültig ins Innere.


    Damit war das 7. Contubernium der 3. Kohorte der 12. Centurie der Cohortes Urbanae endlich wieder komplett.

  • Lurco packte nach der allgemeinen Begrüßung Tarpa an der Schulter und buxierte ihn zum Tisch, wo er ihn auf einen Stuhl niederdrückte. Die selbe Behandlung musste Rammy über sich ergehen lassen, so dass sie sich beide gegenübersaßen. Lurco holte zwei große Portionen Puls aus dem Gemeinschaftskessel, schnitt großzügig Käse und Wurst hinein und stellte beiden eine deftige Portion vor die Nase. Wer kaute konnte nicht zanken und Liebe ging durch den Magen, auch die der Familie in Baracke VII.


    "Guten Hunger", sagte er freundlich und hockte sich wieder aufs Bett.

  • "Danke, Lurc, du bist ein Freund", freute Ramnus sich. Er griff nach einer Flache Garum und schüttete erst Tarpa und dann sich großzügig von der Fischsoße in seine Puls.


    Ein markerschütternder Schrei drang durch die Baracke. "WAS MACHST DU DENN DA!" Scato raufte sich die Haare. "Jetzt müssen wir die ganze Puls wegkippen! Schaff das fort, in die Latrine!"


    Aus den Gesichtern der Kameraden sprach vollkommenes Unverständnis. Die Soße verwendete jeder seit seiner Kindheit. Ramnus schaute in die Karaffe und schnüffelte. "Die ist noch gut." Ein weiterer Schluck folgte, was Scato fast durch die Decke gehen ließ. Er riss Ramnus die Karaffe aus der Hand. Anklagend hob er sie in die Höhe und zeigte sie allen.


    "Freunde, Kameraden", rief er. "Hört auf mit diesem ungesunden Brauch! Diese Soße besteht aus in der Sonne vergorenen Fischgedärmen. Wisst ihr, was Darmparasiten sind? Würmer, hm? Weil Garum nicht gekocht wird, veranstalten die Würmer während des Herstellungsprozesses eine Feier! Sie vermehren sich exorbitant! RAMNUS, iss das nicht! Lurco, nimm ihm den Löffel weg! Oder besser die Schüssel! Das Essen ist verseucht."


    "Es gibt gleich Haue, du Lauch", drohte Ramnus mit einem feindseligen Blick in Scatos Richtung. Er zog seine Puls an sich heran und umklammerte den Löffel wie einen Schwertgriff. Demonstrativ aß er einen Löffel.


    "Ramnus frisst dich auf", bestätigte Tarpa und aß ebenfalls einen Löffel Puls. "Ich weiß, wovon ich spreche!"


    "Und du, Tarpa", rief Scato in einem Ton, als würde er '[URL=https://en.wikipedia.org/wiki/Et_tu,_Brute%3F]Et tu, Brute[/URL]' rezitieren. "Lurco, mach irgendwas, die begehen vor unseren Augen Selbstmord!"

  • "Langsam, langsam, welche Würmer? Wird die Soße nicht vor Abfüllen gefiltert und wenn da ein Wurm drinnen wäre, wäre er herausgesiebt worden. Ich schaue aber nach, keine Sorge", sagte Lurco und nahm Rammy seinen Teller weg.


    Er schaute sich den Puls ganz genau an und schüttelte den Kopf.
    "Kein einziger Wurm zu sehen", sagte er gelassen und reichte Rammy sein Essen zurück.

  • Camerinus lachte und verschwand wieder. Scato lachte nicht.


    "Mein lieber Lurco", sagte er ernst. "Du sprichst von ausgewachsenen Würmern. Aber was ist mit ihren Eiern, hm? Die sind kleiner als Sandkörner, kein Sieb kann sie beseitigen. Weißt du, wie groß ein Bandwurm werden kann? Der wird so lang wie du und das ist keine Übertreibung! Stell dir vor, unser Ramnus, bleich und abgemagert, weil die Würmer alles verzehren, was er zu sich nimmt. Und willst du Schuld sein, dass Tarpas Freundin beim Liebesspiel weiße Würmer aus ihrem Liebsten entgegenwinken? Die schauen munter hinten raus, wenn sie zahlreich genug sind. Und dann ..." Er schaute Lurco durchdringend an. " ... dann setzt sich Tarpa mit seinem Würmer tropfenden Hintern auf den selben Stuhl, auf dem wenig später du deinen Allerwertesten niederlässt."


    Er setzte einen Blick auf, der dem des Optio valetudinarii in nichts nachstand, wenn der eine Predigt hielt.


    "Diese - Soße - ist - übel. Und nebenbei verbreitet sie Miasmen, sie stinkt. Tut euch und uns allen einen Gefallen und schüttet die Karaffe voll Garum samt der verseuchten Puls weg!"

  • Lurco hörte Scato zu und wurde dabei so bleich wie eine Wand. Würmer mannshoch oder lang oder beides. Und dann noch die Beschreibung von Wurmeiern in der Soße. Wieso bei Mars wurde diese Soße nicht verboten? Und wieso legten Würmer Eier? Irgendwie war Lurco flau im Magen und seine Knie fühlten sich auch nicht gut an.


    "Moment", sagte er schnell und war mit einem kurzen Sprint vor der Tür, wo er sich geräuschvoll übergab. Er spuckte noch einige Male, wischte sich den Mund ab und kehrte in die Baracke zurück.


    "So wieder da und wieder gut. Was erzählst Du denn da? Mal der Reihe nach in der Soße sind.... Wurmeier. Und dort drinnen leben Würmer die so klein sind, dass wir sie nicht sehen. Sie wachsen dann in uns heran und werden so lang wie wir? Scato wenn das stimmt, wieso ist diese Soße dann nicht verboten?", fragte Lurco und riss Tarpa und Rammy die Teller weg.


    "Wir müssen die Soße entsorgen und die Teller reinigen. Am besten spülen wir sie extrem gründlich und bringen sie in den Tempel. Ach was wir werfen sie weg und kaufen neue, die nicht verseucht sind. Hat irgendwer mal Garum in den Topf geschüttet zum Würzen? Ich nicht. Hat das einer?", fragte Lurco in der Hoffnung, dass dies nicht der Fall war.


    "Sie haben schon davon gegessen, wie bekommen wir die Wurmeier und Würmer aus ihnen heraus? Wir haben auch Garum gegessen, ich jedenfalls. Also was können wir nun tun? Wir benötigen Durchfall, ganz dringend", entschied Lurco.

  • Alle sahen dem rennenden Lurco nach. Scato hoffte, dass dieser sich nicht einfach auf den Boden, sondern in einen herumstehenden Eimer erbrach und die Sauerei anschließend noch wegschaffte, sonst würde der Anschiss nicht lange auf sich warten lassen. Insgesamt war Scato sehr zufrieden mit der Wirkung seiner Darlegung. Lurco schien sich seine Warnung zu Herzen zu nehmen.


    "Warum diese Soße nicht verboten wird, ist nur durch Ignoranz zu erklären." Er nickte nachdrücklich in Richtung von Ramnus, der mürrisch dreinblickte, weil sein Essen weggenommen worden war, und Tarpa, der auch nach der bildhaften Schilderung noch ziemlich hungrig wirkte. "Was jeder braucht, der Garum in sein Essen gab, ist kein Durchfall, sondern eine Diät aus geriebenen rohen Möhren und Honig, dazu Unmengen von Knoblauch. Und", Scato betrachtete beiläufig seine Fingernägel, "bei starkem Befall ein Einlauf mit Salzwasser." Mit einem Einlauf zu drohen sorgte hoffentlich für genügend Schrecken, wenn die Möhrendiät nicht genügte.


    Ramnus stützt mürrisch das Kinn in die Hand. "Wenn ich abmagere, dann nicht wegen der Soße, sondern wegen deiner Behandlung! Wer hat dich eigentlich gebeten, uns mit deinen Wurmgeschichten zu nerven? Die Leute essen seit Jahrhunderten Garum und du tust so, als wäre das Gift! Demnächst erklärst du Wein für ungesund. Das hat schon seinen Grund, warum du nicht die Ausbildung zum Miles medicus genehmigt bekommst."


    Scato knallte die Karaffe voll Garum wieder auf den Tisch. "Dann vergiftet euch halt! Mir ist das doch Schnurz, wenn ihr vor lauter Würmern dürr und aufgebläht werdet. Wäre nur freundlich, wenn ihr nicht in mein Lupanar geht, sondern in ein anderes!" Damit marschierte er zu Tode beleidigt nach draußen.

  • Gerade als Scato einen Fuß vor die Baracke setzen wollte, ergriff ihn eine Hand im Genick und zerrte ihn gewaltsam zurück in die Stube. Warum sah er einen Atemzug später, beinahe wäre er in Lurcos Pfütze des Ekels getreten.


    "Warte doch und rausch nicht gleich ab", sagte Lurco direkt hinter ihm und ließ Sacto wieder los.


    Mit seinem Freund im Schlepptau marschierte Lurco zurück in den Wohnbereich und pflanzte auch Scato an den Tisch.
    "Also der Topf ist nicht verseucht, er wird ja ständig ausgekocht. Und Garum kam nicht in den Puls, sondern jeder würzte selbst nach. Von daher, Schluss mit dem Gezanke", befahl er und schaufelte den Dreien einen Teller voller Puls.


    Damit die Streithähne besänftigt wurden, schnitt er den restlichen Käse hinein und reichte jedem dazu noch ein Stück Brot.


    "So und jetzt bitte einmal ganz langsam, in Ruhe die Erklärung was mit dem Garum los ist Scato. Und bitte ohne irgendwelche Beschreibungen die mir den Magen umdrehen. Und Du Tarpa, solltest Deine Weisheiten Scatos Medicus-Fähigkeiten betreffend für Dich behalten. Wer hat Dich denn überhaupt erstversorgt und danach weiterversorgt? Das war Scato! Unser Optio ließ sogar ein weiteres mal nach Dir schauen, wer war wieder sofort zur Stelle? Scato! Wäre er nicht gewesen, wärst Du heute nicht mehr. Also ein bisschen mehr Respekt.


    Und Du brauchst nicht maulen Rammy, Du hast eine neue Portion vor der Nase. Also alles in allem kein Grund jemanden hier anzugehen. Esst, der einzige der kaut und spricht ist Scato", entschied Lurco und musterte die Drei Streithähne streng.

  • "Ich hab nur gesagt, dass Ramnus den Scato gleich auffrisst", stellte Tarpa freundlich klar. "Über Scatos Heilkünste würde ich mich nicht beklagen!"


    Ramnus brummelte der Form halber, fand mit dem Löffel den Käse in seiner Puls und war zufrieden. Sein Grollen verstummte und er widmete sich genussvoll seinem neuen Teller. Er hat sein Essen, für ihn war die Welt wieder in Ordnung.


    "Würmer", begann Scato erneut, "legen ihre Eier in Gedärme, auch in die von Fischen. Wenn wir aus diesen Fischinnereien nun Soße herstellen und damit unser Essen würzen respektive verseuchen, nehmen wir die Eier mit der Nahrung auf! Dem Wurm ist es egal, ob er in einem Fischdarm wohnt oder in einem Menschendarm, er fühlt sich in beiden gleich wohl. Aber es gibt noch andere Würmer! Und sie alle lieben Innereien, in denen sie sich winden und hausen, sich mehren und ihre Eier legen."


    Ihm kam ein Einfall. Sein verschlagener Blick verhieß nichts Gutes, als er sich erhob.


    "Entschuldigt mich bitte einen Moment."


    Er verschwand. Asper, der ihm aus der Tür nachsah, sah, dass er in Richtung Valetudinarium verschwand. Kurz darauf kehrte Scato mit einer großen Glasflasche zurück. Die knallte er auf den Tisch. Sie war bis unter den Deckel mit einer transparenten Flüssigkeit gefüllt und darin schwamm reglos eine mehrere Meter lange Fleischschnur mit einem kugelförmigen Ende.


    "Das ist Brutus", rief er triumphierend. "Der kam bei einem Patienten aus dem Arsch! Die Medis haben ihn vor lauter Entzückung konserviert. Das ist ein Bandwurm! Den holt man sich durch rohen Fisch oder nicht ausreichend gegartes Fleisch. Und durch Garum! Guck ihn dir an, Ramnus!"


    Ramnus hob kurz den Blick. "Sieht aus wie ein langes Würstchen." Damit war für ihn die Sache erledigt und er aß weiter. Tarpa hingegen fand das Konservat faszinierend und schaute es sich genau an, während er aß. Auch die anderen kamen neugierig an den Tisch.


    "Lurco", sagte Scato auffordernd, "schau dir Brutus an!" Er zeigte auf die Flasche.

  • Lurco hörte sich Scatos Ausführungen an und fragte sich, warum er dabei so wissbegierig, ja fast fröhlich klang. Das Thema schien ihn zu faszinieren. Lurco lächelte bei den Ausführungen brav und schwor sich nie wieder Garum zu essen oder irgendeinen stinkenden Fisch. Rohes Fleisch hatte er noch nie gegessen und dabei würde es auch bleiben. Endlich fand Scato ein Einsehen und ließ von seiner schauerlichen, lieb gemeinten Erklärung ab.


    Mit einem mal verschwand er flinken Flusses, so wie üblich. Lurco ging davon aus, dass sein Stöckchen gesunden Ersatz für das Garum anschleppen würde. Niemals zuvor hatte sich Lurco derart geirrt.


    Das was Scato anschleppte war das Grauen im Glas!
    Ein Bandwurm schwamm konserviert darin und drehte Lurco den Magen um. Zum Glück war sein Magen leer. Und dann, als hätte Scato seine Gedanken gelesen, forderte er ihn auf den Wurm anzugucken. Lurco schaute nicht den Wurm an, sondern Scato und schüttelte ganz langsam und vehement den Kopf.


    "Das kann ich nicht", flüsterte Lurco und unterdrückte ein Aufstoßen.

  • Scatos Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an, als Lurco kreideweiß wurde und erneut kurz vor dem Erbrechen stand. Sogar die Lippen seines Freundes waren blass, das war kein gutes Zeichen.


    "Meine Güte, setz dich hin, bevor du zusammenklappst", verlangte Scato, schwang einen Stuhl herum und stieß ihn in Lurcos Kniekehlen, so dass seine Beine einknickten und er sich zwangsläufig setzen musste.


    Scato musste Lurco helfen. So ging das nicht weiter, eine Kette war immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Kein Kamerad konnte so dahängen nur wegen dem Anblick von einem toten Bandwurm! Scato dachte an Terpanders weise Ratschläge und dessen Tipps zur "Entweichlichung", wie er es in Ermangelung eines besseren lateinischen Begriffes genannt hatte, der wohl "Abhärtung" hätte lauten müssen. Scato vertraute seinen pädagogischen Fähigkeiten, schließlich war Terpander Athener und die waren für ihre guten Lehrer berühmt. Bei ihm selbst hatten seine Methoden ja auch gefruchtet. So griff Scato also voll Zuversicht nach der Flasche und hielt sie dicht vor Lurcos Gesicht.


    "Siehst du, es passiert dir nichts, der Wurm ist da drin und kann nicht rauskommen! Außerdem ist er schon tot. Guck dir mal den lustigen Kopf an, er hat vier Saugnäpfe und ein Maul, das wie eine Krone aussieht!"

  • Lurco wurde derart schnell auf einen Stuhl verfrachtet, dass er bereits saß, bevor er es überhaupt merkte. Gerade als er durchatmen wollte und sich sein Magen beruhigte, schnappte sich Scato das Grauen im Glas und hielt es ihm direkt vor das Gesicht. Eigentlich war Scato der schnellste Mann aus ihrer Baracke, aber heute stellte Lurco Scatos Leistung in den Schatten.


    Wie gestochen sprang er auf, stieß Scato samt Glas zur Seite und stürzte aus der Baracke. Im gestreckten Galopp rannte er bis zu den Thermen in der Hoffnung, Scato würde ihn dorthin mit seinem Wurm nicht verfolgen. Schlitternd kam Lurco dort zum Stehen, schaute sich gehetzt um und schlüpfte aus der Kleidung um sich ins Wasser gleiten zu lassen.


    Sollte Scato hier mit dem Wurmglas auftauchen, würde er abtauchen, das war sicher!
    Was hatte er seinem Freund nur getan? Gut sie hatten lange nicht mehr gemeinsam ausgenüchtert, ob es daran lag? Lurco rieb sich unbewusst den Magen und schauderte.

  • [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90a/cxkenRamnus


    "Scato, du Trottel", rief Ramnus. "Irgendwann therapierst du jemanden zu Tode!"


    Rasch schaufelte er seine Puls in den Magen, was ratzfatz ging, dann folgte er Lurco nach draußen, die amüsierten Kameraden und einen kleinlaut vor sich hinbrabbelnden Scato zurücklassend. Wohin Lurco gegangen war, war nicht zu übersehen, weil er in die Pfütze vor der Tür gelatscht war und die ersten Meter Spuren hinterlassen hatte. Wenige Minuten später ließ Ramnus sich mit genüsslichem Stöhnen neben Lurco ins heiße Wasser sinken.


    "Na, alles klar?", fragte er. "Brauchst du was zwischen die Zähne, damit dir nicht mehr so flau im Magen ist? Eine schöne stramme Bratwurst?"

  • Lurco blinzelte in Zeitlupe und schmunzelte Rammy an.


    "Danke für Deinen Beistand. Nichts ist klar, warum musste Scato mit seinem Wurm rumwedeln? Das er sich Sorgen wegen dem Garum macht in allen Ehren, aber das? Ich dachte er holt vielleicht pflanzlichen Ersatz, wo kein Getier drin ist. Stattdessen schleppt er einen Riesenwurm.


    Ich... ich mag solches Viehzeug nicht sehen, da wird mir... anders. Schlecht und kodderig. Nicht das ich feige wäre ja? Aber hast Du das eklige Ding da im Glas genau gesehen? Ich nicht und das hat mir schon gereicht. Bei den Göttern, warum musste er auch riesigsten Wurm anschleppen? Was ist nur los mit ihm?


    Eine Bratwurst zur Beruhigung? Eine gute Idee, aber wo bekommen wir um die Zeit eine Bratwurst her? Hast Du Geld dabei Rammy? Ich habe auf meiner... Flucht alles in der Baracke gelassen", stöhnte Lurco und tauchte kurz unter.


    Als Lurco wieder auftauchte rempelte er Rammy freundlich an.


    "Gut gehen wir uns eine Bratwurst gönnen. Und hoffen wir dass Scato dieses Glas dahin zurückgebracht hat, wo er es hergeholt hat. Sonst muss ich in den Thermen übernachten", grinste Lurco etwas beruhigt.

  • [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90a/cxkenRamnus


    Ramnus grunzte amüsiert ob Lurcos Formulierungen. Wobei er selbst ja damit angefangen hatte.


    "Scato braucht keinen Grund, damit es bei ihm aushakt. Der ist einfach manchmal bescheuert, darum will er Arzt werden. Eine Bratwurst um diese Uhrzeit ist überhaupt kein Problem", sagte er. "Ich kenne da jemanden, der hat so seine Beziehungen ... erhol dich noch ein paar Minuten. Ich organisiere uns denjenigen, der uns so viele Bratwürste besorgen kann, wie wir brauchen. Wir treffen uns an der Porta."


    Ramnus rieb sich mit den Händen im Wasser ab, wenn er schon mal drin war, wusch sich auch schnell die Haare und kletterte dann so unelegant, wie nur er es vermochte, aus dem Beckenrand. Ohne sich extra zu ölen, rubbelte er sich mit der Tunika trocken (ein Handtuch hatte er nicht dabei), zog sich die feuchte Tunika über und die Sandalen an die Füße und verschwand.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!