Scato hätte sich ernste Sorgen gemacht, wenn Maro nicht in wenigstens einem Satz auf irgendwen geschimpft hätte. Interessant wäre zu erleben, wie der Centurio reagierte, wenn er es mit kriminellen Halunken zu tun bekam. Entweder er potenzierte seine Schimpftiraden in so einem Fall noch, oder das Gegenteil geschah und er schimpfte überhaupt nicht mehr. Beides eine unheimliche Vorstellung.
Der Schild war extrem schwer und der Gladius kaum angenehmer zu halten aufgrund der Hebelwirkung auf das Handgelenk. Die notwendigen Muskelgruppen wurden im Alltag in der Regel nicht weiter beansprucht. Die Übungsschilde und Übungswaffen wogen vermutlich auch noch deutlich mehr als die Echten. Scato drängelte sich an den Pfahl neben Lurco. Er schaute kurz, wie es die anderen machten und stach in das Holz. Autsch, die Erschütterung für die Knochen und Gelenke war nicht ohne. Dann hob er den Schild so hoch, dass er Deckung bot, was ein Kraftakt war. Er ließ ihn wieder sinken und stach ein weiteres Mal zu, diesmal nicht ganz so tief ins Holz, so dass der Schlag nicht dermaßen durch Mark und Bein ging. Die im ersten Moment recht banal erscheinende Übung hatte es in sich. Nach einigen Wiederholungen merkte Scato, wie die Trageriemen tief in seinen Arm schnitten, woran man sich auch erstmal gewöhnen musste.
Die Ausbildung bestand vor allem daraus, auch unter Schmerzen und Erschöpfung zuverlässig zu funktionieren, das begann Scato zu begreifen. Es ging nicht nur um die Kampftechniken und das Wissen, sondern auch um pure Zähigkeit und eisernen Willen. Darum, trotzdem weiterzumachen, ganz gleich, wie dieses Trotzdem aussah. Die Ausbildung musste weh tun und vielleicht war das auch der Grund, warum Maro die Rekruten verbal so rund machte. Das mussten ihre künftigen Gegner erstmal toppen, ihre Beschimpfungsversuche würden an den angehenden Urbanern abperlen wie das Wasser von einer geölten Rüstung. Zumindest motivierte Scato sich mit dieser Annahme und biss sich weiter durch die Wiederholungen.