Ganymed - Lupanar

  • "Verstanden Optio. Ich bitte Dich dringend um ein Vieraugen-Gespräch in der Castra, es ist wichtig. Danke", sagte Lurco freundlich und wandte sich dann dem Sklavensubjekt zu.


    Lurco machte sich nach der Bitte direkt daran, den Befehl seines Vorgesetzten umzusetzen. Die Sklavin befand sich ganz in der Nähe des Optio. Lurco griff ohne zu Zögern in den Sklavenring den das Subjekt um den Hals trug und verdrehte ihn so, dass der den Kopf der Sklavin extrem zur Seite beugte. Zeitgleich wischte er ihr die Füße mit enem Tritt weg, so dass die Sklavin zu Boden stürzte.


    Kaum dort gelandet, verdrehte Lurco der Übeltäterin die Arme auf den Rücken und sicherte diese mit Handschellen. Lange musste die Verbrecherin nicht liegen bleiben, denn sie wurde schmerzhaft an dem Halsring wie auch an den Handschellen wieder in die Höhe gerissen.


    Lurco fasste in die Handschellen hinein und zerrte die Arme der Sklavin nach oben, so dass sie vornübergebeugt auf Zehenspitzen gehen musste. Jedes Aufrichten oder jeder schnelle Schritt würde ihr die Schultern auskugeln. Dafür waren Sicherungsgriffe da.


    Mit der freien Hand zückte Lurco sein Gladius und hielt es einsatzbereit. Die Sklavin sah, was ihr bei Widerstand gegen die Urbaner nun drohte, die blanke Klinge.


    "BEWEGUNG!", befahl Lurco, riss dem Subjekt die Arme zur Befehlsuntermalung hoch und marschierte mit ihr Richtung Castra.

  • Als Cerretanus über das Aussehen der Lupos herzog, zog Scato ein besonders neutrales Fischgesicht. Zum Glück kam kurz darauf Bewegung in die Sache, der Befehl zum Abmarsch erklang. Lurco machte das Objekt des Ärgers transportfertig. Gut so weit. Aber ein Detail fehlte.


    "Du erlaubst doch." Lurco brauchte gerade beide Arme, so dass Scato seine Ärmel in Ruhe ließ, aber dafür trennte er ihm mit dem Pugio unten einen breiten Streifen der Tunika ab. Etwas kurz war die nun. "Hübsch!"


    Natürlich war der eigentliche Zweck nicht, Lurcos Beine zu betonen, sondern den kloakenwassergetränkten Stoff zu ernten. Scato teilte den Streifen noch einmal der Länge nach entzwei. Ein Teil stopfte er Eireann tief in den Rachen, so dass sie den Mund voll hatte und mit dem Anderen setzte er den Knebel, den er so straff zog, dass er bis zwischen ihre Backenzähne gezogen wurde. Ein fester Sicherheitsknoten rundete das ganze ab. Nun konnte sie niemanden mehr beißen, anspucken oder schmähen.


    Zufrieden positionierte sich Scato neben Lurco, packte den Pugio weg und zog den Gladius, um seinen Kameraden zum Carcer zu eskortieren.

  • Zitat

    Original von Appius Furius Cerretanus


    Als ihr Dominus erklärte das sie tatsächlich davon gelaufen war, öffnete die Keltin ihre Lippen um Widerworte hervorstoßen zu können. Ein Blick in das Gesicht des Römers erinnerte die Dunkelhaarige daran das dies wohl keine besonders gute Idee wäre. Somit presste Eireann lediglich ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Tz! Verhaltensprobleme. Der Furier verstand sie einfach nicht. Doch auch diese Gedanken verhallten ungehört. Während sie ihre zu Fäusten geballten Finger eng an ihre Oberschenkel presste. Die einzige Möglichkeit ihr wild pochendes Herz einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen.
    Als ihr Dominus dann auflachte, spannte sich Eireanns Körper unwillkürlich an. Noch nie hatte sie den Römer lachen hören. Wenngleich diesem Geräusch wohl keine Freundlichkeit inne wohnte.
    “Dominus?“
    Versuchte Eireann dann doch die Aufmerksamkeit des Römers auf ihre Person zu lenken. Tiberios musste Bescheid wissen. Und der Furier würde als Bote fungieren. Blieb nur abzuwarten ob er ihrer Stimme Gehör schenkte. Schließlich erkannte sie wie er seine Männer zusammen rief und sich zum Abmarsch bereit machte.


    Zitat

    Original von Manius Purgitius Lurco


    Als sich dann einer der Miles, ausgerechnet der dem sie bereits auf dem Sklavenmarkt begegnet war, in Bewegung setzte und direkt auf sie zutrat, verengten sich Eireanns Augen und ein leises fauchen entwich ihren Lippen. Nein! Dieser Kerl würde sie nicht anfassen. Zu spät gedacht und zu langsam in ihrer Bewegung. Denn die Finger des Miles krallten sich um den Ring an ihrem Hals. Sein verdrehtes Handgelenk brachte Eireanns Kopf in eine äußerste Schieflage. So sah sie den Tritt auch nicht kommen, der sie zu Boden stürzen ließ. Erneut war die Keltin zu langsam, als sie auch schon Fesseln an ihren Handgelenken spürte.
    “Bastard!“
    Knurrte Eireann und funkelte nicht nur den Miles an, sondern auch ihren Dominus. Ein stechender Schmerz in ihren Schultergelenken ließ Eireann erstickt aufstöhnen, als sie von dem Miles auf die Füße gezerrt wurde. Und diese Schmerzen gewannen an Intensität, nachdem der Römer einen speziellen Griff anwandte. Sodass Eireann keine Möglichkeit zur Flucht hatte.
    Als der Römer dann sein Gladius zückte, brach Eireann der Schweiß aus und ihr Herzschlag dröhnte in den Ohren. Taumelnd setzte sich die junge Frau in Bewegung. Während sie verzweifelt die Tränen zurück hielt und sich auf die Unterlippe biss.


    Zitat

    Original von Sisenna Iunius Scato


    Als dann der andere Miles an ihrer Seite erschien, versuchte Eireann zur Seite auszuweichen und stieß dabei gegen Lurco. Abrupt schüttelte die Keltin ihren Kopf, als ahnte sie was der Miles vorhatte. Mit einem verzweifelten Versuch zeigte Eireann ihre Zähne und lieferte dem Miles dadurch die Möglichkeit sie zu knebeln. Das Stück Stoff befand sich tief in ihrer Kehle und hinderte sie auch nur ein leises wimmern hervor zu stoßen.

  • Natürlich hörte Appius dass er gerufen wurde und blieb stehen. Er wartete bis die Gruppe an ihm vorüber war und schritt dann in gleicher Höhe mit Eireann weiter.


    " Was gibt es?" Sein Tonfall war nicht besonders freundlich aber auch nicht zu unfreundlich.


    "Nehmt ihr den Knebel ab sonst wird das nix."

  • Der schöne Knebel. Scato wartete, bis Lurco stehen geblieben war und packte Eireann mit der Faust am Haarschopf. Er wollte weder gebissen noch bespuckt werden. Der Gladius wanderte wieder in die Scheide. Scato löste einhändig den Knoten, was ein wenig Fummelei war, aber der Knebel wurde vielleicht wieder benötigt. Dann nahm er mit der freien Hand den Griff seines bedauernswerten Dolches zur Hilfe, um den speichelnassen Stoffklumpen aus ihrem Rauchen zu pulen. Der Pugio wanderte dann wieder in die Scheide und Scato trat zwei Schritte zurück, so dass er schräg hinter ihr spiegelverkehrt zu Lurco stand.

  • Zitat

    Original von Appius Furius Cerretanus


    Das ihr Dominus auf ihre Stimme tatsächlich reagierte überraschte Eireann dann doch. Auch wenn sie sich nichts anmerken ließ und verzweifelt darauf bedacht war keinen falschen Schritt zu setzen. Denn diese vornüber gebeugte Körperhaltung ließ allmählich einen stechenden Schmerz zwischen ihren Schulterblättern entstehen. Und dieser Schmerz wanderte. Zog ihren Nacken hinauf und ihre Wirbelsäule hinunter. Wäre der Knebel nicht, Eireann hätte den Miles, der sie äußerst grob gepackt hielt, wüste Beschimpfungen entgegen gezischt. Doch so verhinderte der Knebel das man sie überhaupt verstand.


    Zitat

    Original von Sisenna Iunius Scato


    Mit dem Knebel in ihrem Mund würde es etwas schwer werden, auf die Worte ihres Dominus eine Antwort zu geben. Da trat auch schon einer der Miles an sie heran und packte in ihre verfilzten Strähnen. Nicht gerade sanft wurde ihr der Knebel entfernt. Sodass Eireann vorsichtig ihre Lippen mit der Zungenspitze befühlte. Bevor sie ihre Aufmerksamkeit auf ihren Dominus richtete.
    “Darf ich dich um etwas bitten Dominus? Bitte übermittle Tiberios wo ihr mich hingebracht habt. Er weiß nicht wo ich bin. Bitte. Kannst du mir meinen Wunsch erfüllen? Dominus?“
    Sprudelte es über Eireanns Lippen. Hoffentlich verstand ihr Dominus und würde ihr diesen sehnlichsten Wunsch erfüllen.

  • Sichtlich ungläubig und irritiert betrachtete der Furier Eireann. Innerlich begann er zu lachen denn Tags zuvor hatte nämlich Tiberios nachgefragt ob Eireann im Carcer sitzen könnte. Er mache sich Sorgen.
    War da was zwischen den beiden? Jedenfalls konnte er Tiberios nun sicher sagen dass seine "Freundin" in der Castra einsaß.
    " Ich werde ihm sagen wo du bist. Er macht sich Sorgen. Das sollte dir zu denken geben, Eireann."

  • Zitat

    Original von Appius Furius Cerretanus


    Der Ausdruck in den Augen der Keltin war bittend. Und doch konnte ihr der Römer ihren sehnlichsten Wunsch verweigern. Ein Gedanke der Eireanns Herz hastiger in der Brust pochen ließ. Während sich zugleich ein merkwürdiges Gefühl in ihrer Magengegend einnistete. Denn bisher hatte sie ihre Gefühle für den furischen Sklaven sicher unter Verschluss gehalten. Nur verlangte diese besondere Situation Opfer und Eireann war bereit dieses Opfer zu geben. Schließlich ging es hierbei um Tiberios.


    Als dann die Stimme ihres Dominus an ihr Gehör drang, versuchte sie dem Römer direkt entgegen zu blicken. Was ihr nur mäßig gelang. Und so knirschte Eireann leise mit den Zähnen.
    “Tiberios war bei dir und hat.. hat nach mir gefragt?“
    Wie lange suchte der Lockenkopf bereits nach ihr? Bestimmt war er schon krank vor Sorge. Sie hatte ihm doch versichert das sie ihm eine Nachricht zukommen lassen würde, wenn gewiss war in welche Gens sie schließlich verkauft werden würde.


    Tatsächlich jedoch hatte die Silurerin nur an sich gedacht. Und dieser Gedanke schmerzte sie so sehr, als würde ihr einer der Miles sein Gladius in die Seite bohren.
    “Danke Dominus.“
    Hauchte sie leise und ließ schließlich erschöpft den Kopf hängen.

  • Nichts ergab irgendeinen Sinn. Erst spielte das Subjekt einen aggressiven Straftäter, dann spielte es einen Irren und jetzt auf einmal war es lammfromm. Das war weder logisch erklärbar noch glaubwürdig. In all der Zeit hatte es zudem nicht einen interessanten Satz abgesondert, sondern nur belanglosen Müll. Scato begann sich gewaltig zu langweilen und wollte zurück in die Castra.

  • Ascheflocken sanken nieder wie schwarzer Schneefall. Während das Lupanar kontrolliert abbrannte, konnte Kyriakos sich nicht dazu durchringen, den Ort zu verlassen, an dem seine Existenz Balken um Balken von den Flammen aufgezehrt wurde. Er saß mit dem Rücken an eine Hauswand gelehnt und beobachtete durch halb geschlossene Augen, wie es Raub der Flammen wurde. Zu seiner Rechten lag Python reglos in der nassen Decke. Zu Kyriakos´ Linken saß Nymphis und kuschelte sich im Schlaf an seine Seite, während der Arm ihn sicher hielt.


    Die Zwillinge hatten bemerkt, dass der Denar unerreichbar geworden war und sich beruhigt. Sie kuschelten auf der gegenüberliegenden Seite, wobei abwechselnd einer schlief und einer wachte, bei ihnen lagen Nicon und Evenor. Von den übrigen Lupos war nichts mehr zu sehen. Hier gab es nichts mehr zu holen und sie hatten sich verdrückt, um ihr altes Leben auf der Straße wieder aufzunehmen. Das lose Kollektiv war zerbrochen.


    Kyriakos wünschte, er könnte die Augen schließen und etwas Ruhe finden, aber er fand keinen Schlaf. Heiß lag die Hitze des Feuers auf seinem Gesicht und die Asche begann ihn zu bedecken, sein persönliches Popeii, sein schwarzes Leichentuch.


  • Das war ein Lupanar? Aber da waren nur Kerle...? Es dauerte einen Moment, bis die Schlussfolgerung sich in Atticus Verstand Manifestierte. Oh...
    Daher bekam er von der anschließenden Schimpftirade des Optios bewusst nur die hälfte in etwa mit. “Ähm... ich... Sowas musst du eine Frau fragen, Optio. Die ticken manchmal seltsam.“ Atticus war mit seinen achtzehn Lenzen jetzt nicht wirklich mit mannigfaltiger Erfahrung dem weiblichen Geschlecht und deren Gedankengängen gegenüber gesegnet, als dass er auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz hätte bauen können. Frauen waren seltsam.


    Dass der Furius die Frau dann mitnehmen wollte, war Atticus soweit recht. Er glaubte nicht, dass er von ihr in ihrem momentanen Zustand sinnige Antworten erhalten würde. Bei Kyriakos sah die Sache schon etwas anders aus. “Ich muss aber darauf bestehen, dass die Vigiles bei der Befragung von... Kyriakos? So hieß er? … anwesend sind. Wenn das Brandstiftung war, fällt das in den Gerichtbarkeitsbereich des Praefectus Vigilum.“


    Das folgende Geplänkel zwischen der Sklavin und ihrem Herren weckte nicht weiter Atticus Interesse. Er besah sich lieber Pontus, ob dieser sich irgendwie verletzt hatte. Allerdings schien der Hund bis auf ein paar angesengte Haare glimpflich davongekommen zu sein.

  • Zitat

    Original von Kyriakos
    Ascheflocken sanken nieder wie schwarzer Schneefall. Während das Lupanar kontrolliert abbrannte, konnte Kyriakos sich nicht dazu durchringen, den Ort zu verlassen, an dem seine Existenz Balken um Balken von den Flammen aufgezehrt wurde. Er saß mit dem Rücken an eine Hauswand gelehnt und beobachtete durch halb geschlossene Augen, wie es Raub der Flammen wurde. Zu seiner Rechten lag Python reglos in der nassen Decke. Zu Kyriakos´ Linken saß Nymphis und kuschelte sich im Schlaf an seine Seite, während der Arm ihn sicher hielt.


    Die Zwillinge hatten bemerkt, dass der Denar unerreichbar geworden war und sich beruhigt. Sie kuschelten auf der gegenüberliegenden Seite, wobei abwechselnd einer schlief und einer wachte, bei ihnen lagen Nicon und Evenor. Von den übrigen Lupos war nichts mehr zu sehen. Hier gab es nichts mehr zu holen und sie hatten sich verdrückt, um ihr altes Leben auf der Straße wieder aufzunehmen. Das lose Kollektiv war zerbrochen.


    Kyriakos wünschte, er könnte die Augen schließen und etwas Ruhe finden, aber er fand keinen Schlaf. Heiß lag die Hitze des Feuers auf seinem Gesicht und die Asche begann ihn zu bedecken, sein persönliches Popeii, sein schwarzes Leichentuch.


    Viel später, es war bereits später Abend, als die letzten Feuerzungen im Ganymed bereits erloschen und die offiziellen Ordnungskräfte abgezogen waren, war eine mehr als erfreute Velia auf dem Weg zu Kyriakos.


    Sie kam gerade vom Haus der Krähe, wo sich eine vielversprechende Begebenheit für sie ereignet hatte. Sie würde ihr eigenes Lupanar bekommen! Wenn das einmal nichts war. Bestimmt würde sich auch Kyriakos für sie freuen.


    Sie bog in die Gasse ein in der das Männerlupanar stand, wo sich auch schon der Aschegeruch des kürzlichen Brandes bemerkbar machte, doch in der Annahme, dass es irgendwo eben ein Feuer gegeben haben musste in der Nähe, dachte sie sich nichts weiter dabei, bis die zerstörte Ruine in ihr Auge fiel, das früher einmal das Ganymed dargestellt hatte.


    Velias Augen weiteten sich vor Schreck und sie schlug sich eine Hand vor den Mund. Das Ganymed! Kyriakos! Was war nur passiert?


    Eilig setzte sie sich in Bewegung und lief los, um so schnell wie möglich die letzten paar Schritte hin zur Ruine zu überbrücken. "Kyriakos! Kyriakos wo bist du!" Hoffentlich lebte er noch.

  • Kyriakos fuhr aus dem Schlaf hoch, der sich endlich eingestellt hatte. In einem Hauseingang hatte er für sich und Nymphis mit von den helfenden Anwohnern zurückgelassene Löschdecken ein Schlafnest gebaut. Die Decken waren nach dem Einsatz ohnehin hinüber und die obdachlos gewordenen Lupos konnten sie gut gebrauchen, so dass sie ihnen oftmals überlassen worden waren. Den gespendeten Denar hatte Kyriakos wieder hervorgewürgt, bevor er einen anderen Weg ging, und in einer Mauerspalte versteckt. Bevor er nach Velia sah, die er an ihrer Stimme erkannte, tat er, was er immer als erstes machte, nachdem er die Augen aufgeschlagen hatte - er sicherte die Umgebung, indem er sich umblickte.


    Python hatte sich tatsächlich aufgesetzt! Das grenzte an ein Wunder. Noch verwunderlicher war, dass sich gerade ein Medicus um ihn kümmerte. Bei den beiden hockte Satibarzanes mit einem verbundenen Unterarm. Ach ja. Ein Urbaner, der bei dem Dickerchen Kunde gewesen war, hatte ihm angeboten, die Arztrechnung zu bezahlen, wie Satibarzanes stolz allen erzählt hatte. Offenbar hatte er das großzügige Angebot gleich auf Python mit ausgeweitet. Den Urbaner würde das schon nicht in den Ruin stürzen. Die Zwillinge testeten gerade, ob das Haus so weit abgekühlt war, dass sie es betreten konnten. Das war allerdings noch lange nicht der Fall, aus dem Inneren drangen sogar noch Rauchschwaden, irgendwo gab es einen Schwelbrand. Die zwei Jünglinge Nicon und Evenor, die im Hauseingang gegenüber von Kyriakos saßen, schauten gespannt in seine Richtung, als ob sie etwas von ihm erwarteten. Jetzt entdeckte er in einem Henkelkorb ein Häuflein von Münzen, ein paar schrumplige, aber intakte Äpfel vom letzten Herbst und mehrere kleine Brote. Die beiden hatten gehorsam alles bei ihm abgeliefert, was gespendet worden war und offenbar darauf achtgegeben, dass die Zwillinge es sich nicht unter den Nagel rissen - oder diese hatten ihnen vielleicht sogar geholfen, die Gaben zu erbetteln. Kyriakso nickte kurz anerkennend. Das hatte er nicht erwartet.


    Erst jetzt, wo er sah, dass alles so weit in Ordnung war, wie es eben momentan sein konnte, erhob er sich, um Velia entgegenzugehen. Nymphis schlief weiter. Als Kyriakos aus dem Hauseingang hervortrat, sah er schon Velias schlanke Gestalt nahen. Rothaarig, grünäugig und klug glich sie einer Füchsin in einer Welt voller Narren.


    "Ich bin hier", sagte er zum Gruß. Trotz der Situation brachte er ein verhaltenes Lächeln zustande. Es war nicht das übliche Nutzdenken, was seine Wiedersehensfreude auslöste, sondern reichte viel tiefer.

  • "Kyriakos!"


    Velia fiel dem Mann um den Hals und drückte ihn an sich.


    Eine Form eines Gefühlsausbruchs, den man bei Velia auch nicht alle Tage beobachten konnte.


    "Den Göttern sei dank, dass dir nichts passiert ist. Was ist hier nur passiert! War es ein Unfall?"

  • Kyriakos legte die Arme um Velias schmalen Rücken. Es tat gut, sie zu spüren. Er musste den Drang unterdrücken, sie auf den Hals zu küssen. Sie waren kein Paar und Freunde küsste man nicht - es sei denn, man bezahlte sie.


    "Mir geht es gut und dir hoffentlich auch. Schön, dass du hier bist", raunte er und genoss den Duft ihres Haars, der einen merkwürdigen Kontrast zum allgegenwärtigen Rauchgestank bildete. "Auch wenn der Anlass ein Besserer sein könnte. Es war wohl Brandstiftung, wir wurden überfallen. Einige der Jungs sind verletzt worden, Nicon hat einen Knüppel abbekommen und Satibarzanes ein Messer. Sie sind aber nicht die einzigen. Die Jüngeren sind alle abgehauen, bis auf Nymphis, und die meisten waren verbeult. Leider habe ich nicht gesehen, wer das gewesen ist, da ich gerade in einem Hinterzimmer beschäftigt war."

  • Velia war tief ergriffen von Kyriakos‘ Schicksal und empfand ehrliches Mitleid für ihn. Den Grund ihres Besuchs, nämlich, dass sie ihm eigentlich davon erzählen hätte wollen, dass sie bald selbstständig mit ihrem eigenen Lupanar wäre, hatte sie vollkommen verdrängt. Das war jetzt nicht weiter wichtig, es zählte einzig und alleine, was mit Kyriakos jetzt in nächster Zeit geschehen würde. Sie hielt ihn umklammert und ihren Kopf auf seiner Schulter abgelegt in der Absicht ihm damit Trost zu spenden, während ihr Blick über die Ruinen des Ganymeds schweifte. Sie wusste, dass ihr Freund heute alles verloren hatte. Kyriakos war vom Geschäftsführer zum mittellosen Bettler geworden. Sie wüsste zumindest nicht, wohin er jetzt sollte, oder könnte.
    Das ist hart, egal was passiert, sei versichert, dass ich dir in der Stunde deiner Not beistehen will. Ich denke für heute Abend kannst du sowieso nichts mehr machen. Lass uns ins Magnum Momentum gehen, dort miete ich euch ein Zimmer für die Nacht, damit ihr wenigstens für heute ein Dach über den Kopf habt und dazu so viel Alkohol wie ihr wünscht. Klingt das nach einer Idee? Und morgen dann helfe ich dir aus diesen Trümmern zu retten, was noch zu retten ist, vielleicht kann man das eine oder andere ja noch gebrauchen.


    Das schien ihr im Moment das vernünftigste zu sein. Velia war da ziehmlich praktisch veranlagt. Das Feuer war passiert und es war sinnlos noch länger hier zu stehen und über Dinge zu weinen, die man sowieso nicht ändern konnte. Klüger war es das beste aus der gegebenen Situation zu machen und das bestand eben in jenen nächsten kleinen Schritten, die sie Kyriakos eben skizziert hatte. Heute schlafen und saufen und morgen dann eine Art „Brandinventur“ durchführen. Danach konnte man weitersehen.

  • "Das ist großzügig von dir. Und nicht selbstverständlich in diesen Tagen. Wir stehen in deiner Schuld." Kyriakos hielt Velia noch immer an sich gedrückt. Das erste Mal, seit das Feuer ausgebrochen war, kam er innerlich wieder ein wenig zur Ruhe. Sie spürte es daran, wie sich sein Herzschlag und sein Atem beruhigten. Er hatte soeben seine wirtschaftliche Existenz verloren, aber die wichtigsten beiden Dinge waren noch da: Velia und Nymphis. Schwerer war eine Zeit in seiner Jugend gewesen, da er gar niemanden gehabt hatte und sich allein auf den Straßen von Lakonien durchschlagen musste. So gesehen war es doch gar nicht so schlimm, wie es sein könnte.


    "Ich hoffe, dass noch das Eine oder Andere zu retten ist. Vielleicht sieht das Feuer von draußen schlimmer aus, als es tatsächlich im Inneren gewütet hat." Bei diesen Worten klang er recht zuversichtlich. Er grub seine Finger durch ihr dichtes rotes Haar, bis er die warme Haut ihres Hinterkopfs spürte. Sanft drückte er ihren Kopf auf seine Schulter nieder, während er sich weiter aufrichtete, da er die Stimme erheben würde und ihr dabei nicht ins Ohr brüllen wollte. "Castor, Pollux", blaffte er. Die Zwillinge hörten auf, durch den qualmenden Eingang zu schauen und drehten sich um. "Nehmt Python, wir gehen ins Magnum Momentum. Nicon, du trägst den Korb und die Decken. Satibarzanes, weck Nymphis und nimm ihn an die Hand. Evenor, such dir auch irgendwas zum Tragen."


    Es kam Bewegung in die Lupos. Die Aussicht auf eine Nacht in einem Zimmer gefiel ihnen deutlich besser, als unter freiem Himmel zu schlafen.


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  • Nachdem Kyriakos und seine Lupos das von Velia gebrachte Essen verzehrt hatten und bereit für den Aufbruch waren, stand auch Velia auf. "Geht schon mal vor, ich komme dann nach." Sie nahm den Korb mit dem leeren Geschirr und die leeren Amphoren darin auf und verließ den Raum. Zuerst stellte sie ihn bei der kleinen privaten Kochstelle der Lupas ab (alleine schon deren Existenz zeugte davon, welch ungeheuer nobler Schuppen das Magnum Momntum war), dann machte sie sich auf die Suche nach Veratia. Die Kochstelle lag in einem abgetrennten Bereich hinter dem Gästehauptraum und von ihr führte auch ein Durchgang zu den privaten Wohnzimmern der hier arbeitenden Lupas. Velia ging den kleinen Korridor entlang und klopfte dann bei der fünften Tür von rechts, dann trat sie ein. "Veratia?"
    Die Angesprochene lag nackt und noch schlafend (oder bewusstlos?) breitbeinig am Bett. Unter ihr am Boden zwei leere große Weinamphoren. Velia verdrehte die Augen. Was hatte sie vor wenigen Momenten noch zu Kyriakos gesagt? Doch egal..
    Velia betrat das Zimmer und ging zu einer Kommode. Dort zog sie eine Lade auf und nahm sich Haarnadeln heraus. Sie steckte sich die Haare hoch, dann schloss sie die Kommdode wieder und verließ das Zimmer.


    Sie trat hinaus ins gleißende Sonnenlicht des neuen Tages, die Straßen waren schon gut mit Leuten gefüllt, doch das waren sie in der Subura sowieso immer. Velia machte sich auf den Weg zum Ganymed. Sie stieg über eine Wasserpfütze und kam an zwei Straßenkindern vorbei, die zusammen lachten und an einer Hauswand lehnten. Vermutlich spähten sie die Passanten nach etwas wohlhabenderen Personen aus, die sie beklauen könnten. Eine Lupa wie sie jedoch nahmen sie gar nicht wahr, so alltäglich war deren Anblicke hier in diesem Viertel. Eine magere Katze wollte sich um Velias Bein schmiegen (wohl noch ein Bettler, wenn auch ein tierischer) und fauchte empört auf, als Velia nach ihr trat. Beim abgebrannten Lupanar angekommen offenbarte der Morgen ein noch trostloseres Bild als gestern Abend schon. Das Haus war größenteils eingestürzt, auch wen einige Wände trotzdem noch standen, begraben vom Schutt darüber. Sie trat heran und fragte: "Konntet ihr schon etwas retten?"

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