Zwei Urbaner in Urlaubsstimmung

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    Zwei Urbaner in Urlaubsstimmung


    Vor der Castra wartete auf Lurco die erste Überraschung: Bild


    Dort stand ein Mann, der einen Schwarzbraunen und einen Schimmel am Zügel hielt. Auf den hielt Scato zu. Da Lurco Pferde liebte, hatte Scato ihnen eine Reise zu Pferd organisiert anstelle eines rumpelnden Wagens. Ganz einfach war das nicht gewesen, da sie als sehr wertvoll galten und bei den meisten Leuten Esel das Reittier der Wahl waren, aber als Urbaner hatte man andere Möglichkeiten. Die beiden Tiere waren schon fertig gesattelt. Zu den Fähigkeiten der Urbaner gehörte auch das Reiten, selbst wenn sie keine berittene Einheit besaßen. Trotzdem musste es jeder von ihnen können.


    "Such dir eins aus, ich kümmere mich derweil um die Bezahlung." Aus den Augenwinkeln beobachtete Scato, wie Lurco reagierte.

  • Lurco blieb neben Scato stehen und bewunderte die beiden Rösser. Als Scato ihn aufforderte, sich eines der Pferde auszusuchen, hätte Lurco sein Stöckchen am liebsten umarmt. So beschränkte er sich auf ein Knuffen, als er zu dem Braunen trat und dem Pferd in einer liebevollen Geste die Mähne aus dem Gesicht strich. Sanft streichelte er das Tier und schwang sich mit einem kleinen Sprung in den Sattel.


    "Das ist die beste Überraschung, die ich je bekommen habe. Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht mit einem Ausflug zu Pferd. Wohin reiten wir?", fragte Lurco aufgekratzt und tätschelte seinem Pferd den Hals, als müsste er sich vergewissern, ob es wirklich real war.

  • Auf den Knuff hin legte Scato leicht den Kopf schräg und blinzelte. Sie hatten ihre eigene Sprache entwickelt, Dinge zu sagen und zu zeigen. Scato freute sich darauf, dass sie nun einige Tage für sich allein haben würden, in denen sie keiner Geheimsprache bedurften.


    "Du willst es also wissen, anstatt dich überraschen zu lassen", sagte Scato lachend, nachdem er bezahlt hatte. Da Lurco schon saß, belud Scato ihre beiden Pferde. Sein Freund sollte das Sitzen im Sattel genießen können. Irgendwie hatte Scato schon geahnt, dass Lurco sich den Schwarzbraunen aussuchen würde und freute sich darüber, dass er ihn richtig eingeschätzt hatte. "Wir sind hier schon ganz richtig auf die Via Tiburtina", plauderte er beim Bepacken. "Ihr Name verrät dir, wohin wir reiten. Als ich damals von Mantua nach Rom gereist bin, habe ich auf einen Tipp hin einen kleinen Umweg über die Stadt Tibur genommen. Und der war nicht umsonst. Ich werde dir zeigen, warum. Auf geht´s."


    Scato schwang sich auf den Sattel und trieb sein Pferd an. Da der Betrieb auf der nach Osten führenden Straße sich momentan in Grenzen hielt, konnten sie nebeneinander reiten und ein wenig reden.


    "Alles verrate ich dir noch nicht. Nur so viel, dass viele reiche Schnösel aus Roma auch eine Villa in Tibur haben und das aus gutem Grund."


    Der Weg führte über die Ponte Mammolo, eine Steinbogenbrücke über den Anio, der ein Nebenfluss des Tiber war. Der Anio würde sie fortan bis nach Tibur begleiten*. Seine Fluten kamen ihnen so klar entgegen, dass man jeden einzelnen Stein des Flussbettes sah. Es war ein Jammer, dass dieses Wasser so ruhmlos enden musste, wenn es sich in Rom in die braune Brühe des Tiber ergoss.


    Sim-Off:

    *Verlauf des Anio (heute: Aniene)

  • Lurco saß gut gelaunt im Sattel und hörte Scato zu. Sie ritten also nach Tibur und dort hatte jeder Schnösel eine Villa laut Scatos Ausage. Warum wusste Lurco leider nicht, Scato hingegen schon. So konnte er sich keinen Reim darauf machen, was es geheimnisvolles in Tibur gab. Er konnte entweder Scato löchern, oder sie brav gedulden. Letzteres war angebracht, denn Scato hatte sich mit dem Ausflug sehr viel Mühe gegeben. Er hatte sich sogar gemerkt, dass Lurco Pferde liebte.


    "Also auf in die Stadt Tibur, deren Geheimnis ich vor Ort ergründen werde. Also jeder Reiche hat eine Villa in Tibur, da ich die Stadt leider nicht kenne kann ich nur Vermutungen anstellen oder raten. Löchern werde ich Dich nicht Scato, dafür hast Du Dir zuviel Mühe gegeben und das erkenne ich dankend an. Danke für die Überraschung, mit den Pferden hast Du mir schon eine große Freude bereitet. Allein dafür lohnt sich schon der Urlaub. Vielleicht finden wir unterwegs ja einen Flecken wo wir ausnüchtern können", freute sich Lurco und ritt gemütlich neben Scato her.


    Sie waren erst losgeritten, aber Lurco bedauerte jetzt schon die Zeit wo sie die Pferde wieder abgeben mussten. Mit einem Lächeln schob Lurco die Gedanken beiseite, er wollte die Zeit genießen und keine trüben Gedanken aufkommen lassen.


    Tibur, was hatte er über Tibur gehört? Lurco gab das Raten auf und freute sich auf die Überraschung.

  • Der Ritt war ein Traum. Die Sonne begleitete sie auf allen Wegen. Hübsche Wolkenformationen sorgten für genau die richtige Dosis an Beschattung und eine sanfte Brise für ein angenehmes Maß an Erfrischung. Während sie nebeineinander ritten, wechselten sich Phasen der Unterhaltung ab mit Zeiten angenehmen Schweigens. Manche Menschen fanden Schweigen unangenehm, doch sie übersahen, dass es zwei Arten von Schweigen gab. Bei der einen hatte man einander nichts zu sagen und stellte dies schmerzlich fest. Bei der anderen waren Worte nicht nötig, weil ein tiefes Verstehen zwischen einem lag, das keiner Worte bedurfte. Die Sommernächte waren kurz, so dass sie bis zum Abend in die Nähe der Stadt gelangten.


    Kurz zuvor bog Scato von der Hauptstraße ab und führte Lurco durch die Berge. An den Hängen lagen die Felsen bloß, oben waren die Berge bewaldet. Lurco und Scato ritten durch warmen Sommerschatten, das Hufgeklapper der Pferde wurde vom Waldboden gedämpft. Wenn der Wald dünner wurde, bot sich ein herrliches Panorama über das Land - ihr Land. Scato lächelte Lurco überglücklich zu, dann zügelte er sein Pferd und wies nach vorn - Die ersten Häuser von Tibur waren in Sicht.


    Aussicht auf Tibur

  • Lurco genoss den Ritt, ebenso wie ihre Unterhaltungen und das stille Beisammensein. Der Urlaub hätte nicht schöner beginnen können. Sie waren den ganzen Tag unterwegs und das sogar bis in den Abend hinein. Sie erreichten die Ausläufer der Stadt und Scato verließ den Hauptweg. Hinein ging es in die bergische Landschaft, die bewaldet war. Der Schritt der Pferde wurde federnder, da der Untergrund weicher wurde. Angenehm für Mensch und Tier, fand Lurco.


    Die Abendsonne senkte sich herab und färbte die Landschaft und die Stadt in glutrotes Licht, ganz so als wollten ihnen die Penaten aus ihrem Barackenofen zuwinken. Der Anblick war atemberaubend schön. Lurco zügelte sein Pferd und ließ den Blick über die Landschaft streifen.


    Sie ritten weiter und die ersten Häuser Tiburs kamen in Sicht. Scato schenkte ihm ein glückliches Lächeln und Lurco erwiderte es genauso herzlich.


    "Wo werden wir übernachten Scato?", fragte Lurco gut gelaunt und streichelte seinem Pferd den Hals.

  • "Wir übernachten draußen", verriet Scato. "Komm."


    Nachdem sie die Aussicht genossen hatten, ritten sie einen gewundenen Bergpfad hinunter ins Tal, in das die Wasserfälle in mehreren Kaskaden hinabstürzten. Das Wasser hatte dabei Wannen ausgewaschen, in denen sich das kühle Nass sammelte. Das Rauschen des Wassers glich einem Donnern und ein feiner Sprühregen zauberte mehrere Regenbogen in die Abendsonne. Scato band sein Pferd an, so dass es grasen konnte und entledigte sich seiner verschwitzten Kleidung. Mit einem Fuß testete er, wie kühl das Wasser war - herrlich erfrischend! - und stieg hinein. Dann tauchte er unter und war weg. Kurz darauf bracht er an anderer Stelle wie wieder aus dem Wasser hervor.


    "Komm rein", rief er gegen das Rauschen an und schüttelte sein nasses Haar.

  • "Draußen unter freiem Himmel? Das ist eine geniale Idee Scato", freute sich Lurco.


    Lurco nahm seinen Pferd den Sattel und das Geschirr ab und ließ lediglich das Halter um dessen Kopf. Den Anbindestrick, den Lurco vorsichtig um den Hals seines Pferdes befestigt hatte, nahm er ab und band es an. Sanft streichelte er den Braunen, das Pferd hätte er am liebsten für immer behalten.


    Danach nahm sich Lurco Scatos Weißem an, kümmerte sich ebenso um dessen Pferd und stellte beide Sättel und ihre Ausrüstung unter einen Baum, so dass alles seine Ordnung hatte.


    "Ich komme ja schon", rief Lurco gut gelaunt zurück.


    Lurco schaute noch einmal rückversichernd über die Landschaft. Zuerst im weiten Bereich, dann den mittleren und dann ganz nah in ihrer Umgebung, so dass die Augen stets an die korrekte Distanz gewöhnt waren. Nichts. Niemand. Zudem verließ er sich auf die guten Sinne der beiden Pferdekollegen. Sie würden rechtzeitig Alarm schlagen und nur am Halfter befestigt konnten sie sich auch nicht bei Erschrecken verletzen.


    Lurco genoss noch einen Moment den Ausblick auf die Landschaft und den schwimmenden Scato, ehe er sich selbst komplett auszog und Scato ins Wasser folgte. Er tauchte selbst einen Augenblick unter und gesellte sich dann zu seinem Freund. Lurco umarmte Scato um den Hals und küsste ihn fest auf den Mund.


    "Salve", grinste er breit, ehe er ihn untertauchte.

  • Scato wurde überschwänglich und liebevoll im Wasser begrüßt, worauf er glücklich in die Abendsonne blinzelte, nur um sich einen Moment später brutal untergetaucht in einem Vorhang von Luftblasen wiederzufinden. Lurco war manchmal ein richtiger Sack. Unter Wasser packte er Lurcos Unterschenkel und riss ihn auf dem glitschigen Stein von den Füßen. Da das Wasser recht tief war, bestand keine Gefahr, dass Lurco sich irgendwo einschlug. Dann stieß Scato wieder prustend an die Oberfläche. Er liebte Wasser und er liebte es zu schwimmen. Und er hatte viel Übung, Leute im Wasser niederzuringen, denn sein kleiner Bruder hatte auch öfter Mal als Opfer herhalten müssen.


    "Na warte", knurrte Scato spielerisch und nahm beide Backen voller Wasser, um Lurco einen Wasserstrahl ins Gesicht zu spucken, sobald der wieder zum Vorschein kam.

  • Scato war schneller und gelenkiger als vermutet. Im Grunde hatte Lurco einen Fisch im Wasser angegriffen, kein Wunder dass er selbst in den Tiefen der Fluten landete. Prustend kam er wieder hoch und zeigte die offenen Handflächen als Zeichen das er sich ergeben wollte.


    "Du hast gewonnen Stöckchen, kein Ärger mit Neptun", grinste er Scato an.


    Lurco wischte sich das Wasser aus den Augen und schwamm zu Scato.
    "Wir übernachten also im freien, erzähl was Du geplant hast", bat er gut gelaunt.


    Scato hätte keinen besseren Ort für ihre Übernachtung wählen können, sie hatten natürliche Therme, eine herrliche Aussicht, zwei Pferde und vor allem sich.

  • Scato spuckte die Füllung seines Munds in einem schwachen Strahl vor sich ins Wasser, anstatt es Lurco ins Gesicht zu spritzen. Er watete Lurco entgegen und umarmte ihn mit seinem nassen, kalten Körper. Bei der Hitze war das Bad eine Wohltat.


    "Geplant ist zum Einen natürlich die Besichtigung von Tivoli, zum Anderen einfach Ruhe tanken in der Natur. Hier sind wir uns und Faunus am nächsten. Trubel und andere Leute haben wir jeden Tag. Für heute bleiben wir draußen. Wenn du möchtest, auch für die künftigen Nächte bis zur Heimreise. Es gibt hier einen geheimen Ort", sprach er leise in sein Ohr. "Hinter dem Schleier des Wasserfalls. Ich weiß allerdings nicht, ob wir es schaffen, die Pferde mit hineinzuführen, das wäre deine Aufgabe als Pferdefreund. Komm."


    Er ergriff Lurcos Hand und watete mit ihm vorsichtig über den steinigen Grund auf den Wasserfall zu. Bald konnten sie den kalten Sprühnebel auf ihrer Haut spüren, in dem ein Regenbogen schillerte. Dann traten sie hindurch.


    Hinter dem Wasserfall

  • Lurco erwiderte die Umarmung und küsste Scato in die Halsbeuge, bevor er ihn wieder freigab. Die Landschaft war herrlich und Trubel hatten sie während des Dienstes schon genug. An den Abschaum der ihnen tagtäglich begegnete wollte Lurco jetzt nicht denken. Die Zeit gehörte ihnen allein und niemandem sonst.


    Lurco folgte Scato hinter den Wasservorhang und schaute sich staunend um. Eine Höhle und von welchem Ausmaß sie war. Wunderschön war das Erste was ihm dazu einfiel, aber damit wurde er diesem Ort nicht gerecht. Zauberhaft, magisch und von Faunus gesegnet, traf es wohl ehr.


    Was die Pferde anging, verlangte es einiges an Vertrauen, dass ihnen die Tiere blind durch den Wasserfall folgten. Es waren nicht ihre Tiere und so lange kannten sie die Rösser noch nicht. Vorsicht war angeraten, damit sich keines der Tiere verletzte. Darüber verlor Lurco jedoch kein Wort, um sie nicht aus der besonderen Stimmung zu reißen.


    "Dieser Ort ist so schön, da finde ich keine passenden Worte", sagte er glücklich.
    Neben Scato bezog er Position und schaute sich um.


    "Unser Liebesnest für diese Nacht mein Stöckchen. Hier wie Zuhause stört sich keiner daran, dass Du mein Mann bist oder ich Deiner. Das hier ist unsere Zeit Scato. Danke für den Urlaub. Danke alles", sagte Lurco leise und liebevoll.

  • Lurcos Aussage war wie eine warme Decke, die sich um Scatos Seele legte. Obwohl er sonst nicht um Worte verlegen war, folgten einige Momente des Schweigens, in denen er nur lächelte. Zunächst etwas verlegen, dann glücklich. Seine Hand tastete im Halbdunkel nach der von Lurco, während hinter ihnen der Wasserfall rauschte und vor ihnen das Wasser des Grottensees glitzerte.


    "Das erste Mal im Leben hätte ich Lust, zu heiraten", antwortete er schließlich. Er lächelte Lurco zu. "Andererseits - was ändert das schon? Wir haben ein gemeinsames Haus und wir haben uns. Der Urlaub ist meine Antwort auf die Sonnenuhr. Mein Ja." Er tippte auf die drei Anhänger, die er auch zum Baden nicht abgelegt hatte. Er legte sie niemals ab. "Weißt du, eigentlich haben wir es gar nicht schwerer, sondern besser als alle anderen. Wie oft sieht der arme Tarpa denn seine Asinia? Oder Ramnus die dicke Lupa, in die er sich verguckt hat? Und welche Zukunft erwartet sie? Tarpa wird verarscht und mit dem Kuckuckskind erpresst und Ramnus und die Hure haben keine Zukunft. Wir aber können jeden Tag gemeinsam verbringen, wir sind Kameraden und Freunde und wir sind noch mehr. Kann man sich denn etwas Besseres wünschen, als nicht nur die Freizeit, sondern auch den Dienst miteinander zu verbringen? Das ist doch ein geringer Preis für das bisschen Versteckspiel."


    Scato stieg mit Lurco an der Hand in das eiskalte, stille Wasser des Sees. "Komm, wir schwimmen zu dem Licht da hinten!"

  • "Das hast Du sehr schön gesagt Stöckchen. Heiraten? Wieso nicht. Wir schwören uns ewige Treue in unserer eigenen Zeremonie. Terpander könnte uns segnen, wenn Du möchtest. Ich würde mich sehr darüber freuen. Von ganzem Herzen Scato.


    So gesehen haben wir es wirklich besser. Wir teilen alles, Arbeit, Alltag, Freizeit. Wir sind immer zusammen, für einander da und stehen für einander ein. Ich befürchte auch, dass weder Tarpa noch Rammy glücklich werden. Aber Asper war in letzter Zeit verdächtig glücklich. Wer weiß, was bei ihm los ist. Das finden wir schon noch raus.


    Das Schicksal hat uns zusammen geführt Scato und wir haben schon einiges überstanden und gemeistert. Der Urlaub ist die Antwort auf die Sonnenuhr? Gefällt mir. Schwimmen wir zu den Lichtern", antwortete Lurco und drückte liebevoll Scatos Hand. .

  • "Terpander wird sich entweder freuen oder stinksauer sein", sagte Scato mit leisem Lachen. So genau war das bei dem alten Griechen manchmal nicht zu unterscheiden. Er zog Lurco an der Hand in das eiskalte Wasser des unterirdischen Sees. Nach ein paar Schritten und dem obligatorischen Gejammer wegen der Kälte ließ Scato sich ins Wasser gleiten. Gemeinsam schwammen sie auf das Licht zu. Die Kälte zog Scato den Hals zusammen, doch nach der Hitze, durch die sie geritten waren, fand er das Gefühl angenehm. Am anderen Ufer angelangt, mussten sie sich bücken und schritten durch einen natürlich gewachsenen Torbogen. Was sie erwartete, war in Scatos Augen der perfekte Rastplatz.


    Wo das Licht herkam


    Von allen Seiten durch Fels umschlossen, sahen sie dennoch den Himmel. Hier waren sie sicher, ohne sich unter tonnenschwerem Gestein verbergen zu müssen. Ein weicher Sandstrand formte ein Bett, gewärmt von der Sonne. Scato legte sich bäuchlings hinein und blinzelte Lurco glücklich zu.


    "Was meinst du, schaffst du es, die Pferde bis hierher zu bringen? Dann könnten wir an dieser Stelle übernachten und sogar grillen. Der Rauchabzug ist mehr als großzügig."


    Das Holz müsste natürlich auch noch irgendjemand holen, oder sie aßen das Fleisch einfach kalt.

  • Lurco schaute sich staunend um. Dieser Ort war wahrhaftig von den Göttern gesegnet. Liebevoll drückte er Scato und drehte sich dann einmal um sich selbst.


    "Ich habe nie einen schöneren Ort gesehen Scato. Ein kleines geschütztes Nest, ein Refugium der Gemütlichkeit. Stell Dir vor, hier würden wir ein kleines Haus bauen. Fernab der Welt und ihrer Probleme. Wie hast Du diesen Ort gefunden? Ich versuche die Pferde zu holen. Ich bin gleich zurück", antwortete Lurco.


    Er schnappte sich Scatos und seine eigene Tunika und ging nach draußen zu ihren Pferden. Lurco sattelte die Tiere und legte ihnen dann vorsichtig jeweils eine Tunika über die Augen. Mit aller Vorsicht und so behutsam wie möglich führte Lurco die Tiere ins Wasser, hinter den Wasserfall und weiter in die Höhle hinein bis zu Scato. Die ganze Zeit sprach er beruhigend auf sie ein. Am Strand nahm er ihnen den Sichtschutz ab, ebenso erneut den Sattel.


    Lurco machte es sich im Sand gemütlich und nutzte seine Tunika als Kopfkissen.
    "Terpander wird sich freuen, vermute ich jedenfalls. Grillen klingt genial. Was essen wir Leckeres Stöckchen?", fragte er glücklich.

  • "Lass dich überraschen", sprach Scato verschwörerisch.


    Nachdem Lurco die Pferde in ihre geheime Höhle mit dem Lichtschacht geführt hatte, verschwand Scato noch einmal nach draußen. Es dauerte eine Weile, in der Lurco sich ausruhen und die Stille genießen konnt, bis sein Freund patschnass mit einem Bündel zurückkehrte. Darin war, sicher eingschlagen, Feuerholz in unterschiedlichen Dicken, Zunder aus dem Inneren eines Baumpilzes und eine Überraschung. Scato schuf eine Grube, die er mit Steinen umrandete, und schichtete die Miniatur eines Lagerfeuers aus dem Zunder und dürren Zweiglein auf, die leicht Feuer fangen würden. Drumherum baute er ein Gitter fingerdicker Ästchen und stellte darüber wieder dickere Hölzer, bis das Innenleben des künftigen Lagerfeuers errichtet war. Vorsichtig schlug er nun Funken. Der Zunder, windgeschützt, fing rasch Feuer. Aufgrund der Bauweise hielt sich die Hitze bei guter Durchlüftung im Inneren, so dass das Feuer rasch um sich griff und sich von innen nach außen fraß, während Scato immer wieder dünne Zweige nachschob, bis das Feuer sicher brannte und bald auch die dickeren Äste Feuer fangen würden. Dann schlug er die Tücher auseinander, die er ebenso mitgebracht hatte. Darin lagen sechs unterarmlange und vielversprechend fette Fische.


    "Selbstgekauft", sagte er mit einem Schmunzeln.


    Während sie darauf warteten, dass genügend Glut zum Grillen sich am Grunde der Feuergrube gesammelt hatte, legte Scato sich der Länge nach auf Lurco, um ihn unter sich zu spüren. Ein Kuss auf den Mund, den Scato mit geschlossenen Augen genoss, ehe er den Kopf auf Lurcos glattrasierte Brust bettete und sich entspannt auf ihm breitfließen ließ. Er hörte nur das Knistern des Feuers, das gelegentlich laut knackte, das ferne Rauschen des Wasserfalls und Lurcos Herzschlag unter seinem Ohr.


    "Ich bin gerade so glücklich", wisperte er. "Lass uns nie wieder streiten."

  • "Alles klar, ich lasse mich überraschen", freute sich Lurco und schaue Scato dabei zu, wie dieser geschickt eine Feuerstelle baute und das Feuer fachmännisch entfachte.


    Danach präsentierte Stöckchen ihm Stolz seine sechs selbstgekauften Fische. Unterarm lang und extrem lecker sahen sie aus.


    "Besser hätte ich sie auch nicht kaufen können, die sehen erstklassig aus", grinste Lurco und rieb sich den Bauch.


    Das Warten verbrachten sie auf eine ganz besondere Weise. Scato legte sich auf ihm ab und wurde platt und breit wie eine Flunder. Ein zärtlicher Kuss besiegelte ihren Urlaub und die gemütliche Stimmung. Lurco erwiderte den Kuss liebevoll und nahm Scato in die Arme.


    "Danke für den Urlaub, für alles Stöckchen. Versprochen nie wieder Streit", stimmte Lurco genauso glücklich zu und legte seinen Kopf auf den von Scato ab. So ließ es sich leben, alles war rund Dank Scato.

  • Sie verbrachten die Nacht in trauter Zweisamkeit. Die steinernen Wände der Grotte schützten sie vor Blicken, vor Stimmen, vor der ganzen Welt, die sie als Urbaner mit ihrem Leben schützten und in die sie dennoch nicht passten. Hier spielten diese Dinge keine Rolle und sie konnten ganz sie selbst sein. Als Scato aufwachte, lag er in den Armen von Lurco und die Sonne stand im Zenit, so dass eine heiße Lichtsäule durch den Lichtschacht auf sie fiel. Sie hatten bis zum Mittag geschlafen. Für die geplante Stadtbesichtigung war es nun schon zu heiß. So verschwand Scato leise nach draußen. Als Lurco wenig später die Augen aufschlug, duftete es nach ofenwarmem Kuchen. Scato hatte eine Decke ausgebreitet und bereitete gerade das Frühstück für sie vor. Der Kuchen war schon aufgeschnitten, dazu gab es saftiges Obst und honiggesüßte Posca.


    "Guten Morgen", begrüßte Scato seinen Mann. "Du wachst gerade richtig auf. Ich habe mir gedacht, wir essen gemütlich und baden dann eine Runde. Es ist extrem heiß. Zum Sonnenuntergang schauen wir uns die Stadt an. Einverstanden?"


    Die Pferde hatten Möhren erhalten, die Scato überall verteilt hatte und die sie nun langsam herumgehend lautstark schnurpsten. Er hatte sie auf Steine gelegt, so dass die Tiere keinen Sand mit aufnahmen. Es gab jedoch noch genügend Gras in der Grotte, so dass die Möhren nur den Nachtisch bildeten.

  • Der Duft von frischem Kuchen weckte ihn. Lurco streckte sich und beobachtete Scato liebevoll wie dieser ihr Frühstück zubereitete. Die Pferde waren ebenfalls versorgt, sein Stöckchen hatte an alles gedacht. Lurco kämpfte sich verschlafen auf die Beine und gesellte sich zu seinem Mann.


    "Morgen", sagte er schlicht und küsste Scato leidenschaftlich.
    Er nahm neben seinem Schatz Platz und schaute auf die Köstlichkeiten.


    "Das sieht sehr lecker aus und es duftet fantastisch. Wir haben ganz schön lange geschlafen. Ich könnte für immer hier bleiben Stöckchen", erklärte Lurco. Er nahm sich ein Stück Kuchen und ließ es sich schmecken. Auch von der Posca nahm er sich und stillte seinen Durst.


    "Am Abend in die Stadt, so machen wir es. Wir lassen es ganz gemütlich angehen", grinste Lurco, rutschte ganz nah zu Scato auf und kraulte ihm mit der freien Hand den Rücken.

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