Seltsame Bilder entstanden in Tisanders Kopf die er mit einem Kopfschütteln verscheuchte. Nein nicht sein Kleiner dachte er. Um die Situation zu retten fragte er: "Aber ihr hast doch eure Sklaven für euch arbeiten lassen oder hattet ihr keine?" Das gab es ja auch, bei ihm zu Hause zum Beispiel. "Naja irgendwann wirst du auch erfahren, wie es so ist wenn man spürt das man andere Menschen für bestimmte Dinge braucht. Doch nun komm, hörst du nicht das ferne Grollen? Man Magen ist es, er ruft nach Nahrung". Tisander stand auf und hinkte los.
Thermae
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"Natürlich hat meine Familie Sklaven. Und sie wurden damals auch benutzt, sogar sehr gern. Ich entstand, weil der Hausherr meine Mutter benutzte. Ob sie das gut fand, steht auf einem anderen Blatt. Ich finde es keinesfalls gut, wenn man so mit meiner Mutter umgeht. Meinen eigenen Sklaven, den einzigen, den ich in meinem persönlichen Besitz hatte, den habe ich jedenfalls nicht benutzt. Dafür liegt er mir viel zu sehr am Herzen."
Dafür waren andere zuständig gewesen, was Fango mächtig wütend machte und seine Meinung dazu noch zementierte. Die Erinnerung daran, wie Unauris, der damals noch Cassivellaunus hieß, nackt Wein ausschenken musste und dabei von seinem Bruder berührt wurde, trieb ihm die Zornesröte ins Gesicht. Der Gedanke daran, dass er auch so geendet wäre, wenn sein Vater ihn nicht als Sohn angenommen hätte, noch mehr.
"Und ich werde das auch niemals tun, Tissi", bekräftigte er. "Wenn es nicht aus Zuneigung geschieht, dann will ich das nicht. Aber mach du nur. Wenn du meinst, dass es richtig ist." Er winkte ab, als wäre ihm das alles egal.
Verbittert schluckte er alles Weitere herunter. Mit seiner einsamen Moralpredigt würde Fango Tisander nicht zum Umdenken bewegen und diese Welt auch nicht zu einem besseren Ort machen. Das einzige, was er tun konnte, war, selbst anders zu handeln. Er schwang sein Handtuch über die andere Schulter und schlenderte langsam neben dem hinkenden Tisander in dessen Tempo her.
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Tisander schielte zu Fango, wie es schien saß in ihm eine tiefe Verbitterung und er war gerade ein wenig ungerecht. "Nun regt dich ab, es ist doch besser ich bezahle jemanden der dies aus freien Stücken macht, ehe ich einen herfalle, denn das ist nun wirklich nicht mein Ding. Das mit der Zuneigung wird sich bestimmt irgendwann ergeben", wenigstens hoffte er das, "aber bis dahin braucht es eben eine andere Lösung. Doch ich sehe du möchtest nicht darüber sprechen also lassen wir es.... Ich hörte du hast Krankenbesuche gemacht?" Tisander hatte gerade keine bessere Idee für ein Gespräch, obwohl er sich nicht sicher war was er von diesen Besuchen halten sollte. Gut der kleine war ein Streber aber doch kein Schleimer. Damit wollte er sich bestimmt nicht einschleimen, vielleicht interessierte ihn auch nur die Krankenpflege.
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Wie Tisander darauf kam, dass Fango nicht darüber sprechen wolle, wo dieser ihm doch eine, wie er fand, offene und recht ausführliche Antwort gegeben hatte, wusste er nicht. Er runzelte die Stirn.
"Ich falle über niemanden her. Ich bin ja kein Tier", sagte Fango. "Falls das bei dir so ist, würde ich mal den Medicus kontaktieren. Vielleicht stimmt etwas mit deinen Körpersäften nicht." Die waren meist schuld, wenn es jemandem ohne sichtbare Wunde nicht gut ging. "Ich habe zwei gesunde Hände und du zumindest eine. Es muss also keiner von uns beiden platzen." Er zwinkerte nach dem kleinen Witz, um die Spannung aus der Situation zu nehmen, da Tisander etwas aufgebracht wirkte.
"Ja, ich habe Duplicarius Andriscus und Vexillarius Matinius einen Kuchen vorbeigebracht. Sie sind zum Glück beide auf dem Weg der Besserung! Es hatte sie übel erwischt, aber sie haben sich über die Aufmerksamkeit gefreut."
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Ein wenig ärgerte Tisander sich über die Antwort mit dem Tier und beschloss nun weiter zu stänkern. Er verstand sich selber nicht, warum er plötzlich gegen den Kleinen anging.
"Ach ne, denen bringst du Kuchen aber mich beschimpfst du als Tier. Was folgt als nächstes? Wächst du ihnen die Füße, putzt ihnen die Nase?" Kaum ausgesprochen tat es ihm leid. "Was soll's komm wir gehen essen ich lade dich ein, denn so arm bin ich auch nicht. Ich habe vier Geschäfte, Babier, Metzger, Töpfer und eine Tongrube. Alles selber erarbeitet. Da staunst du was. Trotzdem bin ich nun hier, weil ich etwas sinnvolles tun wollte und vorhatte etwas zu erleben. Was nutz mir das ganze Geld wenn ich Langeweile habe." Das war das erste mal, dass Tisander mehr von sich erzählte, linste gespannt zu dem Kleinen. Was würde der jetzt sagen?
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Fango stockte. Auf die freundliche Einladung und die Mutmaßung, er würde die Nasen und Füße der Offiziere reinigen, konnte er nicht antworten, weil das, was zwischen diesem ganz normalen Geplänkel steckte, ihn schier aus den hölzernen Badeschuhen hob. Langsam drehte er den Kopf zu Tisander. Dass dieser sich tatsächlich als Tier angesprochen fühlen könnte, damit hatte er nicht gerechnet. Das hieß ja aber ... das hieß ja, dass ... Fango, der ein hochmoralischer Mensch war, bekam für einen Moment keine Luft mehr.
"Das solltest du nicht mehr tun, Tissi", keuchte er dann besorgt. In flüsternder Lautstärke ergänzte er: "Dafür wird man hart bestraft. Ist es denn wirklich so schlimm bei dir? Jetzt mal ehrlich und ohne Gezänk."
Fango wollte dem Freund gern helfen, um den er sich große Sorgen machte.
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Tisander stand da und starrte den Kleinen mit offenem Mund an. Hatte er das gerade wirklich richtig verstanden? Er hörte es in seinen Ohren rauschen. Mit einem Griff in einer einzigen Drehung hatte er die Tunika des Knirps ergriffen. Selbst in einem Arm hatte er ungeheure Kraft, durch das tägliche Arbeiten mit den Pferden, im Training für die Wagenrennen. Mühsam beherrschte er sich, um den Kleinen nicht hochzuheben und gegen die Wand zu nageln. „Du elender Wicht, du willst mich unbedingt falsch verstehen und wie mir scheint mir auch noch etwas andrehen. Jetzt könnte ich einfach sagen, du schließt wohl von dir auf andere aber ich bin nicht wie du und hänge dir einfach etwas an. Wenn ich jemals noch so eine oder eine ähnliche Äußerung von dir über mich höre, dann landest du mit einem einzigen Hieb ungespitzt in den Boden. Ich hatte angenommen zwischen uns bestände so etwas wie Freundschaft und da denkst du so etwas von mir? Dir ist schon klar, dass wir damit geschiedene Leute sind.“
Dann ließ er einfach los und wandte sich ab um die entgegen gesetzte Richtung einzuschlagen. In seinen Augen glitzerte es. „Das war es dann wohl“, flüsterte er fast unhörbar. -
Fango rechnete nicht damit, dass Tisander ihm etwas tun würde, so wartete er einfach ab, während dieser ihn ein Stück anhob und ihm seine Meinung ins Gesicht schnauzte. Jedoch blinzelte der viel kleinere Fango einige Mal irritiert, weil er Tisanders Logik nicht ganz folgen konnte. Als Tisander ihn am Ende wieder abstellte und sich brüsk abwandte, zerbrach in Fango eine Welt. Er hatte seinem Freund helfen wollen und zerstörte ausgerechnet damit ihre Freundschaft. Hätte er Tisanders Not einfach ignoriert, als würde sie ihn nichts angehen, wäre alles noch in Ordnung. Die Welt war verrückt geworden! Und Fango war es mit ihr. Denn er hielt Tisander mit einem Griff an der Schulter davon ab, zu gehen, schlüpfte mit einer Drehung vor ihn, sah ihm in die Augen und nahm ihn dann wortlos in die Arme.
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Tisander löste sich ärgerlich aus der Umarmung. "Was willst du? Sag mir wie so du nur auf solch eine Idee kommst. Du redest immer weiter und hörst nicht zu. Ich sagte *Ach ne, denen bringst du Kuchen aber mich beschimpfst du als Tier.* Was ich damit meinte und nun sei nicht gleich gekränkt, denn ich wollte dich nur ein wenig ärgern. Du beschenkst die mit Kuchen, ich bekomme keinen aber dafür behauptest du einfach ich würde es mit Tieren treiben, machst auf besorgt und rätst mir ich solle zum Medicus gehen. Wie kommst du nur auf einen solchen Gedanken. Habe ich dich so geärgert, gequält, willst du dich so rächen? Wie lange kennen wir uns? Ich dachte du würdest mich inzwischen besser kennen."
Für ihn war das Thema noch lange nicht gegessen. Er war oft von älteren gehänselt und geärgert worden. So etwas war ihm noch nie untergejubelt worden. Noch immer zu tiefst gekränkt meinte er abschließend. "Bitte geh, ich möchte jetzt alleine sein."
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Vor Empörung röteten sich Fangos Wangen. Tisander legte ihm Worte in den Mund, die er definitiv nicht gesagt hatte! Seine Stimmung schlug um in Verbitterung, als Tisander ihn bat, zu gehen. Fango schlussfolgerte, dass er in Zukunft besser aufhören sollte, sich in das Wohlbefinden anderer Leute einzumischen. Es brachte mehr Schaden als Nutzen, am Ende lag in Scherben, was er hatte reparieren wollen. So erfüllte er Tisander seinen Wunsch und redete nicht länger, wenn Worte keinen Erfolg mehr brachten und auch eine wortlose Umarmung ihren versöhnlichen Zweck verfehlte.
Fango drückte den schmalen Rücken durch, um nicht ganz so traurig zu wirken. Mit klappernden Holzbadeschuhen ging er von dannen, um sich wieder anzukleiden und in die Unterkunft zurückzukehren, wo Tisanders Kuchen auf dem Tisch stand. Fango hoffte, Zisimos hätte ihn inzwischen aufgefressen.
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RE: Turma II - Stuben der Equites
Tisander war gleich in die Thermae gegangen. Nach der Schufterei im Stall tat ein ordentliches Bad gut. Außerdem hoffte er dort den Ärger über den Kleinen los zu werden. Warum war der Wicht nur so? Er hätte ihm doch einfach, nachdem der Vexillarius weg gewesen war, nochmals den Hinweis geben können. Oder aber abwarten sollen, wie er sich verhielt, ließ er sein Haar wie es war, war es
seine eigene Schuld, wenn er Ärger bekäme. Das der Vexillarius jetzt außer mit den Hinweisen reagierte, konnte Fango nicht wissen. Er hängte ihn einfach hin und ließ es darauf ankommen. Was war nur los
mit ihnen? Nicht lief mehr wie früher.Der Apulaner merkte, als er das Becken verließ, um sich noch eine Massage zu gönnen, dass sein
Ärger noch nicht verraucht war. Jetzt half nur noch eins, sich abreagieren. Hinter der letzten Baracke. Bei den Die Reiter der Legio -
Faustus betrat das Balenum der Ala um sich etwas zu entspannen. Nach dem Ritt durch das Gelände und dem komischen Überfall der Legionäre waren die unerfahrenen Tirones geradezu besessen von einem erholsamen Bad. So traf sich Faustus auch mit Randolf der vor Schmerzen humpelte. Sein erster anstrengender Ritt hatte ihn weichgeklopft und seinem jämmerlichen Gesicht ließen die Strapazen und Schmerzen erkennen. Nun gut der Kerl war auch deutlich jünger als Faustus und hatte auch noch nicht so viel mitgemacht wie der erfahrene und deutlich ältere Faustus. So genossen sie beide mit ihren Kameraden das herrliche wohltemperierte Nass und fühlten sich rundum wohl. Faustus und Randolf zogen sich ein bisschen zurück um ungestört miteinander sich zu unterhalten. Randolf meinte nur. “Was hat es eigentlich mit dieser Hilda und dir zu tun? Warum kennst du sie und was hat es eigentlich mit diesem Gerede von Gefahr mit den Germanen zu tun?“ Mit großen fragenden Augen sah Randolf seinen Kameraden an. Titus nickte versonnen und meinte dann zu ihm gewandt: „Nun ich hatte eine kleine Liebschaft mit Hilda und wir hatten uns aus ausweglosen Situationen herausgeholt. Ich war in Germanien unterwegs und habe so manches erfahren.“ Mehr durfte und wollte er nicht dazusagen. Die meisten Informationen waren geheim und gingen vorerst die Soldaten der Ala einschließlich Randolf nichts an. Randolf war nicht aauf den Kopf gefallen und erkannte das Faustus nicht mehr sagen durfte. Anscheinend war Faustus dem Decurio näher bekannt und schien für die Ala schon vor seinem militärischem Einsatz irgendwie gearbeitet zu haben. Vor allem war ihm aufgefallen, dass der ältere Kamerad sehr erfahren schien mit Kampfbehandlungen und Operationen hinter den feindlichen Linien. Doch wollte er nicht weiter darauf eingehen. So frönten sie beide dem süßen Nichtstun, denn eins war sicher Morgen würden sie beide wieder bluten müssen.
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Still und ohne großem Auftritt betrat Scarpus das Bad. Mit knappen Nicken grüsste er jene die bereits anwesend waren, ließ das Tuch fallen welches bis jetzt um seine Taille gewickelt war, setzte sich auf eine der Bänke und griff zu einem Schwamm. Ein Zuber stand bereit, gefüllt mit erwärmten Wasser in dem nun der Atier den Schwamm tauchte und sorgfältig begann den Staub abzuweichen. Auch wenn es frostig kalt war und man annahm dass es nicht staubig war so tauschte sich derjenige.
Mit festen, gleichmäßigen Bewegung führte er den Schwamm von Nacken beginnend die Arme hinunter, immer wieder den Schwamm von Hand zu Hand wechselnd. Dann rieb er kreisend seine Brust ab weiter über die Beine und wieder zurück.
Zwischendurch drückte er den Schwamm aus, tauchte diesen in einen anderen Eimer um den Schmutz aus dem Schwamm zu entfernen folgend mit dem neuerlichen Einnässen dessen um sich erneut gründlich von oben nach unten abzugeben.
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