"Natürlich nicht einem Parther, nein, ich meinte das mehr generell. Barbaren können sehr treu und anhänglich sein. Mein Theseus war Germane, und er war eine Seele von Custos."
Auch vom ästhetischen Wert eines Gladiators schien Manius nicht überzeugt zu sein. Ich rechnete es ihm ja hoch an, dass er sich die Kämpfe überhaupt mit mir angesehen hatte, aber manchmal, so ganz heimlich, da wünschte ich, er würde nicht so viel von dem was mir Freude machte so deutlich als trivial betrachten...
… so dachte ich, und war verblüfft und geschmeichelt von dem Enthusiasmus, mit dem er auf die Erwähnung des Equus October reagierte. Jedoch erstarrten meine Züge, als er mich sorglos bei einem Namen nannte, der ganz und gar nicht hierher gehörte. Ich überspielte mein Erschrecken rasch mit freundlicher Miene, um keine weitere Aufmerksamkeit auf den Lapsus zu lenken. Doch unwillkürlich sah ich vor meinem inneren Auge, wie sich in dem weiten Rund des Amphitheaters die Gesichter der Menge, bisher gutgelaunt und festfroh, mit einem Mal auf uns richten und uns skandalheischend anstarren, giftig tuscheln, verächtlich ausspucken würden. So abgeklärt ich auch tat, so sehr ich ob meiner schillernden Vergangenheit auch daran gewöhnt war, Aufmerksamkeit zu erregen – die Furcht vor einer erneuten Verfemung steckte mir doch tief in den Knochen.
"Welche Farbe? Die einzig wahre natürlich: Gold!" antwortete ich mit falscher Heiterkeit.
Ich musste mit ihm sprechen, aber nicht hier. Zwei Regeln, nur zwei Regeln mussten wir beherzigen. Primum: Solange keine verschlossene Tür zwischen der Welt und uns ist, sind wir bloß Freunde. Secundum: Nichts Schriftliches.
"Tja, nach diesem kolossalen Zweikampf kann es wohl nicht mehr besser werden. Wollen wir?"
So brachen wir auf, und verließen das Flavische Amphietheater, während unten in der Arena der Sand geglättet wurde, um dem nächsten Kämpferpaar die Bühne zu bereiten.
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