• Furius drückte das Kreutz durch. Inzwischen hatte er sich Plattfüsse gestanden. Seine Laune passte inzwischen zu seinem Gesichtsausdruck. Er war von Roma her ellenlange Empfänge und Festigkeiten gewohnt, aber bei Iupiters Eiern,...er wurde nicht jünger! Wie lange dauerte das hier jetzt? Fehlte nur noch, daß man Häppchen reichte.

    Grollend atmete er stark durch die Nase. Er mochte diesen Geruch von Qualm und verbranntem Fleisch. Am Anfang erinnerte es ihn an einen Braten und er bekam regelmäßig Magenknurren. Wenn man es mit dem Pech nicht übertrieb war es auch auszuhalten...was ganz anderes als diese Verbrennungen in der Arena. Je nachdem wie der Wind stand war es kaum auszuhalten, vor allem das anfängliche Geschreie und Gewinsel. Ein toller Gott der seine Kinder dermaßen mißachtete.

    Wieder zog es im Kreutz und dieser Helm schien im Minutentakt schwerer zu werden.

  • Man plauderte ein wenig, preiste die Taten der Toten und ließ das Imperium hochleben. Bala fühlte sich wohl unter den Militärs. Solange sie keine politischen Ambitionen hatten und loyal zum Imperium standen waren sie ihm hundermal lieber als die Senatoren Roms. Deren heuchlerische Ambitionen für das Volk dienten doch letztendlich nur dem eigenen Vorteil oder dem ihrer Klienten. Nicht umsonst hatten die Aquilier beschlossen keine Klienten aufzunehmen, woran sich auch jeder hielt, außer dieser Mätze Serena.

    Was seinen Vater geritten hatte diese intrigante, zügellose und noch nicht einmal ausnahmslos politisch attraktive Frau zu ehelichen war ihm ein Rätsel. Der kleine Scheisser den er in seiner Lust auf das zweifellos knackige Fleisch seiner neuen Gemahlin gezeugt hatte war ihm auch ein Dorn im Auge. Seine Ambitionen waren nicht mehr durch Ansprüche unterfüttert. Der kleine Scheisser war ein Problem. Bala zwang sich zurück in die Realität bevor er den Gedanken vertiefen konnte.

    Er sah Furius bei seinen Verrenkungen und musste ein wenig grinsen. Der alte Grimm schien gehen zu wollen, fühlte sich scheinbar unwohl inmitten dieser Halbbarbaren.

    Sein Blick glitt zu den Scheiterhaufen. Beide waren bereit um die Asche zu sammeln.

    Ich denke wir können nun wegtreten lassen, meine Herren. richtete er sich an den Praefecten und seinem Stab.

    Nepos, ich werde mit meiner Garde in die Räumlichkeiten des Legionslegaten im Castellum der XXII ziehen. Dort werde ich die Aufstellung verfolgen und mir indessen ein Bild von der Grenzsicherung machen.

    Er wandte sich an Terentius Nero. Ich weiß, daß die Prima dein Herzstück ist, aber ich möchte, daß Germanicus Varro mich mit der Turma Prima bei den Inspektionen begleitet...befördere seinen Stellvertreter zum Decurio und den Rest der Turma mindestens zum Duplicarius. Ich denke die Beförderung von Germanicus zum Sub Praefectus der ALA I Aquilia Singularis ist auch in deinem Sinne?

    Natürlich war es heikel in Gegenwart von Nepos über die Nachbesetzung seines Sohnes auf dem Posten zu sprechen, aber die Welt lief weiter, auch wenn wir verharren, die Manen lauerten überall. Ein letzter Blick auf den Scheiterhaufen des Bassus, ein letztes Nicken und Bala rückte ab.

    Er stieg das Podium herab und war sofort umringt von Praetorianern. Sein Weg führte ihn zu Varro, der mit seinem Stellvertreter vor der Turma stand. Es machte Bala nichts aus zu ihm aufzublicken und winkte lässig ab, als Varro Anzeichen machte abzusteigen.

    Tragt eure Kameraden zu Grabe Germanicus, ab übermorgen trittst du mit der Prima jeden Morgen zur hora secunda vor dem Praetorium der Leg. XXII an um mich bei der Inspektion des Limes zu begleiten...Fragen dazu...Subpraefectus?

    Bala grinste den älteren Germanicer fast schon jovial an. Insgeheim dachte er darüber nach ihn in seine Garde zu holen, was den guten Furius wahrlich fuchsen würde.

    Gute Männer gab es nicht zuhauf, es galt die Besten um sich zu scharen.

    Er wartete die Antwort des Germanicers gar nicht erst ab und machte sich auf zum Praetorium. Es galt noch ein paar Sachen zu regeln vor seinem Aufbruch.

  • Was sollte Nero daraufhin schon erwidern? Wenn ein Caesar etwas anordnete, sei es die Umbenennung einer traditionllen Einheit in eine die seinem Ego frönt, sei es die Abkommandierung seiner Prima als Kindermädchen für seine Inspektionen, sei es...nun mit der Ernennung des Germanicers zum Sub Praefectus war er mehr als einverstanden. Er bezweifelte, daß er zu irgendeinem anderen Offizier in der kurzen Zeit in welcher er noch seinen Dienst versah, auch nur annähernd so im Einklang stehen würde wie mit Germanicus Varro.

    Er salutierte vor Caesar und gab Befehl zum wegtreten.

    Kurz darauf ertönten Hornsignale und die Ala...ja was nun? II Numidia als die sie angetreten waren oder eben I. Aquiliana Singularis,...zu welcher Caesar sie erhoben hatte? Nun die Ursprünge der Numidia lagen in Africa, kein einziger Nubier diente noch in ihr. Die Ehre war durchaus greif- und begreifbar nun den Namen des Caesars zu führen.

    Nero sah den abrückenden Equites gedankenverloren nach.

  • Die Chose war endlich vorbei. Der Praefectus gab das Signalzum Wegtreten. Was er nach einem kurzen Seitenblick mit Varro auch sofort in die Wege leitete. Nach dem Einrücken in die Unterkunft musste er das Aschenkommando einrichten.

    Die Prima blieb bis zum Schluss und rückte als letzte Formation ab.

    Ocellas Blick fiel auf die glimmenden Häuflein, die einst seine Kameraden gewesen waren.

    Kameraden,...Brüder. Sie waren ein Teil von ihm und es schmerzte an sie zu denken, an ihr Lachen, ihre Eigenarten, an ihren Mut im Kampf, ihren Übermut beim Herumtollen.

    Ihm wurde aber auch klar, daß er beinahe mit ihnen ins Elysium gegangen wäre. Ein unangenehmes Ziehen in der Seite schien ihn daran erinnern zu wollen. Er richtete sich auf , noch war es nicht soweit und wenn, dann wäre es auch gut gewesen. Sie starben mit Ehre und Ruhm, wer konnte das schon von sich behaupten?

  • Die Stille war drückend, als es an Fangos Turma war, abzurücken. In einer langen Reihe ritten sie davon. Sprechen war generell ein Unding, aber hier und da fiel sonst eben doch mal ein leiser Kommentar. Heute sagte niemand etwas, nur das dumpfe Klopfen der Pferdehufe und das Klimpern, Knarren und Klirren der Ausrüstung hallte über den weiten Platz. Noch immer qualmten die niedergebrannten Haufen.


    Eines Tages würde jemand auch Fangos heiße Knochen aus der Asche lesen und die von jedem, den er mochte. Asche und Knochen, das war alles, was von ihnen blieb. Ein Gefühl der Sinnlosigkeit überkam ihn. Wie hatte noch gleich der motivierende Spruch des Decurios gelautet? Das lange Starren auf die niederbrennenden Scheiterhaufen hatte Fango zermürbt.


    Mürrisch wirkte er nun, ganz im Gegensatz zu seiner sonstigen Art, als er mit den anderen abzog, nicht wissend, was zu tun sei mit seinem restlichen Tag. Rumsitzen, irgendwas putzen. Die Nägel an den Sohlen kontrollieren, kochen, aufwaschen. Ja, so würde er die Zeit schon rumbekommen, bis es ihm wieder besser ging und ein neuer Tag im Dienst für das Imperium begann.

  • Schweigend ritt er wie alle anderen zurück. Nun hieß es das Gewesene langsam zu vergessen oder es würde sie bei dem was hier ihre Aufgabe war, irgendwann versagen lassen. Dieses Bild durften sie nicht zu lange in Erinnerung behalten, sonst würde es Angst in ihnen hervorrufen. Ja für sie alle war es wichtig einst so Ruhmreich in den Tod zu gleiten, doch noch war es viel zu früh für sie. Die Zukunft war wichtig. Was würde ihnen die Zukunft bringen? Das gute Ende ihrer Ausbildung? Einen neuen Decurio? Wer würde es sein? Welches wären seine zukünftigen Aufgaben. In diese Gedanken versunken gelangte er zu Stall. Jetzt galt es sich um seinen Rappen zu kümmern.

  • Ocella kam mit dem Aschetrupp zurück zum Campus. Inzwischen hatten sich alle Anwesenden verdrückt und die Asche erkaltete.

    Wortlos wies er seine drei Helfer an die noch verbliebenen Knochen zu sammeln und in eine Kiste zu legen. Er begann die Asche zusammen zu fegen.

    Ein seltsamer Ort um über den Sinn seines Lebens nachzudenken. Aber wo sonst wenn nicht in den Überresten derer deren Leben geendet und ihre sterbliche Hülle zu dem wurde woraus sie standen, lebten, litten.

    Er schaufelte die Asche von den zusammengekehrten Haufen in den Bleibehälter. Dabei dachte er an die toten Kameraden, an all die Toten die bereits von ihm gegangen waren. Verblüfft stellte er fest, daß es viele, sehr viele waren. Immer schon, seit er denken kann ist der Tod sein beständiger Begleiter. Der Behälter war voll, er nahm einen weiteren.

    Der Kampf neulich, nichts besonderes, seine Verwundung, auch nichts besonderes, war ja nicht das erste Mal.

    Doch irgendetwas war seitdem anders.

    Ocella sah von seiner Arbeit auf. Der einzelne Haufen da hinten, das war der neue Subpraefect.

    Er kannte ihn nicht, hatte zwar geholfen ihn herzurichten, schönes Patrizierbürschlein. Doch jetzt? Wer konnte schon seine Asche von der eines Germanischen Hilfstruppenreiters unterscheiden. Genauso grau und flockig, genauso tot und vergangen.

    Wind kam auf und blies in die Aschehaufen, wehte Teile davon.

    Ocella trieb die Equites zur Eile. Nahm die Urne des Statthalters und schaufelte hinein was ein an Asche noch erhaschen konnte.

    Bald war die Urne voll und er schloß den Deckel.

    Na los,! Rief er seinen Helfern zu. Bringt die Knochen und die Asche ins Sacellum. Dort hatten sie seit jeher ihre Toten gebracht. Es würde eine kleine Zeremonie geben und sie würden eins sein mit ihren Kameraden.

    Die Urne mit den Überresten des Subpraefecten würde er Varro bringen. Der hatte die zweifelhafte Ehre sie dann dem LAPP zu überreichen. Vielleicht würde Varro ihn bitten mitzukommen. Natürlich würde er mitkommen. Er würde immer mitkommen. Es war einfach sein Bedürfnis bei Varro zu sein, auch wenn Sabaco das als hündische Ergebenheit herabwürdigte.

    Der sollte sich gerade stillhalten. Alles an ihm war verderbt, düster, anrüchig. Kaum zu glauben, daß sie Brüder waren. Ocella war sicher, Sabacos Eifersucht Varro gegenüber war völlig unbegründet. Sabaco war sein großer Bruder, Varro sein Freund. Das erhob ihn nicht über Sabaco, aber das schien dieser nicht zu verstehen. Würde er für Sabaco sterben? Wenn es sein mußte. Würde er für Varro sterben? Zweifellos und ohne zu zögern. Die Bande des Blutes waren dick, die Bande der Freundschaft und Kameradschaft dicker. Sie wurden täglich erweitert und gefestigt. Das war bei Sabaco nicht der Fall. Zuviel an ihm war absurd, seine Eifersucht nervtötend. Varro war sein Vorbild, dagegen konnte Sabaco nicht anstinken. Ocella liebte ihn, wie man einen Bruder nur lieben konnte. Ein letzter Blick auf den Platz. Alles war weggekehrt, nur noch der verbrannte Rasen erinnerte an die Cremation. Ocella strich sanft über die wertvolle Urne. Und das was ihr in uns zurück gelassen habt.

    Dann machte er sich auf die Urne zu Varro zu bringen. Die Gedanken an seinen Bruder lösten sich auf.

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