• Der Name des Hauses war nicht sehr kreativ gewählt, stellte der Centurio fest. Er hatte nach dem Gespräch mit dem Tribun, in dem dieser Maro gebeten hatte, vielleicht nach einem passenden Haus für den Tribun Ausschau zu halten, an ein paar Seilen gezogen und schnell ein potentielles Objekt ausgemacht, das für den Tribun adäquat sein könnte. Es stand an der Via Nomentana in der Nähe der Stadtmauer und hatte einem Händler aus Nomentum gehört. Das war auch schon die ganze Geschichte des Hauses.


    Es sah von außen nun nicht besonders beeindruckend aus. Zur Straße hin war ein leerer Geschäftsraum, in dem einmal ein Schuster seine Werkstatt gehabt hatte. Im hinteren, ruhigeren Teil des Hauses allerdings merkte man, dass der besagte Händler aus Nomentum über eine ganze Menge Geld verfügt haben musste. Um ein beschauliches Atrium drapiert, fanden sich genug Wohnraum für eine Familie der gehobenen Schicht samt Sklaven. Maro wusste nicht, ob Tribun Crispus viele Sklaven besaß, glaubte aber nicht, dass es mehr waren, als hier Platz haben würden.

    Im noch unmöblierten Triclinium kam die mit ländlichen Motiven geschmückte Wand gut zur Geltung. Die Arbeit war durchaus ansprechend, jedenfalls soweit Maros beschränkter Kunstverstand das beurteilen konnte.

    Das kleine Tablinum war ganz zweckmäßig gehalten. Überhaupt hatte der Händler mit dem Pomp nicht übertrieben. Man musste ja die Hand auf dem Geldbeutel halten, ja ja. Nicht lumpen gelassen hatte der Händler aus Nomentum sich allerdings bei der Fußbodenheizung.


    Besonders Ausschau hielt Maro nach etwaigen Baumängeln. Risse in der Wand, vielleicht hastig übertüncht, verdächtig feuchte Stellen, Mauerteile, die sich verdächtig neigten, oder schimmlige Ecken. Aber dergleichen fand der Centurio nicht. Entweder war das Haus in Ordnung, oder man hatte sich beim Verdecken der Mängel außergewöhnlich viel Mühe gegeben.

    Ja, der Centurio glaubte, dass das hier wirklich das Richtige für Tribun Crispus sein könnte. Er machte dem Freigelassenen, der ihn herum geführt hatte klar, dass er das Haus in der Zwischenzeit bis der Tribun das Haus selbst in Augeschein nahm, besser nicht an jemand anderen verkaufte und marschierte zufrieden zurück zur Castra.

  • Maro führte den Tribun Crispus von der Castra Praetoria zu dem Haus, das der Centurio aufgetrieben hatte. Er hatte mit dem Besitzer ausgemacht, dass der Tribun es sich zu jeder Zeit ansehen konnte. Und so fand Maro sich heute nach Dinestschluss gewissermaßen in der Rolle des Maklers wieder.


    "Hier wären wir dann auch schon. Du siehst, es ist nicht weit zur Castra.", sagte Maro und schloss die Tür auf. "Aber das ist natürlich noch nicht alles, was das gute Stück hier zu bieten hat."

    Er führte den Tribun an dem Geschäftsraum vorbei Richtung Wohnung.

    "Du siehst, der Laden steht leer. Ich rechne zwar nicht damit, dass du unter die Krämer gehst, aber der zusätzliche Platz ist sicher ein guter Bonus"

    Weiter ging der kurze Gang an den Geschäftsräumen vorbei in das kleine Vestibulum, das sich zum Atrium hin öffnete und Maro wartete darauf, dass der Tribun einen ersten Kommentar abgab.

  • Der Petronier war wirklich gespannt, was ihn erwartete, während er die Straße entlangmarschierte. Es war aber nur ein kurzer Weg - die Via Nomentana war nicht weit von der Castra. Von außen sah das Gebäude aus wie jedes Haus in Rom, nur dass es relativ niedrig war im Vergleich zu den beiden Insulae links und rechts.

    "Vermieten ist auf jeden Fall eine Option. Was kostet das Ding denn?"
    fragte er, während er durch die Tür trat und am Laden vorbeiging.

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  • Vermieten war auf jeden Fall immer eine Option. Das würde sicher für den Tribun ein nettes Nebeneinkommen abgeben.


    "Der Preis ist denke ich durchaus vernünftig. Vielleicht wird der eigentümer noch etwas... großzügiger, wenn ein Tribun zur Preisabsprache vorbeikäme, statt eines Centurios."


    Er nannte dem Tribun die Summe.

    Wenn Maro reich gewesen und dieses Haus gekauft hätte, hätte er die Insulae daneben direkt mit gekauft, sie abgerissen und an ihrer Stelle etwas... angenehmeres gebaut. Die Umgebung war dabei nicht schlecht. Eine Insula hier oben war deutlich anders als eine Insula unten im Loch. Trotzdem. Nichtsdestowniger wäre mit einem Stadthaus für einen reichen Händler sicher mehr Geld zu verdienen gewesen. Aber Maro war nicht reich und für die Leute in den Insulae wäre es auch nicht angenehm gewesen.

  • "Hm, auf jeden Fall..."

    antwortete Lucius und machte sich gedanklich schon einmal Pläne, wie man einen Händler einschüchtern konnte - sicherlich war die polizeiliche Funktion der CU ein gutes Druckmittel, um den Preis zu drücken...

    "Hat er einen Verwalter oder ist der Mann regelmäßig hier?"


    Der Tribun beugte sich ein wenig nach vor, um einen kleinen Riss im Putz der Wand zu begutachten. Mit dem Finger kratzte er ein wenig daran, aber dahinter kam ganz normaler Ziegel zu Vorschein. Sah tatsächlich solide aus auf den ersten Blick...

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  • Der Tribun schien jedenfalls nicht völlig unzufrieden zu sein mit dem Haus zu sein.


    "Der Eigentümer wohnt grad um die Ecke. Gewürzhändler. Ziemlich erfolgreich, wie man hört. Weiße Weste. Aber das muss ja nichts heißen."


    Er führte den Tribun weiter ins Atrium.


    "Angenehm, nicht wahr? Mit ein paar Pflanzen oder so richtig gemütlich."

  • "Warum hat er dann hier ein leerstehendes Haus?"

    fragte der Petronier verwirrt. Taktisch war es sicherlich praktischer, andererseits stellte sich tatsächlich die Frage, warum er das hier loswerden wollte...


    Er ging weiter ins Atrium und sah sich um. Pflanzen waren nicht so sein Fall, aber annehmbar war es auf jeden Fall...

    "Wie bist du eigentlich an das Haus geraten?"

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  • Maro hob die Schultern. "Der Eigentümer hats wohl einem Kollegen aus Nomentum abgekauft. Zu der Miete, die er eigentlich verlangt hat, hat er es aber nicht an den Mann bekommen und jetzt will er es wieder los werden."


    Ein alltägliches Geschäftsproblem. Der Mann hatte nicht gewirkt, als ob ihm wegen dieser wenig optimalen Investition das Geld knapp wurde. Aber andererseits war der Eigentümer ein Kaufmann. Die wussten schon, wie man ein Objekt zu einem Preis nach ihren Vorstellungen los wurde.


    "Für das Aufstöbern dieser Bude habe ich auf das octavische Netzwerk zurückgegriffen. Einfach gesagt, ein Freigelassener meines Cousins Victor kannten jemanden, der den Händler kannte."


    Besagtes Netzwerk kam ihm dann und wann sehr zu Gute. Maro wusste nicht, wie gut die Petronier in der Stadt vernetzt waren. Er stöberte in seinem Gedächtnis danach, ob sie über einen angestammten Sitz verfügten, oder nicht, kam aber zu keinem Ergebnis.

  • Lucius beugte sich über das Bassin, um einen Blick aus dem Impluvium zu riskieren - durch die Öffnung zeigte sich ein grauer Winterhimmel. Die Idee, Regenwasser vom Dach in ein Wasserdepot zu leiten, hatte ihn schon immer fasziniert!


    Trotzdem hörte er zu und nickte.

    "Dann hoffen wir, dass er es möglichst loswerden will!"

    Er beugte sich herunter und begutachtete den Boden des Bassins. An einer Stelle zeichnete sich ein Riss ab, der aber wohl gekittet worden war.


    Dass Maros Cousin Octavius Victor war, hatte der Petronier nicht gewusst. Er sah überrascht zu dem Centurio:

    "Der neue Präfekt ist dein Cousin! Wow!"

    Das Netzwerk eines Consulars war sicherlich sehr, sehr, sehr nützlich! Vielleicht konnte er sich das auch zunutze machen... dafür hatte man ja Klienten!

    "Gibt es übrigens auch einen Garten?"

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  • Der Centurio nickte.

    "In der Tat. Der Teil der Familie, auf den die Sterne gefallen sind. Sein Onkel und mein Großvater waren Brüder. Oder sowas. Ich kann es dir gar nicht genau sagen."

    Im Gegensatz zu Maros Teil der Familie, hatte vor allem Octavius Victor eine steile Karriere hingelegt und es bis in den Senat geschafft. Maros Zweig der Familie hingegen... nicht. Aber das war auch nicht weiter tragisch. Victor hatte einen Sohn, der sich sicher bald auf in die hohe Welt der Politik machen würde, die Zukunft der Octavier lag in sicheren Händen.

    "Ähm ja, Garten. Ist hinten raus soweit ich weiß."

    Er machte eine vage Geste zur anderen Seite des Atriums. Maro hatte nicht gedacht, dass der Tribun ein Gartenenthusiast war.

    "Nicht besonders großzügig. Aber eine ordentliche Rose und was man sonst so braucht findet da sicher Platz."

  • "Na dann weiß ich ja, an wen ich mich wenden muss, wenn ich etwas von ihm brauche..."

    bemerkte Lucius und lächelte - natürlich war das ironisch gemeint, denn als Tribun schätzte er sich selbst wohl als wichtig genug ein, dass der Stadtpräfekt ihm Gehör schenkte. Trotzdem - vielleicht bekam man hier und da interessante Informationen aus dem privaten Umfeld seines Chefs...


    Sie gingen in die Richtung, die Maro gewiesen hatte. Natürlich war der Petronier kein Garten-Fan - aber grundsätzlich war es natürlich nicht unpraktisch, sich ins Grüne setzen zu können, vor allem mitten in dieser dreckigen Stadt!

    "Wirklich recht großzügig! Ich bin wirklich gespannt, was der Spaß kostet!"

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