Kandidaturrede zum Cursus Honorum [01/21] Manius Octavius Gracchus - zum Vigintivir

  • Heute war ein äusserst wichtiger Tag gefüllt mit Arbeit. Als Consul oblag es nun Iullus Curtilius Victor die Kandidaten für die nächsten Wahlen zu ihren Reden aufzurufen.


    Nun erteilte er das Wort dem Kandidaten Manius Octavius Gracchus für seine Kandidatur zum Vigintivir.





    LAF

  • Der Tag war gekommen, an dem ich mich vor allen Senatoren zur Schau stellen musste. Getrieben wie Gladiator, der den Löwen in einer Arena zum Fraß vorgeworfen wurde.


    Sie würden meine Wortwahl, meine Intention und meine politischen Ambitionen auf dem Prüfstand stellen. Sodass ich sehr bedacht war und versuchte möglichst präzise zu formulieren. Keine Worthülsen zu verwenden und den sogenannten roten Faden nicht zu verlieren sowie den Inhalt auf das wesentliche zu reduzieren. Ob mir dies gelingen würde, dass stand jedoch auf einem ganz anderen Papyrus.


    Ich wurde aufgerufen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und sagte zu mir selbst: Du schaffst es. Stand auf und sprach mit deutlicher, lauter Stimme zu den Senatoren.


    "Patres Conscripti!


    Einige von euch werden mich kennen. Euch anderen. Ich bin Manius Octavius Gracchus, Sohn von Senator Gaius Octavius Victor und Großneffe vom ehemaligen Censor Cicero Octavius Anton. Es freut mich, dass ich nun vor euch sprechen darf, um meine Kandidatur als Vigintivir für die Straßenreinigung begründen zu dürfen. Um euch die Wahl zu nehmen, mich nicht wählen zu wollen."


    Ich machte eine kurze Pause. Sah mich um und konnte erkennen, wie einige Senatoren begannen zu tuscheln. War dies ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Nicht daran denken, Manius. Weiter geht es.


    "Seit meiner Jugend durfte ich meinen Vater auf seinem langjährigen Dienst für das römische Volk als Curator Viarum in Roma sowie quer durch Italia begleiten. Ich konnte dadurch Erfahrungen sammeln, die mich auf die mir vorliegenden Aufgaben behilflich sein werden wie über die Beschaffenheit, die richtige Verwendung der jeweiligen Materialien und das Verhältnis zwischen Kiesel, Steinsplitter, Lehm und und ... . Ich kenne den Unterschied zwischen den Straßen innerhalb und außerhalb Roma. Wenn gewünscht, lasse ich euch gerne daran teilhaben."


    Es war ein wenig Fett aufgetragen, denn das genaue Mischverhältnis zwischen den verschiedenen Baumaterialien kannte ich nicht wirklich, sondern nur im Etwa. Ich hoffte also, dass niemand Interesse an den fachlichen Ausführungen hatte.


    "Ich habe vermehrt wahrgenommen, dass unter anderem der Tiber an Wasserqualität verliert. Gründe hierfür sind die Einleitungen von Gerbstoffen, die Entledigung unserer sowie die Einlassung von Unrat. Jedoch gibt es bisher keine wirkliche Handhabe. Allein die Vernunft an den Menschenverstand genügt nicht aus. Wir müssen Regeln schaffen, um die unsachgemäße Verunreinigung unter Strafe zu stellen. Nicht wie bisher durch Gutdünken mit nicht definierten Gebühren gleich Null. Nein, ein Gesetz muss her. Ich werde das Gesetz ausarbeiten und euch vorlegen. Weiter werde ich die Bürger durch eine Informationskampagne aufklären. Jeder Bewohner dieser Stadt, sollte ein Interesse haben, ohne Dreck und Gestank leben zu müssen."


    Die Idee mit dem Tiber hatte ich von einem Zwischenruf bei meiner Kandidatur Rede auf dem Forum Romanum erhalten. Danke, dem Unbekannten!


    "Roma mag zwar Legionen standhalten, doch versinkt es in einer Kloake." Verdeutliche ich bildsprachlich und überspitzt. Eine visuelle Veranschaulichung sagte oftmals mehr aus als reine Worte.


    "Werte Senatoren, ihr mögt vielleicht Zweifel haben. Ja, vielleicht. Dennoch möchte ich mich mit dieser Aufgabe messen. Ich werde mich für das römische Volk einsetzen. Meine Erfahrungen einbringen.


    Natürlich kann es sein, dass ich in meiner Aufgabe einen Fehler offenbare. Doch wer von euch geschah das nicht? Fehler machen ist menschlich! Machen uns diese Erfahrungen nicht umso stärker?

    Geschätzte Senatoren, gibt mir eure Stimmen und ihr werdet einen motivierten und leidenschaftlichen Vigintivir erleben."


    Es war getan. Erleichtert, aber auch nervös, ob meine Ausführungen für eine Mehrheit reichen würden? Setzte ich mich wieder.

  • Und als dritte Rede kam nun noch die des jungen Octavius. Nachdem ich auf dem Forum meinen Mund nicht hatte halten können, war es hier absolut notwendig, dies zu schaffen. Es war nicht meine Aufgabe und schon gar nicht mein Recht, hier zu sprechen.

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  • Den jungen Mann, der sich nun um ein Vigintivirat bewarb, kannte Gracchus nicht. Er war recht attraktiv und Manius Gracchus war durchaus ein passabler Name, doch letztlich sagte beides wenig über seine Tauglichkeit für die Politik aus. Seine Herkunft indes sprach aus der Perspektive des Flaviers eher gegen ihn, denn gleichwohl die Zeit des Bürgerkrieges Rom oberflächlich mochte nicht mehr tangieren, so schwehlte sie zweifelsohne noch immer in all jenen, welche einen direkten Anteil daran hatten gehabt, und die Positionen Octavius Victors und Flavius Gracchus waren darin diametral entgegengesetzt gewesen. Einen Augenblick sann der Flavier darob nach, ob Octavius Gracchus seinen Vater wohl auch im Dienste Vescularius' hatte begleitet, gelangte jedoch zu dem Schluss, dass er vermutlich zu jung dafür war, allfällig zu diesen Zeiten noch nicht einmal geboren gewesen. Er entschloss sich daher, den jungen Mann vorerst jedem anderen ihm unbekannten Kandidaten gleich zu behandeln, was unweigerlich dazu führte, seine Tauglichkeit - welche Octavius beinahe ein wenig auffällig auf ein Metier hatte limitiert - zu prüfen.

    "Dir ist zweifelsohne bekannt, Octavius, dass die Kandidatur für das Vigintivirat keine Zuordnung zu einem der Kollegien und ihren speziellen Aufgaben inkludiert. Es besteht darob durchaus die Mögli'hkeit, dass du den Tresviri capitales, den Tresviri aere argento auro flando feriundo oder den Decemviri litibus iudicandis wirst zugeordnet - rein statistisch gesehen gar eine weitaus größere als dass du ein Quatuorvir viis in urbe purgandis wirst. Was also würde dich auch für diese Ämter qualifizieren?"

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  • Die Götter waren mir wohlgesonnen als ein eher älterer wirkender Senator .... der mir bekannt vorkam, jedoch nicht wirklich zu ordnen konnte. Es kann nur daran liegen, dass ich ihn irgendwo auf der Straße, bei einem Spektakel oder durch einen Besuch bei meinem Vater nur flüchtig in Erinnerung hatte. Mein Vater empfing allerhand von Würdenträger. Vielleicht war der alte Senator sogar ein guter Freund meines Vaters. Ja, so wird es sein. … sich zu Wort meldete. Den Göttern sei Dank, keine Details oder Ausführungen in fachlicher Hinsicht, sondern lediglich, dass ich dem Senat erläutere, was wäre, wenn. Na, dann mal so... "Werter Senator, deine Aussage ist zwar korrekt. Doch sollte der Senat möglichst den fähigsten für das jeweilige Vigintivirat einsetzen. Die Milch einer Ziege zu entnehmen sollte einem Melker überlassen sein sowie ein Obstbauer sein Acker bestellt anstatt seines entgegengesetzten Potenzials. Jedoch, wenn der Senat meint, dass meine Fähigkeiten eher für einen der anderen drei Bereichen besser anwendbar sind. Dann werde ich mich selbstverständlich beugen." In der Vergangenheit gab es tatsächlich immer wieder Abweichungen zu den gewünschten Ämtern. Warum sollte ich dann anders behandelt werden? "Dass ich mich, wenn auch die mir weniger bekannten Sachgebiete, sofort einlesen werde. Ich sehr wissbegierig bin, quasi das Wissen in mich aufsauge. Ich den Aedilen, den Praetoren, wer auch immer über mich stehen wird, auf Schritt und Tritt begleiten und unterstützen werde. Ich bin weder stur, dickköpfig noch der Prokrastination erliegen." Letztes war definitiv eine Lüge gewesen. Ich erledigte meine Aufgaben zwar immer, doch meist durch geschicktes Wegdelegieren oder wenn die Frist kurz vor dem Ultimatum stand. "Ich bin tüchtig, voller Elan. Ich möchte etwas bewirken. Es spielt also keine Rolle, ob ich nun Münzen mit dem Abdruck unseres geliebten Augustus präge, die traurige Aufgabe habe, von unseren Liebsten die Testamente zu vollstrecken oder aber das Gesindel auf den Straßen, in den Kerkern der gerechten Strafe teil zu werden lasse. Ich werde mich immer voller Kraft für das römische Volk einsetzen. Das verspreche ich euch. Gibt mir ein Chance euch zu beweisen, dass ihr die richtige Entscheidung getroffen hattet." Ich stellte fest, um das ganze Spektrum einer politischen Reden abhalten zu können, noch gewaltig üben musste. Es war ein Unterschied, ob in einer Taverne unter Gleichgesinnten oder eben im Senat vor vielen unterschiedlichen Beweggründen zu debattieren.

  • Die Antwort des Kandidaten war nicht gänzlich schlecht, doch gereichte sie nicht, den Flavier zu überzeugen.

    "Vielen Dank, Octavius. Ich habe vorerst keine weiteren Fragen"

    , gab er darob das Recht zur Rede weiter an die Senatoren anderer Fraktionen, respektive aus den hinteren Reihen, auch um zu sehen, welche Taktiken Octavius' Unterstützer würden auffahren.

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