• Zuvor: ~ Cubiculum ~ | Servius Annaeus Vindex


    Ich hatte mir vorgenommen, mir endlich die Stadt anzusehen und so verließ ich, nachdem ich den Brief an meinen Vater geschrieben hatte, die Domus Annaea. Bei meiner Ankunft hatte ich nicht viel über die Lage nachgedacht, ich war einfach den jeweiligen Wegbeschreibungen der Leute gefolgt. Jetzt stelle ich fest, dass das Haus am Südhang des berühmten Esquilinus mons liegt. Ich orientiere mich kurz und erblicke zu meiner Linken die Stadtmauer, entscheide mich also dann für den Weg nach Westen. Ich weiß, dass dort der Oppius mons mit seinen Bauten liegt.


    Zuvor allerdings komme ich an den Gebäuden des Ludus Magnus vorüber und halte kurz inne. Es ist die größte Gladiatorenschule, die Rom zu bieten hat, und man kennt ihren Namen weit über die Stadtgrenzen hinaus. Aktuell scheint sie allerdings ein wenig ruhig, weder Kampfeslärm ist zu hören noch sind irgendwelche Kämpfer zu sehen. Es mag nicht die edelste Methode sein, um einen Lebensunterhalt zu verdienen, aber ich behalte die Option dennoch im Hinterkopf. Vielleicht ergibt sich eines Tages etwas, das ich noch nicht vorhersehen kann. Die Fenster an den hohen Mauern, die soweit ich weiß zu einer Porticus gehören, die die Arena komplett umschließt, deuten darauf hin, dass hier sehr viele Gladiatoren untergebracht werden können. Wahrlich eindrucksvoll. Doch wenn ich die Stadt wenigstens halb ansehen will, muss ich weiter.


    Mit einer raschen Drehung entscheide ich mich für den Weg nach Norden, denn ein paar Bauten in der Ferne wecken mein Interesse. Nach kurzer Zeit stelle ich dann allerdings fest, dass es sich lediglich um die Thermen des Titus handelt. Gegen Thermen ist an sich nichts einzuwenden, aber schon mein Vater sagte 'Hast du eine Therme gesehen, kennst du sie alle', was im Kern auch irgendwie richtig war. Außerdem bin ich hier scheinbar nicht auf die öffentlichen Thermen angewiesen für die Hygiene. Lediglich für die geschäftlicheren Angelegenheiten sollte ich später einmal wissen, in welchen Thermen was geschieht und wo ich wen treffen kann. Aber auch das hat noch Zeit.


    Auf dem Weg um die Thermen herum sehe ich weiter im Norden die Subura, die ich wenigstens gesehen habe möchte. Je näher ich allerdings komme, desto unwohler wird mir. Der Gestank nimmt zu, die Häuser wirken eher beklemmend als angenehm und aus den Gassen sind unverkennbar die typischen Geräusche des horizontalen Gewerbes zu vernehmen. Ich wage mich nicht in die Subura, wenn es nicht sein muss, und stattdessen wende ich mich hinter den horrea, die hier stehen, wieder nach Westen. Noch in Gedanken erreiche ich dann völlig unvermittelt das Marsfeld, einen Ort über den auch die allermeisten Menschen außerhalb Roms bescheid wissen. Und da ich ziemlich genau weiß, was mich hier erwartet, mache ich mich auf zum Theater des Pompeius.


    Schon nach kurzer Zeit erstreckt sich die zugehörige Porticus vor mir, in der Caesar erdolcht wurde, doch ich will alles sehen. Das erste aus Stein erbaute Theater Roms ist ein definitiv geschichtsträchtiger Ort, egal was man vom Erbauer oder vom prominentesten Opfer halten mag. Mit der Außenfassade mit ihren drei Reihen voller Bögen und Säulen war das Gebäude auch eines der beeindruckendsten Bauwerke der Zeit vor den Kaisern gewesen und hat bis heute nichts davon verloren. Ob allerdings immer noch der Senat gelegentlich auch hier tagt, weiß ich nicht. Hoffentlich finde ich es eines Tages heraus. Hier in der Nähe steht aber auch noch ein anderes Theater, das ich unbedingt sehen möchte, also gehe ich weiter zum Fluss und folge kurz seinem Lauf.


    Dann komme ich schon nach wenig Zeit am Ziel an: das Marcellustheater. Theoretisch hat viel Ähnlichkeit mit den Theatern in Griechenland und Asia, aber die Theater dort sind an Berghänge gebaut worden. Das Marcellustheater steht auf freier Fläche und wurde dennoch in gleicher Art konstruiert. Es ist so bewundernswert wie ich es mir vorgestellt habe. Vielleicht tatsächlich sogar ein bisschen mehr als die alten Theater, es kommt aber nicht an den großen Nachfolger heran, an dem ich vorhin schon vorbeikam, wo ich aber nicht stehen bleiben konnte, weil es etwas überfüllt war. Ich umrunde das Theater weiter und habe jetzt fast freien Blick auf den Tiber, den pons Fabricius und den Tempel des Aesculapius auf der Tiberinsel. Ach, Aesculapius... zu Hause nennen wir ihn immer noch Asklepios, das werde ich mir jetzt nicht abgewöhnen. Gute Leute arbeiten hier, das habe ich gehört, aber an die Qualität der Tempel von Pergamon und Epidauros kommt diese nette, kleine Insel nicht heran.


    Ich lache still in mich hinein als ich plötzlich ungewohnte Geräusche vernehme. Es fällt mir wieder ein, hier ist ja auch das Forum Boarium, der Viehmarkt. Meine Kleider sind gerade erst frisch gereinigt, daher werde ich einen kleinen Umweg in Kauf nehmen und Vieh Vieh sein lassen. Hinter dem Forum erwartet mich etwas viel besseres als Schweine, Ochsen und Ziegen: der Circus! Naja, der Circus Maximus, denn hier gibt es ja auch mehrere dieser Anlagen. Schon die verhassten Könige Roms vor der glorreichen Zeit der Republik haben hier Wagenrennen und andere Wettkämpfe gesehen, ein wirklich altehrwürdiger Platz in dieser gewaltigen Stadt. Ausgerechnet heute findet aber nichts hier statt, sehr schade.


    Gegenüber des Circus erkenne ich aber die Strukturen auf dem Palatin, deswegen weiß ich genau, wo ich mich gerade befinde und schlage einen Weg nach Norden ein, denn am Ende der Straße, auf der ich bin, sind die Kaiserforen und das Forum Romanum. Hinter den Häusern zu meiner Linken erhebt sich der Capitolinus mons mit dem Tempel des Iupiter, etwas versetzt dahinter der Tempel der Iuno Moneta. Der Anblick ist so faszinierend, dass ich gar nicht merke, dass ich plötzlich am Rande des Forum Romanum stehe...


    Sim-Off:

    Ein bisschen flavour für alle ;)

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  • Wie am Vortag besprochen, holte ich Antonia Phoebe in den späteren Stunden des Vormittags an der Casa Antonia ab, damit wir uns die Stadt ansehen und über lange zurück liegende Zeiten reden konnten. Ich muss mich ein wenig durchfragen, bis ich das Haus gefunden hatte und meldete mich dann an der Hauptpforte. Man sagte mir, dass man mich so früh nicht erwartet hatte, die Dame aber bald bereit wäre und ich mich kurz gedulden müsste.


    Nach einiger Zeit war es dann auch soweit und Phoebe stand vor mir. Sie sah erholter aus als noch am gestrigen Tage und begrüßte mich freudig. Wir beginnen unseren Spaziergang durch die Stadt und ihre Erkundung...

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  • Nachdem ich am gestrigen Tag erst in Rom angekommen war und weder die Lust verspürt noch die Zeit gehabt hatte, mir die Stadt wirklich anzuschauen, sollte es heute dazu kommen.

    Von Vorteil war dabei, dass ich gestern ja noch meinen Jugendfreund Vindex getroffen hatte. Zwar hatte ich gewusst, dass er nach Rom unterwegs war und war auch davon ausgegangen, dass wir uns hier treffen würden, doch es war schon ein großer Zufall, dass wir so ähnlich hier aufeinander treffen und ich ihn auch noch bei seiner kurzen Rede auf dem Forum abfange.


    Wir hatten verabredet, dass er mich abholt, doch ich war noch nicht ganz fertig, als er an der Casa Antonia eintraf, was mich aber nicht zu Eile nötigte. Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit, so auch und vor allem eine Frau, die sich für einen Spaziergang herrichtet. Sicherlich würde Vindex dies auf seinen Reisen selbst schon herausgefunden haben.

    Letztlich aber bin ich dann doch soweit. Eine frische, saubere Tunica, ein paar Armreifen und Ringe die in der Sonne glitzern, dazu die lose zurückgebundenen, lockigen Haare, ich fühle mich wohl und bereit für diese Zeit in Rom, die ich vollumfänglich genießen will. Wie schön, dass es hier einen alten Freund gibt, der anscheinend auch gerne ein wenig Gesellschaft hat.


    "Guten Morgen, Vindex. Ich hoffe du warst gestern noch erfolgreich auf dem Forum?" Ich war dann ja doch recht rasch weg, um ihm nicht im Wege zu stehen. Heute möchte ich ihn kurz umarmen und tue dies auch einfach. "Ich bin so gespannt auf Rom! Was sehen wir zuerst? Die Theater? Den Circus? Und dann musst du mir erzählen, wo du überall warst. Und was du erlebt hast!" Einfach alles, eben.

  • "Guten Morgen, Phoebe! Nein, leider war ich nicht erfolgreich, aber es war einen Versuch wert. Dafür habe ich am Abend deinen Brief bekommen. Aber komm, lass uns einfach erstmal ein wenig gehen."


    Ich war nicht ganz darauf gefasst, dass sie mir zur Begrüßung um den Hals fallen würde, aber ich wehrte mich auch nicht wirklich. Ich habe alle ihre Fragen vernommen, entschied mich aber erst einmal dagegen sie sofort zu beantworten. Nach meiner aktuellen Einschätzung haben wir genügend Zeit, nicht nur diesen einen Tag und schon gar nicht nur die nächsten Momente.


    "Ich weiß leider noch nicht, ob in den Theatern oder im Circus derzeit etwas stattfindet, also ist das vielleicht nicht das beste Ziel. Willst du nicht vielleicht erst diesen Bildhauer aufsuchen, der die Statue herstellen soll?"

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  • Immerhin war man früher einmal so etwas wie beste Freunde gewesen, und hatte sich damals mehr als einmal umarmt und gemeinsam erlebt, was man eben als Kinder und Halbwüchsige so erleben konnte. Es war natürlich etwas anderes, sich als Erwachsene zu umarmen, aber Phoebe hatte eben ein gewissen Temperament und freute sich eben sehr, ihren Jugendfreund wiederzusehen. Vindex schien ein wenig überrascht, aber anscheinend war es in Ordnung, ihn so zu begrüßen, wir waren hier ja nicht auf dem Forum.

    "Oh, wie schade! Aber ich war beeindruckt. Sicher wird es bald nach deinem Sinn laufen." Sie löste sich von ihm und strahlte ihn an.


    "Hmm, gut." Dann würden sie eben etwas anderes machen! Auch sein Hinweis mit dem Bildhauer verdarb ihr nicht die Laune, sondern brachte sie zum grinsen. "Ach, weißt du... da habe ich es nicht so eilig. Vater war selbst erst vor drei Monaten hier und hat die Statue in Auftrag gegeben - für den Garten seiner villa rustica. Ich glaube kaum, dass er schon sehr weit gekommen ist." Sie zuckte mit den Schultern und verdrehte gleichzeitig ein wenig die Augen über ihren eitlen Vater. Andererseits war es ihm gegönnt. Zudem hatte es ihr ermöglicht, nach Rom zu reisen.

    "Aber wir können das gerne machen. Volusus Tadius Aculeo heißt der Künstler. Anscheinend liegt seine Werkstätte irgendwo beim Caelius. Wollen wir?"

  • "Beim Caelius mons? Das müsste... in dieser Richtung sein", sage ich und zeige grob gen Süden. "Klar, lass uns gehen."

    Wir suchen einen Weg, der uns in etwa in Richtung der noch luxuriöseren Wohngegend führen könnte. Als wir endlich einen Weg gefunden haben, widme ich mich einer der Fragen von Phoebe.


    "Also gut, du wolltest wissen, wo ich überall war. Gute Frage eigentlich, an alle Orte kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber in Athen, Antiochia, Alexandria und Akragas war ich vor Jahren schon. Und zuletzt war ich einige Zeit in Augusta Treverorum, aber da passierte nicht viel. Ich wollte die Stadt nur gerne sehen, aber es war in erster Linie ein großes Militärlager mit ein bisschen Kultur darum herum." Es war wirklich schade, dass der Ort nicht so viel zu bieten hatte wie meine anderen Ziele, aber dafür war die Erfahrung in Germania auch nicht verkehrt gewesen. Eine etwas andere Kultur, dafür aber seltsam vertraut.


    "Aber jetzt erzähl du mir von dir. Wie ist es dir ergangen seit ich weg war? Und warum hat du noch keinen Mann gefunden?"

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  • "Mein lieber Vindex, der strebsame Junge von damals hat ja bereits die ganze Welt gesehen!" Phoebe war ehrlich beeindruckt! Verständlich, denn für sie war bis auf ein paar wenige, kurze Reisen in die Umgebung Pergamon das Zentrum der Welt gewesen und geblieben. "Wo hat es dir denn am Besten gefallen? Und warum? Oh, und was genau hast du nun hier in Rom vor?" Womit sie auf seine gestrige Rede anspielte. Das war ja wirklich nochmals interessanter.


    Gerade wollte sie auch ihn fragen, wie es bei ihm in Sachen Ehe stand, als er ihr zuvor kam. Plötzlich verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht und sie verzog den Mund zu einer Grimasse. "Oh, Vindex..." seufzte sie und hielt im Gehen inne, versuchte, ihn am Arm zu fassen und zum Stehen zu bringen. "Das ist leider keine schöne Geschichte. Lass uns eine Kleinigkeit essen, vielleicht sogar einen Wein trinken. Bitte." Sie setzte einen flehenden Hundeblick an, der schon immer bei ihrem Vater gut funktioniert hatte.

  • Der Unterton in ihrer Stimme macht mir Sorgen. "Ja, natürlich." Ich sehe mich kurz um auf der Suche nach einer etwas abgeschiedener gelegenen taberna und habe schon bald eine Vermutung, wo wir eine solche finden konnte. "Komm, gehen wir."


    Wir gehen wieder um einige Ecken und folgen der ein oder anderen etwas breiteren Gasse. Ich mache mir wenig Sorgen, dass hier Gefahr droht, denn wir sind weit weg von der subura und hier gibt es genügend wachsame Augen. Nach einiger Zeit finden wir auch ein kleines Wirtshaus, wo wir uns etwas zu essen und ein wenig Wein bestellen. Der Weg verlief sehr schweigsam, aber ich muss nun nachhaken.


    "So, Phoebe, was ist dir passiert? Bist du", ich senke meine Stimme, "geflüchtet?"

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  • Vindex merkte offensichtlich schnell, dass mir die Sache nah ging und ernst war, und damit lag er ja auch ganz richtig.

    Rasch verließ man den bisherigen Weg und suchte sich einen Ort, an dem man in Ruhe reden konnte. Zumindest etwas besser als einfach so im Gehen auf der Straße.


    Es fühlte sich auf jeden Fall besser an, als man an einem Tisch saß und man ein paar Kleinigkeiten zum Frühstück und sogar etwas Wein vor sich stehen hatte. Phoebes ernster Gesichtsausdruck hellte sich sichtlich auf, als Vindex seine Vermutung äußerte. Sie lehnte sich vor und schüttelte den Kopf, dass ein paar ihrer Locken flogen. "Oh, nein, keine Sorge. Ich bin geflohen, ja, aber nicht so, wie du denkst." Wobei die Vorstellung natürlich reizvoll, weil so verwegen war.

    "Es war leider weniger spannend, aber deswegen nicht weniger aufreibend." Nun seufzte sie wieder, wechselhaft wie die momentan verhasste See, so war sie eben.

    "Ich war verheiratet. Ganz ordentlich und mit besten Absichten. Manius Asinius Lenaeus hieß er, ein wenig älter noch als du, aber eine gute Partie für meinen Vater, Sohn eines Händlers aus Cappadocia, der die Familiengeschäfte in Asia führen sollte. Wir wohnten teilweise in Ephesus und verstanden uns gut." Sie nahm einen Schluck Wein und starrte in den Becher.

    "Ich mochte ihn, er sah recht gut aus und war erfolgreich." Wieder atmete sie tief ein. "Ich wollte ihm gerne Erben schenken. Viele, meinetwegen. Aber... es hat nicht sollen sein."

    Nochmal setzte sie den Becher an, stellte ihn aber wieder ab, ohne zu trinken. Blies die Luft aus dem Mund nach oben und damit eine störrische Locke aus dem Gesicht.

    "Es war nicht so einfach. Wir haben es vermutlich viel zu lange versucht und ausgesessen. Nun, und vor einem Jahr haben wir uns scheiden lassen. Vater war enttäuscht. Das hat er nicht so gesagt, aber ich wusste es. Es war schrecklich, wieder zu Hause zu wohnen." Sie schaute wieder zu Vindex.

    "Rom ist zum Glück weit weg von Pergamon." Letztlich erklärte dies wohl alles. Und auch, weshalb sie keine Eile hatte, mit dem Bildhauer.

  • Während Phoebe von ihrer Ehe erzählte trank ich ein wenig von dem Wein, stellte ihn aber schnell wieder beiseite. Ich wusste, ich hatte etwas vergessen. Das Essen war dafür umso besser: ein guter Käse, einige Trauben und etwas Wurst, dazu ein sehr kerniges Brot.


    "Bah, Ephesus... so ein widerwärtiger Ort." Ich war seit Jahren nicht mehr dort gewesen, aber der Ekel war noch präsent wie am ersten Tag. "Aber egal, deine Geschichte klingt furchtbar. Ich nehme an, dein Vater will dich schnellstmöglich wieder verheiraten, oder? Aber gleichzeitig lässt er dich hierher kommen und nach einem Bildhauer sehen. Steckt da etwas mehr dahinter?"

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  • Ein wenig in Gedanken nahm sich Phoebe ein paar Trauben und knabberte daran. Sie selbst hatte auch keine guten Erfahrungen mit Ephesus gemacht, daher konnte sie seinen Kommentar nachvollziehen, wenn wohl auch aus anderen Beweggründen. Sie war dort nur kurz glücklich gewesen und hatte länger gelitten.


    Sie wog den Kopf ein wenig hin und her bei seinen Worten. Dann starrte sie ihn an, den Mund leicht geöffnet. "Meinst du? Ich meine: Ja, das will er sicher. Immerhin weiß er ja, das... ach, ist ja auch egal." Dann grinste sie wieder. "An den Bildhauer hatte ich noch gar nicht gedacht." In den Augen leuchtete der Witz. "Vielleicht möchte er ja stattdessen mich in Stein meißeln?" Gespielt setzte sie sich kurz in Position, dann lachte sie. "Ach, ich glaube nicht. Es war mein Wunsch, hierher zu kommen. Um einfach mal etwas anderes zu sehen, das kennst du ja sicher."

    Sie nahm sich etwas Käse und schaute dann ihr Gegenüber an.


    "Nun, das ist es also. Nicht schön, aber zum Glück nun vorbei. Es kann weitergehen. Und was ist mit dir?" Und den Frauen, das meinte sie, sagte es aber nicht.

  • "Das wäre sicherlich nicht die schlechteste Statue, wenn er das macht", sage ich und lache. Die Geschichte hat mich aber tatsächlich berührt. Ein solches Schicksal ist nicht gerade häufig zu hören und da sich die meisten Väter eher Sorgen darum machen, wie sie ihre Töchter schnell in für sie selbst lukrative Ehen bringen können, damit die Geschäfte florieren... ach, es war müßig sich darüber Gedanken zu machen. So funktioniert Rom nun mal. Und weil Rom so funktioniert, funktioniert das gesamte Reich genau so und nicht anders. Meine Freundin tut mir leid, aber ich versuche mir nicht zu viel anmerken zu lassen.


    "Naja. Ich habe auf jeden Fall vor hier Karriere zu machen. Ich will zu den wichtigen Leuten gehören, ich will Dinge mitbestimmen und entscheiden." Ich sehe mich kurz um und lehne mich dann über den Tisch. Leise sage ich: "Ich will..." Ich richte mich wieder auf. "Nein, egal. Ich will Karriere machen, belassen wir es dabei."

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  • Vindex' Kommentar wurde erst einmal nur mit einem vielsagenden Blick und einem Lächeln bedacht. Phoebe achtete durchaus auf ihr Äußeres und ihre Erscheinung, und es war immer schön, so etwas zu hören. "Danke," hauchte sie schließlich. Auch wenn man sich seines Aussehens bewusst war, tat das gut.


    Die Pläne des Anderen klangen dabei auch sehr spannend und deutlich vielversprechender als die ihren. Sie selbst hatte erstmal die Nase voll von Plänen. "Also... wenn es einer schaffen wird, dann du. Da bin ich mir sicher." Und natürlich gehört dazu auch eine einflussreiche Frau, die Vindex sicher finden wird, keine Frage. Ob ihm das bewusst war oder nicht. Dass er nicht alles verraten wollte, war verständlich, so gut kannte man sich dann eben doch nicht. Und auch sie hatte ja nur einen groben Überblick gegeben. Phoebe nahm sich noch eine Scheibe Wurst und steckte sie in den Mund. "Nun, vielleicht sollten wir weitergehen?"

  • "Warum denn? Hast du es plötzlich doch eilig zu dem Bildhauer zu kommen, damit er dich portraitiert?" Ich kann mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. "Ich für meinen Teil habe heute nichts weiter vor und kann hier die ganze Zeit sitzen. Wir haben uns sicherlich auch noch viel mehr zu erzählen. Wusstest du zum Beispiel, dass die Gelehrten in Alexandria manchmal so geistesabwesend und in ihre Forschung vertieft waren, dass sie sich ständig in den Hallen des Museions angerempelt haben? Es war ein großer Spaß sie dabei zu beobachten, sag ich dir."


    Ich beginne schallend zu lachen als ich mich daran erinnere, wie ich mal sehen konnte, dass gleich drei der Gelehrten aus verschiedenen Richtungen kamen und dann alle ineinander gerieten, nur um danach eine Debatte darüber anzufangen, wessen Schuld es denn nun sei. Es war herrlich, selbst ihre unbeteiligten Kollegen mussten lachen.

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  • Woher die Eile kam konnte sie selbst nicht sagen. Dabei war man doch schon längst über oberflächliches Geplauder hinaus und sprach über wirklich spannende Dinge. Ganz wie früher.

    Nein, natürlich gänzlich anders als früher, aber nicht weniger persönlich. Es war schön. Man hatte sich zehn Jahre kaum gesehen und konnte einfach so drauf los plaudern. Ein wenig Wein trinken und den Tag schon jetzt einfach dahinplätschern lassen.

    Phoebe lachte bei der Anekdote, es war eine lustige Vorstellung. Dann schaute sie nachdenklich zu Vindex. "Du hast ja Recht. Weißt du, je nachdem hättest du auch dort enden können. Immer wolltest du alles so genau wissen." Sie schüttelte den Kopf, nahm nun wieder etwas Wein und beobachtete ihn über den Rand ihres Bechers hinweg. Dann setzte sie den Becher ab, lehnte sich vor und stützte ihr Kinn demonstrativ auf ihre Hand. "Du bist meiner Frage ausgewichen. Warum bist du noch nicht verheiratet?" Sie hob eine Augenbraue.

  • Ich verschlucke mich ein wenig an dem Wein. Ich bin nicht sicher, ob es an dem Geschmack oder an der Frage liegt. Ich stelle den Becher ab und winke den Wirt heran.

    "Sag, guter Mann, hast du schwarze Holunderbeeren hier? Ich hätte gerne welche für meinen Wein." - "Ist euch mein Wein nicht gut genug?", beginnt der Wirt sich aufzubauen. "Was? Nein, das ist es nicht. Aber... ich... ach, schon in Ordnung, vergiss die Frage", sage ich und lächle verlegen.


    "Was hab ich mir nur gedacht", sage ich mehr zu mir selbst als zu meiner Gesprächspartnerin, bevor ich mich wieder an sie wende. "Naja, warum wohl? Ich war fast 10 Jahre auf Reisen, wie hätte ich da jemanden finden oder gar heiraten sollen? Ich blieb selten länger als ein Jahr, außer in Alexandria und Athen, aber das war auch am Anfang der Reisen, als ich dachte, dass ich alle Zeit der Welt hätte. Aber als ich dann mein 20. Lebensjahr vollendete, merkte ich, dass ich nicht herumtrödeln dürfte, wenn ich meine Ziele erreichen will." Ich nahm noch etwas von dem Wein. Es hatte zu gleichen Teilen an Wein und Frage gelegen. Ich stelle den Becher wieder auf den Tisch und lächle Phoebe verlegen an.

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  • Der Wirt stört nur kurz, aber am Wein ist nichts auszusetzen. Natürlich ist er einfach, aber eben das, was man hier und jetzt erwarten sollte. Mein alter Freund möchte ein wenig Zeit gewinnen, das denke ich mir zumindest.

    Dann aber erzählt er, und natürlich hat er Recht. Doch so leicht lässt Phoebe ihn nicht davon, das Thema ist zu interessant. Immerhin hat sie sich ihm ja quasi auch bereits offenbart. "Ein Jahr ist aber genug, um eine Frau kennenzulernen," schmunzelt sie. Welcher Art auch immer. "Naja, hier in Rom wird sich alles finden." So war es ja schon immer gewesen, nicht?

  • "Ein Jahr mag genug sein, wenn man weiß, dass man an einem Ort bleibt. Wenn man aber schon den ungefähren Tag der Abreise vorausahnen kann, dann ist ein Jahr doch recht unsinnig damit verschwendet. Denkst du nicht?" Das entspricht einfach voll und ganz der Wahrheit, ich hatte sicherlich Gelegenheiten gehabt, aber ich war ja nie sesshaft in den anderen Orten. Erst hier in Rom werde ich wieder für deutlich längere Zeit bleiben und dann in Pergamon, wenn alle meine Pläne aufgehen.

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  • "Du hast wohl Recht. Sicher ein komisches Gefühl, so ein Leben auf der Reise. Ich denke nicht, dass dies etwas für mich wäre," sinnierte sie und wechselte dabei wieder das Thema. Gerade nach der Reise hierher hatte sie erst einmal genug von Schiffsreisen, und über Land war es kaum angenehmer. "Aber wenn man hier in Rom ist, hat man ja vermutlich auch genug zu sehen für eine lange Zeit."

  • Phoebe ist sehr auf Rom fixiert, sie scheint etwas sehr dringend hinter sich lassen zu wollen. Ich bin nicht sicher, ob es nur die Vergangenheit ist...

    "Wie lange wirst du denn eigentlich hier bleiben? Und was hast du vor, sobald die Statue fertig ist? Entschuldige, wenn ich so direkt frage, aber... nunja, es ist ja durchaus ungewöhnlich für eine Frau in deinem Alter."

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