• "Hmm, erst einmal eben bis die Statue fertig ist. Und dann..." Sie seufzte, verzog den Mund. "Dann werde ich ja sehen, ob es mir hier immer noch gefällt oder ob ich zurück nach Pergamon gehe um dort zu tun, was man von mir erwartet." Sie blickte Vindex an, er wusste natürlich, was sie meinte, er hatte es ja selbst angedeutet. Wieder heiraten, wen auch immer ihr Vater für geeignet hielt. "Ich weiß, dass es ungewöhnlich ist. Aber ich habe es mir ja nicht ausgesucht."

  • "Nein, das wollte ich dir auch nicht unterstellen. Ich bin nur... nun... es ist einfach ungewöhnlich."

    Ich fühle mich unwohl. Ich nippe an dem Wein und esse eine Traube, in dieser Reihenfolge ist der Wein sogar genießbar. Ich esse noch ein Stükchen Käse, um einen gänzlich anderen Geschmack im Mund zu haben.

    "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht bedrängen."

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  • Phoebe schwieg für einen Moment und blickte ihn nachdenklich an. Dann lächelte sie und winkte ab. "Es gibt keinen Grund für eine Entschuldigung. Es ist ja eben recht offensichtlich, und es hat keinen Sinn, es zu verschweigen. Ganz so wie du eben der Herumtreiber aus Asia bist." Zumindest für politische Gegner. Sie zwinkerte ihm zu und zuckte dann mit den Schultern. "Es ist nicht das, was man sich gemeinhin so vorstellt, aber ich werde damit leben müssen und das Beste daraus machen. In Pergamon habe ich es allerdings nicht mehr länger ausgehalten. Und vielleicht lerne ich ja hier jemanden kennen." Das würde sich ergeben. Oder eben nicht. Sie aß noch etwas mehr Käse.

  • "Du wirst sicher nicht lange allein bleiben, da bin ich sicher", sage ich und lächle Phoebe an. "Ich meine, schau dich nur an, du siehst noch schöner aus als damals!"

    Ich merke, was ich gerade gesagt habe und greife schnell nach etwas Käse und Wein. Mist, falsche Reihenfolge. Ein Scheibchen Wurst, das ist jetzt das Richtige. Ich wechsle das Thema.

    "Ach ja, Herumtreiber... da war ja noch was. Das war übrigens eine Bildungsreise. Ich wollte sehen, wie die Welt, wie das Reich, außerhalb von Pergamon und Asia funktioniert. Wie die alten Städte wie Athen und Alexandria sich in unser Reich eingliedern und wie neue Städte wie Augusta Treverorum und Aquae Sextiae erblühen. Und ich glaube ich habe viel gelernt."

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  • Phoebe stutzte kurz bei seinem Kompliment, dann lächelte sie. "Danke, das ist nett von dir!" Letztlich würde aber auch das, selbst wenn dem wirklich so war, nur bedingt helfen, denn es ging beim heiraten ja meistens um Anderes. Dennoch waren die Worte wirklich nett. Dann lauschte sie seiner Erklärung. Nickte dabei einmal, zweimal. "Verstehe. Und nun möchtest du dieses Wissen hier in Rom anwenden?"

  • "Genau", sage ich, "ich will hoch hinaus. Erst der ordo senatorius, später dann Statthalter." Mir fällt auf, dass ich meinen Plan in aller Öffentlichkeit verraten hatte. Ich blicke mich um und schaue nach Leute, die uns möglicherweise beobachten. Aber wer sollte uns schon beobachten? Wir sind einen beziehungsweise zwei Tage in der Stadt, niemand kennt uns. Trotzdem senke ich meine Stimme ein wenig weiter.

    "Tja, jetzt ist es raus. Statthalter von Asia, das ist mein Ziel. Aber nicht in diesem Loch Ephesus, nein. Ich will, dass Pergamon Provinzhauptstadt wird." Ich zögere kurz und frage dann: "Meist du, das ist verrückt?"

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  • Phoebe machte große Augen, als Vindex seine Ziele verriet. Sie hielt es für weniger tragisch, dass er dies einfach so in der Öffentlichkeit tat, denn letztlich durfte ja jeder seine Wünsche haben, nicht wahr? Dennoch: "Oh, das ist wirklich ... ehrgeizig. Ein wenig mehr als die meinen," grinste sie vergnügt.

    Als er die Stimme etwas senkte, tat auch sie ihm das dann gleich und schüttelte den Kopf, dass die Locken nur so flogen. "Aber ganz und gar nicht! Pergamon... das wäre ja etwas! Ich bin mir sicher, wenn das jemand schaffen kann, dann du! Du warst schon immer so zielstrebig und fleißig!"

    Sie hob ihren Becher. "Lass uns darauf trinken!"

  • "Wir werden sehen, was ich erreichen kann. Noch stehe ich ganz am Anfang, wenn nicht sogar weit davor", sage ich während ich zwei Weintrauben zerdrücke und den Saft in den Wein tropfen lasse. Die zerquetschten Früchte werfe ich auf die Straße. Ich hebe den Weinbecher an und sage: "Aber ja, dann auf... große Pläne."

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  • Sie zuckte mit den Schultern. "Ich gebe zu, ich kenne mich da nicht wirklich aus. Du wirst schon das richtige tun." Sie hob den Becher und stieß an. "Auf deine Karriere. Falls ich dir irgendwie helfen kann..."

  • "Wir werden sehen, aber danke. Erstmal warte ich, ob sich einer der Senatoren möglicherweise noch per Brief meldet. Und selbst wenn nicht: solange wir beide hier in Roma sind, werden wir schon irgendetwas finden, um uns die Zeit totzuschlagen. Auf uns!"

    Wir stoßen mit den Bechern an. Es war eine gute Idee die Trauben in den Wein zu entleeren, das macht ihn ein wenig... genießbarer.

    Auf jeden Fall ist es sehr angenehm hier in Rom jemand Vertrautes zu haben. Florus hat sich zwar gefreut, dass er nicht mehr allein im Anwesen ist, aber kennen tun wir uns nun wahrlich noch nicht. Das werde ich nachholen müssen, aber heute hat Phoebe Vorrang.

    "So. Der Käse ist schon weg, die Trauben gehen auch zur Neige. Was machen wir jetzt?"

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  • "Auf uns! Da bin ich mir sicher. es ist wirklich..." Sie schüttelte den Kopf. "Naja, fast wie früher. So vertraut." Sie nahm einen weiteren Schluck und betrachtete ihn über den Rand ihres Bechers hinweg. Es fühlte sich gut an, aber andererseits war es auch mehr als genug Wein für diese Stunde. Sie sollte sich zügeln, so ein Wildfang wie sie es manchmal war.


    "Nun, dann lass uns den Bildhauer aufsuchen, oder?"

  • "Dein Bildhauer, genau! Dann lass uns gehen und ihn suchen, so schwer wird das schon nicht sein. Wenn er arbeitet, dann sollte man das auch hören können."

    Wir bezahlen unsere Mahlzeit und verlassen das kleine Gasthaus in die Richtung, aus der wir zuvor kamen.

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  • Mit Vindex' Zustimmung verließ man den kleinen Zwischenstopp und machte sich weiter auf den Weg nach Südosten, gen Caelius. Der Weg viel nun noch etwas leichter, von dem Wein, und wenn es noch so wenig war, blieb man beschwingt. Wie man den Handwerker - oder vielleicht war es gar ein Künstler - finden würde, wusste sie nicht, aber es würde sich schon herausstellen.


    Als man dann schließlich im besagten Stadtteil ankam, war man zunächst etwas ratlos, doch die Lösung war dann recht einfach: Der erstbeste Passant wurde höflich und konnte auch direkt weiterhelfen. Nur um zwei weitere Ecken muss man noch gehen, und schon war man da, und, tatsächlich, man hört die verräterischen Schläge des Hammers. Und sofort ahnte Phoebe auch, weshalb ihrem Vater ausgerechnet hier die Idee gekommen war, sich selbst abbilden zu lassen: Direkt auf der anderen Straßenseite befindet sich ein weiteres, etwas edleres Gasthaus.

    Mit ein wenig Wein kamen einem manchmal die verrücktesten Ideen, das wusste sie selbst nur zu gut.

    Und tatsächlich fand sich an dem Haus, welches wohl ihr Ziel war, eine Inschrift: "Volusus Tadius Aculeo. Das wird es wohl sein," liest Phoebe vor und schaut zu Vindex. "Dann wollen wir mal."

  • Die Gegend ist durchaus gut und vermutlich nicht gänzlich billig. Das Gasthaus gegenüber der Werkstatt ist nicht mit dem zu vergleichen, in dem wir gerade noch gesessen hatten, und die Hammerschläge verbreiten gerade das richtige Maß an Geschäftigkeit, um hier nicht in Müßiggang zu verfallen. Zumindest nehme ich an, dass das für die Tageszeit gilt.

    Das Haus, oder die Werkstatt, vor der wir stehen wirkt als wäre sie schon länger hier als die meisten der Häuser drum herum, aber das spricht ja höchstens für die Qualität der hier geleisteten Arbeiten. "Gerne", sage ich zu Phoebe, "mal sehen, was der Meister so kann."

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  • Nach einer eingehenden Musterung der Umgebung ging es also los. Mit Vindex im Schlepptau betrat Phoebe die Werkstatt und folgte den Klängen des Hammers. Oder war es ein Meißel? Nun, zumindest wurde recht schnell klar, weshalb man mit so einem Nachbarn eine Weinschwemme in der Nähe benötigte.

    Die Werkstatt machte einen guten Eindruck, und letztlich stand man also in einem kleinen Innenhof, in dem der Künstler wohl seine Werke erstellte. Offenbar bot das Tageslicht die besten Bedingungen dafür. Ein drahtiger Mann mittleren Alters mit nur noch wenigen Haaren auf dem Kopf stand dort vor einem noch kaum behauenen Marmorblock und schien wahllos Schläge mit einem Meißel zu verteilen.

    "Salve! Seid ihr Meister Volusus Tadius Aculeo?" Fragte Phoebe zwischen zwei Schlägen. Promt zuckte der Mann zusammen, wirbelte herum und blickte die Zwei fragend an.

    "Ja.... Ja, Salve, der bin ich. Was kann ich für euch tun? kam die Antwort, während er die Neuankömmlinge kritisch musterte.

    "Mein Name ist Antonia Phoebe. Ich bin die Tochter von Faustus Antonius Nerulinus, und bin hier, um die Erstellung seiner Statue zu ... überprüfen." Sie reckte das Kinn ein wenig.

    "Antonia... Antonius Nerulinus." Er schien kurz zu überlegen, dann nickte er. "Freut mich. Nun, wie man sieht, ich bin bereits dabei, die Theorie in die Tat umzusetzen." Wobei er hinter sich deutete.

  • Ich verfolge das Gespräch zwischen beiden und betrachte die Statue, an der der Bildhauer gerade arbeitete. Mein Blick wandert dann im Hof umher und ich begutachte ein paar seiner weitern Werke. Es ist gute Arbeit, zweifelsohne, aber möglicherweise hatte ich schon bessere Arbeiten gesehen. Nur erinnere ich mich nicht mehr...

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  • Die Antwort des Mannes war die Befürchtete. Nun, zum Teil zumindest: Er war offensichtlich noch nicht besonders weit, was aber ebenso bedeutete, dass Phoebe noch viel Zeit in Rom haben würde. Und das war doch gut!

    Sie nickte und überbrückte die Distanz zwischen sich und dem Marmor, ging einmal prüfend darum herum um den Stein scheinbar fachmännisch zu mustern. Aus ihrer Warte sah damit alles in Ordnung aus. "Und wann wird man .. etwas mehr sehen können?" fragte sie vorsichtig.

    "Oh, ich denke in nur wenigen Wochen wird man bereits erste Konturen erkennen!" stellte der Künstler stolz fest und nahm die Gelegenheit wahr, sich auf einen bereitstehenden Stuhl zu setzen um einen Schluck Wein aus einem Becher zu nehmen.


    Phoebe beobachtete das mit vielsagendem Blick und kehrte zu Vindex zurück. "Ich verstehe. Nun, ich werde von Zeit zu Zeit vorbei schauen, um euren Fortschritt zu bewundern, wenn das Recht ist?"

    Das war es anscheinend "Selbstverständlich," meinte Aculeo, offensichtlich mit sich und der Welt zufrieden.

    So verabschiedete man sich und fand sich bald wieder auf der Straße wieder.

    "Das war... in etwa das, was man von einem Künstler erwarten konnte, oder?"

  • Wir stehen wieder vor der Werkstatt, die Arbeitsgeräusche waren noch nicht wieder zu hören. Ich entferne mich ein wenig vom Eingangsbereich und sage dann: "Also für meinen Geschmack ein wenig langsam, aber das verlängert ja deinen Aufenthalt hier." Ich lächle Phoebe an. Sie hatte nichts von ihrem kundigen Auge verloren, noch immer betrachtete die Statuen und andere kunstvolle Objekte mit einem geschulten Blick, der ihr scheinbar in die Wiege gelegt worden war.

    "Und das heißt wiederum, dass wir noch viel Zeit haben, um die vergangenen Jahre aufzuholen, meinst du nicht?" Ich lächle weiter.

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  • Phoebe seufzte, fast ein wenig resigniert klingend, und folgte Vindex vom Eingang der Werkstätte fort. Dann nickte sie. "Ja, du hast Recht. Langsam." Nicht, dass sie wirklich viel Ahnung von der Kunst des Bildhauens hatte, aber sie kannte ausreichend Statuen und wusste ja auch besser als der Künstler, wie ihr Vater aussah. Ohnehin kamen ihr da ein paar Zweifel. "Ich könnte mir gut vorstellen, dass mein Vater und dieser Aculeo sich dort drüben kennengelernt haben." Sie deutete zu der Gaststätte gegenüber. "Und Vater die Idee nach ein wenig Wein zuviel kam." Sie schüttelte den Kopf, schmunzelte dabei aber. In dieser Hinsicht kam sie leider sehr nach ihrem Vater.

    "Aber es hat ja auch etwas gutes, da hast du Recht." Und es war ja auch ihr sehr recht. Sie erwiderte Vindex' Lächeln. Es war schön, dass er sich freute.

  • Ich betrachte das Gasthaus und blicke dann wieder zum Eingang der Werkstatt. "Ja, es könnte durchaus sein, dass man dort auf solche Ideen kommt. Problematisch wäre es nur, wenn der Bildhauer dort Stammgast wäre. Wollen wir nachfragen? Vielleicht kann der Wirt uns was erzählen und du musst dann deinen Aufenthalt hier verlängern und einen neuen Bildhauer suchen, der auch erstmal nach Pergamon reisen muss und so weiter..."

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