• "Oh, wie Schade!" erwiderte Phoebe auf seine Ankündigung, dass er bald nach Germania müsse. Immerhin schien Bassus recht sympathisch zu sein. "Dann wünsche ich dir dabei schon einmal alles Gute. Ich hoffe, es wird nicht zu kalt dort!" Davon hatte sie nämlich gehört.

    Interessiert lauscht sie seinen Worten über Lepidus' Kinder. Diese kannte sie tatsächlich weitaus weniger gut, als ihr Status als 'Alte Freundin' vermuten ließ. Aber Bassus kannte ja auch nicht die genauen Umstände ihrer Beziehung.

    "Als Lepidus damals bei uns in Pergamon war, war er immer allein unterwegs - aber dafür habe ich Marcus später noch einmal kurz getroffen, als er älter und im Auftrage seines Vaters unterwegs war, richtig." Viele Worte hatte man aber nicht wechseln können, Phoebe war damals mit ihrem ehemaligen Gatten und ihren eigenen Problemen beschäftigt gewesen. Was nichts daran änderte, dass sie durchaus neugierig auf die Söhne des Hausherren war. Sie kannte ja weder Geschichten in die eine noch in die andere Richtung. "Es wäre mir aber eine Freude, sie beide mal kennenzulernen." Sie nahm einen Schluck aus dem Becher mit dem Würzwein, der hier immer noch herum stand. Nicht mehr gar so warm mittlerweile.

    "So oder so werde ich erst einmal hier einziehen müssen. Wobei ich mich streng genommen noch gar nicht entschieden habe. Aber bislang sind die Bewohner des Hauses ja alle sehr angenehm." Im Grunde war ihre Entscheidung ja auch eben doch schon gefallen.

  • Bassus, der bisher in Tarraconensis und Aegyptus eingesetzt war meinte nur, Na, ich denke es wird in der jetzigen Jahreszeit so ähnlich sein wie in den Gebieten der Alpes. Ich werde wohl Feminalia tragen müssen, besonders auf einem Pferd, da bewegt man sich nicht allzusehr und bekommt schneller kalt.

    Er nickte nur als er von den Reisen seines Onkels hörte. Sie waren oft Gegenstand spöttischer Gespräche im Haus. Besonders sein Vater, Nepos, ließ damals kein gutes Haar an seinem jüngeren Bruder. Doch die Reisen brachten den Aemiliern unerwartete Einkünfte und mehrten den Reichtum der Gens.

    Oh, bei Marcus bin ich mir sicher, er ist ein prima Kerl, nicht so belesen wie sein alter Herr, aber ein prima Kumpel. Er rieb sich mit der Hand am Kinn als er fortfuhr, er wollte nichts schlechtes über seinen Cousain sagen, aber es fiel ihm auch nichts Gutes ein. ...und was Nero angeht,...nun er ist sehr...speziell. Er ist ... ihm fehlten die Worte. Und da er die kleine Phoebe ja wohl kaum wiedersehen würde beschloss er die Dinge beim Namen zu nennen. Er ist der Stein in deinem Schuh, die undichte Stelle in deinem Mantel bei Regen, der Splitter in deiner Hand der nicht so ohne weiteres herauskommt, er ist,...ein egozentrisches, neidisches, herablassendes, widersinniges, sadistisches, abstoßendes...Arschloch...entschuldige...aber ich hoffe eine Begegnung mit ihm bleibt dir erspart. Er kommt eh´nur hergeschlichen um Geld zu schnorren.

    Nero war ein paar Jahre jünger als er selbst, was die Kontakte ohnehin komplizierte. Er bemühte sich immer bei Marcus und ihm Schritt zu halten, was die beiden jedoch zu verhindern wußten und wenn sie denn nach Hause kamen von ihren "Abenteuern" hörten sie hinter vorgehaltener Hand von der Dienerschaft was der kleine Nero wieder angestellt hatte und daß ihm sein Vater, wie so oft die Leviten gelesen und ihn bestraft hatte. Nero verbrachte viel Zeit in seinem Cubicullum, welches eigens Gitter vor dem Fenster und einen dreifachen Riegel vor der Türe hatte, um seine Expansion zu unterbinden. manchmal fragte er sich welchen Anteil an Neros charakterlicher Entwicklung er wohl selber hatte.

  • "Dann hoffe ich mal, dass die Kälte dein größter Feind sein wird - was nicht heißen soll, dass ich dir Langweile wünsche! Aber es müssen ja nicht gleich germanische Horden werden." Dies war höflich, natürlich, aber recht seichtes Fahrwasser, wie man es eben ansteuerte, wenn man jemanden gerade erst kennenlernte. Allgemein gehalten, unverfänglich, nicht zu direkt. Man musste ja auch erst einmal sehen, was man von dem Anderen zu halten hatte.

    Und bei Bassus' Beschreibung von Lepidus' erstem Sohn blieb auch alles in diesem Bereich. Die Beschreibung war so gehalten, dass sie auf viele junge Männer zutreffen konnte, die meisten vermutlich. Nicht so aber, als er auf Nero zu sprechen kam.

    Phoebes Unterkiefer klappte ein wenig hinab, als sie die direkten Worte und das recht vernichtende Urteil hörte. Ein schwarzes Schaf also. Und offensichtlich recht eindeutig, zumindest aus der Sicht ihres Gesprächspartners. Das klang ziemlich hart, Nero musste wirklich Eindruck hinterlassen haben. Und so wie Bassus es von sich gab musste auch etwas dran sein, das klang nach mehr als ein wenig Abneigung unter consobrini.

    Hm. Sowas gab es wohl in vielen Familien.

    "Puh." Phoebe atmete einmal demonstrativ aus. "Wirklich so schlimm?" Sie wog den Kopf hin und her. "Nunja. Ich kann ihm dann ja aus dem Weg gehen." Zumindest, wenn sich diese Beschreibung bestätigte. Sie würde sich wohl erstmal ein eigenes Bild machen, wenn sich die Gelegenheit ergab. "Danke für die Warnung," meinte sie dennoch. "Wann geht die Reise denn los?"

  • Lepidus machte seinen allmorgendlichen Streifzug durch den Garten. Immer wieder blieb er stehen und betrachtete den Wuchs und den Schnitt der Bäume und Sträucher. Bald würden die Frühblüher ihre Pracht entfalten und aus ihrem Winterschlaf erwachen. Für kurze Zeit erstrahlte dann ihre vielfarbige Schönheit, bis sie äußerlich verfielen und sich unter der Erde auf ihr nächstes Erblühen vorbereiteten. Mühsam ging Lepidus in die Knie und strich an den frisch grünen Trieben der Narzissen. Sein Blick wandte sich dem sanft ansteigenden Gelände zu wo ein wahres Feld von Schneeglöckchen ihn fast wieder in die alte Agonie trieb. Ächzend erhob er sich. So wie die Dinge lagen, waren die Winter in Roma wohl nicht mehr das Richtige für ihn.

    Lächelnd dachte er, daß er über kurz oder lang um einen Gehstock wohl kaum noch herumkommen würde. Ob er sich auch in seinen Wurzeln regenerieren konnte? Der hortus barg zuviele Erinnerungen die ihn, trotz ihrer Schönheit, je nach Gemütslage arg in die Finsternis trieben.

  • Nachdem sie sich umgezogen und frisch gemacht hatte in ihrem Cubiculum, kam sie mit Iulia in den Garten. Sie ließ sich dort auf einer der Bänke nieder und die Sklaven brachten ihr Häppchen und mit Wasser verdünnten Wein. Sie war so hungrig und dank der vielen Bewegung konnte sie sich heute einmal ein paar Häppchen erlauben. Wie lange es wohl dauern würde, bis ihr Vater sie hier finden würde? Sie konnte Iulia nicht länger verbergen oder als jemand anderes Kind ausgeben. Sie sah wie eine perfekte Kopie ihrer selbst aus, nur ihre Augen hatten eine dunklere Farbe.


    Sie wusste welche Macht ihr Vater über sie hatte, aber sie hoffte, dass Iulia sein Herz erweichen würde, selbst wenn er ihr selbst grollen sollte. Wie wohl Pius seine kleine Nichte finden würde? Wie sollte sie die Lage nur erklären? Die Männer würden Antworten erwarten, aber sie hatte keine zu bieten. Es war wie ein Knoten in ihrem Magen und nach einiger Zeit rief sie einen der Sklaven zu sich. Es half alles nichts. Sie konnte sich nicht länger verstecken.


    Setze Dominus Lepidus und Dominus Pius über meine Ankunft in Kenntnis.


    Iulia lief quietschend durch den großen Garten, mal verbarg sie sich hinter Statuen und Blumen, mal war sie ihren Lumpenball in die Höhe. Faustina wünschte, sie könnte so unbeschwert sein.

  • Pius hatte gefühlt eine ganze Woche geschlafen. Ein wenig zerknirscht und verbeult schwang er sich aus dem Bett und schlurfte zum Balneum. Dort verbrachte er unter Massage und einigen Wechselbädern den Morgen. Danach begab er sich frisch enthaart und wie neu geboren in der Hortus. Die frohe Kunde, Faustina sei wieder da hatte auch ihn erreicht.

    Es bedurfte schon einiger Mühe nicht in den Hortus zu laufen und seine kleine Schwester herzend zu begrüßen...sie waren schließlich keine Kinder mehr.

    Nur leicht humpelt ging er auf sie zu, sie saß mit dem Rücken zu ihm auf einer der Bänke und sah einem kleinen Mädchen beim spielen zu.

    Unbemerkt stellte er sich hinter sie und meinte mit seinen angenehm bassigen Stimme,

    Zu behaupten sie wäre dir zugelaufen kannst du vergessen,...sie ist eine Kopie von dir,...

    Ein Malheur,...vor allem nachdem alle dachten sie würde Vestalin. Er ging an Faustina vorbei, berührte sie dabei kurz an der Schulter und kniete sich vor die Kleine hin. Pius musterte sie kurz, was ihm jeden Zweifel nahm und sagte, Hallo, Prinzessin,...ich bin dein Onkel Pius...und wie heißt du?

  • Faustina war total in Gedanken versunken und hatte Pius gar nicht gehört. Sie schreckte regelrecht hoch, als sie plötzlich seine Stimme hörte. Zumindest klang er nicht allzu ärgerlich oder enttäuscht. Das machte ihr Hoffnung.


    Hallo, Pius. Abstreiten kann ich sie wirklich nicht. Ich möchte es auch gar nicht.


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    Iulia flitzte hin und her und spielte mit einem Stoffball, den sie hochwarf und wieder fing. Als der Mann auf sie zukam, sah sie ihn mit großen Augen an.

    Sie war bereits fast drei Jahre alt und fremdelte nicht mehr. Stolz zeigte sie dem Onkel ihren Ball.


    Ich bin Iulia. Das ist mein Ball.

  • Auch Lepidus fand sich im Hortus ein. Als Antigonos ihm die Nachricht brachte seine beiden Kinder seien wieder in der Villa, mußte er sich stark zurückhalten um sie nicht in ihren Zimmern aufzusuchen, doch er unterließ es, das mochten sie schon als Jugendliche nicht. Antigonos meinte auch noch es gäbe eine Überraschung,...eine, wie meinte er, pikante Überraschung. Da es wenig Sinn machte Antigonos zu drängen wenn es sybillisch wurde, blieb ihm nichts weiter übrig als sich in Geduld zu üben, die Kinder "ankommen" zu lassen. Es war weniger der Schock, daß seine kleine Faustina offenbar einen mutmaßlich unehelichen Ableger geschaffen hatte. Es war mehr der Name des Kindes,...war es nun geschmacklos,...unsensibel, wollte sie ihm damit etwas sagen? Lepidos trat mit aller ihm zur Verfügung stehenden Würde und schier unmenschlicher Selbstbeherrschung zu Pius und dem Kind. Seine Tochter bedachte er dabei mit einem Totenmasken ähnlichem Gesichtsausdruck und ebenso leerem Blick, der Alles und Nichts sagte. Zu der Kleinen sagte er, Nun,...das ist ein sehr schöner Ball,...ich denke dein Onkel wird sich zusammennehmen müssen um ihn dir nicht zu stehlen, aber keine Sorge kleine ...er stockte kurz, schluckte merklich und schaffte es ein Lächeln zu kreieren...Julia,...ich werde es verhindern, mit aller Macht.

  • Sie war froh, dass Iulia noch zu klein war um die Stimmung ihres Großvaters wirklich einschätzen zu können. Auch wenn Lepidus nicht allzu unfreundlich zu der Kleinen war, traf sie sein leerer Blick bis ins Mark. Sie hatte auf ein wenig Zuneigung oder Freude gehofft.


    Sie wusste, dass er nicht erfreut und wahrscheinlich sehr enttäuscht wäre und sie hatte diese Begegnung lange genug hinaus gezögert. Faustina erhob sich trotzdem um ihren Vater zu grüßen, aber die wagte es nicht sich in diesem Moment zwischen ihn und die Kleine zu drängen.


    Wenn er das Kind ablehnte, wie es sein gutes Recht war, dann könnte er sie mittellos davon jagen.


    Iulia allerdings sonnte sich in der Aufmerksamkeit der beiden Männer und erzählte zusammenhanglos und ohne Punkt und Komma von ihren Ball und dem Holzpferd, das noch auf einem Wagen am Stadttor wartete.

  • Lepidus lauschte den ungemein wichtigen mit unglaublicher Eloquenz und Detailreichtum dargebrachten Ausführungen der kleinen Iulia. Als seine Tochter auf sie zukam sah er seinen Sohn an. Wie so oft verständigtem sich die beiden stumm und nur mit sparsamen Blicken. Lepidus nickte und wandte sich seine Tochter zu. Er hielt ihr die Hand hin und meinte lakonisch,

    Du warst lange weg,...wie es scheint ist auch einiges passiert,...dann erzähle mal...

  • Sie ergriff seine Hand zur Begrüßung, was sie zumindest als positives Zeichen wertete. Aber der schwierige Teil kam erst noch. Wo sollte sie da nur anfangen?


    Nun, ich war in Tarentum angekommen und es war so friedlich dort im Gegensatz zu Rom. Ich dachte, ich hätte meinen Weg gefunden, aber naja...


    Sie stockte ein wenig und hörte sich eher blabbernd an wie ein kleines Kind. Sie hatte Iulias Vater wirklich gemocht.


    Ich traf einen Soldaten und dann kam eins zum andern und das Ergebnis seht ihr ja...Ich hatte Angst etwas zu sagen. Ich habe mich in Tarentum mit Iulia versteckt.


    Und sie war sehr glücklich dort, was sie aber nicht mehr sagte. Mehr wollte sie über ihn auch nicht sagen. Es war ohnehin unerheblich, da er sie nicht hatte heiraten können, selbst wenn sie das gewollt hätte.

  • Im allgemeinen war Lepidus der Ansicht daß einem eher in Roma die ungewöhnlichsten Dinge geschehen würden. Mal eben so die Unschuld zu verlieren war aber natürlich überall möglich.

    Er war Mensch genug um zu wissen, daß ein unsicheres junges Mädchen wie Wachs in den Händen eines erfahrenen Mannes war.

    Doch er war auch Mann genug um sich auszumalen was dieser Umstand für die Klatsch und Tratschfraktion in Roma bedeutete.

    Sein Gesicht strahlte es zwar nicht aus, doch er wollte auf keinen Fall in den Focus dieser Schandmäuler geraten. Seit einer der ihren, der Mann Drusillas eine für Lepidus eher abartige Beziehung zu Caligula aufbaute um nachher dessen Willkür zum Opfer zu fallen. Nein, auf keinen Fall durfte die Gens wieder einmal Ziel von Willkür und Spott gelangweilter Stadtrömer werden.

    Nun, meine Liebe, dein Instinkt hat dich nicht getäuscht, du hast uns durch deine Schwäche,...nun nennen wir deinen amourösen Fehltritt einfach einmal so,...in eine mir unangenehme Lage gebracht.

    Sein Blick fiel auf die kleine Iulia, deren ausschweifende Bewegungen davon zeugten daß sie einem amüsiert dreinblickenden Pius wohl von der Begegnung mit einem Elefanten oder ähnlich Großen berichtete. Dem zauberhaften Kind konnte man keine Vorwürfe machen, Faustina nur bedingt.

    Er wandte sich wieder an Faustina, ...wir werden uns um die Angelegenheit kümmern müssen. Deine kleine Iulia muss bis auf weiteres ein Geheimnis bleiben!

  • Sie schöpfte ein wenig Hoffnung bei seinen Worten, dass er sie zumindest nicht verstoßen würde. Aber was er wohl mit darum kümmern meinte? Wo sollten wir das Kind verstecken? Sie wollte sich nicht von Iulia trennen.


    Bitte verzeih mir, Vater. Ich weiß, dass es dumm war. Aber bitte lass Iulia hier bleiben. Ich weiß, dass ich Schande über uns gebracht habe, aber es ist nicht ihre Schuld.


    Bei dem Gedanken ihr Kind nicht mehr zu sehen, wurde ihr ganz übel. Was sollte nur geschehen? Sie blickte Hilfe suchend zu Pius.

  • Pius hatte längst erkannt, daß sein Vater geneigt war die Dinge als gegeben anzusehen. Man würde lediglich über das weitere Vorgehen entscheiden müssen. Er wandte sich seiner Schwester zu und schüttelte lächelnd den Kopf.

    Diesmal wirst du zu dem stehen müssen, ...aber du bist nicht allein.

    Die kleine Iulia trat neben ihn und nahm seine Hand. Mit großen Augen sah sie zu den Erwachsenen auf. Pius zwinkerte ihr lächelnd zu und während sie erfolglos versuchte mit einem Auge zurück zu zwinkern streichelte er ihr sanft über den Kopf.

  • Pius war immer besser darin gewesen, die Stimmungen ihres Vaters zu erfassen. Faustina mochte ein Abbild äußerlich von ihrer beider Mutter sein, aber Pius hatte alles Gute ihrer Mutter geerbt. Wo Faustina wankelmütig und oft wie ein Löwe mit einem Dorn in der Pfote war, da war Pius gütig und die Ruhe in Person. Wenn sie zornig wurde weil nicht alles nach ihrem Kopf ging, da war er besonnen und verständnisvoll. Je lauter sie wurde, desto leiser wurde er. Oft war er so sehr wie Mutter - der Blick zwischen Vater und Sohn war ihr nicht entgangen. Faustina dagegen war oft stur und ungeduldig - wie ihr Vater in seiner Jugend laut den Worten ihrer Mutter.


    Wenn sie ihren Bruder nicht so sehr lieben würde, dann müsste sie eifersüchtig auf ihn sein. Er war mit einem guten Charakter und passablem Aussehen gesegnet und selbst Iulia schien ihn direkt ins Herz zu schließen. Faustina wusste, dass er Recht hatte. Sie konnte sich nicht vor den Konsequenzen drücken und sich ewig in einer kleinen Villa irgendwo in der Provinz verstecken. Aber was würde mit ihrer Tochter geschehen, wenn sie sich wieder in der Gesellschaft zeigte? Trotz der schweren Situation hätte sie ihn am liebsten gedrückt. Sie war nicht allein mit der Last und diese Worte trösteten sie ungemein.


    Zum Glück war Nero nicht da. Der hässliche Frosch hätte sich wahrscheinlich daran ergötzt, dass sie Schande über die Familie gebracht hatte. Er war immer eifersüchtig auf sie gewesen und sie konnte nicht anders als ihn zu verabscheuen, auch wenn sie das vor Vater immer so gut es ging verbarg. Sie würde nie den Tag seiner Geburt vergessen und die Konsequenzen dieses Tages. Vielleicht konnte der gutmütigere Pius vergeben und vergessen, aber sie konnte das nicht. Ohne Antigonos wären die Tage nach der Geburt des hässlichen Froschs unerträglich gewesen für alles und jeden, der sich in der Villa Aemilia bewegte.


    Sie wischte diese dunklen Gedanken an Nero weg. Ob ihr Vater einen Plan hatte? Sie schaute zwischen Pius und Lepidus hin und her. Sie würde sein Urteil abwarten, bevor sie Themen wie den Rest der Familie anschnitt.


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    Iulia indes wurde schön langsam müde vom vielen Herumtoben und löste sich aus Pius' Handgriff. Ohne viel Aufhebens kletterte das Mädchen ein wenig ungeschickt auf den Schoß von Faustina, wo sie sich an die Mutter schmiegte und die beiden Männer noch ein wenig studierte mit kleinen Augen, bevor sie vollends einschlief.

  • Lepidus nickte lächelnd als er die beiden sah,...seine Tochter und sein Enkelkind. Ich denke es ist das Beste, du bringst die kleine Iulia jetzt ins Bett,...ruht euch aus. Er sah Pius an, ...Pius, sei so gut,...trage die Kleine ins Haus. Iulia schlie ftief und fest, wie es nur Kinder konnten. An seine Tochter gewandt meinte er, Ich muss ein paar Tage weg, bitte halte dich hier im Haus auf, suche keine Freunde von früher auf,...bleib einfach hier und komm erst einmal an.

    Er streichelte ihr sanft über die Wange, so wie er es früher immer getan hatte, lächelte kurz und machte sich dann auf.

  • Sie schloß instinktiv kurz die Augen bei der herzlichen Berührung ihres Vaters. Sie hatte die beiden Männer mehr vermisst, als sie sich eingestehen wollte. Sie nickte ihrem Vater zu und machte sich dann mit Pius, der die kleine Iulia trug, auf zu ihrem Cubiculum. Sie würde auf ihren Vater hören und die Füße still halten. Vielleicht hatte Lepidus ja einen guten Plan? Wo er wohl hin musste? Sie würde ihn fragen, wenn er wieder da war.


    Als sie mit Pius in ihrem Cubiculum ankam, nahm sie ihm die Kleine aus den Armen und steckte sie in das bereits herbeigeschaffte Kinderbett. Die griechische Kinderfrau hatte bereits ihre Sachen ausgepackt und würde sich um die Kleine kümmern, während Faustina sich etwas zu essen bringen ließ und auch bald schlief.

  • Faustina lümmelte in einem der großen Korbstühle im Garten und genoss die Nachmittagssonne, während Iulia im Garten tobte mit dem Kindermädchen Irene auf ihren Fersen. Der Schmerz über den Verlust von Bassus war bereits gedämpfter und sie musste nicht mehr weinen, auch wenn sie ihn wahrscheinlich immer vermissen würde. Aber wie Pius schon gesagt hatte - das Leben musste weitergehen und man konnte sich nicht vor der Welt verstecken.


    Ein Sklave hatte ihr mitgeteilt, dass Drusilla an der Porta stand und sie bedeutete den Sklaven, dass sie die junge Dame direkt zu ihr in den Hortus bringen sollten und Erfrischungen besorgen sollten. Faustina setzte sich auf und straffte ihre Gestalt. Sie war nur wenig zurecht gemacht und trug einen einfachen himmelblauen Leinenchiton und das Haar nur einfach hochgesteckt mit Seidenbändern nach griechischer Art. Sie brauchte nicht viel um schön zu sein, waren doch die meisten Frauen neidisch auf ihr natürlich goldblondes Haar.


    Die folgenden Minuten herrschte rege Betriebsamkeit der Sklaven, während sie bequeme Kissen, Getränke, Nüsse, Obst und in kleine Häppchen geschnittene Stücke Honigkuchen heranschafften zu den bereits vorhandenen eingelegten Oliven, von denen Faustina vorhin genascht hatte.

  • Drusilla wurde nach nicht allzu langem Warten in den Garten geführt. Sie war lange nicht hier gewesen. Das letzte mal mit Saloina und Aviana so weit sie sich erinnern konnten. Und das viel ihr schwer weil sie meistens wenn sie mit Salonia unterwegs war einen im Tee gehabt hatte oder berauscht vom Hanf gewesen war. Aber diese war ja von ihrem Vater ins Eheleben Gestürzt worden und gab sich in letzter Zeit ordentlich und züchtig. Kurz um langweilig!!! Naja wenigstens ein paar Freundinnen gab es noch die die beängstigende Institution Ehe noch nicht gefressen hatte. "Salve Faustina." Begrüßte sie die alte Freundin die aber einen merkwürdig anderen Eindruck machte. Sie sah verändert aus. Drusilla zog eine Augenbraue herauf und musterte die Freundin aus einigen Schritten Entfernung.

  • Faustina erhob sich vollends, um ihre alte Freundin Drusilla zu begrüßen. Noch vor Tarrentum wäre sie wahrscheinlich auch so herausgeputzt zu diesem kleinen Zusammentreffen erschienen, aber heute mochte sie es bequemer und einfacher in der Villa. So einfach gekleidet würde sie zwar nicht vor die Tür gehen, aber hier zu Hause im Garten war es einfach viel praktischer. Sie umarmte Drusilla leicht und bedeutete ihr doch Platz zu nehmen.


    "Salve Drusilla. Es freut mich, dass du meiner Einladung so zügig gefolgt bist. Bitte setz dich und mach es dir bequem. Wir haben uns schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Bist du alleine gekommen?"


    Faustina hatte erwartet, dass sie Salonia mitschleppen würde, aber anscheinend war Drusilla allein und und vor allem nüchtern. Noch ehe Faustina mehr sagen konnte, hörte man wieder das Kreischen der kleinen Iulia und die Mischung aus Schimpfen und Betteln, dass sie sich doch benehmen sollte des Kindermädchens Irene. Faustina verdrehte nur ein wenig genervt die Augen, aber Irene würde das schon ohne sie schaffen.

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