Tablinum I MFG et Fabii Torquatii - Erbangelegenheiten

  • Es war bereits einige Zeit her, dass Flavius Gracchus die beiden Fabii Torquatii in eben diesem Tablinum hatte empfangen. Der Anlass damals war ein durchaus erbaulicher gewesen, der Beginn der Zukunft eines jungen Mannes, während es diesmalig der Tod war, welcher sie zusammen brachte, respektive der Tod Iunia Axillas, der Gemahlin des älteren Fabius. Gracchus begrüßte die beiden Fabier angemessen, ehedem sie Platz nahmen und der Flavier sein Bedauern aussprach.

    "Mein Beileid, Fabius, der Tod deiner Gemahlin ist wahrli'ch ein Verlust. Sie war eine beeindruckende Frau."

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  • Wenige Tage nach meiner Visite im Officium der Decemviri Litibus Iudicandis trug mich eine Sänfte zusammen mit meinem Sohn Titus die nördliche Kuppe des Quirinal hinauf zur Villa Flavia Felix, die ich erst einmal anlässlich des Arrangements eines Tirociniums, letzterer dagegen zur Ableistung desselben wohl frequentierter besucht hatte. Abermals sah ich mich nun im Tablinum sitzend dem flavischen Consular gegenüber und nahm seine Anteilnahme dankend entgegen.

    »Danke, Flavius. Es ist wahrlich eine Tragödie, zumal der Tod nicht nur meine noch überaus vitale und lebensfreudige Gattin, sondern auch ihren Sohn Pompeius ereilt hat.«

    Tatsächlich musste ich auch jetzt noch in ehrlicher Trauer an Axilla und unsere gemeinsame Zeit zurückdenken. Das Balg war mir hingegen völlig gleichgültig.

    »Die beste Trauerbewältigung gelingt doch aber bekanntlich durch stetiges Voranschreiten, sodass ich dir gerne gleich den Grund meines heutigen Auftretens offenbare. Just mit der Nachricht des Todes meiner Frau ging die Nachricht der Decemviri Litibus Iudicandis über meine Erbberechtigung mangels Testament einher. Zu meiner Verwunderung erschöpfte sich der Nachlass aber in lediglich 20 Sklaven - ein Umstand, der mich direkt zu einigen Nachforschungen und einen Besuch beim zuständigen Decemvir veranlasste.«

    Ich hielt kurz inne und lehnte mich etwas mehr in den Sitz.

    »Axilla war eine vermögende Frau, die nicht nur zahlreiche Betriebe ihr Eigen nennen durfte, sondern als Eques auch über einen gewissen Grundbesitz verfügen musste. Immerhin verpflichtete sie sich anlässlich unserer Hochzeit auch zur Übereignung eines Landstücks südwestlich von Misenum als Dos, das ich - am Rande bemerkt - niemals erhalten habe.«

    Der Ehevertrag war ein anderes Thema, ein Notnagel gewissermaßen, allerdings wollte ich Gracchus einen umfassenden Einblick gewähren und insbesondere dies als Beweis dafür heranziehen, dass Axilla zum Zeitpunkt der Eheschließung nicht unvermögend war.

    »Wie auch immer - der Decemvir berichtete mir über eine mögliche Schenkung von großen Teilen ihres Vermögens zu Lebzeiten an ihren nun ebenfalls verstorbenen Sohn Pompeius. Allerdings ist eine Dokumentation für diesen Vorgang weder für ihn, noch für mich einsehbar.«

    Ich zuckte leicht bei der Vorstellung, dass diese Schenkung tatsächlich vollzogen worden war und gar doch eine Dokumentation dafür existierte.

    »Ich gehe daher davon aus, dass diese Schenkung nie stattgefunden hat und das Vermögen meiner Frau in die falschen Hände geraten ist. Wie schätzt du - als gewesener Praetor - die Situation ein? Ich bin in Rechtssachen nicht gänzlich unbewandert und würde mögliche rechtliche Schritte auch gerne in die Hand von Titus legen, dessen juristische Ausbildung noch präsenter und umfassender ist, aber ich wollte dazu auch gerne die Sichtweise eines kundigen Dritten einholen.«

  • Gracchus war sich nicht sicher, ob er gegenüber einem der Fabier bereits hatte erwähnt, dass er es stets schätzte in medias res zu gehen - Titus Torquatus mochte dies indes durchaus auch beobachtet haben -, dass jedoch Cnaeus Torquatus sich nicht lange in Floskeln oder Nichtigkeiten verlor ehedem er sein Anliegen vorbrachte, kam Gracchus überaus zupass. Unverbindliche Plauderei war nicht seine Stärke - nicht bei Gastmählern, nicht vor dem Senat, nicht bei Hochzeiten, und ganz gewiss nicht im Angesicht des Todes.

    "Nun"

    , begann er darob nachdenklich.

    "Um diese Causa angemessen einschätzen zu können, benötige ich noch einige Details, welche mehr oder weniger relevant sind, je nachdem wie sie in einem Gesamtkonstrukt sich zusammenfinden. Iunias Sohn, Pompeius, wie alt war er zum Zeitpunkt des Todes? Gibt es seinerseits Agnaten, welche erbbere'htigt sind, etwa eigene Kinder, oder auch sein Vater oder weitere Kinder dessen, also Geschwister Pompeius'? Gibt es darüber hinaus noch weitere Kinder Iunias?"

    Gleichwohl Fabius sich mehr auf den Umstand der Schenkung konzentrierte, so konnte dies alles unabhängig von einer Schenkung relevant für die Erbfolge sein, wie auch das folgende.

    "Bezüglich des Zeitpunktes des Todes ... sind ... sind Iunia und ihr Sohn gemeinsam ge..storben? Gibt es Zeugen dafür? Sofern nicht, gibt es Zeugen, welche die jeweiligen Todeszeitpunkte exakt be..stätigen können?"

    Der Flavier mochte sich ungern mit den Details der Todesumständen beschäftigen, doch im Zweifelsfalle entschieden diese über die Verteilungsreihenfolge des Erbes.

    "Lässt sich diese Angelegenheit nicht über die Erbfolge regeln, so besteht durchaus die Möglichkeit, die Rechtmäßigkeit der Schenkung anzufechten. Bei der Höhe des Vermögenswertes wäre eine entspre'hende Dokumentation angemessen, indes reicht es auch aus, dies unter Zeugen zu tätigen. Sofern es keinen Erben Pompeius' gibt, welcher nun dieses Vermögen beansprucht, oder jene Zeugen dir gegenüber keinen Groll hegen, ist es indes unwahrscheinlich, dass sie von sich aus bei den Praetoren würden vorsprechen."

    Letztlich bemaß Gracchus das Vermögen nicht als derart immens, dass diese Angelegenheit in einem großen Gerichtsverfahren würde abgehandelt werden, welches die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit würde auf sich ziehen.

    "In Hinblick auf die Rechtmäßigkeit solltest du allfällig mit den Verwaltern der Betrieben und Ländereien sprechen. Sofern der Besitz tatsächlich gewechselt hat, sollten sie dies nicht nur wissen, sondern auch ein Schriftstück Iunias vorweisen können, welches dies bestätigt, oder aber eine direkte Weisung ihrerseits glaubhaft versi'hern. Ist dies nicht der Fall, sollte diese Aussage vor Gericht bereits ausreichen, um die Schenkung als nichtig zu deklarieren."

    Nach einem kurzen Zögern fuhr er fort.

    "Im Zweifelsfalle wäre es sonstig durchaus eine Option, ein mögliches Verbrechen bei den entsprechenden Behörden anzuzeigen. Indes, zumindest sofern es keine weitere Partei gibt, welche einen Anspru'h auf das Erbe erhebt, sollte diese Angelegenheit sich auch vor den Praetoren zu deinem Vorteile klären lassen. Die Ehe ist ein hohes Gut, wir leben nicht in Zeiten der Not, und aufgrund deines Status kann man dir wohl kaum übermäßige Gier vorwerfen."

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  • Gier war das richtige Stichwort. Ich war gierig. Und gleichwohl ich bei dem Gedanken, das Vermögen von Axilla könnte jemand anderem zufallen oder schon zugefallen sein, innere Unruhe verspürte, mimte ich nach außen hin Gelassenheit und Souveränität - selbst vor Flavius, den ich mittlerweile als eine Art Verbündeten ansah.

    »Dies alles deckt sich doch mit meiner Einschätzung, wenngleich deine praktische Expertise mir zweifellos die ein oder andere bisher unbedachte Problematik aufzuzeigen vermag«, bestätigte ich zunächst, ehedem ich mich den Rückfragen des Senators widmete.

    »Axillas Sohn Pompeius muss zum Zeitpunkt des Todes in etwa in Titus' Alter gewesen sein«, begann ich und wandte mich kurz zu Titus, der ebenfalls anwesend war, bisher aber wohl noch keinen Anlass zum Gesprächseintritt hatte.

    »Sein Vater, Pompeius Imperiosus, ist ein ehemaliger Protegé des Vescularius Salinator und befindet sich wohl aus Gründen dieser misslichen Verbindung seit vielen Jahren im Exil. Sein Aufenthaltsort ist genauso unbekannt wie seine Absichten. Außerdem gibt es noch einen gewissen Pompeius Cavarinus, einen Vetter desselbigen, der aber schon viel länger nicht mehr auf sich aufmerksam gemacht hat. Ich gehe davon aus, dass beide in absehbarer Zeit - selbst wenn sie Ansprüche stellen wollten, keine Ansprüche stellen könnten. Über weitere Kinder* aus der Verbindung meiner Frau mit Imperiosus oder ihrem ersten Gatten Aelius Archias ist mir nichts bekannt.«

    Dies waren die Ergebnisse, die mir mein furischer Informant aus der Epistelabteilung geliefert hatte.

    »Die Ermittlung der Todeszeitpunkte wird sich indes wohl schwieriger gestalten. Axilla weilte bis zu ihrem Tod in...Alexandria«

    Ein Umstand, der den Senator wohl auch zur Annahme einer brüchigen Ehe führen konnte, dessen Preisgabe ich aber kaum vermeiden konnte.

    »Ich gehe davon aus, dass dies auch für ihren Sohn gilt. Zumindest werde ich Nachforschungen anstellen und etwaige Zeugen ausfindig machen.«

    Ich hatte noch gute Kontakte nach Aegyptus aus meiner Zeit als Präfekt der Flotte. Irgendeinen Fischer würde ich mit einem Beutel Sesterzen schon gesprächig machen können, wenn ich im Fall der Fälle einen Zeugen benötigte.

    »Du empfiehlst also zunächst eine persönliche Klärung dieser Causa mit dem Praetor über die - vom Decemvir zumindest bereits festgestellte - Erbfolge, bevor ich rechtliche Schritte einleite?«

    Dies war zwar auch meine Annahme im Vorfeld, ich wollte sie aber vom Flavier bestätigt wissen.



    Sim-Off:

    *Cossus Pompeius Largus ist zwar im Stammbaum verzeichnet, bleibt als Platzhalter bei der Erbfolge aber natürlich außer Betracht.

  • Die Nennung Vescularius' Namens brachte Gracchus einen Herzschlag lang aus seiner Konzentration und Ruhe, wenn auch äußerlich höchstens bemerkbar, dass er kurz die Zähne aufeinanderbiss und seine Wangenmuskeln sich darob ein wenig anspannten. Die Information, dass Iunia Axilla in Alexandria hatte verweilt, führte ihn jedoch zu seinen ursprünglichen Gedanken zurück.

    "Nun, in Anbetracht dieser Familienverhältnisse könnten die genauen Todeszeitpunkte sich dahingehen zu deinen Gunsten auswirken, dass sofern Pompeius vor seiner Mutter starb sein Erbe an diese wäre geflossen. Und bei ihrem Tode somit an den durch den Decemvir bereits ermittelten Erbbere'htigten - also dich. Die Rechtmäßigkeit der Schenkung wäre in diesem Falle für dich nicht weiter von Belang."

    Einige Augenblicke lang betrachtet der Flavier die geschwungenen Linien der Maserung des Tisches zwischen ihnen, ehedem er wieder empor blickte.

    "Du solltest zuerst den Praetor aufsuchen, Fabius, und ihm deine Angelegenheit darlegen. Plinius Atticus ist durchaus ein vernünftiger Mann und unser Augustus nicht gierig. Wem also würde es nützen wenn der Besitz deiner Gemahlin über das Erbe ihres Sohnes an den Staat fällt?"

    Ein Besitz, der wohl trotz allem aus der Perspektive des Staates kaum der Rede wert war.

    "Insbesondere wenn zuvor Ermittlungen bis nach Aegytpus stattfinden müssten. Ein solcher Fall, der viel Aufwand mit sich bringt, dabei indes nicht eben mit öffentli'hem Prestige oder unter großer Wahrscheinlichkeit zu einer enormen Finanzspritze für die Staatskasse entlohnt wird, ist kaum etwas, das ein Praetor in seiner Amtszeit forcieren wird. Viel eher wird er geneigt sein, einem angesehenen Beamten des kaiserlichen Palastes das ihm zustehende Erbe seiner Gemahlin zukommen zu lassen."

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  • Ich strich mir nachdenklich über mein Kinn und demonstrierte sodann mit einem Nicken meine Zustimmung zu den Empfehlungen des flavischen Consulars.

    "Hab dank, Flavius. Ich sehe nun schon viel klarer. Zweifelsohne ist ein direktes Vorsprechen bei Plinius Atticus die wohl günstigste Vorgehensweise, um diese Angelegenheit zu einem zügigen Ende zu führen."

    Zwar hätte ich es gerne gesehen, wenn Titus seine anwaltliche Expertise auch einmal in der Praxis hätte unter Beweis stellen können - nichtsdestotrotz ging es mir vordergründig darum, Axillas Vermögen zu sichern und weniger meinem Sprössling ein Praktikum zu verschaffen.

    Nachdem die Erbschaftsangelegenheit hinreichend erörtert worden war, verabschiedete ich mich von meinem patrizischen Freund und versicherte ihm noch höflich, dass auch er weiterhin mit meiner Hilfe in jeder Hinsicht rechnen konnte und mich diesbezüglich nur kontaktieren musste.


    Sim-Off:

    Ich beende das Thema mal, da es ja schon etwas länger zurückliegt.

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