Am Tiberufer - Steine, die übers Wasser hüpfen

  • Lange waren sie noch beisammen gewesen, bis die Dunkelheit sich langsam ihren Weg bahnte. Jeder hatte etwas mitgebracht, Brot, Obst, kleine Kuchen, Wein und Wasser. Etwas von dem Brot und Wein hatten sie zurückgelassen, dies würden sie zum Abschied gemeinsam zu sich nehmen. Vorher vereinbarten sie noch den Ort an dem sie sich das nächste mal treffen würden. Sie traten zu einem Kreis zusammen.

    „Wollen wir nun an das letzte gemeinsame Mahl denken, an dem Jesus der Sohn Gottes, mit seinen Jüngern zusammen traf. Zu unserm Gott gemeinsam beten und hoffen, dass sich sein Wort schnell verbreiten möge.“

    Deutlich hatte Aglaja gesprochen, jeder hatte ein Stückchen Brot in der Hand und steckte es sich anschließend in den Mund. Genauso wie jeder, aus einem Becher, der Reihe nach, einen Schluck Wein zu sich nahm.

    Dankbar, für die gemeinsame Zeit, verließen sie den Ort.

  • Zurück in der Dunkelheit blieb der alternde Hellene. Er hatte die kleine Gemeinschaft neidvoll beobachtet, auch wenn er zu weit weg saß, um mehr als nur ein paar Fetzen ihrer Worte zu verstehen. Ihn erinnerte das gemeinsame Mahl an die Syssitia, die er besonders vermisste, wenn er an sein altes Leben zurückdachte. Natürlich nicht von der Art des Speisens und Trinkens her, sondern aufgrund der menschlichen Nähe. Das Teilen, das Reden, die Gemeinschaft. Er schloss die Augen, lauschte dem nächtlichen Fluss und träumte von Sparta.

  • Aufgeregt rannte Kathus hin und her, er wartete auf seine Mitstreiter. Ausgerüstet war er mit einem schweren Hammer. Einem Hammer wie er in einem Steinbruch geschwungen wurde. Erst vor ein paar Tagen auf ihrer letzten Versammlung hatten sie sich nach langen Debatten auf ihre Ziele geeinigt. Sie wollten die wichtigen Götzenbilder und Tempel der Römer zuerst zerstören. Die Frauen waren mit Krügen und Eimer voller Farben und Pinsel ausgerüstet, einige schleppten sogar Leitern mit sich.

    Die Männer trugen Äxte und Hämmer. Da sie zu wenige waren, um an mehreren Stellen gleichzeitig zuzuschlagen, hatten sie beschlossen zuerst dem wichtigsten Tempel einen Besuch ab zu statten. Dem Tempel des Iuppiter Optimus Maximus Capitolinus. Es wäre zu auffällig gewesen sich direkt auf der Anhöhe des Kapitols zu versammeln, deshalb wollten sie von hier, dem Tiberufer aus, in kleineren Gruppen, auf verschiedenen Wegen dorthin gelangen. Sie hatten noch ein gemeinsames Mahl zu sich nehmen, beten gemeinsam und mit Beginn der Dämmerung wollten aufbrechen.
    Natürlich mussten sie damit rechnen unterwegs angehalten zu werden. Ihre Ausrede wäre dann, sie wären auf dem Weg zu einem Freund, um ihm bei der Renovierung zu helfen.

    Trotz ihrer Einmütigkeit, spürte man eine gewisse innere Unruhe bei ihnen. Ihre größte Sorge war nach wie vor, der Verrat. Sie konnten sich nie sicher sein, dass nicht doch ein Spion in ihrer Mitte war. Die meisten von ihnen trugen als Erkennungszeichen eine Kette mit einem Fischanhänger. Dieser war jedoch auch kein ausreichendes Zeichen ihrer Gesinnung, denn jeder, dem daran gelegen war, konnte sich solch einen Anhänger besorgen.

    Es war so weit. Für diese Stille in der Dämmerungstunde klang Kathus Stimme zu laut. „Auf Brüder und Schwestern in Christus, beginnen wir unser Werk. Zerstören wir ihre Götzenbilder. Auf zum Kapitol!“

  • Spezialeinsatz Tiberufer


    Laut Einsatzbefehl hatte er sich sofort mit seiner 16 Mann starken Truppe am Tiberufer einzufinden. Dortiger Zugriff. Lurco schaute sich misstrauisch und wachsam um. Einsatzbereit und zum Äußersten bereit um Rom und seine Bürger zu verteidigen, hatten sie Stellung bezogen. Lurco hob kurz die Hand als Zeichen, dass seine Männer abwarten sollten.


    Nach ihrem hiesigen Einsatz, war ein Zusammenschluss mit dem Einsatzkommando IV befohlen worden, der Einsatzort war der Wegstein an der Via Appia.


    Ein letzter rückversichernder Blick über seine Männer, alles in Ordnung. Jeder war sich seiner Aufgabe bewusst. So harrten sie der Dinge die kommen würden.

  • Sie hatten ein weiteres Zeichen ihres Glaubens übernommen, das signum crucis, das Kreuzzeichen. Sie zeichneten es mit dem Zeigefinger auf ihre Stirn. Es symbolisierte ihren Glauben, an den einen Gott. Anschließend ergriff jeder sein Werkzeug und und machte sich mit seinen Partnern auf, in Richtung seiner ihnen zugedachten Straße.

  • Ferox war äußerlich ruhig, doch das Blut rauschte in seinen Adern. Der Einsatz erinnerte ihn an den gewaltsamen Tod seines Bruders Antias, der durch Leute wie diese umgekommen war. In Ferox schwoll eine feindselige Grundstimmung an, wann immer er mit den unteren Bevölkerungsschichten zu tun hatte. Er behielt seinen Vorgesetzten im Auge, blickte ruhig zurück, als dieser sich nach ihnen umsah, wartete auf Kommandos.

  • Spezialeinsatz Tiberufer


    Lurco schaute Ferox in die Augen und nickte knapp. Noch hieß es abwarten, zwecks Lagesondierung. Bis dato hatten sie keinen Feindkontakt, mehr noch der Feind war noch nicht auszumachen. Abwarten war das Motto des Moments. Die meiste Zeit bestand aus Warten, was allerdings nicht dazu führen durfte, dass die Aufmerksamkeit nachließ. Eine Gefahr, der jeder leicht erliegen konnte. Deshalb musste er für seine Männer doppelt wachsam sein.


    Hatte dieser Auftrag mit den Christen zu tun? Oder war er einer anderen Sondereinsatzlage geschuldet? Genaues wusste Purgitius nicht. Aber wer auch der Feind Roms war, war auch ihrer.


    "Zwei Männer zu mir zwecks Aufklärung", befahl Lurco.

  • "Ich", sagte Ferox und trat nach vorn.


    367-29baeaaf.jpgKaeso Rufius Ramnus


    Der größte und schwerste Kamerad schob sich ebenfalls nach vorn, begierig, seine Muskeln spielen zu lassen. "Und ich", verkündete er. Den Ferox, der heute irgendwie mürrisch auf ihn wirkte, überragte Ramnus fast um Haupteslänge.

  • Lurco betrachtete die beiden Freiwilligen mit größtem Wohlwollen.


    "Sehr gut Kameraden. Ferox Du wirst den Tiber entlang nach unten laufen und Du Ramnus wirst nach oben laufen. Ihr beiden haltet nach verdächtigen Personen, Gruppierungen, Tätigkeiten und so weiter Ausschau. Eure Aufgabe, Beobachten und Melden von feindlichen Aktionen. Abklärung ob und wenn wie weit die Feindkräfte bereits vorgerückt sind.


    Bei Vorhandensein erkunden gegnerische Stellungen. Bei Möglichkeit Feindbehinderung beim Einnehmen günstiger Positionen. Keine Eigengefährdung, auf Eigensicherung achten Kameraden. Schnellstmögliche Rückkehr und Berichterstattung.

    Abrücken zur Aufklärung bis Ihr die Gruppe nicht mehr seht", befahl Purgitius.

  • "Seid doch mal leise", bellte Kathus die Leute an. "Ich glaube ich habe etwas gehört."

    "Ach was, da war nichts", versuchten einige ihn zu beruhigen. So leicht war Kathus aber nicht zu beruhigen, er gab ihnen ein Zeichen erst einmal zu warten, er wollte sich zur Sicherheit noch einmal umschauen. Vorsichtig schlich er an einigen Sträuchern vorbei und versuchte dabei zwischen ihnen hindurch zu spähen. Das Rauschen des tibers war aber zu laut und er hörte kaum etwas.

  • Noch immer ein wenig verunsichert blieb Kathus bei seinen Leuten stehen. Schließlich hob er dann doch die Schultern. „Wir werden uns nie sicher fühlen, aber gut, gehen wir los. Jeder nimmt seine Sachen und dann frisch an die Arbeit. Das Gesicht der Römer würde ich morgen zu gerne sehen."Ja und die empörten Aufschreie kann ich jetzt schon hören“, fügte eine Frau hinzu. „Auf geht es und nieder mit dem Iuppiter“, hörte man eine kräftige Männerstimme. „Den hau ich ihnen kurz und klein“, pflichtete ein anderer ihm bei. „Ich wollte mich immer schon als Malerin ausprobieren", kicherte eine Frau. „Genau was meine Kinder können kann ich doch schon lange“, lachte eine weitere. „Denkt aber daran, auf den Straßen seit bitte leise, schließlich wollen wir ja am Tempel ankommen“, mahnte Kathus ehe sich der Zug in Bewegung setzte.

  • Die beiden trennten sich wie befohlen: Ferox folgte der Strömung des Tiber, Ramnus lief ihr entgegen. Eine zusammengewürfelt aussehende Gruppe Leute kam Ferox entgegen. Er machte kehrt, nicht wissend, ob sie ihn bemerkt hatten. Zwar hatte er keinen Lärm veranstaltet, aber geduckt herumgeschlichen war er auch nicht.


    "Optio Purgitius! Eine größere Gruppe Menschen nähert sich. Sieht nicht gerade nach einer Handelskarawane oder einem Familientreffen aus."

  • Lurco hörte sich die Berichterstattung von Germanicus an. Niemand wusste, was es mit der Gruppe auf sich hatte, doch grundlos waren sie nicht hierher abkommandiert worden.


    "Sehr gute Arbeit Ferox. Wir werden die Gruppe stellen und jeden Einzelnen überprüfen, sowie die Personalien aufnehmen. Sollten jemand Widerstand leisten, wird er verhaftet. Du führst uns so zu der Gruppe, dass wir den Überraschungsmoment auf unserer Seite haben. Herhören, leises Vorgehen bis zum Sichtkontakt. Dann sofortiger Zugriff. Abrücken", befahl Lurco grimmig. Es ging los.

  • Kathus machte seinen Begleitern ein Zeichen und zeigte nach vorne. „Da schleichen doch welche rum“, flüsterte er. „Macht langsam, lasst die mal ein Stück vor gehen, damit wir in Ruhe in unsere Straßen abbiegen können. So weit ist es ja nicht mehr. Seltsam, gehen die nicht in Richtung Porticus Octaviae? Was wollen die denn da? Wir warten auf jedenfall noch ein wenig ab."

  • Die Urbaner stoppten die Gruppe recht unvermittelt. Da sie sich leise genähert hatten, mochte es manch einen von der Gruppe der zwielichtigen Passanten erschrecken, so plötzlich angehalten und mit einem Hagel von Aufforderungen eingedeckt zu werden. Wie vom Cornicularius befohlen, nahmen die Soldaten systematisch die Personalien dieser Gestalten auf. Dabei wurde tunlichst darauf geachtet, dass ihnen niemand durch die Lappen ging.

  • Lurco beobachtete das Geschehen, seine Hand ruhte auf dem Griff seines Schwertes. Mit Argusaugen überwachte er den Einsatz seiner Truppe, es hegte nicht den geringsten Zweifel an seinen Männern. Sein Augenmerk galt jenen, von denen die Personalien aufgenommen wurden.


    "Untersucht die Personen auf Waffen und Gegenstände die als solches umfunktioniert werden könnten", befahl Lurco, während seine Männer ihrer Arbeit nachkamen.

  • "Bleibt einfach ruhig stehen dann geschieht euch nichts", hörte man von Kathus laut und deutlich sagen. Mehr konnte er nicht tun alles andere hing von den urbanern ab.

  • Werkzeuge für Renovierungen und Malerarbeiten. Der Befehl lautete Zugriff am Tiberufer. Befehl und vorgefundene Gruppe passten nicht zusammen. Bis dato war es kein Verbrechen Streichen oder Renovieren zu wollen. Purgitius musste sich kurz mit einem seiner Männer besprechen und Ferox genoss sein besonderes Vertrauen, deshalb wandte er sich an ihn.


    "Miles Germanicus auf ein Wort zu mir", befahl er Nero Germanicus Ferox zu sich.

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