~ Salutatio LuAnFlo ~ Wer an der Salutation teilnimmt, muss nicht zuerst an der Porta anstehen. Die Porta ist bei der Salutatio offen, aber durch Ursus bewacht!

  • Iunius Tacitus hatte eine angenehme Stimme und formulierte seine Sätze höflich, aber nicht unterwürfig. Der Mann machte einen guten ersten Eindruck.


    Ja, so ist es. Ich habe Caepio auch schon lange nicht mehr gesehen. Nun, wie dem auch sei, worauf fokussierst du denn deine Zeit, Iunius Tacitus?


    Das interessierte natürlich wirklich, denn ohne jemanden überhaupt kennengelernt zu haben, würde ich ihm weder einen Termin zu einem Gespräch, noch mein Patronat anbieten.

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  • "Nun, einerseits habe ich es endlich geschafft, meinen ersten Gesetzeskommentar zu verfassen und zu publizieren. Und zum anderen arbeite ich an meinem ersten Fall als Advocatus in Rom."


    Ich lächelte entschuldigend, als ich hinzufügte "Aber leider werde ich dir im Moment keine Frage zu dem Fall beantworten können. Nicht, ohne zuvor Rücksprache mit meinem Mandanten gehalten zu haben. Zu gegebener Zeit wird der Fall zweifelsfrei Bekanntheit erlangen, doch bis dahin obliegt es meinem Mandanten, hier mehr oder weniger offenzulegen."

  • Jaja, die Iuristen, dachte ich mir und ertappte mich dabei, dass ich plötzlich wieder an meine offene Frage denken musste, ob ich für die Prätur kandidieren wollte oder lieber nicht. Zum aktuellen Fall würde ich ihn natürlich nichts fragen, wenn er schon so deutlich betonte, dass ich da nichts erfahren würde.


    Ein Kommentar tönt spannend. Was hast du denn kommentiert und ist dieser Kommentar bereits irgendwo hinterlegt und einsehbar?


    Mein Interesse war auf jeden Fall geweckt.

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  • "In meinem Kommentar beschäftigte ich mich mit der Mancipatio. Zugegeben, sie wird nicht mehr allzu häufig angewendet, doch ist sie dennoch weiterhin geltendes Recht. Und gerade ihre Seltenheit birgt das Risiko, dass im Falle der Anwendung Fehler begangen werden, die nicht heilbar sind. Gerade die Mancipatio hängt sehr an der Form, so wie es bei vielen tradierte Rechtsnormen der Fall ist."


    Ich gab ihm einen Augenblick, das Gesagte zu verarbeiten.


    "Du findest den Kommentar in den Sammlungen der Basilica Ulpia. Dort entfaltet er am meisten Nutzen."


    Dass es zugleich auch ein ziemlicher Qualitätsausweis war, in dieser Sammlung untergebracht zu werden, verschwieg ich. Entweder würde der Senator es ohnehin wissen, oder, falls er es nicht wüsste, würde es nach unnötiger Selbstdarstellung aussehen.


    "Allerdings kannst du dir den Weg sparen, falls dir ein Exemplar für deine private Bibliothek gefallen sollte."


    Mit diesen Worten hielt ich ihm das eigens hierfür mitgebrachte Exemplar meines Kommentars mit meiner rechten Hand entgegen. Den neidischen Blick von Quintus ignorierte ich. Aber ich notierte in meinem Geiste, dass er von mir auch eine Kopie erhalten würde.

  • Aha, die Mancipatio. Ein in meinen Augen ziemlich veraltetes Ritual der Übereignung von Sacheigentum. Selbst auf dem Sklavenmarkt, der ja eigentlich ursprünglich ein Kernthema der Mancipatio darstellte, wurde heute in Sesterzen oder Aurei bezahlt und nicht mehr mit Kupfer und Floskeln. Trotzdem, oder gerade deswegen, war ein Kommentar zu diesem Thema natürlich äusserst interessant.


    Als Iunius Tacitus dann sogar erzählte, dass sein Kommentar bereits in die Sammlung der Basilica Ulpia aufgenommen wurde, nickte ich anerkennend. Auch die Tatsache, dass er daran gedacht hatte, mir ein Exemplar mitzubringen, damit ich mir selbst direkt ein Bild von seinen Fähigkeiten machen konnte, sagte mir absolut zu. Der Mann war definitiv ein Gewinn in der Szene und würde sich als Klient gut zeigen lassen.


    Ich würde mir sehr gerne ein Bild von deinem Kommentar machen, wenn du mir das Exemplar übergeben möchtest. Sehr gerne lade ich dich daher in 2 Tagen auf die erste Abendstunde wieder in die Domus Annaea ein, damit wir den Kommentar und deinen eventuellen Wunsch weiter besprechen können.


    Ich hoffte, dieses Angebot würde angenommen werden.

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  • Eine private Einladung. Das hatte ich nicht erwartet. In der Tat war ich überrascht, auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ.


    "Gerne nehme ich deine Einladung an, Senator. Und damit wir uns dann auch vernünftig über den Kommentar unterhalten können, würde ich dir dieses Exemplar gerne zum Geschenk machen."


    Mit diesen Worten überreichte ich ihm den Kommentar.

  • Ich nahm den Kommentar mit einem dankenden Nicken entgegen.


    Dann freue ich mich darauf, dich in 2 Tagen erneut begrüssen zu können, Aulus Iunius Tacitus.

    An beide, meinen Klienten und seinen Freund, gewandt fragte ich dann:


    Gibt es sonst noch ein Anliegen, über welches wir sprechen sollten?

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  • Quintus verneinte und auch ich verneinte. Dann verabschiedeten wir uns.


    Vor der Porta verabschiedete ich mich von Quintus und bedankte mich dafür, dass er mich seinem Patron vorgestellt hatte.

  • Bei den nächsten Salutationes wurde allen Klienten aufgetragen, die folgende oder ähnliche Mitteilungen in der ganzen Stadt Rom an die Wände anbringen zu lassen:


    LuAnFlo bringt als Curator Aquarum das Wasser nach Rom,

    Als Prätor wird er der Stadt Gerechtigkeit bringen!

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  • Nachdem ich am Vortag der Wahlrede meines Patrons zugehört hatte, beschloss ich, auf jeden Fall Zeit für die Salutatio einzuplanen. Deshalb war ich besonders früh aufgestanden und hatte mich so zeitig zum Domus Annaea begeben, dass ich zu den ersten Klienten gehörten, die hier eintrafen. Meine Toga wärmte mich angenehm, während ich darauf wartete, zu meinem Patron vorgelassen zu werden.

  • Die Reihe kam schnell an Iunius Tacitus, da er früh anwesend war und nach den Saturnalien nur wenige Römer früh aufstanden.

    Ich auf jeden Fall hätte darauf verzichten können, aber als einflussreicher Römer im Wahlkampf konnte man sich solche Dinge nicht leisten.


    Salve Iunius Tacitus, ich hoffe, du hattest ein rauschendes Saturnalienfest. Was führt dich heute so früh zu mir?

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  • "Ich bin nicht der Mensch, der viel feiert. Aber ich hoffe, den Sklaven im Domus Iunia ein gutes Fest gegeben zu haben. Ich hoffe, deine Saturnalien waren fröhlich."


    Es war sicher nicht verkehrt, meinem Patron auf diese Art ein wenig Einblick in meine Persönlichkeit zu geben.


    "Doch zu deiner Frage. Zunächst einmal bedarf es keines Anlasses, um seinen Patron zu besuchen. Andererseits gibt es sehr wohl einen konkreten Anlass, nämlich deine Kandidatur. Die Rede hat mir gut gefallen, etwas knapp, aber sehr gut formuliert. Um diese geht es aber auch nicht. Ich habe mit meinem Mandanten, Titus Aurelius Romanus, gesprochen. Er würde für dich eine Cena ausrichten und dazu Patrizier und einflussreiche Klienten der Gens Aurelia einladen. Ich hoffe, dass sich dies positiv auf deinen Wahlkampf auswirken wird. Da es immer am effektivsten ist, wenn die betreffenden Personen direkt kommunizieren, würde ich es bevorzugen, wenn ich die weitere Planung der Cena, wie beispielsweise die Abstimmung des Termins, in deine Hände legen könnte."

  • Wie schon bei der Besprechung seines juristischen Kommentars, war Iunius Tacitus auch heute sofort bei der Sache.


    Eine Cena ist eine gute Sache und die Ausrichtung durch die Gens Aurelia würde mir natürlich helfen. Du darfst deinem Klienten gerne ausrichten, dass ich mir bei seiner Einladung jeden Abend frei schaufeln werde. Ich habe derzeit zwar oft eine Einladung am Abend, aber mit Verweis auf die Aurelii kann ich davon fast jede absagen. Dann wäre die ganze Terminabsprache bereits erledigt und dein Klient kann mir über einen Sklaven oder schriftlich einfach die Einladung zukommen lassen.


    Auch ich liebte die Dinge einfach, wenn es möglich war. Warum sollte man immer kompliziert über 7 Ecken kommunizieren, wenn ein direkter Draht vorhanden war? Die Hinweise auf meine Rede auf dem Forum überging ich daher. Sie hatten mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun.

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  • Ich lächelte.


    "Das wird Aurelius Romanus sicher freuen. Und mich würde es freuen, wenn es einen positiven Effekt auf deinen Wahlkampf hat."


    Das Thema Cena war soweit geregelt, so dass ich mich nun noch meiner anderen Frage zuwenden konnte.


    "Ich hätte da noch eine weitere Frage, beziehungsweise eine Bitte oder einen Vorschlag. Dein Geschenk an das Volk von Rom, die Bibliothek, gefällt mir ausgesprochen gut. Wenn ich dich richtig verstehe, soll sie nicht nur ein Ort des Sammelns von juristischem Wissen sein, sondern auch ein Ort der Diskussion und des Lernens. Das mag jetzt vielleicht vermessen von mir sein, aber falls du das nicht selbst machen möchtest, würde ich gerne mich als Person vorschlagen, die ein wenig die Aufsicht über die Bibliothek führt. Natürlich werden sich Sklaven um die Ordnung kümmern, aber ich könnte ein System der Sortierung der Bücher einführen, Bücher aktiv akquirieren, und möglicherweise Kurse zur Juristerei anbieten. Vielleicht kann ich auch andere angesehene Juristen dazu bringen, dort hin und wieder oder regelmäßig vorbeizuschauen. Im Museion habe ich auch für eine gewisse Zeit in der Bibliothek ausgeholfen und am Ende kleinere Kurse unterrichtet. Ich bin also schon ein wenig vorgebildet in dieser Hinsicht." Ich machte eine kurze Pause, um dann hinzuzufügen "Wie gesagt, hoffe ich, dass meine Bitte nicht vermessen ist. Falls doch, bitte ich um Verzeihung."

  • Dieser Vorschlag kam irgendwie nicht ganz unerwartet. Hatte ich vielleicht insgeheim sogar darauf gehofft, dass sich Iunius für so etwas melden würde?


    Deinen Vorschlag, dich als Verantwortlichen für die Bibliotheca einzusetzen, nehme ich gerne an. Eigentlich war geplant, die Ordnung den Servi Publici zu überlassen, da das Haus ja dem Staat, respektive dem Volk, übergeben wurde. Aber es schadet sicher nichts, wenn ein Jurist die Aufsicht führt. Was Kurse angeht, so wirst du dort so frei sein, wie dies jeder andere Bürger auch ist. Es gibt genügend Räume im Haus, in welchen Kurse angeboten werden können und es steht jedem frei, ob er einen Kurs anbieten möchte oder nicht. Das Haus soll für jeden möglichen Austausch offen stehen. Allerdings wird es genau deswegen nicht wie die ehemalige Schola Atheniensis sein. Es wird keine offiziellen Lehrer geben, welche ihr Wissen als richtig und das anderer Männer als falsch darstellen werden. Es soll ein Ort der gemeinschaftlichen Diskussion sein, so wie unsere Gesetze ursprünglich auch entstanden sind aus gemeinschaftlicher Diskussion.


    Zwar wusste niemand so ganz genau, wie die 12 Tafeln mit den ersten römischen Gesetzen entstanden waren, aber es gab keinerlei Hinweise darauf, dass sie von einem einzelnen Machthaber dem Volk aufgezwungen wurden. Ganz im Gegenteil gab es viele Hinweise, dass sie eben aus dem Leben und den Traditionen des Volkes entstanden waren.

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  • Ich musste bei den Worten meines Patrons zwangsläufig lächeln.


    "Du möchtest also, dass es einen offenen Austausch wie am Museion gibt. Nur, dass wir keine Priesterschaft des Apollon oder anderen festen Lehrkörper haben. Das klingt auf jeden Fall interessant. Ich würde die Verantwortung für die Bibliothek ehrenamtlich übernehmen, wobei ich natürlich weiterhin meine Tätigkeit als Jurist für meine Mandanten wahrnehmen würde. Von irgend etwas muss ich ja leben. Außerdem ist es nützlich, jemanden mit Praxiserfahrung vor Ort zu haben. Entsprechend wäre ich nicht permanent in der Bibliothek. Ich denke aber, dass das vertretbar ist. Der Epistates des Museions ist ja auch nicht immer präsent und es ist dennoch - oder gerade deshalb? - die leistungsfähigste Forschungs- und Bildungseinrichtung der Welt."


    Natürlich gab ich Annaeus Florus die Möglichkeit, mich hier zu korrigieren.

  • So ungefähr stelle ich mir das in der Tat vor, ja. Wenn du eine gewisse Übersicht oder Aufsicht übernehmen möchtest, so werde ich deinen Namen selbstverständlich bei den Servi Publici nennen, damit sie deine Anweisungen auch umsetzen. Was dann daraus wird, hängt von den jungen Männern Roms ab. Wenn sie sich nicht länger den juristischen Themen widmen wollen, weil Gladiatorenkämpfe und Wagenrennen viel interessanter sind, auch wenn sie keine Karriere ermöglichen, dann wird weniger daraus, als wenn der Ort genutzt wird. Selbständigkeit ist auch eine Tugend, die man zuerst erlernen muss.

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  • "Danke für dein Vertrauen, Patrone. Ich bin mir sicher, dass man mit ein paar bekannten Juristen als Redner der Bibliothek schnell zur Bekanntheit verhelfen und den einen oder anderen neugierig machen und zu einem Besuch motivieren kann. Gerade die jungen Männer sind doch von Natur aus wissbegierig. Zumindest ist das mein Menschenbild."


    Dann war da noch eine Kleinigkeit, über die ich meinen Patron informieren wollte.


    "Dich wird übrigens freuen, zu hören, dass ich auf Grund unserer Diskussion beschlossen habe, einen Kommentar zu Usacpio zu verfassen. Ein besonderer Fokus wird dabei auch das Trinoctium haben und seine Übertragbarkeit auf Sachen haben. Ehrlicherweise bin ich mir inzwischen nicht mehr sicher, ob hier eine Regelungslücke vorliegt. Dazu werde ich mich eingehend damit beschäftigen, ob die Ehe nun besonders privilegiert ist oder ob es sich eher um eine Klarstellung auf Grund der besonderen Stellung der Ehe handelt. Momentan kann ich diese Frage nicht beantworten. Allerdings haben deine Argumente mich durchaus dazu bewogen, meine Meinung kritisch zu hinterfragen. Das schätze ich sehr."


    Am Museion hatte ich gelernt, die eigene Meinung stets zu hinterfragen, wenn es Anhaltspunkte dafür gab, dass man falsch liegen könnte. Von allein darauf zu kommen, war nicht immer ganz einfach. Umso wichtiger war die Diskussion als Quelle des Erkenntnisgewinns.

  • Das freut mich jetzt aber sehr, Iunius Tacitus! Ich habe übrigens die Absicht, die Gesetze in Bezug auf die Übertragung der Manus bei verpasstem Trinoctium während meiner Prätur anpassen zu lassen. Das geschriebene Wort entspricht hier schon lange nicht mehr dem, was in der Realität passiert und entsprechend sollte man das ändern. Auch in Bezug auf die Scheidung einer funktionierenden Ehe durch einen Vater der Braut möchte ich gerne eine Anpassung vornehmen. Dies bloss als Information an dich, damit du dich dann vielleicht in deinem Kommentar nicht auf Gesetze beziehst, welche bereits geändert sind oder gerade geändert werden. Das wäre ja schade um deine Arbeit!


    Auch mein Gesicht zeigte sicherlich die Freude darüber, dass eines meiner Argumente zu weiteren Gedanken angeregt hatte.


    Wenn ich dich nun auch noch um einen Gefallen bitten darf. Ich werde morgen auf das Kapitol ziehen, um bei den Auguren den Willen der Götter in Bezug auf meinen Wahlkampf zu erfahren. Es wäre üblich, dass meine Klienten mich dabei begleiten.

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  • "Aber selbstverständlich werde ich dich begleiten."


    Ich würde meinen Patron auch gegenüber den Göttern unterstützen. Er wäre eine hervorragende Wahl, das müssten auch die Götter erkennen. Doch mit einer großen Gefolgschaft würden die Götter eher darauf aufmerksam.

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