CU - Stabsbesprechungen

  • Die Möglichkeit, dass sich Petronius angegriffen fühlte, bestand von vorn herein, aber dessen Ausführungen fielen umfangreicher als erwartet aus. Am Ende wusste Menecrates nicht einzuschätzen, ob es sich um ein Großaufgebot an Verteidigung handelte oder der Tribun eine Grundsatzdiskussion anstrebte.

    "Das ist der Zweck von Auszeichnungen", knurrte der Preafectus. "Sie sollen motivieren und zwar zu mehr Leistung als nur einer durchschnittlichen." Da Menecrates wegen einem anderen Thema die Besprechung einberufen hatte, störte es ihn, dass er sich mit einer Diskussion über die Vergabe von Phalerae aufhalten musste, zumal sein Zeitplan wenig Spielraum zuließ.

    "Wie ich bereits sagte: Es wird keine Phalera mehr für einen Dienst nach Vorschrift geben. Es ist im Imperium seit Jahrzehnten bekannt, dass die Auszeichnungen bei uns erheblich weniger wert sind als die aus anderen Einheiten. Das liegt AUCH daran, dass ein Soldat im Feld - insbesondere in fremden Provinzen - sich natürlich schneller auszeichnen kann. Er erhält dort mehr Möglichkeiten. Das weiß natürlich ein Legat, könnte es auch berücksichtigen, aber umso mehr belächelt er eine Phalea für - wie sagtest du so schön? - die Ableistung einer Dienstzeit ohne Beanstandungen. Das ist ein Witz, Tribun Petronius Crispus!" Zum witzeln war Menecrates allerdings nicht zumute. Dass der Anspruch des Tribuns, auf den er große Stücke hielt, derart gering ausfiel, bestürzte ihn.


    "Aber auch ein Miles kann sich auszeichnen und darauf werden wir zukünftig unser Augenmerk bei der Vergabe von Auszeichnungen, auch den Phalerae, richten. Jeder, der sich aus seiner Mannschaft herausheben möchte, kann das durch augenfälligen Einsatz im Rahmen seines Dienstes tun. Die Betonung liegt auf 'augenfällig'. Die bloße Teilnahme an Operationen genügt nicht. Luft nach oben gibt es immer und dann auch im Einzelfall eine höhere Auszeichnung."


    Das Stichwort 'augenfällig' stellte eine geniale Überleitung zum eigentlichen Thema dar. Menecrates zog die neben ihm liegende Akte heran, schob sie ein Stück an sich vorbei, sodass sie zwischen ihm und Petronius zum liegen kam, und tippte darauf.

    "Appius Furius Cerretanus - der Optio ist sogar augenfällig geworden, aber anders als angedacht."


    Menecrates rieb sich die Augenbraue, während er überlegte, bei welchem der Sachverhalte, den Optio betreffend, er beginnen sollte: dem für heute vorgesehenen Tagesordnungspunkt oder dem unfreiwillig hinzugekommenen Thema 'Phalera für eine Dienstzeit ohne Beanstandung'. Er entschied sich für Letzteres und blätterte die Papyri durch, bis er eine von Lurcos Aussagen fand. Das Protokoll legte er separat auf den Tisch und schob es unmittelbar vor Petronius. Er hatte sich vorbereitet, daher konnte er das Relevante finden und trotz erschwertem Blickwinkel vorlesen.


    "Es liegen mehrere Aussagen über die Ausübung des Dienstes jenes Optio vor. Beginnen wir mit dieser. Sie bezieht sich auf seinen Einsatz am Brandtag unserer Station und stammt vom Hauptermittler der Sonderkommission 'Statio I Urbana', von Purgitius Lurco. Du kennst ihn." Er sparte sich die Bezeichnung des Dienstgrades, sie hatte inzwischen zweimal geändert.

    "Zitat: Als die Statio brannte, rannte er hinein um einige Kollegen zu retten. Löblich.

    Was tat er um die Schuldigen zu verfolgen? Nichts.

    Welche Befehle gab er zur Ermittlung der Schuldigen aus? Keinen.

    Welche sonstigen Maßnahmen hat er ergriffen, um die Ermittlungen aufzunehmen? Keine.

    Hat er einen Bericht für unseren Centurio gefertigt ihn über die Sachlage oder über Eireanns Zusammenhang mit den Krähen informiert? Nein.

    Warum reagierte dieser Mann nicht?

    Warum tat er nicht dass, was von ihm erwartet wird - sprich warum erledigte er nicht seine Pflicht?"


    Menecrates musterte Petronius und wartete auf dessen Reaktion. Er sparte sich die Frage, ob der Tribun dies als Dienst ohne Beanstandung wertete, zumal dies nur der Anfang der Misere um Optio Cerretanus war.

  • "Verstanden!"

    bestätigte der Tribun, als der Claudier unmissverständlich klar machte, wie er sich Auszeichnungen vorstellte. Er war eindeutig anderer Meinung, aber Menecrates war sein Vorgesetzter und Patron. Wenn er meinte, dass nur Helden Auszeichnungen verdienten, dann war es eben so. Musste er sich überlegen, wie er dann die große Mehrheit der sehr durchschnittlichen Soldaten motivierte!


    Damit hoffte er, das Thema wäre abgehakt - aber als Menecrates fertig war, fragte er sich, ob sein Patron ihn fertig machen wollte!


    Einen Moment musste er um Worte ringen: Was sollte er darauf bitte sagen? "Entschuldigung, o großer Praefectus Urbi?" Ganz sicher nicht!

    "Diese Aussagen sind mir nicht bekannt. Zum Zeitpunkt des Brandes war ich auch nicht im Dienst. Und soweit ich weiß, war mein Cornicularius zu diesem Zeitpunkt ein einfacher Miles. Ich halte gewöhnlich die Befehlskette ein und stütze mich bei Bewertungen auf den Vorgesetzten - hier den Centurio - und nicht auf den beschränkten Horizont irgendwelcher Milites."

    antwortete er stattdessen säuerlich. Dass der PU irgendwelchen Auszeichnungen nachspionierte, die sogar vor seiner Amtszeit lagen, war wirklich ein starkes Stück! Hatte der Alte nichts besseres zu tun?


    Mit seiner Aussage riskierte er zwar, seinen Klienten ins Schussfeld zu werfen, aber der war inzwischen ja dem Zugriff des Claudiers entzogen - und besser er als Lucius selbst!

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

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  • Die zügige Akzeptanz seitens des Tribuns, die Vorgabe seines Vorgesetzten betreffend, erstaunten Menecrates nicht minder als zuvor die unerwartet lasche Handhabung bei der Vergabe von Phalerae. Er hatte mit mehr Widerstand gerechnet, weil Petronius zwar Befehlsempfänger war, aber gleichzeitig auch dem Beraterstab des Praefectus Urbi angehörte. Diesen Offizieren war es explizit gestattet, eine gegenteilige Meinung zu vertreten und sie zu begründen. Menecrates suchte in wichtigen Angelegenheiten immer den Rat seines Stabes, um sicher zu gehen, dass er keinen Aspekt übersah. Petronius lag ihm zäher in Erinnerung. Er gehörte nicht zu den Offizieren, die schnell aufgaben.

    Noch immer verweilte Menecrates' Blick auf seinem Tribun. Langsam nickte er. Er hätte seine Meinung in Bezug auf die Phalerae nicht geändert, vermutlich erkannte das Petronius.


    Es folgten Erläuterungen über den Dienstweg bei der Phaleravergabe. "Natürlich", stimmte Menecrates zu. Es erleichterte ihn zu hören, dass Petronius offensichtlich wenig bis keine Kenntnis über den Diensteifer des besagten Optio besaß. Er angelte nach dem Bericht und legte ihn an die chronologisch richtige Stelle. Anschließend klappte er die Akte zu und legte die flache Hand darauf. Es bedurfte keiner zusätzlichen Berichte. Sie waren - zwar etwas holprig - zu einer Einigung gelangt. Die Schwierigkeiten begannen allerdings erst jetzt. Die bisherige Thematik zählte bestenfalls zum Vorgeplänkel.


    Der Praefectus atmete einmal durch, bevor er wieder Blickkontakt suchte. "Petronius, wir haben ein Problem und dagegen ist die Phaleravergabe ein Klacks." Nicht nur die Aussage, auch die Stimmfarbe und die eher unübliche private Anrede im Dienst läuteten den problematischen Teil der Besprechung ein. "Die Sachlage ist komplex. Ich versuche, sie auf eine Kurzfassung herunterzubrechen: Für die Brandanschläge auf die Statio I Urbana und ein angrenzendes Geschäft gibt es einen geständigen und überführten Brandstifter. Es handelt sich um eine Sklavin namens Eireann, die gestand, im Auftrag ihres Herrn gehandelt zu haben. Eigentümer zum Zeitpunkt der Brandanschläge war Optio Furius Cerretanus." Er strich sich über die Stirn, bevor er weitersprach. "Frage: Möchtest du in Ruhe die gesamte Ermittlungsakte studieren, oder reicht es dir, wenn ich dir diejenigen Fakten, Zeugenaussagen, Vernehmungsprotokolle usw. vorlege, die im Ergebnis zur Verdächtigung geführt haben?" Nach einem Atemzug Pause fuhr er fort. "Ich möchte zum einen die Beweislast gegen Optio Furius als Auftraggeber für die Brandanschläge auf den Prüfstand stellen und zum anderen - wenn du zum gleichen Ergebnis gelangst - mit dir die weitere Vorgehensweise besprechen."


    Um die volle Aufmerksamkeit des Tribuns zu erhalten, fügte er an: "Die Aufnahme der Zeugenaussagen und die Fertigung der Protokolle aus den Vernehmungen usw. mögen auf den beschränkten Horizont irgendwelcher Milites zurückzuführen sein", er benutzte mit Absicht die Worte des Tribuns, die nicht sonderlich gut bei ihm angekommen waren, "aber die Rückschlüsse daraus habe ich überprüft bzw. selbst gezogen. Ich lasse mich der Einheit zuliebe gern eines Besseren belehren, aber dafür müsstest du stichhaltige Argumente auffahren."

  • Der Petronier war froh, dass das Thema nun vom Tisch war, auch wenn er sich fragte, was Menecrates damit beabsichtigte - was sich aber ziemlich schnell klärte: Lucius kniff die Augen zusammen, damit ihm nicht einfach die Kinnlade herunterfiel bei dem was, man ihm da berichtete. Tatsächlich hatte er sich bisher überhaupt nicht mit diesem Brandanschlag beschäftigt, auch wenn er wusste, dass ein ehemaliger Cornicularius bei den Ermittlungen dabei gewesen war. Dass es nun aber Hinweise gab, dass ausgerechnet der Optio, über den sie gesprochen hatte, damit zu tun hatte, war nicht nur unglaublich, sondern auch eine Erklärung, warum der Claudier so auf dessen Auszeichnung herumgeritten war.


    Scheinbar hatte er mit seiner Gegenwehr zumindest erreicht, dass der Präfekt ihn nicht einfach wie einen Befehlsempfänger behandelte und anbot, die Fakten selbst zu prüfen - was er allerdings nicht brauchte, denn Menecrates war nicht dafür bekannt, dass er so etwas konstruierte (zumal so ein Verdacht den CU mehr schadete als nützte).

    "Wenn du zu dem Schluss kommst, glaube ich dir. Nur eine Frage: Bist du dir sicher? Oder brauchst du noch eine zweite Meinung?"
    erklärte er daher freiheraus und war schon wieder ein bisschen versöhnter. Den Bezug auf den "beschränkten Horizont" ließ er einfach so stehen - er misstraute den Milites ja nicht generell, sondern nur in Bezug auf Einschätzungen zu ihren Vorgesetzten!

    "Wenn es erwiesen ist oder ein ernster Verdacht besteht, dann müssen wir diesen Furius schleunigst wieder einfangen und befragen! Gibt es Hinweise auf ein Motiv?"

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  • "Ich bin mir insofern sicher, dass die reinen Fakten zunächst erst einmal dafür sprechen, dass Optio Furius Cerretanus der mutmaßliche Auftraggeber der beiden Brände ist", antwortete Menecrates. "Wir haben das Geständnis der Brandstifterin und unsere Ermittlungen bestätigen die Sklavin Eireann als mutmaßliche Täterin. Wir haben ihre Aussage, dass sie im Auftrag ihres Herrn gehandelt hat. Die Eigentumsverhältnisse weisen Optio Furius als Eigentümer aus. Daran ist nichts zu rütteln und das lässt sich auch nicht anders auslegen. Unübersichtlich wird die Sachlage, weil die Sklavin kurz nach den Bränden den Eigentümer wechselte. Strittig ist, ob der neue Herr Anis von Alexandria oder der alte Dominus Optio Furius die Sklavin beauftragt hat, die eigenen Spuren am Tatort Garymed zu verwischen. Das ist das Problem, Petronius", er rieb sich die Stirn, als könne er dadurch dem überfüllten Kopf Entlastung verschaffen, "diese zentralen Fakten sind eingebettet in ein Wirrwarr von Unzulänglichkeiten, konfusen Ereignissen, undurchsichtigen Personenkonstellationen und ja, auch unprofessionellem Verhalten unserer Offiziere und Mannschaften am Tatort. Die katastrophalste Entgleisung stellt der Fausthieb des Optio Furius Cerretanus in den Magen des Geschäftsführers des abgebrannten Ganymed dar, der in diesem Augenblick von einem unserer Männer als Zeuge angehört wurde."


    Er faltete die Hände zusammen und legte sie auf sein Haupt. Sein Blick suchte irgendeinen Punkt jenseits des Fensters und in Gedanken verweilte er für Momente zwischen Zeugenaussagen und Beweismaterial, sowie seinem Idealbild der Cohortes Urbanae. Als er einsah, auf diese Weise nicht voranzukommen, nahm er die Hände vom Kopf und öffnete sie in einer teils hilflosen, teils resignierten Geste.

    "Wir geben ein trauriges Bild ab, aber nach meiner Auffassung müssen wir uns dem Unvermeidlichen stellen, wollen wir unsere Arbeit machen und diese Brandfälle restlos aufklären. Das sind wir Rom, den Opfern und uns selbst schuldig." Er würde sich wünschen, dass nicht alles zur Sprache käme, weil hier nicht die Einheit im Kreuzverhör stehen sollte, sondern nur der mutmaßliche Auftraggeber.

    "Ich denke, die Beweise sind ausreichend, um Optio Furius vor ein Militärgericht zu stellen", resümierte er müde. "Denkst du, eine zwanglose Befragung genügt vorerst? Rechnest du mit Fluchtgefahr?" Vielleicht kannte sein Tribun den Optio besser. Theoretisch sah Menecrates Fluchtgefahr.

    "Das Motiv lässt sich noch nicht sauber vom Wirrwarr lösen. Vieles deutet darauf hin, dass der Optio ein Mitglied der Krähenbande war, die Sklavin Eireannn höchstwahrscheinlich auch. Das Ziel dieser Bande - die ja inzwischen ausgelöscht ist - könnten Schutzgelderpressungen gewesen sein, denen der Geschäftsführer vom Ganymed möglicherweise nicht nachkam. Die Statio störte bei den Geschäften, das ist wohl weitgehend gesichert, aber ansonsten erfordert diese Brandserie noch einiges an Ermittlerarbeit." Es standen noch Befragungen und Durchsuchungen aus.

  • Der Petronier hörte zu, wurde aber nicht ganz schlau aus allen Aussagen des Präfekten. Das Offensichtlichste sprach er zuerst an:

    "Warum fragen wir diese Eireann nicht einfach, welcher ihrer Herren sie beauftragt hat? Und was genau hat das Ganymed damit zu tun? Ist der Brand dort ausgebrochen und möglicherweise versehentlich auf die Statio übergegangen? Oder kann es genau andersherum gewesen sein?"

    Wie es in der Kunst der Deduktion hieß: Koinzidenz und Kausalität verhielten sich beliebig zueinander! Dass ein Soldat bei Befragungen einen Zuhälter hart rannahm, war für Lucius weniger verwunderlich - obwohl es ja fast so klang, als hätte er ihm im Vorbeigehen eine mitgegeben, was natürlich absolut verdächtig war!


    "Wenn wir Optio Furius verdächtigen, hinter dieser Sache zu stehen, klingt deine Schlussfolgerungen naheliegend. In diesem Fall sollten wir den Optio unbedingt festnehmen, denn das heißt ja, dass er nicht nur seinen Dienst vernachlässigt hat, sondern sogar seinen Dienst dazu missbraucht hat, um kriminelle Aktivitäten zu unterstützen! Dass wir so jemandem in allen Dingen misstrauen müssen, liegt auf der Hand!"

    Und da Lucius nicht einmal in Erinnerung hatte, was für ein Typ dieser Furier war, war es logisch, dass er unauffällig war - also auch nicht so wichtig, dass sich irgendwer beschweren würde, wenn man ihn einsperrte!

    "Hast du den neuen Kommandeur bereits über den Verdacht informiert?"

    Wenn er sich recht erinnerte, war der Optio ja zu irgendeiner Legion versetzt worden...

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  • "Die Situation ist unkomfortabel", erläuterte Menecrates nach einem tiefen Atemzug. "Die geständige Eireann befindet sich zwar in unserem Carcer, hat aber visuelle Eingebungen, die anfangs zwischen Hellsichtigkeit und Wahn schwankten und nunmehr im Zustand des Wahnsinns verweilen. Eine brauchbare Aussage wird sie bis auf Weiteres nicht mehr leisten können."

    Sim-Off:

    Eireann ist seit 07.10.2020 in Exilium und wird - meines Wissens - auch nicht zurückkehren.


    "Was deine Frage eines möglichen Brandübersprungs betrifft, das trifft nicht zu. Das Ganymed brannte zuerst und zwar ANTE DIEM VIII KAL MAI DCCCLXX A.U.C. (24.4.2020/117 n.Chr.). Die Statio ging ANTE DIEM VII ID AUG DCCCLXX A.U.C. (7.8.2020/117 n.Chr.) in Flammen auf."

    Sim-Off:

    Es war mühselig! :besen:Aber nach langem Suchen und Nachlesen und unter Berücksichtigung des SimOn abweichenden Zeitfortschritts gegenüber SimOff bleibt es dabei: Das Ganymed brannte am 24.04., während erst am 05.05. die Ölfässer zur Statio geliefert wurden, die letztendlich nach der Brandstiftung explodierten.


    Er führte weiter aus: "Ablenkungsmanöver am Brandtag der Statio war nicht der Brand des Ganymed, sondern ein Überfall auf ein Geschäft - rechts neben der Taverne "Zum blinden Esel". Das Ganymed ist aber insofern äußerst relevant in unserem Fall, weil die mutmaßliche Brandstifterin, die geständige Eireann, vom ANTE DIEM VIII ID APR DCCCLXX A.U.C. (6.4.2020/117 n.Chr.) bis zum ANTE DIEM IX KAL IUL DCCCLXX A.U.C. (23.6.2020/117 n.Chr.) im Eigentum des Optio Furius Cerretanus stand. Das wiederum belastet den Optio als Auftraggeber dieses Brandanschlages."


    Um den Kreis zu schließen, kam Menecrates zur Ausgangsfrage seines Tribuns zurück. "Du würdest gern sichergehen, welcher ihrer Herren sie beauftragt hat, das verstehe ich. Wer will das nicht?" Er antwortete mit einer Gegenfrage, weil eine verlässliche Antwort - außer dem Täter - höchstens ein Gericht erbringen konnte. "Für wie wahrscheinlich hältst du es, dass ein zukünftiger Herr einer Sklavin, der zum Zeitpunkt des Brandes, dem noch eine Planungsphase vorangehen musste, sicherlich niemand bekannt sein konnte, denn wer - außer den Göttern - kann schon in die Zukunft sehen (?), dass dieser zukünftige Herr der Auftraggeber des Brandanschlages auf das Ganymed war?" Er neigte den Kopf und setzte einen fragenden Gesichtsausdruck auf.


    Anschließend setzte er sich gerade auf und endete mit der Aussage: "Informiert ist noch niemand. Die Ermittlungen haben sich hingezogen, die Aufarbeitung ist erst vor kurzem erfolgt und nun sitzen wir hier, um die Sachlage noch einmal zu beleuchten und das weitere Vorgehen zu beraten."

  • Der Petronier wunderte sich nicht, dass man aus Eireann nichts mehr Vernünftiges herausbrachte - er vermutete, dass man sie so schwer gefoltert hatte, dass sie den Verstand verloren hatte. Da sie offensichtlich ein mehr oder weniger herrenloses, kriminelles Subjekt war, war das naheliegend und kam vor. Ärgerlich, aber so war es eben.


    Eher wunderte ihn die Aussage zum Ganymed, sodass er irritiert die Augen zusammenkniff - davor hatte es so geklungen, als hätten das Lupanar und die Statio zugleich gebrannt, aber offensichtlich lagen mehrere Monate dazwischen!

    "Dass jemand eine Urbaner-Station anzündet, um die Spuren einer Brandstiftung in einem Lupanar zu verwischen, klingt nicht logisch - das zieht ja nur umso mehr Aufmerksamkeit auf den ersten Fall! Mir fällt auch kein logisch zwingender Grund ein, warum beide zusammenhängen sollten, nur weil Optio Furius vermutlich der Anstifter für die Brandstiftung in der Statio war und dem Lupanar-Besitzer eine eingeschenkt hat - dafür kann es tausend gute Gründe geben!"

    Die nächste Frage war ziemlich verwickelt und der Tribun musste zweimal nachdenken, bevor er auch hier seine Meinung abgeben konnte - falls er die Frage richtig verstanden hatte:

    "Die Aussage deutet eindeutig auf Optio Furius hin, da stimme ich zu. Am ehesten werden wir es von ihm selbst erfahren - wir sollten dafür sorgen, dass er diskret überstellt wird!"
    Da er noch immer Angehöriger des Exercitus Romanus war, würde man ihn vermutlich sogar weitaus besser zu fassen bekommen als irgendeinen Zivilisten, von dem man im Zweifelsfall nicht einmal wusste, wo er wohnte!

    "Du solltest seinen Kommandeur diskret informieren, dass er den Optio festnehmen und mit nächster Gelegenheit nach Rom schicken soll."

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  • Menecrates verharrte in Schweigen und Regungslosigkeit, während es hinter seiner Stirn arbeitete. Sein Blick verweilte auf dem Antlitz seines Tribuns, bevor er sich nach langen Momenten durch die Haare strich. "Mach mich nicht schwach, Petronius. Habe ich mich denn wirklich derart verdreht ausgedrückt?"

    Es lag nahe, dass er selbst - mit dem vorhandenen Wissen - seine geschilderte Kurzfassung verstand, aber ein Uneingeweihter nicht. Die Alternative könnte lauten, dass Menecrates' Alter Blüten trieb. Immerhin - er selbst verstand sich, nahm die Sache mit Humor und schüttelte den Kopf.


    Er holte Luft und begann: "Ein letzter Versuch. Wenn wir uns danach immer noch missverstehen, dann bleibt dir nur das Selbststudium der Aktenberge." Er hob bedauernd die Hände, bevor er fortfuhr. "Auch jetzt kann es nur wieder eine Zusammenfassung sein: In der Subura gab es eine Brandserie, die sich über Monate erstreckte. Es traf diverse Geschäfte, später das Ganymed und als letztes unsere Statio. Bei dem Brandanschlag auf unsere Statio, wurde zeitgleich ein Geschäft gegenüber überfallen, um unsere stationierten Männer abzulenken. DAS war keiner der Brandanschläge und bei diesem Geschäft handelte es sich auch nicht um das Ganymed."


    Er hielt kurz inne, um zu schauen, ob Petronius folgen konnte, oder sich neue Verwicklungen anbahnten, dann fuhr er fort.

    "Das Nachfolgende nur nebenbei, weil es sonst noch unübersichtlicher wird: Als Serientäter gilt in unserem Fall keine Einzelperson, sondern eine Bande, die nunmehr ausgelöscht ist. An allen Tatorten gab es die gleiche Handschrift." Unter Handschrift eines Täters verstand man die Signatur und den Modus Operandi, in Summe die Tatmerkmale, auf deren Grundlage die Ermittler ein Täterprofil erstellen. "DAS ist der logisch-zwingende Grund, weswegen die Brandanschläge einem Serientäter zugeordnet werden konnten und somit alle in Zusammenhang stehen."

    Inwiefern Furius in alle verwickelt war, galt es herauszufinden.

    "Sowohl die Sklavin Eireann als auch Optio Furius stehen im Verdacht, Mitglieder dieser Bande gewesen zu sein, und möglicherweise weitere namhafte Bürger. Das soll uns aber zunächst nicht interessieren. Ich möchte dort ansetzen, wo hinreichend Fakten als Beweislast vorliegen und nicht nur Indizien oder Mutmaßungen. Irgendwo müssen wir beginnen." Allerdings wollte er diese Fakten nicht noch einmal wiederholen, denn sie waren sich ja darin einig, dass Optio Furius unter dringendem Verdacht als Auftraggeber stand. Eireanns Aussage und die Besitzverhältnisse belegten das, sein gesamtes Auftreten unterstrich den Verdacht. Menecrates hatte Petronius längst nicht alles berichtet.


    "Wie sähe nach deinem Dafürhalten eine diskrete Information bzw. Überstellung aus? Du kannst das gern formulieren, er unterstand ja deinem Kommando. Ich eigne mich wohl weniger für Diskretion als vielmehr für direkt hinaus. Bedenke aber, ist er der, für den man ihn halten muss, dann besteht Fluchtgefahr."

  • Der Petronier sah seinen Patron mit erstarrter Miene an, als dieser scheinbar über seine Begriffstutzigkeit klagte - er war in dieser Zeit nicht im Dienst gewesen und entsprechend auf die Information des Claudiers angewiesen! Und dass es eine ganze Serie mit eindeutigen Indizien gewesen war, war ihm neu. Entsprechend verschränkte er ein bisschen beleidigt die Arme vor der Brust, beschloss aber einfach weiterzumachen - alles andere wäre nur auf eine irrationale und wenig zielführende Diskussion hinausgelaufen!

    "Furius ist unser einziger Ansatzpunkt, wenn die Sklavin nicht mehr zurechnungsfähig ist. Ich werde ein Schreiben an seinen Kommandeur aufsetzen. Gibt es weitere Hinweise auf die anderen Beteiligten? Ich habe in Erinnerung, dass man die Mitglieder der verdächtigen Bande allesamt tot aufgefunden hatte?"

    Irgendsoeinen Bericht hatte er im Hinterkopf - was der Grund gewesen war, die Sache ad acta zu legen (oder liegen zu lassen)...

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  • Er nickte, denn er sah auch keinen alternativen Ansatzpunkt neben Optio Furius. "Sehr schön!", quittierte Menecrates das Vorhaben des Tribuns, das Schreiben selbst aufzusetzen. "Ich würde gern einen Blick darauf werfen", fügte er schmunzelnd an. "Ich werde nichts daran ändern, versprochen, aber mich interessiert die 'diskrete' Ausführung." Er vertrat die Auffassung, dass jeder bis ins hohe Alter dazulernen konnte. Diskretion im vorgenannten Sinne, aber vor allem Diplomatie gehörten nicht zu Menecrates' Stärken, dessen war sich der Claudier bewusst und machte auch keinerlei Hehl daraus.


    "Ja, die Bande ist komplett ausgelöscht", bestätigte er mit einem Nicken. "Bei ihrem Kopf handelt es sich um einen Mann mit Bürgerrecht. Nero Helvetius Archias, Mitglied einer ehrbaren Gens." Diesen Aspekt fand Menecrates besonders bedenklich, zumal mit Furius ein weiterer Römer unter schwerem Verdacht stand. "Erwähnenswert ist auch der Mordfall Iulius Caesoninus, der von mir mit diversen Aufgaben beim Bau der Statio beauftragt wurde und nicht zuletzt innerhalb seiner Amtszeit als Tresvir capitales bereits im Verborgenen gegen Helvetius Archias ermittelt hat, und", er hob den Zeigefinger, "noch vor Veröffentlichung seiner Ermittlungsergebnisse ermordet wurde. Ich fürchte, das Ganze zieht größere Kreise als bislang gedacht." Die Aufgaben stapelten und die Bearbeitungszeiten streckten sich. "Im Mordfall Caesoninus stehen wir noch ganz am Anfang. Personalmangel."

  • Scheinbar hatte auch Lucius sich unklar ausgedrückt, wie er nun erkannte - die Diskretion in dem Schreiben bezog darauf, dass man den Furier diskret festsetzte, nicht seinen Legaten sanft dazu anstupste (das war ja auch nicht möglich, immerhin hatte wohl kaum ein Kommandant Interesse, einen hochkriminellen Soldaten in der Einheit zu haben)! Aber das würde der Präfekt schon merken…

    "Ich setze etwas auf, jawohl!"


    Die weiteren Informationen waren ebenfalls interessant:

    "Das heißt, dieser Aelius ist auch tot?"

    …fragte sich natürlich, ob wirklich die ganze Gang erwischt worden war…

    "Wenn alle Akteure tot sind, stellt sich die Frage, wenn Ermittlungen dann nützen - wobei diese Erkenntnis natürlich nur durch Ermittlungen zu gewinnen ist…"

    dachte er laut nach und kratzte sich am Kopf.

    "Die Ermordung eines Magistrat sollte auf jeden Fall Priorität haben!"

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  • Die Frage nach Aelius' Tod beantwortete Menecrates mit einem Nicken und auf die nachfolgende Aussage hatte er eine Antwort parat. "Ermittlungen nützen dem Reich selbst dann, wenn die Täter nicht mehr im Leben weilen, weil die Aufklärung der Motive unsere Politik bestimmt. Ein Boot im trüben Wasser zu lenken, birgt die Gefahr weiterer Kollisionen. Man sieht keine Sandbänke. Im Übrigen", er strich sich über den Kinnbart, während er einen Moment nachdachte, "die Mitglieder der Bande sollen alle tot sein, ja. Wir tappen jedoch noch im Dunkeln, was die Hintermänner betrifft, und bei den Hintermännern handelt es sich nach aktuellem Wissensstand um Römer."


    Die Reihe an Missverständnissen brach nicht ab. Es bestand jedoch kein Grund zur Sorge, denn solange sie miteinander sprachen, klärte sich alles auf. "Iulius Caesoninus war zum Zeitpunkt seiner Ermordung kein Magistrat mehr. Er führte nach seiner Amtszeit die Forschungen auf eigene Faust weiter, kam offensichtlich auch zu einem Schluss, aber nicht mehr zur Verkündung. Er hatte sich wohl zu nah an die Quelle des Bösen getraut und wurde kaltgestellt. Das ist keine Spekulation, ich stand mit ihm in Kontakt."

  • Der Petronier nickte - Politik war wirklich nicht sein Ding, viel Gerede und Kuhhandel, am Ende kam oft genug nichts heraus. Aber konnte ihm egal sein - wenn er den Befehl bekam, hinter toten Banditen herzuermitteln, dann machte er das... ob sinnvoll oder nicht. Dieser Aelius Archias war aber offensichtlich auch kein Ansatzpunkt - aber vielleicht einer seiner Sklaven? Die Aelii waren so berühmt, dass sogar Lucius wusste, dass sicherlich jedes Familienmitglied von ihnen eine Schar an Sklaven sein Eigen nannte!


    Zusätzlich wurde mit den zusätzlichen Informationen auch manches an der Chronologie klarer - und damit die Schlüsse des Claudiers nachvollziehbarer:

    "Naja, dieser Aelier ist ja schonmal ein guter Ansatzpunkt - gibt's eine Sklaven oder so, die man dort befragen könnte? Irgendwer wird doch wissen, wer bei diesem Aelius Archias ein- und ausgegangen ist..."
    Die Aelier residierten zwar auf dem Palatin, aber wie man hörte, war ihr Stern nach dem Tod des Iulianus steil gefallen... es sollte also kein Problem sein, dort zumindest mal eine Durchsuchung anzuberaumen!

    "Oder hat dieser ehemalige Tresvir noch mehr sachdienliche Informationen an dich weitergegeben?"

    Wenn Menecrates schon direkt mit ihm gesprochen hatte, bestand ja zumindest eine gewisse Hoffnung auf mehr Infos!

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  • Menecrates hob die Arme und zeigte die leeren Handflächen zum Zeichen, dass er keine Antwort wusste. Er ermittelte nicht selbst, konnte sich an keine Erwähnung von Sklaven in den Berichten erinnern und persönlich interessierten ihn kaum die eigenen Sklaven, geschweige denn die von anderen.

    "Du meinst private Sklaven." Er überlegte kurz. Bisher lag ihr Augenmerk ausschließlich auf dem Wirkungskreis der Bande, deren Treffpunkt die Taberna darstellte. "Wenn es die Kapazitäten erlauben, wären Befragungen im privaten Umfeld sicherlich aufschlussreich." Gedanklich weilte er nur oberflächlich beim Thema, denn irgendetwas stimmte nicht mit dem Namen, den Petronius nannte. Da Menecrates Aelius Archias kannte - mehr als ihm lieb war - fiel ihm der Versprecher nicht auf, aber sein Instinkt ließ die Gedanken kreisten. Endlich fiel ihm der Fehler auf und er schlug sich vor die Stirn, weil er so viel Anlauf für die Klärung gebraucht hatte.

    "Helvetius Archias! Der Mann hieß Helvetius Archias, nicht Aelius!"

    Eine größere Rolle spielte diese Verwechslung nicht, da sie rechtzeitig aufgeklärt wurde.

    "Auf der Prioritätenliste stehen ohnehin zunächst Befragungen von Familienmitgliedern der Opfer. Bei Iulius Caesoninus kennen wir das Tatmotiv - zumindest nach heutigem Wissensstand - aber bei Iulia Phoebe spekulieren wir. Vielleicht ist sie nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, aber noch wissen wir das nicht. Außerdem ermitteln wir parallel in der Sache Furius." Erneut hob er in einer ratlosen Geste eine Hand. "Die vom Kaiser geplante Aufstockung der Einheiten kommt uns sehr gelegen. Unsere Kräfte reichen momentan nicht aus. Die tagesaktuellen Anforderungen wollen gleichzeitig bewältigt sein."

    Damit erzählte er Petronius nichts Neues, wollte es seinerseits nur loswerden. "Jeden begründeten Durchsuchungsbeschluss zeichne ich selbstverständlich ab. Andernorts lässt die Umsetzung nach einer solchen Anordnung zumeist auf sich warten." Manch einer wollte nicht auf die scheinbar behäbige Arbeitsweise der Staatsorgane warten und verübte Selbstjustiz, dabei lag die Misere oft im Personalmangel statt der Bürokratie begründet.


    Auf die letzte Frage hin schüttelte Menecrates den Kopf. "Alles Sachdienliche liegt bereits im Topf unserer Informationen.

    Vielleicht gelangen wir in den nächsten Tagen und Wochen zu weiteren Erkenntnissen, denn bis Optio Furius Cerretanus hier eintrifft, wird einiges Wasser den Tiber hinabfließen. Aus diesem Grund sehe ich dessen Anforderung als vorrangig an. Ein Schreiben, Petronius, und diese Angelegenheit wäre erledigt. Mach das möglichst zeitnah."


    Mit dem Eintreffen des Furiers würde Mehrarbeit auf sie alle zukommen. Mögen die Götter dafür Sorge tragen, dass sich der Schaden für die Einheit in Grenzen hielt. "Wir haben alles, oder?"

  • Der Petronier stutzte, als Menecrates den Gentilnomen des Hauptverdächtigen korrigierte - hatte er sich da vertan oder der Alte? Aber egal: Für die Gens Helvetia galt nicht viel anderes als für die Aelia, auch sie waren alte Freunde von Divus Iulianus gewesen und stellten heute nicht einmal mehr einen Senator...


    Die Pläne des Claudiers waren für den Tribun aber generell nicht ganz logisch - wobei sich wieder herausstellte, dass er vergessen hatte, weitere Informationen zu geben. Scheinbar verkalkte der Alte langsam doch ein bisschen... Personalmangel hatten sie natürlich, deshalb hatte Lucius ja infrage gestellt, überhaupt mit einem Anspruch aufzutreten, ganz Rom zu kontrollieren oder überhaupt größere Ermittlungen bei Fällen anzustellen, bei denen alle Opfer tot waren. Aber gut - nach einem Seufzen versuchte er noch einmal, etwas mehr Ordnungs ins Chaos zu bringen:

    "Was ist das Tatmotiv von Iulius Caesoninus? Die Vertuschung seiner Ermittlungen? Du sagst, du weißt dies durch persönliche Kontakte - hat Caesoninus dich informiert, dass Helvetius Archias ihm nachstellt? Was genau hat er dir alles verraten? Und wer ist Iulia Phoebe? Du hattest sie bisher nicht erwähnt!"
    So viel zu den Unklarheiten.

    "Wenn wir davon ausgehen, dass Helvetius Archias hinter der ganzen Sache steckt, müssen wir bei ihm ansetzen, nicht bei den Iuliern - wie du sagst, haben wir zu dem für uns relevanten Tötungsdelikt - dem an Iulius Caesoninus - bereits einen klaren Hintermann, auch wenn dieser tot ist. Über ihn werden wir an weitere Täter kommen, nicht über das Opfer."

    Das zumindest war die logische Vorgehensweise bei Ermittlungen, wie sie der Petronier kannte.


    Die Sache mit dem "Auslieferungsersuchen" war immerhin einfach - da genügte ein:

    "Wird gemacht, Praefectus!"


    ...und auch bei den weiteren Fragen musste der Tribun nicht lange überlegen:

    "Ich hätte noch einen Punkt: Purgitius Lurco hat mich informiert, dass er von dir persönlich aus meinem Officium abberufen wurde, ohne dass er mir sagen durfte, warum dies geschehen ist. Das war für mich ziemlich... unerwartet."
    Die Stimme des Tribuns wurde wieder ein bisschen anklagend - der Präfekt durfte durchaus merken, dass Lucius das für eine ziemliche Unverschämtheit hielt, immerhin war der Cornicularius nicht irgendein Schreiberling, sondern der Büroleiter des Tribuns gewesen. Ihn einfach ohne Rücksprache abzuziehen war sicher nicht die feine hellenische Art...

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  • Menecrates betrachtete seinen Tribun und Klienten Petronius schweigend, dann lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Stühle fand er für längeres Sitzen nicht geeignet, aber diese geplant knappe Unterredung nahm kein Ende und zwang ihn zum Ausharren. Ursprünglich wollte er nur die Vorgehensweise in Bezug auf den verdächtigen Optio Furius besprechen, aber es begann mit einer Debatte über Auszeichnungen und wechselte nach dem Fall Furius zu den Ermittlungen in weiteren Mordfällen, um schließlich bei der Versetzung des Optio Purgitius zu landen. Das kostete claudisches Sitzfleisch.


    "Mein lieber Petronius", begann er daher in väterlicher Manier, da sie bereits mit Beginn der Angelegenheit 'Furius' zu einer privaten Atmosphäre gewechselt hatten. "Meine Zeit reicht nicht, um dich über die Ergebnisse unserer Ermittlungsarbeit zu informieren." Ganz abgesehen davon war er nicht bereit, verkehrte Welt zu spielen, denn normalerweise arbeiteten Untergebene den Vorgesetzten zu und nicht umgedreht. "Es steht dir frei bzw. erwarte ich das sogar, dich - so wie ich es auch getan habe - beim ermittelnden Offizier Auskunft und Einsicht zu holen. Natürlich müssen wir uns für die Befragung des Optio Furius Cerretanus im Vorfeld mit der Beweislage vertraut machen und sie besprechen, aber ich erwarte da von dir Eigeninitiative und keinen Servicegedanken. Nach Aktenstudium können wir uns sicherlich auch effektiver über Motive uns ähnliches unterhalten. Heute", er betonte das Wort, "ging es ausschließlich um die weitere Vorgehensweise im Verdachtsfall Furius." Menecrates hatte bisher mit viel Geduld Fragen beantwortet, die gar nicht hätten gestellt werden müssen, wenn Petronius im Vorfeld Akteneinsicht genommen hätte. Verlangt war diese Akteneinsicht zu dieser Sitzung allerdings nicht, aber sie wäre nützlich gewesen, denn sie kamen hier unbeabsichtigt vom Hundertsten ins Tausendste.

    "Ein Hinweis noch: Du fragst nach dem Tatmotiv von Iulius Caesoninus. Er hat keins, denn er ist kein Täter. Als Tatmotiv seines Mörders gilt die rechtzeitige Entsorgung eines zu nah an die Quelle des Bösen Gewagten - unmittelbar bevor der das Ergebnis seiner Nachforschungen weitergeben konnte. Ich sagte dies vorhin bereits."


    Er löste die Verschränkung seiner Arme und erhob sich zum Zeichen, dass er beabsichtigte, das Gespräch zu beenden.

    "Die Versetzung von Cornicularius Purgitius, der im übrigen Hauptermittler und Ansprechpartner für dich wäre, hängt mit einem Dienstvergehen zusammen." Menecrates war nicht gewillt, dieses zu erläutern. Purgitius selbst wurde auch Stillschweigen befohlen. Menecrates wollte die Männer in seiner Einheit schützen, aber gleichzeitig zu Disziplin erziehen. Er konnte Petronius' Unverständnis nachvollziehen, aber Rechenschaft war er ihm nicht schuldig. Er würde nicht einmal dem Kaiser die Hintergründe seiner Entscheidung in dieser Sache darlegen.

  • Der Claudier begann freundlich-herablassend - was dann aber folgte, ließ seinen alten Vorgesetzten immer mehr mit dem Bild des Alten verschwimmen, der ihn ebenfalls Zeit seines Lebens von oben herab und wie ein kleines Kind behandelt hatte. Erst bestellte er ihn ohne irgendeine Information, worum es heute gehen sollte, ein, dann wusch er ihm den Kopf wegen angeblich zu großzügiger Vergabe von Auszeichnungen und am Ende warf er ihm unzusammenhängende Brocken hin und beschwerte sich, dass der Petronier ihn nicht verstand und sich nicht vorbereitet hatte! Das war ganz die Strategie seines Vaters gewesen, ihn bloßzustellen! Und als Krönung weigerte er sich weiter zu erklären, warum er ihm mir nichts, dir nichts den Cornicularius ausgespannt hatte!


    Zum Glück hatte der Alte ihm auch eingeprügelt, wie man nicht sagte, was man in solchen Situationen dachte! So senkte er schweigend den Blick und betrachtete finster die Tischplatte.

    "Jawohl, Praefectus."

    , presste er nur hervor.

    "Dann würde ich mich wieder an meine Arbeit machen, Praefectus."
    Eine Auslieferungsanfrage aufsetzen - die Arbeit eines Scriba! Im Grunde war auch das wiederum eine Demütigung, wenn er es recht bedachte... vielleicht hatte er sich doch den falschen Patron ausgesucht. Aber jetzt war es zu spät: Er konnte ja schlecht seinem Vorgesetzten das Patronat aufkündigen - dafür würde er sich erst einen neuen Posten suchen müssen...

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  • Ein anderer Tag


    Da Menecrates einen öffentlichen Aushang für unpassend hielt, bestellte er Tribun Petronius in das Besprechungszimmer. Zur üblichen Stunde für Dienstbesprechungen traf er ein und hing in der Wartezeit den Gedanken nach. Vieles musste zeitgleich ablaufen, was ihn nicht überraschte, aber zuweilen viel abverlangte. Er hielt sich selbst für einen Pedanten, aber nur allerbeste Freunde durften das zu ihm sagen. Immerhin half ihm diese Eigenschaft, dass nahezu nichts durchrutschte, liegen blieb oder gar in Vergessenheit geriet.

  • Der Petronier hatte die vergangenen Stabsbesprechungen nicht in allerbester Erinnerung, aber er kommte sowieso nicht aussuchen, ob er kam oder nicht.


    In seiner einfachen Tunica und Begleitung eines Scriba aus dem Stab kam er ins Besprechungszimmer, salutierte und nahm seinen üblichen Platz ein.

    "Salve, Praefectus!"

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