[Subura] Bas zur Untermiete

  • Eine Tante nahm Bas in ihre winzige Unterkunft auf. Er musste keine Miete zahlen, denn er besaß keine Einkünfte. Wenn er zu seiner Zimmerecke gelangen wollte, musste er viele Treppen und Leitern hinter sich bringen. Sie hausten im obersten Stockwerk einer Insula mit hervorragendem Ausblick, allerdings auf eine ärmliche Umgebung.

    Bas schränkte sich beim Essen ein, um der Tante nicht noch mehr zur Last zu fallen. Ihr Verdienst als Aushilfe reichte kaum, um Miete und Verpflegung zu bezahlen. Wo auch immer sich Bas bewarb, er bekam keine Anstellung und so unterstütze er seine Tante mit betteln und Taglohnarbeiten.

  • Heute besaß Bas eine Tagesanstellung. Er stand vor Sonnenaufgang auf, weil er pünktlich sein wollte. Frühstück gab es nicht. Er würde sich erst am Abend etwas zu essen kaufen können und den Rest des Lohnes bekam die Tante. Er zurrte sich einen Gürtel um, damit der viel zu weite Kittel eine Form bekam. Ein Blick erfasste die verschlafen blinzelnde Tante, dann kletterte er die Leiter ins untere Stockwerk hinab. Zwei weitere Stockwerke folgten, bevor er die Straße unter den Füßen spürte. Aus jeder Richtung erklang geschäftiges Treiben, auch wenn die meisten Bewohner noch zu Hause weilten. Stille herrschte hier zu keiner Zeit und bald würde sich die Straße füllen.

    Er wandte sich Richtung Norden, denn dort lag die Gerberei.

  • Für die Kette mit Anhänger hatte ich soviel bekommen, dass es für ein Bad, einen Haarschnitt und sogar eine Schüssel Eintopf gereicht hatte. Satt und zufrieden steuerte ich das Haus an in dem mein Freund Bas wohnte. Natürlich hatte er auch noch keine eigene Wohnung. Seine Tante hatte Bas bei sich aufgenommen.

    Jetzt stand ich unten vor dem Haus und starrte nach oben. Da ich abgesehen von meiner Bewegungsfaulheit, keine Lust hatte nach oben zu klettern, um Bas unter dem missbilligendem Blick seiner Tante heraus aus zu rufen. So blieb ich einfach unten stehen und brüllte nach oben.
    „Bas, Baaas“. Beim zweiten Mal kam als Antwort eine deftiges „Schnauze, da unten“. So schnell ließ ich mich aber nicht unterkriegen und startete trotzdem einen dritten Versuch.Baaaas.

    Abwartend starrte ich nach oben.

  • Bas, der von seiner Tagesanstellung nach Hause kam, stellte sich hinter Milon.

    „Was brüllst du so?“ Er grinste, obwohl er müde von der Arbeit war. Der Gerbgeruch dominierte seine Nase, daher roch er den Gestank der Straße nicht.

    „Dieser verdammte Geruch. Das ist Pisse!“ Er hielt dem Freund die Hände vor die Nase.

  • Erschrocken fuhr ich herum als ich plötzlich Bas Stimme hinter mir vernahm, hatte ich doch eine Reaktion von ihm, vor oder über mir erwartet. Entsetzt wich ich einen Schritt zurück, wobei mir ein „Igitt“, entglitt. Entschuldigend fügte ich hinzu: „Ich war vorhin in den Thermen, riecht man das nicht?“ Schnuppernd streckte ich meine Nase in die Luft. „Obwohl ich rieche jetzt etwas anderes. Riechst du das auch? Es riecht brandig, nach Feuer. Es kommt aus deinem Haus“, kam es nun entsetzt von mir.

  • Der einzige Spaß an diesem verfluchten Arbeitstag in der Gerberei war das angewiderte Gesicht seines Freundes. Bas lachte, obwohl er einsah, dass nach den Thermen Ammoniak doppelt übel stank.

    Bas selbst roch gar nichts, auch keinen Brandgeruch. Da er aber auch die Nase nach oben stecke, fiel sein Blick auf erste Rauchschwaden, die im obersten Stockwerk seiner Insula austraten.

    „Da oben wohnt meine Tante!“ Natürlich auch andere, aber die interessierten ihn zweitrangig.

    „Ich muss da rauf!“ kaum gesagt, rannte er los. Vorher rief er noch „Feuer!“

    Schon nach dem ersten Stockwerk wurden seine Beine schwer. Die Tagesschufterei steckte in seinen Knochen.

  • Ich wusste nicht mehr ganz so recht, warum ich eigentlich in der Subura gelandet war. Es war nicht mein Revier und ich hatte auch keinen Job zu erledigen gehabt. Vermutlich war es einfach der schnellste Weg gewesen, um von meinem letzten Ort zum nächsten zu gelangen.


    Plötzlich hörte ich beim Vorbeigehen an einigen Menschen den Ruf "Feuer". Ein Blick zeigte in der Tat aufsteigende Rauchschwaden bei einer Insula.


    Feuer, Feeeeeuuuuuer! brüllte ich so laut es ging und rannt in die Richtung, wo ich wusste, dass die nächste Station der Vigiles lag.


    Feuer, Feuer, Feuer!!!!!!! brüllte ich rennend weiter, denn in der Subura konnte das verheerende Folgen haben. Hier war nichts so gebaut, wie es sein sollte und wenn nicht sofort alle Leute mithalfen, dann waren immer gleich mehrere Häuser dem Untergang geweiht.

  • Bas bekam nur am Rande mit, wie sich der Ausbruch des Feuers in Windeseile verbreitete. Passanten blieben irritiert stehen oder liefen kopflos davon, Anwohner sahen aus Fenstern und verließen fluchtartig ihre Wohnungen. Wie hurtig sich die Schreckensnachricht verbreitete so rasant breitere sich auch das Feuer aus. Es wehte leichter Wind, der aber ausreichte, dass Funken flogen und in angrenzende Dachstühle sprang.

    Inzwischen quoll dunkler Rauch auch aus dem vorletzten Geschoss.


    Bas japste nach Luft. Er lief längst nicht mehr so schnell wie am Anfang. Nachbarn kamen ihm entgegen und rempelten ihn in ihrer Panik an. Seine Tante entdeckte er nicht unter ihnen. Die schlief um diese Zeit, weil erst des nachts ihre Schicht begann.

    „Milon, ich bekomme kaum Luft.“ Er wusste nicht mal, ob sein Freund ihm folgte. Alle liefen nach unten, nur er lief hoch.

  • Als ich in Richtung der Feuerwache VI rannte und zum Kapitol kam, kam mir plötzlich ein Vigil entgegen.



    Ich stoppte meinen Lauf sofort und informierte ihn über das ausgebrochene Feuer. Er übernahm sofort alles Weitere und ich setzte mich erst einmal in eine Taberna, um meine läuferische Anstrengung mit einem sauren Wein herunterzuspülen.


    Einige Zeit später würde ich mich auf dem Heimweg wieder dem Ort des Feuers nähern, um zu sehen, was passiert war, aber für den Moment konnte ich nichts mehr tun.

  • Bas ist nach oben, er wird sich um seine Tante kümmern dachte ich während meine Blick nach rechts glitt dort wohnte eine Frau mit einer Horde Kinder. Weder von der Frau noch von den Kindern hatte ich etwas gesehen. Ob sie etwas mitbekommen hatte? Normalerweise plärrte immer eins der Kinder. Ich hämmerte an ihre Türe bekam keine Antwort und rammte sie einfach auf. Da sah ich es zwei der Kleinsten, sie schrien sich die Lunge aus dem Hals, so das von draußen nichts zu hören war. „Feuer“, schrie ich schnappte mir die zwei Schreihälse und rannte mit ihnen nach draußen. Draußen drückte ich die Beiden einer Frau diese in die Arme und kehrte zurück. Den Göttern sei dank, die Frau kam mir mit einem Rattenschwanz an Kindern entgegen.

    Jetzt schaute ich nach oben. Die Treppe schien verstopft mit Menschen. Gerade entdeckte ich noch einen Zipfel von Bas. Der schien keine Puste mehr zu haben. Keine Wunder so wie der eben aussah, als er von der Gerberei zurückkam. Rücksichtslos bahnte ich mir einen Weg nach oben. Bei ihm angekommen, meinte ich: „Schau das du runter kommst ich hole deine Tante.“ Bas war der schnellere und wendigere von uns, doch so abgearbeitet wie der war, wollte ich es für ihn übernehmen. Mich an ihn vorbei pressend, kletterte ich die Leiter hoch und wollte eben die Türe öffnen, als die Tante von innen öffnete. Beruhigt sah ich trotz des Qualms der mittlerweile immer
    dichter wurde wie sie sich zur Treppe vorarbeitete. Rums knallte etwas haarscharf an ihr vorbei auf die obere Leiterstufe und durchbrach sie. Es ein angebranntes Balkenstück. Gleich würde der Rest folgen. Mit dem Fuß stieß ich das Balkenstück weg und hoffte es würde unten niemanden treffen.

    Ich weiß nicht wie, doch plötzlich stand ich auf der Leiter. „Kletter auf meine Schulter.“ Rief ich, betonte dann noch: „Schnell gleich kracht alles runter“.

    Da mittlerweile wohl alle das Haus verlassen hatten, kam ich schnell vorwärts. An den Treppen angekommen konnte Bas Tante den Rest alleine nach unten und damit nach draußen schaffen.

    Qualm und Flamme hatte ich bis dahin völlig ignoriert, doch bei Bas angekommen brach ich fast zusammen. Ich hatte das Gefühl ich würde bei jedem Atemzug innerlich verbrennen. Hustenreiz quälte mich ohne Ende.

  • Obwohl ein Mann geistesgegenwärtig handelte und schnellstmöglich zur nächsten Vigilesstation rannte und den Brand einem Vigil melden konnte, dauerte es erhebliches an Zeit, bis eine Mannschaft Kapazität erübrigen konnte und die Strecke zurückgelegt hatte. Wie es die Götter wollten, gab es meistens mehrere Brände gleichzeitig und zu anderen Zeiten auch mal gar keinen. Letzteres kam eher selten vor, aber zweckmäßig verteilt fanden Brände grundsätzlich nicht statt.

    Als die Mannschaft eintraf, brannten die obersten Stockwerke der Insula, wo der Brandherd vermutet wurde, lichterloh. Balken stürzten und brennende Stofffetzen wurden vom Wind erfasst. Sie trudelten auf die von Menschen gefüllte Straße hinab. Das Feuer hatte bereits auf zwei weitere Dachgeschosse übergegriffen und das dortige Fachwerk erfasst. Dunkle Rauchschwaden zogen gen Westen.


    Ein schlacksiger Vigil gab sogleich Befehle. "Contubernia I und II, Äxte und Hakenstangen in Insula V. Dachstuhl runter. Alles, was aus Holz ist, auf die Straße! Los!" Er drehte sich seitlich. "Contubernium III, Platz schaffen vor Insula V. Los!" Es sollten schließlich keine Passanten erschlagen werden, wenn alles brennbare abgetragen wurde, hoffentlich rechtzeitig. bevor es die Flammen erreichten.

    "Contubernia IV und V, Siphones startklar machen. Ziel Insula VI. Los!" Mit Eimern konnte hier nichts mehr ausgerichtet werden und diese Insula sollte gerettet werden. Zumindest galt der Versuch.

    "Contubernium VI, Decken fassen, tränken und letzte Bewohner evakuieren aus Insula V und VI. Mundschutz nicht vergessen. Los!" Die meisten Bewohner hatten sich schon selbst in Sicherheit gebracht. "Wo werden Personen vermisst? Hier melden bei Vigil Hipparchus!"

    Schon wandte sich der Befehlsgeber anderen zu."Contubernia VII und VIII, im Wechsel pumpen! Los!"

    Er stellte sich erhöht, um von mehr als nur seinen Feuerwehrleuten gehört zu werden. "Alles zurücktreten! Insula V wird abgerissen! Schnell, das Feuer wartet nicht!"

  • Gleich einer Walze rollte Milon an Bas vorbei, der körperlich immer mehr ermattete und unter Luftmangel litt. Im wurde schwindelig. Über ihm krachte es und er spürte den Luftzug, als etwas Schweres an ihm vorbeistürzte. Als es aufschlug, stoben Funken, die auf Bas wie Sterne wirkten, weil er außer Wolken nichts anderes mehr sah. Er hörte Stimmen und erkannte Milon mit seiner Tante. Die Dame mittleren Alters wankte die Treppe hinab, aber Milon ging ebenso die Puste aus wie schon zuvor Bas.

    „Wir müssen da runter“, krächzte Bas. Er griff nach der Tunika des Freundes und zog. Hier zu verweilen, bedeutete den Tod.

  • Ich wusste nicht wie ich Luft bekommen sollte. Beim versuch mich aufzurichten und durch zu atmen hatte ich das Gefühl, flüssiges Feuer zu mir zu nehmen. Blieb ich unten, um wie jeder wusste, dadurch
    weniger Qualm ein zu atmen, käme ich aber nicht vorwärts. Jetzt redete auch nach Bas auf mich eine und zerrte an mir herum, dabei wäre ich nur zu gerne einfach nur sitzen geblieben, weg laufen war
    viel zu anstrengend. Der letzte heftige Ruck an meiner Tunika hatte mich ins wanken gebracht und ich gab einfach nach und stolperte abwärts. Danach ging alles viel schneller, denn ich kullerte das letzte Stück einfach runter, nur um dann liegen zubleiben. Hatte ich Bas mitgerissen oder war es etwas anderes gewesen was ich auf meinem Weg nach unten gestreift hatte?

  • Als Bas zu sich kam, hörte er Stimmen und Geräusche, die er nicht zuordnen konnte. Was er schemenhaft sah, passte auch nicht in seine bekannte Welt. Wahrscheinlich lag er auf dem Boden des Hades. Wie es dort aussah, wusste er nicht, aber so ungefähr musste es sein. Dunkelheit und gleichzeitig Flammen, eventuell schlechte Sicht, konnte doch sein.

    Sein Rücken schmerzte. Er wollte sich aufrichten, ließ es aber sein. Plötzlich fiel ihm ein, was zuletzt passierte. Die Tante sah er, sich in Sicherheit bringen, aber was war mit Milon? Ob der Freund auch hier war?

    „Milon.“ Seine Stimme krächzte. Ganz bestimmt trug sie nicht weit.

  • Die herausströmenden Bewohner der Insula mussten sich erst vom Schreck erholen. Einer jedoch rief: "Da sind zwei rein und nach oben." Andere Bewohner bestätigten, bis der Ruf zu dem abgestellten Vigil drang, der mit seinem Contubernium evakuieren sollte.

    "Decken über und mir nach!" Die getränkten Decken schützten sie vor der Hitze und bedingt auch vor dem Feuer. Einen feuchten Lappen drückte er vor Mund und Nase. Weit würde er nicht gehen, aber einen Versuch wollte er unternehmen. Die Balken polterten bereits herunter, das Haus war voller Qualm und es bestand Einsturzgefahr.

    Etwas kam vom ersten Geschoss heruntergestürzt. "Halt!" Die Anweisung galt seinen Männern, die hinter ihm stoppten. Die heranrollende Masse wabbelte und konnte demnach kein Baumaterial sein. Als er sich bückte, erkannte er zwei Männer. "Das sind die Vermissten. Anpacken und raus!" Es gab sicherlich noch einiges zu retten in dieser Insula, vor allem bescheidene Werte, aber die Gefahr des Einsturzes zwang die Männer aufzugeben. Sie liefen zur benachbarten Insula, um dort nach dem Rechten zu sehen. Viel Zeit blieb ihnen auch hier nicht.


    Die beiden Evakuierten blieben auf der Straße liegen. Anwohner scharrten sich um sie.

  • Ich schwebte durch die Luft, dabei holperte ich einige male. Bestimmt kommt das davon, weil ich von Wolke zu Wolke hopse. Ein herrliches Gefühl war es so einfach dahin zu gleiten. Es wäre schön wenn Bas es auch erleben könnte. AUA! Was war das? Schade das Schweben war vorbei, doch kam das seltsame Krächzen nicht von Bas? Bas bist du das? Wo steckst du alter Freund? Seltsam meine Stimme konnte ich nicht hören. Langsam glitt meine rechte Hand an meine Seite. Es war so
    furchtbar anstrengend, in meiner Lunge schmerzte und brannte es entsetzlich. Stückchen um Stückchen schob ich meine Hand weiter.
    Endlich stieß sie auf etwas. Stoff war es. War das Bas Kittel? Bas mein Freund bist du das? Was ist geschehen wie geht es dir? Die Fragen sprudelten nur so aus mir raus. Nur Schade es kam kein
    einziger Laut aus meiner Kehle.

  • Eine unter den Stimmen kam Bass bekannt vor. Nach kurzem Überlegen identifizierte er sie als die Stimme seiner Tante. Obwohl der Kopf schmerzte und er von Hustenanfällen geplagt wurde, versuchte er weiter zu überlegen. Die Tante hatte sich doch retten können. Das dachte er zumindest. Wenn aber die Tante lebte und sein Husten in Hals und Lunge so verdammt weh tat, war er vielleicht doch nicht im Hades, schlussfolgerte er. Dann konnte Milon vielleicht auch hier sein. Wieder versuche er den Kopf anzuheben. Sein Blick fiel auf jemand, der so ähnlich wie der Freund aussah, weil aber seine Augen brannten, konnte er nichts Richtiges sehen.

    „Milon?“ Seine Kraft ging zu Ende und sein Bewusstsein schwebte in Wattebäuschen fort.


    Die Tante rüttelte an Bas. „Hilfe!“ Sie blicke entsetzt zwischen Bas und Milon hin und her. „Ist hier ein Medicus? Ich bezahle!“

    Milon hatte ihr Leben gerettet und konnte deswegen nicht mehr sprechen. Beide brauchten Hilfe. Sie hatten zu viel Rauch geatmet.

  • Ein Trupp von Lupos eilte in Richtung der Rauchsäule. Den Brand des eigenen Lupanars noch lebhaft in Erinnerung, konnte Kyriakos nicht tatenlos zusehen, wie sich die Existenz eines anderen in gleicher Weise in Asche und Rauch auflöste. Ein ausgeprägter Gemeinschaftssinn war ihm anerzogen worden, der nicht vergangen war trotz seines harten Lebens. Nur Python - er konnte nicht kommen, von Blindheit geschlagen, seitdem er in den Flammen hatte umkommen sollen. So wachte der einstige Gladiator über Nymphis, hielt den Jungen in seines Vaters Mantel gewickelt fest in seinen Armen an sich gedrückt, während er zitternd ob des Brandgeruchs im Ganymed ausharrte.


    Kyriakos aber und die übrigen Lupos eilten zur Stelle. Nein, sie waren keine Ärzte, aber sie versuchten ihr Bestes. Castor und Pollux als die Wagemutigsten drangen in den lodernden Hades vor, um zu sehen, ob sich nicht noch jemand - oder etwas - retten ließ. Für Kyriakos mit seinen lahmen Füßen wäre dies ein unmögliches Unterfangen. Doch ging er nieder auf die Knie bei den beiden Bewusstlosen.


    »Hört ihr mich«, fragte Kyriakos und beide bekamen nacheinander eine Backpfeife. »Atmen.«


    Sie waren noch sehr nahe am Feuer ... die Hitze drang bis hierher, mit ihr der Rauch, wenngleich dünner, so doch noch merklich. Kyriakos packte beide Männer an der Kleidung und spannte die Muskeln. Einer von ihnen war schwer, doch in Kyriakos wohnte die Kraft eines Athleten. Er praktizierte eine Auswahl von Leibesübungen aus seinen früheren Zeiten noch immer jeden Tag. Langsam schleifte er sie noch weiter fort, dorthin, wo die Luft besser war.

  • Die Tante freute sich über jede Hilfe, auch wenn sie bei der Ohrfeige zusammenzuckte.

    Flüchtig meinte sie, eine Kopfbewegung bei Bas gesehen zu haben, als aber eine weitere Reaktion ausblieb, schlug sie die Hände an die Wangen und jammerte. „Oje, oje, oje!“ In dieser Haltung blieb sie, als der junge Mann die Brandopfer aus der Rauchzone schliff und sie ihm folgte.

    Er tat das einzig richtige, denn nichts war aktuell so wichtig wie rauchfreie Luft, aber ein anderer lebensbedrohlicher Umstand trat während dem Geruckelt auf dem Transport ein. Dem bewusstlosen Bas erschlaffte der Zungenmuskel, die Zunge rutschte nach hinten und erschwerte die Luftzufuhr.

  • Diese Leute hatten mehr Glück als Verstand, denn zufällig kam gerade Scato des Weges. Der trug seine Verbandstasche bei sich, deren Instrumente er hatte schleifen lassen, weil ihm die Wartezeit in der Fabrica der Castra dafür zu lange war. Er hatte jetzt ein scharfes Skalpell und eine scharfe Schere haben wollen und nicht morgen oder übermorgen! Dann schnupperte er den Brand und hörte das Geschrei der Anwohner. Bei der Aussicht auf Verwundete begann er aufgeregt zu hibbeln und beeilte sich, zur Unfallstelle zu kommen. Da ansonsten nichts Dringendes anstand, konnte er sich diese Zeit guten Gewissens nehmen.


    Kaum war er da, stürzte er sich gierig auf die Brandopfer. War das nicht Kyriakos, der da zwei Bewusstlose ohrfeigte? Scato scheuchte ihn liebevoll beiseite. "Du hast den falschen Beruf, denk mal drüber nach. Jetzt mach Platz - ich bin ARZT."


    Das war gelogen, aber wen interessierte das? Als er genügend Raum hatte, überprüfte er die Vitalfunktionen der Bewusstlosen. Die Ansprechbarkeit hatte der Lupo ja schon mit negativem Resultat kontrolliert. Herzschlag war vorhanden, aber bei einem der beiden kaum noch Atmung zu verzeichnen. Er überstreckte den Hals, wobei er bei der Blickkontrolle feststellte, dass die Zunge ungünstig lag. Er fasste mit den Fingern in den Mund und zog die Zunge kurzerhand lang. Nun waren die Atemwege frei. Er ging mit dem Ohr an den Mund des Bewusstlosen, den Blick zu dessen Brust gedreht und wartete, ob er von selbst anfangen würde zu atmen, oder ob er ein wenig Hilfe benötigte.

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