[Officium] Praefectus Castrorum

  • Officium des

    Praefectus Castrorum


    Das Arbeitszimmer des Praefectus Castrorum spiegelt seinen gehobenen Rang in der Legio deutlich wider. Platz war schon immer ein Zeichen von Luxus und so ist auch dieses Officium sehr geräumig. Durch zwei große Fenster fällt genügend Licht, um den nobel ausgestatteten Raum hell und erhaben wirken zu lassen. Der aus edlen Hölzern gefertigte Schreibtisch dominiert den Raum. Die Unterlagen zu allen relevanten Abläufen stapeln sich in einem Regal, das über die gesamte Wandbreite reicht. Im Winter spenden kunstvoll geformte Öllampen Licht, in weiser Voraussicht an Ketten von der Decke hängen, damit man sie nicht versehentlich umstoßen kann. Zwei Schreiber helfen dem Praefectus Castrorum ständig, denn allein kann man einen solchen Berg an Wachstafeln und Papyri nicht bewältigen. Es steht ihm frei, weiteres Personal anzufordern, wenn er seiner bedarf, oder die Hilfe eigener Sklaven in Anspruch zu nehmen.


    Der Praefectus castrorum (wörtlich: Lagerpräfekt) gehört zum Kommandostab einer römischen Legion. Er ist der Verwaltungschef seiner Einheit und sorgt dafür, dass die alltäglichen Abläufe reibungslos funktionieren. Seine Befehle erhält er vom Kommandeur der Einheit. In Cappadocia ist das Gegenwärtig der Legatus Legionis Servius Trebonius Scarpus.


    Zu den Hauptaufgaben des Praefectus Castrorum gehört die Überwachung des allgemeinen Dienstablaufs im Standlager der Legion sowie die Sicherstellung der Versorgung. Insbesondere ist der Praefectus castrorum für die Vollständigkeit des Materials, den Zustand der Gebäude und die Nahrungsvorräte zuständig. Ihm obliegt die Oberaufsicht über alle Einrichtungen des Lagers, wie das Lazarett oder die Werkstätten. Zudem ist er zuständig für den Geschützpark und die Ausbildung der Geschützmannschaften, wobei ihm der Custos armorum (Waffenwart) untersteht.


    Er steht dem Legatus legionis als Planer zur Seite. Auf dem Marsch reitet er bei der Vorhut der Legio und bestimmt des Abends gemeinsam mit seinen Gehilfen den Ort, an dem das Marschlager aufgebaut wird. Bei den Nahrungsankäufen der Zivilbevölkerung ist er der wichtigste Ansprechpartner, ebenso beim Ankäufen für die Ausstattung der Soldaten.


    Bei einem Feldzug organisiert er den Tross und den Aufbau des Marschlagers. Im Falle der Abwesenheit des Legatus legionis führte der Praefectus castrorum zudem das Kommando über die Einheit, sofern kein besonders geeigneter Tribunus laticlavius zum Stab der Legion gehört, der auf ein eigenes Kommando vorbereitet werden sollte, oder dieser gerade abwesend ist.


    In der Regel ist der Praefectus Castrorum aus der Laufbahn der Centurionen aufgestiegen, wo er zuletzt als primus pilus der ranghöchste Centurio war. Häufig, aber nicht zwingend, hat der Praefectus Castrorum auf seinem Posten den Ordo Equester inne, da ihm aufgrund seiner Verdienste und seines Vermögens die Erhebung in den Ritterstand offen steht.

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    Das Officium wirkte verwaist. Erstaunt blickte Cinna sich um. Der alte Praefectus Castrorum war abgezogen worden, doch hätte der Neue nicht schon eintreffen müssen? Cinna fragte die Sklaven der Prinicipia. Niemand wusste etwas, aber vermutete einen weiteren Überfall der Steppenräuber. Cinna biss sich auf die Unterlippe. Davon hätten sie doch hören müssen, oder nicht? Vielleicht war es Zeit, einen Boten nach Caesarea zu entsenden, um nach dem Rechten zu sehen.


    Beunruhigt legte Cinna den noch immer verschlossenen Brief in die Ablage, wo sich die Post bereits stapelte.


    Ad

    Praefectus Castrorum

    Lucius Iulius Antoninus

    Castra Legionis XV Apollinaris

    Satala, Provincia Cappadocia


    OCCULTISSIMUM - NUR PERSÖNLICH DURCH DEN PRAEFECTUS CASTRORUM ZU ÖFFNEN - OCCULTISSIMUM



    Tribunus Petronius Crispus Praefecti L Iulio Antonino s.p.d.


    Zunächst gratuliere ich dir zu deinem neuen Posten bei der Legion.


    Ich schreibe dir wegen eines Ersuchens um Amtshilfe: Im Rahmen der Ermittlungen zu einem Brandanschlag auf eine Statio der Cohortes Urbanae hier in Rom ergab sich ein dringender Tatverdacht gegen den Optio Appius Furius Cerretanus. Dieser wurde vor diesen Erkenntnissen zu deiner Einheit versetzt. Für weitere Ermittlungen ist es daher dringend erforderlich, ihn hierher zu überstellen, damit er zur Gewinnung weiterer Erkenntnisse verhört werden kann.


    Ich bitte dich daher, den verdächtigen Optio so schnell wie möglich nach Rom zu entsenden, evtl. unter einem administrativen Vorwand und in Begleitung zur Verhinderung einer Flucht. Die aktuellen Ermittlungsergebnisse sind bisher unter Verschluss, sodass Optio Furius nicht vorgewarnt sein dürfte. Im Zweifelsfall können wir ihn auch nach Betreten der 100-Meilen-Zone festsetzen und nach Rom mitnehmen.


    Ich bedaure, dass ihr den kürzlich erst gewonnenen Unteroffizier nun bereits wieder verliert. Da du selbst in unserer Einheit gedient hast, bin ich aber sicher, dass du Verständnis dafür aufbringst, dass dieser erschreckende Angriff auf unsere Kameraden vollständig aufgearbeitet und gerade der vermutete Verrat durch einen der Ihren ohne Pardon gesühnt werden muss.


    gez.


    LUCIUS PETRONIUS CRISPUS

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  • Der Soldat, der hier Dienst schob, erhob sich, da der andere ranghöher war und erwiderte den Gruß. Dann musste er dem ohnehin schon gebeutelten Centurio eine unerfreuliche Mitteilung machen: "Der Praefectus Castrorum ist bislang nicht aus Caesarea eingetroffen."


    Unglücklich wies er auf einen Stapel Briefe, die nur durch diesen persönlich geöffnet werden durften und nun unbearbeitet liegen blieben. "Tribun Tuccius übernnimmt die Vertretung."


  • Der Bote schaute sich irritiert um, eigentlich sollte Servius Trebonius Scarpus als Legatus Legionis anwesend sein, aber dem war nicht so. Somit machte sich der Mann auf den Weg, den Brief Tribun Tuccius zu überreichen. Anders war es nicht möglich. Eine persönliche Übergabe konnte nicht stattfinden, da er nicht wusste, wo sich Servius Trebonius Scarpus aufhielt und ob der Mann überhaupt zum Dienst erscheinen würde.

  • Staub und Wind regierten Cappadocia, krochen duch alle Ritzen in die Baracken und die Kleidung, bis hinein zum Geist, der sich wundrieb an der Monotonie der Hochlandsteppe. In Satala rannen die Sanduhren rückwärts, hier gab es nichts als die Legio und endlose, triste Weite. Cinna spürte, dass sein Herz und sein Verstand langsam austrockneten. Nur fehlte ihm kein Regen. Lange, sehr lange hatte er die innere Leere ignoriert, denn seine Pflicht war es, zu funktionieren, und er liebte seine Heimat. Doch irgendwann war er so fest in seinem seelenlosen Trott, dass er merkte, wie er innerlich starb. Als er bei der Wache in die Weite starrte und sich vorstellte, wie er endlos lange hinauslief, immer weiter, um völlig allein zu sterben, wusste er, dass Verdrängen nicht genügen würde. Er benötigte eine Änderung, um zu genesen, egal welche.


    Und so hatte er mit viel Mühe diesen Termin vereinbart und klopfte an das Officium des Lagerpräfekten.

  • Cinna musste sich trotz des Termins ein wenig gedulden, dann wurde er von einem Scriba hineingebeten. Der Praefectus Castrorum war nicht Lucius Iulius Antoninus, der eigentlich dort sitzen müsste, sondern ein stark von den Spuren des Krieges gezeichneter Volusus Salienus Madarus. Aufgrund seines Alters und seiner erlittenen Verwundungen war er eigentlich bereits im Ruhestand gewesen. Nach dem Verlust von Lucius Iulius Antonius war er noch einmal zurückgekehrt. Er besaß genügend Verantwortungsgefühl, die Lücke auszufüllen, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden sein würde.


    Er wartete die Begrüßung ruhig ab, dann sagte er: "Nun, was führt dich zu mir, Legionarius Umbrenus?"

  • Cinna salutierte vorbildlich, wahrte eine soldatische Haltung, doch sein schlechter körperlicher Zustand war nicht zu übersehen. Das meiste, was er nun erzählte, sollte der Lagerpräfekt bereits vom Bericht des Mediucs kennen, doch Cinna beschrieb noch einmal alles aus seiner eigenen Sicht.


    "Praefectus, ich habe in den letzten Monaten mehrmals mit dem Medicus gesprochen. Meine Leistungsfähigkeit ist nicht zufriedenstellend, weshalb ich oft Schläge vom Centurio bekam und härter trainieren sollte, doch es ging mir immer schlechter. Ich kann bei den Übungsmärschen nicht mithalten, bin bei der Arbeit unkonzentriert.


    Ich sollte es mit einer Diät versuchen, weil ich zu viel Gelbgalle hätte. Ich wurde mit heißen Eisenglocken geschröpft und mir wurde regelmäßig ein Trank gegeben, dass ich nichts mehr bei mir halten konnte, um zu entgiften. Außerdem habe ich keusch gelebt, um den Anteil an Weißschleim in meinem Organismus zu erhöhen. Ich habe in Essig eingelegte Fische gegessen und mit einer toten Schlange um den Hals geschlafen, damit die feuchten und kühlen Anteile in meinem Körper erstarken. Trotzdem wurde ich immer kränker.


    Inzwischen ist es so weit, dass an eine Ausmusterung zu denken ist, weil ich meine Kameraden aufhalte und gefährde. Der Medicus hat aber noch einen letzten Rat. Er empfielt, es als letzten Versuch mit einem Klimawechsel zu probieren, um die trockene Hitze aus meinem Körper zu treiben. Er empfiehlt ein nasskaltes Klima, um meine viel zu heißen und zu trockenen Körpersäfte zu harmonisieren. Er meint, so kann eventuell meine Tauglichkeit erhalten bleiben."


    Weil er sich im kappadokischen Hochsommer befand, leuchtete ihm ein, dass sein Körperinneres zu heiß und zu trocken war. So erschien es ihm logisch, dass der Medicus diesen Klimawechsel empfahl. Was er fühlte, war die verzweifelte Sehnsucht nach etwas, das er noch Leben nennen konnte. Er musste fort aus dieser Einöde.

  • Für Volusus Salienus Madarus waren diese Informationen nichts Neues. Der Medicus lag ihm mit dem Zustand dieses Mannes schon eine Weile in den Ohren. Ein Soldat, der seine Tauglichkeit verlor, war nutzlos, so war diese Versetzung kein dramatischer Schlag, denn die Arbeitskraft von Umbrenus Cinna ging für die Legio XV Apollinaris so oder so verloren. Und so war bereits alles Entsprechende vorbereitet worden. "Legionarius Umbrenus, die Versetzung nach Germania superior wird zeigen, ob der Medicus mit seiner Annahme recht hat." Er schob ihm den bereits vorbereiteten Marschbefehl über den Tisch. "Wenn es keine Fragen mehr gibt, kannst du wegtreten und alles für deine Abreise vorbereiten."


    MARSCHBEFEHL


    Mit Wirkung zum

    ANTE DIEM XII KAL SEP DCCCLXXII A.U.C. (21.8.2022/119 n.Chr.)

    wird


    Legionarius

    Aulus Umbrenus Cinna


    zur Legio XXII Primigenia versetzt.


    Der Legionarius hat sich am

    ANTE DIEM III KAL SEP DCCCLXXII A.U.C. (30.8.2022/119 n.Chr.)

    in der Castra der Legio in Mogontiacum zu melden.


    Gezeichnet

    Volusus Salienus Madarus

    legio-xv-praefectus-castrorum.png

  • Cinna nahm etwas überrumpelt den Marschbefehl entgegen. Natürlich hatte er darauf gehofft, doch damit, dass alles schon vorbereitet war, hatte er nicht gerechnet. "Danke, Prafectus Castrorum! Vale." Er schlug die Faust auf sein Herz, dann trat er weg. Sein Weg führte ihn ohne Umwege in seine Baracke, wo er sich auf den Marsch vorbereiten würde.

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