Die Navis lusoria "Keto"

  • Sabaco folgte seinem Ruf und hockte sich erneut vor ihn hin. Nero saß fest eingemummelt in seiner warmen Kleidung und schaute sehr zufrieden. Die Fahrt war gut verlaufen und auf das Wetter hatten sie keinen Einfluss. Vielleicht kühlte es auch die von Saba aufgebrachten Gemüter. Ein guter Schluck würde es auf alle Fälle tun.


    "Entspann Dich, dass wird kein Abriss. Ich erinnere Dich nur an Deine Pflicht Saba. Du hast bei der Mannschaft noch etwas offen, gib ihnen direkt einen aus nach der Fahrt. Setzt sich erst der Groll gegen Dich fest, hast Du es schwerer Deinen Kommentar auszubügeln. Das muss nicht sein. Wir sind gut und zügig vorangekommen. Deine Mannschaft war zuverlässig und fleißig. Also mach den Geldbeutel locker und lade alle auf einen Umtrunk ein. Die Szesterzen mögen im ersten Moment weh tun, aber das ist der Preis für schmerzliche Worte an Bord.


    Denke an meine Warnung Saba. Du bist Teil der Mannschaft, verhalte Dich so und zeige Deinen Leuten, dass Du einer von ihnen bist. Einer der vielleicht manchmal etwas tollpatschig in seiner Wortwahl ist, dennoch weiß zu wem er gehört. Klar?", flüsterte Nero freundlich.


    Während er sprach stellte er fest, dass seine Unterhose kniff. Irgendwas war immer.

  • Die hatten ja mächtig viel zu bequatschen die hohen Herren. Es war ihm immer noch schleierhaft weshalb man ein Kriegsschiff für derart profane Dinge wie Transportaufgaben missbrauchte.

    Eine Meinung die von allen Marini geteilt wurde. Wer durfte nachher wieder diesen Mist wegmachen? Dann fing es auch noch an zu schneien! Ganz toll! Die Keto sah aus wie ein alter Müllkahn wenn das so weiter ging. Voll beladen gegen den Strom zu rudern war eine Aufgabe welche die Männer an ihre Grenzen brachte. Irgendwann würde einer der Herren Offiziere vielleicht auf die Idee kommen, das Segel zu nutzen. Genug Wind dafür gab es ja.

    Das Rudern wurde immer mehr zur Qual. Der Helm übertrug die Kälte auf den Kopf, Hände glühten fast rot und die Füße wurden langsam blau. Die ersten Männer zeigten Spuren von Erschöpfung, einer übergab sich...

  • Das Gespräch zwischen Nero und Sabaco wurde im wörtlichen Sinne abgewürgt, als einer kotzte. Von denen würde heute keiner mehr ein Bier zu würdigen wissen, sie würden nach der Therme mausetot in ihre Betten fallen.


    "Ich denke, das verschieben wir auf einen anderen Tag. Wir kommen wegen des scharfen Gegenwinds verdammt langsam voran und die Männer werden froh sein, wenn sie ihre Ruhe haben."


    Leider vereitelte die Windrichtung die Nutzung des Segels. Besorgt betrachtete er den Himmel. Sie waren wegen des Gegenwindes und der schweren Ladung langsamer vorangekommen als geplant, viel langsamer. Wenn sie sich nicht beeilten, würde es stockfinster sein, lange bevor sie Mogontiacum erreichten, und dann blieb ihnen nur die Übernachtung hier draußen.


    Sabaco stapfte in seiner üblichen Körperhaltung, eine Hand hinter dem Rücken, langsam durch die Reihen, um seine Truppe zu inspizieren. Die Männer waren sichtlich angeschlagen. Warum sie so froren, war ihm schleierhaft, da er befohlen hatte, dass sie sich dick und fett einpacken sollten und sie ja auch alle die Tuniken in der dicken Qualität unter ihrer blauen Diensttunika zu tragen angehalten waren.


    Sabaco machte eine Stichprobe und schaute auf den Ärmel von Ansgar, wie warm er eingepackt war. "Trägst du die dicke Untertunika, so wie ich es angewiesen habe? Und ist da die Helmkappe aus Filz drunter?!", hakte er nach und zeigte auf den Helm, dann gleich auf den Schienenpanzer. "Subarmalis drunter?!" Auch die Beine von Ansgar kontrollierte er mit kritischem Blick auf Vorhandensein von Beinlingen und warmen Socken.

  • Nero gesellte sich zu Sabaco und befreite Ansgar von der Kleiderkontrolle.


    "Auf ein Wort für eine kleine Lehrstunde. Wir haben späten Nachmittag, es regnet und schneit, es wird zeitig dunkel und die Männer sind geschafft Sub. Wir haben gleich die Vorraussetzung für Sicht Null. Dann müssen wir die Fahrt stoppen, ankern quasi abwettern bis zum morgen.


    Wetterkunde. Das Wetter samt Vorhersage kannst Du am Himmel und vor allen in den Wolken lesen. Ebenso kannst Du den Wind und den Regen lesen.


    Beginnen wir mit dem Wind.

    Winddrehungen gegen die Sonnenlaufbahn sind nicht beständig oder nur sehr selten. Meist dreht der Wind innerhalb eines Tages zurück.

    Morgens bis nachmittags zunehmender und abends wieder abnehmender Wind, dass bedeutet das Wetter bleibt beständig.

    Nimmt der Wind Abends zu, hast Du mit starkem Wind und Regen zu rechnen.

    Erfolgt der Regen vor dem Wind, musst Du mit zunehmenden Wind rechnen.

    Erfolgt der Wind vor dem Regen, wird der Wind abnehmen und schwächer werden.


    Zu den Wolken.

    Hohe Wolken künden nur von Schlechtwetter an, wenn sie sich verdichten und schnell über den Himmel ziehen.

    Siehst Du am Himmel Wolken in unterschiedlichen Höhen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten ziehen, bleibt das schlechte Wetter bestehen.

    Nehmen die Wolken innerhab eines Tages ab, dann wird das Wetter schöner.

    Entstehen große Wolkengebilde über dem Land bei ruhigem Wetter, entsteht eine starke Seebrise und sie kann sich zudem noch verstärken.


    Es folgt die Sonne. Auch sie liefert uns viele Wetterhinweise.

    Ein niedriger Sonnenaufgang ohne Wolken am Himmel teilt Dir mit, dass Du für einen halben Tag mit ruhigem Wetter zu rechnen hast.

    Ein hoher Sonnenaufgang sagt Dir, dass Windverstärkung droht. Ein Hoher Sonnenaufgang ist, wenn die Sonne über einer Wolkenbank auftaucht Sub.

    Starkes Morgenrot verkündet eine Wetterverschlechterung.

    Starkes Abendrot hingegen, verspricht eine Wetterverbesserung.

    Siehst Du die Sonne samt Nebensonnen oder eine Sonne mit großem Schein, weißt Du dass eine Wetterverschlechterung droht. Nebensonnen sind Spiegelungen der Sonne.


    Weitere Anzeichen auf die Du achten musst.

    Lange Dünung, also Seegang nach einem Sturm mit gleichmäßig langen Wellen deutet auf einen entfernten Sturm hin.

    Sinkt die Temperatur stark nach ruhigem Wetter ab, wird es in den nächsten Stunden Regen und starke Windböen geben.

    Je länger sich ein Sturm oder Starkwind ankündigt durch Vorzeichen, je länger wird er auch wehen.


    Kommen wir nun zu einem ganz besonderen Thema, einem dass die Landratten kaum nachvollziehen können, das Thema Gewitter.

    Ein Gewitter auf einem Fluss oder auf dem Meer ist mit nichts zu vergleichen, was Du je an Land erlebt hast. Weder auf freiem Feld, noch in den eigenen sicheren vier Wänden. Ein Gewitter ist eine Herausforderung die Dir als Seemann gestellt wird und es liegt allein an Dir, diese zu bewältigen. Dafür ist es unabdingbar das Wetter lesen zu können und zu wissen was Du kannst und ebenso was Du nicht kannst.


    Hinzu kommt, es gibt nicht das Gewitter und die Handlungsanweisung. Bei dem einen Gewitter vermutest Du ein schweres Unwetter und nach einem Starkregen hat es sich erledigt. Manchmal ist es der Regen, der Dir die Sicht raubt, oder es sind die Sturmböen die Dich verzweifeln lassen. Oder auch allein nur der Blitz und der Donner, sind ausreichend um schwache Nerven das fürchten zu lehren. Eines lehrt ein Gewitter auf See immer - Respekt.


    Deine erste Pflicht für eine hoffentlich sichere Gewitterfahrt ist Aufmerksamkeit.

    Du musst so schnell wie möglich erkennen, ob ein Unwetter aufzieht. Bevor Du mit Deinem Schiff einem Unwetter begegnest, ist etwas Zeit vergangen. Es steht also so gut wie nie urplötzlich vor Dir. Auch dies gibt es, aber sehr selten. Wer verrät Dir nun, ob ein Gewitter in Anmarsch ist? Es sind die Wolken. Das Wolkenbild verrät Dir schon Stunden vorher, ob sich etwas am Himmel zusammenbraut.


    Ein Spruch sagt, sind die Wolken höher als breit, schau Dich um und sei bereit!


    Mag die Wolkenformation im Moment auch noch so friedlich aussehen, sie haben das Potential Dir ein Gewitter vorbeizuschicken. Also Obacht. Ist nun ein Unwetter entstanden, musst Du noch aufmerksamer sein, als zuvor. Kommt das Unwetter auf Dich zu? Kreuzt es unsere Fahrt? Wird die Formation dunkler, bedrohlicher oder weht sie vielleicht aus? Stets im Auge behalten.


    Das Gewitter selbst. Wir haben nun ein Gewitter vor uns Sub. Du hast drei Möglichkeiten mit dieser Herausforderung umzugehen.

    Die erste Möglichkeit - Drumherum fahren oder segeln.

    Die zweite Möglichkeit - Abwettern. Also ankern und abwarten.

    Die dritte Möglichkeit - Durchfahren.


    Die erste Möglichkeit klingt wunderbar, hat in der Praxis aber noch nie funktioniert. Die meisten unerfahrenen Seeleute halten Gewitter für kleine lokale Probleme. Es sind aber keine finsteren Punkte auf dem Himmelszelt, sondern es sind gewaltige Gebilde. Du würdest auch kein Gebirge umlaufen oder? Genauso verhält es sich mit einem Unwetter.


    Die zweite Möglichkeit klingt leicht, ist aber oft schwieriger als Du denkst. Aber bei passender Vorausetzung eine gute Wahl. Dazu muss das Gewitter voraus und seine Zugrichtung quer zum Kurs und nicht geradewegs auf das Schiff zu sein. Sehr gut wäre ein geschützter Ankerplatz, noch besser wäre in dem Moment ein sicherer Hafen.

    Besonders wichtig, wo ein Gewitter entstanden ist, folgt oft ein zweites im Anschluss. Auch dessen Zugrichtung muss klar erkennbar sein. Ist sie das nicht, wird nicht abgewettert.


    Die dritte Möglichkeit der Durchfahrt ist möglich und manchmal muss man sich einer Sache stellen. Ihr die Stirn bieten Sub. Das heißt in dem Moment, Segel runter, alles befestigen, Eigensicherung nicht vergessen und durch. Jetzt heißt es kämpfen. Sturmböen, peitschender Wind, Starkregen, Blitz, Donner, und vielleicht ist in nicht mal einer halben Stunde der Kampf geschlagen. Diese Fahrt ist mehr als nur die Angst vor einem Blitzeinschlag in den Mast Sub. Diese Fahrt und diese Wahl entscheidet darüber ob Neptun mit Dir ist.


    Erwischt Dich das Gewitter bei Nacht, muss Du ankern. Du kennst sicher das Kinderspiel, wenn es blitzt zählst Du bis zum Erklang des Donners. Das tust Du hier ebenfalls. Du erkennst so, ob das Gewitter näher kommt, oder ob es vorbei ziehen wird. Du weißt also wie weit es entfernt ist. Was dann folgt, liegt in Neptuns Händen.


    Fragen hierzu?", hakte Nero nach.

  • Ansgar kämpfte mit jedem Ruderschlag gegen seine Erschöpfung an. Stumpf und mit dröhnendem Schädel beugte er sich vor und zog das Ruder zurück. Jeder Schlag brachte sie dem Ziel näher. Plötzlich tauchte der Sub neben ihm auf und laberte ihn an. Irgendwann fing er an seine Beine zu betatschen. Spinnt der? Fragte Ansgar sich über die grobmotorische fast schon Elterliche Sorge. Natürlich waren sie allesamt gegen die Kälte gewappnet, hatten ihr möglichstes getan.

    Doch was nützte ein wollenes Unterteil wenn man darin schwitzte? Die Feuchtigkeit drang von außen und innen in den dicken Wollstoff. Die Filzkappe sollte den Schädel vor dem Metall des Helmes schützen, was sie aber nur bedingt tat wenn sie durchgeschwitzt war und der Helm kalt und nass.

    Mit fast schon verquollenen Augen und schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck starrte Ansgar den Sub wortlos an. Alles an seinem Körper schmerzte. Die Hände, die Schultern, der Hintern und die unteren Oberschenkel waren wundgerieben. Die Füße in den feuchten Wollsocken fühlten sich seltsam tot an.

    Bevor er sich rechtfertigen konnte kam der Gub und vollführte eine Lehrstunde an Sub...ganz toll...machte alles Sinn auf diesem verfluchten Fluss...und vor...und zurück...und vor...

  • Sabaco interessierte es nicht, was die Marini von seiner Untersuchung hielten. Sie hatten stillzuhalten und alles über sich ergehen zu lassen, was ihm beliebte. Wäre er auf die Idee gekommen, zu überprüfen, ob sie diese weibischen subligaculi trugen, hätten sie ebenfalls da durch gemusst. Undank kannte er ja schon von seinem Brüderchen zur Genüge und Ansgars zur Schau gestellter Unwillen prallte an ihm ab. Mit kritischem Blick befühlte Sabaco die durchgeweichten Stoffe, die sich in der Tat kalt und klamm anfühlten. Was er sah und fühlte, gefiel Sabaco nicht, Ansgar war in keinem guten Zustand und sie hatten noch ein Viertel der Strecke vor sich.


    Gerade wollte er sich mit Eike beraten, der für gesundheitliche Belange zuständig war, und ihm den ramponierten Ansgar zeigen, da rief ihn Nero schon wieder zu sich. Vielleicht kannte der sich ja mit Unterkühlungen, Erfrierungen und dergleichen aus?! Sabaco ließ vom Soldaten ab und stapfte - schon wieder - nach hinten. Der Mittelgang war der einzige Bereich im Schiff, wo sich kein Schneematsch sammeln konnte.


    "Gubernator?"


    Da quoll ihm ein Schwall von Erklärungen zum Thema Wetter entgegen. Sabaco, der es gewohnt war, Vorgesetzten zuzuhören, wie lange die auch redeten, schaute stoisch und wartete, bis Nero fertig war. Danach versuchte er, die Unmenge an Informationen zu sortieren und in einen sinnvollen Kontext zu bringen. Warum unterbrach Nero seine Inspektion und seinen Prozess der Entscheidungsfindung, um mit ihm über das Wetter zu reden? Jetzt waren sie ja schon mitten drin!


    "Gewitter im Spätherbst?", brummelte er skeptisch. "Seit wann gewittert es, wenn es schneit?" Misstrauisch blickte er in den Himmel, seine Augen tränten vom schneidenden Wind. Vom Gewitter war bisher keine Spur zu sehen, aber er vertraute dem erfahrenen Seebären, wenn er eins prophezeite. Sabaco platzte der Kragen. "Es gibt NIE Gewitter im Winter, nur ausgerechnet heute", brüllte er.


    Das kotzte ihn jetzt an. Alles ging schief. Die Mannschaft bestand aus prüden Heulsusen und sein Vorgesetzter ließ ihn sehenden Auges in ein Unwetter fahren. Sabaco tat sich selber sehr leid. Am liebsten würde er die verdammte Holzkohle in den Rhenus kippen, damit sie vorankamen, aber sie hatten einen Auftrag, den obendrein er selbst eingefädelt hatte, und der durfte nicht einfach abgebrochen werden, nur weil irgendwer fror oder müde war.


    Sabaco schluckte seine Wut so weit herunter, dass man sie ihm nicht mehr ansah. Hier herumzutoben nützte auch nichts, eine Lösung musste her.


    Er drehte sich von Nero weg und zu seinen Marini um, brüllte den Befehl, die Keto halten und ankern zu lassen. Die Sichtung musste weitergehen, globaler nun. Er wandte sich von Nero ab und stapfte - einmal mehr - nach vorn, nach rechts und links auf die Marini sehend, die gerade ihre Ruder anhoben und sie einzogen, während der Anker ausgeworfen wurde. Die Keto kam mehr oder weniger zur Ruhe. Sabaco stellte er sich mit dem Gesicht zu ihnen hin und starrte auf sie hinab.


    "Ein Viertel der Wegstrecke liegt noch vor uns. Genau wie ein fettes Unwetter laut unserem see- und wettererfahrenen Gubernator! Wenn ihr noch durchhaltet, dann sind wir heute Abend in der Castra, in der warmen Therme und im eigenen Bett. Wenn ihr eine Pause braucht, weil euch sonst die Finger und Zehen abfrieren, bleibt uns nichts übrig, als hier zu rasten und die Nacht bei einem Feuer im Freien zu verbringen. Genug trockenes Brennmaterial haben wir ja an Bord, das geht also auch. Dann schlagen wir an der nächsten geeigneten Stelle ein Lager auf.


    Ich brauche für die Entscheidung einen Überblick.


    Wer sich den Heimweg noch zutraut, hebt jetzt einen Arm. Wenn ihr lügt, um einen auf dicke Eier zu machen, seid ihr selber Schuld. Falls wir uns für den Heimweg entscheiden, peitsche ich euch notfalls bis nach Mogontiacum durch und dulde kein Gejammer mehr! Überlegt euch realistisch, wie es um eure Kräfte bestellt ist. Also?!"


    Kritisch blickte er die Reihen entlang.

  • Ansgar stand nach dem Ankern wie verdattert vor dem Sub und hörte angestrengt zu. Was jetzt? Man fragte sie nach ihrer Meinung. Verunsichert sahen sich die Männer an.

    Wer hat denn gejammert? Die spinnen doch diese Römer!

    Ansgar hob als erster die Hand. Er trat einen Schritt vor und sah den Sub fest an.

    Wir sind Marini, wir erfüllen unsere Missionen.

    Dabei durchfuhr ihn ein leichtes Zittern welches bis in seine Zähne vordrang. Für ihn kam es nicht in Frage aus welchen Gründen auch immer das Schiff zu entehren. Der garstige Suboptio spielte dabei eine sekundäre Rolle.

    ...ohne Androhung von disziplinarischen Maßnahmen. schloß er und rund um ihn herum hoben sich die Hände.

    Ansgar nickte voller Stolz und nahm Haltung an. Bereit wenn du es bist Suboptio!

    Es erklang ein scharrendes Geräusch als auch die übrigen Marini stramm standen.

  • Nero stellte sich so dicht neben Sabaco um Geschlossenheit zu demonstrieren. Die Worte von Ansgar sprachen von Stolz und Ehre bezogen auf ihr Schiff die Keto.


    "Du hast die Männer gehört Sub. Du weißt was zu tun ist. Die Zeit ist knapp, die Männer sind an ihrer Leistungsgrenze. Aber sie und das Schiff sind bereit alles zu geben. Das werden sie auch müssen und sie werden es schaffen Sub. Wäge ab. Die Kohle ist für die Gesundheit der Männer bestimmt. Es nützt nichts, genau jene zu gefährden für die Kohle.


    Wintergewitter sind selten, aber es gibt sie. Ist der Boden wintertypisch kalt und es hat gefroren, muss es in der Luft noch wesentlich kälter sein, vor allen in den Höhen. Ist die Luft zu alledem auch noch ausreichend feucht, herrschen genau die Bedingungen für ein Wintergewitter. Wintergewitter sind kürzer und weisen weniger Blitze auf als Sommergewitter. Dafür hat man mit anderen Problemen zu kämpfen, wie Starkregen, Graupelschauer, Schneeschauer bis hin zu Schneetreiben und deutlichem Temperatursturz. Besonders im Winter ist das mare germanicum warm und feucht, vergleichst Du es mit dem Festland. Dort werden jene Temperaturunterschiede erreicht, die für Wintergewitter notwendig sind. Deshalb treten sie dort vermehrt auf. Und genau so einen Scheiß haben wir an der Hacke. Handele",
    sagte Nero ernst.

  • Sabaco schnaubte triumphierend durch die Nase wie ein Stier. Die Kälte verwandelte seinen Atem in zwei Wolken. Der Anblick, wie sie da strammstanden, gefiel ihm. Vom Germanen zum Menschen waren sie geworden. Wenn ihre Zeit abgeleistet war, sollten sie zu Recht Römer genannt werden. Er schwelgte, einen Augenblick, zwei, drei ... Sein Werk, er hatte sie so geformt. So entschlossen sollten sie immer aussehen, so furchtlos, so dienstbereit. Aber wenn er wen geißeln wollte, würde er das trotzdem tun, auch ohne Ansgars Erlaubnis.


    Während er sich ergötzte, setzte ihn Nero ihn von der Seite unter Druck. Der Mann konnte ihn nicht einfach mal den Anblick seiner perfekt geschliffenen Mannschaft genießen lassen. Hoffentlich vermerkte er das wenigstens, wenn es um die Beurteilung von Sabacos Leistung als Schleifer ging!


    "Da alle sich noch in der Lage sehen zu rudern, rudern wir", entschied Sabaco.


    Er stand da in soldatischer Haltung und starrte in die Reihen, als er die notwendigen Befehle gab. Zwei Leute begaben sich zum Anker. Einer bediente das schwere Gerät, der zweite hielt Sichtkontakt. Sabaco zeigte mit dem Zeigefinger nach oben und zeichnete eine Drehbewegung, da wegen des Windes seine Stimme auf die Distanz nicht zu verstehen sein würde. Rasselnd zog man die kalte, nasse Kette an Bord und holte den Anker ein. Alle platzierten sich, Ausrüstung klimperte, Holz polterte.


    Dann tauchten erneut die Ruder ins Wasser und die Keto fuhr in den beginnenden Sturm.

  • Wenngleich Ansgar das Gefühl hatte das richtige gesagt zu haben, wuchs in ihm nun die Erkenntnis, daß es womöglich unter den gegebenen Umständen das falsche war. Die Männer ruderten im Takt mit neuem Mut und vielleicht ein wenig Euphorie, doch manchem war es aufgestoßen wie dieser Sub die Situation durchlebte. Er hatte das wohl alles auf sich gemünzt und nicht, wie Ansgar und die Männer auf die Gemeinschaft und die Ehre des Schiffes.

    Das Ruder war eine beschwerliche Sache und bei dem aufkommenden Wind dürfte eine Unterstützung durch das Segel außer Frage stehen. Die Keto war zu schmal um größere Schläge in das Segel auszugleichen. Immer wieder peitschten Böen heran und brachten Regen und Graupel mit sich die wie tausend Nadeln im Gesicht und auf den Händen brannten.

    Pullt,...pullt...jeder Ruderschlag brachte sie dem Heimathafen näher,...jeder Ruderschlag saugte ihnen ein wenig Lebenskraft ab.

    Bald waren die Vorstellungen von Ehre und Schiffswohl einer traumatischen Erkenntnis gewichen...hätten sie doch gerastet.

    Da brach der erste über dem Ruder zusammen, seine blutig geruderten Hände ließen das Holz los und er sackte nach hinten weg.

  • Ein Gefühl von Euphorie hatte auch Sabaco gepackt, als sie gegen den stärker werdenden Wind kämpften. Am Anfang wirkte es noch so, als würden sie über die Natur siegen. Dann brach der erste zusammen.


    Der Befehl zum Halten erklang, damit die Ruder sich nicht verhedderten oder gar brachen. Im Eilschritt stapfte Sabaco zu dem im Schneematsch auf den nassen Planken liegenden Soldaten, packte ihn unter den Armen und zerrte ihn nach achtern in das kleine Zelt, wo er schon Nero sicher verpackt hatte. In wenigen Handgriffen war der Soldat seines nassen Mantels entledigt und in mehrere Schichten trockene Notfalldecken eingewickelt. Sabacos Hände tatschten ein oder zwei Sekunden wahllos auf dem Helm und den gepanzerten Schultern herum, was den Soldaten scheinbar beruhigen sollte, ehe er ihn noch weiter einwickelte, so dass nur noch ein kleiner Spalt zum Atmen blieb.


    Dann drehte Sabaco sich herum und brüllte nach Eike, der sich um den malträtierten Kameraden kümmern sollte und stapfte selbst wieder gegen den Wind nach vorn. Der aufziehende Sturm riss ihm die Kapuze vom Helm. "Wir rudern bis zum nächsten geeigneten Ankerplatz, dann schlagen wir das Lager auf, ehe der Sturm richtig loslegt!"


    Einen wirklich geeigneten Ankerplatz gab es allerdings nicht, das Ufer war sumpfig und verkrautet, das Gelände bewaldet. So mussten sie mit einer Bucht zwischen den Stämmen uralter Weiden Vorlieb nehmen, die jetzt im Herbst mit ihrer dunklen Rinde und den knorrigen Formen etwas unheimlich wirkten. Die Späher stapften frierend durch das sumpfige Gelände und suchten nach einem Lagerplatz. Derjenige, den sie fanden, war auch nicht wirklich gut und kaum einer schaffte es, mit trockenen Füßen an Land zu kommen. Immerhin boten die Weiden einen gewissen Sicht- und Windschutz, eine war sogar hol. Die bekam Eike zur Verfügung gestellt, damit er dort die besonders ramponierten Marini behandeln konnte, ohne dass der Wind ihm die Verbände wegwehte.


    "Ansgar, du übernimmst die erste Wache." Würde ihm nicht gefallen, aber hier gefiel niemandem noch irgendwas. "Brandolf - du machst dich zu Fuß auf den Weg nach Mogontiacum und informierst darüber, dass wir es heute nicht mehr ins Castellum schaffen. Leichtes Gepäck. Lass dich nirgends blicken, bis du in Mogontiacum bist, das Gelände ist nicht sicher."


    Sabaco stapfte herum und überwachte den Aufbau des notdürftigen Lagers. Zelte hatten sie keine dabei, stattdessen befahl er, aus dem Segel einen überdachten Windschutz zu bauen. Zelt konnte man das nicht nennen, aber so wurde verhindert, dass die Männer völlig exponiert waren. Die trockene Holzkohle erwies sich nun als Glücksfall. Bei dem Sauwetter sah man ohnehin keinen Rauch. Auch war in bewaldetem Gelände der Feuerschein nicht sichtbar, falls doch, dann sorgte das klatschnasse Segel für sein Übriges. Als die Dunkelheit hereinbrach, brannten zwei prasselnde Feuer, an denen die Männer ihre nassen Hände und Füße wärmen und heißes Wasser zubereiten konnten. Wer sich seine Ration aufgespart hatte, sah sich in der Situation, noch eine Mahlzeit zubereiten zu können.


    Der Suboptio aber wärmte sich nicht und wollte auch nichts essen. Er ging herum, bis er mit allem entsprechend er Umstände zufrieden war. Dann hockte er sich erschöpft und angespannt neben Nero unter das Segel, den Blick auf das Feuer gerichtet, das sich in seinen Augen und auf seiner nassen Rüstung spiegelte. "Schließe ein wenig die Augen", sagte er. "Ich passe schon auf."

  • Nero sagte nichts, das Kommando hatte Sabaco inne. Ein zusammengebrochener Mann war Warnung genug, mehr auf die Umstände zu hören als auf das eigene Gefühl, dass einen gerade überwältigte. Saba musste als Sub schlicht da durch, ebenso wie die Männer. Denn auch ihre Worte waren dem Stolz entsprungen, aber all das hatte auf einem Schiff nichts verloren, wenn es um die nackten Tatsachen ging. Tatsache war, dass man bei so einer Fahrt das Schiff und sich selbst auf den Grund des Rhenus setzen konnte, ließ man sich von falschen Gefühlen leiten.


    Der Zusammengebrochene hatte den Kommandanten und seine Mannschaft zurück auf die Planken der Realität geholt. Die Entscheidung zum Abwettern war richtig, die Wahl der Mittel die dann folgte den Umständen geschuldet und einiges der Unerfahrenheit. Mit Überlegung und guter Planung wurde der Umstand des schlechten Ankerplatzes wett gemacht, die klamme Kälte wurde von Feuern vertrieben, die sie Dank der Kohlen entfachen konnten.


    Nero wartete bis Sabaco bei ihm saß, ehe er sich leise und vertraulich an den Sub wandte.


    "Durch Fehler lernt man, Du wie die Mannschaft Saba. Musste erst einer zusammenbrechen, bevor Ihr alle Euren Stolz herunterschluckt? Schwäche eingestehen ist Stärke, glaube mir das. Du kannst vielem aber nicht allem die Stirn bieten. Rhenus kannst Du nicht die Stirn bieten Saba und Jupiter oder Summanus ebenso wenig. Ich halte mich geschlossen und greife nur ein, wenn das Leben von Euch und das Schiff auf dem Spiel stehen. Aber Du hast rechtzeitig gehandelt, also war ein Eingreifen nicht nötig. Doch zukünftig weißt Du, was Du zu tun hast. Und vor allem wann. Damit wäre Punkt eins geklärt.


    Nächste Frage, wieso schickst Du einen Mann allein durch feindliches Gebiet? Reine Frage, keine Kritik. Noch keine Kritik, wenn Du mir einen guten Grund nennst. Und ich weiß das Du aufpasst, Du musst nur etwas Deinen Fokus korrigieren", flüsterte Nero, während die ersten Blitze über den schneeverhangenen Himmel zuckten. Es wurde ungemütlich und die Temperatur sank schlagartig weiter ab.

  • "Ich habe Brandolf allein geschickt, damit er leiser, schneller und flexibler ist." Ob die Entscheidung richtig war - keiner konnte es sagen. "Wenn zwei unterwegs sind, hören sie die Geräusche vom Begleiter. Zugegebenermaßen habe ich selbst keine Erfahrung im Kundschaften, die Überlegungen sind theoretischer Natur. Ich würde selbst lieber allein unterwegs sein, wenn ich was auskundschaften müsste, um auf niemanden warten oder Rücksicht nehmen zu müssen. Wenn ich falsch entschieden habe, dann ist jetzt die Gelegenheit, das zu sagen, bevor Brandolf aufgebrochen ist."


    Es krachte mörderisch, als irgendwo ein Blitz einschlug, einen Moment lang war die Szenerie taghell erleuchtet. Der Boden erbebte. Den fast unmittelbar darauf folgenden Donner spürten sie im ganzen Körper. Alles schien zu vibrieren. Je dunkler es wurde, umso ungemütlicher gestaltete sich das Wetter. Sabaco kramte seinen Proviantbeutel raus, in dem noch ein Säckchen Nüsse, ein Apfel und ein mit Bratenfleisch gefülltes Brot lagen. Sabaco lud sich immer reichlich Futter ein, viel mehr, als das Marschgepäck vorsah, hatte auch schon reichlich gegessen und deswegen momentan keinen Appetit.


    "Will einer?" Er hob das Proviantnetz hoch.

  • "Wichtig war mir, dass Du Dir Gedanken gemacht hast. Sie klingen wohl überlegt und sind logisch...", antwortete Nero leise. Der Rest seiner Antwort ging in dem ohrenbetäubenden Donner nach dem Blitzschlag unter.


    Nero nahm das Angebot und die Nüsse von Sabaco an. Während er sich tiefer in die Kleidung mummelte, ging der Schneegraupel auf sie nieder. Das Feuer hielt einen Teil der Kälte ab, aber bei Weitem nicht alles. Sie mussten die Augen und Ohren offenhalten, so eine Situation war geradezu einladend was einen Hinterhalt oder Überfall anging. Das Gewitter verdeckte Geräusche und der Schnee bedeckte schnell verräterische Spuren. Auch wenn er Nüsse knabberte und scheinbar dem Wetter trotzend nur vor dem Feuer saß, war Neros Hand nah bei seinem Dolch.

  • Ansgar stand auf seinem Posten an Bug des Boote und beobachtete wie Brandolf in eine dicke Decke gehüllt und so nicht mehr direkt als Miles erkennbar davon trabte. Er trabte davon und hob, als er Ansgar passierte kurz die Hand bevor er im Dunkel verschwand. Gemischte Gefühle wogten in Ansgar. Er machte sich Sorgen um Brandulf, Sorgen um Rolf, der am Ruder zusammengesackt war, Sorgen darum, daß er es war sich auf Werte und Ehre der Marini zu berufen.

    Er zog seinen Mantel enger um die Schultern. Das Wetter verschlechterte sich zusehends.

    Brandolf war nicht mehr zu sehen. Höen konnte man nur das Klatschen der fetten Tropfen wenn sie auf irgendwas trafen,...das Boot, das Wasser, das Gestrüb...

    So würde Brandolf wenigstens keinen Ärger mit irgendwelchen Strolchen unterwegs bekommen. So hoffte er zumindest.

    Den Bereich vor dem Ankerplatz zu beobachten war eintönig. Die immer wieder einmal aufleuchtenden Blitze schienen die Szenerie immer wieder anders darzustellen. Schlotternd rief er sich zu Ordnung. Seine Sinne spielten ihm einen Streich! Wieder zuckte eine Kaskade durch die regnerische Nacht. Seine Gedanken ob jetzt da jemand war ging unter in einem Ohrenbetäubenden Knall.

  • Eine seltsame, schwere Anspannung hing in der Luft und diese hatte nichts mit dem Gewitter zu tun. Die Augen des Gubernators verengten sich zu schmalen Schlitzen, als er versuchte etwas in der Dunkelheit auszumachen. Das Gewitter verwandelte den Himmel für Sekunden in lichten Tag, ehe es krachend wieder Nacht wurde. Entweder war Bewegung zwischen den Bäumen, oder seine Sinne spielten ihm einen Streich. Nero schloss für einen Moment die Augen und versuchte auf die Umgebung zu lauschen. Sie waren auf dem Land, nicht auf der See und das Land hatte einen Vorteil, es schwieg wenn Jäger und Beute einander die Stirn boten.


    Doch das Gewitter machte es schwer, etwas auszumachen, das Schweigen dass möglicherweise hinter dem göttlichen Getöse steckte konnte dem Wetter-Wirken geschuldet sein. Nero drehte sich so, dass er langsam auf die Beine kam, aber in Hocke blieb. Wie ein lauerndes Tier hockte er dort in seiner triefnassen Kleidung und versuchte etwas in der Dunkelheit auszumachen. Das Feuer das ihnen sonst Wärme und Sicherheit spendete, war gerade alles andere als geeignet die Situation aufzuklären.


    "Saba", flüsterte Nero und nickte kaum merklich Richtung der tanzenden Schatten.

  • Eine Gefolgschaft hatte sich aufgemacht. Das Ziel waren die fetten Pfründe auf der anderen Flussseite. Auch wenn im letzten Herbst eine Gefolgschaft aufgebracht worden war, war der Ruf von Gold und Geschmeide zu verlockend um ihn zu ignorieren.

    Die 50 Männer waren allesamt zwischen 16 und 25 Jahren alt, sie wurden geführt von einem grimmigen Chatten mit Namen Herald. Er selbst war bereits vier Mal drüben gewesen und hatte immer einen ansehnlichen Teil der Beute nach Hause gebracht.

    Er hatte Charisma und ein vierschrötiges Aussehen. Eine erbeutetes römisches Schwert und ein Cingullum zeigte allen wie sehr er ernst zu nehmen war. Die jungen Männer sahen zu ihm auf, denn was er sagte und anordnete hatte Hand und Fuß.

    So zogen sie bei bestem Wetter los mit dem Ziel eine Furt zwischen Confluentes und Mogontiacum zu überqueren. Dort gab es mehrere Villae Rusticae und Meiler, die sie sich vorknöpfen konnten. Sie träumten von Geschmeide und geraubten Schönheiten.

    Doch das Wetter wurde zusehends schlechter, verlangsamte ihre Marschgeschwindigkeit und drückte zusehends auf ihre Stimmung. Mehrfach musste Herald sie bereits disziplinieren.

    Als dann auch noch ein Gewitter kurz vor der Furt los tobte gab es den Jung-Räubern den Rest. Eine Gruppe unter einem Cherusker trennte sich nach heftigem Streit und machte sich mit leeren Händen auf den Rückweg. Er nahm die meisten Jüngeren mit sich, von denen einige nicht unfroh waren den Zug zu verlassen.

    Herald sah der Truppe zornbebend nach, denn wenngleich sie im Kampf wenig zu brauchen waren, so vergrößerten sie doch den Anblick der Horde und machten sie einschüchternder.

    Blitze zuckten,Donner grollte, als sie in der Nähe des Ufers zwei Feuer erblickten. Wo Feuer war, waren Menschen...sie machten sich auf, sich an dem Feuer zu wärmen und vielleicht ihre erste Beute zu machen.

  • Sabaco folgte dem Blick Neros ... und kam sofort auf die Beine. Das jahrelange nachtaktive Leben auf den Straßen von Tarraco hatte ihm eine sehr gute Nachtsicht beschert. Er sah deutlich, was andere nur als vage Bewegungen erkannten. Keine Zeit für Vorsicht und halbe Sachen!


    "Gefechtsbereitschaft herstellen! Verwundete auf die Keto, Schützen in Aufstellung vor das Schiff!", röhrte er. "Marini in Reihe davor!"


    Sofort machte er sich daran, sie anzutreiben, ohne die Schatten aus den Augen zu lassen. Spätestens, wenn seine Männer in Position standen, würden sie verstehen, was ihn zu dieser Gefechtsaufstellung bewog. Sie hatten vollständige Rückendeckung aller Kämpfer durch den Rhenus. Und sie schützten das wertvolle Schiff und die Verwundeten, die darauf in Sicherheit waren, so lange die Kämpfer die Formation hielten.


    Zum Einnehmen der Aufstellung wichen sie in die Schatten zurück, während der Feind in den Feuerschein treten musste, wenn er zu ihnen gelangen wollte. Da die Germanen durch die Dunkelheit geschlichen waren, würde das Licht sie zunächst blenden. In der Dunkelheit aber machten die Römer sich bereit. Wer im Schatten stand, sah seinen Gegner besser, als wer im Licht stand. Aus dem Licht heraus gegen einen Feind in der Dunkelheit anzukämpfen, war nicht gesund.


    Sabaco hoffte, dass die Germanen keine ausgebildeten Krieger waren und sich darauf einließen, den Kampf nach Sabacos Regeln zu führen, ja, er lechzte darauf, dass sie das Zurückweichen als ängstliches Zusammenrücken deuteten und in die Falle gingen.


    "Wurfspeere bereit machen", befahl Sabaco, als die Formation stand. Auch die Schützen sollten sich bereithalten.

  • Als Sabaco auf die Beine kam, tat es ihm Nero sofort gleich. Die Augen von Saba waren besser als seine, wie es schien. Sofort wurde die Mannschaft eingeteilt und eine passende Formation gebildet. Sie würden die Feinde empfangen, wie es sich gebührte. Trotz Schnee, Gewitter und eisiger Kälte würde dies die Feuerprobe für die Mannschaft und ihren Sub werden. Nero überwachte die Aufstellung und pflichtete Sabaco gedanklich bei.


    er immer dort lauerte, musste sich in den Schein der Feuer begeben, um an sie heran zu kommen. Jetzt hieß es abwarten mit geschärften Sinnen. Ein letzter rückversichernder Blick über die Mannschaft, dann konzentrierte sich Nero auf die drohenden Schatten.

  • Ansgar haderte noch ein wenig mit sich ob er wegen des Schattenspiels einen Alarm auslösen sollte. Wer lief den bei so einem Wetter herum? Doch der Sub nahm ihm die Entscheidung ab.

    Befehle hallten durch die Nacht und es entstand eine turbulente Betriebsamkeit. Tausendmal geübt wußte jeder was zu tun war. Ansgar schlengelte sich an rödelnden Kameraden vorbei zum Buggeschütz. Nach wenigen Handgriffen war es gespannt und ein todbringender Bolzen lag auf der Sehne. Sicher würden gleich ein paar Brandpfeile das Areal vor dem Schiff markieren.

    Sicher würden die Kameraden an der Balliste ein-zwei Beutel mit Brandsätzen nach rechts und links schleudern.

    Ansgar beobachtete den Bereich vor seinem Scorpion und bereitete sich darauf vor die Schußbahn anzupassen.

    Der Regen wechselte seine Intensität von klatschend zu nieselnd, auch nicht eben besser, aber jetzt hatten sie andere Sorgen. Wieder schlug ein Blitz eine fahle Schneise durch die dunkle Nacht. Da! An BUUUUG! rief er, Gestalten näherten sich gebückt seinem Standort und erstarrten bei seinem Warnruf, dem ein wahren Pfeilregen und ein Spitzbolzen folgten.

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