Die Navis lusoria "Keto"

  • Sabaco gab den Befehl, die toten Germanen auf einen Haufen zu schmeißen und die Keto wieder startklar zu machen. Wer wollte, durfte die Leichen nach lohnenswerten Andenken fleddern. Wegen des hier vergossenen Blutes wollte vermutlich ohnehin keiner der abergläubischen Besatzung hier die Nacht verbringen. Wer schlief schon gut neben einem Berg von Leichen, nicht mal Sabaco tat das. Er selbst machte sich an dem enthaupteten Leichnam des Anführers zu schaffen. Gürtel und Schwert wurden seine Beute. Dass Nero verletzt war, bemerkte er nicht.

  • Nero gesellte sich zu Sabaco und schaute ihn mit ernsten, großen Augen an. Er räusperte sich und trat so nah an Sabaco heran, dass nur dieser ihn hören konnte.

    "In meiner Tunika ist ein Loch und in meinem Fleisch darunter auch. Einer der Germanen hat mich erwischt. Könntest Du bitte drüberschauen und das nähen? Also das Fleisch, nicht die Tunika", schmunzelte er leicht gequält und zeigte unter der Hand Saba das Loch in der Tunika und die Wunde darunter.

  • Varro und seine Männer ritten in Richtung der nächsten Benefitzarierstation als einer der Männer Bewegungen am jenseitigen Ufer bemerkte. In einiger Entfernung sah man eines der Patrouillenboote liegen. Da sich in der Nähe eine Furt befand galoppierten sie dorthin und schnitten der Gruppe den Weg ab.

    Sie saßen ab, formierten sich und schufen rasch Fakten. Sie machten die überraschten Barbaren allesamt nieder.

    Es war leicht,...zu leicht und einige von ihnen waren zudem verletzt. Varro befahl aufsitzen und sie ritten, die Waffen in der Hand in Richtung des Patrouillenbootes.

    Doch als sie dort ankamen entspannten sie sich.

    Hier hatte ein Kampf stattgefunden und das erklärte auch das Verhalten der Barbaren eine Meile weiter.

    Varro steckte die Spatha zurück und glitt vom Pferd.

    Er wandte sich an eine Gruppe Marinii die gerade dabei waren die Toten zu plündern.

    Das kotzte ihn an. Die Barbaren mochten derlei machen, aber nicht die Marinii,...nicht nach einem Geplänkel.

    Subpraefectus Germanicus Varro, ALA I Aquilia ... sofort einstellen! Wer hat hier das Kommando?!


  • "Eike! Stopf dem Gubernator die Wunde, Druckverband. Ich nähe sie dann selber." Das konnte Eike jetzt interpretieren wie er wollte, ob als Zweifel an seiner Heilkunst oder als pragmatische Entscheidung, weil man bei der Dunkelheit ohnehin zu wenig zum Nähen sah. Sabaco war es egal. Niemand außer ihm nähte an Nero herum.


    Er wurde in seiner Sorge unterbrochen. Eine verhasste Stimme erklang, zu der eine noch verhasstere Erscheinung gehörte. Die Kackbratze hatte ihm gerade noch gefehlt. Sabaco ließ den Germanenkopf in seiner Hand fallen und trat vor Varro. Dort drosch er sich die Faust auf die Brust.


    "Suboptio navalorum Matinius Sabaco, Classis Germanica! Ich habe hier das Kommando."

  • Ocellas unseliger Bruder,...Varro ließ sich nichts anmerken. Hier stand ein Schiffsführer der offenbar eine laxe Einstellung zur Moral hatte. Er warf einen Blick auf den Haufen Leichen, dann streifte er die verdattert dreinblickenden Marinii.

    Am Ende ruhte der Blick auf Matinius Sabaco, dessen blutgetränkte Hände ihre eigene Sprache hatten.

    Typen wie Sabaco kotzten ihn an. Sie waren der Beweis für den Irrtum alles mit Gewalt lösen zu können. Eine selbsterfüllende Prophezeihung. Gleichermaßen real wie tragisch.

    Nuntio, Suboptio...

  • Nero verließ die Keto und trat neben Sabaco. Umbrenus grüßte entsprechend der militärischen Gepflogenheiten.

    "Salve, Gubernator Titus Umbrenus Nero, gibt es ein Problem?", fragte Nero den Neuankömmling.

  • Varro war nicht ganz auf der Höhe was die Rangfolge bei der Classis anging, doch er hatte den Eindruck, daß die Art und Weise wie der Gubernator auftrat wohl im Rang über dem Suboptio stand. Er grüßte zurück und entgegnete, Subpraefectus Alae Germanicus Varro, oh, es gibt hier einige Probleme Gubernator, etwa 20 davon liegen etwa eine Meile von hier in der Marsch.

    Er warf einen Blick auf die blutige Stelle an der Tunica des Gubernators, ging jedoch nicht darauf ein. Sie würden auf diesem Boot sicher einen Miles Valetudinarii haben.

    Nun war es bei der Ala nicht üblich sich vor Rangniedrigeren zu erklären und er war müde und wollte Ergebnisse. So wandte sich Varro wieder dem Suboptio zu und wiederholte seine Anfrage...Nuntio, Suboptio.

  • "Dann wurden ja alle Probleme bereits gelöst. Wir waren auf einer Patrouille, haben dabei in Confluentes Holzkohle aufgenommen. Mit der Lieferung begaben wir uns auf den Rückweg zum Castellum. Auf halber Strecke gerieten wir in ein Unwetter und mussten anlanden. Einige Männer waren erschöpft. Bei der Rast wurden wir von diesem Pack da überfallen.


    Ich hatte zu Beginn des Gefechts einen Mann losgeschickt, um im Castellum Bescheid zu geben, da in der Dunkelheit die Zahl der Angreifer und der Ausgang zunächst nicht einschätzbar war. Wir konnten die Angreifer jedoch abwehren. Tote haben wir keine zu verzeichnen, nur ein paar gehfähige Verletzte. Wie viele davon noch rudern können, weiß ich noch nicht, da ich gerade in den Nachbereitungen unterbrochen wurde."

  • Varro hörte zu und versuchte zu ignorieren, daß Sabaco offenbar glaubte er wäre in einer Taberne und plaudere mit einem Saufkumpanen. Doch angesichts der Lage war es wohl das Beste. Die Disziplin in dieser Mannschaft oblag der Bootsführung.

    Die Bootsführung war ein Mischung aus einem Piraten und einem Gladiator. Varro wußte nicht um die Loyalitäten auf dem Boot und ihm stand auch nicht der Sinn nach einer Disziplinierung.

    So nickte er und sah an Sabaco vorbei in das zart beginnende Morgenrot.

    Dann wollen wir euch nicht länger aufhalten,...Gubernator?...auf ein Wort!

    Er wandte sich ab und ging zu seinen Leuten. Alderich übergab ihm mit ernstem Gesichtsausdruck seine Zügel. Varro nickte ihm zu und nahm die Zügel. Dann wandte er sich zu dem Gubernator um.

    Ernst sah er ihm in die Augen und kurz auf die Szenerie die sich ihm bot. Ein Haufen Leichen, eine unschlüssige Mannschaft, ein Boot...und einen Kerl der es trotz seiner Mentaliät bis zu einem Bootsführer gebracht hatte.

    Gubernator Umbrenus...ich nehme an, daß auch bei der Classis der Ranghöchste das letzte Wort hat?!


  • Subpraefectus Alae Germanicus Varro war jener Mann der zu ihnen getreten war und nun mit ihm ein Vier-Augengespräch suchte. Sie hatten einige Probleme, scheinbar genau 20 und diese lagen nun im Schlamm mit dem Gesicht nach unten. Wer den Befehl an Bord des Schiffes hatte?


    Die Frage war vermutlich rethorischer Natur, denn jeder Mann der Legion wusste, dass der wichtigste nautische Offizier der Gubernator war, der Steuermann. Er kam dem 1. Offizier gleich. Achtern war sein Platz, wo sich ebenso der Schiffsführer befand. Natürlich bediente der Gubernator die Steuerruder nicht selbst, sondern hatte dafür einen oder zwei Rudergänger, abhängig von der Schiffsgröße.


    Nero blieb abseits von seinen Leuten mit Varro stehen und musterten diesen einen Augenblick lang. Worauf der Mann hinauswollte, war ihm im Moment nicht bekannt, aber das würde sich gleich ändern.


    "Korrekt, der Ranghöchste hat das letzte Wort. Als ranghöchster Offizier an Bord der Keto bin ich das", bestätigte Umbrenus Germanicus Varro.

    "Um was geht es genau? Den Vorfall und wie sich dieser zugetragen hat?", hakte Nero nach.

  • Reiter waren angekommen. Ansgar erkannte schnell, daß es sich um Römer handelte und beruhigte sich. Sein Inneres war in einem Wechselbad der Gefühle. Einerseits wie sie dieses Gefecht für sich entschieden hatten, andererseits wie der Sub nachher mit den toten Kriegern umging.

    War es eigentlich nicht üblich einem Ranghöheren mit Respekt zu begegnen? Sowohl der Sub als auch der Gubernator ließen in ihrer Rede Respekt gegenüber dem Reiterpraefecten missen.

    Je mehr er diese Szenerie betrachtete umso mehr wuchs in ihm der Wunsch nach einer Versetzung.

    Er hatte in seiner Zeit bei der Classis schon einige Offiziere erlebt, aber dieses Pärchen setzte allem die Krone auf.

    Die ersten Kameraden kamen zurück auf die Keto. Bei sich trugen sie ihre Beute,...Souvenirs, den Toten entrissen. Er fragte sich ob sie auch nur die Toten gefleddert hatten die ihrer eigenen Klinge zum Opfer gefallen waren? Er schüttelte den Kopf und machte sich wieder an seiner Balliste zu schaffen.

  • Varro atmete bei der Meldung des Gubernators tief ein. Bei Sabaco bedurfte es schon einiger Zurückhaltung ob seines unverschämten Auftretens und seiner respektlosen Haltung ihm gegenüber. Ist es bei der Classis üblich einem ranghöheren Offizier derart zu brüskieren? Seine Wut begann langsam zu köcheln, er rang sie jedoch wieder zurück und fragte mit kalter Stimme Ist es bei der Classis üblich einem ranghöheren Offizier einen Befehl zu geben?...oder habe ich das gerade falsch verstanden? Wolltest du gerade von mir eine Antwort?

    Hinter ihnen erklangen Hufgeräusche. Der Rest seiner Männer traf ein. Sie hatten noch die Flüchtigen aufgebracht. Thorbrand stieg im Trab von seinem Pferd ab, stellte sich neben dem Gubernator, straffte sich und machte Meldung. Subpraefectus?! Nuntio...Alle 4 Flüchtige aufgebracht und eliminiert, im Umkreis von zwei Meilen keine weiteren Kombattanten!

    Varro nickte ihm zu. Danke Duplicarius,...fertigmachen zum Aufbruch, wir rücken ab!

    Thorbrand straffte sich erneut Jawohl Subpraefectus,... dann trat er ab und kurz darauf hallten seine Befehle wider. Die Equites stiegen auf ihre Pferde und richteten sich in Zweierreihe aus. Thorbrand kam mit Nike an den Zügeln und wartete ein paar Schritte entfernt, das Pferd in Marschrichtung ausgerichtet.

    Varro wandte sich noch einmal an den Gubernator.

    Das...sind Milites des Exercitus Gubernator,...sie haben gerade gekämpft und sind stets bereit für den Dienst. Was ich hier bei der Classis erlebt habe spottet jeder Beschreibung und gleicht mehr einem Piratenhaufen als einer römischen Flotteneinheit. Er drehte sich um und schwang sich in den Sattel. Thorbrand beeilte sich zu seinem Pferd zu kommen, weshalb Varro Nike noch einmal elegant herumzog. Das Verhalten der Offiziere der Keto wird in meinem Bericht erwähnt, ... meine Empfehlung an den Nauarchus Turius Catienus!

    Kurz darauf zog er sein Pferd wieder in Marschrichtung herum und trabte an seinen Männern vorbei an die Spitze der Kolonne. Als er diese erreicht hatte folgten sie ihm wortlos, ruhig...


  • Das Segel, das als Dach hatte herhalten müssen, wurde wieder am Mast vertäut. Die aufkommende Helligkeit des Tages war wie eine Erlösung. Die Männer waren noch immer sehr müde, doch ein paar Stunden hatten sie geruht, bevor es zum Gefecht gekommen war, und Eike hatte die Verletzten versorgt und jene, die er für zu schwach zum rudern hielt, ausgesondert. Sabaco akzeptierte Eikes Entscheidungen diesbezüglich, sortierte zudem zwei weitere Männer aus, von denen er fand, sie sollten besser ausruhen.


    Die Männer der Ala zogen inzwischen wieder ab. Sabaco hatte den frischgebackenen Subpraefectus nicht aus den Augen gelassen, da er nicht einschätzen konnte, was er vorhatte. Allerdings verstand er die Worte nicht. Bald saßen alle Marini mitsamt ihrer Beute an Bord. In einem Tuch hatte Sabaco möglichst heimlich auch den Kopf mit an Bord geschmuggelt, eingewickelt, damit Nero nicht wieder die Krise bekam. Den Waffengurt, den Militärgürtel und das Schwert des Toten hatte er ebenso bei sich.


    Die Keto war bereit zum Abfahren. Alles wartete auf die Rückkehr von Nero.

  • Nero schaute kopfschüttelnd der Gruppe hinterher. Das waren einsatzbereite Männer? Er hatte Respekt vermissen lassen? Lächerlich. Er dem Mann umgehend gefolgt, um in Erfahrung zu bringen, wo überhaupt das Problem gelegen hatte um dies in aller Ruhe klären zu können. Aber anstatt das der Subpraefectus mit ihm redete, hörte er sich nur selbst gerne reden und seine Männer beweihräuchern die vier... sagenumwogene VIER Germanen niedergemacht hatten. Tatsächlichen Bedarf an Klärung hatte es wohl nicht gegeben, außer seinen Unmut loszuwerden, weshalb diese Truppe sich die Mühe machen musste vier Flüchtlinge zu jagen. Sollte er das ruhig in seinen Bericht schreiben.


    Ebenso wie die Tatsache, dass ihn weder der Sachverhalt und die Vorkommnisse die zu ihrem Kampf geführt hatten nicht interessiert hatten.

    Falls es respektlos war, dass auf einen anderen höher gestellten Kameraden ruhig einging um ein Problem genauso ruhig zu klären, ja dann war er extrem respektlos.


    Seine Männer hatten zwei schwere Fahrten hinter sich, ein Unwetter, eine Abwetterung, einen Angriff und hatten 20 Germanen in den Dreck geschickt. Und dabei hatten sie keinen einzigen Mann verloren. Trotz beschissener Sicht- und Wetterverhältnisse hatten sie weder Schiff noch Ladung verloren. DAS war die Tatsache dieses Kampfes. Und da beschwerte sich dieser Sub darüber, dass er eine Frage stellte um zu erfahren wo das Problem lag um es zu lösen?


    Was war mit der Legion los, dass schon Beschwerden aufkamen wenn man bei ungemütlichem Wetter gezwungen war, Kameraden beizustehen?

    Nero schnaubte und ging zurück zu seinem Schiff.


    Umbrenus schaute über die Mannschaft und die Keto. Müde, abgespannte und abgekämpfte Gesichter. Männer auf die er sich verlassen konnte, Männer die ihr Schiff verteidigt hatten. Eine Mannschaft, war mehr als nur die Besatzung eines Schiffes. Und ein Schiff war mehr als nur einige Planken aus Holz. Aber was wussten die Schön-Wetter-Legionen davon? Nichts.


    "Anker auf! Klar zum Ablegen!", erteilte Nero lautstark seinen Befehl und begab sich auf Achtern. Er gab Sabaco ein Zeichen, dass sich dieser zu ihm gesellen sollte.

  • Ansgar war einer der Auserwählten, da er nicht verletzt und nur erkältet war durfte er rudern. So nahm er denn an seinem Platz Stellung und harrte der Dinge die da kommen würden. Sicherlich würde bald einer der Offiziere, wer hatte denn nun das Kommando?...bald das Ablegen befehligen.

    Vor seinem geistigen Auge hatte er immer noch den Kampf mit dem Germanen, der sich tapfer gegen ihn und den Sub wehrte. Je länger er darüber nachdachte umso mehr empörte ihn dessen Leichenschändung. Fehlte nur noch, daß der Sub befohlen hätte den Toten die Füsse abzuhacken, damit sie nicht ins Totenreich gehen konnten.

    Die Anker rappelten hoch und wurden befestigt. Das Boot drehte sich langsam in die Strömung.

    Ach,...dachte Ansgar für sich,...jetzt auch noch gegen die Strömung rudern.

  • Die Keto glitt in die Mitte des Rhenus. Langsam nahm sie ihre Fahrt auf. Bald hatte sie auf normale Reisegeschwindigkeit beschleunigt. Sabaco schritt langsam durch die Reihen seiner rudernden Männer, seine Art der Inspektion. Schaute, wie sie zurechtkamen und was für Gesichter sie zogen. Schaute beiläufig auch, was sie so unter ihren Ruderbänken an Beute eingesammelt hatten, was er wohlwollend zur Kenntnis nahm, aber nichts dazu sagte. Ansgar gehörte zu denen, die sich kein Andenken mitgenommen hatten. Das war allein dessen Sache. Das Plündern war eine freiwillige Angelegenheit gewesen und kein Befehl, ein Geschenk des Suboptios an seine Männer zum Lohn für den guten Kampf. Er sah auch nach den Verletzten, sprach kurz mit Eike, inspizierte die Männer an den Buggeschützen, wanderte wieder zurück zum Heck, die Hände hinter dem Rücken. Alles war zu seiner Zufriedenheit.


    Er ließ sich am Heck neben Nero nieder und verkniff sich, dessen Decke zurecht zu zupfen. Er ging davon aus, dass Nero die Wunde inzwischen, wie angewiesen, mit einem Druckverband gestopft hatte, so dass Sabaco sie daheim im Castellum in Ruhe nähen konnte. Er war, wie sie alle, inzwischen sehr müde, aber so viel Konzentration würde er schon noch zusammenkratzen.


    "Ich denke, wir hätten vor dem Subpraefectus vielleicht noch strammer stehen sollen", überlegte Sabaco. "Zeigen, dass uns das Ganze nix ausgemacht hat, weißt du? Die kochen auch nur mit Wasser und wir hatten eine beschissene Fahrt und ein Gefecht bei Sauwetter hinter uns, die nur einen Spazierritt. Aber mich ärgert, dass man uns angesehen hat, wie fertig wir sind. Das nächste Mal machen wir das anders. Dem Germanicus hätte man durch Perfektion eins reinwürgen müssen, vor jedem einzelnen Satz Subpraefectus Germanicus bellen müssen, dabei wie eine Statue stehen. Machen wir das nächste Mal, aber so richtig. Dann werden wir Zeuge, wie ihm vor lauter Geilheit einer abgeht. Immerhin haben die Equites den Rest der Brut ausgelöscht, so hatte es auch was Gutes. Das waren noch etwa 20 Mann, wenn ich mich nicht verzählt habe. Die machen jetzt keinem mehr Ärger."


    Sabaco blinzelte entspannt. Er rutschte langsam in den Feierabend-Modus und war sogar zu müde, sich über seinen Erzrivalen aufzuregen, fand die unerwartete Begegnung gerade eher unterhaltsam. Ein bisschen mussten sie noch durchhalten. Er grinste Nero an, was seine Augenringe vertiefte. Aber das Mundwerk funktionierte noch. So hielt er sich wach und seine Laune oben.


    "Ich glaub, es hat den Varro gehörig angekotzt, dass er sich nicht traut, bei seinen Leuten auch mal die Zügel frei zu geben. Die liegen vermutlich nachts wie Bretter im Bett, weil sie sogar im Schlaf strammstehen. Plündern gibt es bei dem nicht, nur eiserne Disziplin rund um die Uhr. Nun haben sie aber gesehen, dass es bei uns anders zugeht. Dass unsere Männer auch mal Männer sein dürfen und nicht nur Werkzeuge des Krieges. Den Neid in ihren Augen. Das weiß er, drum sind sie auch so schnell wieder abgedampft, ehe sie allzu viel Blut lecken. Na. Soll er ruhig petzen gehen, dass wir erschöpft sind, wenn es ihn tröstet."

  • Nero zog fragend eine Augenbraue hoch, als Sabaco seine Sicht erläuterte. Gefühlt warf seine Stirn Falten bis in den Nacken. Umbrenus blinzelte kurz und konzentrierte sich sich auf das Wasser.


    "Wir sind Krieger der See, denen man eine Schlacht an Land aufgezwungen hat. Wir haben ein Unwetter überstanden, wir haben einen Überfall bei miserablen Wetter- und Sichtverhältnissen überstanden. Ich glaube unser letztes Problem war, wie stramm wir stehen. Wichtig war, dass die anderen nicht mehr stehen!


    Unser Überleben war das höchste Ziel, Schiff und Ladung zu verteidigen. Die Formation halten, heißt überleben. Nach einer derartigen Schlacht, steht keiner mehr stramm Sabaco. Blutvergießen rückt die Weltsicht gerade. Ein Atemzug kann darüber entscheiden ob Du überlebst, oder mit dem Gesicht im Schlamm zurück bleibst. Letzteres hatte ich nicht vor.


    Es ärgert Dich, dass man uns unsere Strapazen angesehen hat?

    Mich ärgert es, dass sich jemand über uns ein Urteil erlaubt, der nicht mal ins Schwitzen kam!


    Die Equites haben noch etwa 20 Mann geholt, falls Du Dich nicht verzählt hast?

    Sabaco, Du hast Dich gewaltig verzählt.


    Vier Mann, ich wiederhole es gerne VIER Mann haben die Equites gestellt und aufgeknüpft!

    Glanzleistung, hoffentlich haben sie dabei keinen Mann oder noch schlimmer ein Pferd verloren.

    Nicht auszudenken!


    Keine Ahnung was den geritten hat, um bei den Equites zu bleiben. Alles was ich getan habe, war mich vorzustellen und dem Kerl zu sagen, dass ich an Bord unseres Schiffes der ranghöchste Offizier bin. Weshalb? Damit wir unter vier Augen in aller Ruhe klären können, was immer sein Problem gewesen ist. Deshalb meine Nachfrage, was sein Problem ist. Kein Interesse. Ich hätte mit dem Pferd sprechen sollen. Wenn ich schon versuche freundlich zu sein.


    Der schläft vermutlich senkrecht im Bett, wegen der Vorbildfunktion, so stramm steht der! Ich bin eindeutig zu alt für so einen Mist", antwortete Nero und betrachtete seine Wunde. Das Blut hatte bereits die Tunika an der Stelle durchnässt. Er hatte vergessen sich den Druckverband geben zu lassen. Mürrisch presste er sich die Faust auf die Verletzung und schnaufte einmal durch.


    "Zuhause brauche ich etwas heißes zu Trinken. Die Männer haben sich gut geschlagen, ich hoffe die Kohle wärmt alle durch. Wenigstens etwas hm?", brummelte Nero mit schiefem Grinsen.

  • "Ach was", raunte Sabaco tröstlich, als Nero vor sich hin meckerte. Die Wunde machte dem alten Seebären scheinbar zu schaffen. Sonst war er nicht so bärbeißig, zumindest nicht gegenüber ihm. Sabaco würde jetzt nicht mit dem verletzten Nero diskutieren, wie viele Männer der Germanicus nun ausgelöscht hatte oder nicht und ob sie es das nächste Mal probehalber mit Kadavergehorsam versuchen sollten oder ihrer eigenen Linie folgten. Das waren Themen für andere Tage. Nero war gerade mies drauf und das durfte er auch sein. Das wichtigste war, dass alle mit leichten Blessuren davongekommen waren und sie ihren Auftrag erfüllen konnten. Zumindest hoffte Sabaco, dass die Wunde nur klein war. Er würde sie dann später ansehen, jetzt hatte er sein Schiff zu befehligen.


    Sabaco stand noch mal auf und schickte Eike nach hinten, um Neros Wunde zu versorgen, da Nero ihm allzu verkrampft schien und das Blut durch die Tunika sickerte. Sabaco dachte wieder daran, in welchem Zustand Ocella nach so einer Verletzung gewesen war. Wie er fast gestorben wäre. Nicht Nero, bei den drei mal verfluchten Göttern ... nicht Nero.


    Sabaco riss sich zusammen. Er musste als Kommandeur den Überblick behalten. Eike war gut, Eike kümmerte sich. Langsam schritt Sabaco erneut zwischen den Reihen entlang, auf und ab, während die Keto in Richtung Heimathafen glitt.


    Am späten Vormittag erreichten sie im fahlen Sonnenlicht Mogontiacum.

  • Saba versuchte ihn aufzumuntern, aber mit einem zusätzlichen Loch im Leib war das gar nicht so einfach. Auf der anderen Seite, über wen ärgerte er sich eigentlich? Im Grunde nur über sich selbst. Einerseits weil er sich hatte treffen lassen und andererseits, weil er sich wie der letzte Trottel vorkam als er versuchte freundlich zu sein. Was brachte es jetzt noch, wenn er sich ärgerte? Die Wunde schloss sich nicht von selbst, und der Prae würde auch morgen noch auf dem hohen Ross sitzen. Abhaken!


    Glücklich ist, der vergisst, was nunmal nicht zu ändern ist. Sie hatten alles gegeben und darauf war Nero stolz. Eike kam nach Achtern und versorgte seine Wunde mit dem passenden Druckverband. Der Druck des Verbandes, nahm den von Neros Seele. Etwas entspannter warf er kurz einen Blick über die Mannschaft, ehe seine Aufmerksamkeit wieder dem Rhenus galt. Er konnte den Heimathafen schon regelrecht im Wind riechen. Nicht mehr lang, dachte er inständig und hieß die Kälte willkommen. Sie kühlte Gemüter und Schmerzen.

  • Die Keto fuhr in den Militärhafen ein. Mit wenigen gezielten, leichten Ruderschlägen glitt sie um die Kurve, ganz sacht. Ohne anzustoßen hielt sie an und Sabaco befahl, den Anker zu werfen. Er freute sich darüber, wie gut alles funktionierte, obwohl sie in den letzten Stunden Dreck und Blut gefressen hatten. Sabaco ließ die Marini antreten. Eike machte Meldung über die exakte Anzahl der Leichtverletzten, wofür er später auch noch einen detaillierten Bericht anfertigen sollte. Schwerverletzte gab es den Göttern sei dank keine.


    Sabaco hielt eine sehr kurze Abschlussrede, aber er hielt eine, um die Leistung der Männer zu würdigen und weil es einfach dazugehörte. Routinen schufen Sicherheit, Sicherheit beruhigte. Danach entließ er die Männer in den Feierabend. Sie würden noch die Keto in Schuss bringen und ihre Ausrüstung putzen, danach hatten sie Ruhe. Sabaco würde versuchen, einen Tag dienstfrei für morgen einzuschieben, damit sie sich gebührend ausruhen konnten. Die Holzkohle würde von anderen abgeladen werden, das veranlasste er noch.


    Als alle sich vom Acker machten, räumte er sein Beutegut in seine Unterkunft und vergrub den Kopf, damit die Natur ihr Werk vollbrachte und ihm einen schönen Schädel als Andenken bescherte. Die Kopfhaut mit dem langen Haar hatte er jedoch vorher abgezogen, weil er vielleicht daraus etwas basteln wollte. Mal schauen. Danach ging er mit einer geborgten Capsa (nicht der von Eike, der musste seine erstmal wieder reinigen und auffüllen) zu Nero, um nach dessen Wunde zu sehen.


    RE: Officium Gubenator Titus Umbrenus Nero >>

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