Die Navis lusoria "Keto"

  • Der Bolzen von Ansgar durchschlug die Bäuche zweier Germanen auf einmal, die sich genähert hatten. Im hinteren blieb er hängen. Der Anblick, wie sie da wie Spießbraten zu Boden gingen, ging einigen Jüngeren Germanen durch Mark und Bein. Für Sabaco hingegen war er ein Genuss. Oh ja, römische Geschütze hatten es in sich.


    Die Bogensehnen knallten, im Sturm nur hörbar, wenn man genau daneben stand. Der Pfeilhagel verursachte massiven Schaden, auch wenn sie nicht allzu viele Schützen dabei hatten, so ging aus dieser Nähe doch fast jeder Pfeil ins Ziel. Dann folgten noch die Wurfspeere.


    Diese Plünderer sollten nur näher kommen ... denn nun warteten auf sie die Schwerter. "GLADIOOOS STRINGIIIITEEEE!"*


    Sim-Off:

    *Schwerter zieht blank

  • Nero zog seine Klinge und bezog ebenfalls Stellung, er war nicht zur Dekoration hier. Er stand seinen Männern bei. Die Formation war gut, jetzt hieß es abwarten. Lange würden sie nicht warten müssen. Da ertönte bereits der erste Warnruf von Ansgar. Dem Ruf des Kameraden folgte ein Pfeilhagel, der von einem Spitzbolzen unterstrichen wurde. Nero behielt die Gegend im Auge, sollte jemand durchbrechen, er passend in Empfang genommen.


    Erneut zuckte ein Blitz über den Himmel und der nachfolgende Donner ließ es ohrenbetäubend krachen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Nero die Feinde, ehe die Dunkelheit sie wieder verschluckte. Rhenus würde heute gut speisen, soviel stand fest. Sein Blick suchte für Sekunden den von Saba. Ein winziges Kopfschütteln, war die Botschaft die Nero seinem Sub übermittelte. Sie hatten das Schiff angegriffen. Keine Gefangenen.

  • Ansgar spannte seinen Scorpion zwei mal neu und löste den Bolzen. Zweimal richtete der Bolzen einige der Angreifer hin, als plötzlich der Ruf nach den Schwertern ertönte. Wie in Trance löste er die Sehne und arretierte den Scorpion in Ruhestellung. Er machte sich gerade noch seine Gedanken über die Harmlosigkeit seines Aussehens als er an der Reling Bewegung bemerkte. Ein Arm schwang herüber und mühte sich um Halt. Ansgar zog sein Gladius und schlug gegen den Arm, dessen unterer Teil samt Hand auf dem Deck landete, während ein Schrei sich nach unten entfernte und ins Wasser klatschte. Jeder Mann hielt seinen Sektor, damit es auf dem schmalen Boot kein Tohuwabohu gab und der Kahn kenterte.

    Ansagr packte sein Gladius wieder ein und nahm eine Hasta, die er in jedes Gesicht stieß, daß sich in seiner Nähe über die Reling wagte.

    Die Nacht verwandelte sich in eine Kakaphonie aus Donnergrollen, metallischem Lärm und dem Geschrei der Germanen.

    Blitze erhellten immer wieder das Szenario.

    Plötzlich fiel ihm von hinten ein Germane schwer gegen den Rücken. Ansgars erster Gedanke war, wer den denn durchgelassen hatte, doch als er sich umdrehte, sah er daß der Kerl mausetot war. Hinter ihm kniete eine Gestalt und zog einen Puggio aus dem Rücken des Toten. Blitze zuckten und Ansgar sah erleichtert in das grinsende Gesicht von Brandolf.

    Ich hörte Lärm und dachte ich komme um zu helfen... meinte er trocken.

    Gut Idee! freute sich Ansgar. Und nicht eine Sekunde zu früh oder spät. Der Kampf legte sich inzwischen und verlagerte seine letzten Zuckungen zur Mitte des Bootes hin.

    Brandolf tippte an seinen Helm und schwang sich wieder über die Reling. Er hatte noch eine Aufgabe zu erledigen.

    Kopfschüttelnd sah ihm Ansgar nach, und begann danach den Körper des Germanen über die Reling zu wuchten. Seine Gedanken kreisten um Brandolf, er verdankte ihm sein Leben.


  • Das Kopfschütteln von Nero warf Sabaco für einen Moment aus der Bahn. Er verstand es nicht, wo lag sein Fehler, was machte er falsch?! Mit aufgerissenen Augen sah er sich um, ein Reflex in der Dunkelheit. Wo lag der Fehler? Seine sonst eisblauen Augen wirkten bei diesen Lichtverhältnissen schwarz, weil die Pupillen sich stark geweitet waren.


    Auf dem Schiff gab es einen kurzen Tumult. Meinte Nero das? Wie war es überhaupt dazu gekommen?!


    Ganz hinten war der Rhenus zur Rückendeckung. Am Ufer ankerte die Keto.

    Davor war ein Freiraum, eine Lichtung. Dort standen seine Männer, eine waffenstarrende Mauer zwischen Feind und Schiff.

    In einigen Metern Sicherheitsabstand zur Keto flackerten im Sturm die Lagerfeuer, so dass sie die Germanen besser sehen sollten als diese sie.

    Ganz außen, um all das herum, standen die Bäume, wo auch das Segel als Witterungsschutz gespannt war. Da kamen die Germanen her.


    Wie zum Geier aber kam ein Germane auf das Schiff, ohne durch das eisige Wasser geschwommen zu sein? Oder hatte er genau das getan? Die Aufstellung ließ eigentlich kein unerkanntes Nahen eines Feindes zu, es sei denn, all seine Leute waren blinde Trottel. Sabaco regte das auf. Er schonte die Gegner nicht, als das Gefecht sich fortsetzte. Zwar griff er selbst kaum in die Kampfhandlungen ein, weil er seine Augen scheinbar überall haben musste, doch so waren eben seine Männer der Arm seiner schlechten Laune.


    Die Götter forderten ihren Tribut ... Mann um Mann gingen zu Boden. Die Marini waren gerüstet, Profis, die Germanen nur ein paar übermütige Jünglinge, wie es schien. Aber der da ... der einzige Germane, der wirklich etwas draufzuhaben schien, das war der Anführer. An dessen Hüfte doch tatsächlich ein Cingulum militare prangte. Rotzfrech. Entweder ein Dieb oder einer, der etwas konnte. Den würde Sabaco sich holen, danach sollte der Rest in wortwörtlich kopflose Zustände verfallen.


    "Gubernator, du übernimmst das Kommando, bis ich mit dem da fertig bin! Wir drängen mit dem linken Flügel ..." Flügel, bei dem winzigen Haufen. "... auf den Gegner ein, die Formation muss halten! BRANDOLF!" Was machte der Sack eigentlich noch hier?! "Ans Geschütz! ANSGAR! Hierher, gib mir Deckung!"


    Sabaco hatte die Nase voll. Er würde diese germanische Sackratte da vorn mit ihrem erbeuteten Militärgürtel eigenhändig enthaupten oder selbst dabei abkratzen, wen kümmerte es! Das Schwein hatte es gewagt, Sabacos Einheit anzugreifen. Seine Einheit, seine Männer! Mit nichts anderes als dem Tod konnte das vergolten werden. Ansgar würde ihm dabei helfen, er hatte sie alle schließlich in diesen erbärmlichen Zustand geritten mit seiner Heldenrede, und sollte Gelegenheit erhalten, seine angeknackste Ehre wieder reinzuwaschen.


    Als der Augenblick günstig war und Ansgar ihm zur Seite stand, griff Sabaco den Anführer der Germanen an.

  • Ansgar hörte den Sub seinen Namen Brüllen. Sofort griff er sich seine bewährte Hasta und sprang von Bord auf den Uferbereich. Es dauerte eine kurze Weile, er mußte aufpassen in dem Zwielicht nicht über irgend etwas zu Fallen. Er sah sich um und erkannte Brandolf , der sich am Scorpion zu schaffen machte.

    Ein ungutes Gefühl überkam ihn.

    Bald stand er neben dem Sub und ahnte warum. Der Sub hatte wohl den Anführer gestellt. Der Kerl trug einen Cingulum militare. Ganz üble Sache.

    Natürlich war es klar, daß Legionäre fielen, es war auch klar, daß sie nach Wertgegenständen gefilzt wurden. Das machte mancher um seinen kargen Sold ein wenig aufzubessern indem er Schmuck oder Wertgegenstände verkaufte. Allerdings waren die Empfindlichkeiten beim Sichten von römischen Ausrüstungsgegenständen an Barbaren ein Affront. Die Ehre des Legionärs mußte wieder hergestellt werden!

    Er nickte dem Sub zu und erwartete dessen Angriff auf den Kerl, dessen Blicke zwischen dem Sub und ihm hin und her schweiften.

    Ansgar nahm die Hasta wie ein Spartiat und wartete nur darauf, daß der Kerl in seine Richtung auswich.

    Der Sub griff an...

  • Gegen seinen Willen hatten sie das "Wrack" erkunden wollen. Die Feuer als Brände gedeutet. Herald sah das freilich anders, doch gegen die Neugier und die Angst bei diesem Mistwetter vom Blitz erschlagen zu werden gab er nach. Sie verließen die Deckung des Waldrandes und stoben auf das Schiffswrack zu. Im gleißenden Zittern von Blitz und Donner war nichts zu erkennen. Doch alle Sinne dröhnten in Heralds Kopf. Fast schon körperlich. Er war einigermaßen verwirrt, glaubte schon Donar selbst wollte ihn aufhalten mit diesem Gegrolle und Geblitze. Zu spät, viel zu spät um noch jemanden zurück zu rufen wurde ihm klar, daß dies kein Wrack war. Gestalten tauchten auf und es hagelte Pfeile, ein starkes Sirren schoß an ihm vorbei und durchschlug zwei knapp neben ihm gehendes Burschen. Ein Bolzen, verdammt, das waren Römer. Er schrie gegen den Donner, doch Donars Stimme war nicht zu übertönen. Verzweiflung kam in ihm auf. Das schwarze Loch um das Wrack herum zog immer mehr seiner Gefolgschaft in den Abgrund.

    Er riss sein Schwert heraus. Das Schwert seines Ahnen der es einst, beim letzten großen Sieg gegen die verhassten Römer erbeutet hatte.

    Damals waren sie sich einig gewesen und hatten drei Legionen aufgerieben,...drei Legionen und er scheiterte gerade an einem Patrouillenboot. Er erkannte den schlanken Leib, das war kein Frachtkahn. Hier gab es keine Beute zu holen nur den Tod.

    Denn gegen die Legionäre hatten sie keine Chance, sie waren Bauern und Jungkrieger, Möchtegernhelden, Plünderer und Diebe. Gegen diese römischen Legionäre zu kämpfen war Wahnsinn.

    Mit dieser Erkenntnis sah er vor sich einen Legionär auftauchen, dann noch einen mit einer Lanze...nun er würde seine Haut so teuer wie möglich verkaufen! Seine Ahnen sollten sich nicht von ihm abwenden.

    Er ging in Angriffsposition und wartete...

  • Strömender Schneeregen rann in Sturzbächen an seiner Tunika genau wie an seiner Glatze herab. Regungslos verharrte er auf seinem Posten und verschmolz geradezu mit der Dunkelheit. Er nahm sich ein paar Sekunden Zeit, um den Platz einzuschätzen, der ihnen für ihren Kampf zur Verfügung stand, bevor er sich wieder umdrehte, um seine Feinde zu mustern. Sie verharrten, Nero ebenso. Allerdings nur körperlich, denn geistig ließ der Gubernator sein ureigenes Untier von der Kette.


    Er ergab sich bewusst diesem Zustand hin. Es war hätte er in seinem Schädel das Tor zu einem Irrenhaus aufgestoßen. Zusammenhanglose Schreie, einzelne Rufe, gekreischte Flehen, gestammelte Bitten aus zerstörten Kehlen seiner einzelnen Opfer brandeten in seinen Verstand und gaben dem Untier das benötigte Futter für den bevorstehenden Kampf.


    Das berauschende Gift der Wahrnehmung des Untiers übernahm die Kontrolle über seinen Verstand. Das Untier war geschmeidig, kraftvoll aber vor allem war es eines... es war schnell. Und es griff an....

  • Ein kurzer Blickkontakt, Sabaco erwiderte das Nicken, sah aus den Augenwinkeln auch Nero angreifen, dann sah er nach vorn. Der Schneeregen schmolz auf seiner Rüstung und tropfte seinen Helm hinab. Schwarz waren der Rosshaarkamm, der lang über seinem Nacken hing, und die beiden Federn. Eine andere Farbe kam für Sabaco nicht infrage.


    Der Krieg war ein grausames Geschäft, das den höchsten Tribut forderte, den ein Mensch geben konnte. Auch, wenn man zu den Überlebenden gehörte, starb man doch bei jedem Gefecht ein Stück. Zuerst verlor Sabaco seine Menschlichkeit, sah in dem Mann gegenüber nur noch einen anonymen Gegner, der jeder hätte sein können. Name, Geschichte, Persönlichkeit spielten keine Rolle. Der Mann stand auf der anderen Seite des Schlachtfelds, das war alles, was zählte. Sabaco war sicher, auch sein Gegner nahm ihn nur als "ein Römer" wahr. Der Germane kannte nicht Sabaco den Suboptio, der für seine Männer Holzkohle organisiert hatte, um die Seuche durch wohlige Wärme einzudämmen, nicht Sabaco den verlorenen Sohn, der seinen Eltern entglitten war, nicht Sabaco den Bruder, der die Tunika von Ocella als ein wollenes Heiligtum am Leib trug, nicht Sabaco den Liebhaber, der eifersüchtig behütete, was ihm gehörte und nicht Sabaco den Vater, dessen kleiner Sohn bei den Germanen lebte und den er aus Feigheit noch nie besucht hatte. Sabaco selbst war all das auch nicht mehr, er war Muskeln und Stahl, beseelt mit dem Willen zu töten. Er oder der andere, eine andere Lösung gab es nicht.


    Fast lässig rammte er den Germanen mit dem schweren Schild in Richtung Gesicht, damit er reflexartig abwehrte, und stach mit der Waffe nur um einen Lidschlag versetzt unter dem Schild hindurch in Richtung Unterleib.

  • Ansgars Anspannung löste sich als der Sub sein Manöver schlug. Er hoffte, daß der Gegner ihm Gelegenheit geben würde seine Haste einzusetzen, doch es schlug eine Finte und wich sowohl der Attacke des Sub als auch seinem vorschnellenenden Spieß aus.

    Ansgars Herz pochte bis zum Hals. Das war etwas anderes als vom Boot aus Bolzen zu schießen. Das war sein erster Kampf Mann gegen Mann und er hatte nicht die Abgebrühtheit des Sub, der sich bewegte wie ein Gladiator. Er versuchte sich zu beruhigen, denn der Gegner schien sie nur zu beobachten, er griff nicht an.

    Ansgar erinnerte sich an seinen Besuch im Circus Maximus und den vor ihm bewunderten Gladiator Proximo, er beschloß ihn zu flankieren und dem Sub zuzutreiben. Dazu machte er einen Schritt zur Seite und stieß dem Spieß auf die rechte Seite zu, damit er sich nach links bewegte, ...die Chance für den Sub.

  • Herald bemerkte sehr schnell wen er hier vor sich hatte. Das war keiner der üblichen Legionäre. Dieser finstere Kerl bewegte und kämpfte nicht sauber, es ging ihm nicht um einen ehrenvollen Sieg, sondern um die Vernichtung des Gegners. Der Kerl neben ihm mit der Lanze war da eher lästig.

    Sein Herz schlug ihm bis zum Hals als er das erste Manöver des Finsteren kommen sah und hatte Mühe und Not ihm auszuweichen. Die scharfe Klinge des Schwertes schrammte dank seiner Seitwärtsdrehung an dem Blechbeschlagenen alten Gürtel vorbei.

    Donar sei dank hatte er nach der Drehung einen guten Stand. Er wartete ab was nun geschah. Den Versuch ihn zu treiben erkannte er sofort und anstatt ihm den Gefallen zu tun nach links zu treten wich er nach rechts aus und schlug seinerseits mit dem alten, aber scharfen Schwert nach dem hölzernen Schaft der Lanze, ohne dabei den Finsteren aus den Augen zu lassen.

  • Der Lanzenschaft von Ansgar schwebte in der Luft, war also nicht so einfach abzuhacken. Sabaco war daher guter Dinge, dass die Waffe von Ansgar noch funktionsfähig war, sonst musste er sofort zurückweichen und sich Ersatz geben lassen. Ihr Gegner ließ ihm sogar ausreichend Zeit, einen kurzen Blick auf Ansgars Speer zu werfen. Der verdammte Germane wich in die falsche Richtung zurück ... scheute den Kampf oder wollte ihn rauslocken. Wenn Sabaco nachsetzte, würde er die Linie verlassen müssen. Er war ja nicht bescheuert, seine Flanken zu entblößen.


    So wich er stattdessen zischend einen Schritt zurück, sich kurz hinter den Schild duckend, als hätte er sich durch den Schwerthieb erschrocken. Das Bürschlein war jünger, als er zuerst geglaubt hatte ... vielleicht unerfahren genug, um darauf hereinzufallen.

  • .... Gerbod schaute irritiert. Der Germane hätte vor dem Gegner Angst verspürt. Aber die Wut war ein allüberdeckendes Gefühl. Er durfte keine Angst vo

    diesem Römer haben, sie spielten sich in ihrem Land als Richter und Vollstrecker auf. Nun war es Frowin, der diesem dreckigen Römer Paroli bot. Er war
    gut, mehr noch er war ausgezeichnet. Der tote Blick Blick des Römers hatte sich gewandelt. Scheinbar war er es nicht gewöhnt, dass ihm jemand dermaßen gekonnt
    die Stirn bot.


    Der Feind den sie bekämpfte war wirklich ein Tier, eine Monstrum, eine Bestie.Und so kämpfte er auch. Aber gleichgültig dessen, zu was er im Stande war, Frowin war ein ebenso gnadenloser Kämpfer und er war nur halb so alt wie dieser Opa. Er kämpfte verbissen, mit dem Mut und der Wut eines Wolfes, der um die Jungen seines Rudels kämpft. In Frowins Augen loderte abgrundtiefer Hass.


    In den Augen des Römers stand etwas völlig anderes, etwas wofür Gerbod keinen Namen hatte, ein namenloses Grauen...



    An Manches kann man sich nicht erinnern. Manches kann man nicht vergessen.... das was Nero nicht vergessen konnte, war das was ihn antrieb. Frowin war gut und er war jung. Aber das was Nero nicht mehr an Jugend besaß, machte er mit Erfahrung wett und er trat an genau dass zu beweisen....

  • Ansgar sah den Schwerthieb kommen und lockere den Griff an der Lanze , sodaß sie der Klinge nur wenig Widerstand bot. Der Schaft war zwar gehärtet, aber nicht unzerstörbar. Dermaßen in Gedanken versunken nahm er die Bewegung neben sich nur am Rande wahr. Was ein fataler Fehler sein konnte. Irgendetwas irritierte ihn an dieser Bewegung, und als dann auch noch ein kehliger Kriegsschrei ertönte, erstarrte er fast vor Schreck.

    Die Lanze war auf so kurze Distanz nutzlos, er hatte keine Möglichkeit sein Gladius zu ziehen, weshalb er einfach den Schaft in die Höhe riss um was auch immer da kam abzuwehren.

    Es kam eine Kriegskeule, wuchtig geführt. Sie traf mit voller Macht auf den hochgerissenen Schaft.

    Doch der Schaft brach nicht und Ansgar zog nach einer Schrecksekunde den unteren Teil mit Wucht nach oben und traf den Gegner an Brust und Kinn. Dieser grunzte verblüfft, wütend und schüttelte den Kopf während Ansgar sich ein paar Schritte zurück zog und dem Gegner die Spitze seiner Lanze entgegen stieß, doch der wich aus und hob schreiend wieder seine Keule.

    Diesmal hatte Ansgar Zeit genug sein Gladius zu ziehen, gerade so genug, denn die Bewegung seine Hasta niederzulegen, einen Fuß darauf zu stellen und gleichzeitig den Gladius zu ziehen nutzte der schreiende Gegner um auf ein vorzudringen. Ansgar ging in die Knie und zog den Gladius mit einer wuchtigen Bewegung aus der Scheide. Die Klinge beschrieb einen tödlichen Halbkreis. Ein Röcheln ertönte und Ansgar richtete sich schnell und seitlich wegdrehend auf.

    Sein Gegner sank auf die Knie und aus seinem Geschrei war ein Wimmern geworden, er starrte Ansgar an und fiel dann nach vorn.

    Ansgar steckte den Gladius zurück, nahm die Hasta wieder auf und wandte sich wieder dem Sub und seinem Gegner zu...

  • Ein Blick zur Seite. Nero konzentrierte sich auf seine eigenen Gegner. Hoffentlich vergaß er nicht zu kommandieren. Sabaco nutzte die kurze Pause, die sein Gegner ihm gönnte, um einen schnellen Blick auf die übrigen Männer zu werfen. Sah so weit gut aus, sie waren erfahren und hielten die Linie von allein. Keiner brach aus und keiner wich zurück. Gute Männer. Der Blick hatte nur eine Sekunde gedauert, dann schaute Sabaco schon wieder nach vorn.


    Im gleichen Moment schlug plötzlich Ansgar mit seinem Schwert zur Seite, so dass Sabaco gezwungen war, mit einem Ausfallschritt nach hinten auszuweichen, wenn er nicht dessen Arm ins Gesicht bekommen wollte. Wieso fuchtelte der so herum, der Gladius war eine Stichwaffe! Zu wenig Drill, zu zu wenig Zucht, von allem zu wenig! Gerade eben war er noch stolz auf die Spacken gewesen, nun bekam er mitten im Kampf fast einen Ellbogen in die Fresse! Aber er sagte keinen Ton, um Ansgar nicht abzulenken, wartete, bis dieser seinen Gegner gefällt hatte, und trat dann sofort wieder neben ihn, wehrte einen auf Ansgar gezielten Hieb mit dem Schild ab und stach auch nach diesem Gegner. Diesmal kam sein Angriff allerdings von der Seite und er traf. Ob der Mann starb, beachtete Sabaco nicht, es genügte, dass er kampfunfähig zusammenbrach.


    Während der Krieger sich krümmte, stieg Sabaco über ihn hinweg, die ganze Reihe rutschte ein Stück nach. Die Römer drängten vor. Langsam wurde der Boden uneben, wenn die Germanen überall ihre Toten herumliegen ließen, doch sie fanden schon noch Raum für die Füße ... wo war der Scheißkerl ... stand da immer noch!


    Sabaco trat hart in den Schlamm, um ihn dem Gegner ins Gesicht zu spritzen, ein brauner Sprühregen übergoss den Germanen. Er hoffte, dass er reflexartig die Augen schloss. In dem Moment, als das geschehen müsste, stach Sabaco über seinen eigenen Schild hinweg nach dessen Hals.

  • Ansgar folgte der Reihe, wich am Boden liegenden Gestalten aus und stach mit der Hasta sicherheitshalber noch einmal hinein. Wer konnte schon sagen ob sich da nicht welche tot stellten um ihnen später in den Rücken zu fallen?

    Der Graupelregen ließ nach und die Blitze waren weiter gezogen.

    So wie anscheinend die Barbaren,...oder waren sie alle tot?

    Ansgar versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen.

    Da,...da stand noch einer. Der Sub ging ihn an. Ziemlich nah kam er ihm, Ansgar umfasste mit kalt klammen Fingern den Schaft der Hasta,...wartete auf eine Gelegenheit.

  • Langsam machte sich Verzweiflung in Herald breit. Es war ihm zwar gelungen sich von seinem Gegner zu lösen, doch die Römer bauten eine Formation auf. Und eine römische Formation war mit seinen paar Männern unter diesen Umständen unmöglich zu besiegen.

    Immer mehr fielen der tödlichen Präzision, trotz tollkühner Tapferkeit zum Opfer.

    Er zog sich zurück, versuchte soviele wie möglich aus dem Gemetzel zu lösen, doch sie waren wie von Sinnen.

    Glaubten weil sie in der Überzahl waren die Römer besiegen zu können,...doch er wußte es besser.

    Wieder stand er diesem finsteren Kerl gegenüber, gerade als er sein Horn zum Rückzugssignal ansetzen wollte.

    Matsch schleuderte ihm ins Gesicht und in diesem Moment der Desorientierung glitt etwas an seinem Hals vorbei.

    Ungläubig blieb er stehen und führte die Hand zum Hals. Warmes Blut war dort.

    Die Lanze, die ihm in die Seite fuhr bemerkte er nur beiläufig.

    Herald sank auf die Knie und fiel dann zur Seite , als die Lanze aus seinem Körper gerissen wurde.

    Er starrte auf den finsteren Römer, dann wurde es dunkel um ihn. Das letzte was er wahrnahm waren Schreie...grauenhafte Schreie.

  • Seine Männer waren hinter ihm, Sabaco und Ansgar hielten sich wacker und wichen keinen Fuß zurück. Es lagen mehr Germanen auf dem Boden als Römer. Nichts anderes hatte Nero erwartet. Sie waren ausgebildete Soldaten, dass vergaßen die meisten, sobald sie der Classis gegenüber standen. Den Fehler beging meist nur einmal. Auch diese Germanen stellten es fest.


    Der Übermut war gewichen, so wie die Germanen nun den Rückzug antraten. Sabaco und Ansgar stellten sich einen neuen Gegner, wie Nero für den Bruchteil einer Sekunde feststellte. Die beiden konnten auf sich selbst aufpassen. Jede andere Einschätzung war ihrer nicht würdig. Es war Zeit die Sache zu Ende zu bringen.



    Gerade noch wollte Gerbod innerlich Frowin zu seinem Streich beglückwünschen, der den Römer zurückzucken ließ. Die Klinge seines Freundes fraß sich nur ein Stück weit in den Stoff von dem alten Kerl. Das Schwert des Römers jedoch schoss wie eine Giftschlange nach vorne und fraß sich in das Fleisch von Frowin. Es versank in seiner Drosselgrube und ließ ihn augenblicklich verstummen. Mit Händen die ihm kaum noch richtig gehorchten griff Frowin nach der Waffe des Feindes, seine eigene war ihm entglitten. Da rutschte er schon von der Klinge des Römers, in den nasskalten Schlamm.


    Der Römer schien Frowin bereits vergessen zu haben, während er noch von der Klinge rutschte und zu Boden stürzte. Gerbod umfasste seine Waffe fester. Um ihn herum lagen seine Freunde im Dreck, Schnee fiel in offene, gebrochene Augen. Bedeckte mit einem sanften Schleier im Schmerz erstarrte Gesichter und vermischte sich mit dem Blut, dass den feuchten Boden tränkte.


    Sie waren es gewöhnt zu siegen, sie kannten es gefürchtet zu werden. Wohin hatte Herald sie nur geführt?

    In den Abgrund!


    Ein scharfer reißender Schmerz in der Mitte seiner Eingeweide. Gerbod schaute an sich herab, in dem Moment wurde das Schwert nach oben gerissen und er fiel.

    Er stürzte in die Schwärze und das Nichts.



    Nero schnitt dem Gefallenen die Kehle durch und begab sich danach sofort an Bord der Keto. Sein Blick huschte über ihre Männer und über das Schiff. Neptun war mit ihnen gewesen. Selbst ein Wintergewitter, konnte ein Geschenk sein. Man musste es nur zu deuten wissen.

  • Was noch lebte, war geflohen. Sabaco blickte sich um, gründlich. Aber er schickte niemanden hinterher, er war ja nicht blöd. Das war das Dümmste, was eine römische Einheit machen konnte, ihre Formation aufzulösen, für die sie ausgebildet und auf die sie spezialisiert war. Wenn einer Flüchtige verfolgte, dann waren es Reiter und die gab es hier und heute nicht. Er erachtete es auch nicht notwendig in dem Fall. Diese Germanen müssten irre sein, mit den wenigen Überlebenden noch einmal zurückzukehren, nachdem sie dahingeschlachtet worden waren.


    Sabaco packte den Germanen am Haarschopf. Ein grauenvolles Geräusch erklang, als er ihm den Kopf vom Rumpf trennte. An den Haaren hob er ihn empor, so hoch wie er konnte, drehte sich um und zeigte ihn seinen Männern, auf die er überhaupt nicht mehr wütend war. Sie hatten gesiegt, ganz gleich wie. Sie hatten die Einheit, die Keto und die Ladung verteidigt und ihre Stellung gehalten. Die Euphorie des Überlebenden packte ihn, wie er das nach Gefechten schon oft erlebt hatte.


    "ROMA VICTRIX!", tönte Sabacos heiserer Siegesschrei und er reckte den Arm mit dem Kopf des Anführers noch höher in die Luft, als in der Ferne zeitgleich ein mustergültiges Donnern erklang. Das Gewitter zog weiter, der Schneeregen war abgeklungen und die Germanen besiegt ... die Prüfung der Götter war bestanden.

  • "ROMA VICTRIX!", echote Nero.


    Das Unwetter hatte aufgegeben und sich verzogen. Es klarte auf, so wie sie für Klärung gesorgt hatten. Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Lippen, während er seine durchstochene Tunika und den Schnitt in seinem Fleisch untersuchte. Einige Stiche mit der Nadel und beides wäre so gut wie neu.

  • Es war vorbei. Eine Welle der Euphorie und der Erleichterung brach sich Bahn und er stieß seine Hasta in die Luft.

    Roma Victrix! stimmte er in den kehligen Chor der Kameraden ein.

    Die Tatsache, daß ihr Sub einem der gefallenen Barbaren den Kopf nahm stieß ihn seltsam ab. Der Sub war kein Kelte, er war Römer. Sie hatten eine andere Kultur. Für Ansgar war die Enthauptung ein Akt der Verachtung. Warum?

    Der Mann hatte gekämpft und verloren, sein Leben gegeben für seine Sache. Es war nicht nötig seinen Leichnam zu schänden.

    Angewidert wandte er sich ab. Klopfte Schultern und ließ sich klopfen, um dann still und in sich gekehrt zurück auf das Schiff zu klettern.

    Er musste sein Geschütz warten, bereitmachen für den nächsten...was? Er entspannte die Sehnen und legte sie beiseite, dann prüfte er die Gelenke und Flügel, den Schaft, die Drehachse...

    Seine Gedanken waren bei dem Sub. Seine anfängliche Sympathie für ihn war gewichen. Aber das spielte ohnehin keine Rolle.

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