[Casa Mamilla] Was später geschah

  • Scato machte sich Notizen, die zum Großteil aus Kürzeln in seiner Schnellschreib-Sauklaue bestanden. Er würde den Obduktionsbericht aufgrund der Bedeutsamkeit erst im Valetudinarium in Reinform übertragen, und zwar in besonders sorgfältiger Handschrift. Das alles würde hier viel zu lange dauern.


    "Nein, ich habe noch nie ein Tier geopfert oder überhaupt getötet ... ich denke auch nicht, dass ich das tun möchte", erzählte er, während er schrieb. "Ich esse auch nicht gern Fleisch. Ich überlege, ob ich ganz damit aufhören sollte. Ich werde die Schriften der Gelehrten konsultieren, was sie über fleischlose Ernährung schreiben, ob das die Säfte durcheinanderbringt. Sonderlich schmecken tut es mir nicht mehr und es fühlt sich auch nicht gut an, ein Stück eines Wesens, das einmal gelebt hat und nun tot ist, im Mund zu zerkauen."


    Er wollte die Vestalin nicht damit belasten, dass auch seine neue Arbeit ihren Teil dazu beitrug, dass Fleisch ihm nicht mehr schmecken wollte. Es gab Sanitäter und Ärzte, die während ihrer Arbeit gegen derlei Empfindungen vollständig abstumpften, bei Scato stumpften nur die körperlichen Stressreaktionen ab, nicht jedoch seine Empathie. Er packte sein Schreibzeug wieder zusammen, räumte alles in die Capsa, in welcher der Inhalt heute lose durcheinander purzelte.


    "Auch ich hätte der Vestalis Maxima nicht mehr helfen können, der Stich war zu tief und hat Regionen verletzt, die nicht verletzt werden dürfen." Mehr durfte er nicht sagen. Er erhob sich wieder und warf sich die Capsa über die Schulter. "Damit bin ich hier fertig."

  • Das Überirdische und das handfest Irdische gingen Hand in Hand, und so sagte Herminia Tarpa:

    "Ich hoffe, dass dein Verzicht auf Fleisch keine Schule macht, Miles Medicus Iunius. Denn wie sonst sollen die Armen sich gut ernähren als durch das gespendete Opferfleisch der Tempel und durch das Fleisch der Tiere, die im Circus getötet werden?"

    Sie nickte ernst, als der Urbaner sagte, auch er hätte die Virgo Vestalis Maxima nicht retten können.

    "Ich danke dir, Miles Medicus.", sprach sie, und dann streckte sie die Hand aus, jedoch ohne den Mann zu berühren, und fragte:

    "Ihr werdet sie alle finden, nicht wahr, ihre Mörder?"


    Herminia Tarpa selbst fürchtete weder Fleisch noch Blut. Wenn die christiani brennen mussten, weil die Gerechtigkeit über sie kam, wenn sie waren wie Schwären an einem kranken Körper, der im Fieber glühte, dann war es so, dass man unerbittlich schneiden musste. Sie hielt es mit Schwester Valeria, auch die hatte verstanden, dass gestorben werden musste, selbst wenn Vesta sie danach mit Stummheit geschlagen hatte.

    Alles geschah nur, weil die Götter es bestimmten, und die Parzen das Schicksal aller schrieben.


    Jetzt lächelte die Aeditua:
    "Valete bene", wünschte sie den beiden Militärärzten, und begleitete sie bis zur Porta.

    Dann bezog sie wieder ihren Platz an der Bahre der teuren Verblichenen. Es war der letzte Tag der collocatio, der Totenwache.

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