~ Exedra ~ | Lockeres Beisammensitzen

  • Exedra


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    Bildnachweis


    Als die beiden Hausherren die Casa Leonis übernommen hatten, war sie eine gut erhaltene Ruine. Alle Bauarbeiten wurden von ihren Sklaven vorgenommen, teils auch von ihnen selbst, wenn sie wollten, dass etwas schneller fertig wurde. Sie hatten nicht das Geld, einen Dienstleister für solch ein teures Projekt zu beauftragen. In kleinen, aber kontinuierlichen Schritten ging es voran. Nun war eine Überraschung für Lurco fertig gestellt worden: Die Exedra.


    Von der emütlichen Sitznische aus konnte man den Innenhof im hinteren Bereich der Casa Leonis auch bei Regenwetter betrachten und geschützt an der frischen Luft einen Wein trinken und etwas essen. Der Blick auf den Garten mit dem Kräuterbeet und dem Granatapfelbaum lud zum Träumen ein. Eine großzügige Futterstelle für die Singvögel und eine Vogeltränke sorgten für ein ständiges Kommen und Gehen der gefiederten Gäste, sowie ein stetiges Zwitschern. Unter dem Dach hatten einige Pärchen mit dem Nestbau begonnen. Beständig im Garten wohnhaft waren die zwei frei fliegenden schwarzen Taubenpärchen, die Onkel Stilo hier untergebracht hatte, sowie der Pfau Narcissus.


    Wenn niemand in der Exedra saß, wurden zwei große Vorhänge vor dem Eingang geschlossen, um zu verhindern, dass die Vögel es sich allzu gut gehen ließen.

  • Als Lurco an jenem Tag vom Dienst kam, war Scato schon da. Er hatte sich extra zeitiger freigenommen. Er holte ihn von der Porta ab, griff Lurcos Hand und führte ihn zu der Überraschung, die er in letzter Zeit - so heimlich, wie das irgendwie möglich war, wenn man die wenige Freizeit im selben Haus verbrachte - vorbereitet hatte.


    "Mit einiger Verspätung: Alles Gute zu unserem Zweijährigen. Mögen es noch mindestens hundert weitere Jahre sein, die wir miteinander verbringen dürfen. Ich liebe dich."


    Als sie vor der Exedra standen, küsste Scato seinen Schatz.

  • Lurcos Finger schlossen sich um Scatos und er ließ sich nur zu gerne von seinem Schatz an die Hand nehmen. Was Scato ihm zeigte war schlichtweg einfach nur herrlich, ein kleiner, lauschiger Platz der nur ihnen allein gehörte. Hier saßen sie im Garten und waren dennoch geschützt. Regen, Wind und Wetter spielten keine Rolle, einzig und allein was zählte, das waren sie.


    Als Scato ihn küsste, nahm Lurco ihn fest in die Arme und erwiderte den Kuss ebenso leidenschaftlich und voller Liebe. Er hielt ihn danach einen langen Augenblick lang fest, denn Purgitius war von der Geste extrem gerührt.


    "Ich liebe Dich auch Stöckchen, mögen es noch hundert Jahre werden", freute sich Lurco und betrachtete alles.

    "Und wie bist Du auf diese wunderbare Idee gekommen Scato? Sitzprobe", grinste Lurco von einem Ohr zum anderen und machte es sich gemütlich.


    "Die Überraschung ist Dir wirklich gelungen, ich bin gerührt und baff, das gebe ich gerne zu. Dankeschön von Herzen Stöckchen", flüsterte Lurco ergriffen.

  • Obwohl es nun schon zwei Jahre waren, in denen ihre Herzen einander verbunden waren und in denen sie Tisch und Bett teilten, wurde Scato nun etwas nervös, als Lurco sich so freute und ihm dies auch körperlich zeigte. "Wir verbringen zu wenig Zeit miteinander, seit ich im Valetudinarium arbeitete", sagte er mit einem Anflug von Wehmut.


    Gemeinsam mit Lurco ließ er sich auf der geflochtenen Bank nieder, die ihnen einen Ausblick auf den im Abendlicht liegenden Garten bot. "Es freut mich, dass die kleine Überraschung geglückt ist. Terpander hat extra die Tür mit alten Brettern verstellt, wenn du daheim warst, und nur an der Exedra gearbeitete, wenn du Dienst hattest. Er wäre püntklich fertig geworden, aber leider hat Charislaus ihn im Stich gelassen, so dass die Arbeit allein auf seinen Schultern lastete. Bedien dich."


    Er wies auf eine Schale mit Keksen, nahm sich selbst allerdings keinen, sondern kuschelte sich nur an Lurco an.

  • Lurco nahm Scato fest in den Arm und küsste ihn zuerst auf die Schläfe und dann auf den Mund. So nah beieinander wurde ihm genau wie Scato bewusst, wie sehr sie sich vermissten. Zeitgleich zog er Scato fester in seine Arme.


    "Dann gilt mein Dank Dir und Terpander, dass habt Ihr wirklich wunderbar gemacht. Ich kann Dir nicht sagen wie sehr ich mich freue. Ihr habt Euch die Mühe ausschließlich für mich gemacht und das rührt mich. Ja leider, seit einiger Zeit fordert uns unser Beruf mehr, als uns manchmal gut tut Stöckchen. Zudem bist Du nicht mehr in unmittelbarer Nähe. Aber würde ich mich darüber beklagen, wäre das Jammern auf sehr hohem Niveau. Es war Dein Traum und Dein Wunsch und ehrlich gesagt bin ich auch sehr stolz auf Dich, dass Du ihn Dir erfüllen konntest. Bei mir hat ja nicht mal der Schmied geklappt. Gut dass erwähne ich jedes mal, aber es ist doch leider auch so.


    Lass uns doch Zuhause so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen. Das hier ist unsere Wohlfühloase, hier können wir wir selbst sein. Alles was dann hinter den Mauern der Casa Leonis geschieht, muss uns nicht scheren. Weißt Du, manchmal kann man jeden vermissen, auch wenn er ganz nah bei einem ist. Du bist in der Castra im Grunde auch nur einen Steinwurf entfernt, aber wann sehen wir uns? Früher haben wir gemeinsam Dienst geschoben. Früher, ich klinge schon wie ein alter Mann. Aber Du weißt was ich meine Stöckchen. Wir standen Schulter an Schulter, heute sehen wir uns so oft wie möglich und trotzdem fühlt es sich an, als wäre es nur ein Bruchteil dessen, was wir uns wünschen. Weil es schlichtweg genau so ist.


    Doch hier sollte unsere Zeit uns gehören Scato, wir benötigen Kuscheldecken", antwortete Lurco liebevoll und schmiegte sich an seinen Schatz.

  • "Kuscheldecken sind eine gute Idee! Welche mit Blumen drauf, so richtig kuschelig-kitschig. Den Schmied holst du nach, Löwenherz. Notfalls privat. Das ist dein Traum und den werden wir dir erfüllen.


    Mir geht es wie dir, ich vermisse dich und die anderen. Auch wenn die Leute im Valetudinarium nett sind, gibt es dort einfach keinen Ramnus, keinen Tarpa, keinen Asper. Nicht mal einen Pullus, aber den würdest du eh nicht rausrücken. Vielleicht könnten wir uns einen festen Tag ausmachen, an dem wir nach Dienstschluss gemeinsam draußen an einer Feuerschale kochen? Wird ja im Sommer oft so gemacht, bei Regen sitzt man schön unter dem Vordach.


    Einstweilen haben wir hier unser kleines Reich, in dem alles möglich ist. Das ist mehr Luxus, als die meisten haben. Das einzige gute Werk, das Viridomarus je in seinem Leben vollbrachte. Den Keller müssen wir auch noch renovieren, der wurde noch nicht mal ausgefegt. Vielleicht können wir das im Sommer angehen."


    Er genoss die Nähe von Lurco sehr und ließ sich gern an ihn heranziehen. Da Scato leicht gebaut war, fiel das Lurco auch nicht schwer.


    "Kann es sein, dass Charislaus was von mir wollte? Der hatte vorhin so geschaut, aber ich musste dir erst die Überraschung zeigen."

  • Lurco lehnte seinen Kopf gegen den von Scato und küsste ihn auf die Schläfe.


    "Das hast Du lieb gesagt. Sollte mir das tatsächlich vergönnt sein, werde ich Dir den schärfsten Dolch schmieden den die Welt je gesehen hat. Einen Dolch der Fleisch, Sehnen und Knorpel wie Papier durchschneidet, um Dich zu beschützen.


    Während der Streife werde ich über den Markt laufen und nach Decken Ausschau halten. Wie wäre es mit diesen gestickten Blumen und Vögeln? Kennst Du diese Muster? Ich weiß nicht woher sie stammen, aber sie sind sehr schön. Dann können wir auch hier bis spät in die Nacht sitzen. Einen Tag nur für uns beide Scato, werden es mehr wunderbar. Aber diesen einen Tag sollten wir uns reservieren. Das gefällt mir, da gehören wir uns ganz allein. Zudem sollten wir uns auch einen Tag für die Familie reservieren, Du gehörst immer noch zu uns. Du bist einer der Barackenbrüder, gleich wo Du Dich befindest, gleich wo Du stationiert bist. Du bist und bleibst einer von uns.


    Gemeinsam vor der Baracke Essen zuzubereiten, dass wäre schön, dass machen wir so. Zudem sollten wir unsere Barackenbrüder auch öfter hierher einladen, um mit ihnen im Garten zu sitzen und uns ebenfalls Bratwürste zu grillen. Was meinst Du? Dafür ist doch so ein schöner Garten da. Feuerschalen haben wir auch und falls wir eine größere benötigen, wo wir alle gemütlich drumherum sitzen können, dann schaffen wir uns eine große Feuerschale an.


    Was im Keller dieses Hauses ist? Das ist eine gute Frage. Wir können gerne mal nachsehen gehen, aber irgendwie hatte ich immer das Gefühl, lass es sein. Kennst Du so ein Bauchgefühl? Nun wir haben Viri das Haus abgeluchst Scato, jeder findet irgendwann mal seinen Meister, auch ein Viridomarus. Der Spruch Leichen im Keller sagt Dir etwas oder Stöckchen? Irgendwie hatte ich immer die Sorge, wenn ich in den Keller hinabsteige finde ich dort mehr als mir lieb ist. Dabei wird dort unten das Wasser gesammelt. Vielleicht sollten wir wirklich nachschauen gehen und zur Sicherheit Terpander mitnehmen? Was meinst Du?


    Charislaus der Tropf! Er hat in der Fremde Gift gegessen, Du musst ihn entseuchen. Sei ruhig streng mit ihm, damit es ihm eine Lehre ist. Terpander hatte auch schon ein Auge auf ihn.


    Mal unter uns beiden, was im Haus besprochen wird, bleibt im Haus. Weißt Du was er mir erzählt hat? Das er gemeinsam mit Linos verreist ist. Soweit so gut und davon wussten wir. Er hat behauptet er hätte einen Mord mit angesehen. Angeblich wäre ein Mann von mehreren erledigt worden. Und diese Männer hätten dann Linos und Charislaus gezwungen sie zu ihrem Schiff zu führen. Beide konnten dank des Kapitäns entkommen und machten sich auf die Heimreise. Und weißt Du mit wem diese Männer laut Charislaus befreundet gewesen sein sollen? Oder zumindest einer davon? Dem Praefectus. Charislaus kam aber nicht nur mit dieser seltsamen Geschichte nach Hause und einem Bauch voller Garum, sondern auch mit einer Tasche voller Geld - 2.000 Sesterzen Scato", grinste Lurco von einem Ohr zum anderen.

  • "Ja, irgendwas Kitschiges", fantasierte Scato, der die bunt gemusterten Decken gedanklich in allen unnötigen Details vor sich sah.


    Seine Finger fanden ihren Weg zu Lurcos Flanke, und er streichelte ihn dort. "Schmiedest du mir auch einen Dolch, wenn du Schmied bist? Dann hätten wir so was wie Partner-Dolche", schwärmte er ohne zu merken, dass darin keinerlei Romantik lag.


    "Den letzten Tag in der Woche sollten wir uns zum gemeinsamen Essen mit den Barackenbrüdern reservieren. Das ist unsere gemeinsame Zeit.


    Und im Keller war ich noch nie. Ich wusste nicht mal, dass wir einen besitzen. Du meinst aber nicht die Hypokausten, oder? Was willst du da unten? Das können die Sklaven machen. Terpander oder Charislaus oder dein arschfauler Unauris."


    Scatos Finger nestelten an Lurcos Tunika. "Zweitausend Sesterze? Nicht schlecht. Was hast du damit vor? Soll ich vielleicht gleich mal nach Charislaus sehen, wenn er sich dermaßen mit diesem Flüssigmiasma den Wanst vollgehauen hat?"

  • Lurco schmiegte sich an Scato.

    "Chari hat so lange gewartet, dann machen die paar Stunden auch nichts mehr aus. Und er sah nicht wirklich krank aus. Eher müde und fertig mit den Nerven. Vermutlich hat er Dinge gesehen, die er nie hatte sehen wollen. Die Zeit hier gehört nur uns Scato. Wir kaufen uns dafür etwas Schönes für uns und unser Haus. Einen echten Keller und wir schauen uns an was dort zu finden ist. Aber auch das nicht sofort. Später", grinste Lurco und zog Scato fest an sich.


    "Natürlich würde ich Dir einen Dolch schmieden, eine Waffen auf die Du Dich verlassen kannst. Sozusagen Zwillingsklingen, im gleichen Feuer geboren und geschmiedet. So soll es sein", freute sich Lurco und küsste Scato innig.

  • Sie verbrachten noch eine entspannte Zeit in ihrer neuen Exedra. Im Westen verdunkelte sich der Himmel bereits langsam zu Orange. Es rief die Uhr, sie hatten momentan keinen Urlaub und ihre tägliche Freizeit war äußerst begrenzt. Wenn Charislaus noch untersucht und gegebenenfalls behandelt werden sollte, konnte Scato nicht länger warten. So verabschiedete Scato sich für heute von Lurco und machte sich auf, um den störrischen Sklaven zu behandeln und ihn auch ordentlich dafür zusammenzustauchen, dass er sich nur wegen einem bisschen Stress nicht an die Anweisungen seines Herrn gehalten hatte. Weicheier mit tausend Ausreden konnte Scato vielleicht leiden.


    Nach der Behandlung würde er Charislaus Terpander überlassen, damit dieser ihn handfest bestrafte, kaum dass die Herren außer Haus waren und nicht mehr mitbekamen, was sich in den Mauern der Casa Leonis abspielte. Was auch immer mit dem kleinen braunen Dummkopf geschehen mochte, es würde weder Scatos noch Lurcos Schuld sein, nicht einmal die des guten Terpander, sondern allein die von Charislaus selbst.

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