[Musterung] Titus Sempronius Carus

  • Natürlich durfte Carus nicht!


    Alles musste genau so ablaufen, wie Scato es anwies, sonst wurde man mit dessen Laune konfrontiert. Er mochte keine Patienten, die eigenständig Dinge entschieden, wenn er andere Pläne für ihr Wohlergehen hegte. Diese rechthaberische Sichtweise des Optio valetudinarii hatte sich mit der Zeit auch in andere Bereiche geschlichen und da Scato in seiner neuen Position selten Wiederworte vernahm, hatte sie sich gefestigt. Alles zum Wohle des Patienten, freilich. Er wünschte, man würde die Zusammensetzung der täglichen Rationen, die dem Gleichgewicht des Säftehaushalts gänzlich abträglich war, nach seinen Ernährungsplänen ändern, aber die KOSTEN, und außerdem sollte man die Wurmbrühe Garum verbieten.


    "Das genügt." Scato nahm hinter dem Schreibtisch Platz und schrieb die Ergebnisse auf die Tabula. Ohne aufzusehen, fragte er: "Warst du schon einmal schwer krank oder hast du dich ernsthaft verletzt? Gibt es Krankheiten, die bei dir immer wieder kommen? Ich gehe davon aus, dass du lesen, schreiben und rechnen kannst. Bist du auch des Reitens mächtig? Wie sieht es mit Schwimmen aus?"

  • Sempronius überlegte, ob sich das "genügt" auf den Umfang der Untersuchungen oder auf die Armhaltung bezog. Da sich der Optio setzte, ordnete Sempronius das "genügt" den Untersuchungen zu und sah das Licht am Ende des Prüfungstunnels. Er atmete erleichtert aus und ließ ohne Absicht die Arme sinken. Die vielen Fragen beschäftigten ihn daraufhin. Zuerst antwortete er auf die Frage nach schweren Krabkheiten.

    "Ja, mehrfach. Als Kind. Fieber wegen unterschiedlicher Ursachen, aber seit ich die Toga Praetexta abgelegt habe, scheine ich die Anfälligkeit ebenfalls hinter mir gelassen zu haben. Seitdem hatte ich nicht einmal mehr einen Schnupfen."

    Die Frage nach dem immer wieder kommen von Krankheiten hatte wer gleich mit beantwortet und seine Verletzung war offensichtlich. Andere gab es nicht. "Nur einmal verletzt, kann lesen und schreiben, auch ganz gut rechnen." Seine vorherigen Tätigkeiten erforderten diese Fähigkeiten.

    "Schwimmen, nein. Reiten, nun ja. Ich würde nicht vom Pferd fallen." Das hoffte er zumindest.

  • "Das liegt daran, dass du aus der natürlichen Dyskrasie des Kindesalters herausgewachsen bist. So ergeht es vielen, aber die fluidale Dysbalance wächst sich nicht bei allen heraus, da braucht es manchmal einen guten Medicus, um das wieder zu richten. Nicht bei allen gelingt es, da die Götter stets auch ein Wörtchen mitzureden haben. In dem Fall bedarf es eines guten Priesters. Dein Alter?", hakte Scato nach, während er die ersten Daten auf die Tabula übertrug.

  • Sempronius wusste nicht genau, ob sich die Antwort des Optio noch auf seine Augen oder schon auf die genannten gesundheitlichen Anfälligkeiten bezog. Weil das Wort "richten" fiel, vermutete er dann doch seine Augen, aber richten konnte sie bis heute niemand, und da, wie er hörte, auch die Möglichkeit bestand, dass der Versuch von einem Priester beendet wurde, ließ er lieber niemand an seine Augen heran.

    Er nickte artig, denn er hatte gelernt, dass fehlende Widerworte und ausbleibende Fragen alle Vorgänge beschleunigten. Antworten auf Fragen musste er natürlich geben, denn auch sie trieben den Fortlauf an.

    "Noch bin ich siebenundzwanzig."

  • Scato notierte alles, was er für relevant hielt. Die unterschiedlich langen Arme gehörten nicht dazu, einige andere Dinge schon. Am Ende krakelte er seine Unterschrift darunter, ehe er Carus die Tabula reichte.


    Tauglichkeitsprüfung von

    Titus Sempronius Carus


    Alter: 27


    Vorerkrankungen: Vernarbte Schnittverletzung auf Höhe der Schulterblätter, keine Beeinträchtigung festzustellen.


    Körperlicher Zustand: tauglich für den Militärdienst


    Gehör: gut


    Augen: Leichter Silberblick, keine Beeinträchtigung der Sehschärfe oder des räumlichen Sehens festzustellen.


    Sonstiges: Kann lesen und rechnen. Grundkenntnisse im Reiten vorhanden. Nichtschwimmer.


    Untersuchender Arzt:

    Sisenna Iunius Scato

    cu-optio.png

    Optio Valetudinarii - Cohortes Urbanae



    "Das war's, du hast es überstanden. Bring die Tabula ins Officium Conducendi. Viel Erfolg bei den CU." Sein bis dato weitestgehend neutrales Gesicht sah nun freundlicher aus. "Und denk an die Massage."

  • Die Tabula erschien ihm nach der Aussage des Optio, er hätte es überstanden, wie ein Schatz. Erleichtert griff Sempronius nach ihr und drückte sie an sich.

    "Danke!", erwiderte er auf die Wünsche. Fast hätte er durch die Anspannung der letzten Minuten die Massage vergessen, daher bedankte er sich auch für die Erinnerung daran. "Mach ich. In der Not komme ich hierher, so habe ich das verstanden." Massagen standen auf seiner Prioritätenliste nicht oben, aber wer konnte schon wissen, ob sie sich durch die Ausbildung am Ende nicht verstärkten.

    "Vale!" Sein Ziel lautete Rekrutierungsbüro.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!