[Untersuchung] Decimus Nummius Myrtilus

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    Decimus Nummius Myrtilus


    Nummius fand sich umgehend im Officium von Optio Iunius Scato ein. Fast hätte er in der Aufregung noch vergessen anzuklopfen. Zudem war er müde, aber Befehl war Befehl und er selbst wollte auch wissen, wie er sein Bein besser vorbereiten oder schonen konnte. Was immer der Optio ihm raten würden. Er klopft und wartete ab, heute war er sehr viel gelaufen.

  • "Herein."


    Scato wartete, bis der Tiro eingetreten war und gegrüßt hatte. Er erkannte eines von Lurcos Küken. Leider nicht Crus beziehungsweise Mini-Pullus, wie man den kleinen Bruder vom Original-Pullus auch nannte, aber auch dieser Tiro bedurfte der medizinischen Fürsorge, die Scato ihm gern angedeihen ließ.


    "Wie geht es dir?"

  • Decimus Nummius Myrtilus


    "Salve Optio Valetudinarii Iunius, Cornicularius Purgitius schickt mich wegen der Beschwerden in meinem Bein. Es ist leicht kürzer als das andere und manchmal macht es mir Ärger. Heute beim Marsch hatte ich einige Probleme. Ich hoffe Du kannst mir helfen. Nach der Untersuchung muss ich Bericht erstatten", erklärte der junge Tiro respektvoll sein Problem.

  • "Alles zu heilen ist eine Kunst, die allein die Götter beherrschen. Aber alles zu lindern, das ist mein Metier. Natürlich kann ich dir helfen, Nummius. Vollständig ausziehen bitte, auch die Sandalen. Die Kleider kannst du dort auf den Stuhl legen. Dabei kannst du mir erklären, was genau dein Bein denn für Ärger macht und wie lange schon."

  • Decimus Nummius Myrtilus


    Myrtilus zog sich entsprechend des Befehls vollständig aus und legte die Sachen auf den Stuhl. Seine Sandalen stellte er direkt darunter, damit niemand darüber stürzte. Das fehlte ihm noch.


    "Bei längerem Marschieren oder wenn ich lange stehe, dann schmerzt mein Knie und mein Bein. So als würde ich einen Wadenkrampf bekommen. Es ist so, als ob es alleine überanstrengt, während der Rest von meinem Körper völlig in Ordnung ist Optio", versuchte der Tiro zu erläutern.


    Er hoffte Optio Iunius konnte ihm helfen, denn er wollte seine Ausbildung nicht aufgeben. Vielleicht gab es ja eine ganz einfache Lösung, nur war sie ihm nicht bekannt. Hoffnungsvoll wartete er auf die Untersuchung. Linderung oder Heilung, Nummius war alles Recht und so wartete er geduldig.

  • "Hm!"


    Scato richtete den Tiro an Schultern und Hüfte aus, so dass er gerade stand. Dann betrachtete er sich genau die Körperhaltung, den Stand des Beckens, die Knie und Fußhaltung und trat dann hinter ihn, um sich die Wirbelsäule anzusehen. Mit den Daumen drückte er an der Lendenwirbelsäule und am Steiß herum.


    "Tut das hier auch irgendwo weh?"

  • Decimus Nummius Myrtilus


    "Nein Optio, nur mein Knie tut weh. Mein Rücken nicht, der ist schmerzfrei. Ich glaube mit meinen Knie stimmt was nicht. Es ist nicht so robust Optio. Zudem heißt es, mein eines Bein ist etwas kürzer. Vielleicht liegt es daran, dass ich dann so komisch laufe? Kann es das sein? Danke dass Du Dich so kümmerst, das beruhigt mich", antwortete Myrtilus erleichtert, er vertraute Iunius.

  • "Ach, dafür bin ich doch da", sagte Scato liebenswürdig, freute sich aber über den Dank.


    "Das verkürzte Bein sehe ich, deswegen hast du einen leichten Beckenschiefstand. Das ist etwas, das viele haben und an sich nicht schlimm ist, doch gibt es Menschen, die davon irgendwann Beschwerden in der Wirbelsäule und dem Steiß bekommen. Das wird dann sehr lästig, kann bis zu Totalausfällen des Beins führen. Es nützt also nichts, das herunterzuspielen, nur weil es viele haben, besonders, wenn schon ein junger Mensch Probleme deswegen hat.


    Bei dir leidet momentan besonders das Knie des kürzeren Beines, das den Großteil der Last tragen musste. Es wurde schief belastet und überlastet. Seid ihr besonders viel marschiert in letzter Zeit?


    Leg dich mal rücklings dort auf die Liege."


    Scato zeigte in die entsprechende Richtung, wo eine Liege stand, an die er von allen Seiten herantreten konnte.

  • Decimus Nummius Myrtilus


    "Ein Dank gehört dazu, Du nimmst mich mit meinen Problemen ernst Optio Iunius. Andere die ich früher um Rat fragte, haben abgewunken. Ja in letzter Zeit sind wir viel marschiert und dann auch noch in voller Rüstung. Natürlich muss das sein und gehört zur Ausbildung dazu, aber es hat mir doch etwas mehr zugesetzt. Ich lege mich sofort hin", antwortete Myrtilus und legte sich wie von Optio Iunius gewünscht auf die Liege.

  • Dass er so überschwänglich ob seiner Passion gelobt wurde, war nicht so häufig, auch wenn die meisten Patienten unkompliziert und dankbar waren. Er freute sich, wenn ein Patient sich bei ihm derart gut aufgehoben fühlte. "Wir müssen alle unseren Platz im Leben finden. Meiner ist der des Heilers. Vielleicht klappt es auch irgendwann mit dem Arzt, aber das hat noch Zeit. Vielleicht ist der Capsarius irgendwann was für dich? Jedes Contubernium benötigt einen."


    So plauderte er ein wenig aus dem Nähkästchen, während er das fragliche Bein auf Beweglichkeit prüfte und in alle möglichen und unmöglichen Winkel bog und streckte. Die Beweglichkeit war nirgends eingeschränkt. "Tut irgendetwas davon weh?" Er beobachtete bei den Bewegungen genau das Gesicht des Tiro.

  • Decimus Nummius Myrtilus


    "Da hast Du Recht, jeder muss den Platz finden, auf den er passt und der Platz muss auch zu ihm passen. Ein Capsarius? Ja das wäre ein guter Posten für mich. Wie komme ich an so einen Posten?


    Die Seiten von meinem Knie schmerzen, sonst nichts Optio. Ich hatte versucht mehr das andere Bein zu belasten, aber beim Marschieren geht das leider nicht. Stehe ich längere Zeit, verlagere ich das Gewicht auf mein anderes Bein. Das funktioniert meist sehr gut. Capsarius...", dachte Myrtilus laut.

  • "So weit ist alles in Ordnung, dein Bein wurde nur überlastet. Nur ist in Anführungszeichen zu sehen, denn bei längerfristiger Überlastung beginnt zu früher Verschleiß. Aber das kriegen wir hin. Dreh dich mal auf den Bauch."


    Scato wartete, bis Myrtilus der Aufforderung nachgekommen sein würde. So ein lieber Patient.


    "Ich bin der Leiter des Valetudinariums, also läuft die Ausbildung über mich. Den Posten bekommst du, indem du deinem Centurio dein Interesse bekundest. Ist er einverstanden und hält dich für geeignet, verweist er dich auf mich und ich sorge dafür, dass man dir alles notwendige beibringen wird. Als Capsarius wärst du im Dienstalltag für die Gesundheit deiner Kameraden zuständig. Du würdest sie beraten, dich um kleinere Verletzungen und Wundpflege kümmern. Größere Probleme leitest du weiter an den Miles Medicus oder schickst den Patienten zu mir ins Valetudinarium. Wäre das etwas, das du dir vorstellen kannst?"

  • Decimus Nummius Myrtilus


    Myrtilus dachte über die Worte des Optio nach. Nicht kämpfen, sondern den kämpfenden Kollegen heilend beistehen. Es wäre ein anderer Kampf, aber einer des Erhalts und nicht der Zerstörung. Myrtilus musste sich ein breites Grinsen verkneifen und ob das was für ihn war. Er war den Cohortes beigetreten, um anderen zu helfen. Das war ja schon fast so etwas wie Medicus, wenn er verarzten durfte. Nun nicht ganz. Vielleicht nicht annähernd, aber es war einfach klasse.


    "Ob ich mir das vorstellen kann Optio Iunius? Das wäre traumhaft. Ich werde meinen Centurio fragen. Wobei ich glaube ich weiß gar nicht wer das ist. Ich werde meinen Ausbilder fragen und vielleicht kann er mich an den Centurio weiterleiten, so dass er mich zu Dir schickt? Das müsste doch gehen. Oder weißt Du wer unser Centurio ist?", grübelte Myrtilus etwas beschämt.

  • Während sie sich unterhielten, bekam Myrtilus den unteren Rücken massiert, dort, wo Wirbelsäule und Becken ineinander wuchsen. Scato bohrte dazu mit den Fingern ziemlich tief ins Weichgewebe an den Stellen, wo es sich mit den Knochen verband. Auf recht schmerzhafte Weise wurden so Verspannungen gelockert, die sich aufgrund des Beckenschiefstands wegen des kurzen Beins entwickelt hatten.


    "Du kennst euren Centurio nicht? Aber du hast ihn doch sicher schon mal gesehen und kannst ihn beschreiben? Dann weiß ich, wie er heißt. So viele Centurionen haben die Urbaniciani ja nicht. Früher war in dieser Centuria der gute alte Octavius Maro, aber der hat sich zu den Schwarzkutten verdrückt."


  • Decimus Nummius Myrtilus


    Myrtilus hätte noch stundenlang einfach liegen bleiben können. Die Massage tat gut und er fühlte sich bereits viel besser. Möglicherweise lag es nicht nur an der Massage, sondern auch daran, dass Optio Iunius seine Beschwerden ernst nahm. Auf die Frage hin, konnte er leider nur den Kopf schütteln.


    "Nein Ich kenne den Mann leider nicht Optio Iunius. Ich habe mich an meinen Ausbilder gehalten. Er hat mir unter anderem gesagt, dass ich mit meinen Beschwerden zu Dir gehen soll. Also muss. Er möchte darüber nachher Informationen, ob ich auch wirklich bei Dir war. Natürlich war ich das. Und ich habe etwas gelernt und einen neuen Weg aufgezeigt bekommen. Optio Iunius ich hoffe wir sehen uns bald wieder als Kollegen. Ich werde Cornicularius Purgitius ansprechen", freute sich Myrtilus.

  • "Tu das! Wir freuen uns immer über Verstärkung, die mit Herz bei der Sache ist. Der Verstand allein genügt nicht in der Heilkunst. Man muss es tief im Inneren spüren, weißt du? Zur Heilkunst gehören viele Aspekte, manch einer kommt mit körperlichen Beschwerden, andere tragen den Schmerz im Herzen. Auch diesen Patienten muss man helfen können und wollen. Nicht jede Krankheit ist mit dem Auge allein zu erfassen." Da Scato mit Plaudern beschäftigt war, wurde die Massage nicht so schmerzhaft, wie man es von ihm gewohnt war, sondern geriet fast angenehm.


    Als er fertig war, verkündete Scato dies mit einem: "So! Du darfst aufstehen, Myrtilus. Aber zieh dich noch nicht wieder an, sondern stell dich zunächst gerade hin. Dort." Er zeigte auf die Stelle vor dem Fenster, wo das Licht besonders gut war.

  • Decimus Nummius Myrtilus


    Myrtilus hörte Optio Iunius aufmerksam zu und freute sich ebenfalls. Er würde den Weg des Heilers beschreiten, er würde anderen helfen. Nicht mit dem Schwert, sondern mit seinem Wissen und der Heilkunst. Gut über beides verfügte er noch nicht, doch es würde werden.


    "Das hast Du sehr schön gesagt Optio Iunius, es klingt poetisch. So manches kranke Herz, kann sicher ganz anderes verursachen. Ich wollte immer Menschen helfen und ich dachte bei den Cohortes Urbanae wäre ich genau am richtigen Fleck. Darüber dass ich hier Heiler werden könnte, hatte ich mir nie Gedanken gemacht. Also noch weniger Optio Iunius, ich habe es nicht einmal gewusst. Doch als Du mir davon erzählt hast, habe ich gespürt, mit wie viel Liebe Du dabei bist. Was es Dir bedeutet, hier zu arbeiten und den Kameraden zu helfen.


    Und das möchte ich auch. Ich spürte, dass ist auch mein Weg. Draußen mit dem Schwert in der Hand, bin ich sicher nicht annähernd so nützlich wie hier. Es gibt so viele Leiden, dass man sie vermutlich alle gar nicht kennen kann. Außer die wahren Meister nach zig Jahrzehnten und sie entdecken sicher auch immer neue Leiden. Wie lange hast Du gebraucht, um all das zu erlernen?", fragte Myrtilus und stand wie gewünscht auf.


    Er blieb unbekleidet und stellte sich so hin, wie es Optio Iunius gesagt hatte. Er ging an den gewünschten Fleck und stellte sich so gerade hin, wie möglich.

  • "Das war auch mein Wunsch", erklärte Scato seinem Patienten. "Auch ich kam zu den Cohortes Urbanae, weil ich helfen wollte, die vermaledeite Welt ein Stück zu verbessern. Inzwischen sehe ich das Ganze abgeklärter und realistischer. Na ja, du merkst schon selbst irgendwann, was ich meine, ich will dein Feuer nicht vor der Zeit ersticken. Aber für einige Wenige konnte ich sie tatsächlich besser machen. Du bist hoffentlich einer von ihnen. Wenn einem das gelingt, dann als Heiler, egal ob als Capsarius, Miles Medicus, Optio Valetudinarii oder richtiger Medicus."


    Scato betrachtete erneut die Körperhaltung von Myrtilus nach der Massage. Dann schob er ihm ein flaches Brettchen unter den Fuß des kurzen Beins. "Probier mal, wie sich das für dich anfühlt."

  • Decimus Nummius Myrtilus


    "Abgeklärter?", fragte Myrtilus und schaute Optio Iunius mit großen Augen an. Man sah die Frage förmlich in seinem Gesicht stehen, was war dem Optio geschehen?


    "Danke Optio Iunius ich hoffe sehr, dass Du mir helfen kannst. Mit Deinem Rat hast Du mir schon geholfen, ich habe einen Weg gefunden, den ich beschreiten werde. Darf ich dennoch fragen, was Dir geschehen ist?", wagte Myrtilus zu fragen und testete seinen Stand auf dem Brett.


    "Das fühlt sich erstaunlich... gut an. Brauche ich etwa... Bretter in den Sandalen?!?", fragte Myrtilus erstaunt. Auf so eine Idee wäre er niemals gekommen! Iunius war ein erstaunlicher Mann und Heiler! Nummius musste sich ein Grinsen vor Freude verkneifen.

  • "Du benötigst keine Bretter in deine Sandalen, das wäre ja höchst unbequem, aber eine Erhöhung der Sohle beim kurzen Bein würde dir helfen, um den Beckenschiefstand zu korrigieren. Das ist es, was dein Knie schmerzen ließ, es wird schief abgenutzt, genau wie deine Hüftgelenke. Nicht viel, aber du merkst ja, dass es dennoch zu Problemen führen kann, wenn nicht jetzt, dann in ein paar Jahren. Probier mal, ob sich das jetzt besser anfühlt oder ob es vorher angenehmer war."


    Scato zog das flache Holzstück unter der Sohle hervor und schob nun ein etwas dickeres Brettchen unter den Fuß von Myrtilus, wonach er sich wieder aufrichtete, um erneut dessen Körperhaltung zu betrachten. Wichtiger als seine visuelle Einschätzung war hier jedoch das subjektive Empfinden des Patienten, denn kein Medicus konnte derart präzise die optimale Höhe ermitteln wie der Betroffene selbst durch sein Körpergefühl.


    "Was mir geschehen ist? Mir ist die Realität geschehen. Du bist zu den Cohortes Urbanae gekommen, um Gutes zu tun. Mir ging es damals genau so und vielen anderen auch. Nun stell dir selbst folgende Frage, Myrtilus: Sind Recht und Gerechtigkeit deckungsgleich?"

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