Der Aurelier begab sich in die Bibliotheca um Näheres über die Familie, ihre derzeitige wirtschaftliche Situation sowie ihren Stand im Imperium zu erfahren. So viele Bücher hatte Titus noch nie gesehen und so schaute er verzweifelt über die endlosen Titel der Bücher hinweg. Wie sollte er anfangen sich hier einen Überblick zu verschaffen? Titus fischte aus den Reihen erst einmal Bücher über die Familie und ihre erfolgreichen Taten um sich diese zu Gemüte zu führen. Es war bereichernd so viele Erlebnisse der Gens zu erfahren. Spannender Lesestoff, der dem jungen Mann stolz die Brust anschwellen ließ. Was war die Familie in der Vergangenheit erfolgreich gewesen. Die Aurelier waren ein wichtiger Bestandteil des Imperiums gewesen und unterstützten eine lange Reihe von Kaisern mit ihrem Dienst.
So zog sich die Nacht dahin und Titus ermüdete so langsam. Er stand daher auf um etliche der Bücher wieder in die Regale zurückzuschieben, als ihm ein verstaubtes im hintersten Eck stehendes Büchlein ins Auge sprang. Es war nur schwer zu entziffern und schien sich um den Gott Kronos zu handeln. Titus Gedanken ratterten vor den erlernten Erinnerungen seines Lehrers Sokrates. Was hatte der gute Sokrates über Kronos nur gesagt? … Hm, hm … was war das nur noch mal gewesen???
Kronos war doch der Anführer der Titanen und Gott der Zeit gewesen. Was war da noch was sein Lehrer ihm erzählt hatte? Er war der jüngste Sohn der Gaia und des Uranos, Anführer der Titanen sowie Vater von Zeus und den Kroniden. Er entsprach in der römischen Götterwelt ungefähr Saturnus. Da Uranos seine Kinder so sehr hasste und sie iin den Tartaros verbannte, gebar Gaia ihre Kinder die Titanen im Geheimen. Sie hasste Uranos so sehr, so dass sie Kronos anstiftete Uranos mit einer Sichel zu entmannen. Dadurch wurde Kronos zum Herrscher der Welt und Begründer des Goldenen Zeitalters. Kronos nahm seine Schwester Rhea zur Gattin. Aus Angst, selbst entmachtet zu werden, fraß er jedoch alle Kinder, die aus dieser Verbindung entstanden. Den jüngsten Sohn jedoch, Zeus, versteckte Rhea, während sie dem Kronos einen in eine Windel gewickelten Stein überreichte, den dieser verschlang, ohne den Betrug zu bemerken. So konnte Zeus ungestört heranwachsen. Später gelang es Zeus, seinen Vater mit List und Gewalt zu überwinden, worauf Kronos erst den Stein und dann seine verschlungenen Kinder ausspuckte.
Es wurde erzählt, dass Kronos eines Tages vom fließenden Honig berauscht dalag und so von Zeus gefesselt werden konnte. Anschließend brachte dieser ihn auf die „Insel der Seligen“, die am Rande des Erdkreises liegt, wo Kronos bis heute weile. So in etwa war die Geschichte um Kronos erzählt worden.
Doch was hatte es nun mit dem Büchlein auf sich?
Auf der ersten Seite stand ein Satz mit krakliger griechischer Schrift.
„Wanderer der du dieses Buch in Händen hälst, senke demütig dein Haupt vor den Weisheiten des Kronos. Nehme dankbar die Aussagen des großen Gottes auf und erweitere dein Wissen. Nur der Krieger der reinen Herzens ist versteht die Weisheiten des Kronos.“
Die Kriegertugenden
1. Einsamkeit
Schaffe Zeit für dich. Wenn du Klarheit und Weisheit des Geistes suchst, ist Stille ein hilfreiches Werkzeug. Die Stimme deiner Seele ist leise und nicht zu hören, wenn sie sich gegenüber anderen durchsetzen muss. Genauso wie es unmöglich ist, sein Spiegelbild in aufgewühltem Wasser zu sehen, so ist es mit der Seele. In der Stille können wir die Ewigkeit spüren, die in uns schlummert.
2. Demut
Verkünde nie, dass du ein Krieger bist, sondern verhalte dich einfach wie ein solcher. Du bist nicht besser als irgendein anderer, und niemand ist besser als du.
3. Dankbarkeit
Die einzige kluge Antwort auf das andauernde Geschenk des Lebens ist Dankbarkeit. Für alles was gewesen ist, sagt ein Krieger: „DANKE.“ Zu allem, was kommt, sagt ein Krieger: „Ja“.
4. Stolz
Tue niemals so als wärest du kein Krieger, oder versuche, dich kleiner zumachen, weil du vermutest, dass dein Gegenüber sich dann wohler fühlt. Wir erweisen anderen den größten Respekt, in dem wir ihnen unser bestes zeigen.
5. Zusammenarbeit
Jeder von uns folgt seinem eigenen Weg. Wir werden zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort geboren, und unsere Herausforderungen sind einzigartig. Für uns Krieger ist das Verständnis und die Achtung unserer Verschiedenheit entscheidend für die Fähigkeit, sich unsere gemeinsame Kraft nutzbar zu machen. Der Einsatz von Gewalt mag im Notfall und zum Schutz notwendig sein, doch ohne Gerechtigkeit, Anständigkeit und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit kann man andere Menschen nicht wirklich erfolgreich führen. Wir müssen als Brüder zusammenleben und arbeiten oder als Narren untergehen.
6. Freundschaft
Die Qualität deines Lebens wird zum großen Teil von der Auswahl der Menschen bestimmt werden, mit denen du deine Zeit verbringst.
7. Vergebung
Wem es schwerfällt zu vergeben, wird nicht viele Freunde finden. Suche das beste in dir und den anderen.
8. Ehrlichkeit
Eine unehrliche Zunge und ein unehrlicher Geist versschwenden unsere Zeit und damit unser Leben. Wir sind hier, um zu wachsen, und die Wahrheit ist das Wasser, das Licht und der Boden, in dem wir wachsen. Der Panzer der Lüge ist fein geschmiedet aus Dunkelheit und verbirgt uns nicht vor den anderen, sondern vor unserer eigenen Seele.
9. Mut
Alles was Licht spendet, muss das Brennen der Flamme ertragen.
10. Haltung
Haltung ist die Fähigkeit, Veränderungen hinzunehmen. Bleibe offen und beweglich; die Spröden zerbrechen.
11. Geduld
So etwas wie die Gelegenheit, die nicht wiederkommt, gibt es nicht. Ein eiliger Verstand ist ein verwirrter Verstand; er sieht und hört nicht gut; er sieht, was er sehen will, oder hört, was zu hören er fürchtet, und verpasst vieles. Ein Ritter macht die Zeit zu seinem Verbündeten. Es gibt einen Moment zu handeln, und mit klarem Verstand ist dieser Moment offensichtlich.
12. Gerechtigkeit
Es gibt nur eines womit ein Krieger keine Geduld und Nachsicht hat: Ungerechtigkeit. Der wahre Krieger kämpft jederzeit für menschliche Würde.
13. Großherzigkeit
Du wurdest ohne Besitz geboren und ohne Besitz wirst du wieder aus diesem Leben gehen. Sei sparsam, dann kannst du großzügig sein.
14. Disziplin
Auf dem Schlachtfeld wie in allen anderen Dingen werden deine Leistungen so gut sein, wie du dich geübt hast, also arbeite hart. Durch Übung baust du die Straße, um deine Ziele zu erreichen. Vortrefflichkeit entsteht aus Aufmerksamkeit fürs Detail. Gib immer alles. Spare nichts für den Heimweg auf. Je besser ein Krieger sich vorbereitet, desto weniger wird er bereit sein, sich zu ergeben.
15. Hingabe
Maßvolle Anstrengung, maßvolles Ergebnis. Unternimm jeden Tag Schritte, um diese Regeln besser zu befolgen. Glück ist ein Nebenprodukt der Planung. Der Amboss überdauert den Hammer.
16. Rede
Sprich nicht schlecht von anderen. Ein Krieger verbreitet keine Neuigkeiten, die er nicht sicher verbürgt weiß, oder verurteilt, was er nicht versteht.
17. Glaube
Um mehr zu verstehen, muss man manchmal weniger wissen.
18. Gleichheit
Die Gleichheit aller Menschen ist für jeden Krieger eine feststehende Wahrheit. Ein Krieger ist niemals zugegen, wenn Männer und Frauen in irgendeiner Weise erniedrigt oder bloßgestellt werden, denn wenn ein Krieger zugegen wäre, würde denen, die andere mit Worten oder Taten verletzen, Einhalt geboten werden.
19. Liebe
Liebe ist das letztendliche Ziel. Sie ist die Musik unseres Lebens. Es gibt kein Hindernis, das genug Liebe nicht aus dem Weg räumen könnte.
20. Tod
Das Leben ist eine Folge von Abschieden; allein die Umstände sollten uns noch überraschen. Einem Krieger ist Dankbarkeit für das Leben, das ihm geschenkt wurde, ein Anliegen. Er fürchtet den Tod nicht, denn das Werk, das ein Krieger beginnt, mögen andere vollenden.