Trans Tiberim - "Zum grünen Genius"

  • - Irgendwann vor einigen Wochen -



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    Pelias, Custos


    Auf ein neues. Zum wiederholten Male lenkte Pelias seine Schritte nach Trans Tiberim. Der Grüne Genius lag inmitten des alten Zentrums des Viertels, ein uriges Amüsierlokal, die Fassade aus verwitterten Brettern, mit einer umlaufenden Balustrade, um die sich Weinlaub rankte, alte verholzte Triebe, einem Knäuel von Würgeschlangen gleichend.
    Sie erinnerten Pelias immer an die steinerne Laokoon-Gruppe auf dem Forum von Luca, jedesmal wenn er hier vorbeiging musste er an diese zurückdenken, in deren Schatten er damals die Fleischspieße verkauft hatte (bei denen nie so ganz klar gewesen war woraus sie bestanden) und jedesmal hatte er wieder den Geruch von ranzigem Fett in der Nase, und in den Ohren das schrille Keifen seiner Herrin, und dann war er – zwei Atemzüge lang – wieder der magere Junge mit den verschorften Knien, der im Fettdunst stand und davon träumte Gladiator zu werden. (Was später tatsächlich so geschehen war, mit den Träumen jedoch wenig übereingestimmt hatte.)


    Zwei Atemzüge später war Pelias wieder der routinierte Custos, nicht weniger lebensgegerbt als die Hauswand des Grünen Genius, unterwegs im Auftrag seines Patrons, zu dem er eine nicht geringe Loyalität hegte. Wenngleich diese Ergebenheit durch solch unsinnige Aufträge wie der heutige immer mal wieder hart auf die Probe gestellt wurde. Was tat man nicht alles für den, der einen freigelassen hatte.

    Eine klimpernde Tingeltangel-Melodie drang aus dem Lokal, kunstlos aber eingängig.
    Sie missfiel Pelias, und er verwarf den Gedanken, nach erledigtem Auftrag noch einen Moment in dem Lokal zu verweilen.


    Zu seinem Glück musste er den Mann, wegen dem er hier war, nicht lange suchen: der Türsteher mit den auffälligen Sommersprossen genoss eine Pause, er saß auf einer Bank neben dem Eingang, die Beine lang ausgestreckt, das Gesicht der Abendsonne zugewandt. Struppig stand sein rötliches Haar empor, ein schräger Sonnenstrahl ließ es aufflammen wie einen Feuerkranz.

    "Salve!" grüßte ihn Pelias.
    "Salve auch dir." erwiderte der Türhüter, Rufus geheißen.
    "Wie sieht es aus?"
    "Nichts neues, mein Freund, nichts neues."
    "Keine Nachricht von Kyriakos? Dem Hinkenden?"
    "Nein." antwortete der Rothaarige gleichmütig, "Nichts."
    "Nun ja. Für den Fall, dass er doch noch auftaucht – hier ist was für ihn. Verwahre es gut und übergib es ihm. Nur ihm."
    Pelias überreichte dem Rothaarigen einen Sack mit einem gut ellenlangen Holzkasten darin. Der war verschnürt und grob versiegelt und sah nach nichts besonderem aus, um keine Begehrlichkeiten zu wecken, doch Pelias wußte um den kostbaren Inhalt, der darin verborgen war, in ein geöltes Tuch eingeschlagen, sorgfältig gepolstert, damit nicht klapperte.
    Auch zählte er Rufus einige Sesterzen in die schaufelartige Handfläche. Der Mann hatte einen guten Ruf, doch Pelias hielt die ganze Aktion für haarsträubend. (Aber ihn fragte ja keiner. Nein, im Gegenteil, sein guter Rat wurde ihm noch übel genommen.)
    "Nochmal soviel wenn du es ihm übergeben hast."
    "Ist gut."
    "Auf bald."
    "Man sieht sich."
    Mit lässiger Abschiedsgeste erhob sich Rufus, ging eine Stiege hoch und verschwand im Obergeschoß des Grünen Genius.
    Pelias wandte sich zum Gehen. Die Lehren der Epikureer hatten ihm die Illusion ausgetrieben, dass die Götter sich um die alltäglichen Angelegenheiten der Menschen scherten. Sonst hätte er wohl die Unsterblichen um Beistand für einen glücklichen - oder zumindest glimpflichen - Ausgang der ganzen Affäre gebeten.





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