Triclinium - Das Esszimmer

  • Etwas unwirsch schaute ich zu meinen beiden Schwestern herüber, die jetzt nur noch am Herumblödeln waren. Ich mochte beide von Herzen gern, aber sie fanden manchmal einfach kein Ende mit ihren Albereien.


    Mich aber interessierten Festus´ Beweggründe für seinen Aufenthalt in Rom. Daher ignorierte ich die Bemerkungen der Zwillinge und fragte meinen Bruder schmunzelnd : "Festus, du drückst dich in der Tat noch geheimnisvoller als die Sibylle von Cumae aus. Und deren Sprüche haben es schon in sich, wie ich selbst erfahren mußte."


    Eigentlich hatte den uns betreffenden Orakelspruch ja nur Liliana gehört, die ihn mir aber wortwörtlich wiedergegeben hatte.


    "Komm, erzähl uns jetzt. Nach welcher Aufgabe strebt dein Herz? Was erhoffst du dir in Rom?"


    Vermutlich dasselbe was alle Welt nach Rom trieb, dachte ich. Der Wunsch nach Karrierre, schöne Frauen, die Annehmlichkeiten einer Großstadt und so weiter. Britannia war nun wirklich kein Ort zum länger dort verweilen. Für meinen Geschmack eine der furchtbarsten Provinzen, welche das Imperium zu bieten hatte. Dieser Überzeugung war ich immer gewesen und ich fragte mich nur , wie es mein Bruder dort solange ausgehalten hatte, fernab von Rom wo wir zusammen aufgewachsen waren.

  • Sichtlich irritiert hatte ich meinen Schwestern gelauscht. Ich beschloss, vorerst nichts mehr zu essen, wer weiß was da drin war ;)


    Mit einem "äh", wandte ich mich wieder meinem Bruder zu. Was wollte ich noch gleich erzählen? "Vigil. Ich möchte Vigil werden.", sagte ich schließlich.

  • Etwas überrascht schaute ich Festus an. Natürlich freute mich sein Wunsch, aber ich wollte seine Motive dafür in Erfahrung bringen.


    Da sprichst du natürlich mit dem richtigen Mann, Festus. Schließlich bin ich der Praefectus Vigilium. Aber, wie kommst du auf diesen Wunsch, Bruderherz? Unser Väterchen hat dir wohl viele schöne Geschichten über die Abenteuer mit seine alten Freund Petronius Longus erzählt, welcher seinerzeit bei den Cohortes Vigiles auf dem Aventin seinen Dienst versah..."

  • Lachend schüttelte ich den Kopf.
    "Nein, im Gegenteil. Was unser Herr Papa mir davon so erzählt hat war eigentlich eher abschreckend."
    Eine Weile überlegte ich, wie ich am besten beschrieb, warum ich mich so entschlossen hatte.
    "Zum einen wohl, weil ich ja, wie gesagt, schon einige andere Dinge ausprobiert habe, die mir absolut nicht lagen. Zum anderen weil ich glaube, dass ich so Rom am besten dienen kann." :]

  • Ich kannte meinen Bruder lange genug, um ihm anzumerken, wenn ihm etwas ernst war, wenn er von etwas überzeugt war. Dies war jetzt der Fall.


    "Gut, Bruderherz. Du hast es nicht anders gewollt." sagte ich schmunzelnd. "Herzlich Willkommen bei den Cohortes Vigiles. Beschwer dich aber hinterher nicht bei mir."


    Ein Augenzwinkern verriet Festus, wie ich das meinte.


    "Dann melde dich bald im Rekrutierungsbüro der Cohortes Vigiles. Dort erfährst du alles Weitere. Sag ruhig dazu, das du mein Bruder bist. Dann wissen meine Leute gleich, das sie dich besonders hart ran nehmen müssen." sagte ich lachend, um dann in ernstem Ton fortzufahren.


    "Vetternwirtschaft gibt es bei den Vigiles nicht. Du wirst es als mein Verwandter schwerer haben als andere. Aber wenn du dich dort durchbeißt, stehen dir in der militärischen Laufbahn viele Türen offen."

  • "Mach dir um mich mal keine Sorgen, ich bin ja Kummer gewohnt."
    Grinsend nickte ich zu den "Gewitterhexen" ;)
    "Ich werds schon schaffen."
    Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte bekam ich das im Allgemeinen auch geregelt...mal sehen ob das hier auch der Fall war.
    "Wer Britannien überlebt überlebt auch ein paar strenge Vorgesetzte."

  • "Gesunde Einstellung. Erleichtert die Sache. Etwas. Ein klein wenig." antwortete ich feixend.


    "Ähm..., du mußt zu Beginn übrigens eine Aufnahmeprüfung ablegen. Aber die schaffst du schon."

  • "Womit hast du dich in Britannien denn herumgeschlagen? Erzähl mal etwas. Am besten etwas schön abschreckendes, damit ich niemals auf die Idee komme dort hinzureisen." fragte ich lachend.

  • Beim Gedanken an Britannien schüttelte ich mich. Ein Land, in dem sich die Menschen blau anmalten konnte nicht normal sein, fand ich.
    Durch Falcos vorigen Blick wieder ernüchtert grinste ich meine Schwester nochmal an und aß schweigsam weiter.

  • "Ohje....wo fange ich da nur am besten an?"


    Ich lehnte mich zurück und grübelte nach. Ich war mittlerweile schon so lange unterwegs, dass ich mich fast nur noch an die schöneren Dinge auf der Insel erinnerte.
    "Also, erstmal, die Frauen sind...ähm...sagen wir, wenn ich die Wahl zwischen einer von den Britinnen und einem Kamel hätte würde ich das Kamel bevorzugen." :D
    "Dann das Wetter. Ich glaube, in Rom regnet es in 20 Jahren nicht so viel wie dort in einem einzigen. Dauernd Nebel, nass, kalt. Ungemütlich eben.
    Wein findest du bei den Einheimischen auch nicht...die trinken irgendso ein bitteres Gesöff...mir entfällt dauernd der Name. Naja, das Essen ist auch nicht viel besser."
    Noch eine ganze Weile berichtete ich von den 'Vorzügen' in Britannia.
    "So. Ich glaube das wars im Groben.
    Wenn ich jetzt so darüber nachdenke wundere ich mich, warum ich so lange dort geblieben bin." :D

  • "Das frage ich mich bei deiner Beschreibung der unglaublichen Vorzüge Britannias allerdings auch, Bruderherz." sagte ich lachend.


    "Ich hoffe jedenfalls, das die unergründlichen Ratschlüsse der Götter niemals meine Wege für längere Zeit dorthin führen."


    Um einen kürzeren Besuch Britanniens würde ich wohl auf Dauer nicht herumkommen, dachte ich, da unsere Eltern dort lebten. Ich hoffte allerdings, das diese sich irgendwann vielleicht doch wieder nach dem italischen Klima und den Annehmlichkeiten der Zivilisation zurücksehnen und hierher zurückkehren würden.

  • Schmunzelnd kratzte ich mich am Kopf. "Hm...ja...vielleicht schafft Vater es ja doch irgendwann mal, Mutter von ihren Blumenbeeten loszueisen. Dann kannst du gemütlich warten, bis sie nach Rom kommen." ;)
    Entgegen meines Vorhabens, nichts zu Essen griff ich nun doch nach ein paar Oliven. Herrje, wie lange hatte ich schon keine richtigen Oliven mehr gegessen?

  • "Das wäre tatsächlich das Allerbeste, Festus. Wir jungen Leute warten gemütlich hier in Rom, bis unsere Alten ihre morschen Knochen von der Insel zu uns rüberschwingen." antwortete ich grinsend.


    "Die beiden waren aber schon immer ziemlich fit und reiselustig. Wir brauchen uns da hoffentlich keine Sorgen um sie machen."

  • "So ist es. Die können ein bisschen Bewegung gut gebrauchen. Seit unser alter Herr im Ruhestand ist wird er ohnehin immer mürrischer. Du kennst ihn ja, er braucht immer etwas zum tun.", meinte ich und grinste fröhlich mit.


    "Aber sag mal, hier in der Casa habt ihr ja auch einiges verändert, oder?! Ist allerdings schöner als vorher, muss ich zugeben."

  • "Schön, das es dir gefällt, Festus." antwortete ich.


    "Das Lob für die Verschönerungen gebührt aber vor allem meiner Frau Liliana und unseren beiden Schwestern."


    Ich warf einen Blick auf die Zwillinge, welche sich seit geraumer Zeit still ihrem Essen widmeten. Das ich sie mit einem einzigen strengen Blick zum Schweigen brachte, das kam auch nicht oft vor, dachte ich. Waren sie jetzt beleidigt?, grübelte ich.


    "Wir mußten auch bereits einige Anbauten vornehmen, da es immer mehr Angehörige unserer anscheinend sehr fruchtbaren Familie nach Rom zieht." sagte ich weiter zu Festus.


    "Dein Zimmer ist ebenfalls schon vorbereitet, Bruderherz. Ich werde den Besuch bei einem Architekten für eine komplette Renovierung oder gar für einen Neubau allerdings nicht mehr lange hinauszögern können. Am Geld für den Architekten fehlt es ja nicht, dafür aber an der Zeit."

  • "Das ist wohl der Preis des Erfolges, Bruderherz, wenig Zeit zu haben." sagte ich nachdenklich zu Falco.


    "Also beklag dich nicht." ;)



    Falcos Blick auf die Zwillinge war mir nicht entgangen und deren plötzliche für sie völlig untypische Schweigsamkeit gleich gar nicht. Die Stimmung wieder aufzulockern wäre keine schlechte Idee, dachte ich mir.


    "Schwesterherzen. Vorhin kamen Falco und ich kaum noch zu Wort und jetzt mampft ihr schweigend vor euch hin, als ob es für euch nichts Wichtigeres als das Essen gäbe." sagte ich grinsend zu unseren Schwestern.


    "Was tut ihr eigentlich, wenn ihr mal nicht damit beschäftigt seid eure Verehrer abzuwimmeln? Von Falco weiß ich inzwischen, das er in Rom eine große Nummer geworden ist. Ich selbst will auch einiges erreichen und durch eure Adern fließt das gleiche Blut. Bei der Politik unseres derzeitigen Imperators stehen euch als Frauen ja zahlreiche Möglichkeiten offen. Falco hält euch außerdem mit Taschengeld bestimmt kurz, wie ich ihn kenne. Also werdet ihr arbeiten müssen." sagte ich augenzwinkernd.


    Ich kannte meine beiden Schwestern gut genug, um zu wissen das Untätigsein nichts war, was ihnen lag.


    "Erzählt mal, was ihr zum Ruhme Roms beitragt ;) und welche Ziele ihr habt..."


    Lachend fügte ich hinzu: "Ich meine jetzt nicht das Ding mit der Weltherrschaft."

  • Schmunzelnd sah ich zu meinem kleinen Bruder, während Aemilia fleißig weiteraß...vom Essen konnte sie nunmal nichts und niemand abhalten. 8o
    "Weißt du, wir müssen uns ja auch stärken, für die Welteroberung." ;)


    Demonstrativ kaute ich auf einem Stück undefinierbarem Gemüses herum.
    "Verehrer abwimmeln tut ja schon Falco für uns, da haben wir viel Zeit uns um andere Dinge zu kümmern.", erklärte ich breit grinsend. "Unser Schwesterchen hier-", ich deutete zur kauenden Aemilia, "-hat ihren Platz im Cultus Deorum als Priesterin der Diana gefunden. Ich war bis vor kurzem Popa der Minerva, bis ich schließlich Magister Scriniorum wurde...und nebenbei auch noch die Briefe verschicken darf."
    Das Gemüse mit etwas Wein hinunterspülend fügte ich schlließlich hinzu: "Du siehst Brüderchen, du musst dich ganz schön ranhalten, wenn du mit uns mithalten willst." ;)

  • "Glückwunsch zu deiner Beförderung, Aelia." Ich freute mich für meine Schwester.


    "Aber glaub´mir, ich werde auch noch von mir reden machen in Rom." fügte ich mit einem Augenzwinkern hinzu. "Bevor es soweit ist werde ich aber noch einige Liter Schweiß in der Grundausbildung bei den Vigiles vergießen dürfen..."


    "Nicht wahr, Brüderchen?" sagte ich zu Falco gewandt.

  • "Da hast du recht, Brüderchen.“ antwortete ich grinsend.


    "Centurio Sabellius wird euch Probati noch ordentlich Feuer unter dem Hintern machen, bevor ihr mit euer Grundausbildung fertig sei. Er ist als harter Hund verschrien. Andererseits erkennt er gute Leistungen und Einsatzbereitschaft an. Gib dir einfach ordentlich Mühe im Dienst, dann hast du auch kein allzu schweres Leben bei ihm.“


    Ich schaute mich nach meiner Schwester Aemilia um. Diese mampfte immer noch genüßlich vor sich hin und tat unbeteiligt. Dennoch war ich mir sicher, das sie ihre Ohren gespitzt hatte und unser Gespräch genau verfolgte. ;)


    Was sagst du eigentlich dazu, Aemilia, das dein Schwesterherz Aelia der Priesterschaft den Rücken zugekehrt hat?" fragte ich sie jetzt.

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