Wahlrede zur Prätur von Lucius Annaeus Florus Minor

  • Ganz früh am Morgen, nur ganz kurz nachdem die Sonne ihre ersten Strahlen über die Rostra auf dem Forum Romanum geworfen hatte, ergoss sich eine ganze Armee an Helfern und Sklaven aus der Domus Annaea über das Forum Romanum. Die Rostra wurde blank gefegt und sauber geputzt, es wurden Stände aufgebaut und ein bestimmtes Gebäude an einer Seitenstrasse des Forums wurde feierlich geschmückt.


    Dieses gehörte der Gens Annaea schon seit vielen Generationen, sollte aber mit der Wahlkampfrede des Senators nun einem neuen Zweck zugeführt werden. Daher wurde es mit Girlanden und Blumen geschmückt, als wäre es ein Wohnhaus einer römischen Gens, welche gerade die Saturnalien feierte.


    Das emsige Treiben vor und auf der Rostra erweckte schnell Aufmerksamkeit und es sammelte sich eine grosse Schar Bürger, welche die anstehende Rede des Senators verfolgen wollte. Der Name Annaeus Florus zog spätestens seit seiner Amtszeit als Volkstribun eine wesentlich grössere Anzahl Menschen an als früher.

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  • Annaeus Florus Minor galt als sehr korrekter Mann. Er war sicher keine schlechte Wahl. Als Patron von Stilos Neffen Iunius Caepio war es zudem praktisch Familiensache, ihn im Wahlkampf zu unterstützen. Doch Stilo wäre nicht Stilo, würde er nicht darüber hinaus denken.


    Sein Bruder, der exzentrische Ravilla, hatte es sich im Senat bei dem einen oder anderen schon verdorben, bevor er überhaupt selbst Senator war. Das musste einer erst mal schaffen. Ravilla würde in Zukunft bei seiner Karriere jede nur erdenkliche Hilfe nötig haben, sofern er nicht am Ende seines Tribunats im Triumphzug aus Germania wiederkehrte. Also galt es, dem alten Prinzip von Geben und Nehmen tatkräftig zu frönen und zu hoffen, dass der Annaeer sich zu gegebener Zeit daran erinnern würde.


    Stilo stand mit der gesamten Centuria in Zivil auf dem Platz verteilt, die Männer klatschten emsig und johlten aus voller Kehle beim Erscheinen des Senators, sie machten einen Lärm und pfiffen mit glänzenden Äuglein, als stünde dort nicht ein angehender Praetor, sondern ihr Lieblingsgladiator.

  • Ich hatte mich auch auf dem Forum eingefunden, um meinen Patron zu unterstützen. Gespannt wartete ich darauf, was er sagen würde. Im Anschluss würde ich sehen, dass ich Zweifler im persönlichen Gespräch überzeugen könnte. Als ich Seius Stilo erblickte, nickte ich ihm kurz zu.

  • Das Forum Romanum war neutrales Gelände für alle Bruderschaften. Jeder durfte sich hier und auch auf den Märkten und anderen Fora der Stadt aufhalten, ohne dass seine Beweggründe hinterfragt wurden. Heute war dies besonders wichtig, da Selenus sich mit seinen Männern in einem Wahlkampf engagieren wollte. Lucius Annaeus Florus Minor war ein Mann, der sich bereits mehrfach ausgezeichnet hatte und mit dem Selenus eine lange, wenn auch für die meisten Menschen geheime Geschichte verband.


    So waren auch die Männer der Bruderschaft heute auf dem Forum anwesend und klatschten und johlten mit den in Zivil gekleideten Prätorianern und der versammelten Menge um die Wette. Woher die Brüder wussten, dass Prätorianer anwesend waren? Nun, das war kein Geheimnis und zudem war auch das Eine oder Andere bekannte Gesicht unter den Anwesenden. ;)

  • Stilo stand mit der gesamten Centuria in Zivil auf dem Platz verteilt, die Männer klatschten emsig und johlten aus voller Kehle beim Erscheinen des Senators, sie machten einen Lärm und pfiffen mit glänzenden Äuglein, als stünde dort nicht ein angehender Praetor, sondern ihr Lieblingsgladiator.

    Sophus war dankbar, dass er nicht der einzige Prätorianer war, der scheinbar der Meinung war, dass Lucius Annaeus Florus Minor die Wahl zum Prätor gewinnen sollte. Optio Seius Stilo war mit seiner ganzen Centuria in Zivil anwesend, also auch mit Sophus, der seine Aufgabe wie immer sehr ernst nahm und neben dem Klatschen und Johlen nicht vergass, die Augen offen zu halten und allfällige Störenfriede ausfindig zu machen.

  • Secundus würde der Wahlrede des Annaeus Florus Minor interessiert zuhören. Eventuell kann ihm der Mann später noch von Nutzen sein, wenn er ihn jetzt unterstützt Weshalb es hier von Prätorianern nur so wimmelte, verwundert ihn zwar ,aber es störte ihn auch nicht weiter.

    Er aplaudierte höflich ,aber nicht so frenetisch wie andere, das geziente sich nicht.

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  • Die Prätorianer, die in ziviler Kleidung und weitläufig verteilt auf dem Platz standen, waren allerdings nur für jene, die sie persönlich kannten, als solche zu erkennen, auch wenn ihre muskulöse Statur durchaus vermuten ließ, dass es sich hierbei um Soldaten handeln könnte. Die Einheit war durch nichts zu erkennen. Sie waren schließlich nicht dienstlich hier, sondern privat, weil ihr Optio es aus persönlichen Grünen "nett finden würde, wenn sie den Annaeer unterstützten". Wer stieß seinen Optio schon gern vor den Kopf? Außerdem winkte als Gegenleistung für diesen Gefallen eine Extraration Fleisch und Wein für jeden, der sich beteiligte.

  • Als ich mit meiner Entourage das Forum betrat, waren bereits Sprechchöre im Gange und es wurde gejohlt und geklatscht, als ob Cicero persönlich gleich eine seiner berühmten Reden halten würde. Ich wusste sehr wohl, dass ich kein Cicero war, aber es war die Zeit der Saturnalien und das Volk erwartete Geschenke, also hatte ich heute ein ganz spezielles Geschenk in meinem Gepäck, den symbolischen Pileus für die Saturnalia auf dem Kopf. Dieses passte nicht in die Säcke, von denen ich zum Zeichen des Festes auch gleich selbst einen schleppte um die Arbeit nicht gänzlich meinen Sklaven zu überlassen. Sie waren gefüllt mit kleinen Säckchen voller Nüsse und einigen wenigen Silbermünzen. Geschenke, die traditionell zu den Saturnalien gehörten und heute im Zuge meiner Wahlkampfrede an das Volk verteilt werden würden.


    So betrat ich die Rostra, den grossen Sack auf dem Rücken, während die anderen Männer ihre Säcke vor der Rostra deponierten und zwei von ihnen danach zu mir hochstiegen, um meine Toga zu richten, welche natürlich das Säckeschleppen nicht mit korrektem Sitz überlebt hatte. Für die Rede legte ich dann auch den Pileus ab und hob meine Arme, um das Volk zur Ruhe zu bringen.

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  • Das Volk wurde langsam ruhig und ich begann meine Rede:


    Bürger Roms, Peregrini, Senatoren, Freunde! Ich trete heute, an diesem letzten Tag der Saturnalien, vor euch, um meine Kandidatur als Praetor zu verkünden! Die Gesetze bilden die Basis unseres Reiches. Die Gesetze sorgen für Sicherheit und Ordnung in unserem Leben. Die Gesetze schützen das Volk vor Ungerechtigkeiten und garantieren euch eure Rechte. Ohne Gesetze ist ein Staat kein Staat, ein Imperium nicht von Dauer. Selbst Barbaren kennen Gesetze, doch was unser Volk von jenen unterscheidet ist die Position eines Richters. Der Richter stellt sicher, dass das Gesetz auch im Moment einer Uneinigkeit durchgesetzt wird. Er stellt sicher, dass ein Schuldiger bestraft und ein Unschuldiger freigesprochen wird und dass auch ein Peregrinus die ihm zustehenden Rechte erhält. Der Richter, in meinem Fall in der Funktion des Praetors, ist der Unterschied zwischen uns und den Barbaren!


    Hier war zu erwarten, dass tosender Applaus über das Forum Romanum schwappen würde. Immerhin hatte ich jede erdenkliche Bevölkerungsschicht mit meiner Einleitung angesprochen, inklusive der Peregrini, welche in Rom zu jeder Zeit die Mehrheit der Menschen darstellten.


    Nachdem dieser Applaus weniger wurde, fuhr ich fort:

    Als erstes Zeichen meines Willens für die gesetzliche Sicherheit von Volk und Senat von Rom zu sorgen, übergebe ich heute jenes Haus dort drüben an das Volk.
    Ich zeigte in die Richtung, in welcher entlang einer der Strassen weg vom Forum das reich geschmückte Haus zu sehen war, welches ich in den letzten Monaten mit eigenen Mitteln in Stand stellen gelassen hatte.

    Jenes Haus dort drüben wird ab heute den Namen "Bibliotheca Annaea de Iurisprudentia" tragen!


    Was nun über das Forum rauschte, war nicht zu beschreiben und verunmöglichte die Weiterführung der Rede für einen Moment. Mehrfach musste ich meine Arme wieder herunternehmen, mit welchen ich versuchte das Volk zur Ruhe zu mahnen, weil es überhaupt nichts brachte.


    Als es dann endlich gelang, sprach ich weiter:

    Es ist mein Versprechen an euch, die Bewohner der Stadt Rom, nicht bloss während meiner Amtszeit die Gesetze zu achten und durchzusetzen, sondern auch danach jederzeit für die Einhaltung der Gesetze zu arbeiten und auch den jungen Männern eine Möglichkeit zu geben, ihre Gedanken und Überlegungen zu unseren Gesetzen festzuhalten. In der Bibliotheca gibt es Räume, in welchem Texte gelesen werden können und solche, welche zur Diskussion von Texten mit anderen Leuten vorgesehen sind. In den obersten Stockwerken wird eine Bibliothek entstehen, in welcher jeder Bürger seine juristischen Texte hinterlegen kann. Anders als in der Bibliotheca Ulpia, in welcher bloss für die Rechtsprechung relevante Dokumente Aufnahme finden, befindet hier kein Bibliothecarius über die Aufnahme. Jeder juristische Text wird aufgenommen und steht danach den Bürgern zur Diskussion zur Verfügung. So können junge Männer an ihren Texten arbeiten und sie durch die Diskussionen mit anderen verbessern, bis sie eventuell am Ende auch die Aufnahme in die Bibliotheca Ulpia schaffen. Dieses Geschenk an die jungen Männer Roms soll sie inspirieren, wieder vermehrt in unsere Überlegenheit zu investieren, wieder mehr zu diskutieren und sich über unsere Gesetze zu unterhalten, denn Gesetze sind nicht statisch, sie wurden nicht für die Ewigkeit geschaffen, sondern sie sollten sich dem anpassen, was gelebt wird!


    Wieder wurde eine Pause nötig.


    Als Praetor werde ich mich neben der Verhandlung allfälliger Gerichtsfälle damit beschäftigen, unsere Gesetze zu prüfen und dort wo notwendig im Senat Anpassungen vorzuschlagen. Als ehemaliger Volkstribun stehe ich auch als Praetor im Dienste des Volkes und ich schwöre heute, die Rechte des Volkes als Praetor zu schützen, indem ich die Gesetze hochhalte und durchsetze.


    Und nun, Volk von Rom, holt euch zu den Saturnalia eure Geschenke!


    Die Rede war wie bei mir üblich nicht lang geworden, aber sie hatte einen Effekt und als ich die ersten Geschenke aus dem Sack in die Menge warf und meine Sklaven unten an der Rostra ebenfalls ihre Säcke öffneten und es mir gleich taten, da gab es für das Volk kein Halten mehr.

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  • Ich klatschte ebenfalls so laut ich konnte. Allerdings machte ich mir auch mentale Notizen zu den Plänen meines Patrons. Ich würde ihn sicher fragen, ob ich ihn bei der Revision der Gesetze unterstützen könnte. Außerdem fragte ich mich, ob es vermessen wäre, ihn zu fragen, ob er mir eventuell die Einrichtung einer juristischen Schule in seiner Bibliothek erlauben würde. Ich beschloss, dies bei der Salutatio am nächsten Tag zu besprechen, falls dafür Zeit blieb. Denn Vorrang hatte die Wahlkampfhilfe, die mein Mandant in Aussicht stellte.

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