• Nach meinem Gespräch mit Annaeus Florus machte ich mich auf den weg zurück nach Hause. Es war inzwischen dunkel und ich musste zugeben, dass ich mich auf dem Mons Esquilinus nicht auskannte. Wenn ich den Weg zur Via Flaminia finden würde, wäre alles Weitere kein Problem. Doch sah in der Dunkelheit alles so anders aus. So stand ich etwas verloren zwei Straßen vom Domus Annaea entfernt und versuchte, mich zu orientieren. Ohne es zu wissen, hatte ich mich sogar noch weiter vom Quirinal entfernt.

  • Die Bruderschaft der Kreuzwege des Esquilin war Tag und Nacht "im Dienst" und fing alles ab, was irgendwie danach aussah, als hätte er/sie/es Schutz nötig. So erstaunte es wenig, dass auch der Besucher, welcher nach dem Eindunkeln die Domus Annaea verliess einige Schatten als Begleiter hatte. Im Moment wo die Männer erkannten, dass der Mann scheinbar nicht so richtig wusste, wo er hin wollte, ging der Anführer dieses Trupps ganz unbedrohlich und offen auf den Mann zu.


    Salve, du siehst aus, als könntest du etwas Hilfe brauchen. Darf ich dir selbige anbieten? schnurrte der Mann, dem man die Muskeln auch im Halbdunkel ansah, mehr oder weniger freundlich.

  • Ich betrachtete den Trupp, insbesondere den Mann, der mich ansprach, kurz. Konnte ich ihm trauen? Schwer zu sagen, aber wenn er mich überfallen wollte, hätte er das ohne Probleme sofort machen können. Da er das noch nicht getan hatte, beschloss ich, dass es einen Versuch wert war. Ich erinnerte mich auch noch an Geschichten, die mir mein Vater über eine verzweigte Gruppe erzählte, die einem Schutz anboten. Was hatte er nochmal gesagt? Man können ihnen trauen, auch wenn man ihr Angebot annehmen sollte? Irgend so etwas. Ich hoffte, es mit dieser Gruppierung zu tun zu haben.


    "Danke, sehr gerne. Ich habe meinen neuen Patron besucht, kenne aber den Mons Esquilinus nicht wirklich gut. Du könntest mich nicht rein zufällig sicher bis zum Collis Quirinalis geleiten? Es soll auch nicht dein Schaden sein."

  • Entweder war der Mann noch nicht lange in Rom, oder er wusste nichts über die Unterwelt der grössten Stadt die es je gab. Zumindest war seine Antwort derart voll mit Informationen, welche eigentlich keinen Fremden etwas angingen, dass man ihn fast schon deswegen lieben musste, wenn man auf Informationssuche wäre.


    Von der Domus Annaea in Richtung Collis Quirinalis also? Da bist du aber genau in die falsche Richtung gelaufen. Ich glaube, ein feiner Herr wie du, alleine in der Dunkelheit und ohne Orientierung, benötigt etwas Begleitung. Meine Freunde und ich sind gerne bereit, dir eine solche gegen ein kleines Entgeld anzubieten. Doch lass es nicht zu klein ausfallen, es soll nicht zu DEINEM Schaden sein.


    Während er sprach, trat der Trupp heran und umringte die beiden Sprechenden, allerdings nicht so, dass man sich bedroht gefühlt hätte. Es blieb eine Lücke offen, durch welche ein sehr flinker Mensch vielleicht ganz knapp hätte entkommen können. Doch diese Lücke deutete genügend Sicherheit an, dass man sich trotz der offensichtlichen Drohung in den Worten des Anführers nicht direkt bedroht fühlte, ausser man hatte mehr Dreck am Stecken als diese Leute.

  • Das war auf jeden Fall eine klare Drohung. Aber damit konnte ich umgehen. Woher wussten die eigentlich, dass ich vom Domus Annaea kam? Sie hatten mich wohl beobachtet.


    "Also gehe ich davon aus, dass wir ins Geschäft kommen. Und wer weiß, vielleicht habe ich in Zukunft ja auch Bedarf an Begleitung. Vorausgesetzt natürlich, dass ich mit der Dienstleistung zufrieden bin."


    Angst zeigte ich grundsätzlich keine.

  • Der Mann zeigte keine Angst, aber er musste auch keine Angst haben. Die Kreuzwegbruderschaften waren keine Räuber und auch keine Diebe oder gar Mörder. Nein, wer keinen Schutz wollte, der sollte auch keinen haben, das war alles.


    Deine Spende bitte, guter Mann. Dann wirst du mit unserer "Dienstleistung" auf jeden Fall zufrieden sein.


    Der Anführer streckte die Hand aus. Er war sich sicher, dass der Römer wusste, was er tun sollte und was nicht.

  • Ich war mir nicht sicher, welche Summe angemessen war. Also griff ich ohne hinzusehen in den Sinus meiner Toga und betrachtete die Münze, die ich in der Hand hielt. Es war ein Denar. Ich nahm das als göttliches Zeichen. Kurz zählte ich die Gruppe durch, dann holte ich einen Denar für jeden hervor und gab sie dem Mann.


    "Nun, genügt das für meine Zufriedenheit?"

  • Ein Denar war grundsätzlich für die Begleitung nicht unbedingt viel, aber da der Mann danach für jeden der Truppe einen Denar in die Hand des Anführers legte, stieg die Bezahlung in einen durchaus erträglichen, vielleicht sogar einträglichen Bereich an.


    Selbstverständlich wird deine Zufriedenheit nicht alleine von unserer Begleitung abhängen, aber diese wird dich sicher und unversehrt bis zum Quirinal bringen, Herr.


    Die Männer scharten sich um ihren Auftraggeber und schlugen den Weg zurück ein. Der Weg führte an der Domus Iulia vorbei, direkt in Richtung des Quirinal. So würden sie relativ schnell und ohne Umwege den Quirinal erreichen, falls nicht noch etwas Unerwartetes dazwischen kam.

  • Auf jeden Fall fühlte ich mich nun besser beschützt als mancher Magistrat.


    "Wunderbar, dann freue ich mich über eure Begleitung und Ortskenntnis. Wenn ich eine Frage stellen dürfte: Kann man euch auch gezielt anfordern? Schließlich könnte ich hin und wieder einmal Begleitung gebrauchen, vor allem dort, wo ich mich nicht so gut auskenne."


    Mir kamen gerade ein paar Gedanken, die möglicherweise für meine Arbeit recht nützlich sein könnten.

  • Die Frage erstaunte nun doch, denn nur wenige Menschen trauten sich, die halblegalen Machenschaften der Kreuzwegbruderschaften derart offen anzufragen. Entweder war der Mann in Rom gut vernetzt und traute sich etwas, was der Anführer des Trupps eher nicht dachte, weil er ihn sonst schon einmal hätte gesehen haben müssen, oder er war ein Spitzel der Prätorianer. Nur gut, dass niemand auch nicht ein halbes Wort in Richtung echter Drohung von sich gegeben hatte. Sonst hätte Selenus sie vermutlich an die Hunde verfüttert, bevor die Prätis auch nur ihren Rapport hätten schreiben können.


    Die Kreuzwegbruderschaften sind für die Sicherheit in den Strassen ihres jeweiligen Quartieres oder Hügels zuständig, sowie für die Altäre der Kreuzweg Laren. Insofern kann man unsere Dienste durchaus auch anfordern, aber natürlich lediglich innerhalb der gesetzlich erlaubten Grenzen. Überfälle, Brandstiftungen und andere Dinge fallen nicht in unseren Bereich, da sie uns mehr schaden als nützen, denn meist gehen dabei auch Altäre drauf, welche wir dann mühselig wieder aufrichten und die Tat entsühnen müssen.


    Die Antwort entsprach den Tatsachen, zumindest den offiziellen. Was alles inoffiziell noch getan und unter der Hand erledigt wurde, das würde niemals einer der Brüder preisgeben.

  • Ich hörte aufmerksam zu und nickte. Dass man mir zutraute, ein Spitzel der Prätorianer zu sein, ahnte ich nicht. Andererseits würde ich auch nicht zögern, beim Verdacht von gefährlichen Tätigkeiten einer meiner beiden bei den Prätorianern beschäftigten Verwandten zu berichten. Aber das musste ja niemand wissen.


    "Mit der Legalität eurer Dienste habe ich selbstredend gerechnet. Alles andere wäre ja auch nicht wünschenswert."


    Dann kam mir etwas in den Sinn, das mir vielleicht bei meinem aktuellen Fall helfen würde.


    "Ihr kennt euch sicher ziemlich gut aus und bekommt auch einiges mit. Angenommen, ich suche einen Freund und benötige Hilfe dabei, ihn zu finden, könntet ihr mir dabei helfen? Und abgesehen vom können, würdet ihr das auch machen? Vorausgesetzt, dass euer Aufwand angemessen entschädigt würde."

  • Nun stutzte der Anführer, doch auch auf diese Frage kam ihm die richtige Antwort in den Sinn. Er war ja nicht ohne Grund zum Anführer des Trupps erkoren worden.


    Wenn du uns mitteilst, wie dein Freund heisst, dann können wir natürlich schauen, ob wir ihn kennen. Für alle anderen Dinge würde ich dir vorschlagen, einen Termin mit dem Anführer unserer Bruderschaft zu vereinbaren. Dazu müsstest du mir den Grund für den Termin nennen und den Ort, an welchem ich dich finden kann. Dann gebe ich dein Begehr dem Anführer weiter und er lässt dir durch mich einen Ort und eine Zeit für einen Treffpunkt ausrichten.


    Kein Fremder wurde einfach so ins Hauptquartier der Bruderschaft eingeladen.

  • "Nun, die Frage war noch rein hypothetisch. Das könnte sich aber bald ändern."


    Ich lächelte kurz. Als wir die nächste Kreuzung passierten, holte ich einen Aureus hervor, den ich dem Anführer gab.


    "Da ihr euch um die Altäre der Laren der Kreuzwege kümmert, möchte ich diese kleine Spende für die Laren in deine Hände geben. Du wirst sie sicher richtig verwenden."


    Natürlich waren die Laren nur ein Vorwand. Doch so konnte ich zeigen, dass ich mit der Betreuung bisher sehr zufrieden war und zugehört hatte, ohne allzu große Reden zu halten.

  • Der Anführer revidierte innerlich seine zuvor gefasste Meinung über den Herrn, den sie heute begleiteten. Der gehörte mit Sicherheit NICHT zu den Prätorianern, denn die hätten niemals einen Aureus einfach so ausgegeben, selbst wenn sie einen hatten.


    Ich danke dir, Herr, für deine grosszügige Spende. Sie wird auf jeden Fall korrekt verwendet werden.


    Schnell wurde der Aureus sicher verstaut, damit er nicht noch im dümmsten Moment aus der Hand gleiten und verloren gehen könnte.


    Wir haben die Grenze zum Collis Quirinalis erreicht. Ab hier ist die hiesige Bruderschaft zuständig. Sollen wir sie für dich rufen, Herr?


    Sim-Off:

    Natürlich können wir das Gespräch auch gerne noch verlängern, falls du das möchtest

  • Ich sah mich um, kannte diese Ecke des Collis Quirinalis auch nicht so wirklich.


    "Wenn es nicht zu viel Mühe macht, würde ich gerne die Dienste der hiesigen Bruderschaft in Anspruch nehmen. Bitte ruft sie für mich."


    Sim-Off:

    Ich denke, dass wir wieder etwas zusammen schreiben werden. Danke für die Begleitung. :)

  • Kaum hatte der Mann seinen Wunsch ausgesprochen, als auch schon einer der Männer einen kurzen gellenden Pfiff ausstiess. Wenige Momente darauf erschien aus einer Seitengasse ein anderer Trupp Männer.


    Die Anführer sprachen kurz leise zusammen, dann traten die Männer, welche den Herrn bisher begleitet hatten, wie auf Befehl einen Schritt von ihm zurück.

  • Ich bedankte mich noch einmal bei meinen bisherigen Begleitern und trat an den neuen Trupp heran.


    "Ich bitte um Begleitung zur Via Flaminia, in Richtung des nördlichen Endes des Iseums."


    Dann zähle ich kurz durch, wie viele Männer sich im neuen Trupp befanden und gab dem Anführer einen Denar für jeden.

  • Die Bruderschaft vom Quirinal übernahm die Begleitung, nachdem auch hier die Bezahlung geregelt war. Sie würde ihren Gast sicher zu seinem Ziel geleiten.


    Der Trupp des Esquilin zog sich zurück und suchte seinen eigenen Standort wieder auf, um weitere Klienten zu begleiten.

  • Am Ziel angekommen, bedankte ich mich kurz und begab mich dann nach Hause. Ich würde sicher noch häufiger auf die Kreuzweg-Bruderschaft zurückkommen, um Dienste in Anspruch zu nehmen.

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