Ein weiteres Fest zu Jul und den Saturnalien in der Villa Duccia

  • "Oh." Ildrun blinzelte ein paar Mal überrascht bei Matidias Offenheit über den Tod ihres eigenen Vaters. "Das tut mir leid", erwiderte sie dann und meinte das auch ehrlich so. Sie wusste nicht, ob die Iunia an ihrem Vater so gehangen hatte wie Ildrun an ihrem eigenen, aber für sie war es eigentlich selbstverständlich, dass der Tod des eigenen Vaters seinen Kindern wehtat. Fast hatte sie jetzt sogar ein wenig ein schlechtes Gewissen, die andere etwas zu direkt und ja fast schon unhöflich angesprochen zu haben, auch wenn das eine ja mit dem anderen nichts zu tun hatte. "Meiner ist letztes Jahr im Frühjahr gestorben. Seitdem hat hier meine Mutter so ziemlich das Sagen." Das stimmte so pauschal eigentlich nicht und wenn Octavena gehört hätte, wie ihre Tochter die Situation schilderte, dann hätte sie sicher widersprochen, aber gerade war sie nun einmal nicht da und damit konnte auch niemand Ildrun reinreden. Sie zögerte. "Ich hoffe, deiner Mutter geht es bald besser", fuhr sie dann fort. "Was habt ihr in Germania Inferior gemacht, wenn ihr auf dem Rückweg seid? Hast du Familie dort?" Für Ildrun mit der weit verzweigten Sippe ihres Vaters auf der einen und den verstreuten petronischen Verwandten in Hispania und Italia auf der anderen Seite war das mehr oder weniger der erste logische Grund, warum man irgendwohin so weit reisen sollte. Selbst ihre Mutter hatte es nach dieser Logik vor vielen Jahren nach Mogontiacum verschlagen, auch wenn sie dann hier geblieben war.

  • Matidia wäre kaum so offen gewesen, wenn sie nicht herausgehört hätte, dass Camelia in einer ähnlichen Situation war. Auch wenn sie die Trauer alles andere als sichtbar vor sich her trug, war da dann doch eine gewisse Verbindung, die sie auch ansprechen konnte. So traurig der Anlass auch war! "Danke. Auch mein Beileid.", erwiderte sie nachdenklich lächelnd zu der Jüngeren. Die Mutter der Anderen hatte daher auch das Fest organisiert, und eigentlich sollte die Stimmung nicht direkt durch so ein Thema gedrückt werden, wie sie fand. Das war ein wenig unglücklich, auch wenn es ein Gesprächsthema lieferte.

    Sie verzog den Mund ein wenig, als der Grund ihrer Reise angesprochen wurde. Ein weiteres schwieriges Thema! "Nun, ich bin zu meinem Verlobten gereist." Sie seufzte vernehmlich und ein wenig theatralisch. "Leider verstarb auch er." Das ging ihr weit weniger nahe als der Tod ihres Vaters, aber es war ein unwahrscheinliches Ärgernis. Denn schließlich war sie nun immer noch nicht verheiratet und nicht einmal mehr versprochen. Zudem saß sie in Germania fest. Es lief alles ganz und gar nicht nach ihrem Kopf! "Und daher sind wir - eigentlich - auf dem Rückweg." Sie zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck vom Wein.

  • Ein Verlobter also. Das war zum Glück ein Thema, mit dem sich Ildrun noch nicht beschäftigen musste. Oder wollte. Sie war zwar alt genug, um zu begreifen, dass ihr nur noch ein paar Jahre blieben würden, bis sich auch das änderte, aber bis dahin hatte sie noch Zeit. Kurz überlegte Ildrun, Matidia jetzt auch für den Tod dieses Verlobten ihr Beileid auszusprechen, aber die Ältere wirkte nicht so als ob sie sein Tod tatsächlich nennenswert traf, also ließ sie es bleiben und legte stattdessen neugierig den Kopf schief. "Wie ist Rom so? Ich war noch nie irgendwo anders als in Mogontiacum", erwiderte sie und sah Matidia ehrlich interessiert an. Ildrun liebte ihre Heimat und konnte wie wollte sich nicht vorstellen, je irgendwo anders als in Germania zu leben, aber sie war trotzdem auch neugierig und mochte es auch, anderen, die weiter gereist waren als sie, zuzuhören, wenn die von fremden Orten erzählten. Dabei war sie weniger enthusiastisch als ihr jüngerer Bruder, aber es war ohnehin schwer, Farold in dem Punkt zu übertreffen.

  • Es würde sicher nicht mehr lange dauern, bis die Jüngere sich auch für potenzielle Verlobte interessieren würde. Matidia zumindest hatte ab einem gewissen Alter die Männer um sich herum in einem ganz anderen Licht gesehen und durchaus auch für den einen oder anderen schneidigen Soldaten oder eingeölten Gladiatoren - sogar hin und wieder für Haussklaven - geschwärmt. Manche Anblicke gefielen ihr einfach und regten ihre Fantasie an. Ob dies bei einer arrangierten Hochzeit irgendwie half, blieb dahingestellt, ihr siechender, deutlich älterer Beinaheehemann wäre zumindest keiner gewesen, nachdem die junge Römerin sich zweimal umgeschaut hätte. Insofern spielte es vielleicht auch keine Rolle, ob Camelia sich dafür interessierte. Das Los der römischen Frau!

    Rom war da ein viel schöneres Thema. "Rom... Rom ist groß. Viel größer als Mogontiacum. Es gibt dort wunderbare große und alte Gebäude, Villen und Tempel. Viele sind sehr beeindruckend, auch für mich noch. Natürlich leben dort fast alle, die etwas zu sagen haben, und das bekommt man hin und wieder sogar mit. Und natürlich gibt es auch noch das restliche Volk, unten in Subura." Sie zuckte mit den Schultern. Mit denen hatte sie ja selten etwas zu tun, auch wenn das Leben der Leute sie manchmal doch interessierte. "Wärmer ist es auch.", grinste sie. "Und wie es hier? Mit den Germanen so nah?" Das war nun ein Thema, welches sie wirklich interessierte. Es war aufregend, spannend, aber irgendwie auch bedrohlich, wie sie fand.

  • Es war nicht das erste Mal, dass jemand Ildrun Rom beschrieb, doch auch Matidia konnte für Ildrun nicht so richtig die Faszination entschlüsseln, die diese Stadt auf so viele Menschen auszuüben schien. Große und alte Gebäude gab es hier auch und auch wenn Rom sicher noch einmal eine andere Kategorie war, fand Ildrun die Idee einer riesigen Stadt, in der man von diesen Gebäuden vermutlich dauerhaft eingeengt wurde, alles andere als reizvoll. Bei Matidias Frage nach dem Leben hier dagegen blitzten Ildruns Augen dann amüsiert auf. "Sag du es mir, du bist schließlich gerade zu Gast bei welchen", gab sie mit einem leicht herausfordernden Unterton zurück, auch wenn sie natürlich begriffen hatte, was die Iunia eigentlich gemeint hatte. Oder wen. Nur ließen sich die freien germanischen Stämme jenseits römischen Einflusses und Familien wie die Duccier nicht immer so eindeutig trennen, wie sich das Römer manchmal vorstellten. Besonders die Römer, die nicht selbst hier lebten oder Germanien als anderen Gründen gut kannten. Ildruns Familie und auch sie selbst waren in vielerlei Hinsicht römisch - und das lag nicht nur an ihrer manchmal überrömischen Mutter - aber gleichzeitig waren sie eben auch Germanen, noch dazu welche mit einem Sitz im Thing. Beides war zugleich wahr und Ildrun war immer dazu erzogen worden, genau darauf stolz zu sein. Trotzdem lächelte sie im nächsten Moment wieder und als sie weitersprach, war ihre Stimme ruhig und ernst. "Hier ist es sicher", erklärte sie dann. "Schon immer. Dafür haben wir hier wohl sowieso mehr als genug Soldaten. Und ansonsten ... Natürlich gibt es immer mal wieder Ärger, aber davon hört man hier eigentlich immer nur." Sie zuckte mit den Achseln, lächelte dann aber breit. "Sonst ist es hier aber sehr schön. Im Winter kann es hier richtig kalt werden, noch viel kälter als heute, und dann liegt überall eine dicke Schicht Schnee und Eis. Und im Sommer, wenn das Wetter schön ist, gibt es eine Menge Dinge, die man draußen unternehmen kann." Sie hielt inne, als ihr bewusst wurde, dass sie gerade mal wieder von der Art Dingen schwärmte, die selten Fremde beeindruckten. "Dann sind auch manchmal Händler von weit her mit seltenen Waren in der Stadt." Das war allerdings weniger etwas, das Ildrun groß interessierte. Manchmal fand sie es zwar ganz schön, über den Markt in Mogontiacum zu streifen, aber wenn sie die Wahl zwischen der freien Natur und dem Forum hatte, hätte Ildrun immer die Natur gewählt.

    Sie legte ein wenig den Kopf schief. "Hast du eigentlich Familie hier oder seid du und deine Mutter nur zufällig hier gestrandet?", fragte sie und wusste nicht ganz, wieso sie dann den nächsten Satz sagte, weil das eigentlich nicht so wirklich ihre Art war, aber irgendwie war Ildrun die andere sympathisch genug, damit sie einfach nur einmal nett sein wollte. "Wenn ihr doch länger hier seid, kannst du bestimmt mit meiner Mutter reden. Die kennt hier fast jeden." Etwas, das Ildrun ja meistens mehr auf die Nerven ging, weil sie, je älter sie wurde, dann plötzlich auch Tod und Teufel kennenlernen sollte und darauf hatte sie wiederum so gut wie nie Lust.

  • "Politik in Mogontiacum. Da können wir fähige Köpfe gebrauchen. Die alten Klappstuhlfurzer taugen nichts. Die muss man aus den Ämtern kegeln und durch junge Männer ersetzen."


    Am besten müsste man sie auch aus der Provinz prügeln oder im Rhenus ersäufen. Das Versagen der Politik zahlten die Soldaten und Bürger an der Grenze mit einem hohen Blutzoll, doch dieses ernste Thema wollte Sabaco hier in dieser entspannten Runde nicht anschneiden. Wenn er jetzt begann, von der vermissten Turma Prima zu sprechen, wäre der Abend für ihn gelaufen. Während sie sich unterhielten, schaute Sabaco immer mal wieder unauffällig zu der Frau und dem Mädchen. Innerlich fand er keine Ruhe - dass die junge Frau allein war, würde auch anderen auffallen.


    "Du entschuldigst mich für einen Moment, Varus." Langsam zog er seinen Schal ab, entfaltete ihn, um ihn zu begutachten. Dicke Qualität, wie die Offiziere sie gern trugen, die doch ein bisschen mehr verdienten als der Mannschaftssoldat.


    Nach dieser kurzen Prüfung ging Sabaco durch die Dunkelheit an den Feiernden vorbei. Er bewegte sich mit den Schatten seitlich auf die junge Dame zu, während sich das Feuer in seinen eisblauen Augen spiegelte. Es wirkte, als würde er hinter ihr vorbeilaufen wollen, doch er ging nicht vorbei, sondern blieb schräg hinter ihr stehen, so dass sie ihn sehen konnte. Dann begann er, ihr in aller Ruhe den breiten Schal um die Schultern zu legen. Er ließ sich Zeit dabei. Sie konnte ihn abwehren, wenn ihr danach war, sich unter dem Stoff wegdrehen, Sabaco anfauchen, wie ihr das scheinbar im Blute lag - oder zulassen, dass er ihr den angewärmten, kratzigen Militärschal, der nach einem fremden Mann roch, um die frierenden Schultern schlang.


    Sabaco ließ die Dinge auf sich zukommen, den tief vernarbten rechten Mundwinkel ein Stück zur Seite gezogen.

  • Mogontiacum und Rom zu vergleichen war natürlich eher schwierig. Natürlich gab es auch hier alte Gebäude, wichtige Bewohner, und die Stadt war für das Reich natürlich auch alles andere als unwichtig. Aber alles war eben eine Nummer kleiner als in Rom, man war nicht ganz so nah am Zentrum der Macht und das fühlte sich für jemanden wie Matidia eben nicht so an, als wäre es der Ort, an dem sie sein wollte. Das Fest hier stand allerdings einem beliebigen Anlass in Rom, abgesehen von der Temperatur, in nichts nach, daher ließ es sich natürlich dennoch aushalten. Sie hatte sich das alles hier schlimmer vorgestellt!

    Von Camelias nächster Aussage wurde sie dann aber kalt erwischt. Wie bitte? Wie meinte sie denn das? Irritiert starrte Matidia die Jüngere an und legte ihre Stirn in Falten. Dass man hier sicher war, setzte sie voraus, auch wenn es nach ihrer Meinung momentan gar nicht genug Wachen geben konnte. Der Überfall auf der Reise hatte ihr gereicht, sie brauchte keine weitere solche Erfahrung. Wie lange dieses Erlebnis ihre Neugier eindämmen würde, war sicher eine interessante Frage, die sie sich aber auch nicht stellte.

    “Wie meinst du das? Zu Gast bei Germanen?” Das Konzept, dass sich die Völker derart vermischten, war ihr nicht geläufig, und sie hatte eigentlich den Eindruck gehabt, dass sie hier bei Römern war. Was auch sonst?

    Für die Schönheiten der Natur hatte die Römerin hin und wieder tatsächlich Augen, aber für mehr als einen hübschen Anblick war diese dann doch nicht gut. Immerhin sagte es ja viel aus, wenn die Natur drumherum schöner war als die Stadt, und diese schätzte sie weitaus mehr. Ein paar Händler waren da wenigstens ein Lichtblick. “Ich bin gespannt. Wie es aussieht, werden wir wohl wenigstens den Winter hier verbringen.” Sie verkniff sich ein ‘müssen’, dafür war sie der Anderen zu dankbar, dass sie sie derart freundlich begrüßte.

    “Ich habe einen Verwandten in der Domus Iunia angetroffen. Iunius Scato? Er hat mir von dem Fest erzählt. Ich kannte ihn aber vorher nicht.” Zählte das als die Familie, die sie meinte? Man fühlte sich verbunden, aber es war zu einen guten Teil zunächst auch einmal Pflichtgefühl, wie sie fand. Vergleichen mit ihren Eltern oder ihrem Bruder wollte sie es nicht.


    “Oh, das werde ich gerne tun! Sie ist sicher auch hier…?”

    Jedweder Kontakt war ihr recht, aber sie kam nicht weiter, über Camelias Mutter nachzudenken, denn plötzlich geschah etwas hinter ihr. Eine behutsame Bewegung, dann spürte sie, wie etwas ihre Schulter berührte. Für einen Moment war sie irritiert, zuckte gar zusammen, dann merkte sie, dass es sich um etwas Warmes handelte, was ihr bei der Kälte dann doch unerwartet, aber willkommen war. Hatte sich etwa ein Haussklave ihrer angenommen und ihr ein Tuch gebracht? Nun, es war nicht üblich, das unangekündigt zu tun, aber womöglich hatte die junge Duccierin das in die Wege geleitet.

    Der Gedankengang wurde abrupt gestoppt, als Matidia merkte, dass sich da kein feines Tuch aus orientalischer Seide über ihre zarten Schultern und in den Nacken legte, sondern ein kratziges, bestenfalls zweckmäßiges und sehr getragen riechendes Stück Stoff. Sie nahm die freie Hand zur Hilfe und zog es wieder von sich herunter. “Was soll denn das?!” kam es empört und sie drehte sich herum, um zu sehen, wer sich da erdreistete, ihr einen solchen Lumpen umzulegen.


    Halb herumgedreht und sich damit noch ein wenig mehr dem Stoff entziehend, sah sie dann bereits, wer da halb hinter ihr stand. Sie musste ihren Blick, eben noch zu Camelia etwas hinunter gesenkt, nun deutlich heben um das Gesicht des großen und breiten Mannes erkennen zu können. “Ich hatte um kein…” Die Römerin stockte kurz mitten im Satz, als sie die vom Feuer beschienenen eisblauen Augen betrachtete, die ein amüsierter Ausdruck umspielte. Für einen Herzschlag starrte sie dort hinein und ließ den Mund dabei wenig damenhaft offen stehen. Venus’ Werk verirrte sich offenbar manchmal an die ungewöhnlichsten Orte. Der Mann wirkte wie ein Römer, von der Aufmachung und dem bartlosen Gesicht, aber die Augen und die Dreistigkeit deuteten eher auf einen Barbaren hin. Sie fing sich wieder. “...Tuch gebeten!” Ihre feinen Brauen zogen sich wieder zusammen und sie mühte sich um einen empörten Ausdruck im Gesicht. “Oder ist diese Frech… ist das hier etwa so üblich?” Sie trat endgültig seitlich von dem Schal fort und verschränkte die Arme vor der Brust, dabei den Becher balancierend. Erst erzählte Camelia etwas von Germanen, bei denen sie zu Gast wäre, und nun so etwas!

  • "Was hier üblich ist, weiß ich nicht", sagte er mit seinem hispanischen und eindeutig römischen Dialekt. "Aber bei mir ist es üblich, die Augen offen zu halten." Und darum stand er nun hier, während andere Männer sich enttäuscht abwandten. Der Decurio wirkte zu Recht, als würde er sich nicht mit Worte aufhalten, wenn ihm nun jemand dazwischen funkte.


    Im Moment funkte jedoch etwas anderes, und das waren die Augen der jungen Frau. Feuer und Eis trafen sich in den Blicken der beiden Menschen, die sich hier in der Dunkelheit das erste Mal begegneten. Sabaco war durchaus jemand, der gern mit dem Feuer spielte. Der Schal glitt von den Schultern der jungen Dame, deren verschränkte Arme ihren Anblick noch reizvoller machte. Er war sicher, dass er eine Römerin vor sich hatte, er sah es an ihrer Kleidung, ihrem Blick und ihrer Haltung. Die einzige Person, die ihn nun dazu bringen konnte, zu gehen, war die Dame selbst oder ein plötzlich auftauchender Ehemann.


    "Decurio Publius Matinius Sabaco. Von den Matiniern aus Tarraco", stellte er sich vor, auf ihre Erwiderung lauernd und sie nicht aus den Augen lassend, während er sich den Schal selbst wieder um den kräftigen Nacken schlang. Wer über den Familientratsch im Bilde war, wusste, dass es sich um eine angesehene und wohlhabende Gens handelte, welche die Geschicke des Imperiums seit langer Zeit mitschrieb. Um zu wissen, dass Sabaco dem ritterlichen Zweig entstammte, musste man hingegen schon etwas tiefer wühlen, denn er trug nicht die schmalen Streifen des Ordo Equester an seiner Tunika noch einen entsprechenden goldenen Ring.

  • Ich sagte “Ja ich hoffe auch etwas neuen Schwung in die Politik von Mogontiacum zu bringen“


    Ich sah deinen Blick der in die Richtung der zwei jungen Frauen ging, ich runzelte die Stirn dabei leicht den eine war ein Verwandte von mir…


    “Ja ich werde mir eh etwas zu trinken besorgen“ entgegnete ich

  • Die ersten Worte des Mannes ließen vermuten, dass er nicht aus Germanien stammte, er wirkte deutlich wie ein Römer, wenn auch nicht wie einer, der aus der ewigen Stadt selbst kam. Letztlich war auch klar ersichtlich, was er getan hatte und warum, er hatte, das meinte er wohl, gesehen, wie sie fror und ihr ein Tuch oder so etwas in der Art um die Schultern gelegt. Das war im Grunde löblich, da würde sie ihm recht geben, aber er hatte sie eben nicht zuerst gefragt oder auch nur kurz auf seine Anwesenheit hingewiesen, und die junge Frau war gerne Herrin der Lage.


    Das empörte Funkeln ihrer Augen schwankte zwischen einer gewissen ziellosen Bockigkeit, weil sie nicht bereit war, zuzugeben dass der Mann und Camelia eventuell doch nicht so falsch lagen, einer bemühten Unnahbarkeit und einem Anflug von Unsicherheit, da der Mann mit dem Schal so groß und beeindruckend auf sie wirkte. Wenn er mit dem Feuer spielen wollte, hatte er sich auf jeden Fall die Richtige ausgesucht! Sie konnte sich nur ausmalen, dass es sich vermutlich um einen Soldaten handelte, darauf ließ auch die Narbe im Gesicht wirken, welche seine Erscheinung aber eher noch unterstrich. Ob sie sich unter anderen Umständen zweimal nach ihm umgedreht hätte, wie sie das gerne einmal bei anderen Männern tat, die ihr gefielen? Unwahrscheinlich, aber nun hatte er natürlich ihre Aufmerksamkeit. Und dass er eigentlich nur die Intention gehabt hatte, für ihr Wohlergehen zu sorgen, schrieb sie ihm insgeheim ebenfalls gut. So wollte sie ja im Grunde auch behandelt werden!


    Dass sie sich mit ihrer eigentlich ablehnenden Körperhaltung ihm eventuell sogar noch ein wenig mehr präsentierte als sie wollte, kam ihr nicht in den Sinn. Stattdessen interessierte sie vielmehr, wie der Mann hieß. Ein Decurio also, die Vermutung war also richtig. Und ein Matinier, das war eine nicht minder wichtige Information. Er stammte also aus einer guten Familie, nur schienen seine Sitten durch den Dienst in der Armee ein wenig abgeschliffen. Oder vielleicht war das hier im Norden auch einfach so üblich, egal was er sagte? Die Nähe zu den Barbaren vielleicht? Matidia ließ ihren Blick einmal demonstrativ an ihm hinunter und wieder hinauf gleiten. “Salve, Publius Matinius Sabaco. Iunia Matidia. Aus Roma.” Sie hob eine fein gezupfte Braue. “Eine Warnung wäre dennoch nicht verkehrt gewesen. Ich danke für die Absicht, aber…” Sie rieb sich mit der freien Hand über einen Oberarm und hob das Näschen ein wenig mehr. “...ich bevorzuge feinere Stoffe.” Dennoch hielt sie den Blick auf den beeindruckenden Augen, die sie nicht so ganz los ließen. Da spielten feine Sitten manchmal eine ganz untergeordnete Rolle.

  • Den besorgten Blick des Petronius Varus hatte Sabaco nicht registriert. Ihm kam, trotz aller innerer Verdorbenheit, nicht der Gedanke, jemand könne annehmen, dass er sich für ein Kind interessierte. Seine Aufmerksamkeit galt allein der schmucken jungen Dame, die es einem Raubein wie Sabaco nicht leicht machte, den Blick auf Höhe ihres Gesichts zu halten.


    "Wenn ich dich gewarnt hätte, wäre ich nicht in den Genuss deiner gerechten Empörung gekommen." Nicht in den Genuss des Feuers in ihrem Blick. "Ich mag unverfälschte Emotionen. Höfliche Nichtigkeiten erlebt man überall."


    Vielleicht war es das, was ihn anzog? Sicher, er erkannte eine schöne Frau, wenn er eine sah. Aber damit er sich für sie interessierte, gehörte mehr dazu. Als Matidia ihn ihrerseits musterte, ließ er es zu, indem er ganz entspannt stehen blieb. Er war schwerer gebaut als die meisten Männer. Besonders auf seine muskulöse Brust und seine kräftigen Arme war er stolz. Alles an ihm, vom Körperbau bis zur Haltung, strahlte pure Männlichkeit aus.


    "Iunia Matidia also. Dein Verwandter Iunius Rupa ist bei mir in der Ausbildungsturma. Demzufolge wohnst du vermutlich in der Domus Iunia? Bei Iunius Scato?"


    Darauf verwettete er seinen Pugio. Das der eine junge Dame völlig allein auf ein Fest gehen lassen würde ohne darauf zu achten, dass sie ein Brustband trug und ihr nicht mal einen warmen Mantel mitzugeben, wäre typisch ... und doch war Sabaco ihm dafür dankbar. Auch wenn er seinen Blick auf Augenhöhe hielt, so lange Iunia Matidia mit ihm sprach, bekam er doch das eine oder andere mit, als sie mit einer Hand ihren Oberarm rieb. Sein einseitiges Lächeln wurde ein wenig breiter.

  • Matidia war sich ohnehin sehr sicher, wem hier die Aufmerksamkeit des Mannes galt, auch ohne, dass dieser sie mit seinem Tuch hätte markieren brauchen.

    Natürlich war die junge Duccierin bei ihr eine Bewohnerin des Hauses und damit nicht gänzlich zu ignorieren, aber Matidia war es nicht nur gewöhnt, Aufmerksamkeit zu bekommen, sie sorgte auch dafür, dass dies so blieb. Und wenn es dazu nötig war, eine sich an ihre Haut schmiegende Tunika und keinen weiteren Schal oder Mantel zu tragen, dann machte sie das eben auch. Es war nicht so unschicklich, dass man sie nicht mehr als ehrbare Frau ansehen konnte, aber eben sehr unpraktisch. Dafür erfüllte es ja seinen Zweck, denn der Decurio wäre wohl sonst kaum auf sie zugekommen. Und auch wenn sie sich jetzt unnahbar gab, gefiel ihr das selbstverständlich.


    Seine Erklärung, weshalb er sie nicht gefragt oder gewarnt hatte, war ungewöhnlich. Er hatte also auf ihre Empörung gehofft? Die Augenbraue blieb weiterhin oben, als ihr einer Mundwinkel kurz einmal nach oben zuckte, bevor sie sich wieder fangen konnte. Der Mann mochte wohl die Gefahr ebenso wie Herausforderungen. Und er wollte sich nicht von Blendereien wie den feinen Umgangsformen hinters Licht führen lassen.

    Das gefiel ihr.

    Es erinnerte sie an sich selbst, wie sie gerne tat und ließ, was sie wollte und höchstens später einmal um Entschuldigung bat. Wie sie Rom erkundete und dabei nicht viele Berührungsängste kannte. Wie sie ihre Neugier auslebte, weil das Leben in den Villen so eintönig sein konnte.

    Abgesehen davon war Sabaco ein zweifellos beeindruckender Mann. Groß, muskulös, kampferprobt, soweit sie das beurteilen konnte. Ihr Verlobter war deutlich älter gewesen, ebenfalls bei der Armee, aber sie könnte sich den Mann vor ihr nicht siechend auf einem Krankenlager vorstellen.

    "Du magst es also, den Unmut einer Frau zu erregen? Sollte ein Mann nicht andere ehrliche Emotionen hervorrufen wollen?" Die meisten Männer wollten ihr gefallen und verhielten sich entsprechend. Auf diese Weise hatte sich noch nie jemand vorgestellt, aber sorgte für ein Alleinstellungsmerkmal. "Willst du mir nicht ein etwas feineres Tuch bringen? Das wäre ein Anfang!" Die andere Braue hob sich ebenfalls und sie sah ihn herausfordernd an, während sie ihren Becher hob. "Dann könnten wir zusammen einen Wein trinken."

    Ein wenig ihrer kostbaren Zeit un Aufmerksamkeit als Lohn für seine Mühen war vermutlich sehr verlockend.


    "Rupa kenne ich noch nicht. Aber Scato hat mir die Domus gezeigt. Eventuell werde ich aber bei seinem Onkel unterkommen." Ihr wurde klar, dass sich diese Villa ja in einem Militärlager befand. Also vermutlich dort, wo Sabaco stationiert war. Sie war sich noch nicht sicher, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht war.

  • ...

    Während ihr Vetter mit dem Matinius gesprochen hatte, war eine Bekannte samt ihrer Töchter an Octavena vorbeigelaufen und hatte sie angesprochen, wodurch Octavena wiederum die Männer ihrem Gespräch überlassen und auch nicht mitbekommen hatte, wie die Unterhaltung weitergegangen war. Als sie sich ein wenig später dann jedenfalls wieder von besagter Bekannten wieder loseiste, war ihr Cousin dann wieder alleine. Kurzentschlossen tauschte Octavena ihren eigenen Becher mit warmen Met durch einen frischen aus und ging dann entspannt auf ihren Cousin zu. "Salve, Varus. Amüsierst du dich gut?"

  • “Salve Octavena. Ja Cousine, mein Gesprächspartner kam mir nur abhanden“ lächelte ich.

    “Ihm gefiel die schöne Römerin die dort bei Ildrun steht wohl etwas besser, was ich verstehen kann Cousine“ und prostete ihr zu…

    “Wobei beide sehr hübsch sind“ sage ich mehr zu mir..

    “Das Fest ist dir gelungen Cousine, was anderes hätte ich auch gar nicht von dir erwartet“ fügte ich lächelnd hinzu..

  • "Sagen wir es so: Ich nehme den Unmut in Kauf. Wer einen Schmeichler sucht, ist bei mir an der falschen Adresse. Ich bin Ausbildungsoffizier und Kommandeur der Turma Secunda. Ich setze meine Prioritäten anders." Den Namen dieser Einheit kannte man in Germania superior. Unter Sabacos Kommando dienten zweibeinige Bluthunde, die man entsandte, wenn es schmutzig werden sollte. Nicht von ungefähr trug er im Dienst einen schwarzen Helmbusch. Vor der Turma Secunda schlotterten sogar die eigenen Landsleute. Doch im Angesicht der Ereignisse, die auf die Provinz zu rollten, waren genau solche Männer gefragt.


    "Magst du Blender? Schmeichler, die dich um ihren honigtriefenden Finger wickeln wollen? Ich für meinen Teil bevorzuge Leute mit Rückgrat." Er schnippte nach einem der Haussklaven, welche für die Bedienung der Gäste zuständig waren. Dem drückte er einige Münzen in die Hand. "Bring der jungen Dame ein Tuch für die Schultern, das sie mit nach Hause nehmen kann. Keins, das kratzt. Weich und warm soll es sein."


    Der Sklave war noch nicht einmal fort, da widmete Sabaco seine Aufmerksamkeit schon wieder Iunia Matidia. "Scato hat drei Onkel. Ich nehme an, du sprichst von Tribun Galeo Seius Ravilla." Sabaco grinste jetzt mit beiden Mundwinkeln, so dass man seine abgesplitterten Zähne sah. Sein Gebiss hatte etwas von einem Haifisch. "Dessen Villa macht doch etwas mehr her als Scatos Hütte, was? Es kommt eben ganz darauf an, ob du dich verwöhnen lassen oder Verantwortung als Iunia übernehmen willst. Du bist jung und ledig, beide Wege stehen dir offen."


    Sabaco ließ Iunia Matidia bei diesen Worten nicht aus den Augen.

  • ...

    Octavena wandte den Kopf, um sich nach der Römerin umzusehen, die Varus erwähnte, und runzelte dann im nächsten Moment leicht die Stirn. Eigentlich hätte sie erwartet, die junge Frau zu erkennen, schon weil sie die Mehrheit der Gäste kannte oder wenigstens in irgendeiner Form zuordnen konnte, doch bei dieser Römerin war sie sich ziemlich sicher, sie noch nie gesehen zu haben und auch nicht zu wissen, zu wem sie vermutlich gehörte. Octavenas Blick blieb auch kurz an Ildrun hängen, die das Gespräch zwischen Sabaco und der jungen Frau halb gelangweilt zu beobachten schien, und ihr Herz wurde unwillkürlich etwas schwer. Varus hatte recht, Ildrun war ein hübsches Mädchen - oder wurde es viel mehr jeden Tag ein bisschen mehr. Nicht mehr lange und ihre Züge würden mehr und mehr das Kindliche, das sie noch an sich hatten, verloren haben, und in ein paar Jahren dann würde Octavena sich auch schon Gedanken darüber machen müssen, einen passenden Mann für sie zu finden. Ein Gedanke, der in Octavena ... nun, gemischte Gefühle auslöste.

    "Was? Oh, danke", erwiderte sie auf Varus' Kompliment zu dem Fest und drehte den Kopf wieder in seine Richtung, während sie alle Gedanken an die Zukunft eisern zur Seite schob. "Ich mag diese Feiern zu den Saturnalien und zu Jul selbst sehr. So lang und dunkel wie die Winter hier sein können, ist es schön, zwischendrin so einen Lichtblick zu haben."


    Er schnippte nach einem der Haussklaven, welche für die Bedienung der Gäste zuständig waren. Dem drückte er einige Münzen in die Hand. "Bring der jungen Dame ein Tuch für die Schultern, das sie mit nach Hause nehmen kann. Keins, das kratzt. Weich und warm soll es sein."

    Octavena nippte an ihrem Met, hielt dann aber inne, als einer der Angestellten für den Abend näher trat und das Gespräch kurz unterbrach. Das Personal der Villa hatte heute zum größten Teil frei, also hatte Octavena Ersatz vor allem aus den duccischen Betrieben organisieren lassen. Die wiederum waren alle bezahlt und hatten klare Anweisungen bekommen, aber der Fall, dass ein Gast ihnen Geld in die Hand drückte, um einer der anwesenden Damen, noch dazu wohl einer Fremden, ein Tuch bringen zu lassen, gehörte nicht dazu. Octavena sah noch einmal flüchtig zu Sabaco und der jungen Frau und überlegte kurz, was sie genau davon als Gastgeberin hielt. Sie hatte tatsächlich ein paar Tücher herauslegen lassen, schon weil es bei diesen Feiern immer irgendwen gab, der die Temperaturen unterschätzte, aber irgendwie hielt sie spontan wenig davon, wenn einer ihrer Gäste von diesem Angebot Gebrauch machte, wohl um eine hübsche junge Dame zu beeindrucken. "Im Haus liegen sowieso schon ein paar Tücher für die Gäste bereit. Bring ihr eines davon in meinem Namen und gib dem Matinius sein Geld zurück", wies Octavena also den Angestellten an, der daraufhin nickte und auch prompt verschwand, um der Anweisung folge zu leisten.


    Noch während er verschwand, wandte Octavena sich wieder lächelnd Varus zu. "Hast du sonst schon ein paar Kontakte knüpfen können?", fragte sie ihn beiläufig und nippte erneut an ihrem Met. "Heute Abend sind wahrscheinlich einige Leute da, die dir helfen könnten, wenn dir schon eine politische Karriere vorschwebt." Sie beobachtete ihn vorsichtig aus den Augenwinkeln bei den Worten. Es gab keinen Grund, ihn zu hetzen, aber Octavena wäre nicht Octavena gewesen, wenn sie sich nicht wenigstens ein bisschen Sorgen gemacht hätte, ob und wie ihr Vetter mit seinen Karriereplänen weitermachen würde. Schließlich hatte sie auch selbst wenig Lust, sich Vorwürfe aus Hispania anhören zu müssen, sie hätte ihn nicht genug unterstützt.

  • “Ja die berühmten langen und harten Winter Germaniens“ seufzte ich…mir lief es eiskalt den Rücken herunter als ich daran nur dachte…automatisch dachte ich an Hispania und ich musste lächeln…

    “Bis jetzt nur dieser Publius Matinius Sabaco“ erwiderte ich “er hätte mich wohl lieber in der Ala gesehen als in der Politik, aber wenn ich dort aufräume wäre er auch mit mir als Politiker izufrieden“ sagte ich.

    Bemerkte wie meine Cousine mich musterte und sagte “ich werde bei Gelegenheit einen Brief in die Heimat schicken wo ich mich bedanken werde das sie mich zu dir schickten, ich fühle mich hier fast wie zu Hause“

    Und mein Blick wanderte zu den zwei jungen Damen..




  • Ein Soldat mit Leib und Seele. Das zumindest verstand Matidia. Die Worte des Mannes klangen natürlich eindrucksvoll, allerdings kam es sehr darauf an, wer diese aussprach. Nicht jedem nahm man so etwas so leicht ab, denn oft genug war das nur heiße Luft oder etwas, was man sich selbst gerne einredete. Jeder war doch gerne von festem Willen und selbstsicher genug, diesen auch zu vertreten und durchzusetzen. Sie selbst sah sich beispielsweise gerne so.

    Ein Hüne wie Sabaco aber, dem glaubte sie, dass er das ernst meinte und lebte. Sie schmunzelte ihn an.

    "So etwas trifft man nicht so oft. Es gibt viele von der anderen Sorte." Jene mit den honigtriefenden Fingern. "Aber ich schätze, dann weiß man bei dir auch direkt, woran man ist." Was das nun für diese Begegnung hieß, war unklar, aber da er es weder bei seinem Schal, noch bei dem nun im Anschluss freundlicherweise organisierten Tuch, beließ, sondern weiterhin stehen blieb und mit ihr sprach, wollte er sie wohl kennenlernen. Was ihr gefiel. So etwas gefiel ihr immer.


    Er sprach aber zunächst weiter. Sie nickte bei seiner Vermutung. "Den meine ich." Natürlich kannte er ihr, Militär eben. Vermutlich kannten sie sich alle, da sie ja auch im Kampf aufeinander vertrauen mussten. Oder so ähnlich, aber das war das typisch männliche Geschwätz, was ja Frauen anscheinend ohnehin nicht verstehen konnten. Matidia war sich sicher, dass sie das hätte nachvollziehen können, wenn sie denn gewollt hätte. Wollte sie aber nicht.

    Zunächst aber starrte sie auf seine ramponierten Zähne. Es ließ sich nicht vermeiden, dass diese Ruinen ihre Aufmerksamkeit kurz fingen, bevor sie sich wieder auf seine Augen konzentrierte. Was war da geschehen? Hatte er sich geprügelt? Sie hatte keine Ahnung, wie man so etwas zuordnen könnte.

    Es blitzte aber zunächst erneut in ihren Augen. Sie verstand die Worte sehr gut, die er da sagte. Sie schnaubte herausgefordert. "So kannst du es sehen. Vielleicht sieht es auch danach aus, aber ich übernehme jede Verantwortung für meine Familie. Das domus wird wieder hergerichtet, und wir werden es mit einem Fest feiern. Und bei der Villa geht es nicht um mich.", log sie, nur ein wenig. "Wir wurden überfallen, nicht weit von hier. Meine Mutter ist verletzt und braucht einen Ort, an dem sie sich auskurieren kann." Und das Lager zweier grillbegeisterter Junggesellen war kein Ort dafür. Zudem wollte sie wissen, dass ihre Mutter sich an einem sicheren Ort befand.


    Der Sklave kehrte indes eifrig und eilig zurück, zeigte Matidia ein Tuch und legte es ihr dann nach deren Nicken um, dann hielt er Sabaco die Münzen hin. "Von der Herrin.", sagte er unterwürfig, aber bestimmt. Die Unterbrechung ließ der jungen Römerin Zeit, den Soldaten weiter anzufunkeln. Wenn er keine Ahnung hatte, sollte er sich nicht anmaßen, über sie zu urteilen!

  • "Man weiß immer, woran man bei mir ist, Iunia Matidia. Immer. Im Guten wie im Schlechten. Die Wahrheit kann auch mal hässlich sein." Er bemerkte, dass sie seine Zähne musterte, und grinste noch etwas breiter. Auch das war ein Teil der Wahrheit, Teil eines komplexen Ganzen. "Verantwortung zu übernehmen, ist der Weg eines wahren Römers. Wo wurdet ihr denn überfallen, und konntest du erkennen, von wem?" Wahrscheinlich wieder Germanen ... es wurde Zeit, das mal wieder Köpfe rollten, damit die Dreckskerle sich wieder in ihren stinkenden Wald zurückzogen.


    Der Sklave reichte ihm erst die Münzen, dann das Tuch. "Richte der Hausherrin meinen Dank aus." Als Iunia Matidia ihn anfunkelte, legte Sabaco ihr das Tuch galant um die schmalen Schultern. Der leichte Windhauch, den er dabei verursachte, trug ihm ihren Duft in die Nase. Sein Grinsen wurde wieder zu einem Lächeln. "Besser?"

  • "Und da du noch hier bist, bedeutet das... Was für mich? Oder über mich?" Die Zähne waren bemerkenswert und sie hatte da einige Fragen, aber an ihn erinnern würde sie sich aus anderen Gründen. Er war anders als viele andere Männer, hatte etwas von einem der einfachen Soldaten, die sie hin und wieder heimlich beobachtete. Aber er war eben auch ein Decurio und konnte hier auf Augenhöhe mit ihr sprechen. So jemanden traf zumindest sie selten und sie war gespannt, was hinter seinen Worten steckte. Eine ehrliche Meinung zu ihr wäre zumindest interessant.


    Das Tuch erreichte sie und Sabaco wagte einen zweiten Versucht. Den sie deutlich begeisterter annahm und ihn ebenfalls anlächelte. "Ja. Danke. Und nun der Wein?" Sie zog das Tuch noch grob zurecht und die Wärme war tatsächlich angenehmer, aber so schnell verschwanden weder die Gänsehaut, noch andere Anzeichen der Kälte. Ihr eigener erdiger Körperduft wurde begleitet von einem unguentum, welches sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatte. Oliven, Zitrusfrüchte, und Honig waren darin zu riechen. Dann hob sie ihren Becher. Vielleicht brachte ja ein Sklave auch noch so einen.

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