Ocella & Sabaco - Zusammenkunft in der Taberna

  • "Ich bin all die Jahre immer der Gleiche gewesen, Ocella. Aber dein Geist ist so", er deutete mit den Händen Scheuklappen neben seinen Augen an, "und meiner so." Er breitete die Arme weit aus, ehe er sie wieder auf die Tischplatte fallen ließ. "Du folgst deinen Prinzipien und ich meinem Ziel. Mag sein, dass ich ein Opportunist bin. Warum auch nicht? Du stemmst dich störrisch gegen den Sturm, ich reite ihn und nehme mit, was er mir anbietet. Wir werden sehen, wer von uns am Ende Erfolg haben wird. Ein Spiegel macht mir keine Angst - ich muss keine Reue fürchten, kein Gewissen. Diese Gabe teilst du mit mir, nicht wahr? Alles hat seine Richtigkeit. Und keine Sorge: Ich reite auch ein zweites Mal um die Welt, um dich an den Haaren aus der Scheiße zu ziehen."


    Selbstgefällig polierte er seine Nägel, indem er die Faust an seiner Brust rieb. Genau genommen hatte er Ocella nicht gerettet und die Turma Prima nicht gefunden, aber er hätte es, war kurz davor gewesen. Er grinste, so dass Ocella die Zahnlücken auf seiner linken Seite sah, wo in harter Fausthieb Sabacos Gesicht getroffen hatte. Diese Zähne hatte er für ihn gelassen ...


    Als Ocella aufstand, erhob sich auch Sabaco. Hier sitzen gelassen zu werden kam nicht in die Tüte. Er sah dem Kleinen nach, wie er davontorkelte. Übers Knie sollte man ihn legen. Oder ein paar Maulschellen rechts und links verpassen, bis er wieder normal war. Der verletzte Stolz brannte tief und irgendwo spürte Sabaco die tiefe Sehnsucht, dass zwischen ihnen alles sein möge wie früher, dass der Kleine wieder zu ihm aufsah. Doch der sah nur noch den fischäuigen Germanicus. Sabacos Blick wirkte einen Moment abwesend, als er sich vorstellte, wie Varros Genick in seinen Händen brach.


    "Die Klamotten sind nicht für mich, Bruder" , murmelte er, obwohl Ocella ihn nicht mehr hören konnte. Er legte die Münzen auf den Tisch, ohne viel gegessen oder getrunken zu haben. Vollkommen nüchtern kehrte er zurück in die Nacht.

  • Draußen hatte sich Ocella inzwischen erleichtert. Das fettige Fleisch, der Met...sein Magen war in den letzten Monaten weniger gewohnt und rebellierte. Er fühlte sich ein wenig besser und wischte sich die Augen und den Mund als er Sabo aus der Taberna kommen sah.

    Sein erster Impuls war es sich ins Dunkel zurück zu ziehen und die Geschichte ewig so weiterlaufen zu lassen.

    Doch es hatte keinen Sinn.

    So ging er denn auf Sabo zu, hob die Hand und bekam just in diesem Moment einen erneuten Bauchkrampf.

    Er stütze die Hände auf die Knie und wartete ab, doch es war nur ein Hinweis...bei der Wahl seines Essens etwas vorsichtiger zu sein.

    Hör´zu ,...Bruder. Du bist du, und ich bin ich,...du gehst deinen Weg, ich den meinen. Wir müssen mit der Entscheidung des jeweils Anderen zurecht kommen und auch damit leben.

    Er grinste gespenstisch ...wobei ich es da deutlich schwerer habe als du den Anderen dein Handeln als gut zu verkaufen.

    Ocella bog den Rücken durch und sog die klare Nachtluft ein.

    Mag´sein, daß ich weniger ambitioniert bin, weniger weitsichtig, aber hey,...das ist nun einmal meine Art, so wie du die deine pflegst...

    Er kam sich vor als würde er einem Wolf erklären er solle ab jetzt Heu fressen.

    ...ist das denn so schwer zu akzeptieren?

  • Sabaco hielt inne. Ihm war entgangen, dass Ocella die Taberna verlassen hatte. Lautlos und ungesehen musste er sich herausgestohlen haben, die Menschen und die Lichtverhältnisse ausnutzend, oder einen Hintereingang. Wenn Sabaco sich bewusst machte, dass der Kleine das von ihm gelernt hatte ... oder zumindest mit ihm, damals, auf den Straßen von Tarraco ... Die gleiche Sorgfalt, die Ocella in seine Worte legte, versuchte Sabaco fürs Zuhören aufzubringen, unterbrach ihn nicht und schaufte und schnaubte auch nicht, spielte nicht mit seinen Fingern oder dem Gürtel. Er wollte Ocella gern verstehen, er wollte es wirklich.


    "Ich glaube, Ocella", begann er, diesmal vorsichtiger und leiser als im Schankraum, "darin liegt unser Problem: dass jeder seinen eigenen Weg geht. Es gibt kein Miteinander mehr. Jeder macht sein Ding, selbst wenn wir am selben Tisch sitzen. Sicher, wir sind erwachsen, da geht man anders miteinander um als früher. Aber müsste nicht trotz unserer Unterschiede noch mehr zwischen uns sein, als das hier?" Er machte eine Geste. Er wollte Ocella nicht wieder zulabern, nicht jammern. Aber wie sollten sie einander verstehen, wenn nur Fetzen hin und her flogen?


    "Halb Mogontiacum habe ich bestochen, um mit der Turma Secunda reiten zu können - um Germania umzukrempeln, bis du sicher wieder daheim bist. Keinen Tropfen Alkohol habe ich getrunken und gelebt wie ein Mönch. Niemandem ein Haar gekrümmt, der es nicht verdiente, und nicht gezündelt, um meiner neuen Position gerecht zu werden und dich am Ende heimzuholen. Es scheint, als habe ich trotzdem wieder alles falsch gemacht. An den falschen Stellrädchen gedreht? Zu wenig? Sag du es mir. Ich will meinen kleinen Bruder nicht verlieren wegen ..." Er zuckte unglücklich mit den Schultern. "Ich weiß nicht, weshalb."

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