Patrouille der Turma II

  • Sabaco verzog das Gesicht. "Ich bin Decurio, kein Legatus Augusti", knurrte er. Weder war es seine Aufgabe, geopolitische Strategien zu entwerfen, noch über das Schicksal ganzer Castelle zu entscheiden. Erst recht nicht in Zusammenarbeit mit einem potenziellen ... germanischen Spion. Er musterte Hunulf mit unverholener Abneigung. Dessen Vorschlag stank schlimmer als ein vergessenes Fischgericht im Sommer.


    "Für dieses Mal werde ich deinen verräterischen Vorschlag, unsere Männer zu opfern und die freche Idee, dich dafür auch noch mit Gold entlohnen zu lassen, überhören. In aller Deutlichkeit: Deine Aufgabe ist es nicht, Rom Empfehlungen zu geben, sondern Informationen. Konzentriere dich darauf, die Häuptlinge auszuhorchen und sie mit deinen eigenen Mitteln gegeneinander auszuspielen."


    Wenn das Imperium die Stämme rechts des Rhenus militärisch überrennen und sie ausrotten wollte, könnte es das. Es ging hier darum, mithilfe von Männern wie Hunulf diesen logistischen und teuren Kraftakt zu vermeiden. Diese albernen Häuptlinge zu bezahlen, damit sie die Füße stillhielten, ging völlig an der Realität vorbei und zeugte von einer fatalen Unkenntnis von Roms Möglichkeiten.


    "Sieh zu, dass du verschwindest", grollte Sabaco und lenkte seinen Grauschimmel an Hunulf vorbei, um die Patrouille fortzusetzen. Er hoffte, dass der windige Germane das nächste Mal sinnvollere Ergebnisse lieferte als nur die Prahlerei, dass er jetzt die Frau des Häuptlings bumste.

  • 5262-verr%C3%A4ter-1-jpgHunulf


    Hunulf interessierte ges gefühl fes Römers herzlich wenig,er wollte nur seinen Lohn.

    "Ich trolle mich ,sobald ich bezahlt, Römer."

    Diesmal war nicht von galanten Schmeicheleien zu spüren, welcher sich Hunulf gern bediente, sondern hier sass, ein knallharter kaltherziger Geschäftsmann, auf seinem Ross.

  • Sabaco ließ sein Pferd halten. Sein Rücken war Hunulf zugewandt und er drehte sich nicht um. Es dauerte einen Moment, ehe man seine Stimme hörte: "Du wirst der Anweisung Folge leisten." Noch immer hatte er sich nicht umgedreht, denn seine Männer sahen für ihn, und Hunulf war ein einzelner Zivilist, umzingelt von der Turma Secunda. Dass der Germane gerade seine Einkommensquelle verloren hatte, bedurfte keiner Erwähnung. Doch wenn er so weitermachte, würde er noch einiges mehr verlieren.

  • 5262-verr%C3%A4ter-1-jpg


    "Mein Bezahlung Römer.

    Ich werde weiter für Rom wirken, Du jedoch Römer droh mir niemals wieder.

    So ich habe , was ich will, reite ich."

    Hunulf allerdings war nicht nur eitel ,sondern auch stur.

  • In diesem Moment kam Alwin, einer von Sabacos Kundschaftern, zurück. Sabaco ließ ihn zu Wort kommen und erfuhr, dass in drei Meilen Entfernung eine handvoll junger Burschen sich näherte. Die gehörten vielleicht zu dem streitlustigen Hunulf.


    "Ein Trupp Bewaffneter?", hakte Sabaco nach.


    "Sie sind zu Pferd, aber es sind Zivilisten, Decurio."


    "Dann sollen sie uns nicht weiter kümmern. Wenn sie sich unauffällig verhalten, lasst sie ihres Weges ziehen. Wegtreten, Eques." Sabaco drehte sich im Sattel um. "Und du, Hunulf, hast deinen Lohn bereits erhalten. Du hast, was du willst, wenn auch nicht das, was du verdienst."


    Er hob die Hand auf Schulterhöhe und ließ sie nach vorn fallen, woraufhin sich die gesamte Turma erneut in Bewegung setzte. Langsam trotteten die Pferde an Hunulf vorbei, quollen um ihn herum wie Wasser um einen Stein, als sich die Turma Secunda weiter auf ihrer geplanten Route durch das germanische Grenzland bewegte.

  • 5262-verr%C3%A4ter-1-jpg Hunulf


    Da stand er nun über besser sass auf seinen Ross, hier passte der spruch "Auf dem hohen Ross sitzend" gerade in Perdektion.

    Etwas bedröppel schaute er den Römern nach.

    Hatte er gerade seine Einnahmequelle verloren? Seine sogenannte Leibwache schien auch nicht die Zierde der Wächter zu sein,wenn ein einzelnder Aufklärer jene entsecken konnte. Er muss mit den Burschen ein ernstes wirt reden.

    So also wendete er sein Ross und ritt in Richtung des Waldes.

    Auf der Waldlichtung angekommen erwarten ihn seine Mannen. Hatten jene ihn bisher beschützt ohne je Fragen gestellt zu haben, so war es diesmal anders. Ohne Hunulfs Woissen war einer ihm nach geschlichen und hatte dessen Treffen mit den Römern gesehen und es sen anfrern mitgeteilt.

    Hunulf begann ihnen Vorwürfe zu machen dass sie entdeckt wurden, ohne das er ahnte das er enttarnt.

    So störtte er sich auch nicht daran das sie ihn, ebenso hoch zu Ross , umringten.

    Was nun folgte, es waren zwar nicht die Iden des Märzen,aber der Ablauf war ähnlich. Wortlos hatten sie ihre Messer gezogen und stachen auf Hunulfen ein, bis jener blutüberströmt vom Pferd fiel. So also endete das kurtze Leben eines Hochtrabenden.

    Man warf den Leichnam auf sein Ross und ritt zurück in das Lager.

  • Es mochten einige Stunden vergangen sein, als die Turma Secunda ein umherirrendes Pferd in Germania Magna traf. Über dem Rücken hing eine reglose, stark blutverschmierte Gestalt. Über die römischen Truppen mochten die Germanen reden wie sie wollten, aber sie versuchten, dem Niedergestochenen nach Kräften zu helfen. Doch die Wunden waren zu tief, um sich jemals wieder zu schließen und zu viel Blut hatte den Körper bereits verlassen.


    Nach kurzer Beratung beschloss Sabaco, den Leichnam den Angehörigen zu übergeben, ob sie nun Feinde waren oder nicht, damit sie ihn selbst bestatten konnten. Was mochte wohl Ballomar von dem Tod seines Verwandten halten? Sabaco dachte kurz an seinen kleinen Bruder, den undankbaren Trotzkopf, sah Hunulfs blondes, blutverkrustetes Haar, seufzte und schüttelte den Kopf.


    Die Dunkelheit nahte. Die Turma II musste heimkehren, das weiße Pferd mit dem Toten führten sie mit sich.

  • Die Turma Secunda ritt durch den Regen, der von ihren Wollmänteln und Helmen perlte. Die Hufe der Pferde verursachten bei jedem Schritt ein saugendes Geräusch. Still und leer war der Wald. Die Vögel hatten das Land in Richtung Süden verlassen und auch die Germanen hatten sich in die Wärme ihrer Langhäuser zurückgezogen. Die römische Patrouille war allein. Das Nieselwetter und der Schlamm schufen eine Periode des Friedens.

  • Hinter dem Limes nichts Neues. Die Maßnahmen zeigten ihre Wirkung - vorerst. So weit war Sabaco zufrieden, als sie zurück in Richtung Castra ritten. Allerdings bereitete ihm die Rotation der jungen Magistrate Sorgen. Momentan lief alles wie geschmiert, man sollte den Kurs, den er mitgestaltet hatte, beibehalten. Doch in enervierender Regelmäßigkeit bestand das Risiko, mit der nächsten Amtsperiode irgendeinen Vollpfosten zu erwischen, der sich mit Neuerungen profilieren wollte und bei aller Unerfahrenheit zu viel Macht besaß. Seius Ravilla von der Primigenia war in Ordnung gewesen. Doch wer würde der nächste sein? Zunächst hieß es abwarten und Posca trinken ... Die Turma Secunda kehrte an diesem Tag durchnässt, aber wohlbehalten heim.

  • Die Reiter folgten einem schmalen Pfad, der sich durch die Wildnis schlängelte. Sie sahen keine Spur von Menschen, nur Bäume, nun fast vollständig kahl, und dichtes Gesträuch. Hier und da schimmerte das Grün einer Tanne oder von Gras, das sich von den ersten Nachtfrösten noch nicht unterkriegen ließ. Die Sonne schien durch die Wolken und warf Lichtflecken auf den gefrorenen Boden. Die Luft war frisch und klar, kein Vogel sang.


    Sabaco war stolz auf seine Männer, die ihm treu und loyal folgten. Er wusste, dass sie jederzeit bereit waren, für ihn und für das Reich zu kämpfen. Er hatte sie schon oft in Gefechte und Scharmützeln gegen die Germanen geführt, und sie hatten immer gesiegt. Jedes einzelne Mal. Natürlich gab es Verletzte und manchmal Gefallene, doch der Sieg hatte jedes Mal ihnen gehört. Die Motivation, sich mit den Germanen zu messen, war so hoch, das Sabaco sie manchmal kaum bändigen konnte.


    Er kannte jeden von ihnen beim Namen, und er kümmerte sich um ihr Wohl. Er war nicht nur ihr Decurio, sondern auch einer von ihnen. Er lebte nicht wie die Stabsoffiziere in einem eigenen Haus. Seine Wohnung grenzte direkt an ihre Baracken und er hörte ihre Stimmen durch die Wände, sah ihre Gesichter, wenn er vor die Tür trat oder wenn er nach Hause kam. Er kannte ihre Träume und ihre Sorgen, und er teilte sie mit ihnen.


    Sabaco blickte zurück und sah ihre Gesichter, die Ruhe und Sicherheit ausstrahlten. Sie waren nicht ängstlich oder nervös, obwohl sie wussten, dass sie jederzeit auf einen Feind stoßen konnten. Sie waren entspannt und gelassen, und sie machten gelegentlich Witze auf gegenseitige Kosten, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie waren glücklich, denn sie liebten ihr Leben als Soldaten. Sie liebten das Abenteuer, die Herausforderung. Und wenn sie einst das Bürgerrecht erhielten, liebten sie vielleicht auch das Imperium Romanum, das ihnen alles gegeben hatte, was sie brauchten.


    Sabaco wandte seinen Blick wieder nach vorne. Er spürte, wie sein Herz mit Stolz und Freude erfüllt war. Es gab keinen besseren Ort, um zu sein, als hier, mit seinen Männern, auf seiner Patrouille, in diesem Land. Er dachte, dass er nichts mehr wollte, als das zu tun, was er tat. Sein Leben war gut und er war das glücklichste Wesen auf Erden.


    Für heute wollte er vergessen, dass jede Glückssträhne endlich war.

  • Die Bäume waren kahl und düster, und ihre Äste hingen schwer unter der weißen Last. Die Luft war kalt und scharf, und sie atmeten kleine Wolken aus. Sie trugen dicke Mäntel und Pelze über ihren Rüstungen, um sich vor der Kälte zu schützen. Ihre Pferde stampften durch den Schnee, der leise knirschte. Sie waren auf einer Patrouille durch das Land der Germanen, die sich im Winter zurückgezogen hatten, um sich auf den Frühling vorzubereiten.


    Die Reiter waren still und wachsam, denn sie wussten, dass der Winterwald seine eigenen Gefahren barg. Im Schnee hinterließen sie Spuren, deren Alter leicht zu bestimmen und die problemlos zu verfolgen waren. Sie wussten, dass die Kälte ihre Kräfte schwächte, die sie zum Kämpfen brauchten und Sabaco war froh, dass die meisten seiner Männer dem Blute nach Germanen waren, die den Winter und seine Tücken kannten. Der Winterwald war kein Freund der Römer. Er sehnte sich nach der heißen Sonne von Hispania, nach staubtrockenen Wiesen, von der Sonne verbrannt, in denen die Steppengrillen zirpten, und reifen Früchten, die man sich einfach von den Wegrändern pflücken konnte.


    Eine eisige Bö fuhr ihm ins Gesicht. Sie trug den scharfen Geruch von Rauch mit sich. Und Sabaco, der das Feuer liebte als einen alten Freund und dem Vulcanus bereitwillig großzügige Opfer darbrachte, grinste. "Zisimos, Alwin und Fango, vor zur Lageerkundung."

  • "Vor zur Lageerkundung, jawohl", krähte Fango und gab seinem Pferd die Fersen. Er und die anderen beiden Reiter verließen die Truppe und ritten voraus.


    Die drei Reiter ritten weiter durch den Winterwald, und der Geruch nach Rauch wurde immer stärker. Sie sahen auch einen leichten Schimmer in der Ferne, der auf ein Feuer hinwies. Sie beschleunigten ihr Tempo, um näher an die Quelle zu kommen. Sie hofften, dass es sich um ein kleines Feuer handelte, das sie leicht löschen oder kontrollieren konnten. Doch je näher dichter der Rauch wurde, umso mehr schwand diese Hoffnung.

  • Sabaco führte seine Turma Secunda ohne Hast, während er auf die Rückkehr der Kundschafter wartete. Auch seine Männer blieben ruhig, während lautlos die Schneeflocken auf sie niedersanken. Inzwischen gab es niemanden mehr unter ihnen, der noch unerfahren war. Sie alle kannten die Situation in Germania und wussten ihr zu begegnen. Sabaco leckte sich die kalten Lippen, um die Qualität des Rauches zu schmecken. Es war ein stark qualmendes, in dieser nassen Witterung um sein Leben kämpfendes Feuer, doch es schmeckte zornig, und Sabaco lächelte.

  • Neben der Ausbildung der neuen Rekruten versah Sabaco weiterhin seinen Dienst als Decurio der Turma Secunda. Noch war das Wetter extrem nass, die Nächte lang und finster und die Lage entsprechend ruhig. Die Reiter Roms zeigten Präsenz. Um die Germanen eingeschüchtert zu halten, kontrollierten sie heute jeden, den sie auf den Straßen trafen. Das waren nicht viele, meist Reisende auf Verwandtschaftsbesuch oder hartgesottene Händler. Von keinem ging eine Gefahr aus, doch darum ging es nicht. Rom schlief nie, das war die Botschaft. Die Classis tat das Gleiche zu Wasser und kontrollierte die Häfen und die Fischerboote.


    Und die Legio ...? Sabaco wusste es nicht. Eine neue Amtsperiode hatte begonnen und die senatorischen Tribunen und ein paar andere Streifenträger hatten mal wieder die Plätze getauscht. Man würde sehen, was sie diesmal für die Legio bereithielten.

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