Ausgang der neuen Rekruten

  • Als Pilius endlich als letzter der Tirones das Lokal betrat, waren die anderen bereits in angeregte Gespräche vertieft. Er sah zu ihrem Tisch herüber und blieb kurz nach der Tür stehen. Wie er so etwas hasste, jeder würde seine Lebensgeschichte erzählen, jeder wollte von dem anderen wissen, was er vor dem Militär gemacht hatte und was ihn bewegte, jetzt sich gemeldet zu haben. Anschließend würde über Politik und Frauen diskutiert und jeder würde mit Geschichten prahlen, was für ein toller und harter Kerl er wär.

    Er würde alles dafür geben, jetzt lieber in voller Montur im Sattel zu sitzen. Hoffentlich ging das heut nicht so lang, er hatte keine große Lust sich mit den anderen aus Spaß zu besaufen und belanglose Gespräche über das ihre oder seine Leben zu führen. Er atmetet noch einmal tief durch.

  • Fango, der allein mit einem Stapel Unterlagen an einem Tisch saß, winkte einladend, als der Neue sich in der Taberna umblickte. Der Gesichtsausdruck verriet, dass das nicht nur ein Gruß war, sondern eine Einladung. Wenn er wollte, konnte Quintus Germanicus Pilus sich gern zu Fango an den Tisch setzen.

  • Pilius kniff die Augen zusammen, war das Fango, der ihn da vom Tisch herbeiwinkte. Er machte ein paar Schritte auf ihn zu. Tatsächlich, zwischen einem Stapel Schriftstücken lugte Fango hervor. „Was machst du denn hier?“ fragte er Fango freundlich

  • "Setz dich doch", sagte Fango. Ein Stuhl wanderte einladend nach hinten, als er ihn mit dem Fuß verschob. Der Neue hieß Quintus Germanicus Pilius, Fango hatte es sich eingeprägt. "Ich wiederhole ein bisschen die Theorie aus der Ausbildung. Das tue ich regelmäßig Gerade die Zahlen vergisst man sonst schnell wieder." Dass Fango allein an einem Tisch saß, zeigte, wie beliebt ihn das machte. Er hatte zwar durchaus ein paar Kumpel unter den Equites, aber in der Freizeit beschäftigten diese sich dann doch lieber mit anderen Kameraden als mit einem übermoralischen kleinen Streber. "Wie kommst du in der Ausbildung klar? Brauchst du irgendwo Nachhilfe?"

  • Pilius blickte interessiert auf die Tafel vor Fango. „Was für Zahlen? Wir sind im Moment noch beim Umgang der verschiedenen Waffen und Schilde. Ich wusste garnicht, dass ebenso Theorie zur Ausbildung gehört!“, er schaute Fango fragend an. Das er allein saß, weil er in seinen Schriften blätterte wunderte Pilius nicht, auch er konnte mit Zuviel Schreibkram nicht viel anfangen. Es wollte einfach nie einfach in seinen Kopf und er musste gefühlt eine Ewigkeit über etwas brüten, bevor er es sich merken konnte. Da liebte er schon zehnmal mehr die Praxis. Ihn störte es aber nicht, dass Fango höchstwahrscheinlich auch wegen seinem im ersten Moment streberhaftem Auftreten, allein war und nicht viele Freunde hatte. Er hatte gelernt Menschen nicht sofort in eine Schublade zu kategorisieren und meistens die unscheinbarsten gerade in Extremsituationen zu großem Fähig waren. Ein bisschen verunsichert schoss Pilius noch hinterher: „Ist es denn viel Stoff, der auf einen zukommt?“

  • "Die Mannschaftsstärke der unterschiedlichen Einheiten zu kennen gehört zur Grundausbildung, das solltest du beherrschen. Ich muss auch noch die Belastbarkeit und Effizienz verschiedener Materialien kennen. Mann kann zum Beispiel nicht jeden Pfeil für jeden Bogen verwenden. Dann gibt es noch die maximale Schussweite je nach Zugkraft des Bogens und so weiter. Ähnliches gilt auch für die Artillerie, für die verschiedenen Geschütze. Keine Sorge, das alles musst du nicht für die Prüfung lernen, aber ich möchte solche Dinge wissen und nicht erst irgendwo nachschlagen müssen. Willst du was trinken oder essen?" Er winkte der Bedienung zu, da er langsam durstig wurde. "Kommst du bisher gut zurecht?"

  • "Klingt plausibel!" fügte er auf Fango´s Erklärung an. Pilius hoffte, dass Fango nicht nur zur Beruhigung meinte, dass dies nicht alles bei der Prüfung drankommen würde, sondern wirklich nur ein kleiner Teil relevant war. Erst jetzt bemerkte er, wie ihm nach den heutigen 40 Meilen der Magen knurrte. Mit einem Mal überkam ihn der Hunger und er freute sich auf eine kräftige Portion Essen mit einem kühlen Bier. "Ich habe einen richtigen Kohldampf. Und ein kühles Bier wäre jetzt genau das richtige.", er grinste Fango an. "Ich komm bisher gut zurecht, die Ausbildung ist sehr aufregend und ich versuche jeden Tag mein bestes zu geben. Richtig gespannt bin ich aber schon auf einen Einsatz oder eine Patrouille. Wie läuft es denn bei dir, kann man das überhaupt fragen oder sieht hier der Alltag immer anders aus?", hackte er neugierig nach.

  • "Es gibt einen Rahmenplan für den Tagesablauf. Aber in den Details ist jeder Tag anders", sagte Fango. Da sich ein längeres Gespräch anbahnte, schob er seine Wachstafeln beiseite. "Nach dem Weckruft treten wir erstmal an und es folgt eine Tagesbefehlbesprechung des Decurios. Anschließend machen wir Frühsport. Früher hat mich das sehr angestrengt und ich war danach erschöpft, aber inzwischen werde ich davon wunderbar munter. Danach geht es für uns in der Regel auf Patrouille. Am frühen Abend ist Dienstschluss. Ich bringe das Pferd in den Stall, wo sich die Calones darum kümmern, während ich mich meiner Ausrüstung widme. Bevor ich ins Bett gehe, gehe ich meistens noch in die Thermen. Andere sparen sich die Zeit und machen bloß eine Katzenwäsche."


    Fango bestellte für Pilius ein Bier mit und für sich selbst eine Platte mit Brot und Wurst. "Was möchtest du essen? Ich kann dich allerdings nicht einladen, ich bin ein bisschen blank, ich bin nur der Botschafter zwischen dir und Küche", sagte er mit einem entschuldigenden Grinsen.

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