[Hortus] Scato allein zu Haus

  • Hortus


    Scato inspzierte die ersten Spitzen der Frühblüher und schaute unter der schützenden Strohdecke nach den Steckzwiebeln, die ebenfalls ihre Spitzen durch die Erde schoben. Der Wintersalat hatte die Kälte unter der Schutzschicht ebenfalls gut überstanden. Bald würde es keine Kahlfröste mehr geben und das Stroh konnte auf den Kompost. Das würde er selbst erledigen. Nachdem das Sklavenpack sich verdrückt hatte, blieb Scato ohne jedweden Sklaven in Mogontiacum zurück. Das machte nichts, da er den Großteil seiner Zeit im Castellum Mattiacorum verbrachte, trotzdem war es seltsam. Zum Glück hatte wenigstens Matidia ihre eigenen Sklavinnen dabei, die treuherziger waren, sonst hätte er tief in die Tasche greifen müssen, um ihr eine zu organisieren. Dass sie ihre zarten Finger mit Wäschemachen und dergleichen beanspruchte, würde keinesfalls in Frage kommen.

  • Er kam wie gerufen. Sabaco grinste angespannt, die Faust unnötig fest um das Ledersäckchen geschlossen. "Salve Scato. Schöner Garten, man sieht, dass hier Sachverstand am Werk ist. Ich will deine Zeit aber nicht unnötig mit Höflichkeiten strapazieren. Darum sieh es mir nach, wenn ich ohne Umschweife zur Sache komme. Ist Iunius Tacitus hier?"


    Unverholen blickte er sich in alle Richtungen um. In Wahrheit schaute er nicht nach dem Mann, der ihn in Rechtskunde unterrichtet hatte, sondern suchte nach dem Antlitz von dessen liebreizender Schwester. Auch wenn er tatsächlich hier war, um mit Tacitus zu sprechen - sehen wollte er jemand anderen.

  • "Salve, Sabaco!" Von dem folgenden Wortschwall, der so eilig klang, als würde Sabaco von irgendwas gejagt werden, fühlte sich Scato etwas überrumpelt, aber er lächelte tapfer. Auch entging ihm nicht das Säckchen, dass wirkte, als sei es bis oben hin mit Münzen gefüllt. Die ganze Situation weckte seine Neugier. "Du strapazierst meine Zeit nicht. Eigentlich hätte ich dir gern was zu Trinken und zu Essen angeboten, aber wenn du keine Zeit hast, verschieben wir das eben aufs nächste Mal. Tacitus ist leider gerade nicht anwesend. Er befindet sich auf einer längeren Reise. Worum geht es denn?"

  • Trotz seiner rauen Art war Sabaco ein Mensch, der die Gefühle seines Gegenübers feinsinnig wahrnahm. Auf den Straßen von Tarraco war diese Gabe unabdingbar gewesen, um Freund von Feind unterscheiden zu können. Sie machte die Menschen, die er so schwer verstand, berechenbar. Der angefressene Unterton entging ihm folglich nicht. Und ja, er meinte zu begreifen, was im Kopf dieses Mannes vorging. Sabaco kaute auf der Innenseite seiner Wange. Er wollte nicht, dass Scato im zürnte oder auch nur angefressen war. Er wollte Harmonie, so riss er sich zusammen, auch wenn ihn die Nachricht, dass Tacitus nicht anwesend war, enttäuschte, und auch, dass Matidia nirgends zu erblicken war.


    "Es tut mir leid", sagte er und versuchte, Scatos Blick einzufangen. "Ich war unhöflich. Aber ich bin nervös. Die Sache ist, dass ich um Iunia Matidias Hand anhalten möchte. Falls Tacitus sich Sorgen macht wegen irgendeiner Mitgift ... habe ich vorgesorgt." Er stellte das Ledersäckchen auf dem Gartentisch ab. "Er wird keinen Verlust machen, sondern Gewinn. Ich kann sehr gut für seine Schwester sorgen und will kein Geld haben!"


    Unsicherheit stahl sich in sein Verhalten, er wiegte den Kopf, während er Scato betrachtete. Er hatte versucht, auszudrücken, dass ihm Matidia alles bedeutete, dass er sein letztes Hemd für sie geben würde. Aber wahrscheinlich kam der blöde Geldsack völlig anders an.

  • Scato gönnte dem Geldsack nur einen flüchtigen Blick. Sabaco war ein schwieriger Mensch, aber er war kein Lügner. Er meinte, was er sagte. Scato ließ sich in den Fellgepolsterten Korbstuhl fallen und streckte die Beine lang.


    "Nein, nein. Du warst nicht unhöflich", sagte er beschwichtigend. "Jemandem Gastfreundschaft aufzwingen zu wollen, der wenig Zeit hat - das ist unhöflich." Er lächelte und neigte den Kopf leicht in Richtung des freien Stuhls, seine eigenen Worte mit einem Augenzwinkern parodierend. Immerhin ging es hier um die Hochzeit einer Iunia, da sollte der potenzielle Bräutigam sich nicht schon beim ersten Gespräch mit der Gens der Angebeteten drücken.


    "Über die Sache mit dem Geld kann ich nicht entscheiden, aber wie wäre es, wenn du Tacitus einen Brief schickst und ihm deine Gedanken zu Matidia mitteilst? Er ist zwar wirklich weit weg, er reist durch Gebiete jenseits der Grenzen des Imperiums und wir erwarten seine Heimkehr erst in mehreren Monaten, aber ich bin im Besitz eines Schwarms schwarzer Brieftauben. Diese sind weitaus schneller als der Cursus Publicus, und selbst schneller als die Speculatores. Auf die Weise kommt die Nachricht in wenigen Tagen an den Grenzen des Reichs an."


    Und überall sonst im Reich, wo Scato das wollte. Die Logistik der Taubenpost war für Privatleute aufwendig, aber sie war es wert, und Scato verbrauchte ansonsten kaum etwas von seinem Sold. Er schenkte auf dem Gartentisch zwei Becher Posca ein.

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