Praefectus Vigilum Sebastianus Germanicus Reverus

  • Schnell sah ich den Centurio Metellus an mir vorbeilaufen und wurde fast umgestoßen. Das musste wirklich eine dringende Angelegenheit sein. Der Scriba vor mir wartete noch immer auf den Bericht.


    "Hier ist er! Vale!"


    ANTE DIEM XIV KAL FEB DCCCLVI A.U.C. (19.1.2006/103 n.Chr.)


    Patrouillenbericht


    Mitglieder der Patrouille:
    Marcus Anneus Metellus [an diesem Abend Optio]
    Lucius Flavius Furianus [an diesem Abend Vigilus]
    Decimus Strabo [an diesem Abend Probatus]


    Ablauf:


    Wie jeden Abend patrouillierten wir, die oben genannten Vigiles, um die Sicherheit des uns zugewiesenen Stadtgebietes zu gewährleisten. Der Tag näherte sich der zwölften Stunde, als wir verdächtige Geräusche vernahmen und der Sache nachgingen. Schließlich machten wir die Quelle der Geräusche aus. Es war eine verängstigte Sklavin, die uns sehr verdächtig vorkam. Vorsichtshalber wurde sie von uns in die Castra gebracht und vor Ort verhört. Dabei ergab sich ein grobes Bild des Kontexts. Am besagten Abend brannte im Villenviertel eine Villa nieder. Außer der Sklavin, ihr Name lautet Sarah, war niemand am Brandort zu sehen gewesen. Sie konnte uns jedoch im Verhör detaillierte Informationen über den Brandhergang und die darin verwickelten Personen geben. Diese ließ uns am Verdacht zweifeln, sie habe etwas damit zu tun.
    Deshalb gehen wir von ihrer Unschuld aus, bis das Gegenteil bewiesen ist.


    Ich, Vigilus Decimus Strabo, habe mich mit Erlaubnis meiner dortigen Vorgesetzten, daran gemacht, den Fall zu untersuchen. Zu diesem Zweck werde ich die Sklavin näher verhören und den letzten Abend rekonstruieren. Neue Ermittlungsergebnisse folgen.


    Gez.
    Decimus Strabo


    Ich übergab den Brief und machte mich dann wieder auf zum Carcer.

  • Zitat

    Original von Marcus Annaeus Metellus
    Das ist korrekt, ja


    Der Centurio nickte.


    "Messalina ging also nicht freiwillig über die Brücke auf das andere Ufer, sondern weil die Praetorianer sie festnahmen und dazu zwangen?" , hakte ich nach und dachte schon über weitere Fragen zur Erzählung des Centurios nach.

  • Der Zwang war offensichtlich und bestand aus den Prätorianern. Sie hatte sich dem nicht entziehen können. Wie auch?


    Erneut nickte der Centurio. Metellus verstand, was der Praefectus meinte. ja, es dämmerte ihm...natürlich.........Metellus verdankte Messalina so einiges, aber nie sprach er darüber........Oh, ja,.....er verstand.....

  • Ich nickte zu den den Worten des Centurios und dachte, dass dort nicht gerade Hungis schlaueste Leute am Werk gewesen sein mußten.


    "Wie trug Messalina ihre Verhaftung? Immerhin hielt sie gerade ihren toten Bruder in den Armen."


    Diese Worten zeigten nun doch mein Interesse am Schicksal der Freundin, auch wenn ich meine Stimme neutral klingen ließ und keine Miene verzog.

  • Metellus versuchte, ganz nüchtern und unbeteiligt zu klingen, natürlich ahnte er, wie sehr Falco an Details interessiert war, doch verbarg der Centurio dieses. Er wollte schnell alle informationen auf nüchterne Art vermitteln.


    Sie nahm es, meiner Meinung nach, gefasst und würdevoll, auch wenn Tränen flossen


    Und nicht zu knapp. Aber Metellus dachte sich, es würde ihn weniger schmerzen, wenn er vom Mut Messalinas hörte.

  • Stumm nickte ich und Messalinas Leid dauerte mich. Sie hatte in der letzten Zeit von dem machmal sehr bitteren Trunk, welches einem das Schicksal mitunter einschenkt, in überreichlichem Maße trinken müssen.


    Zuerst starb ihr Ehemann und Geliebter. Dann mußte sie entsetzt erleben wie ihr eigener Sohn versuchte den Imperator zu töten. Um dieses Attentat zu verhindern und den Imperator zu retten, tötete sie sie ihren eigenen Sohn. Zum Dank dafür, dachte ich bitter, wurde ihr der Senatssitz genommen und der Imperator wünschte von ihr nie wieder etwas zu hören, was ihr auch so ziemlich jede berufliche Perspektive raubte.Ich kannte die Beweggründe des Imperators dafür nicht, wußte aber das Messalina ihm stets treu ergeben war. Nie hatte mir die Freundin Anlaß gegeben, an ihrer Liebe und Treue zu Imperator und Imperium zu zweifeln.


    Dann mußte Messalina vom Tode iher besten Freundin erfahren und schließlich mußte sie auch noch die Bergung ihres toten Bruders aus dem Tiber erleben. Gerade als sie dessen Leiche in den Armen hielt, wurde sie von den Praetorianern ohne jede Rechtsgrundlage verhaftet.


    Menschen sind schon an viel weniger Schicksalsschlägen zerbrochen, dachte ich und bewunderte Messalina für ihre Tapferkeit, mit welcher sie ihr Schicksal bisher ertragen hatte.


    Als ich mit meinen Überlegungen am Ende angekommen war, stellte ich Metellus weitere Fragen.


    "Die anwesenden Urbaner, welche du erwähntest, schauten dem ganzen zu? Und was geschah mit der Leiche dieses Vibullius? Du sagtest, Messalina trug sie im Augenblick ihrer Verhaftung in den Armen."

  • Die Urbaner schauten einfach nur zu, wie Messalina abgeführt wurde, wobei SIE es war, die die Leiche trug. Danach verschwanden die Urbaner flink. Ich schätze mal, die werden ebenso Meldung machen, so wie ich

  • "Danke, Centurio, für deinen Bericht. Anklopfen darfst du das nächste Mal trotzdem, bevor du mein Büro betrittst...", dieser Tadel mußtze sein, "Aber mir von diesem Vorkommnis sofort Meldung zu erstatten war richtig."


    Mein Blick sprach ihm meinen Dank dafür aus.


    "Das es richtig war zu mir zukommen, dass sagte ich dir ja bereits. Jedoch gestatte mir eine Frage... Warum dachtest du, dass ich diese Nachricht sofort erhalten sollte? Du kannst ehrlich antworten..."

  • Instinktiv drehte er sich zur Tür um. Ja, da war wirklich eine Tür....dumme Erfindung eigentlich. immer stehen sie einem im Weg....er nickte Falco aber "schuldbewusst" zu.


    Sollte Metellus wirklich darauf antworten? So ganz ehrlich? Messalina war ihm sehr symphatisch, auch wenn er sie nur durch Briefe kannte. Auch verdankte er ihr ja etwas. Da Metellus aber die großen Zusammenhänge nicht kannte, "wer mit wem und wer gegen wen......" da könnte er sich schnell um Kopf und Kragen reden. Tief sah er Falco in die Augen, ja, ihm vertraute er und sprach leise, denn die Türen waren sehr dünn, das wusste er ja aus eigener Erfahrung.


    Ich habe Dir den Sachverhalt geschildert. Sage mir, war es rechtens, sie dort zu verhaften? Auf diese Art und Weise?

  • "Betrachten wir das Gesagte als meine private Meinung und es bleibt unter uns. Ich sehe keine Rechtsgrundlage für Messalinas Verhaftung, gleich gar nicht an dem Ort an dem sie sich befand, und es gibt nach meinem Kenntnisstand keinen Haftbefehl gegen sie.", antwortete ich dem Centurio.


    "Metellus, du hast mir aber auf meine Frage noch nicht geantwortet... Warum dachtest du, dass ich unverzüglich von ihrer Verhaftung erfahren sollte?"

  • Metellus hoffte, er hätte mit dieser geschickten Antwort sich aus allem raushalten...und dennoch alles sagen können. Man merkte, Falco war ein kluger Mann, den man nicht so leicht ablenken konnte. Nun müsste der Centurio entweder Farbe bekennen oder aber sich geschickt winden. Da er Falco vertraute, und sie alleine waren, da entschied er sich, die erste Variante zu wählen.


    Was mit Messalina geschah, das war nicht rechtens. Ich empfand es eher als einen Akt der Willkür. da wir hier alleine sind, nur wir beide, da muss ich sagen, das Verhalten war anmaßend. Nun, ich hoffte, Du könntest da etwas bewegen. Ich weiß, Messalina ist "geächtet", man hasst sie vielerorts. Ich habe sie anders kennengelernt. Zwar nicht persönlich, doch sie war wie ehrlich und großzügig zu mir. Ich bin ein Mann, für den Treue wichtig ist. Ebenso wie Verlässlichkeit und Loyalität. Ich würde mich wie ein Schuft fühlen, hätte ich nur zugesehen, weil es vielleicht bequemer gewesen wäre. Ich kann nichts ausrichten...und ich weiß nicht einmal, wie Du zu Messalina stehst. Aber ich vermute, daß Du ihr freundlich gesonnen bist. DESHALB bin ich hier. Jemand der Einfluss hat, der auch ihr Freund ist, der sollte es wissen, weil derjenige vielleicht helfen kann


    Innerlich biss sich Metellus auf die Zunge. Er hatte nicht nur Farbe bekannt, er hatte die "Hose" runtergelassen, nein, er hatte sich völlig entkleidet. Wenn er seinen Praefectus falsch einschätzte, dann hatte er nun ein Problem. Dagegen wäre der Gladiator von neulich eine Witzfigur.


    ....Aber das war nur unter uns, meine Meinung halt......


    Innerlich war er aufgewühlt, doch wollte er den Schein von sachlicher neutralität vorspielen.

  • "Ich bin sicher, dass Messalina nicht lange im Kerker sitzen wird."


    Hoffte ich zumindestens und sprach es aus um Metellus und mir selbst Hoffnung zu machen. Was ich selbst unternehmen würde, daran arbeitete mein Gehirn bereits.


    "Du tatest recht daran mir zu berichten. Mit deiner Annahme, dass ich Messalina freundlich gesonnen bin liegst du richtig. Ich bin seit langer Zeit mir ihr befreundet..."


    Lange war es her, als ich sie das erste Mal traf. Damals war ich noch Probatus bei der Legio I. Was war doch alles seitdem geschehen.


    ...und ganz Rom weiß davon. Ich vermute das Gerücht darüber drang auch an deine Ohren."


    Ich lächelte leicht, bevor ich wieder ernst werdend fortfuhr.


    "Wie für dich sind auch für mich Treue, Verläßlichkeit und Loyalität wichtige Tugenden eines Römers und ganz besonders gegenüber Freunden. Meine Freundschaft zu ihr werde ich nie verleugnen. Und Messalina gab mir niemals Anlaß an ihrer Treue und Loyalität, ja an ihrer Liebe zu Rom und unserem Imperator zu zweifeln."

  • Rom ist so groß...und doch so klein. So fügen sich Freundschaften wie Fäden aneinander. Erst wirr und unkenntlich ist ihre Form, doch dann zeugen sich Muster und Formen. Der Centurio atmete innerlich auf und war zufrieden, sich auf diese Weise entschieden zu haben. Er hatte großen Vertrauen in den Einfluss seines Praefectus. Er lächelte verschmitzt seinen Vorgesetzten an und schickte sich an, das Officium zu verlassen.


    Wenn sonst nichts mehr anliegt, dann werde ich die Tür mal von außen schließen...:) Oder kann ich noch etwas tun?


    Oje, hoffentlich kam nicht noch so eine Bemerkung bezüglich des Klopfens, dachte er sich schmunzelnd.

  • "Danke für deine Information, Centurio. Dieser Dank ist sowohl dienstlich gemeint, denn als Praefectus muß ich über solche Dinge erfahren, als auch privat wegen meiner Freundschaft zu Messalina. Einen schriftlichen Bericht über das Vorkommnis werde ich vermutlich nicht benötigen. Sollte sich das ändern, gebe ich dir Bescheid."


    Metellus war in meiner Achtung durch sein rasches und entschlossenes Handeln sowie durch seine offenen und vertrauensvollen Antworten auf meine Fragen weiter gestiegen. Ich war froh einen solchen Mann in den Reihen der Cohortes Vigiliae zu wissen.


    "Weitere Befehle habe ich momentan nicht. Wegtreten!"

  • Als Metellus mein Officium verließ, reichte mir mein Scriba zwischenzeitlich eingegegange Berichte herein und schloß dann wieder die Tür.


    Ich begann zu lesen, darunter auch diesen Bericht...


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